Praktische Theologie Heft 1/2010 (PDF)
Auf der Suche nach dem Glück. Ratgeberliteratur als Lebenshilfe
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Auch Götter müssen sterben! (S. 57-58) Ein Nachruf auf Michael Jackson
Harald Schroeter-Wittke
Nun ist er tot, der King of Pop. Gelitten, gestorben und begraben ebenso spektakulär wie sein gesamtes Leben: eine Mischung aus Leiden und Leidenschaft. Ich habe keinen Menschen kennen gelernt, dessen Persönlichkeit so stark aus zwei Seiten bestand, gab Thomas Gottschalk aus Kalifornien am Tage nach Jacksons Tod zum Besten. Zweimal hatte er ihn in seiner Show, und jedes Mal sei ihm dort eine sehr zarte, leise, schüchterne und höflich zuvorkommende Persönlichkeit begegnet, die sich dann auf der Bühne zu dem verwandelt habe, was ihn zur globalen Pop-Ikone hat werden lassen. Offenbar war die Bühne sein Leben. Dort konnte er das in grandioser Perfektion ausleben, was ihn bewegte.
King of Pop zu sein auf einer Stufe mit Elvis, dem King of RocknRoll, das war ihm wichtig, wie auch seine Ehe mit Elvis Tochter Lisa Marie Presley 1994-1995 zeigt. Mit Superlativen braucht man bei ihm nicht zu sparen: die bislang teuersten und perfektesten Bühnenshows, der beste Tänzer und Pop-Performer seiner Generation, mit Thriller das meistverkaufte Album aller Zeiten, ein Rekord, der angesichts der Medienrevolution in der Popmusik für die Ewigkeit sein wird. Schon früh hat sich die Theologie an Michael Jackson abgearbeitet. Er lieferte eine der ersten, wichtigsten und zugleich besten Vorlagen für eine unvoreingenommene religiöse Wahrnehmung popkultureller Phänomene, z. B. bei Rolf Tischer, Ilse Kögler, Bernd Schwarze, Gotthard Fermor, Franz Josef Röll, Gerd Buschmann, Andreas Mertin, Ingo Reuter u. a. Klaus Kirchhoff hat in seiner Dissertation zur phänomenologischen Religionspädagogik Das gewisse Etwas 2007 die einleuchtende These aufgestellt: Religionspädagogisch kommt es deutlich stärker auf die ungelebte Religion an als auf die gelebte. Michael Jackson war mit seinem gewissen Etwas und der ihm inne wohnenden Tragik dafür ein
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Beispiel.
Die unaufgeklärten und vermutlich auch nicht mehr aufzuklärenden Vorwürfe der Pädophilie zeigen die Kehrseite einer Lebenspraxis, in der die Liebe zum unschuldigen Kind Kult wird ein Frömmigkeitsphänomen übrigens, welches nach Matthias Morgenroth auch im Weihnachtschristentum der Moderne popkulturell zum Ausdruck kommt. Bei Michael Jackson gilt diesbezüglich aber, aller juristischen Korrektheit zum Trotz, nicht mehr die Unschuldsvermutung, obwohl oder auch gerade weil er so stark auf Unschuld in seinen Black or White-Inszenierungen setzte. Er selbst war (fast) nicht (mehr) von dieser Welt: Weder schwarz noch weiß, weder Mann noch Frau, weder Kind noch Erwachsener, weder authentisch noch einfach nur Marketing- oder Medienprodukt. Neverland hieß sein Anwesen.
Mit Haut und Haaren lebte der King of Pop seine öffentliche Inszenierung und starb für sie. Seine Shows inszenierten den Werdegang einer Gottheit, welche er auf die Bühne brachte. Unvergessen die ersten 10 Minuten seines Bukarest-Concert 1992, in denen nahezu alle Phänomene einer Epiphanie religionswissenschaftlich zu studieren sind. Unvergessen auch seine Dangerous- und seine HIStory-Tour, die jeweils den Heldenmythos mit christologischen Anklängen erzählen: angefangen von dem Zur-Welt-Kommen des Helden in einem gleißenden Licht in der Dunkelheit über die Gefährdung und Errettung des Helden, der die Welt erlöst (Heal the World Earth-Song), bis hin zu dessen leiblicher Himmelfahrt und Pfingsten, wenn es zum Abschluss ein großes Feuerwerk gibt, welches den Geist des Helden in vielen gött lichen Funken auf die Gemeinde herab regnen lässt. Kein Wunder, dass auch sein Grab bis heute leer ist, wenn man dem Hörensagen Glauben schenken darf. Kein Wunder auch, dass es Menschen gibt, die schon kurz nach seinem Tod berichten, ER sei ihnen erschienen, was es aber auch schon bei Jim Morrison gab.
Am 6. September 1996 nachmittags erreichten wir während einer Studienfahrt auf den Spuren des Comenius mit Henning Schröer Prag, wo uns ein aufgeregter Hausmeister im Reformierten Studienhaus empfing. Die Stadt wurde gerade beschallt von der Generalprobe des Eröffnungskonzerts zur HIStory-Tour. Der Hausmeister sagte die Wahrheit, als er bemerkte: Der hält sich wohl für Gott. Gestern, als er hier in Prag ankam, ist er gegen die Einbahnstraßen gefahren. Das hat sogar der Papst bei seinem Besuch hier nicht gewagt.
Die unaufgeklärten und vermutlich auch nicht mehr aufzuklärenden Vorwürfe der Pädophilie zeigen die Kehrseite einer Lebenspraxis, in der die Liebe zum unschuldigen Kind Kult wird ein Frömmigkeitsphänomen übrigens, welches nach Matthias Morgenroth auch im Weihnachtschristentum der Moderne popkulturell zum Ausdruck kommt. Bei Michael Jackson gilt diesbezüglich aber, aller juristischen Korrektheit zum Trotz, nicht mehr die Unschuldsvermutung, obwohl oder auch gerade weil er so stark auf Unschuld in seinen Black or White-Inszenierungen setzte. Er selbst war (fast) nicht (mehr) von dieser Welt: Weder schwarz noch weiß, weder Mann noch Frau, weder Kind noch Erwachsener, weder authentisch noch einfach nur Marketing- oder Medienprodukt. Neverland hieß sein Anwesen.
Mit Haut und Haaren lebte der King of Pop seine öffentliche Inszenierung und starb für sie. Seine Shows inszenierten den Werdegang einer Gottheit, welche er auf die Bühne brachte. Unvergessen die ersten 10 Minuten seines Bukarest-Concert 1992, in denen nahezu alle Phänomene einer Epiphanie religionswissenschaftlich zu studieren sind. Unvergessen auch seine Dangerous- und seine HIStory-Tour, die jeweils den Heldenmythos mit christologischen Anklängen erzählen: angefangen von dem Zur-Welt-Kommen des Helden in einem gleißenden Licht in der Dunkelheit über die Gefährdung und Errettung des Helden, der die Welt erlöst (Heal the World Earth-Song), bis hin zu dessen leiblicher Himmelfahrt und Pfingsten, wenn es zum Abschluss ein großes Feuerwerk gibt, welches den Geist des Helden in vielen gött lichen Funken auf die Gemeinde herab regnen lässt. Kein Wunder, dass auch sein Grab bis heute leer ist, wenn man dem Hörensagen Glauben schenken darf. Kein Wunder auch, dass es Menschen gibt, die schon kurz nach seinem Tod berichten, ER sei ihnen erschienen, was es aber auch schon bei Jim Morrison gab.
Am 6. September 1996 nachmittags erreichten wir während einer Studienfahrt auf den Spuren des Comenius mit Henning Schröer Prag, wo uns ein aufgeregter Hausmeister im Reformierten Studienhaus empfing. Die Stadt wurde gerade beschallt von der Generalprobe des Eröffnungskonzerts zur HIStory-Tour. Der Hausmeister sagte die Wahrheit, als er bemerkte: Der hält sich wohl für Gott. Gestern, als er hier in Prag ankam, ist er gegen die Einbahnstraßen gefahren. Das hat sogar der Papst bei seinem Besuch hier nicht gewagt.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Stefanie Duttweiler
- 2010, Deutsch
- Herausgegeben: Uta Pohl-Patalong
- Verlag: GVH Zeitschriften
- ISBN-13: 938532020101
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- Dateiformat: PDF
- Größe: 0.37 MB
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