Die Akte
Eine junge Jurastudentin legt eine Akte über den schlimmsten politischen Skandal seit Watergate an - ein tödliches Dokument.
"Ein Thriller, bei dem man den Atem anhält. Eine...
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Eine junge Jurastudentin legt eine Akte über den schlimmsten politischen Skandal seit Watergate an - ein tödliches Dokument.
"Ein Thriller, bei dem man den Atem anhält. Eine Geschichte, bei der sich Fakten und Fiktion bedrohlich mischen."
FRANKFURTER RUNDSCHAU
In einer Oktobernacht werden zwei Richter des obersten Bundesgerichts der USA ermordet. Die Jurastudentin Darby Shaw legt eine Akte über den schlimmsten politischen Skandal seit Watergate an - ein tödliches Dokument für alle, die sie kennen. Eine erbarmungslose Jagd beginnt.
Eine junge Jurastudentin legt eine Akte über den schlimmsten politischen Skandal seit Watergate an - ein tödliches Dokument.
"Ein Thriller, bei dem man den Atem anhält. Eine Geschichte, bei der sich Fakten und Fiktion bedrohlich mischen."FRANKFURTER RUNDSCHAU
Die Akte von John Grisham
LESEPROBE
Kaum zu glauben, daß er noch imstande war, ein solches Chaosauszulösen.
Aber vieles von dem, was er da unten sah, ging auf sein Konto. Und
das war erfreulich. Er war einundneunzig, halb gelähmt, an einenRollstuhl
gefesselt und auf Sauerstoffzufuhr angewiesen. Sein zweiterSchlaganfall
vor sieben Jahren hatte ihm beinahe den Rest gegeben. Dennoch war
Richter Abraham Rosenberg nach wie vor am Leben, und selbst mitSchläuchen
in der Nase führte er im Obersten Bundesgericht immer noch eingewichtigeres
Wort als seine acht Kollegen. Er war die einzige Legende, die dem
Gericht geblieben war; und allein der Umstand, daß er immer nochatmete,
brachte den größten Teil des Mobs da unten auf der Straße inAufruhr.
Er saß in seinemRollstuhl in seinem Büro im Gebäude des Gerichts.
Seine Füße berührten die Fensterkante, und er beugte sich vor, als
der Lärm anschwoll. Er haßte Polizisten, aber zu sehen, wie sie in
dichten, ordentlichen Reihen dastanden, war doch ein wenigberuhigend.
Sie standen unerschütterlich da, während der Mob, mindestensfünfzigtausend
Menschen, nach Blut schrie.
»So viele waren es nochnie!« krächzte Rosenberg, ohne sich umzusehen.
Er war fast taub. Jason Kline, sein ältester Mitarbeiter, standhinter
ihm. Der erste Montag im Oktober, der Eröffnungstag der neuenSitzungsperiode,
war zu einer traditionellen Feier des Ersten Verfassungszusatzesausgeartet
- einer grandiosen Feier. Rosenberg war begeistert. Für ihn warRedefreiheit
gleichbedeutend mit Freiheit zu Demonstration und Aufruhr.
»Sind die Indianerdabei?« fragte er laut.
Jason Kline beugte sichzu seinem rechten Ohr. »Ja!«
»In vollerKriegsbemalung?«
»Ja! Mit allem, was dazugehört.«
»Tanzen sie?«
»Ja!«
Die Indianer, dieSchwarzen, Weißen, Braunen, Frauen, Schwulen, Naturschützer,
Christen, Abtreibungsaktivisten, Arier, Nazis, Atheisten, Jäger,Tierfreunde,
weiße Suprematisten, schwarze Suprematisten, Steuerverweigerer,Farmer
- es war ein gewaltiges Meer des Protestes. Und dieEinsatzkommandos
der Polizei umklammerten ihre schwarzen Stöcke.
»Die Indianer solltenmich lieben!«
»Das tun sie bestimmt.«Kline nickte und lächelte den gebrechlichen
kleinen Mann mit den geballten Fäusten an. Seine Ideologie warsimpel:
die Regierung rangierte vor dem Geschäft, der Einzelne vor derRegierung
und die Umwelt vor allem anderen. Und was die Indianer betraf-gebt
ihnen, was immer sie haben wollen.
Das Beten, Singen,Skandieren, Rufen und Schreien wurde lauter. Die
Polizisten rückten näher zusammen. Der Mob war größer und wütender
als in den voraufgegangenen Jahren. Die Atmosphäre war gespannter.
Gewalt war an der Tagesordnung. Auf Abtreibungskliniken warenBombenattentate
verübt worden. Ärzte hatte man angegriffen und verprügelt. InPensacola
war einer umgebracht worden, geknebelt, in der Position einesFötus
zusammengeschnürt und mit Säure verätzt. Allwöchentlich kam es zu
Straßenschlachten. Militante Schwule hatten Geistliche und Kirchen
attackiert. Weiße Suprematisten hatten sich zu einem Dutzendbekannter,
finsterer paramilitärischer Organisationen formiert und waren bei
ihren Angriffen auf Schwarze, Lateinamerikaner und Asiatenwesentlich
kühner geworden. Haß war Amerikas beliebtester Zeitvertreib.
Und natürlich war dasGericht eine bequeme Zielscheibe. Drohungen,
ernstzunehmende Drohungen gegen die Richter hatten sich seit 1990
verzehnfacht. Der Polizeischutz des Obersten Bundesgerichts warverdreifacht
worden. Mindestens zwei FBI-Agenten waren mit der Bewachung jedes
Richters beauftragt und weitere fünfzig damit beschäftigt, denDrohungen
nachzugehen.
»Sie hassen mich, nichtwahr?« sagte er laut und schaute aus dem
Fenster.
»Ja, etliche von ihnentun das«, erwiderte Kline belustigt.
Rosenberg freute sich,das zu hören. Er lächelte und inhalierte tief.
Achtzig Prozent der Drohungen waren gegen ihn gerichtet.
»Haben sie auchTransparente bei sich?« fragte er. Er war fast blind.
»Eine ganze Menge.«
»Was steht drauf?«
»Das Übliche. Rosenbergsoll zurücktreten. Nieder mit Rosenberg.
Schluß mit dem Sauerstoff.«
»Solche blöden Sprücheklopfen sie schon seit Jahren. Warum lassen
sie sich nicht mal was Neues einfallen?«
Kline antwortete nicht.Abe hätte schon vor Jahren zurücktreten sollen,
aber eines Tages würden sie ihn auf einer Bahre hinaustragen.Seine
drei Mitarbeiter erledigten den größten Teil der Recherchen, aber
Rosenberg bestand darauf, seine Urteile selbst zu schreiben. Ertat
es mit einem dicken Filzstift und kritzelte seine Worte auf große
Kanzleibogen, ungefähr wie ein ABC-Schütze, der gerade schreibenlernt.
Es war ein langsames Arbeiten, aber was macht das schon, wenn man
auf Lebenszeit in sein Amt berufen ist? Die Mitarbeiterüberprüften
seine Urteile und fanden selten einen Fehler.
Rosenberg kicherte. »Wirsollten den Indianern Runyan zum Fraß vorwerfen.«
John Runyan war der Gerichtspräsident, ein zäher Konservativer,von
einem Republikaner ernannt und bei den Indianern und den meistenanderen
Minderheiten unbeliebt. Sieben der neun Richter waren vonrepublikanischen
Präsidenten ernannt worden. Seit fünfzehn Jahren wartete Rosenberg
auf einen Demokraten im Weißen Haus. Er wollte aufhören, mußteaufhören,
aber den Gedanken, daß ein Stockkonservativer vom Typ Runyansseinen
Sitz einnehmen könnte, ertrug er nicht.
Er konnte warten. Erkonnte hier in seinem Rollstuhl sitzen und Sauerstoff
atmen und für die Indianer, die Schwarzen, die Frauen, die Armen,
die Behinderten und den Umweltschutz eintreten, bis er hundertfünf
war. Und kein Mensch auf der Welt konnte auch nur das mindestedagegen
unternehmen, es sei denn, man brachte ihn um. Und das wäre nichteinmal
die schlechteste Lösung. (...)
© Heyne Verlag
Übersetzung: Christel Wiemken
- Autor: John Grisham
- 1994, 496 Seiten, Maße: 11,6 x 18,2 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 345307565X
- ISBN-13: 9783453075658
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