Anders als erwartet
Offen, selbstkritisch, überraschend: Die Autobiografie von Stefan Kretzschmar gibt Einblicke in sein exzentrisches Leben zwischen Ost und West und erzählt von großen Siegen und kleinen Niederlagen in Sport, Showbiz, Politik und der Liebe.
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Produktinformationen zu „Anders als erwartet “
Offen, selbstkritisch, überraschend: Die Autobiografie von Stefan Kretzschmar gibt Einblicke in sein exzentrisches Leben zwischen Ost und West und erzählt von großen Siegen und kleinen Niederlagen in Sport, Showbiz, Politik und der Liebe.
Klappentext zu „Anders als erwartet “
"Handball ist ein absoluter Mannschaftssport, da gibt's keine Stars. Außer Kretzsche natürlich. Trotzdem wollte er immer Mannschaftsspieler sein." Heiner Brand Offen, selbstkritisch, überraschend: Die Autobiografie von Stefan Kretzschmar gibt Einblicke in sein exzentrisches Leben zwischen Ost und West und erzählt von großen Siegen und kleinen Niederlagen in Sport, Showbiz, Politik und der Liebe.
Er sieht aus wie jemand, bei dessen Anblick man lieber die Straßenseite wechselt - sieben Piercings, 18 Tätowierungen, ständig neue Haarfarben und Frisuren: Stefan Kretzschmar, genannt Kretzsche, die Galionsfigur des deutschen Handballs. Über sein schillerndes Leben weiß man nicht viel. Bis jetzt.
In seiner Autobiografie erzählt Stefan Kretzschmar von seiner Kindheit und Jugend in der DDR, in der er sich"sauwohl"fühlte. Durch seine Eltern mit der Begeisterung für Handball infiziert, wird er nach der Wende zum bekanntesten und besten deutschen Nationalspieler, der den Ost-Vorzeigeclub SC Magdeburg dem ruhmreichen West-Verein VfL Gummersbach vorzieht - um mit seinem Club in den folgenden Jahren die größten Erfolge seiner Karriere zu feiern.
Offen schildert Kretzschmar seine Erfahrungen hinter den Kulissen des Sports, der Showwelt und der Politik. Stefan Kretzschmar wird gerne gehört und auch gerne zitiert, er ist ein politischer Mensch, engagiert sich für caritative Organisationen, und seine Meinung, immer direkt und ungeschminkt, zählt. Für seinen Sport tut das Enfant terrible alles, raucht aber auch gerne mal zwei Schachteln Zigaretten am Tag. Er ist bekennender Familienmensch, aber nur Tage, nachdem seine kubanische Frau die gemeinsame Tochter zur Welt brachte, beginnt er eine Liaison mit einer anderen Frau.
Das Handball-Idol Stefan Kretzschmar provoziert und polarisiert Öffentlichkeit und Sportwelt - bis heute.
"Handball ist ein absoluter Mannschaftssport, da gibt s keine Stars. Außer Kretzsche natürlich. Trotzdem wollte er immer Mannschaftsspieler sein."Heiner Brand
Offen, selbstkritisch, überraschend: Die Autobiografie von Stefan Kretzschmar gibt Einblicke in sein exzentrisches Leben zwischen Ost und West und erzählt von großen Siegen und kleinen Niederlagen in Sport, Showbiz, Politik und der Liebe.
Er sieht aus wie jemand, bei dessen Anblick man lieber die Straßenseite wechselt - sieben Piercings, 18 Tätowierungen, ständig neue Haarfarben und Frisuren: Stefan Kretzschmar, genannt Kretzsche, die Galionsfigur des deutschen Handballs. Über sein schillerndes Leben weiß man nicht viel. Bis jetzt.
In seiner Autobiografie erzählt Stefan Kretzschmar von seiner Kindheit und Jugend in der DDR, in der er sich"sauwohl"fühlte. Durch seine Eltern mit der Begeisterung für Handball infiziert, wird er nach der Wende zum bekanntesten und besten deutschen Nationalspieler, der den Ost-Vorzeigeclub SC Magdeburg dem ruhmreichen West-Verein VfL Gummersbach vorzieht - um mit seinem Club in den folgenden Jahren die größten Erfolge seiner Karriere zu feiern.
Offen schildert Kretzschmar seine Erfahrungen hinter den Kulissen des Sports, der Showwelt und der Politik. Stefan Kretzschmar wird gerne gehört und auch gerne zitiert, er ist ein politischer Mensch, engagiert sich für caritative Organisationen, und seine Meinung, immer direkt und ungeschminkt, zählt. Für seinen Sport tut das Enfant terrible alles, raucht aber auch gerne mal zwei Schachteln Zigaretten am Tag. Er ist bekennender Familienmensch, aber nur Tage, nachdem seine kubanische Frau die gemeinsame Tochter zur Welt brachte, beginnt er eine Liaison mit Franziska van Almsick.
Das Handball-Idol Stefan Kretzschmar provoziert und polarisiert Öffentlichkeitund Sportwelt - bis heute.
Offen, selbstkritisch, überraschend: Die Autobiografie von Stefan Kretzschmar gibt Einblicke in sein exzentrisches Leben zwischen Ost und West und erzählt von großen Siegen und kleinen Niederlagen in Sport, Showbiz, Politik und der Liebe.
Er sieht aus wie jemand, bei dessen Anblick man lieber die Straßenseite wechselt - sieben Piercings, 18 Tätowierungen, ständig neue Haarfarben und Frisuren: Stefan Kretzschmar, genannt Kretzsche, die Galionsfigur des deutschen Handballs. Über sein schillerndes Leben weiß man nicht viel. Bis jetzt.
In seiner Autobiografie erzählt Stefan Kretzschmar von seiner Kindheit und Jugend in der DDR, in der er sich"sauwohl"fühlte. Durch seine Eltern mit der Begeisterung für Handball infiziert, wird er nach der Wende zum bekanntesten und besten deutschen Nationalspieler, der den Ost-Vorzeigeclub SC Magdeburg dem ruhmreichen West-Verein VfL Gummersbach vorzieht - um mit seinem Club in den folgenden Jahren die größten Erfolge seiner Karriere zu feiern.
Offen schildert Kretzschmar seine Erfahrungen hinter den Kulissen des Sports, der Showwelt und der Politik. Stefan Kretzschmar wird gerne gehört und auch gerne zitiert, er ist ein politischer Mensch, engagiert sich für caritative Organisationen, und seine Meinung, immer direkt und ungeschminkt, zählt. Für seinen Sport tut das Enfant terrible alles, raucht aber auch gerne mal zwei Schachteln Zigaretten am Tag. Er ist bekennender Familienmensch, aber nur Tage, nachdem seine kubanische Frau die gemeinsame Tochter zur Welt brachte, beginnt er eine Liaison mit Franziska van Almsick.
Das Handball-Idol Stefan Kretzschmar provoziert und polarisiert Öffentlichkeitund Sportwelt - bis heute.
Lese-Probe zu „Anders als erwartet “
Anders als erwartet von Stefan KretzschmarLESEPROBE
Nach diesem für mich persönlich sensationellen internationalen Einstand folgten 1996 die Olympischen Spiele in Atlanta. Ein Jahr zuvor hatten wir uns mit Platz vier bei der Weltmeisterschaft in Island dafür qualifiziert. Olympische Spiele waren für mich das Allergrößte, mein Traum, mein Ziel, das Höchstmögliche, was man als Sportler erreichen kann. Wenn ich allerdings ehrlich bin, hätte man mich wegen meiner Knieprobleme gar nicht mitnehmen dürfen. Ich war extrem angeschlagen und weit davon entfernt, im Vollbesitz meiner Kräfte zu sein. Aber ich hätte den Teufel getan, meine erste Olympiateilnahme so einfach abzusagen. Lieber habe ich mit dicker Bandage am Knie gespielt.
Aus sportlicher Sicht war mein erstes olympisches Turnier nicht nur schlecht – es war eine Katastrophe. Ich habe nichts auf die Reihe gekriegt, im Spiel keine Akzente gesetzt, wenig Tore geworfen. Dieses Kapitel wollte ich nur schnell wieder aus meinem Gedächtnis streichen. Auf anderer Bühne war ich jedoch sehr erfolgreich: Der Spaßfaktor des Turniers blieb unerreicht – bis heute. Es waren meine ersten Olympischen Spiele, demzufolge war ich natürlich auch erschlagen von den riesigen Sportarenen, dem Miteinander von Athleten aller Nationen und Disziplinen, dem olympischen Geist. Die ersten Tage lief ich nur durch das Olympische Dorf und war gefangen von den Eindrücken. Unser Team bewohnte zwei Appartements. Die Aufteilung, wer wo wohnte, war einfach: Es gab das Raucher- und das Nichtraucher-Appartement. Bei der deutschen Frauenhandball-Nationalmannschaft gab es ebenfalls eine strikte Aufteilung. In einem Appartement blieben die Frauen lieber unter sich, im anderen nicht.
Sportlich gab es auch ein Highlight, das zu sehen für mich ebenso wichtig war wie mein eigener Auftritt: das amerikanische Dream-Team
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der Basketballer. Ich bin seit jeher total basketballfanatisch. Diese Sportart hätte ich mir für mich auch gut vorstellen können. Zu DDR-Zeiten war dieser Sport jedoch so unpopulär, dass man es nur an der Universität spielen konnte. Rückblickend muss ich sagen: Ich hätte gern Basketball gespielt. Als Zuschauer finde ich es sogar reizvoller als Handball.
Eigentlich gucke ich aber ausschließlich die nordamerikanische Profiliga NBA. Das ist für mich echter Basketball. Über diese Liga weiß ich fast alles. Mein Teamkollege Christian »Blacky« Schwarzer war in Atlanta genauso fanatisch wie ich. Obwohl wir beide nicht unbedingt die Kleinsten sind, mussten wir wie die Irren auf- und abhüpfen, um während der Eröffnungsfeier über die Köpfe anderer Olympiateilnehmer hinweg das Dream-Team fotografieren zu können.
Diese Feier war ohnehin der Kracher. Die Show fand im Olympiastadion statt. Wir Sportler mussten im Baseballstadion nebenan unserem Auftritt, dem Einmarsch, entgegenfiebern. Via Leinwand verfolgten wir das Einlaufen der Nationen ins Stadion, das wie bei Olympia üblich in alphabetischer Reihenfolge erfolgte. Wir sahen also Angola, Australien und Co. ins Stadion schreiten. Und wussten, es würde noch eine Weile dauern, bis wir bei G wie Germany an der Reihe waren. Also beschäftigten wir uns noch mit uns. Allmählich lichteten sich die Reihen. Als ich das nächste Mal auf die Leinwand schaute, erschrak ich: Da sah ich plötzlich Fecht-Weltmeister Arnd Schmitt, unseren offiziellen Fahnenträger. Er marschierte gerade hinter der Hostess mit dem Germany-Schild ins Stadion ein. Wir hatten unseren Aufruf glatt verpasst, weil die freiwilligen Helfer im Baseballstadion allmählich den Überblick verloren hatten. Die Ordner gestikulierten nun völlig hektisch, um uns zu lotsen. Wir rannten wie besessen in Richtung Olympiastadion los. Das war wiederum einen knappen Kilometer entfernt. Drinnen drehte Schmitt fast alleine seine Runde, das komplette Programm hing, weil Germany noch auf dem Weg ins Stadion war. Mein Kollege Martin Schwalb und ich waren die Letzten, die es noch über eine Rampe hineinschafften. Nach uns war Schluss. Ein paar übergewichtige Betreuer vom Deutschen Ruderverband, die hinter uns liefen, durften nicht mehr hinein. Alle aktiven Sportler hatten es gerade so geschafft. Meine Teamkollegen und ich waren in jeder Hinsicht völlig am Ende, aber haben uns noch Stunden später kaputtgelacht.
Im Wettkampf gab es für uns nicht ganz so viel zu lachen. Wir gewannen zwar gegen Brasilien und Frankreich, verloren unsere Spiele gegen Ägypten und Spanien indes etwas unglücklich. Als Vierter der Vorrunde durften wir am Ende gerade einmal um Platz sieben spielen. Immerhin gewannen wir zum Ausklang gegen die Schweiz.
Drei Tage vor Schluss war die Mannschaft mit ihrem Programm durch. Die letzten beiden Spiele sah ich von der Tribüne aus. Meine Verletzung zwang mich dazu. Beim 25 : 23 gegen Algerien hatte ich mich zuvor immerhin mit fünf Toren als bester deutscher Werfer aus dem Olympischen Turnier verabschiedet. Was mein Gesamtergebnis allerdings nicht besser machte.
Nachdem wir unser letztes Spiel hinter uns gebracht haben, hat uns Bundestrainer Arno Ehret auf der Abschlussbesprechung signalisiert, dass wir uns nun frei bewegen durften. Er ließ die Zügel locker und wir nahmen das Angebot dankend an. Wir sahen uns andere Sportwettbewerbe an und feierten. Und das nicht zu knapp. Die letzten drei Tage kam ich erst morgens um sieben nach Hause. Spät, aber immerhin noch pünktlich zum Frühsport. Weil ich die morgendlichen Leibesübungen nicht unvorbereitet über mich ergehen lassen wollte, schnappte ich mir zwei bis drei Dosen Bier und legte mich damit auf die große Rasenfläche in der Mitte des Olympischen Dorfes. Dort trafen kurz nach mir die kubanischen Volleyballspielerinnen ein, die sich dort gegen halb acht bei der Morgengymnastik trimmten. Ich fühlte mich wie Gott in Frankreich: All diese schönen Frauen beim Frühsport, ich als interessierter Zuschauer mit einem gepflegten Bier mittendrin statt nur dabei. So habe ich die Nacht gemütlich ausklingen lassen.
In diesen letzten drei Tagen von Atlanta haben wir auch in unseren Appartements aufgeräumt: Wir entfernten die Sofas aus den Wohnzimmern und stellten sie wie Sperrmüll vors Haus. Einen wirklichen Grund für unseren blinden Aktionismus gab es nicht. Die Aktion war knapp am Rande des Vandalismus. Der Meinung war zumindest die Polizei, die wir in Rekordzeit auf der Matte stehen hatten. Also verlagerten wir unsere abendlichen Aktivitäten in die Fire Station Number Eleven. Das war eine alte Feuerwehr-Wache direkt vor dem Olympischen Dorf. Man hatte die Löschzüge alle hinausgefahren und mit alten Spanplatten provisorische Tresen errichtet. Dort gab es Dosenbier bis zum Abwinken. Wir vertrieben uns die Zeit mit »Büchsenschießen«: Man bohrt ein kleines Loch in den Bodenrand der Dose, zieht den Verschluss auf und trinkt den Schwall Bier, der nun aus dem Loch schießt, zügig auf ex. Jeder, der ins Olympische Dorf ging, kam an uns vorbei. Wir haben die ankommenden Sportler animiert, gegen unseren besten Büchsenschießer anzutreten. Das war unser Abwehrchef Klaus-Dieter Petersen. Was uns im olympischen Handball-Turnier verwehrt blieb, gelang im Büchsenschießen: Deutschland blieb ungeschlagen. Engländer, Australier – Sportler aus aller Herren Länder bissen sich an Petersen die Zähne aus. 1,6 Sekunden – und die Dose war leer. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) bekam Wind von unseren nachtaktiven Neigungen und den völkerverbindenden Trinkritualen. Die höchsten deutschen Sportfunktionäre fürchteten um den Ruf der gesamten deutschen Olympiamannschaft und boten uns samt Familien einen bezahlten Urlaub in Hilton Head Island im US-Bundesstaat South Carolina an. Einzige Bedingung: Wir sollten das Olympische Dorf verlassen. Nach intensiver Beratung in unserem Raucher-Appartement übermittelten wir dem NOK die frohe Botschaft: Wir bleiben im Dorf. In den Wasserballern fanden wir schnell ein paar Gleichgesinnte: sportlich erfolglos, aber lebensbejahend. Grundsätzlich hatten wir zu fast allen Sportlern einen hervorragenden Kontakt. Teilweise lungerten morgens um zehn schon Turner, Sportgymnastinnen oder Ruderer bei uns rum. Schließlich bewohnten wir das einzige Raucher-Appartement im gesamten Dorf – waren aber mitnichten die einzigen Raucher. Das waren wirklich Olympische Spiele, die ihresgleichen suchten.
© Eichborn Verlag
Eigentlich gucke ich aber ausschließlich die nordamerikanische Profiliga NBA. Das ist für mich echter Basketball. Über diese Liga weiß ich fast alles. Mein Teamkollege Christian »Blacky« Schwarzer war in Atlanta genauso fanatisch wie ich. Obwohl wir beide nicht unbedingt die Kleinsten sind, mussten wir wie die Irren auf- und abhüpfen, um während der Eröffnungsfeier über die Köpfe anderer Olympiateilnehmer hinweg das Dream-Team fotografieren zu können.
Diese Feier war ohnehin der Kracher. Die Show fand im Olympiastadion statt. Wir Sportler mussten im Baseballstadion nebenan unserem Auftritt, dem Einmarsch, entgegenfiebern. Via Leinwand verfolgten wir das Einlaufen der Nationen ins Stadion, das wie bei Olympia üblich in alphabetischer Reihenfolge erfolgte. Wir sahen also Angola, Australien und Co. ins Stadion schreiten. Und wussten, es würde noch eine Weile dauern, bis wir bei G wie Germany an der Reihe waren. Also beschäftigten wir uns noch mit uns. Allmählich lichteten sich die Reihen. Als ich das nächste Mal auf die Leinwand schaute, erschrak ich: Da sah ich plötzlich Fecht-Weltmeister Arnd Schmitt, unseren offiziellen Fahnenträger. Er marschierte gerade hinter der Hostess mit dem Germany-Schild ins Stadion ein. Wir hatten unseren Aufruf glatt verpasst, weil die freiwilligen Helfer im Baseballstadion allmählich den Überblick verloren hatten. Die Ordner gestikulierten nun völlig hektisch, um uns zu lotsen. Wir rannten wie besessen in Richtung Olympiastadion los. Das war wiederum einen knappen Kilometer entfernt. Drinnen drehte Schmitt fast alleine seine Runde, das komplette Programm hing, weil Germany noch auf dem Weg ins Stadion war. Mein Kollege Martin Schwalb und ich waren die Letzten, die es noch über eine Rampe hineinschafften. Nach uns war Schluss. Ein paar übergewichtige Betreuer vom Deutschen Ruderverband, die hinter uns liefen, durften nicht mehr hinein. Alle aktiven Sportler hatten es gerade so geschafft. Meine Teamkollegen und ich waren in jeder Hinsicht völlig am Ende, aber haben uns noch Stunden später kaputtgelacht.
Im Wettkampf gab es für uns nicht ganz so viel zu lachen. Wir gewannen zwar gegen Brasilien und Frankreich, verloren unsere Spiele gegen Ägypten und Spanien indes etwas unglücklich. Als Vierter der Vorrunde durften wir am Ende gerade einmal um Platz sieben spielen. Immerhin gewannen wir zum Ausklang gegen die Schweiz.
Drei Tage vor Schluss war die Mannschaft mit ihrem Programm durch. Die letzten beiden Spiele sah ich von der Tribüne aus. Meine Verletzung zwang mich dazu. Beim 25 : 23 gegen Algerien hatte ich mich zuvor immerhin mit fünf Toren als bester deutscher Werfer aus dem Olympischen Turnier verabschiedet. Was mein Gesamtergebnis allerdings nicht besser machte.
Nachdem wir unser letztes Spiel hinter uns gebracht haben, hat uns Bundestrainer Arno Ehret auf der Abschlussbesprechung signalisiert, dass wir uns nun frei bewegen durften. Er ließ die Zügel locker und wir nahmen das Angebot dankend an. Wir sahen uns andere Sportwettbewerbe an und feierten. Und das nicht zu knapp. Die letzten drei Tage kam ich erst morgens um sieben nach Hause. Spät, aber immerhin noch pünktlich zum Frühsport. Weil ich die morgendlichen Leibesübungen nicht unvorbereitet über mich ergehen lassen wollte, schnappte ich mir zwei bis drei Dosen Bier und legte mich damit auf die große Rasenfläche in der Mitte des Olympischen Dorfes. Dort trafen kurz nach mir die kubanischen Volleyballspielerinnen ein, die sich dort gegen halb acht bei der Morgengymnastik trimmten. Ich fühlte mich wie Gott in Frankreich: All diese schönen Frauen beim Frühsport, ich als interessierter Zuschauer mit einem gepflegten Bier mittendrin statt nur dabei. So habe ich die Nacht gemütlich ausklingen lassen.
In diesen letzten drei Tagen von Atlanta haben wir auch in unseren Appartements aufgeräumt: Wir entfernten die Sofas aus den Wohnzimmern und stellten sie wie Sperrmüll vors Haus. Einen wirklichen Grund für unseren blinden Aktionismus gab es nicht. Die Aktion war knapp am Rande des Vandalismus. Der Meinung war zumindest die Polizei, die wir in Rekordzeit auf der Matte stehen hatten. Also verlagerten wir unsere abendlichen Aktivitäten in die Fire Station Number Eleven. Das war eine alte Feuerwehr-Wache direkt vor dem Olympischen Dorf. Man hatte die Löschzüge alle hinausgefahren und mit alten Spanplatten provisorische Tresen errichtet. Dort gab es Dosenbier bis zum Abwinken. Wir vertrieben uns die Zeit mit »Büchsenschießen«: Man bohrt ein kleines Loch in den Bodenrand der Dose, zieht den Verschluss auf und trinkt den Schwall Bier, der nun aus dem Loch schießt, zügig auf ex. Jeder, der ins Olympische Dorf ging, kam an uns vorbei. Wir haben die ankommenden Sportler animiert, gegen unseren besten Büchsenschießer anzutreten. Das war unser Abwehrchef Klaus-Dieter Petersen. Was uns im olympischen Handball-Turnier verwehrt blieb, gelang im Büchsenschießen: Deutschland blieb ungeschlagen. Engländer, Australier – Sportler aus aller Herren Länder bissen sich an Petersen die Zähne aus. 1,6 Sekunden – und die Dose war leer. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) bekam Wind von unseren nachtaktiven Neigungen und den völkerverbindenden Trinkritualen. Die höchsten deutschen Sportfunktionäre fürchteten um den Ruf der gesamten deutschen Olympiamannschaft und boten uns samt Familien einen bezahlten Urlaub in Hilton Head Island im US-Bundesstaat South Carolina an. Einzige Bedingung: Wir sollten das Olympische Dorf verlassen. Nach intensiver Beratung in unserem Raucher-Appartement übermittelten wir dem NOK die frohe Botschaft: Wir bleiben im Dorf. In den Wasserballern fanden wir schnell ein paar Gleichgesinnte: sportlich erfolglos, aber lebensbejahend. Grundsätzlich hatten wir zu fast allen Sportlern einen hervorragenden Kontakt. Teilweise lungerten morgens um zehn schon Turner, Sportgymnastinnen oder Ruderer bei uns rum. Schließlich bewohnten wir das einzige Raucher-Appartement im gesamten Dorf – waren aber mitnichten die einzigen Raucher. Das waren wirklich Olympische Spiele, die ihresgleichen suchten.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Stefan Kretzschmar
- 2008, 234 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Unter Mitarb. v. Sandra u. Sven Beckedahl
- Verlag: Eichborn
- ISBN-10: 3821857021
- ISBN-13: 9783821857022
Rezension zu „Anders als erwartet “
'Unterhaltsam ist die Nabelschau auch deshalb, weil es Kretzschmar weder an Selbstironie noch an Anekdoten mangelt.“ (Welt am Sonntag, Björn Engel, 12. Oktober 2008) 'Das Bemerkenswerte ist dabei, wie offen, ja bisweilen wie übertrieben ehrlich Kretzschmar ist, wie er ein Bild seiner selbst zeichnet, das mit dem öffentlich bekannten wenig zu tun hat. (...) So ist eine Autobiographie entstanden, die ebenso ungewöhnlich ist wie Stefan Kretzschmars öffentliche Auftritte als erster großer Individualist des Mannschaftssports Handball.“ (Christian Zaschke, Süddeutsche Zeitung, 20. Dezember 2008) 'Der Handballstar Kretzschmar erzählt die Geschichte seines exzentrischen Lebens zwischen Ost und West und schildert große Siege und Niederlagen in Sport, Show, Politik und in der Liebe.“ (Sport Bild, 8. Oktober 2008) 'Familie, Haus mit Garten, geregelter Tagesablauf: Wer hätte das vom ehemaligen Handballpunk erwartet! Kretzschmar ist eben doch anders als erwartet.“ (DasErste.de, 23. Oktober 2008) 'Neben eigenen spannenden und interessanten Worten darf man auch einige Zeilen von Freunden wie Campino und Trainer Brandt lesen. Wer den Menschen Kretzschmar mag, wird mit diesem Buch seine helle Lesefreude haben.“ (Thomas Behlert, melodie & rhythmus, 1/2009) 'Kretzsche lüftet erstmals den Schleier aus bunten Schlagzeilen um seine spannende Person ...“ (rbb um sechs, 8. Oktober 2008) 'Er ist der einzige Popstar, den dieser Sport in Deutschland je hervorgebracht hat.“ (Stuttgarter Zeitung, Matthias Hohnecker, 16. Oktober 2008) 'Provokant, extravagant, narzisstisch.“ (dpa, Sandra Degenhardt, 13. Oktober 2008) 'Offen, selbstkritisch, überraschend: Die Autobiografie von Stefan Kretzschmar gibt Einblicke in sein exzentrisches Leben zwischen Ost und West und erzählt von großen Siegen und kleinen Niederlagen in Sport,
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Showbiz, Politik und in der Liebe.“ (Magdeburger Generalanzeiger, 29. Oktober 2008) 'Hinter der rauen Schale aus Metall und bunten Bildern verbirgt sich ein denkender Mensch, der zu vielem (...) seine Meinung hat und diese - in der heutigen Zeit eine herausragende Charaktereigenschaft - auch vertritt.“ (Harburger Anzeigen und Nachrichten, Stefan Flomm, 4. November 2008)Â Â 'Kretzschmar öffnet sich in diesem Buch, lässt tiefe Einblicke in seine Persönlichkeit zu. Und bietet aber auch augenzwinkernd genügend private und sportliche Anekdoten, die man leicht und gern liest.“ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Peter Müller, 3. November 2008) 'An der Autobiografie von (...) Stefan Kretzschmar sollten sich andere Sportler ein Vorbild nehmen. Keine hohlen Phrasen, sondern spannende Storys aus dem Leben! (Basket, 12/2008) ' ... kein halbgares Lavieren, kein Beschönigen, kein versöhnlicher Rückblick, sondern eine von wunderbaren Anekdoten, verblüffenden Bekenntnissen und unglaublichen Geschichten getragene Geschichte eines großen Sportmannes ...“ (Märkischer Sonntag, 2. November 2008) 'Urteil: unbedingt lesen!“ (Jochen Mayer, Sächsische Zeitung, 28. November 2008)
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