Zeitschrift für Evangelische Ethik, Heft 3/2010 (PDF)
Natürliche Empathie - Moralische Urteilsbildung - Kritik der Reproduktionsmedizin - Suizid: Tod der Zukunft?
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Natürliche Empathie - Moralische Urteilsbildung - Kritik der Reproduktionsmedizin - Suizid: Tod der Zukunft?
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Auf dem Weg zum Kind als erkauftes Dienstleistungsprodukt? (S. 194-195) Eine ethische Kritik der modernen Reproduktionsmedizin
Von Giovanni Maio
Als 1978 mit Louise Brown das erste Kind zur Welt kam, das mittels »künstlicher Befruchtung« gezeugt worden war, wurde dies von den Medien sehr kritisch aufgenommen. Heute scheint die Reproduktionsmedizin ein weitgehend akzeptiertes Verfahren zu sein, das für sich genommen kaum noch kritisch hinterfragt wird. Und doch gehen mit der Technik der assistierten Reproduktion bzw. mit der Entscheidung, das Leiden an der ungewollten Kinderlosigkeit mit technischen Mitteln zu »behandeln«, nach wie vor viele ethische Probleme einher, die nichts an Aktualität eingebüßt haben. Allein dass sich die Bevölkerung an die Praxis der assistierten Reproduktion gewöhnt hat, sagt nichts über die moralische Vertretbarkeit der Verfahren aus. Im Folgenden sollen einige ethische Probleme, die sich aus der gegenwärtigen Entwicklung der Reproduktionsmedizin ergeben, beleuchtet werden.
1. Reproduktionsmedizin zwischen ärztlicher Hilfe und wunscherfüllender Dienstleistung
Obwohl das Verfahren der In-vitro-Fertilisation seit 30 Jahren klinische Anwendung findet, ist es nach wie vor ein sehr ineffektives Verfahren geblieben, wenn man den Erfolg der Behandlung der ungewollten Kinderlosigkeit mit der Geburt eines Kindes definieren würde. So bleiben über die Hälfte der Kinderwunschpaare auch nach drei Zyklen nach wie vor kinderlos. Im Durchschnitt bedarf es sieben Versuche, bis sich der »Erfolg« einstellt, oft stellt er sich gar nicht ein, vor allem bei älteren Frauen. Die Behandlung selbst stellt eine nicht nur stressreiche, sondern in hohem Maße psychisch, physisch und sozial belastende Prozedur dar man denke an die Belastungen der hormonellen Stimulation, an die klinisch kontrollierte Sexualität, an die gehäuften Aborte, die vielen Extrauterinschwangerschaften, um nur einige zu nennen.
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Angesichts dieser negativen Begleitumstände (»Nebenwirkungen«) stellt sich die Frage, ob die zunehmende Werbung der Reproduktionskliniken überhaupt ethisch vertretbar ist. Viele Studien belegen, dass ein beträchtlicher Teil der Paare am Ende mehr unter den wiederholten erfolglosen Versuchen zu leiden hat als unter der unerwünschten Kinderlosigkeit selbst. In vielen Fällen schafft die Medizin also mehr Probleme, als sie löst. Würde man in diesem Bereich die Indikationsstellung genauso vornehmen, wie dies sonst in der Medizin üblich ist, erschiene es fraglich, ob man hier überhaupt von einer vertretbaren Indikation sprechen kann (vgl. Wiesing 1999, S99103). Ein Medikament jedenfalls, das nur in einem von sieben Fällen wirkt und das mit enormen Nebenwirkungen für Leib und Seele einhergeht, dürfte kaum eine Zulassung erhalten (vgl. Lenzen-Schulte/ Queisser-Luft 2006, 311338). Nun könnte man argumentieren, dass das Leid der betroffenen Paare so groß ist, dass deswegen jeder Versuch geboten erschiene. Und doch nimmt man die Ziele der Behandlung genauer unter die Lupe, wird man bald erkennen, dass eine solche Argumentation auf tönernen Füßen steht.
Was ist das Ziel der Behandlung? Oft wird suggeriert, dass das Ziel aller Behandlungen die Geburt eines Kindes ist. Angesichts dessen, dass die gewollte Kinderlosigkeit immer mehr zum präferierten Lebensstil wird, müsste man fragen, ob es denn überhaupt ein medizinisches Ziel sein kann, etwas erreichen zu wollen, das viele andere Paare gar nicht für erstrebenswert halten. Auch sonst definieren wir die Ziele der Medizin nach Gütern, die für alle Menschen erstrebenswert sind. Da das Gut, ein Kind zu bekommen, nur für einen immer geringer werdenden Teil der Menschen erstrebenswert ist, taugt dieses Gut nur bedingt für eine Zielsetzung der Medizin. Nun bestehen zwei Möglichkeiten: Entweder verortet man die gesamten Verfahren der assistierten Reproduktion außerhalb der Medizin mit allen ökonomischen und versicherungsrechtlichen Konsequenzen oder man formuliert ein anderes genuin medizinisches Ziel. Dieser Gedankengang der Auslagerung aus der Medizin ist gar nicht so abwegig, weil in der Tat viele Menschen die selbst nicht betroffen sind der Meinung sind, dass die künstlichen Befruchtungen eher Lifestyle-Methoden seien, für die man auch vollkommen privat aufkommen müsste. In der Tat stellt sich die Frage, ob nicht etwa die künstliche Befruchtung für lesbische Paare tatsächlich in den Bereich der Lifestyle-Medizin fällt. Ähnlich anfechtbar wäre es, wenn man für die assistierte Reproduktion bei Frauen in der Postmenopause eine genuin medizinische Indikation formulieren wollte. Genauso anfechtbar wäre es aber, wollte man die gesamte Reproduktionsmedizin als Lifestyle-Medizin begreifen, denn damit würde man das Leiden, das mit einer ungewollten Kinderlosigkeit einhergehen kann, bagatellisieren.
Was ist das Ziel der Behandlung? Oft wird suggeriert, dass das Ziel aller Behandlungen die Geburt eines Kindes ist. Angesichts dessen, dass die gewollte Kinderlosigkeit immer mehr zum präferierten Lebensstil wird, müsste man fragen, ob es denn überhaupt ein medizinisches Ziel sein kann, etwas erreichen zu wollen, das viele andere Paare gar nicht für erstrebenswert halten. Auch sonst definieren wir die Ziele der Medizin nach Gütern, die für alle Menschen erstrebenswert sind. Da das Gut, ein Kind zu bekommen, nur für einen immer geringer werdenden Teil der Menschen erstrebenswert ist, taugt dieses Gut nur bedingt für eine Zielsetzung der Medizin. Nun bestehen zwei Möglichkeiten: Entweder verortet man die gesamten Verfahren der assistierten Reproduktion außerhalb der Medizin mit allen ökonomischen und versicherungsrechtlichen Konsequenzen oder man formuliert ein anderes genuin medizinisches Ziel. Dieser Gedankengang der Auslagerung aus der Medizin ist gar nicht so abwegig, weil in der Tat viele Menschen die selbst nicht betroffen sind der Meinung sind, dass die künstlichen Befruchtungen eher Lifestyle-Methoden seien, für die man auch vollkommen privat aufkommen müsste. In der Tat stellt sich die Frage, ob nicht etwa die künstliche Befruchtung für lesbische Paare tatsächlich in den Bereich der Lifestyle-Medizin fällt. Ähnlich anfechtbar wäre es, wenn man für die assistierte Reproduktion bei Frauen in der Postmenopause eine genuin medizinische Indikation formulieren wollte. Genauso anfechtbar wäre es aber, wollte man die gesamte Reproduktionsmedizin als Lifestyle-Medizin begreifen, denn damit würde man das Leiden, das mit einer ungewollten Kinderlosigkeit einhergehen kann, bagatellisieren.
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Bibliographische Angaben
- Autoren: Reiner Anselm , Ulrich Körtner
- 2010, Deutsch
- Verlag: GVH Zeitschriften
- ISBN-13: 044267420103
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- Dateiformat: PDF
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