Summer Of Love (CD)
Ja, es ist schon wieder Sommer. Genauer gesagt: Es ist der Sommer der Liebe. Jedenfalls, wenn’s nach Stefan Dettl und seiner Band geht, die für 2012 jetzt einfach mal den Summer Of Love ausgerufen haben, ganz international auf Englisch (zumindest im Titel; gesungen wird natürlich wieder auf Bairisch), damit’s auch wirklich alle mitkriegen. Weil’s 45 Jahre nach dem originalen Summer Of Love mal wieder an der Zeit war? „Weil wir der Meinung sind, es gehört einfach mehr Liebe nach Bayern und in die Welt!“ Nun kann Stefan Dettl ja weiß Gott nicht über mangelnde Zuneigung klagen: Im zurückliegenden Jahr spielte er gleich mehrere umjubelte Tourneen, nicht nur mit seiner Solo-Band, sondern auch mit seiner anderen Band LaBrassBanda - ganze Festivals lagen ihm und seinen Kumpanen zu Füßen; von der Rockstar-Ochsentour sind tumultartige Partyszenen überliefert, bei den Festivals im Sommer präsentierte sich eine zur schlagkräftigen Rockmaschine zusammengewachsene Band. Die Lieder „Rockstar“ und „Mexican Gringo“ wurden zu veritablen Radiohits und Stefan Dettl selber zu einem regelrechten (Achtung, schlimmes Wort!) Medien-Liebling.
Aber da muss doch noch mehr gehen? Rockstar, schön und gut - aber zu dem Begriff, den er sich mit der Hitsingle seiner ersten Platte quasi selber angeheftet hat, hat Stefan Dettl freilich ein eher ironisch-kokettes Verhältnis. Kein Star-Getue bitteschön, Stefan Dettl will im Gegenteil noch viel näher ran an die Leute: „Dieses Ding ‚Wir sind die Künstler, ihr seid die, die zuhören’, damit haben wir nichts zu tun“, sagt Stefan Dettl. „Wir möchten die Leute umarmen, mit ihnen feiern, ihnen Sachen näher bringen, die uns wichtig sind, auch ein bissl provozieren und zum Nachdenken anregen. Und ich finde, es gehört einfach eine neue bayerische Hippie-Bewegung her. Ich hab das Gefühl, dass das Potenzial dafür da ist.“
Anstacheln wollen Stefan Dettlund seine Band dieses Potenzial zwischen Anarchie und Aquarius mit einer neuen Platte voller Lieder, die im Lauf des so ereignisreichen letzten Jahres entstanden sind. Einige wurden schon bei den Konzerten 2011 gespielt und entwickelt – und sind mitunter bereits Live-Favoriten geworden, wie das trashig-aufgekratzte „Holzfasslbier“, der treibende quasi-Ska-Rocker „Des bassd ned“ und das fröhlich-brachiale „Heavy Dettl“. Stimmt schon: So hart rockend wie auf diesem Album hat man Stefan Dettl bisher nur live gehört. Hinzu kommt schwerer Funk „Neu2“, sonniger Gitarrenpop wie bei „Für immer“, im bittersüßen „Stoana“ und im Titelsong – aber der Summer Of Love hat auch seine zarten und gefühlvollen Momente: Etwa die wildromantische Räuberpärchen-Ballade „Bamba“, den breitwandigen Midtempo-Rocker „Einladung“ sowie folkig-akustische, mit Bläserflächen angewärmte Gemütlichkeiten wie „Bei mir“ und das wehmütig-elegische „Rivers“. „Mei“, sagt Stefan Dettl über Summer Of Love, „man hört’s eh: Wir träumen halt immer noch davon, dass wir in den 70er Jahren leben und mit unserem kleinen Tourbus umeinandergurken und bei den ganzen Hippiefestivals und den großen Stadionkonzerten mitspielen.“ Einfach mit ein paar Spezln den Bus vollpacken und dann einen bunten, warmen Sommer lang in einer Art Dauer-Party-Happening durch die Lande gondeln und Musik spielen – dass es so romantisch im Rockgeschäft schon länger nicht mehr zugeht, ist der Stefan Dettl Band klar. Aber schön blöd wär man auch, wenn man’s nicht wenigstens versuchen würde, diese güldenen Zeiten des abenteuerlichen Musikerlebens für sich heraufzubeschwören.
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- Stefan Dettl
- CD
- 2012
- Label: SONY MUSIC ENTERTAINMENT
- EAN: 886919615623
- Erscheinungsdatum: 29.06.2012
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