Das kupferne Zeichen
England, 1161: Ellenweore, Tochter eines Schwertschmieds, hat nur einen Herzenswunsch: Sie möchte das Handwerk ihres Vaters erlernen. Doch das darf sie als Frau nicht. Also flieht sie in die Normandie, um dort in der Fremde als Junge verkleidet ihren...
Leider schon ausverkauft
Weltbild Ausgabe
4.99 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Das kupferne Zeichen “
England, 1161: Ellenweore, Tochter eines Schwertschmieds, hat nur einen Herzenswunsch: Sie möchte das Handwerk ihres Vaters erlernen. Doch das darf sie als Frau nicht. Also flieht sie in die Normandie, um dort in der Fremde als Junge verkleidet ihren Traum zu erfüllen. Als Schmiedejunge Alan lernt sie das höfische Leben kennen. Und einen Ritter, den sie liebt.
Lese-Probe zu „Das kupferne Zeichen “
Das kupferne Zeichen von Katia Fox LESEPROBE
Orford im Juli 1161
Herrgott, Ellenweore, wenn du doch nur ein Junge wärst!« Osmond sah sie trotz des Fluchs stolz an und wischte mit der Hand über den Amboss, um den Zunder zu entfernen. »Ist doch wirklich ein Jammer. Da habe ich einen Sohn, der sich aus der Werkstatt stiehlt, sobald ich ihm den Rücken zukehre, und meine Kleine hier hat das Schmieden im Blut.« Er klopfte ihr zufrieden auf die Schulter. Osmond lobte sie nicht oft.
Ellen fühlte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss und eine wohlige Wärme verbreitete. »Aedith!«, stöhnte sie leise, als die schwere Holztür der Werkstatt aufgerissen wurde und ihre Schwester auf der Schwelle stand.
Wie üblich weigerte sich Aedith, die Schmiede zu betreten, aus Furcht, ihr feines Kleid schmutzig zu machen. Kenny, Osmonds Jüngster, zerrte verbissen an ihrem Arm. Je stärker er sich wehrte, desto fester krallte sie ihre Finger um sein dünnes Handgelenk. Blitzschnell packte sie ihn am Ohr und zog heftig daran. Kenny streckte sich, so weit es ging, und zappelte nicht mehr.
»Mutter hat gesagt, ich soll ihn dir bringen«, sagte Aedith verächtlich und stieß ihren kleinen Bruder in die Werkstatt hinein. Sie deutete mit dem Kinn in Richtung ihrer älteren Schwester. »Ellen soll Wasser holen und Holz sammeln gehen.« Aedith blieb in der Tür stehen und wippte ungeduldig mit dem Fuß. »Na los, komm schon! Oder glaubst du etwa, ich habe den ganzen Tag Zeit?«, zischte sie Ellen an.
Osmond hatte sichtlich Mühe, ruhig zu bleiben. Der Zuschläger, der ihm bei größeren Arbeiten half, war schon seit einer Woche krank, deshalb brauchte er Ellen für den nächsten Schritt. Kenny war noch zu jung und keine große Hilfe. Ellen
... mehr
wusste genau, dass sich Osmond trotzdem nicht gegen die Anweisungen seiner Frau auflehnen würde. Das hatte er noch nie getan. Schweren Herzens legte sie die Zange aus der Hand, nahm betont langsam die geliebte Schürze ab und bückte sich, um sie ihrem kleinen Bruder umzubinden. Das Leder reichte ihm bis über die Knöchel, und die Bänder waren so lang, dass Ellen sie zweimal um seinen mageren Bauch schlingen musste.
Osmond beobachtete sie schweigend. Erst als sie zu ihm hochsah, nickte er ihr ungehalten zu.
»Ist noch was?«, fragte ihre Schwester schnippisch.
Ellen schüttelte den Kopf und folgte ihr zum Haus. Sie schob den schweren Eisenriegel hoch und stieß die Tür auf.
»Habe ich dir nicht schon tausendmal gesagt, du sollst dich in der Werkstatt nicht immer vordrängen?«, keifte Leofrun. »Doch, Mutter, aber «
»Widersprich mir nicht ständig, du vorlautes Ding«, unterbrach ihre Mutter sie schroff. »Kenny soll Osmond in der Schmiede helfen, das weißt du genau. Du bist die Älteste und hast dich um das Haus zu kümmern, ob dir das passt oder nicht. Na los, mach dich an die Arbeit!«
Die schallende Ohrfeige traf Ellen ohne Vorwarnung. Hoch erhobenen Hauptes wandte sie sich ab. Ihre Wange glühte, aber um nichts in der Welt hätte sie dem Verlangen nachgegeben, mit der Hand darüberzustreichen. Diesen Triumph gönnte sie weder ihrer Mutter noch Aedith. Die Schmerzen der Schläge auszuhalten, daran hatte sie sich schon früh gewöhnt. Genau das war ihre Stärke: der Mutter die Stirn zu bieten, indem sie weder heulte noch klein beigab. Aber das bittere Gefühl und die Wut ließen sich nicht so leicht hinunterschlucken. Nur weil sie ein Mädchen war, sollte sie sich um all diese langweiligen Dinge kümmern? Jeder Dummkopf kann Wasser holen, Holz sammeln, das Haus sauber halten und Wäsche waschen, sogar Aedith, dachte sie herablassend. Sie kniete sich vor die Feuerstelle und fegte die Asche zusammen. Wenn sie die Augen schloss, roch es fast wie in der Schmiede.
Aber nicht sie, sondern Kenny würde einmal Schmied werden. Dabei hatte sie, solange sie denken konnte, die meiste Zeit bei Osmond in der Werkstatt verbracht. Dort fühlte sie sich geborgen und sicher, vielleicht weil Leofrun niemals auch nur einen Fuß hineinsetzte. Kaum den Windeln entwachsen, hatte Ellen zu Osmonds Füßen die Holzkohle der Größe nach sortiert, mit fünf oder sechs zum ersten Mal die Esse ausgefegt. Den Blasebalg bedienen und beim Zuschlagen die Zange mit dem Eisen halten durfte sie schon seit drei Wintern. Und im Frühling des vergangenen Jahres hatte sie zum ersten Mal selbst einen Hammer benutzt und die Kraft gespürt, die von dem Metall ausging. Schlug man auf ein heißes Eisen, klang es dumpf, weil es die Muskelkraft gierig in sich aufnahm, um sich zu verformen. Auf dem kalten Amboss jedoch war der Ton hell, und der Hammer federte wie von selbst zurück. Drei, vier Schläge auf das Eisen, einer auf den Amboss, das sparte Kraft und klang wie Musik. Ellen atmete tief durch. Es war einfach nicht gerecht! Mit Leofrun zu streiten hatte keinen Sinn. Sie hasste Ellen als einziges ihrer Kinder und ließ keine Gelegenheit aus, es sie spüren zu lassen. Ellen nahm die beiden neuen Ledereimer, goss einen Rest Wasser in den Kessel neben der Feuerstelle und machte, dass sie nach draußen kam. Im Gemüsebeet neben dem Haus kauerte ihre jüngste Schwester Mildred und sammelte geduldig die gefräßigen Raupen vom Kohl.
»Heb mir ein paar für Aediths Bett auf!«, raunte Ellen ihr grinsend zu.
Mildred schaute erstaunt auf und lächelte verschämt. Sie war das stillste und duldsamste von Leofruns Kindern. Ellen wanderte lustlos den steinigen Weg hinunter bis zu dem breiten Bach, der sich hinter der Schmiede durch die Wiesen schlängelte. Um die Eimer leichter füllen zu können, zog sie die Schuhe aus und watete mit geschürztem Kittel bis zu den Knien in das kühle, glitzernde Wasser. Auf einmal tauchte ein prustendes Etwas vor ihr auf und spie sie an.
»Hab keine Zeit, muss Wasser holen«, fuhr sie ihren Freund Simon unwirsch an, noch bevor er etwas sagen konnte.
»Ach, komm doch erst einmal baden. Es ist so heiß heute!«
Ellen hatte ihren Eimer gefüllt und war sofort wieder an Land gestakst. »Keine Lust«, log sie missmutig und setzte sich auf einen kantigen grauen Fels. In Wirklichkeit beneidete sie Simon. Außer der Arbeit in der Schmiede gab es kaum etwas, das sie mehr liebte, als mit ihm schwimmen zu gehen. Trotzdem hatte sie dieses Jahr eine Ausrede nach der anderen gebraucht. Als Simon den Kopf wieder unter Wasser hatte, verschränkte Ellen ihre Arme über der Brust. Im letzten Sommer hatte sie noch ohne Hemd ins Wasser gehen können, aber seit ein paar Monaten war das anders. Verschämt befühlte sie die kleinen Hügel, die unter ihrem Kittel zu sprießen begonnen hatten. Sie waren hart und ein wenig empfindlich. »Ist dumm, ein Mädchen zu sein«, brummte sie. Es wäre viel besser gewesen, wenn sie als Junge auf die Welt gekommen wäre, genau das hatte Osmond auch gesagt!
Simon watete an Land. »Weißt du, worauf ich jetzt Lust hätte?«
Ellen schüttelte den Kopf. »Nein, aber da du ein wandelnder Magen bist, vermute ich mal, dass es etwas mit Essen zu tun hat.«
Simon nickte heftig und leckte sich grinsend die Lippen. »Brombeeren!«
»Und mein Wasser?« Ellen zeigte auf die beiden Eimer. »Holz sammeln muss ich auch noch.«
»Machen wir später.«
»Wenn ich zu lange brauche, schlägt mich Mutter wieder! Ich weiß nicht, ob ich mich heute noch mal zurückhalten kann.«
»Zu zweit sind wir schnell fertig. Sie wird gar nicht merken, dass wir uns erst ein bisschen vergnügt haben.« Die Wassertropfen auf seinen Schultern glitzerten in der Sonne. Er schüttelte sich wie ein Hund, sodass es spritzte, und streifte sein schmutziges graues Hemd wieder über. »An der alten Kate beim Wald wachsen die besten, dick, schwarz und soo süß!« Er verdrehte genüsslich die Augen. »Komm, lass uns gehen!«
»Spinnst du?« Ellen tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Die alte Jakoba ist eine Hexe, in ihrer Kate hausen Kobolde!« Ellen fühlte, wie sich die Haare auf ihren Armen und am Rücken aufstellten.
»Ach, das ist doch Unsinn. Kobolde leben im Wald, nicht in Hütten.« Simon winkte großspurig ab. »Außerdem war ich schon mal drin. Kobolde oder so was waren da nicht, ehrlich.« Er legte den Kopf schief und sah Ellen aus den Augenwinkeln an. »Sag mal, seit wann bist du denn ein Angsthase?«
»Bin ich ja gar nicht!«, entrüstete sich Ellen. Diesen Vorwurf konnte sie unmöglich auf sich sitzen lassen, also folgte sie Simon über die Weide, die den Fluss vom Waldrand trennte. Den größten Teil des verdorrten Grases hatten die Schafe schon kahl gefressen. Nur auf dem Hügel, der die Weide an der Westseite begrenzte, hatten sich die Tiere noch nicht über die trockenen Halme hergemacht. Hier ging den beiden Kindern das Gras bis fast zur Brust. Überall wucherten stachelige Disteln, die ihnen die Beine aufkratzten, und Brennnesseln, die rote, pieksende Flecken hinterließen. Ellen wäre am liebsten umgekehrt, aber dann hätte Simon wieder behauptet, sie sei feige. Oben auf dem Hügel angekommen, blinzelte sie in die Sonne und suchte den Waldrand ab. Hinter ein paar Birken lugte die windschiefe Kate hervor. Auf der linken Seite, nur einen Steinwurf davon entfernt, graste ein stämmiges Pferd mit rotbraun glänzendem Fell friedlich im Halbschatten. Ellen duckte sich.
Instinktiv tat Simon es ihr gleich. »Was ist denn los?«, wisperte er verwundert.
© Verlagsgruppe Lübbe
Osmond beobachtete sie schweigend. Erst als sie zu ihm hochsah, nickte er ihr ungehalten zu.
»Ist noch was?«, fragte ihre Schwester schnippisch.
Ellen schüttelte den Kopf und folgte ihr zum Haus. Sie schob den schweren Eisenriegel hoch und stieß die Tür auf.
»Habe ich dir nicht schon tausendmal gesagt, du sollst dich in der Werkstatt nicht immer vordrängen?«, keifte Leofrun. »Doch, Mutter, aber «
»Widersprich mir nicht ständig, du vorlautes Ding«, unterbrach ihre Mutter sie schroff. »Kenny soll Osmond in der Schmiede helfen, das weißt du genau. Du bist die Älteste und hast dich um das Haus zu kümmern, ob dir das passt oder nicht. Na los, mach dich an die Arbeit!«
Die schallende Ohrfeige traf Ellen ohne Vorwarnung. Hoch erhobenen Hauptes wandte sie sich ab. Ihre Wange glühte, aber um nichts in der Welt hätte sie dem Verlangen nachgegeben, mit der Hand darüberzustreichen. Diesen Triumph gönnte sie weder ihrer Mutter noch Aedith. Die Schmerzen der Schläge auszuhalten, daran hatte sie sich schon früh gewöhnt. Genau das war ihre Stärke: der Mutter die Stirn zu bieten, indem sie weder heulte noch klein beigab. Aber das bittere Gefühl und die Wut ließen sich nicht so leicht hinunterschlucken. Nur weil sie ein Mädchen war, sollte sie sich um all diese langweiligen Dinge kümmern? Jeder Dummkopf kann Wasser holen, Holz sammeln, das Haus sauber halten und Wäsche waschen, sogar Aedith, dachte sie herablassend. Sie kniete sich vor die Feuerstelle und fegte die Asche zusammen. Wenn sie die Augen schloss, roch es fast wie in der Schmiede.
Aber nicht sie, sondern Kenny würde einmal Schmied werden. Dabei hatte sie, solange sie denken konnte, die meiste Zeit bei Osmond in der Werkstatt verbracht. Dort fühlte sie sich geborgen und sicher, vielleicht weil Leofrun niemals auch nur einen Fuß hineinsetzte. Kaum den Windeln entwachsen, hatte Ellen zu Osmonds Füßen die Holzkohle der Größe nach sortiert, mit fünf oder sechs zum ersten Mal die Esse ausgefegt. Den Blasebalg bedienen und beim Zuschlagen die Zange mit dem Eisen halten durfte sie schon seit drei Wintern. Und im Frühling des vergangenen Jahres hatte sie zum ersten Mal selbst einen Hammer benutzt und die Kraft gespürt, die von dem Metall ausging. Schlug man auf ein heißes Eisen, klang es dumpf, weil es die Muskelkraft gierig in sich aufnahm, um sich zu verformen. Auf dem kalten Amboss jedoch war der Ton hell, und der Hammer federte wie von selbst zurück. Drei, vier Schläge auf das Eisen, einer auf den Amboss, das sparte Kraft und klang wie Musik. Ellen atmete tief durch. Es war einfach nicht gerecht! Mit Leofrun zu streiten hatte keinen Sinn. Sie hasste Ellen als einziges ihrer Kinder und ließ keine Gelegenheit aus, es sie spüren zu lassen. Ellen nahm die beiden neuen Ledereimer, goss einen Rest Wasser in den Kessel neben der Feuerstelle und machte, dass sie nach draußen kam. Im Gemüsebeet neben dem Haus kauerte ihre jüngste Schwester Mildred und sammelte geduldig die gefräßigen Raupen vom Kohl.
»Heb mir ein paar für Aediths Bett auf!«, raunte Ellen ihr grinsend zu.
Mildred schaute erstaunt auf und lächelte verschämt. Sie war das stillste und duldsamste von Leofruns Kindern. Ellen wanderte lustlos den steinigen Weg hinunter bis zu dem breiten Bach, der sich hinter der Schmiede durch die Wiesen schlängelte. Um die Eimer leichter füllen zu können, zog sie die Schuhe aus und watete mit geschürztem Kittel bis zu den Knien in das kühle, glitzernde Wasser. Auf einmal tauchte ein prustendes Etwas vor ihr auf und spie sie an.
»Hab keine Zeit, muss Wasser holen«, fuhr sie ihren Freund Simon unwirsch an, noch bevor er etwas sagen konnte.
»Ach, komm doch erst einmal baden. Es ist so heiß heute!«
Ellen hatte ihren Eimer gefüllt und war sofort wieder an Land gestakst. »Keine Lust«, log sie missmutig und setzte sich auf einen kantigen grauen Fels. In Wirklichkeit beneidete sie Simon. Außer der Arbeit in der Schmiede gab es kaum etwas, das sie mehr liebte, als mit ihm schwimmen zu gehen. Trotzdem hatte sie dieses Jahr eine Ausrede nach der anderen gebraucht. Als Simon den Kopf wieder unter Wasser hatte, verschränkte Ellen ihre Arme über der Brust. Im letzten Sommer hatte sie noch ohne Hemd ins Wasser gehen können, aber seit ein paar Monaten war das anders. Verschämt befühlte sie die kleinen Hügel, die unter ihrem Kittel zu sprießen begonnen hatten. Sie waren hart und ein wenig empfindlich. »Ist dumm, ein Mädchen zu sein«, brummte sie. Es wäre viel besser gewesen, wenn sie als Junge auf die Welt gekommen wäre, genau das hatte Osmond auch gesagt!
Simon watete an Land. »Weißt du, worauf ich jetzt Lust hätte?«
Ellen schüttelte den Kopf. »Nein, aber da du ein wandelnder Magen bist, vermute ich mal, dass es etwas mit Essen zu tun hat.«
Simon nickte heftig und leckte sich grinsend die Lippen. »Brombeeren!«
»Und mein Wasser?« Ellen zeigte auf die beiden Eimer. »Holz sammeln muss ich auch noch.«
»Machen wir später.«
»Wenn ich zu lange brauche, schlägt mich Mutter wieder! Ich weiß nicht, ob ich mich heute noch mal zurückhalten kann.«
»Zu zweit sind wir schnell fertig. Sie wird gar nicht merken, dass wir uns erst ein bisschen vergnügt haben.« Die Wassertropfen auf seinen Schultern glitzerten in der Sonne. Er schüttelte sich wie ein Hund, sodass es spritzte, und streifte sein schmutziges graues Hemd wieder über. »An der alten Kate beim Wald wachsen die besten, dick, schwarz und soo süß!« Er verdrehte genüsslich die Augen. »Komm, lass uns gehen!«
»Spinnst du?« Ellen tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Die alte Jakoba ist eine Hexe, in ihrer Kate hausen Kobolde!« Ellen fühlte, wie sich die Haare auf ihren Armen und am Rücken aufstellten.
»Ach, das ist doch Unsinn. Kobolde leben im Wald, nicht in Hütten.« Simon winkte großspurig ab. »Außerdem war ich schon mal drin. Kobolde oder so was waren da nicht, ehrlich.« Er legte den Kopf schief und sah Ellen aus den Augenwinkeln an. »Sag mal, seit wann bist du denn ein Angsthase?«
»Bin ich ja gar nicht!«, entrüstete sich Ellen. Diesen Vorwurf konnte sie unmöglich auf sich sitzen lassen, also folgte sie Simon über die Weide, die den Fluss vom Waldrand trennte. Den größten Teil des verdorrten Grases hatten die Schafe schon kahl gefressen. Nur auf dem Hügel, der die Weide an der Westseite begrenzte, hatten sich die Tiere noch nicht über die trockenen Halme hergemacht. Hier ging den beiden Kindern das Gras bis fast zur Brust. Überall wucherten stachelige Disteln, die ihnen die Beine aufkratzten, und Brennnesseln, die rote, pieksende Flecken hinterließen. Ellen wäre am liebsten umgekehrt, aber dann hätte Simon wieder behauptet, sie sei feige. Oben auf dem Hügel angekommen, blinzelte sie in die Sonne und suchte den Waldrand ab. Hinter ein paar Birken lugte die windschiefe Kate hervor. Auf der linken Seite, nur einen Steinwurf davon entfernt, graste ein stämmiges Pferd mit rotbraun glänzendem Fell friedlich im Halbschatten. Ellen duckte sich.
Instinktiv tat Simon es ihr gleich. »Was ist denn los?«, wisperte er verwundert.
© Verlagsgruppe Lübbe
... weniger
Bibliographische Angaben
- Autor: Katia Fox
- 637 Seiten, Maße: 13 x 19,1 cm, Geb. mit Su.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828989233
- ISBN-13: 9783828989238
Kommentare zu "Das kupferne Zeichen"
0 Gebrauchte Artikel zu „Das kupferne Zeichen“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
5 von 5 Sternen
5 Sterne 7Schreiben Sie einen Kommentar zu "Das kupferne Zeichen".
Kommentar verfassen