Johannes Paul II.
18 Jahren begleitete Andreas Englisch Johannes Paul II. auf Reisen. Wie kein anderer hatte er Einblicke in das Leben des Papstes und hinter die Kulissen des Kirchenstaates.
Seine Biografie lüftet so manches Geheimnis.
''...ein erstklassiger...
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18 Jahren begleitete Andreas Englisch Johannes Paul II. auf Reisen. Wie kein anderer hatte er Einblicke in das Leben des Papstes und hinter die Kulissen des Kirchenstaates.
Seine Biografie lüftet so manches Geheimnis.
''...ein erstklassiger Reporter, der den Papst aus nächster Nähe beobachtet.''
New York Times
Eine Biografie, die durch Insiderwissen und Einfühlsamkeit besticht.
Johannes Paul II. Das Geheimnis des KarolWojtyla von Andreas Englisch
LESEPROBE
Ichweiß, dass mein Sohn eines Tages in meiner Schreibtischschublade eines dieserFotos finden wird, die nicht ins Familienalbum gehören, die ich aberauch nicht wegwerfen mag: Bilder meiner Dienstreise mit dem Papst. Mein Sohnwird sehen, dass sein Vater irgendwo neben Johannes Paul II. steht, und er wirdfragen: "Sag mal, du kennst den doch: Was ist das für ein Mann?"
Was soll ich dann sagen? Soll ich es seinen Lehrern überlassen,ihm von Karol Wojtyla zu erzählen, weil ich es nicht schaffen würde, objektivzu bleiben? Soll ich ihm ein paar Biographien kaufen, die Fakten berichten,während alles, was ich sagen würde, durch meine Erinnerung geprägt ist? Mir istklar, dass ich weder vollständig noch unparteiisch über Johannes Paul II.berichten kann. Dieser Papst hat mich geärgert, er hat mich überrascht, ermachte mich sprachlos. Vielleicht wird es dem majestätischen Papst auch nichtgerecht, wenn man ihn im Licht des alltäglichen Lebens zeigt und erzählt, wiedieser Mann mit seinem Amt lebte, wenn er nicht an einem Altar stand. Icherinnere mich auch nicht lückenlos. Mein Gehirn spielt mir einen Streich. Wasmir etwas bedeutete, taucht klar vor mir auf, auch wenn es lange zurückliegt.Gleichzeitig tilgt mein Gedächtnis ganze Monate. So ist mir zwar das Thema derRede entfallen, die der Papst in St. Louis in den USA hielt, aber ich weiß nochgenau, wie er dort mit seinem Gehstock einen Baseballspieler nachmachte und miteinem Schlag in die Luft Tausende von Jugendlichen für sich einnahm. Icherinnere mich daran, wie hell seine Augen leuchten konnten, wenn er das Gefühlhatte, dass Gott sich ihm für einen Augenblick in der Freude und dem Gelächterjunger Menschen zeigte.
Mein Sohn soll ruhig erfahren, was ich eigentlich tat, wennich wochenlang mit dem "weißen Mann" unterwegs war. Ich bin sicher, dass erirgendwann sagen wird: "Erzähl doch mal!" Vielleicht ist es sinnvoll, mir schonjetzt zu überlegen, was ich ihm dann über diesen Papst sagen soll, der mich soverändert hat.
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Es war ein Gefühl, wie in eine andere, geheimnisvolle Weltzu tauchen, als ich zum ersten Mal den vatikanischen Palast betrat, vorbei anden salutierenden Schweizergardisten durch die Bronzepforte Portone di bronzoschritt und über die blank gewienerten Böden spazierte. Eine Ordensschwester,die für den Pressesaal arbeitete, begleitete uns. Es gehörte zu ihren Aufgaben,Journalisten durch den vatikanischen Palast zu schleusen. Im Jargon heißt dieNonne deshalb "Pool-Pilot". Erstmals stieg ich die Treppe zur Bibliothekhinauf. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich später diesen Weg gegangen bin, aberbeim ersten Mal schritt ich staunend durch die bunt ausgemalten Säle, vorbei anden Kammerherren, die den hohen Gast erwarteten, zum Vorzimmer der Bibliothek.Dort steht der Thron des Papstes, und andere Päpste haben ihn tatsächlichbenutzt: Es ist ein mit Goldlack verzierter, pompöser Sessel. WirPool-Journalisten mussten hinter einem roten Seil warten. Dann ging irgendwanndie Tür auf, und Papst Johannes Paul II. kam heraus.
Er war kleiner, als ich erwartet hatte, und sah nicht soschmal aus wie auf Entfernung oder im Fernsehen. Ich kann ihn damals kaum mehrals eine Viertelstunde gesehen haben, aber es kam mir viel länger vor. Ich weißnoch ganz genau, was ich damals dachte: Ich hatte erwartet, eine Majestätanzutreffen. Aber Karol Wojtyla hatte nichts Majestätisches, keine Spur vonherablassender Güte an sich. Im Gegenteil. Er wirkte auf mich, als wäre es ihmein wenig peinlich, dass er der Papst ist. Damals wandte sich Johannes Paul II.plötzlich von seinem Sekretär Don Stanislaw Dziwisz ab und sprach mich an.Wahrscheinlich hatte Don Dziwisz ihm zugeflüstert, dass ich neu war imvatikanischen Pressesaal.
"Sie sind aus Deutschland? Woher kommen Sie genau?", fragteJohannes Paul II. "Diözese Paderborn, interessant. Sie sind gerade in Romangekommen? Herzlich willkommen!", sagte er und gab mir die Hand. Ich kam nichtdarauf, das zu tun, was gläubige Katholiken in so einem Augenblick zu tunpflegen: Auf die Knie zu fallen und seinen Ring zu küssen. Nicht nur, weil mirdiese Geste der Unterwürfigkeit zuwider gewesen wäre. Es gab noch einen anderenGrund: Johannes Paul II. begrüßte mich so zurückhaltend, als käme gleich noch einanderer, der richtige Papst, und als sei er nur Karol Wojtyla aus Wadowice.Aber sein Händedruck war kräftig und passte zu seinen ausgeprägt breitenSchultern. Ich erinnere mich noch daran, dass ich damals dachte, dieser Mannsähe im Gewand des Papstes doch wie ein verkleideter Holzfäller aus. Der Wegdurch die Flure des gewaltigen vatikanischen Palastes bereitet Besucher daraufvor, einen Herrscher zu treffen. Papst Johannes II. wirkte dagegen wie einGemeindepfarrer, der lieber unter freiem Himmel zeltet und Rucksäcke mitProviant schleppt, als in einem Palast einem Kammerorchester zu lauschen. Nochetwas fiel mir gleich an diesem Tag meiner ersten Begegnung auf: Der Papst warin Eile. Als der Gast endlich kam, sah ich zum ersten Mal das Ritual des handshaking für die Fotografen. DerPapst gab dem Gast im Blitzgewitter die Hand, und ich erkannte, dass ihm dieSache lästig war. Aber nicht, weil die Fotografen dabei waren. Er wollte ganzoffensichtlich keine Zeit verschwenden. Er wollte zur Sache kommen. Ich sah,was ich später bei Hunderten anderer Gelegenheiten beobachtete: Der Papst riebsich nervös die Hände, weil er endlich anfangen wollte, weil das Gesprächendlich beginnen sollte. Er ist damals noch ein Mann gewesen, der bei allem,was er tat, schon an die nächste Aufgabe dachte.
Johannes Paul II. sprach fließend Deutsch mit seinem Gastaus Deutschland. Ich weiß noch genau, wie sehr ich mich wunderte. Denn ersprach nicht wie andere Menschen, die zeigen wollen, wie gut sie Fremdsprachenbeherrschen. Er sprach es auf eine einfache, bescheidene Weise, so als wolle eres seinem Gast leichter machen, sich wohl zu fühlen. Dann schloss sich die Türhinter den beiden. Mein Kollege und ich mussten mit dem Sekretär draußenbleiben. Immerhin hatte ich zum ersten Mal mit eigenen Augen den Schreibtischder Päpste erblicken können, auf dem in einem Glasröhrchen ein Knochensplitterdes heiligen Petrus liegt, der auf diese Weise symbolisch bei allen wichtigenEntscheidungen präsent ist.
© Ullstein Verlag
Interview mit Andreas Englisch
Der Untertitel Ihres Buches lautet"Das Geheimnis des Karol Wojtyła". Welches Geheimnis hatte Johannes PaulII.?
DasGeheimnis des Karol Wojtyła bestand darin, dass er die Empfindung hatte, dass Gott anseiner Seite stand. Er glaubte bedingungslos, das Werkzeug des Allmächtigen zusein und damit auch gegen viel stärkere Gegner, wie das Sowjetimperium, nichtverlieren zu können.
Ihr Buch ist in der "2.,durchgesehenen und erweiterten Auflage" erschienen. Was haben Sie gegenüber derVorauflage geändert?
Dieerste Fassung des Buches endet im Sommer des Jahres 2003. Die zweite Fassungdes Buches (ab der 9. Auflage) führt die Geschichte des Karol Wojtyławeiter bis kurz vor seinem Tod. Es endet im März des Jahres 2005.
Das Pontifikat von KarolWojtyła alias Johannes Paul II. dauerte von 1978 bis zu seinem Tod imApril 2005, also mehr als ein Vierteljahrhundert. Sie haben ihn als Journalistder Zeitung "Bild" einige Jahre beobachten können. Ist dieser Job eigentlichmanchmal auch langweilig gewesen?
Ja,mein Job war und ist manchmal unglaublich langweilig, weil er vor allem darausbesteht zu warten - warten auf den Papst auf allen Kontinenten. Aus Sicherheitsgründenwerden zum Beispiel alle Journalisten in der Begleitung des Papstes meist schonvier Stunden, bevor der Papst eintrifft, zu dem Ort seines Auftritts gebracht,zu einer Messe oder Ansprache. Dort darf man dann nicht lesen und meist auch nichttelefonieren, das ist schon langweilig.
JohannesPaul II. war ein unvorstellbar demütiger und spiritueller Mensch. Man konnteseine Verehrung für den christlichen Gott spüren. Er hatte das Gefühl, Gottjeden Tag ganz konkret zu erleben.
Welches ist aus Ihrer Sicht dasgrößte Verdienst des polnischen Papstes?
Seingrößtes Verdienst war die Bitte um Vergebung für alles, was Christen Judenangetan haben - ausgesprochen an der Klagemauer im Heiligen Jahr 2000.
Und welches war sein größter Fehler?
Dasser viel zu viel arbeitete und sich aufrieb. Er hätte manche Arbeit abgebensollen.
Bei der Beerdigung Johannes PaulII., aber auch bei der Wahl des neuen Papstes, Benedikt XVI., zeigtenerwachsene Menschen eine Verehrung und eine Begeisterung, die sonst nur beiheranwachsenden Menschen zu sehen ist, die, sagen wir, ein Musikidol anhimmeln.Welche Verantwortung haben die Kirchenführer eigentlich in dieser Hinsicht? IstJohannes Paul II. dieser Verantwortung gerecht geworden?
DieMenschen haben diesen Papst geliebt. Sie haben nicht nur so getan, sie habenihn wirklich geliebt und mit Respekt auf seine Lebensleistung geschaut. DerPapst ist auch ein Teil der Lebensgeschichte eines jeden Einzelnen, weil er solange regiert hat. Deswegen halte ich das Verhalten von Johannes Paul II. auchfür völlig richtig. Die Menschen haben diesen Papst gemocht, deswegen haben sieihn umjubelt. Und er hat sie machen lassen.
Nach mannigfaltiger Kritik amkonservativen Gebaren scheint sich nun eher zu manifestieren, dass die Menschenfroh sind, dass die katholische Kirche nicht "modisch" geführt wird, sondernjahrhundertealte Rituale zelebriert. Hat Johannes Paul II. dafür gesorgt,Reformwillen zu bremsen? Muss sich die katholische Kirche aus Ihrer Sichtreformieren?
Ichglaube, dass die katholische Kirche einige dringende Reformen vornehmen muss.Vor allem muss meiner Ansicht nach die Beziehung zu Frauen neu überdachtwerden. Frauen, Ordensfrauen, erledigen die harte Arbeit innerhalb derkatholischen Kirche, sie arbeiten in Krankenhäusern und Schulen, inWaisenheimen und Kindergärten. Es darf nicht sein, dass diese Ordensleute dieharte Arbeit machen, aber nur sehr wenig Mitspracherecht haben. Obwohl 75 % derMitglieder der hart arbeitenden Orden Frauen sind, entscheiden bis heuteausschließlich Männer, wie Frauen zu arbeiten haben. Die Äbtissinnen haben imVatikan so gut wie kein Mitspracherecht.
Die Fragen stellte Mathias Voigt,Literaturtest.
- Autor: Andreas Englisch
- 2004, 381 Seiten, Maße: 11,3 x 18 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548367100
- ISBN-13: 9783548367101
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