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Klar zur (Klima-)Wende

"Wir sind dabei, die Energiewende in Deutschland in den Sand zu setzen." | Karl-Ludwig Kley im Interview

Klar zur Wende: Ungehaltene Reden für die Energiewende

Wie halten wir den Klimawandel auf? Dass wir etwas gegen den Klimawandel tun müssen und die Energiewende vorantreiben müssen, ist weitestgehend Konsens. Bei der Frage nach dem "Wie" spalten sich allerdings die Geister. Top-Manager Karl-Ludwig Kley, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutschen Lufthansa, hält nichts von radikalem Aktivismus oder ausbremsender Bürokratie. In zehn "ungehaltenen Reden" erklärt er, wie die Energiewende gelingt.

Unser Buch-Tipp: Lösungsansätze von Deutschlands Top-Manager

Als führender Manager der deutschen Wirtschaft kennt sich Karl-Ludwig Kley mit wichtigen Entscheidungen aus. Sein Appell an die Politik: Kommt endlich in die Gänge! In seinem neuen Buch "Klar zur Wende" fordert er schnelles Handeln und Kompromisse, anstatt auf perfekte Lösungen zu warten. Denn Deutschland ist dabei, die Energiewende in den Sand zu setzen – obwohl wir heute schon die Technologien haben, um das Ruder noch herumzureißen...

Im Interview mit Weltbild verrät Karl-Ludwig Kley, auf welche Technologien wir setzen sollten und was er vom neuen Klimaschutzgesetz hält.

Neues Buch von Karl-Ludwig Kley: Der Autor gilt als Deutschlands Top-Manager und prägte Unternehmen wie Lufthansa, EON und Merck.

Warum es beim Klimawandel keine perfekten Lösungen gibt und wieso wir auf Kompromisse setzen sollten


Karl-Ludwig Kley im Interview

Herr Kley, Ihr neues Buch „Klar zur Wende“ ist untertitelt mit „10 ungehaltene Reden“. Warum haben Sie diese Formulierung gewählt – sind Sie ungehalten, also empört, über die deutsche Energie- und Klimapolitik? Was macht Sie wütend?

Karl-Ludwig Kley: Ich bin weder ungehalten noch empört und schon gar nicht wütend. Wenn ich etwas bin dann besorgt. Weil wir dabei sind, die Energiewende in Deutschland in den Sand zu setzen. Obwohl wir eigentlich die besten Voraussetzungen dafür hätten, sie zu einem Erfolg zu machen. Die Formulierung „10 ungehaltene Reden“ soll zum Ausdruck bringen, dass dieses Buch 10 Appelle an Politik und Verwaltung enthält mit der Quintessenz: Kommt endlich in die Gänge!

"Wir sind dabei, die Energiewende in Deutschland in den Sand zu setzen."


Sie sprechen vom magischen Dreieck bzw. Trilemma: Der Notwendigkeit Klimaschutz, Sicherheit und Bezahlbarkeit unter einen Hut zu kriegen. Wie wichtig sind Kompromisse bei diesem Thema? Wie kommen wir zu zielorientierten Lösungen und erreichen die notwendige Geschwindigkeit?

Karl-Ludwig Kley: Einfache Lösungen gibt es nur für einfache Fragen. Aber alles, was wirklich wichtig ist, ist in der Regel auch kompliziert. So auch die Energiewende. Wir müssen Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit zugleich erreichen. Dafür gibt es keine perfekte Lösung in kürzester Zeit. Es gibt aber die Möglichkeit zu ziemlich guten Kompromissen in vernünftiger Zeit. Die sollten wir anstreben, statt uns durch ständige Hiobsbotschaften und neue Zieldebatten verrückt machen zu lassen.

"Es gibt keine perfekte Lösung in kürzester Zeit."


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Neues Buch: Karl-Ludwig Kley erklärt in "Klar zur Wende", warum wir beim Kampf gegen den Klimawandel auf bereits vorhandene Technologien setzen sollten

Fortsetzung Interview


Die Themen Energiewende und Klimawandel lösen allgemein viel Unsicherheit und Ängste bei den Menschen aus – können Sie das verstehen? Wie kann man dem entgegenwirken und Polarisierung verhindern?

Karl-Ludwig Kley: Ja, Unsicherheit verstehe ich, Angst nicht. Die Energiewende setzt große Veränderungen in Gang. Das führt automatisch zu Unsicherheit. Das beste Mittel dagegen ist nicht, ständig darüber zu reden, sondern einfach mal zu machen. Und das Machbare schnell tun, anstatt auf 100%-Lösungen im Sinne einer perfekten Klimapolitik zu warten.

"Nicht nur reden, sondern einfach mal machen."


Sie sagen: Die Technologien, um den Klimawandel aufzuhalten, sind (fast) schon alle da. Was fehlt oder andersherum gefragt: Worauf müssen wir setzen und wie wichtig ist dabei die Forschung?

Karl-Ludwig Kley: Wir brauchen in allen Bereichen neue technische Lösungen: bei Windrädern und Photovoltaik-Modulen, bei Verteilnetzen und Energiespeichern, bei Wasserstoff und - ja - auch bei Kernkraft, Fracking und CO2-Speicherung. Denn wir wissen heute noch gar nicht, welche dieser Technologien in Zukunft die besten Lösungen anbieten werden. Wir müssen also in der ganzen Bandbreite intensiv forschen. Und nicht zu viel von vorneherein verbieten. Denn je mehr wir in Deutschland verbieten, desto weniger Lösungsmöglichkeiten werden wir am Ende haben.

"Wir in Deutschland können nicht die Welt retten!"


Welche Rolle spielt der Faktor Zeit? Welche konkreten nächsten Schritte sind aus Ihrer Sicht notwendig, um das Steuer tatsächlich herumzureißen? Sind wir mit dem neuen Klimaschutzgesetz auf einem guten Weg?

Karl-Ludwig Kley: Wir müssen uns abgewöhnen zu glauben, dass wir in Deutschland die Welt retten. Während wir unseren CO2-Ausstoß verringern, erhöhen andere Länder wie China oder Indien den ihren. Wichtiger als unser Tempo ist die Nachhaltigkeit unserer Maßnahmen. Und die Einhaltung der Grundsätze des magischen Dreiecks. Das Klimaschutzgesetz ist da ein relativ kleiner Schritt. Aber er geht immerhin schon mal in die richtige Richtung.