Praktische Theologie Heft 3/2009 (PDF)
Jubiläumskulturen zwischen kuluturellem Gedächtnis und lebensgeschichtlicher Erinnerung
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Jubiläumskulturen zwischen kuluturellem Gedächtnis und lebensgeschichtlicher Erinnerung
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Langeweile im Gottesdienst (S. 206-207) Das vergessene Juwel, das juvenile Subjekt und die joviale Kirche Ein Tagungsbericht
Bernd Beuscher
Jährlich werden in Deutschland mehr als 250.000 Jugendliche konfirmiert. Unter ihnen sowie unter Haupt- und Ehrenamtlichen der Konfirmandenarbeit wurde eine bundesweite Meinungsumfrage durchgeführt. Diese Datensammlung wurde am 2. März auf einer Tagung in der Evangelischen Akademie zu Berlin vorgestellt.
Als Gastgeber begrüßte Akademiedirektor Rüdiger Sachau die Teilnehmer mit der These aus der Jugendforschung, Jugend bedeute heute wählen können und müssen. Entsprechend müsse es in der Konfirmandenarbeit darum gehen, unter pluralen Bedingungen begründet wählen zu lernen und Entscheidungen auch durchhalten zu können. Ging es nicht bei der Gottesfrage darum, dass wir eben keine Wahl haben und alle dran glauben müssen?
Der Nichttheologe Norbert Bolz hatte im Blick auf die Qual der Wahl bemerkt, dass Shopping nicht einfach Einkaufen ist, sondern Übung, ein Wertefeld zu erforschen: Größer als der Wunsch, zu bekommen, was wir wünschen, ist der Wunsch, herauszufinden, was wir wirklich wünschen. Man denkt, das sei frivol, aber es ist religionspädagogisch elementar.
Anstatt zu wünschen übrig zu lassen, versuchen institutionalisierte Autoritäten (Pfarrer, Kirche) genau in der Lebensphase, wo die eigene Person sich umfassend emanzipieren muss, ihre Wichtigkeit nahezubringen. Doch wenn der Pädagoge, der ja auch seine Vorstellungen von den Bedürfnissen des Kindes hat, sich einmischt, und es anstelle von dem, was er nicht hat, bis zum Ersticken vollstopft mit dem Brei dessen, was er hat, dann wird es heikel. Gerade das Kind, das man mit dem höchsten Maß an Liebe nährt, verweigert die Nahrung und spielt mit seiner Weigerung wie mit einem Begehren (mentale Anorexie). An diesen äußersten Grenzen begreift man wie nirgendwo, dass der Hass auf die Liebe herausgibt (Jacques Lacan).
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Das scheint mir eine ziemlich präzise Diagnose für den Wegbruch von Konfirmanden nach der Konfirmation.
Klaus Wegenast hatte 1987 im Gemeindepädagogischen Kompendium noch von der dröhnenden Langeweile gesprochen. Diese ist hausgemacht, denn Langeweile ist der Wunsch nach einem Begehren. Es mangelt an Mangel und Irritation (N. Bolz). Doch Sachau gab voreilig ein Versprechen, das die anschließend vorgestellten Daten nicht halten sollten: Kirche ist nicht langweilig Kirche ist cool. Konfiarbeit macht nicht Langeweile, sondern trägt dazu bei, dass Gottesdienst mehr Freude macht. In einer der drei Arbeitsforen des Nachmittags mahnte der Sozialpädagoge Richard Münchmeier von der FU Berlin mit gutem Grund: Daten sind keine Befunde. Daten sind völlig blöd. Einschätzung geschieht immer mit vollem Risiko. Dies war eine von mehreren unerhörten Chancen, die Simplifizierungsattitüde aufzugeben und gründlich in Schwierigkeiten hineinzukommen. Jedoch entwickelte die Zahlensammlung im Kreise der zwischen Bangen und Hoffen forschenden und lehrenden Theologiewissenschaftler die zu erwartende Eigendynamik. Für den RU hatte Anton Bucher bereits im Jahre 2000 im Lexikon der Religionspädagogik in einem Artikel über empirische Realitätskontrollen als ein differenziertes Bild die Bilanz gezogen, der RU präsentiere sich ganz passabel. Empirie: das Gemüt hat immer schon ausgewählt und man fängt stets nachträglich an, sich etwas zurechtzulegen. Derartige Explorationen gleichen Vivisektionen, die unter der Narkose suggestiver Erwartungsübertragung durchgeführt werden. Schmerzfreiheit ist jedoch gefährlich, weil man kein Gewissen mehr hat. Sicher: das Datenspiel muss gespielt werden, vor allem als Teil des OZV-Medienspiels (= objektive Zahlen vorlegen). Wie flott-beschönigend, tagespolitisch beflügelnd und unprotestantisch dies dann aber klingen kann, zeigt die entsprechende kirchliche Pressemeldung.
Klaus Wegenast hatte 1987 im Gemeindepädagogischen Kompendium noch von der dröhnenden Langeweile gesprochen. Diese ist hausgemacht, denn Langeweile ist der Wunsch nach einem Begehren. Es mangelt an Mangel und Irritation (N. Bolz). Doch Sachau gab voreilig ein Versprechen, das die anschließend vorgestellten Daten nicht halten sollten: Kirche ist nicht langweilig Kirche ist cool. Konfiarbeit macht nicht Langeweile, sondern trägt dazu bei, dass Gottesdienst mehr Freude macht. In einer der drei Arbeitsforen des Nachmittags mahnte der Sozialpädagoge Richard Münchmeier von der FU Berlin mit gutem Grund: Daten sind keine Befunde. Daten sind völlig blöd. Einschätzung geschieht immer mit vollem Risiko. Dies war eine von mehreren unerhörten Chancen, die Simplifizierungsattitüde aufzugeben und gründlich in Schwierigkeiten hineinzukommen. Jedoch entwickelte die Zahlensammlung im Kreise der zwischen Bangen und Hoffen forschenden und lehrenden Theologiewissenschaftler die zu erwartende Eigendynamik. Für den RU hatte Anton Bucher bereits im Jahre 2000 im Lexikon der Religionspädagogik in einem Artikel über empirische Realitätskontrollen als ein differenziertes Bild die Bilanz gezogen, der RU präsentiere sich ganz passabel. Empirie: das Gemüt hat immer schon ausgewählt und man fängt stets nachträglich an, sich etwas zurechtzulegen. Derartige Explorationen gleichen Vivisektionen, die unter der Narkose suggestiver Erwartungsübertragung durchgeführt werden. Schmerzfreiheit ist jedoch gefährlich, weil man kein Gewissen mehr hat. Sicher: das Datenspiel muss gespielt werden, vor allem als Teil des OZV-Medienspiels (= objektive Zahlen vorlegen). Wie flott-beschönigend, tagespolitisch beflügelnd und unprotestantisch dies dann aber klingen kann, zeigt die entsprechende kirchliche Pressemeldung.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Kristina Fechtner
- 2009, Deutsch
- Herausgegeben: Albrecht Grözinger
- Verlag: GVH Zeitschriften
- ISBN-13: 938532020093
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- Dateiformat: PDF
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