Anderwelt
Als der Journalist Travis in einer mittelalterlich-magischen Welt erwacht und dem Dämon Jack in die Augen blickt, bleibt ihm zum ersten Mal in seinem Leben die Spucke weg. Und schon nimmt ein deftiges Abenteuer mit störrischen Pferden, sturen...
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Als der Journalist Travis in einer mittelalterlich-magischen Welt erwacht und dem Dämon Jack in die Augen blickt, bleibt ihm zum ersten Mal in seinem Leben die Spucke weg. Und schon nimmt ein deftiges Abenteuer mit störrischen Pferden, sturen Prinzessinnen und grauenvollem Essen seinen Lauf.
Ein ganz heißer Lesetipp für Fans von Terry Pratchett und Douglas Adams!
Anderwelt von John Brosnan
LESEPROBE
Der Dämon ließ einen fahren und erzeugte dabei außer einemschwefelartigen Geruch auch einen kleinen Feuerstrahl, der unter seinem Schwanzhervorschoss.
»Puh«, sagte Travis und wedelte mit der Hand vor der Nase herum. »Muss dassein?«
Der Dämon schwang seine ledernen schwarzen Flügel und flatterte wieder aufWhiplashs Kopf, wo er sich niederhockte.
»Sorry, aber ich konnte nicht anders. Muss an der zweiten Portion des gutenZiegenhodeneintopfs liegen.«
»Erinnere mich bloß nicht daran.«
Sie standen auf einem Berg und schauten auf eine düstere, von Schutzwällenumgebene Stadt hinab. In der Stadtmitte erhob sich die obligatorische Burg.Auch sie wirkte ziemlich düster, und die Fahnen, die schlaff an den Turmspitzenhingen, machten den Eindruck, als könnten sie eine ordentliche Wäschevertragen.
»Sieht nicht gerade verlockend aus«, sagte Travis. »Weißt du, wie sie heißt?«
»Keine Ahnung«, antwortete der Dämon, der auf den Namen Jack hörte. »Ich binschließlich kein gottverdammter fliegender Reiseführer.«
»Na ja, macht nichts. Diese Flecken sind ja sowieso alle gleich.« Er grub seineHacken in Whiplashs Flanken, und das Pferd schnaubte zornig. Travis wiederholteseine Aufforderung, diesmal etwas nachdrücklicher. Wenn er bloß Sporen gehabthätte. Widerwillig begann Whiplash, den Hügel hinunterzutrotten. Bei jedem Aufund Ab des Sattels zuckte Travis zusammen. Er ritt nun schon seit siebenMonaten auf diesem schrecklichen Pferd, aber sein Hinterteil hatte sich immernoch nicht an die fortwährende Misshandlung gewöhnt.
Es war heiß, und Travis schwitzte heftig, wodurch die grob gewebte Unterwäschenoch unangenehmer und rauer auf seiner Haut scheuerte.
Er blinzelte in die Sonne. Travis schätzte ihren Durchmesser auf nur etwa einehalbe Meile, aber dennoch war sie ein kleiner heißer Hundesohn von einem Stern.
Sie näherten sich dem Stadttor, das von zwei gelangweilt herumstehendenSoldaten bewacht wurde - wenn man es denn bewachen nennen konnte. Die beidentrugen zerlumpte Uniformen, und ihre Helme und Brustpanzer schimmerten rostig.Sie waren um die vierzig und unrasiert; ihre Bierbäuche quollen unter derPanzerung hervor. Bewaffnet waren sie mit Piken und Schwertern. Travis strichüber die 45er in dem Halfter an seiner rechten Hüfte, während er auf dieSoldaten zuritt. Irgendwie beruhigte ihn die Berührung der Waffe. Die Wachenbeäugten ihn und den Dämon mit unverhohlenem Misstrauen. Er brachte Whiplashvor ihnen zum Stehen.
»Hübsches Städtchen habt ihr hier, Jungs«, begrüßte er sie.
»Das ist kein Städtchen, sondern eine Stadt«, entgegnete einer der beidenmissmutig.
»Eine Stadt«, höhnte Jack. »Fast hätte ich es gar nicht bemerkt. Und wie heißtdiese eure Stadt?«
»Sie heißt Vallium«, sagte der andere Posten und warf Jack einen argwöhnischenBlick zu.
»Vallium?«, wiederholte Travis lachend.
»Was ist daran so komisch?«, fragte Wächter Nummer eins.
»Oh, nichts«, antwortete Travis eilig. »Vallium, so so. Hübscher Name.«
»Was wollt ihr hier?«, fragte Wächter Nummer zwei.
»Das wissen wir noch nicht«, entgegnete Travis. »Ich bin auf der Suche nachArbeit.«
»In Vallium werdet ihr kaum Arbeit finden«, sagte Nummer zwei. »Wir befindenuns in einer Rezession. Was kannst du denn?«
»Er ist Aromatherapeut«, warf Jack ein.
»Was?«, fragten eins und zwei im Chor.
»Ähm, vergesst das einfach, Leute. Jack hat einen etwas seltsamen Humor.Eigentlich bin ich eine Art von wie soll ich sagen Problemlöserspezialist.«
Die beiden Männer sahen ihn verständnislos an.
»Ich ähm helfe den Leuten, ihre Probleme zu lösen Gegen Bezahlung.«
»Kannst du Hämorrhoiden wegkriegen?«, fragte Nummer zwei hoffnungsvoll.
Travis schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir Leid. Diese Art von Problemen meineich nicht.«
»Welche Art von Problemen meinst du dann?«, wollte Nummer eins wissen.
Travis zögerte etwas. »Nun, sagen wir, diese Stadt hätte einKriminalitätsproblem, zu viele Diebe und Mörder, ihr versteht schon. In diesemFall würde ich den Behörden meine Dienste anbieten - gegen Bezahlung, wiegesagt, und würde das Problem, äh, beseitigen.«
»Mit meiner Hilfe«, murmelte Jack.
»O ja, mit Jacks Hilfe.«
»Die Verbrechensrate von Vallium ist ziemlich niedrig«, sagte Nummer zwei. »DerKönig ist ein ganz scharfer Hund. Aber wir haben eine Rattenplage. Bist du auchfür Ratten zuständig?«
»Nein, Ratten sind nicht mein Fall. Eher schon Drachen.«
Die beiden Wachposten blickten einander bedeutungsvoll an. Dann verkündeteNummer eins: »Komisch, aber wir haben in der Tat ein Drachenproblem. Einziemlich ernstes sogar.«
»Da bin ich ja gerade rechtzeitig gekommen«, meinte Travis mit einem breitenGrinsen.
Sie musterten ihn von oben bis unten. »Nichts für ungut, aber du siehst nichtgerade nach einem Drachentöter aus«, sagte Nummer eins. »Und mit diesem Dolch,der da an deinem Gürtel hängt, kannst du vielleicht ein Schwein abstechen, aberkeinen Drachen. Und unseren schon gar nicht. Er ist ungefähr so groß wie eineScheune und kann einen Mann aus fünfzig Meter Entfernung rösten. Wir hattenschon jede Menge so genannter Drachentöter hier, die mit ihm fertig werdenwollten. Hatten Referenzen dabei, die so lang waren wie ihr Arm - bis er ihnenweggebrannt wurde.«
»Nun, ich verfüge über verborgene Talente«, sagte Travis.
»Bist du ein Zauberer?«, fragte eins, völlig außerhalb der Reihe.
»Schön wär s. Nein, ich bin kein Zauberer. Dürfen wir nun in die Stadt?«
Die beiden schüttelten die Köpfe.
»Du könntest ein Spion sein«, gab Nummer eins zu bedenken. »Würde uns nicht nurden Job kosten, wenn wir dich reinlassen und du entpuppst dich als Spion. DerKönig würde unsere Köpfe auf den Befestigungsanlagen aufspießen lassen.«
»Jawohl«, pflichtete Nummer zwei bei. »Und wir würden unseren Pensionsanspruchverlieren.«
»Ich bin kein Spion«, sagte Travis.
»Nun, was solltest du auch sonst antworten. Kannst du es beweisen?«
Travis seufzte. »Für wen sollte ich denn spionieren? Befindet sich Vallium mitirgendjemandem im Krieg?«
»Eigentlich nicht«, musste Nummer zwei einräumen.
»Wie kann ich dann ein Spion sein?«
Sie schwiegen, bis Jack die Stille unterbrach: »Merkst du nicht, dass derSchlüssel zu dieser Stadt in deinem Portemonnaie liegt?«
»Oh«, entfuhr es Travis, als er endlich kapiert hatte, was Jack meinte.
Er knüpfte die Schnur seines Geldbeutels auf und griff hinein. Lediglich fünfMünzen klingelten darin.
Er nahm zwei Zehn-Schilling-Stücke heraus und warf jedem der Wächter eines zu.Langsam wurden seine finanziellen Mittel knapp, und der Ziegenhodeneintopfrückte wieder bedrohlich näher.
Nicht ohne vorher auf die Münzen zu beißen, salutierten die beiden Wachtposten.»Willkommen in Vallium, Squire«, sagte Nummer eins. »Wir wünschen Ihnen einenangenehmen Aufenthalt«, fügte Nummer zwei hinzu.
»Danke. Könnt Ihr mir einen guten Gasthof empfehlen? Einen guten billigenGasthof?«
»Aber sicher doch, Sir«, sagte Nummer zwei. »Folgt einfach nur der Hauptstraßebis zum Marktplatz. Direkt neben dem Galgen findet Ihr die Wirtschaft. Ihrkönnt sie gar nicht verfehlen. Hängt ein großes Schild mit der Aufschrift Marktwirtschaft über der Tür.«
»Und ist sie auch billig?«
Nummer zwei zuckte mit den Schultern. »Sie gehört meinem Onkel, und wenn Ihrsagt, dass ich Euch geschickt habe, bekommt Ihr sicherlich einen Sonderpreis.«
»Und dein Name ist ?«, fragte Travis.
»Claude.«
»Also, vielen Dank, Claude, das nehme ich gerne in Anspruch.«
Er trat Whiplash in die Rippen, und mit einem entrüsteten Schnauben trottetedas Pferd durch das Tor.
Bei näherer Betrachtung hielt Vallium, was der Name versprach. Die Gebäude,genau wie die Menschen auf den Straßen, machten einen öden Eindruck. Jack nahmTravis die Worte aus dem Mund, als er meinte: »Langweilig wäre untertrieben.«
»Nach allzu viel Wohlstand sieht es auch nicht gerade aus.«
»Das Geld findest du im Schloss, wie überall«, murmelte Jack.
Als sie den Marktplatz erreichten, entdeckten sie die Schenke neben dem Galgen,an dem zu ihrer Erleichterung niemand baumelte.
Travis stieg ab und führte Whiplash zu den weitläufigen Stallungen neben demHauptgebäude. Ein untersetzter, glatzköpfiger Mann, der eine dreckige Schürzetrug, warf gerade eine Heugabel Stroh in einen leeren Stall. »Hallo! Kannst dumir sagen, wo ich den Wirt finde?«, fragte Travis.
Der Mann hörte auf zu arbeiten, lehnte sich auf den Stiel seiner Heugabel undsah Travis von oben bis unten an. Dann spuckte er herzhaft ins Stroh undschnaubte sich sorgfältig die Nase. Nachdem er sie mit dem Ärmel abgewischthatte, sagte er: »Der steht vor dir. Bulric ist mein Name.«
In der Hoffnung, dass es sich bei dem Spucken und Naseschnäuzen lediglich umein in Vallium übliches Begrüßungsritual handelte, sagte Travis: »Ich binhocherfreut, Euch kennen zu lernen, Bulric. Mein Name ist Travis. Euer NeffeClaude empfahl mir Eure Herberge. Ich brauche ein Zimmer für ein paar Nächte,sowie einen Stall und Futter für mein Pferd.«
Erneut spuckte Bulric auf den strohbedeckten Boden. »Dämonen haben keinen Zutrittzur Gastwirtschaft. Er kann hier im Stall bei den Pferden bleiben.«
»Verdammter Rassist«, murmelte Jack.
»Was hat er gesagt?« Bulric sah auf einmal ziemlich wütend aus.
»Nichts, nichts«, warf Travis ein. »Der Stall genügt ihm vollkommen. Was kostetes für zwei Übernachtungen?«
»Wollt Ihr etwas essen?«
»Aber ja doch. Was steht denn auf der Speisekarte?«
»Speisekarte?«
»Nun ja, ich meine, was gibt es heute?«, erläuterte Travis seine Frage.
»Ach so. Nun, zunächst Taubensuppe mit Brot, und als besonderen Hauptgang «
Travis sah Bulric gespannt an, immer auf das Wort Ziegenhodeneintopf gefasst,aber zu seiner Erleichterung sagte der Wirt: » Steak und Kartoffeln, dazu soviel Ale, wie Ihr trinken könnt.«
»Hervorragend!«, rief Travis. »Und was die Bezahlung betrifft ?«
Bulric kratzte sich am Kinn. »Alles in allem vierzig Schillinge, der Herr.«
Travis verzog das Gesicht und reichte dem Wirt seine letzten beiden20-Schilling-Münzen. »Wie hoch wäre denn der normale Preis gewesen?«
»Dreißig Schillinge.«
»Aber das ist ja weniger, als ich jetzt bezahlen muss. Euer Neffe sagte etwasvon Rabatt!«
Bulric spuckte wieder auf den Boden. »Von wegen Rabatt! Wenn dieser Schwachkopfvon Neffe glaubt, dass er sich bei mir beliebt machen kann, indem er mir Gästeschickt, dann hat er sich schwer getäuscht. Ich knöpfe den armen Bastarden nochwas extra ab!«
Travis wollte zwar einwenden, dass es nicht seine Schuld war, wenn er ohne eszu wissen in einen Familienstreit hineingeriet, sah aber sogleich ein, dass eskaum Zweck haben würde, und schwieg. Jack lachte höhnisch und raschelte mitseinen Flügeln.
»Wenn Ihr Euer Pferd und Eure fliegende Hausratte versorgt habt, könnt Ihr indie Küche gehen «, Bulric wies auf eine Seitentür, » und Euch mit dem Mädchenbekannt machen, Helen. Sie wird sich um alles kümmern.« Er grinste viel sagend.
»Danke.« Travis fragte sich, was dieses alles wohl beinhalten mochte. Er führteWhiplash in einen Stall, und während das Pferd sein Maul in einen rohgezimmerten Futtertrog steckte, nahm er ihm Sattel, Satteldecke und Zaumzeug abund bürstete das Tier kurz. Jack hüpfte vom Hals des Pferdes herunter undhockte sich auf seine Schulter. »Verdammt, ich hab Hunger«, sagte er.
»Ich bring dir ein paar Reste, wenn ich fertig bin. Mann, Steak undKartoffeln! Ich kann es kaum erwarten.«
»Ich hätte die Ziegenhoden vorgezogen.«
»Weil du einen perversen Geschmack hast. Du bleibst jetzt hier. Und mach jakeinen Unsinn.«
Der Dämon verbeugte sich spöttisch. »Aber ja doch, großer Travis. Euer Wunschist mir Befehl.«
»Übertreib s nicht mit dem Sarkasmus, Kurzer. Du könntest drin ersaufen«, wiesihn Travis zurecht.
Während Travis auf die Küchentür zuging, dachte er mal wieder daran, wie schönes wäre, den übel riechenden Jack loszusein. Er wusste jedoch, dass ihm der Dämonin dieser Welt als Berater und Helfer zugeteilt war. Die Welt hieß übrigensSamella, und obwohl er sich nun schon einige Monate hier aufhielt, mussteTravis noch häufig den Rat und die Hilfe Jacks in Anspruch nehmen. Ohne ihnwürde er vielleicht nicht überleben, also musste er auch weiterhin dieGesellschaft des kleinen Monsters ertragen Pech.
Er betrat die Küche und wurde sofort von überwältigenden Dämpfen und Gerücheneingehüllt, die entweder von einem Kochtopf oder aber einem Kessel mitkochender Wäsche stammten. Genau konnte man das nicht sagen. Eine junge Fraumit roten Haaren saß auf einem Stuhl neben einem großen Eisenkessel, der aufeinem glühenden Rost thronte, und rührte dessen Inhalt dann und wann mit einemHolzlöffel um. Sie war recht hübsch, und Travis konnte seinen Blick kaum vondem tiefen Ausschnitt ihres Kleides abwenden, der einiges von ihrer üppigenTheke enthüllte.
»Bist du Helen?«, fragte er.
Sie stand auf und lächelte ihn an. »Ja, Sir, das bin ich.«
Schade um die Zähne, dachte er. »Dein Vater hat gesagt, du würdest mir meinZimmer zeigen und dich, äh, um alles kümmern «
Sie kicherte. »Bulric, mein Vater? Was für ein schauderhafter Gedanke.«
»Oh, tut mir Leid, ich dachte nur «
»Bulric ist nicht einmal verheiratet. Wieso auch, wo er doch Jungen im Bettbevorzugt, der gute Bulric.« Sie lachte noch lauter.
Er wartete geduldig, bis sie sich beruhigt hatte, und fuhr dann fort: »Bulricsagte etwas von einer warmen Mahlzeit - ein Steak, um genau zu sein - und Ale.«
Sie wischte sich über die Augen. »Ja, Sir. Ich zeige Euch erst Euer Zimmer, unddann bringe ich Euch Eure Mahlzeit.«
Sie führte ihn eine ächzende, strohbedeckte Holztreppe hinauf und einen Flurentlang in ein großes Zimmer mit einem Fenster nach vorne hinaus zumMarktplatz. Das Zimmer war bestückt mit einem großen Bett, einem Tisch, zweiStühlen und einem grob zusammengezimmerten Etwas, das wahrscheinlich einenKleiderschrank darstellen sollte. Das Bett bestand aus einem flachen Kasten, indem eine raue Jutematratze lag, aus der an mehreren Stellen das Stroh quoll. AmFußende lag eine Art primitives Federbett aus grobem Leinen, ebenfalls mitStroh gefüllt. Travis gewann nicht zum ersten Mal den Eindruck, dass Stroh indieser Welt das absolute Top-Produkt war.
»Ich lege nur schnell Euer Steak auf den Rost, Sir. Es dauert nicht lange.« Sieeilte aus dem Zimmer. Travis hätte jetzt am liebsten ein hohles Lachenangestimmt, wusste aber leider nicht genau, wie so was überhaupt klingt!
Er setzte sich auf das Bett, zog die Stiefel aus und massierte seine Füße. Dannging er zum Fenster, öffnete die beiden schweren Läden und sah auf den Platzhinaus. Am anderen Ende des Vierecks schien sich eine Menschenmenge zu bilden.Dann klopfte es an der Tür. Das Mädchen kam zurück. Sie lächelte ihm zu undließ sich zu seiner Überraschung in einer routiniert aufreizenden Pose auf dieMatratze fallen. »Und wie steht es mit Euch, Sir? Ihr seid doch bestimmt nichtwie Bulric, nicht wahr?«
»Wie bitte?«
»Ihr bevorzugt doch nicht etwa auch Jungen im Bett, oder?«, fragte sie kokettund lächelte ihn wollüstig an. Die Zähne schadeten dem Gesamteindruckerheblich, aber nun wusste Travis, was Bulric gemeint hatte, als er sagte,Helen würde sich um alles kümmern. Aber waren ihre Dienste schon mit demÜbernachtungspreis abgegolten oder kosteten sie extra? Travis konnte es sichnicht leisten, die Frage nicht zu stellen.
»Ihr seht gut aus, Herr, nur zu gerne würde ich Euch kostenlos erfreuen, aberBulric besteht darauf, dass ich alles fiftyfifty mit ihm teile, also «
Er seufzte. »Wie viel?«
»Zehn Schilling.«
»Oh.«
Offensichtlich schätzte sie die Gründe für sein Zögern falsch ein, denn sie zogihr Kleid langsam bis zur Hüfte hoch.
Darunter trug sie keinerlei Unterwäsche, was Travis nicht einmal überraschte.Für Unterwäsche musste man in Samella wohl erst noch Reklame machen, und wennman daran dachte, wie unbequem die erhältlichen Produkte waren, konnte manvöllig verstehen, wenn jemand darauf verzichtete. Während er das üppigeBüschel des zu dem oberen passenden roten Haares betrachtete, gestand er ihretwas verschämt, dass er nur noch fünf Schilling besäße.
Sie sah ihn einen Augenblick lang nachdenklich an. Dann lächelte sie und sagte:»Na schön, fünf reichen auch. Dann kann sich Bulric nicht beklagen. Jetzt sehtnur zu, dass hinterher nicht ich mich beklagen muss. Und beeilt Euch, sonstverbrennt das Steak.«
Er schlüpfte aus seinen Kleidern, was sich als nicht ganz einfach erwies, weildie landesübliche Kleidung einfach nicht zum schnellen Hinaus- oderHineinschlüpfen geeignet war. Dann legte er sich zu Helen aufs Bett und halfihr, das Kleid über den Kopf zu ziehen. Sie roch etwas streng, aber er hattenichts anderes erwartet; wahrscheinlich roch er selbst so ähnlich.
Es dauerte nicht lange, und sie hatte das Steak auf dem Rost völlig vergessen.
Schon bald nach seiner Ankunft in Samella hatte Travis entdeckt, dass er denMännern hier in einem um Lichtjahre voraus war. Es handelte sich um seineKenntnisse raffinierter Sexualtechniken - worunter auch schon das Vorspielfiel. Es ging ihm wie einem Franzosen, der in den fünfziger Jahren - des 20.Jahrhunderts - Australien besucht hätte.
Als schließlich alles vorbei war, lag sie nach Atem ringend neben ihm undkeuchte: »Bei den gehörnten Göttern von Zelpit, das hat noch kein Mann mit mirgemacht!«
»Wirklich?«, fragte er mit gespielter Naivität.
»Noch nie! Und ich hatte mehr Männer, als ich zählen kann.«
Travis hielt das für eine deutliche Untertreibung. Er hätte sich sehrgewundert, wenn sie weiter als bis zehn zählen konnte.
»Du bist nicht von hier, was?«, fragte sie, immer noch nach Luft schnappend.
»Nein, bin ich nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß.
»Erfreuen alle Männer in deinem Land die Frauen so, wie du es getan hast?«
»Mhm, ich glaube schon, aber es kommt darauf an, in welchem Landesteil man sichbefindet und wie viel sie getrunken haben.«
Sie kreischte auf und zwickte ihn schmerzhaft in seinen erschlafften Pimmel.»Du alberner Narr!«
© Verlagsgruppe Random House
Übersetzung: Thomas Hag
- Autor: John Brosnan
- 2005, 446 Seiten, Maße: 12 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Dtsch. v. Thomas Hag
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453530292
- ISBN-13: 9783453530294
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