Star Wars - Mace Windu und die Armee der Klone
Roman
Während in der Galaxis die Klonkriege toben, wird Jedi-Meister Mace Windu mit einer gefährlichen und persönlich schwierigen Mission betraut: In seiner von Separatisten besetzten Heimatwelt gilt seine Lieblingsschülerin Depa Billaba seit...
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Produktinformationen zu „Star Wars - Mace Windu und die Armee der Klone “
Während in der Galaxis die Klonkriege toben, wird Jedi-Meister Mace Windu mit einer gefährlichen und persönlich schwierigen Mission betraut: In seiner von Separatisten besetzten Heimatwelt gilt seine Lieblingsschülerin Depa Billaba seit einiger Zeit als verschollen und wird verdächtigt, für ein fürchterliches Massaker verantwortlich zu sein. Ist sie der dunklen Seite der Macht verfallen?
Ein fantastisches Weltraumabenteuer voller Emotion, Dramatik und technischer Finessen!
Ein fantastisches Weltraumabenteuer voller Emotion, Dramatik und technischer Finessen!
Klappentext zu „Star Wars - Mace Windu und die Armee der Klone “
Während in der Galaxis die Klonkriege toben, wird Jedi-Meister Mace Windu mit einer gefährlichen und persönlich schwierigen Mission betraut: In seiner von Separatisten besetzten Heimatwelt gilt seine Lieblingsschülerin Depa Billaba seit einiger Zeit als verschollen und wird verdächtigt, für ein fürchterliches Massaker verantwortlich zu sein. Ist sie der dunklen Seite der Macht verfallen?Ein fantastisches Weltraumabenteuer voller Emotion, Dramatik und technischer Finessen!
Lese-Probe zu „Star Wars - Mace Windu und die Armee der Klone “
Mace Windu und die Armee der Klone von Matthew Stover Aus dem persönlichen Tagebuch von Mace Windu
... mehr
In meinen Träumen mache ich es immer richtig.
In meinen Träumen stehe ich auf dem Balkon der Arena. Geonosis.
Unten auf dem Sand: Obi-Wan Kenobi, Anakin Skywalker, Senatorin
Padmé Amidala. Auf dem grob behauenen Stein, nur eine Armeslänge
entfernt: Nute Gunray. In Reichweite meiner Klinge: Jango
Fett.
Und Meister Dooku.
Nein. Nicht mehr Meister. Graf Dooku.
Ich werde mich nie daran gewöhnen, ihn so anzusprechen. Selbst
in meinen Träumen nicht.
Jango Fett starrt vor Waffen. Der geborene Killer: der tödlichste
Mann der Galaxis. Jango kann mich innerhalb eines Sekundenbruchteils
töten. Das weiß ich. Auch wenn ich den Bericht von Kenobi
aus Kamino nicht gelesen hätte, würde ich die Gewaltbereitschaft
spüren, die Jango ausstrahlt: in der Macht ein Pulsar des Todes.
Doch ich mache es richtig.
Meine Klinge beleuchtet nicht die Unterseite von Fetts kantigem
Kinn. Ich verschwende keine Zeit mit Worten. Ich zögere nicht.
Ich glaube.
In meinen Träumen versengt das purpurne Glühen meines Schwertes
Dookus Bart, und in der entscheidenden halben Sekunde, die
Jango braucht, um auf mich zu zielen und zu schießen, steche ich
zu und reiße Dooku mit mir in den Tod.
Und rette die Galaxis vor einem Bürgerkrieg.
Ich hätte es tun können.
Ich hätte es tun können.
Weil ich es wusste. Ich habe es gespürt.
Im Strudel der Macht um mich herum konnte ich die Verbindung
spüren, die Dooku zwischen Jango und der Handelsföderation geschmiedet
hatte, mit den Geonosianern, mit der gesamten Sepa-
rationsbewegung: Verbindungen aus Gier und Furcht, voller Lügen
und unverhüllter Einschüchterungsversuche. Ich wusste nicht, worin
diese Verbindungen bestanden - ich wusste nicht, wie Dooku
sie geschmiedet hatte oder warum -, aber ich fühlte ihre Kraft: die
Kraft dessen, das ich als Netz des Verrates kenne, das er geknüpft
hatte, um die Galaxis darin einzuwickeln.
Ich spürte, dass dieses Netz - wenn er es nicht aufrechterhielte,
wenn er die Risse nicht ausbesserte und die Schwachstellen verstärkte
- verfaulen würde, vergehen und verrotten würde, bis ein
leichter Hauch es zerreißen konnte und seine Fäden von den unaufhörlichen
stellaren Winden zerstreut wurden.
Dooku war der Bruchpunkt.
Ich wusste es.
Darin besteht meine Begabung.
Man stelle sich einen Corusca-Stein vor: ein Mineral, dessen verflochtene
Kristallstruktur härter ist als Durastahl. Man kann mit einem
Fünf-Kilo-Hammer darauf einschlagen und beschädigt
höchstens den Hammer. Die gleiche Kristallstruktur, die den Corusca
so stark macht, beinhaltet jedoch ebenfalls Bruchpunkte: Stellen,
an denen man den Stein durch präzise Anwendung sorgfältig
abgemessener Kraft - nicht mehr als ein leichtes Tippen - in Stücke
brechen kann. Um diese Bruchpunkte finden und ausnutzen zu
können, bedarf es eines jahrelangen Studiums und eines tief gehenden
Verständnisses der Kristallstruktur, dazu strikter Übungen,
um die perfekte Kombination von Kraft und Präzision zu trainieren,
die den erwünschten Bruch erzeugt.
Es sei denn, man besitzt eine Begabung wie meine.
Ich kann Bruchpunkte erkennen.
Dieser Sinn ist kein eigentliches Sehen, aber sehen ist jenes Wort
in Basic, mit dem man die Sache am besten beschreiben kann: Es
handelt sich um eine Wahrnehmung dessen, um ein Gefühl dafür,
wie sich das, was ich betrachte, in die Macht einfügt, und wie die
Macht es an sich und alles andere bindet. Ich war sechs oder sieben
Jahre alt - und hatte schon lange mit meiner Ausbildung im
Jedi-Tempel angefangen -, als ich begriff, dass andere Schüler,
Jedi-Ritter und sogar weise Meister solche Verbindungen nur mit
großen Schwierigkeiten, mithilfe intensiver Konzentration und langer
Praxis erkennen konnten. Die Macht zeigt mir die Stärken und
die Schwächen, verborgene Makel und unerwarteten Nutzen. Sie
enthüllt mir die Belastungsvektoren, Zug und Druck, Drehmoment
und Schubkraft; so sehe ich, wie die Muster dieser Vektoren sich
vereinen und die Matrix der Realität bilden.
Schlichter gesagt: Wenn ich Sie durch die Macht ansehe, erkenne
ich, an welcher Stelle Sie brechen werden.
Ich sah Jango Fett auf dem Sand der geonosianischen Arena an.
Er stellte die perfekte Kombination aus Waffen, Geschick im Umgang
mit ihnen und dem Willen dar, sie einzusetzen: die Kristallgitterstruktur
eines Killers. Die Macht deutete auf einen Bruchpunkt
hin, und ich hinterließ eine Leiche ohne Kopf in der Arena. Die Leiche
des tödlichsten Mannes der Galaxis.
Jetzt: selbst ein Toter.
Situationen haben ebenso wie Edelsteine ihre Bruchpunkte. Allerdings
sind diese fließend und flüchtig, erscheinen nur für Augenblicke
und verschwinden, ohne eine Spur ihrer Existenz zu hinterlassen.
Sie sind eine Funktion der Zeit.
So etwas wie eine zweite Chance gibt es nicht.
Falls - oder wenn - ich Dooku das nächste Mal begegne, wird er
nicht mehr der Bruchpunkt des Krieges sein. Mit einem einzigen
Toten kann ich diesen Krieg nicht beenden.
An jenem Tag in der geonosianischen Arena wäre ich dazu jedoch
in der Lage gewesen.
Einige Tage nach dem Kampf suchte mich Meister Yoda in einem
Meditationsraum des Tempels auf. »Euer Freund war er«, hatte der
alte Meister gesagt, ehe er noch durch die Tür gehinkt war. Yoda
scheint diese eigentümliche Gabe zu haben, stets zu wissen, was
ich denke. »Respekt habt Ihr geschuldet ihm. Sogar Liebe. Ihn niederstrecken
konntet Ihr nicht - nicht nur aus einem Gefühl heraus.«
Aber ich hätte es gekonnt.
Ich hätte es können sollen.
Aus genau diesem Grund verbietet unser Orden persönliche Bezie-
hungen. Hätte ich Dooku nicht so sehr verehrt - ja, so sehr gemocht
- würde jetzt Frieden in der Galaxis herrschen. Aus einem
Gefühl heraus, hatte Yoda gesagt.
Ich bin ein Jedi.
Seit meiner Geburt hat man mich gelehrt, meinen Gefühlen zu vertrauen.
Aber welchen Gefühlen sollte ich vertrauen?
Als ich vor der Wahl stand, einen früheren Jedi-Meister zu töten
oder Kenobi, den jungen Skywalker und den Senator zu retten ...
da habe ich die Macht für mich entscheiden lassen.
Ich habe die Wahl eines Jedi getroffen.
Und daher entkam Dooku. Und daher befindet sich die Galaxis im
Krieg. Und daher sind viele meiner Freunde gefallen.
So etwas wie eine zweite Chance gibt es nicht.
Seltsam: Ich bin ein Jedi und bereue trotzdem, ein Leben verschont
zu haben.
Viele Überlebende von Geonosis leiden unter Albträumen. Jedi-
Heiler, die sich mit jenen befasst haben, erzählten mir davon. Albträume
sind unausweichlich; seit dem Sith-Krieg vor viertausend
Jahren hat es kein derartiges Gemetzel unter den Jedi gegeben.
Niemand konnte sich vorstellen, wie es sich anfühlte, in dieser Arena
zu stehen, inmitten der Leichen von Freunden, im grellen orangefarbenen
Mittagslicht und im Gestank, der vom blutgetränkten
Sand ausging. Vielleicht bin ich der einzige Überlebende von Geonosis,
der keine Albträume von diesem Ort hat.
Denn in meinen Träumen mache ich es stets richtig.
Mein Albtraum beginnt erst, wenn ich aufwache.
Auch Jedi haben Bruchpunkte.
Mace Windu blieb in der Tür stehen und versuchte, zu Atem
zu kommen. Bogenförmig breitete sich ein Schweißfleck auf
der Kapuze seiner Robe aus, und das Hemd klebte ihm auf der
Haut: Er kam direkt von einem Trainingskampf im Tempel,
ohne dass er sich die Zeit für eine Dusche genommen hätte.
Und während er durch das Labyrinth des Galaktischen Senats
geeilt war - fast im Laufschritt -, hatte er auch nicht verschnaufen
können.
Palpatines privates Büro in der Suite des Obersten Kanzlers,
unterhalb der Großen Rotunde des Senats, breitete sich
weit und nüchtern vor ihm aus. Auf dem ausgedehnten,
hochglanzpolierten Ebonitboden standen einige einfache,
weiche Stühle und ein niedriger Schreibtisch, ebenfalls aus
Ebonit. Mit Ausnahme zweier einsamer Statuen wies der
Raum keinen Schmuck auf; nur deckenhohe holographische
Übertragungseinheiten projizierten Echtzeitaufnahmen von
der Hauptstadt der Galaxis, wie man sie von der Spitze des
Kuppeldaches des Senats aus sah. Draußen würden die Orbitalspiegel
bald von Coruscants Sonne abgewandt werden,
und dann würde über der Stadt die Dämmerung anbrechen.
Lediglich Yoda war anwesend. Allein. Feierlich saß er auf
seinem Schwebestuhl und hielt die Hände um den Knauf seines
Stabes gefaltet. »Rechtzeitig Ihr kommt«, bemerkte der
alte Meister, »aber nur knapp. Einen Stuhl Euch nehmt; gefasst
müssen wir sein. Ernst dies ist.«
»Ich habe nicht gerade eine Party erwartet.« Mace' Stiefel
klackten auf dem polierten Boden. Er zog einen der weichen,
einfachen Stühle näher an Yoda heran und setzte sich mit
dem Gesicht zum Tisch neben ihn. Vor Anspannung schmerzte
sein Kinn. »Der Bote sagte, es gehe um die Operation auf
Haruun Kal.«
Die Tatsache, dass der Kanzler von allen Mitgliedern des Je-
di-Rates und des Oberkommandos der Republik nur die beiden
ältesten Mitglieder des Rates gerufen hatte, ließ nichts
Gutes ahnen.
Diese beiden ältesten Angehörigen hätten sich nicht stärker
voneinander unterscheiden können. Yoda war keine siebzig
Zentimeter groß, hatte eine an chadianischen Wanderkelp erinnernde
grüne Haut und große, vorstehende Augen, die
manchmal wie von selbst zu leuchten schienen; Mace dagegen
war für einen Menschen von großer Gestalt, knapp zwei
Meter groß, hatte breite, starke Schultern und kräftige Arme,
dunkle Augen und ein grimmiges Kinn. Während Yoda seine
kärglichen Haare einfach sprießen ließ, war Mace' Schädel
glatt rasiert und hatte die Farbe von poliertem Lammas.
Der deutlichste Unterschied bestand vielleicht in der Ausstrahlung
der beiden Jedi-Meister. Yoda wirkte sanft und klug
und besaß dazu jenen schelmischen Sinn für Humor, der für
den wahren Weisen charakteristisch ist; doch aufgrund seines
hohen Alters und seiner großen Erfahrung erschien er
manchmal ein wenig fern, ja fast entrückt. Er näherte sich
dem neunhundertsten Jahr seines Lebens und neigte dazu,
die Dinge langfristig zu betrachten. Mace dagegen war noch
vor seinem dreißigsten Geburtstag in den Jedi-Rat berufen
worden. Seine Erscheinung bildete den genauen Gegensatz.
Hager. Angespannt. Energisch. Er verströmte scharfen Intellekt
und unbezwingbaren Willen.
Zum Zeitpunkt der Schlacht von Geonosis, mit der die
Klonkriege begonnen hatten, war Mace bereits seit mehr als
zwanzig Standardjahren Mitglied des Rates. Seit wenigstens
zehn Jahren hatte ihn niemand mehr lächeln gesehen.
Im Stillen fragte er sich manchmal, ob er überhaupt je wieder
lächeln würde.
»Aber nicht der Planet Haruun Kal es ist, der schweißgebadet
Euch in dieses Büro bringt«, sagte Yoda jetzt. Seine Stimme
klang hell und verständnisvoll, doch sein Blick war
scharf. »Sorge um Depa es ist.«
Mace senkte den Kopf. »Ich weiß: Die Macht bringt, was sie
will. Aber der Geheimdienst der Republik berichtet, dass die
Separatisten sich zurückgezogen haben; ihre Basis außerhalb
von Pelek Baw ist verlassen ...«
»Aber zurückgekehrt sie nicht ist.«
Mace faltete die Finger ineinander. Er atmete durch, und
nun wirkte seine Stimme wieder wie gewohnt tief und leidenschaftslos.
»Haruun Kal ist nominell immer noch ein Planet
der Separatisten. Und Depa wird von den dortigen Behör
den gesucht. Es wird ihr nicht leicht fallen, die Welt zu verlassen.
Oder auch nur ein Signal zu senden, um herausgeholt
zu werden - die dortige Miliz stört alle Signale, und was sie
nicht stören, wird angepeilt; ganze Partisanengruppen wurden
ausgelöscht, weil sie unvorsichtigerweise Funkverkehr
unterhielten ...«
»Eure Freundin sie ist.« Yoda piekte Mace mit dem Stab in
den Arm. »Um sie Euch sorgt.«
Mace sah ihm nicht in die Augen. Er hegte tiefe Gefühle für
Depa Billaba.
Vier Standardmonate war sie auf dieser Welt gewesen. Sie
konnte nicht normal mit ihm kommunizieren; Mace hatte
ihre Aktivitäten mithilfe von Berichten des Geheimdienstes
der Republik über Sabotageakte auf der Sternjäger-Basis der
Separatisten verfolgt - und durch die Beobachtung der vergeblichen
Versuche der Balawai-Miliz, Depas Guerillaeinheit
zu vernichten oder zumindest in Schach zu halten. Vor über
einem Monat war beim Geheimdienst die Nachricht eingegangen,
dass die Separatisten sich in den Gevarno-Cluster zurückgezogen
hatten, weil sie ihre Basis nicht länger aufrechterhalten
und verteidigen konnten. Einen größeren Erfolg hätte
sie nicht erringen können.
Allerdings fürchtete er sich davor, zu erfahren, zu welchem
Preis.
»Aber es kann einfach nicht sein, dass sie vermisst wird,
oder ...«, murmelte er. Sein kahler Schädel errötete kurz, als
er begriff, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte.
Er spürte Yodas Blick und zuckte halb entschuldigend mit
den Schultern. »Ich habe nur gedacht: Wenn sie in Gefangenschaft
geraten ist oder getötet wurde, gäbe es keine Notwendigkeit
für solche Geheimhaltung.«
Die Falten in Yodas Gesicht vertieften sich, und er gab diesen
schnalzenden Laut von sich, in dem jeder Jedi sofort milde
Missbilligung erkennen würde. »Leichtsinnig Spekulation
ist, wenn Geduld alles enthüllen wird.«
Mace nickte knapp. Meister Yoda widersprach man nicht;
das lernte man im Jedi-Tempel schon als Kind. Kein Jedi vergaß
es je. »Es ist ... zum Verrücktwerden, Meister. Wenn
nur ... ich meine, vor zehn Jahren hätten wir einfach zugreifen
können ...«
»An der Vergangenheit hängen ein Jedi nicht darf«, unterbrach
Yoda ihn ernst. Der starre Blick seiner grünen Augen erinnerte
Mace daran, nicht über den Schatten zu sprechen, der
die Wahrnehmung der Macht durch die Jedi verdunkelt hatte.
Außerhalb des Tempels debattierte man nicht darüber.
Nicht einmal hier. »Ein Mitglied des Jedi-Rates sie ist. Eine
mächtige Jedi. Eine brillante Kriegerin ...«
»Das sollte sie jedenfalls sein.« Mace versuchte zu lächeln.
»Ich habe sie ausgebildet.«
»Aber Euch Sorgen macht Ihr. Zu viele. Nicht nur um Depa,
sondern um alle Jedi. Seit Geonosis.«
Mace brachte kein Lächeln zustande. Er gab den Versuch
auf. »Ich möchte nicht über Geonosis sprechen.«
»Seit Monaten ich das weiß.« Yoda stieß ihn erneut an, und
Mace sah auf. Der alte Meister beugte sich zu ihm vor, seine
Ohren neigten sich nach vorn, und seine riesigen grünen Augen
glitzerten. »Aber wenn endlich Ihr zu sprechen
wünscht ... zuhören werde ich.«
Mace bedankte sich mit einem stillen Nicken. Daran hatte
er nie gezweifelt. Dennoch wollte er gern über etwas anderes
sprechen.
Irgendetwas anderes.
»Seht diesen Ort Euch an«, murmelte er und deutete mit
dem Kopf auf das riesige Büro des Obersten Kanzlers. »Selbst
nach zehn Jahren wird der Unterschied zwischen Palpatine
und Valorum deutlich. Wie dieses Büro war, in jenen Jahren
...«
Yoda hob den Kopf zu diesem, ihm eigenen umgekehrten
Nicken. »Erinnern an Finis Valorum ich mich sehr gut kann.
Der Letzte einer großen Linie war er.« Sein Blick bekam plötz-
lich etwas Fernes: Möglicherweise schaute er auf seine neunhundert
Jahre als Jedi zurück.
Der Gedanke war unbehaglich, dass die Republik in ihrem
tausendjährigen Bestehen eigentlich nicht viel älter war als
Yoda selbst. Wenn Yoda Geschichten aus seiner Jugend erzählte,
war es, als höre man Berichte aus der Jugend der Republik:
wie sie sich ungestüm, kühn und voller Vitalität in
der Galaxis ausbreitete und Cluster um Cluster, System um
System und Welt um Welt den Frieden brachte.
Für Mace war es sogar noch unbehaglicher, über den Kontrast
nachzudenken, den Yoda sah.
»Mit der Vergangenheit Valorum verbunden war. Verwurzelt
tief im Boden der Tradition.« Mit einem Wink schien
Yoda Finis Valorums ausgefallene Sammlung von glänzenden
Möbeln heraufzubeschwören, dazu die Kunstwerke,
Skulpturen und Schätze von tausend Welten. Einst hatte das
Erbe von dreißig Generationen des Hauses Valorum diesen
Raum gefüllt. »Vielleicht zu tief: Ein Mann der Geschichte Valorum
war. Palpatine ...« Langsam schlossen sich Yodas Augen.
»Ein Mann des Heute ist Palpatine.«
»Ihr sagt das, als würde es Euch schmerzen.«
»Vielleicht das stimmt. Oder vielleicht: Mein Schmerz nur
von diesem Tag herrührt, nicht von diesem Mann.«
»Mir gefällt das Büro so.« Mace deutete mit dem Kopf auf
den weiten Boden. Karg. Einfach und kompromisslos. Für
Mace war es ein Spiegel von Palpatines Charakter: Der Oberste
Kanzler widmete sein Leben ganz der Republik. Kleidete
sich schlicht. Sprach direkt. Hielt sich nicht mit Zierrat oder
Luxus auf. »Schade, dass er die Macht nicht berühren kann.
Er hätte einen guten Jedi abgegeben.«
»Aber dann wir einen anderen Obersten Kanzler brauchten.
« Yoda lächelte freundlich. »Vielleicht auf diese Weise es
besser ist.«
Mace stimmte mit leichter Verneigung zu.
»Bewundern Ihr ihn tut.«
Mace runzelte die Stirn. Darüber hatte er noch nicht nachgedacht.
Seit er erwachsen geworden war, hatte er sein Leben
nach den Befehlen des Obersten Kanzlers ausgerichtet ...
doch hatte er dem Amt gedient, nicht dem Mann. Was hielt er
vom Obersten Kanzler als Person? Welchen Unterschied
konnte das ausmachen?
»Ich nehme an.« Lebhaft erinnerte sich Mace daran, was
die Macht ihm enthüllt hatte, während er vor zehn Jahren der
Vereidigung Palpatines zum Obersten Kanzler beigewohnt
hatte: Palpatine war ein Bruchpunkt, von dem die Zukunft
der Republik - ja möglicherweise der ganzen Galaxis - abhing.
»Die einzige andere Person, von der ich mir vorstellen
könnte, dass sie die Republik durch diese dunkle Stunde führen
könnte ...« Er öffnete eine Hand. »... seid Ihr, Meister
Yoda.«
Yoda schaukelte auf seinem Schwebestuhl vor und zurück
und gab jenes Schniefen von sich, das bei ihm ein Lachen
war. »Kein Politiker ich bin, kein törichter.«
Manchmal redete er noch so, als wäre Mace sein Schüler.
Mace hatte nichts dagegen. Dann fühlte er sich jung. Ansonsten
fühlte er sich dieser Tage alt.
Yodas Lachen verklang. »Und kein guter Führer für diese
Republik ich würde sein.« Er senkte die Stimme fast bis zum
Flüstern. »Von Dunkelheit umwölkt meine Augen sind; die
Macht mir nur Leid zeigt, Zerstörung und den Anbruch einer
langen, langen Nacht. Ohne die Macht vielleicht ein Führer
besser dran ist; gut genug sehen der junge Palpatine kann, wie
es scheint.«
Der »junge« Palpatine - der Mace wenigstens zehn Jahre
voraus hatte und doppelt so alt wirkte - wählte genau diesen
Moment, um, begleitet von einem weiteren Mann, den Raum
zu betreten. Yoda stieg von seinem Schwebestuhl herunter.
Mace erhob sich respektvoll. Die Jedi-Meister verbeugten sich
und begrüßten den Obersten Kanzler mit der angemessenen
Förmlichkeit. Dieser hingegen tat die Höflichkeiten mit ei-
nem Wink ab. Palpatine sah müde aus: Das Fleisch schien
sich unter der hängenden Haut aufzulösen, und die hohlen
Wangen waren stark eingefallen.
Der Mann bei Palpatine war kaum größer als ein Junge, obwohl
er die Vierzig längst überschritten hatte; langes, dünnes
Haar umrahmte sein nichts sagendes Gesicht, das Mace sofort
wieder vergessen würde. Die Augen waren rot gerändert, und
der Mann hielt sich ein Taschentuch an die Nase. Er sah aus
wie ein niedriger Beamter, ein Schreiberling auf einem aussichtslosen
Posten in der Regierung, der ihm Arbeitsplatzsicherheit
bot, ansonsten jedoch nichts, und Mace vermutete
automatisch einen Spion in ihm.
»Wir haben Neuigkeiten von Depa Billaba.«
Seinen vorherigen Überlegungen zum Trotz wurde Mace
angesichts der Traurigkeit in der Stimme des Kanzlers flau im
Magen.
»Dieser Mann ist gerade von Haruun Kal eingetroffen. Ich
fürchte - nun, am besten solltet Ihr Euch die Sache selbst anschauen.«
»Was ist passiert?« Mace' Mund wurde staubtrocken. »Ist
sie in Gefangenschaft geraten?« Die Behandlung, die ein gefangener
Jedi von Dookus Separatisten erwarten durfte, war
auf Geonosis demonstriert worden.
»Nein, Meister Windu«, erwiderte Palpatine. »Ich fürchte -
ich fürchte, es ist noch schlimmer.«
Der Agent öffnete einen großen Koffer und holte einen altmodischen
Holoprojektor hervor. Einen Augenblick lang
fummelte er an den Bedienelementen herum, dann erschien
auf dem spiegelblank polierten Ebonitschreibtisch von Palpatine
ein Bild.
Yoda legte die Ohren an und kniff die Augen zusammen.
Palpatine wandte den Blick ab. »Solche Bilder habe ich
schon zu oft gesehen.«
Mace ballte die Hände zu Fäusten. Ihm stockte der Atem.
Die flimmernden Leichen waren so groß wie seine Finger.
Er zählte neunzehn. Sie wirkten wie Menschen - oder zumindest
fast so. Außerdem sah man eine Anzahl Fertighäuser, die
verbrannt und zerstört waren. Die Überreste eines Palisadenzaunes
bildeten einen Ring um die Szene. Das alles war von
Dschungel umgeben, der auf Palpatines Schreibtisch vierzig
Zentimeter emporragte und anderthalb Meter Platz beanspruchte.
Der Agent räusperte sich entschuldigend. »Dies, äh, scheint
das Werk von loyalistischen Partisanen unter dem Kommando
von Meister Billaba zu sein.«
Yoda starrte die Projektion fassungslos an.
Mace ebenfalls.
Dort - diese Wunden ... Mace musste sie näher in Augenschein
nehmen. Als er die Hand in den Dschungel schob, bildeten
sich auf seiner Hand die hellen Streifen der Laser des
Holoprojektors ab. »Die hier.«
Er zeigte auf eine Gruppe von drei Leichen, die klaffende
Wunden aufwiesen. »Vergrößern Sie das mal.«
Der Agent des Geheimdienstes der Republik antwortete,
ohne das Taschentuch von den geröteten Augen zu nehmen.
»Äh, ich ... Meister Windu, diese Aufnahme ist, äh, ziemlich
unfachmännisch gemacht, sozusagen ... primitiv ...« Seine
Stimme ging in ein Niesen über, bei dem er nach vorn fuhr, als
hätte man ihn auf den Hinterkopf geschlagen. »Tut mir
Leid ... tut mir Leid, ich kann nicht ... ich kann einfach keine
Histaminblocker vertragen. Jedes Mal, wenn ich nach Coruscant
komme ...«
Mace bewegte die Hand nicht. Er sah nicht auf. Er wartete,
bis der Agent zu jammern aufgehört hatte. Neunzehn Leichen.
Und dieser Mann beschwerte sich über seine Allergie.
»Vergrößern Sie das mal«, wiederholte Mace.
»Ich, äh, ja, Sir.« Der Agent fummelte erneut am Holoprojektor
herum, wobei seine Hände leicht zitterten. Wirklich
nur leicht. Der Dschungel verschwand. Einen Augenblick
später erschien er wieder und breitete sich nun zehn Meter
über den Boden des Büros aus. Die oberen Äste der holographischen
Bäume verwandelten sich an der Decke zu einem
glimmernden Muster; die Leichen erreichten nun fast halbe
Lebensgröße.
Der Agent senkte den Kopf und wischte sich eingehend die
Nase mit dem Taschentuch. »Tut mir Leid, Meister Windu.
Tut mir Leid. Aber die Aufnahmetechnik ist ...«
»Primitiv, ja.« Mace watete durch die Lichtbilder, bis er die
Leichen erreichte. Er hockte sich hin, stemmte die Ellbogen
auf die Knie und faltete die Hände vor dem Gesicht.
Yoda kam heran und beugte sich vor, um besser zu sehen.
Mace blickte ihm in die traurigen grünen Augen. »Seht Ihr?«
»Ja ... ja«, krächzte Yoda. »Aber daraus man keine Schlüsse
ziehen kann.«
»Exakt das meine ich auch.«
»Würdet Ihr das bitte auch für jene unter uns erklären ...«
Die Stimme des Obersten Kanzlers Palpatine klang freundlich
bestimmt wie die eines Karrierepolitikers. Er umrundete
seinen Schreibtisch und setzte das leicht verwirrte Lächeln
eines Mannes auf, der vor einer unangenehmen Situation
steht und im Stillen hofft, alles möge doch von allein einen
guten Ausgang nehmen. »... die keine Jedi sind?«
»Ja, Sir. Die anderen Leichen verraten uns wenig, da sie
durch Verwesung und Einwirkung von Aasfressern ausgesprochen
stark beschädigt sind. Einige Verstümmelungen im
weichen Fleisch jedoch« - Mace' Hand fuhr über klaffende
Wunden im Torso einer Frau - »stammen allerdings nicht
von Krallen oder Zähnen. Und sie rühren ebenfalls nicht von
einer Energiewaffe her. Seht Ihr die Spuren an den Rippen?
Ein Lichtschwert - oder sogar eine Vibroklinge - würde glatt
durch den Knochen geschnitten haben. Diese Wunde wurde
mit einer toten Klinge zugefügt, Sir.«
Abscheu verzerrte die Miene des Obersten Kanzlers.
»Eine - tote Klinge? Ihr meint, ein einfaches Stück Metall?
Nur ein scharfes Stück Metall?«
»Ein sehr scharfes Stück Metall, Sir.« Mace neigte den Kopf
einen Zentimeter nach rechts. »Oder Keramik. Transparistahl.
Möglicherweise Karbonit.«
Palpatine holte Luft, als wollte er einen Schauder unterdrücken.
»Das hört sich ausgesprochen ... bestialisch an. Und
schmerzhaft.«
»Manchmal trifft das zu, Sir. Nicht immer.« Er machte sich
nicht die Mühe zu erklären, woher er das wusste. »Aber diese
Schnitte sind parallel geführt und alle von fast derselben
Länge. Daher war die Frau vermutlich tot, ehe sie ihr zugefügt
wurden. Oder zumindest bewusstlos.«
»Oder ...« Der Agent schniefte und hustete entschuldigend.
»... oder einfach, äh, wisst Ihr, gefesselt.«
Mace starrte ihn an. Yoda schloss die Augen. Palpatine
senkte den Kopf, als empfinde er Schmerzen.
»Im Konflikt auf Haruun Kal ist es schon häufiger zu, äh,
ich nehme an, Ihr würdet sagen: Folterungen aus Lust gekommen.
Auf beiden Seiten.« Der Agent errötete, als schäme er
sich, über solches Wissen zu verfügen. »Manchmal ist der
Hass so groß, dass es nicht genügt, den Feind nur zu töten ...«
Mace mochte es nicht glauben, dass dieser sanfte kleine
Mann - dieser Zivilist - Depa Billaba solcher Scheußlichkeiten
beschuldigen konnte, wenn auch nur andeutungsweise,
und in seinem Herzen flammte Zorn auf. Mit einem langen,
kalten Starren suchte er alle Stellen am Körper dieses kleinen
Mannes, wo ein einziger gezielter Hieb tödlich wirken würde;
der Agent erbleichte, als würde er Mace die Gedanken an den
Augen ablesen.
Mace jedoch war schon lange genug ein Jedi, um sich der
Wut nicht so leicht hinzugeben. Mit zwei Atemzügen gewann
er die Fassung zurück und erhob sich. »Ich habe nichts gefunden,
das auf Depas Beteiligung hindeutet.«
»Meister Windu ...«, begann Palpatine.
»Worin bestand der militärische Wert dieses Außenpostens?«
2. Auflage Taschenbuchausgabe 7/2005 ©
der Originalausgabe 2003 by Lucasfilm
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in Germany
ISBN-10: 3-442-36292-X
ISBN-13:
978-3-442-36292-9
In meinen Träumen mache ich es immer richtig.
In meinen Träumen stehe ich auf dem Balkon der Arena. Geonosis.
Unten auf dem Sand: Obi-Wan Kenobi, Anakin Skywalker, Senatorin
Padmé Amidala. Auf dem grob behauenen Stein, nur eine Armeslänge
entfernt: Nute Gunray. In Reichweite meiner Klinge: Jango
Fett.
Und Meister Dooku.
Nein. Nicht mehr Meister. Graf Dooku.
Ich werde mich nie daran gewöhnen, ihn so anzusprechen. Selbst
in meinen Träumen nicht.
Jango Fett starrt vor Waffen. Der geborene Killer: der tödlichste
Mann der Galaxis. Jango kann mich innerhalb eines Sekundenbruchteils
töten. Das weiß ich. Auch wenn ich den Bericht von Kenobi
aus Kamino nicht gelesen hätte, würde ich die Gewaltbereitschaft
spüren, die Jango ausstrahlt: in der Macht ein Pulsar des Todes.
Doch ich mache es richtig.
Meine Klinge beleuchtet nicht die Unterseite von Fetts kantigem
Kinn. Ich verschwende keine Zeit mit Worten. Ich zögere nicht.
Ich glaube.
In meinen Träumen versengt das purpurne Glühen meines Schwertes
Dookus Bart, und in der entscheidenden halben Sekunde, die
Jango braucht, um auf mich zu zielen und zu schießen, steche ich
zu und reiße Dooku mit mir in den Tod.
Und rette die Galaxis vor einem Bürgerkrieg.
Ich hätte es tun können.
Ich hätte es tun können.
Weil ich es wusste. Ich habe es gespürt.
Im Strudel der Macht um mich herum konnte ich die Verbindung
spüren, die Dooku zwischen Jango und der Handelsföderation geschmiedet
hatte, mit den Geonosianern, mit der gesamten Sepa-
rationsbewegung: Verbindungen aus Gier und Furcht, voller Lügen
und unverhüllter Einschüchterungsversuche. Ich wusste nicht, worin
diese Verbindungen bestanden - ich wusste nicht, wie Dooku
sie geschmiedet hatte oder warum -, aber ich fühlte ihre Kraft: die
Kraft dessen, das ich als Netz des Verrates kenne, das er geknüpft
hatte, um die Galaxis darin einzuwickeln.
Ich spürte, dass dieses Netz - wenn er es nicht aufrechterhielte,
wenn er die Risse nicht ausbesserte und die Schwachstellen verstärkte
- verfaulen würde, vergehen und verrotten würde, bis ein
leichter Hauch es zerreißen konnte und seine Fäden von den unaufhörlichen
stellaren Winden zerstreut wurden.
Dooku war der Bruchpunkt.
Ich wusste es.
Darin besteht meine Begabung.
Man stelle sich einen Corusca-Stein vor: ein Mineral, dessen verflochtene
Kristallstruktur härter ist als Durastahl. Man kann mit einem
Fünf-Kilo-Hammer darauf einschlagen und beschädigt
höchstens den Hammer. Die gleiche Kristallstruktur, die den Corusca
so stark macht, beinhaltet jedoch ebenfalls Bruchpunkte: Stellen,
an denen man den Stein durch präzise Anwendung sorgfältig
abgemessener Kraft - nicht mehr als ein leichtes Tippen - in Stücke
brechen kann. Um diese Bruchpunkte finden und ausnutzen zu
können, bedarf es eines jahrelangen Studiums und eines tief gehenden
Verständnisses der Kristallstruktur, dazu strikter Übungen,
um die perfekte Kombination von Kraft und Präzision zu trainieren,
die den erwünschten Bruch erzeugt.
Es sei denn, man besitzt eine Begabung wie meine.
Ich kann Bruchpunkte erkennen.
Dieser Sinn ist kein eigentliches Sehen, aber sehen ist jenes Wort
in Basic, mit dem man die Sache am besten beschreiben kann: Es
handelt sich um eine Wahrnehmung dessen, um ein Gefühl dafür,
wie sich das, was ich betrachte, in die Macht einfügt, und wie die
Macht es an sich und alles andere bindet. Ich war sechs oder sieben
Jahre alt - und hatte schon lange mit meiner Ausbildung im
Jedi-Tempel angefangen -, als ich begriff, dass andere Schüler,
Jedi-Ritter und sogar weise Meister solche Verbindungen nur mit
großen Schwierigkeiten, mithilfe intensiver Konzentration und langer
Praxis erkennen konnten. Die Macht zeigt mir die Stärken und
die Schwächen, verborgene Makel und unerwarteten Nutzen. Sie
enthüllt mir die Belastungsvektoren, Zug und Druck, Drehmoment
und Schubkraft; so sehe ich, wie die Muster dieser Vektoren sich
vereinen und die Matrix der Realität bilden.
Schlichter gesagt: Wenn ich Sie durch die Macht ansehe, erkenne
ich, an welcher Stelle Sie brechen werden.
Ich sah Jango Fett auf dem Sand der geonosianischen Arena an.
Er stellte die perfekte Kombination aus Waffen, Geschick im Umgang
mit ihnen und dem Willen dar, sie einzusetzen: die Kristallgitterstruktur
eines Killers. Die Macht deutete auf einen Bruchpunkt
hin, und ich hinterließ eine Leiche ohne Kopf in der Arena. Die Leiche
des tödlichsten Mannes der Galaxis.
Jetzt: selbst ein Toter.
Situationen haben ebenso wie Edelsteine ihre Bruchpunkte. Allerdings
sind diese fließend und flüchtig, erscheinen nur für Augenblicke
und verschwinden, ohne eine Spur ihrer Existenz zu hinterlassen.
Sie sind eine Funktion der Zeit.
So etwas wie eine zweite Chance gibt es nicht.
Falls - oder wenn - ich Dooku das nächste Mal begegne, wird er
nicht mehr der Bruchpunkt des Krieges sein. Mit einem einzigen
Toten kann ich diesen Krieg nicht beenden.
An jenem Tag in der geonosianischen Arena wäre ich dazu jedoch
in der Lage gewesen.
Einige Tage nach dem Kampf suchte mich Meister Yoda in einem
Meditationsraum des Tempels auf. »Euer Freund war er«, hatte der
alte Meister gesagt, ehe er noch durch die Tür gehinkt war. Yoda
scheint diese eigentümliche Gabe zu haben, stets zu wissen, was
ich denke. »Respekt habt Ihr geschuldet ihm. Sogar Liebe. Ihn niederstrecken
konntet Ihr nicht - nicht nur aus einem Gefühl heraus.«
Aber ich hätte es gekonnt.
Ich hätte es können sollen.
Aus genau diesem Grund verbietet unser Orden persönliche Bezie-
hungen. Hätte ich Dooku nicht so sehr verehrt - ja, so sehr gemocht
- würde jetzt Frieden in der Galaxis herrschen. Aus einem
Gefühl heraus, hatte Yoda gesagt.
Ich bin ein Jedi.
Seit meiner Geburt hat man mich gelehrt, meinen Gefühlen zu vertrauen.
Aber welchen Gefühlen sollte ich vertrauen?
Als ich vor der Wahl stand, einen früheren Jedi-Meister zu töten
oder Kenobi, den jungen Skywalker und den Senator zu retten ...
da habe ich die Macht für mich entscheiden lassen.
Ich habe die Wahl eines Jedi getroffen.
Und daher entkam Dooku. Und daher befindet sich die Galaxis im
Krieg. Und daher sind viele meiner Freunde gefallen.
So etwas wie eine zweite Chance gibt es nicht.
Seltsam: Ich bin ein Jedi und bereue trotzdem, ein Leben verschont
zu haben.
Viele Überlebende von Geonosis leiden unter Albträumen. Jedi-
Heiler, die sich mit jenen befasst haben, erzählten mir davon. Albträume
sind unausweichlich; seit dem Sith-Krieg vor viertausend
Jahren hat es kein derartiges Gemetzel unter den Jedi gegeben.
Niemand konnte sich vorstellen, wie es sich anfühlte, in dieser Arena
zu stehen, inmitten der Leichen von Freunden, im grellen orangefarbenen
Mittagslicht und im Gestank, der vom blutgetränkten
Sand ausging. Vielleicht bin ich der einzige Überlebende von Geonosis,
der keine Albträume von diesem Ort hat.
Denn in meinen Träumen mache ich es stets richtig.
Mein Albtraum beginnt erst, wenn ich aufwache.
Auch Jedi haben Bruchpunkte.
Mace Windu blieb in der Tür stehen und versuchte, zu Atem
zu kommen. Bogenförmig breitete sich ein Schweißfleck auf
der Kapuze seiner Robe aus, und das Hemd klebte ihm auf der
Haut: Er kam direkt von einem Trainingskampf im Tempel,
ohne dass er sich die Zeit für eine Dusche genommen hätte.
Und während er durch das Labyrinth des Galaktischen Senats
geeilt war - fast im Laufschritt -, hatte er auch nicht verschnaufen
können.
Palpatines privates Büro in der Suite des Obersten Kanzlers,
unterhalb der Großen Rotunde des Senats, breitete sich
weit und nüchtern vor ihm aus. Auf dem ausgedehnten,
hochglanzpolierten Ebonitboden standen einige einfache,
weiche Stühle und ein niedriger Schreibtisch, ebenfalls aus
Ebonit. Mit Ausnahme zweier einsamer Statuen wies der
Raum keinen Schmuck auf; nur deckenhohe holographische
Übertragungseinheiten projizierten Echtzeitaufnahmen von
der Hauptstadt der Galaxis, wie man sie von der Spitze des
Kuppeldaches des Senats aus sah. Draußen würden die Orbitalspiegel
bald von Coruscants Sonne abgewandt werden,
und dann würde über der Stadt die Dämmerung anbrechen.
Lediglich Yoda war anwesend. Allein. Feierlich saß er auf
seinem Schwebestuhl und hielt die Hände um den Knauf seines
Stabes gefaltet. »Rechtzeitig Ihr kommt«, bemerkte der
alte Meister, »aber nur knapp. Einen Stuhl Euch nehmt; gefasst
müssen wir sein. Ernst dies ist.«
»Ich habe nicht gerade eine Party erwartet.« Mace' Stiefel
klackten auf dem polierten Boden. Er zog einen der weichen,
einfachen Stühle näher an Yoda heran und setzte sich mit
dem Gesicht zum Tisch neben ihn. Vor Anspannung schmerzte
sein Kinn. »Der Bote sagte, es gehe um die Operation auf
Haruun Kal.«
Die Tatsache, dass der Kanzler von allen Mitgliedern des Je-
di-Rates und des Oberkommandos der Republik nur die beiden
ältesten Mitglieder des Rates gerufen hatte, ließ nichts
Gutes ahnen.
Diese beiden ältesten Angehörigen hätten sich nicht stärker
voneinander unterscheiden können. Yoda war keine siebzig
Zentimeter groß, hatte eine an chadianischen Wanderkelp erinnernde
grüne Haut und große, vorstehende Augen, die
manchmal wie von selbst zu leuchten schienen; Mace dagegen
war für einen Menschen von großer Gestalt, knapp zwei
Meter groß, hatte breite, starke Schultern und kräftige Arme,
dunkle Augen und ein grimmiges Kinn. Während Yoda seine
kärglichen Haare einfach sprießen ließ, war Mace' Schädel
glatt rasiert und hatte die Farbe von poliertem Lammas.
Der deutlichste Unterschied bestand vielleicht in der Ausstrahlung
der beiden Jedi-Meister. Yoda wirkte sanft und klug
und besaß dazu jenen schelmischen Sinn für Humor, der für
den wahren Weisen charakteristisch ist; doch aufgrund seines
hohen Alters und seiner großen Erfahrung erschien er
manchmal ein wenig fern, ja fast entrückt. Er näherte sich
dem neunhundertsten Jahr seines Lebens und neigte dazu,
die Dinge langfristig zu betrachten. Mace dagegen war noch
vor seinem dreißigsten Geburtstag in den Jedi-Rat berufen
worden. Seine Erscheinung bildete den genauen Gegensatz.
Hager. Angespannt. Energisch. Er verströmte scharfen Intellekt
und unbezwingbaren Willen.
Zum Zeitpunkt der Schlacht von Geonosis, mit der die
Klonkriege begonnen hatten, war Mace bereits seit mehr als
zwanzig Standardjahren Mitglied des Rates. Seit wenigstens
zehn Jahren hatte ihn niemand mehr lächeln gesehen.
Im Stillen fragte er sich manchmal, ob er überhaupt je wieder
lächeln würde.
»Aber nicht der Planet Haruun Kal es ist, der schweißgebadet
Euch in dieses Büro bringt«, sagte Yoda jetzt. Seine Stimme
klang hell und verständnisvoll, doch sein Blick war
scharf. »Sorge um Depa es ist.«
Mace senkte den Kopf. »Ich weiß: Die Macht bringt, was sie
will. Aber der Geheimdienst der Republik berichtet, dass die
Separatisten sich zurückgezogen haben; ihre Basis außerhalb
von Pelek Baw ist verlassen ...«
»Aber zurückgekehrt sie nicht ist.«
Mace faltete die Finger ineinander. Er atmete durch, und
nun wirkte seine Stimme wieder wie gewohnt tief und leidenschaftslos.
»Haruun Kal ist nominell immer noch ein Planet
der Separatisten. Und Depa wird von den dortigen Behör
den gesucht. Es wird ihr nicht leicht fallen, die Welt zu verlassen.
Oder auch nur ein Signal zu senden, um herausgeholt
zu werden - die dortige Miliz stört alle Signale, und was sie
nicht stören, wird angepeilt; ganze Partisanengruppen wurden
ausgelöscht, weil sie unvorsichtigerweise Funkverkehr
unterhielten ...«
»Eure Freundin sie ist.« Yoda piekte Mace mit dem Stab in
den Arm. »Um sie Euch sorgt.«
Mace sah ihm nicht in die Augen. Er hegte tiefe Gefühle für
Depa Billaba.
Vier Standardmonate war sie auf dieser Welt gewesen. Sie
konnte nicht normal mit ihm kommunizieren; Mace hatte
ihre Aktivitäten mithilfe von Berichten des Geheimdienstes
der Republik über Sabotageakte auf der Sternjäger-Basis der
Separatisten verfolgt - und durch die Beobachtung der vergeblichen
Versuche der Balawai-Miliz, Depas Guerillaeinheit
zu vernichten oder zumindest in Schach zu halten. Vor über
einem Monat war beim Geheimdienst die Nachricht eingegangen,
dass die Separatisten sich in den Gevarno-Cluster zurückgezogen
hatten, weil sie ihre Basis nicht länger aufrechterhalten
und verteidigen konnten. Einen größeren Erfolg hätte
sie nicht erringen können.
Allerdings fürchtete er sich davor, zu erfahren, zu welchem
Preis.
»Aber es kann einfach nicht sein, dass sie vermisst wird,
oder ...«, murmelte er. Sein kahler Schädel errötete kurz, als
er begriff, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte.
Er spürte Yodas Blick und zuckte halb entschuldigend mit
den Schultern. »Ich habe nur gedacht: Wenn sie in Gefangenschaft
geraten ist oder getötet wurde, gäbe es keine Notwendigkeit
für solche Geheimhaltung.«
Die Falten in Yodas Gesicht vertieften sich, und er gab diesen
schnalzenden Laut von sich, in dem jeder Jedi sofort milde
Missbilligung erkennen würde. »Leichtsinnig Spekulation
ist, wenn Geduld alles enthüllen wird.«
Mace nickte knapp. Meister Yoda widersprach man nicht;
das lernte man im Jedi-Tempel schon als Kind. Kein Jedi vergaß
es je. »Es ist ... zum Verrücktwerden, Meister. Wenn
nur ... ich meine, vor zehn Jahren hätten wir einfach zugreifen
können ...«
»An der Vergangenheit hängen ein Jedi nicht darf«, unterbrach
Yoda ihn ernst. Der starre Blick seiner grünen Augen erinnerte
Mace daran, nicht über den Schatten zu sprechen, der
die Wahrnehmung der Macht durch die Jedi verdunkelt hatte.
Außerhalb des Tempels debattierte man nicht darüber.
Nicht einmal hier. »Ein Mitglied des Jedi-Rates sie ist. Eine
mächtige Jedi. Eine brillante Kriegerin ...«
»Das sollte sie jedenfalls sein.« Mace versuchte zu lächeln.
»Ich habe sie ausgebildet.«
»Aber Euch Sorgen macht Ihr. Zu viele. Nicht nur um Depa,
sondern um alle Jedi. Seit Geonosis.«
Mace brachte kein Lächeln zustande. Er gab den Versuch
auf. »Ich möchte nicht über Geonosis sprechen.«
»Seit Monaten ich das weiß.« Yoda stieß ihn erneut an, und
Mace sah auf. Der alte Meister beugte sich zu ihm vor, seine
Ohren neigten sich nach vorn, und seine riesigen grünen Augen
glitzerten. »Aber wenn endlich Ihr zu sprechen
wünscht ... zuhören werde ich.«
Mace bedankte sich mit einem stillen Nicken. Daran hatte
er nie gezweifelt. Dennoch wollte er gern über etwas anderes
sprechen.
Irgendetwas anderes.
»Seht diesen Ort Euch an«, murmelte er und deutete mit
dem Kopf auf das riesige Büro des Obersten Kanzlers. »Selbst
nach zehn Jahren wird der Unterschied zwischen Palpatine
und Valorum deutlich. Wie dieses Büro war, in jenen Jahren
...«
Yoda hob den Kopf zu diesem, ihm eigenen umgekehrten
Nicken. »Erinnern an Finis Valorum ich mich sehr gut kann.
Der Letzte einer großen Linie war er.« Sein Blick bekam plötz-
lich etwas Fernes: Möglicherweise schaute er auf seine neunhundert
Jahre als Jedi zurück.
Der Gedanke war unbehaglich, dass die Republik in ihrem
tausendjährigen Bestehen eigentlich nicht viel älter war als
Yoda selbst. Wenn Yoda Geschichten aus seiner Jugend erzählte,
war es, als höre man Berichte aus der Jugend der Republik:
wie sie sich ungestüm, kühn und voller Vitalität in
der Galaxis ausbreitete und Cluster um Cluster, System um
System und Welt um Welt den Frieden brachte.
Für Mace war es sogar noch unbehaglicher, über den Kontrast
nachzudenken, den Yoda sah.
»Mit der Vergangenheit Valorum verbunden war. Verwurzelt
tief im Boden der Tradition.« Mit einem Wink schien
Yoda Finis Valorums ausgefallene Sammlung von glänzenden
Möbeln heraufzubeschwören, dazu die Kunstwerke,
Skulpturen und Schätze von tausend Welten. Einst hatte das
Erbe von dreißig Generationen des Hauses Valorum diesen
Raum gefüllt. »Vielleicht zu tief: Ein Mann der Geschichte Valorum
war. Palpatine ...« Langsam schlossen sich Yodas Augen.
»Ein Mann des Heute ist Palpatine.«
»Ihr sagt das, als würde es Euch schmerzen.«
»Vielleicht das stimmt. Oder vielleicht: Mein Schmerz nur
von diesem Tag herrührt, nicht von diesem Mann.«
»Mir gefällt das Büro so.« Mace deutete mit dem Kopf auf
den weiten Boden. Karg. Einfach und kompromisslos. Für
Mace war es ein Spiegel von Palpatines Charakter: Der Oberste
Kanzler widmete sein Leben ganz der Republik. Kleidete
sich schlicht. Sprach direkt. Hielt sich nicht mit Zierrat oder
Luxus auf. »Schade, dass er die Macht nicht berühren kann.
Er hätte einen guten Jedi abgegeben.«
»Aber dann wir einen anderen Obersten Kanzler brauchten.
« Yoda lächelte freundlich. »Vielleicht auf diese Weise es
besser ist.«
Mace stimmte mit leichter Verneigung zu.
»Bewundern Ihr ihn tut.«
Mace runzelte die Stirn. Darüber hatte er noch nicht nachgedacht.
Seit er erwachsen geworden war, hatte er sein Leben
nach den Befehlen des Obersten Kanzlers ausgerichtet ...
doch hatte er dem Amt gedient, nicht dem Mann. Was hielt er
vom Obersten Kanzler als Person? Welchen Unterschied
konnte das ausmachen?
»Ich nehme an.« Lebhaft erinnerte sich Mace daran, was
die Macht ihm enthüllt hatte, während er vor zehn Jahren der
Vereidigung Palpatines zum Obersten Kanzler beigewohnt
hatte: Palpatine war ein Bruchpunkt, von dem die Zukunft
der Republik - ja möglicherweise der ganzen Galaxis - abhing.
»Die einzige andere Person, von der ich mir vorstellen
könnte, dass sie die Republik durch diese dunkle Stunde führen
könnte ...« Er öffnete eine Hand. »... seid Ihr, Meister
Yoda.«
Yoda schaukelte auf seinem Schwebestuhl vor und zurück
und gab jenes Schniefen von sich, das bei ihm ein Lachen
war. »Kein Politiker ich bin, kein törichter.«
Manchmal redete er noch so, als wäre Mace sein Schüler.
Mace hatte nichts dagegen. Dann fühlte er sich jung. Ansonsten
fühlte er sich dieser Tage alt.
Yodas Lachen verklang. »Und kein guter Führer für diese
Republik ich würde sein.« Er senkte die Stimme fast bis zum
Flüstern. »Von Dunkelheit umwölkt meine Augen sind; die
Macht mir nur Leid zeigt, Zerstörung und den Anbruch einer
langen, langen Nacht. Ohne die Macht vielleicht ein Führer
besser dran ist; gut genug sehen der junge Palpatine kann, wie
es scheint.«
Der »junge« Palpatine - der Mace wenigstens zehn Jahre
voraus hatte und doppelt so alt wirkte - wählte genau diesen
Moment, um, begleitet von einem weiteren Mann, den Raum
zu betreten. Yoda stieg von seinem Schwebestuhl herunter.
Mace erhob sich respektvoll. Die Jedi-Meister verbeugten sich
und begrüßten den Obersten Kanzler mit der angemessenen
Förmlichkeit. Dieser hingegen tat die Höflichkeiten mit ei-
nem Wink ab. Palpatine sah müde aus: Das Fleisch schien
sich unter der hängenden Haut aufzulösen, und die hohlen
Wangen waren stark eingefallen.
Der Mann bei Palpatine war kaum größer als ein Junge, obwohl
er die Vierzig längst überschritten hatte; langes, dünnes
Haar umrahmte sein nichts sagendes Gesicht, das Mace sofort
wieder vergessen würde. Die Augen waren rot gerändert, und
der Mann hielt sich ein Taschentuch an die Nase. Er sah aus
wie ein niedriger Beamter, ein Schreiberling auf einem aussichtslosen
Posten in der Regierung, der ihm Arbeitsplatzsicherheit
bot, ansonsten jedoch nichts, und Mace vermutete
automatisch einen Spion in ihm.
»Wir haben Neuigkeiten von Depa Billaba.«
Seinen vorherigen Überlegungen zum Trotz wurde Mace
angesichts der Traurigkeit in der Stimme des Kanzlers flau im
Magen.
»Dieser Mann ist gerade von Haruun Kal eingetroffen. Ich
fürchte - nun, am besten solltet Ihr Euch die Sache selbst anschauen.«
»Was ist passiert?« Mace' Mund wurde staubtrocken. »Ist
sie in Gefangenschaft geraten?« Die Behandlung, die ein gefangener
Jedi von Dookus Separatisten erwarten durfte, war
auf Geonosis demonstriert worden.
»Nein, Meister Windu«, erwiderte Palpatine. »Ich fürchte -
ich fürchte, es ist noch schlimmer.«
Der Agent öffnete einen großen Koffer und holte einen altmodischen
Holoprojektor hervor. Einen Augenblick lang
fummelte er an den Bedienelementen herum, dann erschien
auf dem spiegelblank polierten Ebonitschreibtisch von Palpatine
ein Bild.
Yoda legte die Ohren an und kniff die Augen zusammen.
Palpatine wandte den Blick ab. »Solche Bilder habe ich
schon zu oft gesehen.«
Mace ballte die Hände zu Fäusten. Ihm stockte der Atem.
Die flimmernden Leichen waren so groß wie seine Finger.
Er zählte neunzehn. Sie wirkten wie Menschen - oder zumindest
fast so. Außerdem sah man eine Anzahl Fertighäuser, die
verbrannt und zerstört waren. Die Überreste eines Palisadenzaunes
bildeten einen Ring um die Szene. Das alles war von
Dschungel umgeben, der auf Palpatines Schreibtisch vierzig
Zentimeter emporragte und anderthalb Meter Platz beanspruchte.
Der Agent räusperte sich entschuldigend. »Dies, äh, scheint
das Werk von loyalistischen Partisanen unter dem Kommando
von Meister Billaba zu sein.«
Yoda starrte die Projektion fassungslos an.
Mace ebenfalls.
Dort - diese Wunden ... Mace musste sie näher in Augenschein
nehmen. Als er die Hand in den Dschungel schob, bildeten
sich auf seiner Hand die hellen Streifen der Laser des
Holoprojektors ab. »Die hier.«
Er zeigte auf eine Gruppe von drei Leichen, die klaffende
Wunden aufwiesen. »Vergrößern Sie das mal.«
Der Agent des Geheimdienstes der Republik antwortete,
ohne das Taschentuch von den geröteten Augen zu nehmen.
»Äh, ich ... Meister Windu, diese Aufnahme ist, äh, ziemlich
unfachmännisch gemacht, sozusagen ... primitiv ...« Seine
Stimme ging in ein Niesen über, bei dem er nach vorn fuhr, als
hätte man ihn auf den Hinterkopf geschlagen. »Tut mir
Leid ... tut mir Leid, ich kann nicht ... ich kann einfach keine
Histaminblocker vertragen. Jedes Mal, wenn ich nach Coruscant
komme ...«
Mace bewegte die Hand nicht. Er sah nicht auf. Er wartete,
bis der Agent zu jammern aufgehört hatte. Neunzehn Leichen.
Und dieser Mann beschwerte sich über seine Allergie.
»Vergrößern Sie das mal«, wiederholte Mace.
»Ich, äh, ja, Sir.« Der Agent fummelte erneut am Holoprojektor
herum, wobei seine Hände leicht zitterten. Wirklich
nur leicht. Der Dschungel verschwand. Einen Augenblick
später erschien er wieder und breitete sich nun zehn Meter
über den Boden des Büros aus. Die oberen Äste der holographischen
Bäume verwandelten sich an der Decke zu einem
glimmernden Muster; die Leichen erreichten nun fast halbe
Lebensgröße.
Der Agent senkte den Kopf und wischte sich eingehend die
Nase mit dem Taschentuch. »Tut mir Leid, Meister Windu.
Tut mir Leid. Aber die Aufnahmetechnik ist ...«
»Primitiv, ja.« Mace watete durch die Lichtbilder, bis er die
Leichen erreichte. Er hockte sich hin, stemmte die Ellbogen
auf die Knie und faltete die Hände vor dem Gesicht.
Yoda kam heran und beugte sich vor, um besser zu sehen.
Mace blickte ihm in die traurigen grünen Augen. »Seht Ihr?«
»Ja ... ja«, krächzte Yoda. »Aber daraus man keine Schlüsse
ziehen kann.«
»Exakt das meine ich auch.«
»Würdet Ihr das bitte auch für jene unter uns erklären ...«
Die Stimme des Obersten Kanzlers Palpatine klang freundlich
bestimmt wie die eines Karrierepolitikers. Er umrundete
seinen Schreibtisch und setzte das leicht verwirrte Lächeln
eines Mannes auf, der vor einer unangenehmen Situation
steht und im Stillen hofft, alles möge doch von allein einen
guten Ausgang nehmen. »... die keine Jedi sind?«
»Ja, Sir. Die anderen Leichen verraten uns wenig, da sie
durch Verwesung und Einwirkung von Aasfressern ausgesprochen
stark beschädigt sind. Einige Verstümmelungen im
weichen Fleisch jedoch« - Mace' Hand fuhr über klaffende
Wunden im Torso einer Frau - »stammen allerdings nicht
von Krallen oder Zähnen. Und sie rühren ebenfalls nicht von
einer Energiewaffe her. Seht Ihr die Spuren an den Rippen?
Ein Lichtschwert - oder sogar eine Vibroklinge - würde glatt
durch den Knochen geschnitten haben. Diese Wunde wurde
mit einer toten Klinge zugefügt, Sir.«
Abscheu verzerrte die Miene des Obersten Kanzlers.
»Eine - tote Klinge? Ihr meint, ein einfaches Stück Metall?
Nur ein scharfes Stück Metall?«
»Ein sehr scharfes Stück Metall, Sir.« Mace neigte den Kopf
einen Zentimeter nach rechts. »Oder Keramik. Transparistahl.
Möglicherweise Karbonit.«
Palpatine holte Luft, als wollte er einen Schauder unterdrücken.
»Das hört sich ausgesprochen ... bestialisch an. Und
schmerzhaft.«
»Manchmal trifft das zu, Sir. Nicht immer.« Er machte sich
nicht die Mühe zu erklären, woher er das wusste. »Aber diese
Schnitte sind parallel geführt und alle von fast derselben
Länge. Daher war die Frau vermutlich tot, ehe sie ihr zugefügt
wurden. Oder zumindest bewusstlos.«
»Oder ...« Der Agent schniefte und hustete entschuldigend.
»... oder einfach, äh, wisst Ihr, gefesselt.«
Mace starrte ihn an. Yoda schloss die Augen. Palpatine
senkte den Kopf, als empfinde er Schmerzen.
»Im Konflikt auf Haruun Kal ist es schon häufiger zu, äh,
ich nehme an, Ihr würdet sagen: Folterungen aus Lust gekommen.
Auf beiden Seiten.« Der Agent errötete, als schäme er
sich, über solches Wissen zu verfügen. »Manchmal ist der
Hass so groß, dass es nicht genügt, den Feind nur zu töten ...«
Mace mochte es nicht glauben, dass dieser sanfte kleine
Mann - dieser Zivilist - Depa Billaba solcher Scheußlichkeiten
beschuldigen konnte, wenn auch nur andeutungsweise,
und in seinem Herzen flammte Zorn auf. Mit einem langen,
kalten Starren suchte er alle Stellen am Körper dieses kleinen
Mannes, wo ein einziger gezielter Hieb tödlich wirken würde;
der Agent erbleichte, als würde er Mace die Gedanken an den
Augen ablesen.
Mace jedoch war schon lange genug ein Jedi, um sich der
Wut nicht so leicht hinzugeben. Mit zwei Atemzügen gewann
er die Fassung zurück und erhob sich. »Ich habe nichts gefunden,
das auf Depas Beteiligung hindeutet.«
»Meister Windu ...«, begann Palpatine.
»Worin bestand der militärische Wert dieses Außenpostens?«
2. Auflage Taschenbuchausgabe 7/2005 ©
der Originalausgabe 2003 by Lucasfilm
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© der deutschsprachigen Übersetzung 2004
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Pößneck Redaktion:
Rainer Michael
Rahn V. B.
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in Germany
ISBN-10: 3-442-36292-X
ISBN-13:
978-3-442-36292-9
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Autoren-Porträt von Matthew Stover
Matthew Stover, geboren 1962, lebt von seinem vielseitigen Talent: Er ist nicht nur einer der hoffnungsvollsten Autoren der amerikanischen Science-Fiction-Szene, sondern ebenso erfolgreicher Schauspieler, Theaterproduzent und Bühnenautor. Der leidenschaftliche Gelegenheits-Barkeeper wohnt mit der Künstlerin Robyn Fielder in Chicago.
Bibliographische Angaben
- Autor: Matthew Stover
- 2005, 470 Seiten, Maße: 12,6 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Ind Dtsch. übertr. v. Andreas Helweg
- Übersetzer: Andreas Helweg
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 344236292X
- ISBN-13: 9783442362929
Rezension zu „Star Wars - Mace Windu und die Armee der Klone “
"STAR WARS ist kein Film - es ist Kult, Religion und Abenteuerspielplatz zugleich - es ist eine eigene Kultur."
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