"Die eigenwillige Jungfer", "Das kratzbürstige Frauenzimmer" und "Die unbeugsame Dame"
"Ein perfekter historischer Roman über eine Frau und ihre Leidenschaften."
LIEBESROMANFORUM
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Produktinformationen zu „"Die eigenwillige Jungfer", "Das kratzbürstige Frauenzimmer" und "Die unbeugsame Dame" “
"Ein perfekter historischer Roman über eine Frau und ihre Leidenschaften."
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- Die eigenwillige Jungfer: Texas, 1894: Essie Spreckelmeyer entspricht so gar nicht dem in ihrer Zeit gängigen Bild der braven Frau. Sie hat ihren eigenen Kopf und macht auch gerne mal was Verrücktes. Da verwundert es nicht, dass sie mit 30 immer noch unverheiratet ist. Aber sie hat eine Idee: Sie listet alle Junggesellen der Stadt auf und lässt ihren Finger kreisen. Der Zufall soll entscheiden. Doch kann Essie ihren Auserwählten von seinem Glück überzeugen?
- Das kratzbürstige Frauenzimmer: Texas, 1898: Essie Spreckelmeyer ist vermutlich die letzte Frau, von der man erwarten würde, dass sie am Arm eines Mannes durch die Straßen Corsicanas schlendert. Die 34-jährige unverheiratete Frau ist vielmehr bekannt dafür, dass sie auf ihrem Fahrrad in Hosenrock und ausladenden Hüten durch die Stadt eilt. Und der wohl letzte Mann, der ihr einen zweiten Blick gönnen würde, ist Tony Morgan. Dieser hat im Moment alle Hände voll zu tun, seinen guten Namen wiederherzustellen und ein verlorenes Vermögen zurückzugewinnen – und nicht sein Herz an die kratzbürstige Essie zu verlieren, die jede Gelegenheit nutzt, um ihm das Leben schwerzumachen. Wenn zwei Welten aufeinander prallen …
- Die unbeugsame Dame: San Francisco, 1849: Während des Goldrausches machen sich Vater Van Buren und seine drei Kinder auf den Weg nach Kalifornien. Als das Familienoberhaupt auf der Überfahrt stirbt, sind die Geschwister auf sich allein gestellt. Gegen Unterkunft und Lohn putzt die älteste Tochter Rachel daher im Saloon des gutaussehenden Spielers Johnny Parker. Und zu allem Überfluss muss sich Rachel eingestehen, dass sie ihr Herz schon bald an ihn verloren hat. Ein historischer Roman mit Herz und Humor ...
Lese-Probe zu „"Die eigenwillige Jungfer", "Das kratzbürstige Frauenzimmer" und "Die unbeugsame Dame" “
Die eigenwillige Jungfer von Deeanne GistProlog
Corsicana, Texas, Juli 1874
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Der Cowboy mit der sonnengebräunten Haut, den blonden Haaren und blauen Augen zählte einen Stoß Geldscheine auf den Tisch des Auktionators. »Ich hätte gern diesen Picknickkorb.« Er drehte sich um und suchte mit seinem durchdringenden Blick Esther Spreckelmeyer in der Menge der Zuschauer. »Das heißt, natürlich nur, wenn Sie einverstanden sind, Miss ... «
»Es-sie!«, rief ihre Mutter.
Das zehnjährige Mädchen blickte sich zur Tür ihres Zimmers um, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren »Cowboy«.
»Ich würde meinen Korb sehr gern mit Ihnen teilen, Sir«, flüsterte sie. »Aber würden Sie mich bitte eine Minute entschuldigen? Ich bin gleich wieder da. Versprochen.«
Essie riss die Tür auf und ließ ihre Feier zum amerikanischen Unabhängigkeitstag am 4. Juli, an der außer ihr viele Porzellanfiguren, Babypuppen und unsichtbare Freunde teilnahmen, in ihrem Zimmer zurück. »Ich komme, Mutter!«
Sie schwang sich auf das Treppengeländer, rutschte den ganzen Weg hinunter, schwang sich unten in einem eleganten Bogen auf den Boden und vollführte eine perfekte Landung - die Füße parallel nebeneinander, eine tiefe Verbeugung und die Hände nach oben in die Luft gereckt. Genauso wie die schönen Damen im Zirkus, wenn sie vom Trapez sprangen.
»Essie! Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht auf dem Geländer rutschen sollst?«
Sie fuhr herum. »Papa! Ich wusste ja gar nicht, dass du schon zu Hause bist.«
»Das sehe ich.« Ihr Vater schüttelte missbilligend den Kopf. »Wenn du das erledigt hast, was deine Mutter von dir möchte, schreibst du einen Aufsatz mit hundert Worten über die Gründe, warum Frauen keine Treppengeländer hinunterrutschen sollten. Der Aufsatz liegt noch vor dem Abendessen auf meinem Schreibtisch.«
»Ja, Papa.«
Er zupfte an ihrem Zopf. »Geh jetzt, Kleines. Wir sehen uns beim Mittagessen.«
Sie warf sich in seine Arme. »Ich werde mich bemühen, mich zu bessern. Ehrlich. Aber es macht einfach so viel Spaß. Und ich beherrsche es immer besser. Ich falle bei der Landung nicht mehr hin. Und wenn ich zum Zirkus will, wenn ich groß bin, muss ich eben viel üben.«
Er tätschelte ihre Schulter. »Ich dachte, wenn du groß bist, willst du heiraten und Kinder kriegen.«
Sie bedachte ihren Vater mit einem breiten Lächeln. »Oh ja, Papa. Habe ich dir das nicht erzählt? Ich werde entweder einen Cowboy oder einen Zirkusdirektor heiraten. Aber egal, wen ich heirate, er wird auf jeden Fall am 4. Juli meinen Picknickkorb ersteigern.«
Sullivan Spreckelmeyer kniff verwirrt die Augen zusammen, aber Essie hatte keine Zeit, es ihm zu erklären. Mutter mochte es nicht, wenn sie trödelte.
Kapitel 1
Zwanzig Jahre später
Esther Spreckelmeyer hasste den 4. Juli. Dieser Tag erinnerte sie mehr als jeder andere Tag des Jahres daran, dass alle Frauen der Welt einen Mann hatten. Alle außer ihr. Sie wäre zu Hause geblieben, wenn sie damit durchgekommen wäre, aber ihr Vater, der Richter dieses Gerichtsbezirkes war, erwartete, dass seine Familie an allen gesellschaftlichen Ereignissen teilnahm.
Während sie in der Küche ihrer Familie stand, beschloss sie, dass sich in diesem Jahr etwas ändern musste. Sie war in der vergangenen Woche dreißig geworden, und sie brauchte einen Mann. Und zwar sofort.
Sie strich die rot-weiße Baumwollschleife glatt, die um ihren Korbgriff gewickelt war, und kontrollierte noch einmal den Inhalt ihres Korbes. Gebratenes Hähnchen, süße Kartoffeln, Maisbrei, Karotten, schwarze Bohnen, gefüllte Eier, Rinderzunge und Blaubeertörtchen.
Ein gutes Essen war für einen Mann von größter Bedeutung. Der Mann, der heute bei der Versteigerung ihren Picknickkorb erwarb, sollte wissen, dass er bei Essie gut versorgt werden würde.
Ihr Vater, der gerade in eine leichte Sommerjacke schlüpfte, betrat die Küche. »Was hast du dieses Jahr in deinem Korb?«
Essie holte tief Luft. »Ich will nicht, dass du ihn ersteigerst, Papa. Und auch nicht der Sheriff.«
Papa trat näher. »Warum nicht? Was ist denn so schlimm daran, wenn dein Vater oder dein Onkel ihn kauft?«
»Wenn ihr beide dafür bietet, werden es die anderen nicht einmal versuchen.«
Er runzelte die Stirn. »Aber es hat seit Jahren keiner versucht. Nur dieser junge Bursche, Ewing.«
Essie verzog das Gesicht. Ewing Wortham war sieben Jahre jünger als sie und hatte sie immer auf Schritt und Tritt verfolgt. Im reifen Alter von zehn Jahren hatte er zwei lausige Cents für ihren Korb geboten. Niemand hatte es übers Herz gebracht, ihn zu überbieten, und danach hatte er jedes Jahr stolz seine zwei Cents geboten. Sie hätte ihn am liebsten erwürgt.
Essie hatte sehr früh ihre volle Größe erreicht, ihre weibliche Figur aber erst viel später. Dazu kam ihre Begeisterung für Aktivitäten in freier Natur und ihre Neigung, die Bewunderung von unbelehrbaren, kleinen Jungen auf sich zu ziehen. Das alles führte dazu, dass ihr Korb die meiste Zeit stehen blieb, ohne dass jemand darauf bot. Vor allem seit Ewing wegen seiner Ausbildung aus Corsicana fortgezogen war.
Sie schluckte, hob aber entschieden das Kinn. »Trotzdem will ich nicht, dass einer von euch beiden darauf bietet.« »Das verstehe ich nicht.«
»Wenn du und Onkel Melvin nicht darauf bieten, findet sich vielleicht ein anderer Mann.«
»Sei nicht lächerlich«, mischte sich ihre Mutter ein, die in diesem Moment ebenfalls die Küche betrat und sich eine lose Haarsträhne unter den Hut steckte. »Auf deinen Korb wird niemand bieten, Essie. Jetzt kommt. Wir sind schon spät dran.«
Papa hielt ihnen die Tür auf. Mama ging mit ihrem raschelnden Seidentaftrock hinaus. Essie umklammerte die Tischkante und blieb stehen, wo sie war.
»Kommst du?«, fragte ihr Vater.
»Nur wenn du mir versprichst, dass du nicht auf meinen Korb bietest.«
Er blieb eine lange Minute schweigend stehen. Es war nicht schwer zu verstehen, warum die Bewohner von Corsicana ihn in jeder Amtsperiode wiederwählten. Alles an ihm strahlte Selbstvertrauen aus und wirkte vertrauenerweckend: sein kräftiger Körperbau, seine beherrschte Haltung, sein scharfer Blick, sein offenes Lachen.
»Kommt doch endlich, Sullivan«, rief ihre Mutter. »Was macht ihr denn noch?«
Er blieb stehen, wo er war. »Dann muss ich während der Versteigerung weggehen, Essie. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Ralph deinen Korb hochhält und niemand darauf bietet.«
»Das wird nicht passieren.«
Er zupfte an seinem Ohr. »Also gut. Dein Onkel und ich werden verschwinden, bevor dein Korb zur Versteigerung angeboten wird ... wenn du dir sicher bist.«
»Ich bin mir sicher.«
Aber sie war sich nicht sicher. Zwischen ihrem Eintreffen im Park und dem Beginn der Versteigerung schwand Essies Selbstvertrauen. Was war, wenn jemand ihn ersteigerte, der viel älter war als Papa? Oder wenn jemand ihn ersteigerte, der viel jünger war als sie? Oder wenn überhaupt niemand ein Gebot darauf abgab?
Essie schaute zum blauen Himmel hinauf, der sich über ihre kleine Stadt im Osten von Texas erstreckte, und sandte ein Stoßgebet nach oben. Schließlich wollte sie nur einen Mann, ein Haus und ein paar Kinder. War das so viel verlangt? Gott gebot seinen Kindern, fruchtbar zu sein, sich zu mehren und die Erde zu bevölkern. Essie war fest entschlossen, ihren Teil dazu beizutragen.
Mr Roland stieg auf das mit rot-weiß-blauen Girlanden geschmückte Podium, steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen Pfiff aus. Das durchdringende Geräusch durchschnitt das Stimmengewirr der Menschen und brachte die Stadtbewohner, die sich um ihn herumdrängten, zum Schweigen.
Essie drückte sich eine Hand auf den Bauch, um das Rumoren in ihrem Magen zu beruhigen.
Schachteln und Körbe in jeder Größe, Form und Farbe bedeckten die Tische neben dem Podium. Obwohl bei keinem Essen der Name der Besitzerin stand, wusste jeder, wem welcher Korb gehörte, denn die Schleifen oder Verzierungen am Korb der Mädchen verrieten ihre Identität ebenso sicher wie der Stempel eines Bienenkorbs verriet, dass eine Porzellantasse von Dunn Bennett stammte.
Essie rückte ihren eleganten Hut mit seinem Seidennetz, der schönen Feder und zwei Rosensträußen zurecht, die alle mit einem rot-weißen Baumwollstoff verziert waren. Sie hatte ihn eigens für diesen Anlass aus dem Montgomery Ward-Katalog bestellt, da sie wusste, dass er ihre hochgesteckten, hellblonden Haare betonen würde.
Sie ließ ihren Blick über die Menschen schweifen und schluckte. Papa und Onkel Melvin waren nirgends zu sehen.
Lillie Sues Korb wurde als Erster hochgehoben. Die Versteigerung begann. Die jungen Männer drängten sich um das Privileg, mit der Arzttochter ihren Picknickkorb zu teilen.
Essie betrachtete die unverheirateten Männer und Witwer, die ungefähr in ihrem Alter waren. Es waren nicht besonders viele. Mr Fouty, ein Baumwollfarmer aus dem Südteil der Stadt. Mr Wedick, ein Witwer, der schon drei Ehefrauen überlebt hatte. Mr Crook, der Besitzer des neuen Kolonialwarenladens. Mr Klocker, Mr Snider und Mr Peeples.
Sie katalogisierte im Geiste jeden anwesenden Mann und hakte diejenigen ab, die zu alt, zu jung oder hinsichtlich Temperament oder Beruf unpassend waren. Ein Schweigen legte sich über den Park. Essie wandte sich um und schaute zum Podium hinauf.
Mr Roland hielt ihren Korb hoch. »Kommt schon, Männer. Macht euer Gebot. Wenn dieser Korb der Dame gehört, von der ich vermute, dass er ihrer ist, werdet ihr darin etwas finden, das euren Gaumen garantiert entzückt.«
Niemand gab ein Gebot ab. Essies Magen zog sich zusammen. Ein Schwindelgefühl breitete sich in ihrem Kopf aus. Sie blinzelte und versuchte, trotz der Sonnenflecken, die ihre Sicht trübten, etwas zu sehen.
»Kommt, Leute. Ein solcher Korb ist einiges wert. Also, wer fängt an?«
Immer noch kein Gebot.
Die hübsche kleine Shirley Bunting beugte sich zur Seite und flüsterte ihrer Freundin zu: »Ich kann nicht verstehen, warum eine so alte Schachtel Jahr für Jahr ihren Korb hierherbringt, obwohl sie genau weiß, dass ihn niemand will. Wie peinlich für ihren Vater!«
Ihre Freundin stieß sie in die Seite und deutete mit dem Kopf zu Essie.
Shirley wandte sich mit großen Augen um. »Oh! Hallo, Miss Spreckelmeyer. Ein schöner Tag heute, nicht wahr?«
Essie neigte den Kopf. Die Mädchen hakten sich beieinander unter und verschwanden kichernd in der Menge.
Jemand brüllte: »Wo ist Spreckelmeyer? Warum sagt er nichts? Wir wollen für Betty Lous Korb bieten.«
Essie richtete ihren Blick angestrengt auf den Auktionator und weigerte sich, irgendwo anders hinzuschauen.
Mr Roland ließ seinen Blick über die Leute wandern und hielt inne, als er sie entdeckte. »Wo ist Ihr Vater, Miss Spreckelmeyer? «
Sie holte zitternd Luft. »Er musste kurz weg.«
»Warum haben Sie das denn nicht gesagt? Ich stelle Ihren Korb hier auf die Seite. Wenn er zurück ist, sagen Sie ihm, dass er nach oben kommen und ihn holen soll. Ich weiß, dass er das gern tun wird.«
Sie bemühte sich, ein Lächeln aufzusetzen, war aber nicht sicher, ob es ihr gelangt. Das Bieten für Betty Lous Korb begann, gefolgt von Beatrices, Flossies und Lizas Körben. Als die Versteigerung zu Ende war und alle sich im Park verteilten, stand Essies Korb einsam auf dem Podium.
Sie ging langsam nach vorn, nahm ihn und schritt nach Hause, ohne sich auch nur noch ein einziges Mal umzudrehen.
Frederick Foutys:
Vorzüge:
- hat noch Haare
- hat zwei kleine Kinder, sodass unsere eigenen Kinder keinen zu großen Altersabstand zu ihnen hätten
- ist fleißig
- hat seine Frau - möge sie in Frieden ruhen - geliebt
Mängel:
- knapp bei Kasse
- raucht
- trinkt Alkohol
- geht nur sonntags zur Kirche, aber nicht mittwochs - hat die Kinder nicht richtig im Griff
- mag keine Haustiere
- hat keinen Gefallen an der Natur
Die junge Frau schloss die Augen, tippte sich mit ihrer bronzefarbenen Feder nachdenklich an die Lippen und versuchte, sich die Männer vorzustellen, die beim Picknick gewesen waren. Schließlich schlug sie die Augen wieder auf und schrieb Mr Klockers Namen auf einen Zettel und füllte dann den linierten Notizzettel mit einer Liste seiner Vorzüge und seiner Nachteile.
Innerhalb einer Stunde hatte sie eine umfassende Liste mit den infrage kommenden - und verfügbaren - Junggesellen in Corsicana erstellt. Sie blies über die feuchte Tinte und drückte das Löschblatt auf die Seiten. Es hatte etwas Beängstigendes an sich, die Worte in schwarzen Lettern auf dem weißen Papier zu sehen.
Taten Männer das auch, wenn sie sich überlegten, mit welcher Frau sie ausgehen wollten? Wenn ja, was würde ein Mann dann in die Spalten mit ihren negativen und positiven Eigenschaften schreiben? Gleichgültig, was sie über sie schrieben, sie genügte den Ansprüchen offensichtlich nicht.
Essie steckte ihre Schreibfeder in die Halterung, lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und betrachtete die Zettel, die vor ihr auf dem Schreibtisch ausgebreitet waren.
Vater, führe mich, betete sie. Zeige mir, welchen ich nehmen soll.
Aber sie bekam keine Antwort.
Sie schloss die Augen und ließ ihren Finger über den Zetteln kreisen, als rühre sie in einem riesigen Kochtopf, und deutete mit dem Finger dann blind auf den Tisch. Sie schlug die Augen auf.
Mr Peeples. Sie ließ den Finger liegen und beugte sich nach rechts, um lesen zu können, auf welchen Punkt sie gedeutet hatte.
- Brusthaare schauen aus seinem Hemdkragen heraus
Sie zog die Hand weg. Vielleicht sollte sie erst einmal eine Nacht darüber schlafen. Noch mehr beten. Am nächsten Morgen würde sie sich einen Mann aussuchen und zu ihrem Feldzug aufbrechen.
Essie klopfte an die Hintertür der »Toten Hose«. Es war ein lächerlicher Name für einen Laden, aber Hamilton Crook weigerte sich, ihn »Crooks Handelswaren« zu nennen. Er sagte, das wäre schlecht fürs Geschäft.*
Jeder in der Stadt hatte Namensvorschläge gemacht, bis ein Farmer in die Stadt kam und verkündete, dass in seinem Rumvorrat »tote Hose« sei. Ihm folgte ein anderer, in dessen Pökelfass und Pulvervorrat ebenfalls »tote Hose« war.
Einer der Stammkunden hatte geschmunzelt und gesagt: »Du solltest diesen Laden ›Tote Hose‹ nennen!« Er hatte vermutlich selbst nie gedacht, dass dieser Name sich tatsächlich durchsetzen würde.
Essie zog ihr Tuch eng um ihre Schultern. Die Sonne war bereits aufgegangen, aber es war sehr früh am Morgen und der Laden hatte noch geschlossen. Sie war absichtlich viel früher gekommen, um genügend Zeit zu haben, Mr Crook ihre Idee zu unterbreiten, ohne das Risiko einzugehen, dabei von Kunden gestört zu werden.
Sie klopfte erneut und seufzte. Sie hatte immer gehofft, wenn sie heiratete, würde ihr Name elegant oder gar hoheitsvoll klingen. Alles war besser als »Spreckelmeyer«. Das hatte sie zumindest bis jetzt gedacht.
Jetzt kamen ihr ernste Zweifel. Aus »Essie Spreckelmeyer« eine »Essie Crook« zu machen war der größte Nachteil auf Mr Crooks Liste als möglicher künftiger Ehemann gewesen. Es war schwer zu sagen, welcher Name schlimmer war.
Die Tür wurde aufgerissen. Mr Crook stand in Strümpfen vor ihr. Sein Hemd hing aus der Hose und seine schwarzen Haare waren ungekämmt.
»Miss Spreckelmeyer? Was ist los? Was ist passiert?« Meine Güte. Er sah noch jünger aus, als sie vermutet hatte. Seine Jugend war der andere negative Punkt auf ihrer Liste gewesen, aber sie hatte gedacht, der Altersunterschied zwischen ihnen sei gering. Als sie ihn jetzt aus der Nähe betrachtete, war sie sich da nicht mehr so sicher.
Aus einem anderen Zimmer drang das Weinen eines Babys. Mr Crook steckte den Kopf zur Tür heraus. Zweifellos wollte er sehen, welche Katastrophe die alte Jungfer der Stadt an seine Hintertür führte.
Sein Blick blieb an ihrem Fahrrad hängen, das an der Hauswand lehnte. »Ist etwas an Ihrem Fahrgerät kaputtgegangen?«
»Nein, nein. Ich müsste nur kurz mit Ihnen sprechen, wenn Sie nichts dagegen hätten.«
Das Schreien des Babys klang jetzt nicht mehr nur kampflustig, sondern richtiggehend panisch.
»Dürfte ich bitte eintreten?«, fügte Essie hinzu.
Er wandte den Kopf in die Richtung, aus der das Babygeschrei kam. »Das ist im Moment ungünstig. Der Laden öffnet in einer Stunde. Vielleicht könnten Sie dann wiederkommen?«
Ihr erster Impuls war, zu nicken und wieder zu verschwinden. Aber sie brauchte einen Mann, und sie hatte beschlossen, dass Mr Crook gar nicht so schlecht passen würde.
Sie zog die Fliegengittertür auf und trat ein. Dabei zwang sie ihn, einen Schritt zurückzugehen. »Nein, das halte ich für keine so gute Idee. Aber gehen Sie ruhig und kümmern Sie sich um Ihr Baby. Ich warte hier auf Sie. «
»Wirklich, Miss Spreckelmeyer ... « Er runzelte die Stirn, und sie entdeckte in sich bereits den Wunsch, die Haare glatt zu streichen, die von seinem Kopf abstanden. Vielleicht war das ja ein Zeichen.
...
Übersetzung: Silvia Lutz
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Der Cowboy mit der sonnengebräunten Haut, den blonden Haaren und blauen Augen zählte einen Stoß Geldscheine auf den Tisch des Auktionators. »Ich hätte gern diesen Picknickkorb.« Er drehte sich um und suchte mit seinem durchdringenden Blick Esther Spreckelmeyer in der Menge der Zuschauer. »Das heißt, natürlich nur, wenn Sie einverstanden sind, Miss ... «
»Es-sie!«, rief ihre Mutter.
Das zehnjährige Mädchen blickte sich zur Tür ihres Zimmers um, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren »Cowboy«.
»Ich würde meinen Korb sehr gern mit Ihnen teilen, Sir«, flüsterte sie. »Aber würden Sie mich bitte eine Minute entschuldigen? Ich bin gleich wieder da. Versprochen.«
Essie riss die Tür auf und ließ ihre Feier zum amerikanischen Unabhängigkeitstag am 4. Juli, an der außer ihr viele Porzellanfiguren, Babypuppen und unsichtbare Freunde teilnahmen, in ihrem Zimmer zurück. »Ich komme, Mutter!«
Sie schwang sich auf das Treppengeländer, rutschte den ganzen Weg hinunter, schwang sich unten in einem eleganten Bogen auf den Boden und vollführte eine perfekte Landung - die Füße parallel nebeneinander, eine tiefe Verbeugung und die Hände nach oben in die Luft gereckt. Genauso wie die schönen Damen im Zirkus, wenn sie vom Trapez sprangen.
»Essie! Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht auf dem Geländer rutschen sollst?«
Sie fuhr herum. »Papa! Ich wusste ja gar nicht, dass du schon zu Hause bist.«
»Das sehe ich.« Ihr Vater schüttelte missbilligend den Kopf. »Wenn du das erledigt hast, was deine Mutter von dir möchte, schreibst du einen Aufsatz mit hundert Worten über die Gründe, warum Frauen keine Treppengeländer hinunterrutschen sollten. Der Aufsatz liegt noch vor dem Abendessen auf meinem Schreibtisch.«
»Ja, Papa.«
Er zupfte an ihrem Zopf. »Geh jetzt, Kleines. Wir sehen uns beim Mittagessen.«
Sie warf sich in seine Arme. »Ich werde mich bemühen, mich zu bessern. Ehrlich. Aber es macht einfach so viel Spaß. Und ich beherrsche es immer besser. Ich falle bei der Landung nicht mehr hin. Und wenn ich zum Zirkus will, wenn ich groß bin, muss ich eben viel üben.«
Er tätschelte ihre Schulter. »Ich dachte, wenn du groß bist, willst du heiraten und Kinder kriegen.«
Sie bedachte ihren Vater mit einem breiten Lächeln. »Oh ja, Papa. Habe ich dir das nicht erzählt? Ich werde entweder einen Cowboy oder einen Zirkusdirektor heiraten. Aber egal, wen ich heirate, er wird auf jeden Fall am 4. Juli meinen Picknickkorb ersteigern.«
Sullivan Spreckelmeyer kniff verwirrt die Augen zusammen, aber Essie hatte keine Zeit, es ihm zu erklären. Mutter mochte es nicht, wenn sie trödelte.
Kapitel 1
Zwanzig Jahre später
Esther Spreckelmeyer hasste den 4. Juli. Dieser Tag erinnerte sie mehr als jeder andere Tag des Jahres daran, dass alle Frauen der Welt einen Mann hatten. Alle außer ihr. Sie wäre zu Hause geblieben, wenn sie damit durchgekommen wäre, aber ihr Vater, der Richter dieses Gerichtsbezirkes war, erwartete, dass seine Familie an allen gesellschaftlichen Ereignissen teilnahm.
Während sie in der Küche ihrer Familie stand, beschloss sie, dass sich in diesem Jahr etwas ändern musste. Sie war in der vergangenen Woche dreißig geworden, und sie brauchte einen Mann. Und zwar sofort.
Sie strich die rot-weiße Baumwollschleife glatt, die um ihren Korbgriff gewickelt war, und kontrollierte noch einmal den Inhalt ihres Korbes. Gebratenes Hähnchen, süße Kartoffeln, Maisbrei, Karotten, schwarze Bohnen, gefüllte Eier, Rinderzunge und Blaubeertörtchen.
Ein gutes Essen war für einen Mann von größter Bedeutung. Der Mann, der heute bei der Versteigerung ihren Picknickkorb erwarb, sollte wissen, dass er bei Essie gut versorgt werden würde.
Ihr Vater, der gerade in eine leichte Sommerjacke schlüpfte, betrat die Küche. »Was hast du dieses Jahr in deinem Korb?«
Essie holte tief Luft. »Ich will nicht, dass du ihn ersteigerst, Papa. Und auch nicht der Sheriff.«
Papa trat näher. »Warum nicht? Was ist denn so schlimm daran, wenn dein Vater oder dein Onkel ihn kauft?«
»Wenn ihr beide dafür bietet, werden es die anderen nicht einmal versuchen.«
Er runzelte die Stirn. »Aber es hat seit Jahren keiner versucht. Nur dieser junge Bursche, Ewing.«
Essie verzog das Gesicht. Ewing Wortham war sieben Jahre jünger als sie und hatte sie immer auf Schritt und Tritt verfolgt. Im reifen Alter von zehn Jahren hatte er zwei lausige Cents für ihren Korb geboten. Niemand hatte es übers Herz gebracht, ihn zu überbieten, und danach hatte er jedes Jahr stolz seine zwei Cents geboten. Sie hätte ihn am liebsten erwürgt.
Essie hatte sehr früh ihre volle Größe erreicht, ihre weibliche Figur aber erst viel später. Dazu kam ihre Begeisterung für Aktivitäten in freier Natur und ihre Neigung, die Bewunderung von unbelehrbaren, kleinen Jungen auf sich zu ziehen. Das alles führte dazu, dass ihr Korb die meiste Zeit stehen blieb, ohne dass jemand darauf bot. Vor allem seit Ewing wegen seiner Ausbildung aus Corsicana fortgezogen war.
Sie schluckte, hob aber entschieden das Kinn. »Trotzdem will ich nicht, dass einer von euch beiden darauf bietet.« »Das verstehe ich nicht.«
»Wenn du und Onkel Melvin nicht darauf bieten, findet sich vielleicht ein anderer Mann.«
»Sei nicht lächerlich«, mischte sich ihre Mutter ein, die in diesem Moment ebenfalls die Küche betrat und sich eine lose Haarsträhne unter den Hut steckte. »Auf deinen Korb wird niemand bieten, Essie. Jetzt kommt. Wir sind schon spät dran.«
Papa hielt ihnen die Tür auf. Mama ging mit ihrem raschelnden Seidentaftrock hinaus. Essie umklammerte die Tischkante und blieb stehen, wo sie war.
»Kommst du?«, fragte ihr Vater.
»Nur wenn du mir versprichst, dass du nicht auf meinen Korb bietest.«
Er blieb eine lange Minute schweigend stehen. Es war nicht schwer zu verstehen, warum die Bewohner von Corsicana ihn in jeder Amtsperiode wiederwählten. Alles an ihm strahlte Selbstvertrauen aus und wirkte vertrauenerweckend: sein kräftiger Körperbau, seine beherrschte Haltung, sein scharfer Blick, sein offenes Lachen.
»Kommt doch endlich, Sullivan«, rief ihre Mutter. »Was macht ihr denn noch?«
Er blieb stehen, wo er war. »Dann muss ich während der Versteigerung weggehen, Essie. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Ralph deinen Korb hochhält und niemand darauf bietet.«
»Das wird nicht passieren.«
Er zupfte an seinem Ohr. »Also gut. Dein Onkel und ich werden verschwinden, bevor dein Korb zur Versteigerung angeboten wird ... wenn du dir sicher bist.«
»Ich bin mir sicher.«
Aber sie war sich nicht sicher. Zwischen ihrem Eintreffen im Park und dem Beginn der Versteigerung schwand Essies Selbstvertrauen. Was war, wenn jemand ihn ersteigerte, der viel älter war als Papa? Oder wenn jemand ihn ersteigerte, der viel jünger war als sie? Oder wenn überhaupt niemand ein Gebot darauf abgab?
Essie schaute zum blauen Himmel hinauf, der sich über ihre kleine Stadt im Osten von Texas erstreckte, und sandte ein Stoßgebet nach oben. Schließlich wollte sie nur einen Mann, ein Haus und ein paar Kinder. War das so viel verlangt? Gott gebot seinen Kindern, fruchtbar zu sein, sich zu mehren und die Erde zu bevölkern. Essie war fest entschlossen, ihren Teil dazu beizutragen.
Mr Roland stieg auf das mit rot-weiß-blauen Girlanden geschmückte Podium, steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen Pfiff aus. Das durchdringende Geräusch durchschnitt das Stimmengewirr der Menschen und brachte die Stadtbewohner, die sich um ihn herumdrängten, zum Schweigen.
Essie drückte sich eine Hand auf den Bauch, um das Rumoren in ihrem Magen zu beruhigen.
Schachteln und Körbe in jeder Größe, Form und Farbe bedeckten die Tische neben dem Podium. Obwohl bei keinem Essen der Name der Besitzerin stand, wusste jeder, wem welcher Korb gehörte, denn die Schleifen oder Verzierungen am Korb der Mädchen verrieten ihre Identität ebenso sicher wie der Stempel eines Bienenkorbs verriet, dass eine Porzellantasse von Dunn Bennett stammte.
Essie rückte ihren eleganten Hut mit seinem Seidennetz, der schönen Feder und zwei Rosensträußen zurecht, die alle mit einem rot-weißen Baumwollstoff verziert waren. Sie hatte ihn eigens für diesen Anlass aus dem Montgomery Ward-Katalog bestellt, da sie wusste, dass er ihre hochgesteckten, hellblonden Haare betonen würde.
Sie ließ ihren Blick über die Menschen schweifen und schluckte. Papa und Onkel Melvin waren nirgends zu sehen.
Lillie Sues Korb wurde als Erster hochgehoben. Die Versteigerung begann. Die jungen Männer drängten sich um das Privileg, mit der Arzttochter ihren Picknickkorb zu teilen.
Essie betrachtete die unverheirateten Männer und Witwer, die ungefähr in ihrem Alter waren. Es waren nicht besonders viele. Mr Fouty, ein Baumwollfarmer aus dem Südteil der Stadt. Mr Wedick, ein Witwer, der schon drei Ehefrauen überlebt hatte. Mr Crook, der Besitzer des neuen Kolonialwarenladens. Mr Klocker, Mr Snider und Mr Peeples.
Sie katalogisierte im Geiste jeden anwesenden Mann und hakte diejenigen ab, die zu alt, zu jung oder hinsichtlich Temperament oder Beruf unpassend waren. Ein Schweigen legte sich über den Park. Essie wandte sich um und schaute zum Podium hinauf.
Mr Roland hielt ihren Korb hoch. »Kommt schon, Männer. Macht euer Gebot. Wenn dieser Korb der Dame gehört, von der ich vermute, dass er ihrer ist, werdet ihr darin etwas finden, das euren Gaumen garantiert entzückt.«
Niemand gab ein Gebot ab. Essies Magen zog sich zusammen. Ein Schwindelgefühl breitete sich in ihrem Kopf aus. Sie blinzelte und versuchte, trotz der Sonnenflecken, die ihre Sicht trübten, etwas zu sehen.
»Kommt, Leute. Ein solcher Korb ist einiges wert. Also, wer fängt an?«
Immer noch kein Gebot.
Die hübsche kleine Shirley Bunting beugte sich zur Seite und flüsterte ihrer Freundin zu: »Ich kann nicht verstehen, warum eine so alte Schachtel Jahr für Jahr ihren Korb hierherbringt, obwohl sie genau weiß, dass ihn niemand will. Wie peinlich für ihren Vater!«
Ihre Freundin stieß sie in die Seite und deutete mit dem Kopf zu Essie.
Shirley wandte sich mit großen Augen um. »Oh! Hallo, Miss Spreckelmeyer. Ein schöner Tag heute, nicht wahr?«
Essie neigte den Kopf. Die Mädchen hakten sich beieinander unter und verschwanden kichernd in der Menge.
Jemand brüllte: »Wo ist Spreckelmeyer? Warum sagt er nichts? Wir wollen für Betty Lous Korb bieten.«
Essie richtete ihren Blick angestrengt auf den Auktionator und weigerte sich, irgendwo anders hinzuschauen.
Mr Roland ließ seinen Blick über die Leute wandern und hielt inne, als er sie entdeckte. »Wo ist Ihr Vater, Miss Spreckelmeyer? «
Sie holte zitternd Luft. »Er musste kurz weg.«
»Warum haben Sie das denn nicht gesagt? Ich stelle Ihren Korb hier auf die Seite. Wenn er zurück ist, sagen Sie ihm, dass er nach oben kommen und ihn holen soll. Ich weiß, dass er das gern tun wird.«
Sie bemühte sich, ein Lächeln aufzusetzen, war aber nicht sicher, ob es ihr gelangt. Das Bieten für Betty Lous Korb begann, gefolgt von Beatrices, Flossies und Lizas Körben. Als die Versteigerung zu Ende war und alle sich im Park verteilten, stand Essies Korb einsam auf dem Podium.
Sie ging langsam nach vorn, nahm ihn und schritt nach Hause, ohne sich auch nur noch ein einziges Mal umzudrehen.
Frederick Foutys:
Vorzüge:
- hat noch Haare
- hat zwei kleine Kinder, sodass unsere eigenen Kinder keinen zu großen Altersabstand zu ihnen hätten
- ist fleißig
- hat seine Frau - möge sie in Frieden ruhen - geliebt
Mängel:
- knapp bei Kasse
- raucht
- trinkt Alkohol
- geht nur sonntags zur Kirche, aber nicht mittwochs - hat die Kinder nicht richtig im Griff
- mag keine Haustiere
- hat keinen Gefallen an der Natur
Die junge Frau schloss die Augen, tippte sich mit ihrer bronzefarbenen Feder nachdenklich an die Lippen und versuchte, sich die Männer vorzustellen, die beim Picknick gewesen waren. Schließlich schlug sie die Augen wieder auf und schrieb Mr Klockers Namen auf einen Zettel und füllte dann den linierten Notizzettel mit einer Liste seiner Vorzüge und seiner Nachteile.
Innerhalb einer Stunde hatte sie eine umfassende Liste mit den infrage kommenden - und verfügbaren - Junggesellen in Corsicana erstellt. Sie blies über die feuchte Tinte und drückte das Löschblatt auf die Seiten. Es hatte etwas Beängstigendes an sich, die Worte in schwarzen Lettern auf dem weißen Papier zu sehen.
Taten Männer das auch, wenn sie sich überlegten, mit welcher Frau sie ausgehen wollten? Wenn ja, was würde ein Mann dann in die Spalten mit ihren negativen und positiven Eigenschaften schreiben? Gleichgültig, was sie über sie schrieben, sie genügte den Ansprüchen offensichtlich nicht.
Essie steckte ihre Schreibfeder in die Halterung, lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und betrachtete die Zettel, die vor ihr auf dem Schreibtisch ausgebreitet waren.
Vater, führe mich, betete sie. Zeige mir, welchen ich nehmen soll.
Aber sie bekam keine Antwort.
Sie schloss die Augen und ließ ihren Finger über den Zetteln kreisen, als rühre sie in einem riesigen Kochtopf, und deutete mit dem Finger dann blind auf den Tisch. Sie schlug die Augen auf.
Mr Peeples. Sie ließ den Finger liegen und beugte sich nach rechts, um lesen zu können, auf welchen Punkt sie gedeutet hatte.
- Brusthaare schauen aus seinem Hemdkragen heraus
Sie zog die Hand weg. Vielleicht sollte sie erst einmal eine Nacht darüber schlafen. Noch mehr beten. Am nächsten Morgen würde sie sich einen Mann aussuchen und zu ihrem Feldzug aufbrechen.
Essie klopfte an die Hintertür der »Toten Hose«. Es war ein lächerlicher Name für einen Laden, aber Hamilton Crook weigerte sich, ihn »Crooks Handelswaren« zu nennen. Er sagte, das wäre schlecht fürs Geschäft.*
Jeder in der Stadt hatte Namensvorschläge gemacht, bis ein Farmer in die Stadt kam und verkündete, dass in seinem Rumvorrat »tote Hose« sei. Ihm folgte ein anderer, in dessen Pökelfass und Pulvervorrat ebenfalls »tote Hose« war.
Einer der Stammkunden hatte geschmunzelt und gesagt: »Du solltest diesen Laden ›Tote Hose‹ nennen!« Er hatte vermutlich selbst nie gedacht, dass dieser Name sich tatsächlich durchsetzen würde.
Essie zog ihr Tuch eng um ihre Schultern. Die Sonne war bereits aufgegangen, aber es war sehr früh am Morgen und der Laden hatte noch geschlossen. Sie war absichtlich viel früher gekommen, um genügend Zeit zu haben, Mr Crook ihre Idee zu unterbreiten, ohne das Risiko einzugehen, dabei von Kunden gestört zu werden.
Sie klopfte erneut und seufzte. Sie hatte immer gehofft, wenn sie heiratete, würde ihr Name elegant oder gar hoheitsvoll klingen. Alles war besser als »Spreckelmeyer«. Das hatte sie zumindest bis jetzt gedacht.
Jetzt kamen ihr ernste Zweifel. Aus »Essie Spreckelmeyer« eine »Essie Crook« zu machen war der größte Nachteil auf Mr Crooks Liste als möglicher künftiger Ehemann gewesen. Es war schwer zu sagen, welcher Name schlimmer war.
Die Tür wurde aufgerissen. Mr Crook stand in Strümpfen vor ihr. Sein Hemd hing aus der Hose und seine schwarzen Haare waren ungekämmt.
»Miss Spreckelmeyer? Was ist los? Was ist passiert?« Meine Güte. Er sah noch jünger aus, als sie vermutet hatte. Seine Jugend war der andere negative Punkt auf ihrer Liste gewesen, aber sie hatte gedacht, der Altersunterschied zwischen ihnen sei gering. Als sie ihn jetzt aus der Nähe betrachtete, war sie sich da nicht mehr so sicher.
Aus einem anderen Zimmer drang das Weinen eines Babys. Mr Crook steckte den Kopf zur Tür heraus. Zweifellos wollte er sehen, welche Katastrophe die alte Jungfer der Stadt an seine Hintertür führte.
Sein Blick blieb an ihrem Fahrrad hängen, das an der Hauswand lehnte. »Ist etwas an Ihrem Fahrgerät kaputtgegangen?«
»Nein, nein. Ich müsste nur kurz mit Ihnen sprechen, wenn Sie nichts dagegen hätten.«
Das Schreien des Babys klang jetzt nicht mehr nur kampflustig, sondern richtiggehend panisch.
»Dürfte ich bitte eintreten?«, fügte Essie hinzu.
Er wandte den Kopf in die Richtung, aus der das Babygeschrei kam. »Das ist im Moment ungünstig. Der Laden öffnet in einer Stunde. Vielleicht könnten Sie dann wiederkommen?«
Ihr erster Impuls war, zu nicken und wieder zu verschwinden. Aber sie brauchte einen Mann, und sie hatte beschlossen, dass Mr Crook gar nicht so schlecht passen würde.
Sie zog die Fliegengittertür auf und trat ein. Dabei zwang sie ihn, einen Schritt zurückzugehen. »Nein, das halte ich für keine so gute Idee. Aber gehen Sie ruhig und kümmern Sie sich um Ihr Baby. Ich warte hier auf Sie. «
»Wirklich, Miss Spreckelmeyer ... « Er runzelte die Stirn, und sie entdeckte in sich bereits den Wunsch, die Haare glatt zu streichen, die von seinem Kopf abstanden. Vielleicht war das ja ein Zeichen.
...
Übersetzung: Silvia Lutz
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
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Autoren-Porträt von Deeanne Gist
Deeanne Gist hat bereits für die unterschiedlichsten Zeitschriften Beiträge verfasst, darunter das People Magazine. Sie lebt mit ihrem Ehemann, den vier gemeinsamen Kindern und zwei Hunden in Houston, Texas.Bislang sind auf Deutsch von ihr erschienen: Die widerspenstige Braut, Die eigenwillige Jungfer, Die unbeugsame Dame und Eine Braut auf Bestellung.
Bibliographische Angaben
- Autor: Deeanne Gist
- 1424 Seiten, Maße: 13,1 x 19,1 cm, Gebunden
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3868009779
- ISBN-13: 9783868009774
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