1:0 für die Idioten

Karlijn Stoffels, geb. 1947, studierte Romanistik und Niederländisch. Sie lebt in Amsterdam und schreibt Hörspielen, Theaterstücken und Kinderbücher.

Teenager: dieser Begriff hat etwas Leichtes, Verspieltes. Luisa ist zwar 15 Jahre alt, aber nichts an ihr lässt an ein vergnügtes, amüsantes Leben denken. Sie selbst empfindet sich als Monster, und Monster muss man besiegen, am besten sogar ganz beseitigen. Deshalb hat Luisa auch versucht, sich das Leben zu nehmen. Aber ein Hund hat sie aus dem Meer gezogen... Das erinnert an Erich Kästners "Fabian", nur ist die Geschichte umgekehrt. Fabian hatte ebenfalls alle erdenklichen Probleme mit der Welt, aber er kannte empathische Gefühle und wollte einen Hund vor dem Ertrinken retten. Dabei ist er dann selbst ertrunken, eine eigentlich tragische Konsequenz. Luisa aber, das Mädchen, das zunächst nur ihre eigene Verzweiflung kennt, wird gerettet, und sie hat das Glück, in einer psychiatrischen Klinik für Kinder und Jugendliche zu landen. Dort erkennt sie, dass auch andere leiden, vielleicht sogar mehr als sie - und genau das hilft ihr. Sie entdeckt ihr Mitgefühl für Hassan, der sich immer in einer Deckenhöhle verstecken muss, weil er ohne diesen Schutzraum in helle Panik stürzt. Jedes einzelne Kind dort ist in höchstem Maße geschädigt, aber die Therapeuten arbeiten mit dem Vertrauen, dass ihre Patienten es im Schonraum der Klinik letztlich eigenverantwortlich schaffen können, sich zu heilen. Die Autorin erzählt keine nette Internatsgeschichte. Luisa verschont ihre Leser nicht. Aber junge Erwachsene wollen und sollen wissen, wie die Welt für diejenigen aussieht, die das Pech haben, von "Idioten" abhängig zu sein. Der Titel ist übrigens doppeldeutig gemeint: "Idioten" sind zunächst die Erwachsenen, die ihre Kinder in die Hölle der Einsamkeit stürzen, und diese Kinder gelten dann für die Welt der "Normalen" als "Idioten". Luisa ist am Ende, wenn sie die Klinik verlassen darf, nicht "normal", denn sie wird für immer mit ihrer Geschichte leben. Aber