Am liebsten heiter

Liebe: Labsal für Leib und Seele
Sie würde sich gern noch einmal verlieben, sagte die süddeutsche Politikerin in einem Fernsehinterview auf die Frage, was sie noch vom Leben erwarte. Die Mutter erwachsener Kinder und mehrjährige Witwe scheute sich nicht, auszusprechen, was sich fast alle in der Jugend,viele in der Mitte des Lebens und nicht wenige durchaus auch noch im letzten Drittel erhoffen: mehr als einen Kurzzeit-Partner, wie er in der Disco und in jedem Kurort relativ wohlfeil zu haben ist. Sie wollte noch einmal jenes Glück empfinden, das nach Meinung der Alten von den Göttern kommt und der eigentliche Antrieb allen menschlichen Tuns ist. Über die Liebe zwischen zwei Menschen ist unendlich viel gesagt worden, Himmel hoch Jauchzendes und abgrundtief Betrübliches. Sie ist die dem Hass entgegengesetzte Zuneigung zu bestimmten Personen und erfährt ihre stärkste Ausprägung in der seelischen Bindung an den Geschlechtspartner und die aus dieser Partnerschaft hervorgehenden Nachk ommen. Sie wird erlebt als höchstes Glücksgefühl wie als tödliche Enttäuschung. Je besser die Partner zueinander passen, je kongruenter ihre Gefühle, desto glücklicher und haltbarer ihre Verbindung. Am treffendsten ist das nachzulesen in Platons berühmten "Gastmahl". Aristophanes berichtete in diesem Symposion von Göttervater Zeus, der die Menschen, die bis dahin Mann und Weib in einem Körper waren, der Länge nach durchschnitt, um sie wegen ihres wüsten Verhaltens zu schwächen. "Als nun das ursprüngliche Wesen entzwei geschnitten war, ging jede Hälfte voller Sehnsucht auf die Suche nach ihrem Gegenstück. Sie umschlangen sich mit den Armen und verflochten sich miteinander im Verlangen zusammen zu wachsen. Sehnsucht und Drang, ein Ganzes zu sein, heißt Eros". Die Griechen wussten schon vor 2400 Jahren, wie schwer es ist, die passende Hälfte zu finden. Dies mag der Hauptgrund sein, warum viele so lange suchen. Oder sie gehen schnell Kompromisse ein, die ein unsichtbares Verfallsdatum tr agen.