Elfensturm / Mithgar Bd.7
Auf der Suche nach ihrem Gefährten hat sich Jinnarin, eine Kriegerin des kleinen Volkes, die Hilfe des legendären Elfen Aravan gesichert. Doch welche Ziele verfolgt der mysteriöse Kapitän des schwarzen Schiffes wirklich?
Die Fortsetzung von...
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Auf der Suche nach ihrem Gefährten hat sich Jinnarin, eine Kriegerin des kleinen Volkes, die Hilfe des legendären Elfen Aravan gesichert. Doch welche Ziele verfolgt der mysteriöse Kapitän des schwarzen Schiffes wirklich?
Die Fortsetzung von "Elfenkrieger" und "Elfenschiffe" ist eine fesselnde Reise durch die grandiose Fantasy-Welt Mithgars.
Die Fortsetzung von "Elfenkrieger" und "Elfenschiffe" ist eine fesselnde Reise durch die grandiose Fantasy-Welt Mithgars.
Elfensturmvon Dennis L. McKiernan
LESEPROBE
EINNEUER KURS
Winter,1E9574-75
[DieGegenwart]
Am nächsten Morgen, nach demdie Seherin Aylis den Entschluss
gefasst hatte, noch einmalin den Träumen der Fuchsreiterin
zu wandeln, machte QuartiermeisterRoku sich bereit,
mit einigen Matrosen undeiner Eskorte Zwerge nach
Havnstad zu fahren, um dieAufnahme von frischem Wasser
und Proviant auszuhandeln.»Seid auf der Hut«, rief Bokar
seinem Stellvertreter Kelekzu, der in einem der Beiboote
saß. »Diese Stadt hat geradeerst Tribut bezahlt. Einige werden
wütend und gereizt sein undmöglicherweise erst handeln
und dann überlegen.«
Während Kelek mit einemNicken bestätigte, dass er die
Worte des vierschrötigenZwergenhauptmanns verstanden
hatte, murmelte der nebenBokar stehende Jatu: »Andererseits
werden sie vor bewaffnetenund gerüsteten Kriegern
auf der Hut sein. Ichglaube, die Städter werden sich
ebenso verhalten wie zuvor -überhöflich und dienstbeflissen,
um grimmige Besucher nichtgegen sich aufzubringen.
Wenn es nicht den einen oderanderen Heißsporn
gibt, werden Roku, Kelek unddie anderen heute nicht
mehr Feindseligkeitenerleben als wir. Außerdem sind die
Schatztruhen der Städterleer, da sie gerade Tribut bezahlt
haben, und deshalb werdensie erpicht darauf sein, Geschäfte
zu machen.«
Als die Boote losruderten,gesellte sich der elfische Kapitän
Aravan zu Bokar und Jatu. OhneVorrede sagte Aravan:
»Wenn Roku und seineBegleiter zurückkehren, setzen
wir die Segel und fahren aufder Südseite von Rwn nach
Westen.«
Jatu, der Erste Offizier desElfenschiffs, ein hünenhafter
Mensch mit Haut, die wiepoliertes Ebenholz schimmerte,
lächelte. »Und damit folgenwir der Route, die Lady Aylis
vorgeschlagen hat, hm?«
»Aye, Jatu, so ist es: IhreÜberlegungen haben mehr für
sich als alle anderen.«
»Was ist mit ihremTraumwandeln, Kapitän?«, fragte Frizian,
der Zweite Offizier, undtrat fröstelnd zu den anderen
Männern an die Reling. Derkleine Gelender fror offenkundig
in der kühlen Luft.
Aravan warf einen Blick aufdie blasse Morgensonne und
holte tief Luft. »Lady Aylisglaubt, binnen einer Woche mit
dem Traumwandeln bei LadyJinnarin beginnen zu können.«
»Warum die Wartezeit,Kapitän?«
»Das Traumwandeln istkompliziert und voller heimlicher
Gefahren, Frizian, doch wennLady Aylis der Lady Jinnarin
alles darüber beibringenkann, verbessert das vielleicht ihre
Aussichten, der tödlichenGefahr in dem Nachtmahr auszuweichen.
»Grr!«, grollte Bokar. »Gebtmir etwas, das ich sehen kann,
etwas, in das ich kaltenStahl bohren kann. Das ist der
Feind, den ich bekämpfenwill. Nicht irgendein Traumgesicht
oder Trugbild!«
Aravan hob eine Hand.»Bokar, Ihr sprecht von einem
Traumgesicht, doch wirwissen noch gar nicht, was für ein
Feind in diesem Traumlauert.«
Bokars Augen verengten sich.»Eine riesige Phantomspinne,
Kapitän, stimmt das nicht?«
»Lady Aylis glaubt nicht,dass die Spinne Ontah getötet
hat. Das war etwas ganzanderes.«
»Durlok!«,rief Frizian.
Bokars Augen weiteten sich.»Der Schwarzmagier? Denkt
Ihr, er kann irgendwieselbst in den Traum gelangen?«
Frizian hob die Hände ineiner fragenden Geste, doch
Kapitän Aravan sagte: »Wenneine Person in einem Traum
wandeln kann, ist dasvielleicht auch anderen möglich.«
Stille senkte sich über dieGruppe. Schließlich sagte Frizian:
»Kapitän, ich sage denMännern, dass sie sich bereit
machen sollen, bei RokusRückkehr die Segel zu setzen.«
Während Aravan nickte undFrizian ging, um der Mannschaft
der Eroean dieentsprechenden Anweisungen zu geben,
sagte Bokar: »Und ich halteden Kriegstrupp bereit, für
den Fall, dass die feigenHavnstader versuchen wollen, uns
zu hintergehen.«
Während sich Bokar auf denWeg zu seinen zwergischen
Kriegern machte, sagte Jatuleise zu Aravan: »Kapitän, er
sehnt sich nach einem Kampf.Wenn wir nicht bald eine
Auseinandersetzung haben,wird er vielleicht beginnen, sich
selbst Ärger zu suchen «
»Nein, Jatu, macht Euchwegen Bokar keine Sorgen. Er ist
sehr diszipliniert, und dasgilt auch für seine Truppe. Aber
in einer Beziehung habt Ihrvollkommen Recht: Er sehnt
sich tatsächlich nach einemKampf, und ich habe jetzt
schon Mitleid mit seinenGegnern, wenn es dazu kommt.«
Unter Deck saßen Aylis undJinnarin in der abgedunkelten
Kabine. Eine einzige Kerzesorgte für spärliches Licht, da
das Bullauge verhangen war. DieSeherin Aylis saß auf dem
Boden mit dem Rücken zurWand. Ihr schulterlanges, hellbraunes
Haar war in einem Zopfzusammengefasst und sie
musterte Jinnarin aus halbgeschlossenen grünen Augen.
Die kleine Fuchsreiterin lagauf der Koje und mit dem Rücken
zur Wand gegenüber. »Atmettief und entspannt Euch«,
murmelte Aylis. »Schaut indie Kerzenflamme. Konzentriert
Euch darauf, bis Ihr nichtsanderes mehr wahrnehmt. Dann
schließt die Augen undbewahrt das Bild der Flamme in Eurem
Geist. Es wird langsamverblassen, und während es das
tut, stellt Euch einefriedliche Szene vor - einen Bach, eine
Lichtung, ein ruhiges Tal,ein Feld mit blühenden Blumen.
Lasst Eure Gedanken freiumherstreifen in dem Bild, das Ihr
Euch vorstellt. Und sobaldIhr Euch selbst in dieser Szene
befindet «
Während die Eroean trägeund sacht hin und her schaukelte,
begann Jinnarin eine Reisein die friedliche Meditation
mit Aylis als ihrer kundigenFührerin.
Am Nachmittag kehrte Rokumit einer kleinen Flotte im
Gefolge aus Havnstad zurück.Bokar und sein Kriegstrupp
standen Wache, während dieGüter von den Boten der
Händler umgeladen wurden,und die Städter an Bord über
die Konstruktion desElfenschiffes staunten. Dörrobst, Korn,
Mehl, Pökelfleisch,Stockfisch, Fässer mit eingelegtem Gemüse
und Trinkwasser, dazu kleineFässchen mit Rum und
Wein, Käseräder und mehr:Alles wurde über die Reling gehievt
oder mit der Winde in Netzenan Bord geholt. Als
alles eingeladen war, unddie Boote der Händler zurückfuhren,
ließ Frizian BootsmannReydeau die Mannschaft an
Bord pfeifen und gab denBefehl, die Segel zu setzen. Die
Eroean lichtete den Anker undsegelte majestätisch und
mühelos mit der steigendenFlut aus dem Hafen.
Einen ganzen Tag langsegelte die Eroean mit dem Wind
nach Süden. Dann drehte sienach Westen und kreuzte im
Zickzack. Ein weiterer Tagverstrich und dann noch einer,
bis schließlich eine ganzeWoche vergangen war, und immer
noch fuhr sie durch dieGewässer über Gelen nach Westen
und unter Rwn und weiter bisüber Atala hinaus. Und
obwohl in dieser Zeitbeständig das Nordlicht am Himmel
zu sehen war, entdeckten siedes Nachts keine Lichtwolken,
und auch keine Galeere beiTag. Und Tag für Tag führte die
Lady Aylis in derabgedunkelten Kabine Jinnarin in die Geheimnisse
der Meditation und desbewussten Traumwandelns
ein.
In einer Nacht lag Aylis beiihrem Geliebten Aravan, den
Kopf auf seine Brust gelegt,während er ihr über das Haar
strich und sie seinemHerzschlag lauschte. »Ich glaube, wir
sind so weit«, sagte sienach einer Weile.
»Wann, Chieran?«
»Wir fangen morgen an.«
»So bald?«
»Ja.«
»Und Jinnarin?«
»Sie ist ebenso bereit, wieich es in diesem Stadium des
Lernens war, Liebster. Siehat sowohl die leichte als auch die
tiefe Meditation gemeistert.Ontahs Worte der Suggestion
sind verankert, undwenngleich es keine richtigen Worte der
Macht sind, werden sie ihrsehr gute Dienste leisten. Jetzt
muss sie nur noch lernen,wie man einen Traum beherrscht
und nach seinem Willenformt, und dafür müssen wir in
einem Traum wandeln.«
Aravan lag eine Weile stillda, dann sagte er: »Sie hat
schnell gelernt, aye?«
»Ja. Ontah war erstaunt, wierasch ich gelernt habe, aber
mit Jinnarin wäre er ebensozufrieden gewesen.«
»Ist es schwer?«
Aylis dachte über AravansFrage nach. »Ich fand es nicht
allzu schwer und Jinnarinwohl auch nicht. Aber ich bin
eine ausgebildete Seherin,also war mir die Unterweisung
nicht unvertraut. Jinnarinhat keine vergleichbare Ausbildung,
hat es aber dennoch raschgelernt.«
»Hm«, sann Aravannachdenklich und fügte dann hinzu:
»Vielleicht ist das, wasPysk, Magiern und anderen eurer Art
leicht fällt, für Menschenund Elfen schwierig. Eines Tages
musst du versuchen, es mirbeizubringen, dann werden wir
es vielleicht sehen.«
Aylis erhob sich und schauteAravan in die Augen. »Ach,
Liebster, wie wunderbar,denn dann würden wir gemeinsam
durch unsere Träume wandelnund sie nach Belieben formen.«
Aravan lächelte. »Ich wandlelängst mit dir durch meinen
Traum, Chieran.«
Aylis reckte sich nach obenund küsste ihn sanft, dann
legte sie ihren Kopf wiederauf seine Brust und lauschte seinem
Herzschlag.
Nach längerem Schweigenflüsterte Aravan: »Morgen?«
»Ja.«
Seine Umarmung wurde einwenig fester, aber er sagte
nichts mehr.
Kurz darauf küsste sie ihnwieder, und sie liebten sich.
(...)
© Heyne Verlag
Übersetzung: Christian Jentzsch
- Autor: Dennis L. McKiernan
- 2006, 381 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 12 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Dtsch. v. Christian Jentzsch
- Übersetzer: Christian Jentzsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453522400
- ISBN-13: 9783453522404
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