Zeter und Mordio! (PDF)
Vergewaltigung in Recht und Literatur
Eine prominente Reihe literarischer Vergewaltigungsfälle seit dem 17. Jahrhundert wird aus dem Horizont der Rechts- und Kulturgeschichte literaturgeschichtlich analysiert.
Vergewaltigung gilt, wie Raub, Mord und Totschlag, seit alters als schweres...
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Produktinformationen zu „Zeter und Mordio! (PDF)“
Eine prominente Reihe literarischer Vergewaltigungsfälle seit dem 17. Jahrhundert wird aus dem Horizont der Rechts- und Kulturgeschichte literaturgeschichtlich analysiert.
Vergewaltigung gilt, wie Raub, Mord und Totschlag, seit alters als schweres Verbrechen. Welcher erzwungene Beischlaf allerdings jeweils als Verbrechen zu qualifizieren war und unter welchen Bedingungen diese Tat sanktio-niert werden konnte, erschließt sich erst im Zusammenhang mit den Rechtsnormen einer Zeit. Die Untersuchung von Gesa Dane rekonstruiert die Strafrechtsgeschichte dieses Verbrechens, um vor deren Hintergrund literarische Texte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert zu deuten. Zwar werden Vergewaltigungen hier aus Dezenzgründen bis weit in das 20. Jahrhundert nicht direkt geschildert, doch gelingt der Verfasserin mithilfe einer umsichtigen kulturhistorischen Spurensuche der Nachweis, daß die Texte selber es nie im Ungewissen lassen, ob es sich nach zeitgenössischen Vorstellungen um erzwungenen Beischlaf oder um Verführung handelt. In dieser Hinsicht werden Texte u.a. von Harsdörffer, Grimmelshausen, Lohenstein, Calderón, Richardson, Lessing, Goethe, Kleist, Hardy, Hahn-Hahn bis hin zu Parei und Duwe neu gedeutet und zum Sprechen gebracht.
Vergewaltigung gilt, wie Raub, Mord und Totschlag, seit alters als schweres Verbrechen. Welcher erzwungene Beischlaf allerdings jeweils als Verbrechen zu qualifizieren war und unter welchen Bedingungen diese Tat sanktio-niert werden konnte, erschließt sich erst im Zusammenhang mit den Rechtsnormen einer Zeit. Die Untersuchung von Gesa Dane rekonstruiert die Strafrechtsgeschichte dieses Verbrechens, um vor deren Hintergrund literarische Texte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert zu deuten. Zwar werden Vergewaltigungen hier aus Dezenzgründen bis weit in das 20. Jahrhundert nicht direkt geschildert, doch gelingt der Verfasserin mithilfe einer umsichtigen kulturhistorischen Spurensuche der Nachweis, daß die Texte selber es nie im Ungewissen lassen, ob es sich nach zeitgenössischen Vorstellungen um erzwungenen Beischlaf oder um Verführung handelt. In dieser Hinsicht werden Texte u.a. von Harsdörffer, Grimmelshausen, Lohenstein, Calderón, Richardson, Lessing, Goethe, Kleist, Hardy, Hahn-Hahn bis hin zu Parei und Duwe neu gedeutet und zum Sprechen gebracht.
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VI. Notzucht in der Literatur des 17. Jahrhunderts: Zwischen Ehr- und Keuschheitsverlust (S. 168-169)1. Einleitung
Die Carolina, das Gesetzbuch des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, deutet die Notzucht als Ehrenraub. Die Frage, ob die Ehre der Frau wiederherstellbar ist, läßt sie offen. Aus dieser Leerstelle heraus entwickelt die Literatur ihre Konflikte und Problemzusammenhänge. Weil die weibliche Ehre immer mit der geschlechtlichen Integrität identifiziert wird und der Verlust dieser Ehre sich ehrverletzend auf den Geschlechtsvormund auswirkt, kann es nie nur ein einziges Opfer geben. Um die Tatfolgen in der Literatur angemessen beschreiben und untersuchen zu können, muß deshalb von einem aufgefächerten Opferbegriff ausgegangen werden, der zwischen dem unmittelbaren und dem mittelbaren Opfer unterscheidet.
Die Frau, der das Verbrechen widerfährt, ist das unmittelbare Opfer, ihre Familie dagegen ist das mittelbare Opfer. Ein solchermaßen differenzierter Opferbegriff, wie er implizit in der strafrechtlichen Deutung des Ehrenraubs existiert, korrespondiert mit der Anlage der Konflikte, die in der Literatur des 17. Jahrhunderts in besonderer Weise Ehrkonflikte sind. Mit dem Stichwort ›Ehrenraub‹ wird ein komplexer psycho-sozialer Vorgang bezeichnet, der das unmittelbare und das mittelbare Opfer in unterschiedlicher Weise trifft, auch davon weiß die Literatur. Die Frage nach der Wiederherstellbarkeit der Ehre zielt darauf, unter welchen Voraussetzungen diese Verletzungen behoben werden können.
Die Barockforschung hat seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts herausgearbeitet, daß die Literatur des 17. Jahrhunderts menschliche Schicksale nur präsentiert, insofern diese exemplarischen Charakter haben und mit didaktischen Wirkungsabsichten verbunden werden können. Die Funktion von literarischen Exempeln besteht
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gemäß der rhetorischen Tradition darin, Affekte zu erregen, zu unterhalten, zu erfreuen und zu erbauen. Zugleich sollen abstrakte Normen oder allgemeine Lehren vermittelt werden, indem diese anschaulich an Einzelfällen aufgezeigt werden.
Die Literatur stellt exemplarische Verhaltensweisen dar, positive Beispiele zum Nacheifern, aber auch – um der Abschreckung willen – Negativbeispiele. Nicht zufällig sind einige der bedeutendsten Autoren der Epoche Juristen gewesen, so Andreas Gryphius, Johann Christian Hallmann und Daniel Casper von Lohenstein. Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen war als Schultheiß von Renchen mit Rechtsfragen ebenfalls vertraut. Juristische Argumentationsmuster, Begriffe und Diskursformen durchdringen die Texte dieser Autoren. Das gilt auch für die Art, wie Notzuchtsverbrechen thematisiert werden.
Die Literatur stellt exemplarische Verhaltensweisen dar, positive Beispiele zum Nacheifern, aber auch – um der Abschreckung willen – Negativbeispiele. Nicht zufällig sind einige der bedeutendsten Autoren der Epoche Juristen gewesen, so Andreas Gryphius, Johann Christian Hallmann und Daniel Casper von Lohenstein. Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen war als Schultheiß von Renchen mit Rechtsfragen ebenfalls vertraut. Juristische Argumentationsmuster, Begriffe und Diskursformen durchdringen die Texte dieser Autoren. Das gilt auch für die Art, wie Notzuchtsverbrechen thematisiert werden.
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Autoren-Porträt von Gesa Dane
Gesa Dane, PD Dr. phil., ist am Seminar für Deutsche Philologie in Göttingen tätig. Veröffentlichungen u.a.: "Die heilsame Toilette". Kosmetik und Bildung in Goethes "Der Mann von funfzig Jahren" (1994); "G. E. Lessing: Emilia Galotti". Erläuterungen und Dokumente (2002); zahlreiche Beiträge zur Literatur des 17. bis 20 Jahrhunderts, zur Wissenschaftsgeschichte der Germanistik und zum Verhältnis von Recht und Literatur.
Bibliographische Angaben
- Autor: Gesa Dane
- 2013, 312 Seiten, Deutsch
- Verlag: Wallstein Verlag GmbH
- ISBN-10: 3835320688
- ISBN-13: 9783835320680
- Erscheinungsdatum: 01.11.2013
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 6.09 MB
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Pressezitat
»Gegenüber schillernden Theorien bewahrt diese nüchterne und unbestechliche Anwältin vornehm Distanz.«(Alexander Kosenina, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.12.2005)
»mitreißend, anrührend, fesselnd, faszinierend.«
(Marie Theres Fögen, Rechtsgeschichte 8/2006)
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