Nimmersatt (PDF)
»Nimmersatt« ist eine kaleidoskopartige Prosa, in der Sabine Peters Personen vorstellt, die nichts anderes sind als ganz normale Zeitgenossen. Die Autorin gibt damit ein Gesellschaftsbild vom Ende des 20. Jahrhunderts mit ganz normalem spießigem,...
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Produktinformationen zu „Nimmersatt (PDF)“
»Nimmersatt« ist eine kaleidoskopartige Prosa, in der Sabine Peters Personen vorstellt, die nichts anderes sind als ganz normale Zeitgenossen. Die Autorin gibt damit ein Gesellschaftsbild vom Ende des 20. Jahrhunderts mit ganz normalem spießigem, kleinbürgerlichem Personal. Sie verzichtet auf eine übergeordnete Erzählperspektive, stattdessen verleiht sie dem Bewußtseinsstrom und den inneren Monologen der locker episodisch verbundenen Figuren einen authentischen Ausdruck. Sabine Peters läßt Personen, Männer und Frauen, vorüberziehen und mit ihren Stimmen sprechen. Was sie sagen, woran sie denken, ist ein Panorama der Jahre, die wir kennen. Der Blick ist illusionslos, aber nicht kalt, einfühlend, jedoch ohne Mitleidsgeste, realistisch und dabei frei von anmaßender Kritik.
Lese-Probe zu „Nimmersatt (PDF)“
Erinnerung (S. 7) Immer ging das Bild mit ihr. Sie war oft umgezogen, zuletzt von der Stadt aufs Land. Auch hier zu Haus hing neben ihrem Tisch das Bild. Vom Tisch aus sah sie draußen Ferkel auf der Weide gegenüber liegen, schwarzrosa gefleckt, dicke Blüten im Gras. Am Abend ihres neununddreißigsten Geburtstages saß Marie Buhr an ihrem Tisch, sah drinnen neben sich das Bild in einem schmalen dunklen Holzrahmen, die Fotografie einer Frau, sie geht im Schatten, es ist Sommer auf dem Bild, im Hintergrund die Berge, ein Gebirgsbach, Steinbrocken, Geröll.
Ziemlich genau zehn Jahre ist es her, Zeit fließt, zu messen an den Fältchen um meine Augen, schon damals hatte sie die Falten. Man könnte sagen, sie war eine Lehrerin zu dieser Zeit. Mir hat es sich so dargestellt, oder wie sagt man. Einmal war ich bei ihr im Büro, später fuhren wir zusammen auf die Tagung, es war nur eine kleine Zeit.
Es gingen insgesamt neun Briefe hin und her, vorher und nachher, ihre flüssig kugelige Handschrift in weißgrünen Briefen, ja, auch wegen unserer Gärten weiße grüne Briefe. Wir sprachen miteinander von zu Haus, von unsern Gärten draußen, bei ihr warfen die vielen alten Bäume grüne Schatten. Wie viel Helligkeit man braucht, sie schrieb mir davon später, auf der Tagung zählte sie an ihren Fingern Namen auf, die Pflanzen, die mit wenig Licht auskommen, Fuchsien und Schlangenbart und Spindelstrauch.
Fingerhut, Jasmin, Holunder, Springkraut, Nachtkerze. Sie geht im Schatten, wäre sie jetzt hier, könnte sie unsern Garten sehen. Wir führten Fachgespräche über Moos während der Tagung. Fachfremde Gespräche waren das doch wohl. Es war das erste Mal, daß ich bei einer Tagung vorgelesen habe, nicht nur im Publikum dabei war. Vorher Jobs, und dann dies Geld als erste Anerkennung dafür, daß man schreibt.
Ich kaufte davon Büsche für den Garten, kindlich, eine neue Waschmaschine wäre damals sinnvoller gewesen. Sie schrieb in einem Brief, seid Ihr viel draußen in den
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Büschen, Rupert und Du? Ich schrieb ihr nicht, wir heiraten bald, es sollte eine Überraschung werden. Sie geht im Schatten, was weiß sie jetzt. Sie sagte von sich selbst, meine Ehe ist rund bis auf eins. Fragt man den Lehrer, was das heißt? Auf dem Bild ist ihre schmale, lange, strenge Nase im Profil zu sehen. Man wollte keine ihrer Grenzen überspringen. Wir haben ja das ganze Leben Zeit, so war meine Empfindung damals. Sie selbst nahm sich auch Zeit.
Ihre Sorgfalt und Genauigkeit gingen auf alle über, die mit ihr zusammen waren. Sie beurteilte die Dinge unbestechlich und gewissenhaft. Selbst ein schwacher Ansatz war ihr manchmal einen langen Kommentar wert. Zu meinen ersten Texten schrieb sie unbeirrbar nein. Ihre Einladung kam also überraschend. Diese Arbeit spiegelt Sie in der Balance, schrieb sie, besuchen Sie mich einmal. Sie war die Ältere, Erfahrene. Sie geht im Schatten, sie lächelt.
Großmutter, was hast du für, damit ich dich, wie wenn die Wolken aufreißen ein Lächeln und mit Wolf dabei. Was weiß man von Leuten vorher, nachher, seither weiß ich ihre bloßen Füße, die sie nach der Tagung auf der Heimfahrt in den Sitz stemmte. Vorher die erste Einladung in ihr Büro, ich war unruhig, zu früh. Streunte durchs Gelände, es war ein Nebeltag, November. Durch den Nebel fuhr auf einem dünnen alten Fahrrad eine dünne lange Ältere, der sah ich nach in dunklen Träumen.
Sie geht im Schatten, ich war pünktlich im Vorzimmer bei einer einladenden Sekretärin, die brachte mich zur Chefin. Die war die Ältere. Die riß die Wolken auf, das also sind Sie. Sie riß die Wolken auf, ihr Haar war lang und glatt und dunkelblond, im Nacken hochgesteckt, sie hatte einen Parka über die Schultern gelegt. Das war schon damals nicht gerade modern.
Ihre Sorgfalt und Genauigkeit gingen auf alle über, die mit ihr zusammen waren. Sie beurteilte die Dinge unbestechlich und gewissenhaft. Selbst ein schwacher Ansatz war ihr manchmal einen langen Kommentar wert. Zu meinen ersten Texten schrieb sie unbeirrbar nein. Ihre Einladung kam also überraschend. Diese Arbeit spiegelt Sie in der Balance, schrieb sie, besuchen Sie mich einmal. Sie war die Ältere, Erfahrene. Sie geht im Schatten, sie lächelt.
Großmutter, was hast du für, damit ich dich, wie wenn die Wolken aufreißen ein Lächeln und mit Wolf dabei. Was weiß man von Leuten vorher, nachher, seither weiß ich ihre bloßen Füße, die sie nach der Tagung auf der Heimfahrt in den Sitz stemmte. Vorher die erste Einladung in ihr Büro, ich war unruhig, zu früh. Streunte durchs Gelände, es war ein Nebeltag, November. Durch den Nebel fuhr auf einem dünnen alten Fahrrad eine dünne lange Ältere, der sah ich nach in dunklen Träumen.
Sie geht im Schatten, ich war pünktlich im Vorzimmer bei einer einladenden Sekretärin, die brachte mich zur Chefin. Die war die Ältere. Die riß die Wolken auf, das also sind Sie. Sie riß die Wolken auf, ihr Haar war lang und glatt und dunkelblond, im Nacken hochgesteckt, sie hatte einen Parka über die Schultern gelegt. Das war schon damals nicht gerade modern.
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Autoren-Porträt von Sabine Peters
Sabine Peters, geboren 1961 in Neuwied, studierte Literaturwissenschaft, Politologie und Philosophie in Hamburg; nach 1988 freischaffende Autorin und Kritikerin im Rheiderland/Ostfriesland. 2005 erhielt sie den Evangelischen Buchpreis. Heute lebt Sabine Peters in Hamburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sabine Peters
- 2013, 128 Seiten, Deutsch
- Verlag: Wallstein Verlag GmbH
- ISBN-10: 3835306812
- ISBN-13: 9783835306813
- Erscheinungsdatum: 14.08.2013
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eBook Informationen
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Pressezitat
"Tatsächlich durchzieht das ganze Buch ein ungemein präziser Beobachtungsfuror, der jedoch mindestens ebensosehr der Sprache gilt wie den Realien der Außenwelt."[Quelle: Dennis Scheck, Frankfurter Rundschau]
"erstaunlich poetische Epigramme"
[Quelle: Katrin Hillgruber, Süddeutsche Zeitung]
"ein Versuch der Selbstklärung, Ausdruck eines existentiellen Schreibens, das sich ernsthaft auf die Suche macht. Das mag zwar nicht gerade modern sein, trägt mitunter aber weiter."
[Quelle: Wend Kässens, NDR Radio 3]
"Im inneren Monolog entwickelt die Autorin Gedankenströme und Imaginationen, die erschütternd und komisch zugleich in oft krassem Widerspruch zur Realität stehen."
[Quelle: Saarländischer Rundfunk]
"Durch die illusionslose, keinerlei Aura erlaubende Nähe zu Sprache und Gedanken ihrer Figuren gelingt es Sabine Peters, gerade das, was dem dubiosen Fetisch namens Authentizität doch eigentlich denkbar nahe kommen sollte, als gekünstelte Selbsttäuschung zu markieren."
[Quelle: Friedhelm Rathjen, Basler Zeitung]
"ein Soziogramm, ein symptomatisches Panorama deutschen Alltagslebens der Jahrtausendwende."
[Quelle: Thomas Schaefer, Der Tagesspiegel]
"wer Zeit mitbringt, einige Episoden hintereinander zu lesen, bekommt einen möglichen und deshalb reizvollen Blick hinter die Kulissen menschlicher Gesichter."
[Quelle: Julia Wahren, Göttinger Tageblatt]
"Wir fühlen uns mit den 32 Personen vertraut, die Sabine Peters in ihrem eben erschienenen Buch "Nimmersatt" versammelt."
Quelle: Gabriele Boschbach, Ostfriesen-Zeitung]
"Es ist einfach ein Vergnügen dieses Buch von Sabine Peters zu lesen, die sich darin als Sprachakrobatin par excellence erweist."
[Quelle: Genau! Die große Veranstaltungszeitung Ostfrieslands]
"Ein großer Lesegenuss - und ein Wahrheitsgewinn sowieso."
[Quelle: Johann P. Tammen, Nordsee-Zeitung]
""Nimmersatt" ist ein unzeitgemäßes Buch. Gegen die modischen coolen Geschichten, die wir heute lesen und morgen schon vergessen
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haben, setzt Peters kunstvolle Prosa, die nachwirkt."
[Quelle: Frank Lingnau, Am Erker, Zeitschrift zur Literatur]
"Dabei erweist sich Sabine Peters als meisterliche Bauchrednerin."
[Quelle: Ulrike Baureithel, Freitag (Literatur extra)]
"Treffsichere Beschreibung erspart psychologisierende Analyse. Dünnes Buch, g'scheites Buch, lesenswertes Buch."
[Quelle: Wolfgang Gauglhofer, Bücherschau]
"Es macht den enormen Reiz dieser Prosa aus, dass sich Sabine Peters ganz der Innenperspektive und den aufkeimenden Wunschphantasien ihrer Figuren anvertraut, ohne sie mit allwissender Erzählergeste zu kommentieren."
[Quelle: Michael Braun, Basler Zeitung]
"Treffender hätte man die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts nicht einfangen können."
[Quelle: Judith Lechner, Online-Besprechung literaturkritik.de]
[Quelle: Frank Lingnau, Am Erker, Zeitschrift zur Literatur]
"Dabei erweist sich Sabine Peters als meisterliche Bauchrednerin."
[Quelle: Ulrike Baureithel, Freitag (Literatur extra)]
"Treffsichere Beschreibung erspart psychologisierende Analyse. Dünnes Buch, g'scheites Buch, lesenswertes Buch."
[Quelle: Wolfgang Gauglhofer, Bücherschau]
"Es macht den enormen Reiz dieser Prosa aus, dass sich Sabine Peters ganz der Innenperspektive und den aufkeimenden Wunschphantasien ihrer Figuren anvertraut, ohne sie mit allwissender Erzählergeste zu kommentieren."
[Quelle: Michael Braun, Basler Zeitung]
"Treffender hätte man die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts nicht einfangen können."
[Quelle: Judith Lechner, Online-Besprechung literaturkritik.de]
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