The Best Of The Specials (CD)

Die Zeit war reif im Sommer 1979: Die Punk-Explosion von 1976 war ausgeschwungen und wurde zu einer bloßen Erinnerung. Die Helden des Punk wie The Clash, The Buzzcocks und The Jam waren allgemein akzeptierter Teil eines gesättigten Rock-Establishments geworden, die Kids, die in der Musik ungebundene Ursprünglichkeit suchten, hatten Hunger nach etwas Frischem bekommen. Zwar tauchte eine ganze Reihe von vielversprechenden Gruppen des Post-Punk aus dem Norden Englands auf, darunter großartige und wegweisende Bands wie Joy Division, Echo & The Bunnymen und Human League, aber insgesamt war die britische Musik im Jahr 79 etwas schal und kraftlos geworden. Alle warteten auf einen Act, der Einfallsreichtum und Aussagekraft mit einer guten Portion Spaß verband.

Dann kamen THE SPECIALS - oder The Special AKA, wie sie sich später nannten. 1977 unter dem Namen The (Coventry) Automatics von Songwriter und Keyboarder Jerry Dammers, Gitarrist Lynval Golding und Bassmann Sir Horace Gentleman in Coventry gegründet, tauchten sie Anfang 1979 zum ersten Mal mit einem erkennbaren Profil in der Szene auf. Zwischendurch gab es einige Wechsel im Line-Up und nicht zuletzt einige Namensänderungen, etwa zu The Jaywalkers und The Hybrids, die mit einer Fusion aus Rock und Reggae experimentierten. Dann war es soweit: Mit einer brisanten Mischung aus Punkrock und Ska, der sich bereits Ende der 50er Jahre in Jamaica entwickelt hatte, perfektionierten sie ihren Sound und fanden mit dem zweiten Gitarristen Roddy Radiation, Sänger Terry Hall, Drummer John ‚Brad‘ Bradbury und MC Neville Staples ihren definitiven Sound und das legendäre, endgültige Line-Up.
Hervorgebracht von einem England, das von Arbeitslosigkeit und Rassismus geplagt war, gehörten THE SPECIALS zu den ersten Bands, in denen schwarze und weiße Musiker eine gemeinsame musikalische Sprache fanden und ihre unterschiedlichsten musikalischen Vorlieben zu einem wegweisenden Amalgam verschmolzen: So waren Neville, Lynval, Brad Horace und Jerry eingefleischte Reggae- Soul- und Funk-Anhänger, während Roddy, Jerry und Terry den Weg zur Musik über den Punk fanden - so hatte Terry bereits in der Punkband Squad aus Coventry gespielt.

Und es war mehr als nur Musik, die THE SPECIALS umgab: So nannten sich die Fans der Band in Anlehnung an einen jamaikanischen Gangster Rude Boys und pflegten einen eigenen Dresscode: Schwarze Slipper, weiße Socken, schwarzer Anzug und weißes Hemd, schwarze Krawatte und Bluebeat- bzw. Pork Pie-Hüte. Diese Markenzeichen übernahm auch Grafikdesigner John „Teflon" Sims für das von Dammer gegründete Logo des 2Tone-Labels, das zur Speerspitze und zum Inbegriff der britischen Ska-Welle wurde, die schnell über ganz Europa zog. Überdies wurden THE SPECIALS zu einer Keimzelle für die Musik der achtziger Jahre: Terry Hall und Neville Staple gründeten 1981 die Formation Fun Boy Three, deren Backgroundsängerinnen unter dem Namen Bananarama weltweite Chart-Erfolge feierten, Jerry Dammer benannte THE SPECIALS in The Special AKA um und wandte sich mit Hits wie Nelson Mandela und Racist Friend, die natürlich auch auf dem Album zu finden sind, gegen den rassistischen Skinhead-Flügel der Szene.

Noch heute sind THE SPECIALS in veränderter Besetzung unterwegs und werden in diesem Herbst durch England touren.