Bei aller Freundschaft
Anna Lena hat es geschafft: Sie wird Darstellerin in einer beliebten Vorabend-Soap. Aus lauter Lampenfieber futtert sie kiloweise Schokolade bis ihre Rolle gefährdet ist. Prompt beschließt sie, ab sofort nichts mehr zu essen Beinahe gäbe es kein Happy End...
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Produktinformationen zu „Bei aller Freundschaft “
Klappentext zu „Bei aller Freundschaft “
Anna Lena hat es geschafft: Sie wird Darstellerin in einer beliebten Vorabend-Soap. Aus lauter Lampenfieber futtert sie kiloweise Schokolade bis ihre Rolle gefährdet ist. Prompt beschließt sie, ab sofort nichts mehr zu essen Beinahe gäbe es kein Happy End wären da nicht Tipi, Tobias und Mags.Flotte Sprüche und spritzige Dialoge ...
Erfrischend leichte Teenie-Unterhaltung
Anna Lena hat es geschafft: Sie wird Darstellerin in einer beliebten Vorabend-Soap. Aus lauter Lampenfieber futtert sie kiloweise Schokolade - bis ihre Rolle gefährdet ist. Prompt beschließt sie, ab sofort nichts mehr zu essen ... Beinahe gäbe es kein Happy End - wären da nicht Tipi, Tobias und Mags. Flotte Sprüche und spritzige Dialoge
Anna Lena hat es geschafft: Sie wird Darstellerin in einer beliebten Vorabend-Soap. Aus lauter Lampenfieber futtert sie kiloweise Schokolade - bis ihre Rolle gefährdet ist. Prompt beschließt sie, ab sofort nichts mehr zu essen ... Beinahe gäbe es kein Happy End - wären da nicht Tipi, Tobias und Mags. Flotte Sprüche und spritzige Dialoge
Lese-Probe zu „Bei aller Freundschaft “
Ruhm und Geld?Warum casten die denn ausgerechnet hier in Burgdorf?", fragte Nele aufgeregt. "Ich meine ... hier sagen sich doch Fuchs und Hase Gutenacht!"
Eigentlich hatte die Theater-AG der Schule heute ber Vorschl ge zu einem neuen B hnenst ck diskutieren wollen, aber dann hatte Lisa die Zeitung mit der Einladung zum Casting herumgereicht. Die Produktionsgesellschaft "Goldstar" suchte einen Jungen und ein M dchen f r Gastrollen in einer Staffel von "Freundschaft - Feindschaft", einer besonders bei Jugendlichen beliebten Vorabendserie. Die Auswahl sollte in der n chsten Woche in einer rtlichen Ballettschule stattfinden.
Tobias hatte die Zeitung etwas ausf hrlicher studiert. "Hier, beziehungsweise in Wei enbach, sagen sich nicht Fuchs und Hase Gutenacht, sondern eine ganze Herde Dinosaurier", bemerkte er.
Berichte ber die arch ologischen Funde im Steinbruch des winzigen Nachbarortes gingen seit Monaten durch die Presse und galten als Weltsensation.
"Und darum dreht sich die n chste Staffel von 'Freundschaft - Feindschaft' ..."
"Um Dinos?", erkundigte sich Lisa. Nicht dass sie das wirklich interessiert h tte. Um irgendwie ins Fernsehen zu kommen, h tte sie die Knochen der Vorzeittiere wahrscheinlich auch abgenagt.
"Nein, um die Ausgrabungsarbeiten", lie sich Tipi vernehmen. Sie hatte die Zeitung schon heute Morgen gelesen. Ihr Vater, Mathelehrer an ihrer Schule, hatte sie ihr neben die M slisch ssel gelegt. "Da kommt ja wieder was auf uns zu! Die halbe Schule wird hinrennen. Ich hoffe, du kommst nicht auch auf die Idee!"
Die Botschaft war deutlich, aber Tipi hatte sowieso keine besondere Lust, ein Star zu werden. Sie dachte da eher an ihren deutlich talentierteren Freund Tobias - und las entsprechend aufmerksam, was der Zeitungstext ber die Anforderungen an die Bewerber verriet. Insofern konnte sie jetzt genauer Auskunft geben. "Einer von den Charakteren in der Serie, Julian oder wie er hei t ...", wollte sie erkl ren, aber Nele fiel ihr
... mehr
gleich ins Wort.
"Bob Ahlers! Oh Mann, mit dem zusammen spielen zu d rfen!", seufzte das M dchen und knetete ihr lockiges hellblondes Haar in Form, als m sste sie gleich auf die B hne.
"Ja, genau", meinte Tipi gelassen. "Aber in der Serie hei t er Julian. Und dieser Julian studiert Arch ologie und erh lt einen Praktikumsplatz im Steinbruch von Wei enbach. Er kommt also ein paar Wochen hierher und verliebt sich in ein M dchen. Ein ganz junges, sie wollen das j ngere Publikum in Zukunft gezielter ansprechen. Das M dchen singt in einer Sch lerband, sie suchen also eins mit besonders guter Stimme ..."
"Und die gibt's nicht in Berlin oder K ln oder wo diese Produktionsgesellschaft sonst castet?", fragte Nele noch einmal. "Wieso denn in Burgdorf?"
"Aus Kostengr nden, nehme ich mal an", mischte sich Herr K ster ein, der Leiter der AG. Der junge Lehrer hatte sich bisher nicht an der Diskussion beteiligt, sondern aufmerksam die Zeitung studiert. Jetzt schien er mit dem Artikel fertig zu sein. Lisa riss ihm das Blatt buchst blich aus der Hand und vertiefte sich nun ihrerseits in die Lekt re.
"Sie suchen ein M dchen von etwa 13 Jahren und einen Jungen von 14 bis 16", erl uterte Herr K ster. "Wenn sie die aus K ln mitbringen, wird das teuer. So junge Schauspieler brauchen Betreuer, eventuell f llt die Schule aus und sie m ssen Privatlehrer zahlen und, und, und. Wenn sie die Gastrollen aber mit Leuten von hier besetzen, schlagen sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Erst mal kriegen sie Publicity von der Ortspresse ..."
"So was wie 'Lisa Kahlbrunner - der neue Star aus der Provinz!'", stichelte Marco, einer der Klassenclowns. Lisa warf ihm einen Blick zwischen "geschmeichelt" und "beleidigt" zu.
Herr K ster lachte. "Genau", stimmte er zu. "Und zweitens sparen sie Geld. Die jungen Darsteller k nnen zu Hause wohnen, drehen kann man in den Ferien oder einfach nach der Schule - und wenn sie anschlie end wieder in der Versenkung verschwinden, weil es zum Star eben doch nicht reicht, hat man ihnen vielleicht die Tr ume zerst rt, aber nicht gleich die Schulkarriere. Genial, wenn ihr mich fragt. Und? Wer geht nun hin?"
Praktisch alle M dchen und drei der Jungen wollten es versuchen. Tobias z gerte, was alle verwunderte.
"Du nicht, Tobias?", fragte Lisa. "Ich dachte, du wolltest Schauspieler werden."
Tobias schien sich ein bisschen zu winden. "Sicher ...",
gab er zur ck. "Aber ich f rchte ... ich f rchte, ich entspreche u erlich nicht ganz den Erwartungen ..."
Der Junge, den "Goldstar" suchte, sollte den Freund des M dchens und damit den Rivalen von Julian spielen. Und Tobias h tte man kaum abgenommen, dass irgendein M dchen zwischen ihm und einem Sch nling wie Bob Ahlers schwanken k nnte. Er war zweifellos schauspielerisch begabt, aber etwas klein geraten und ziemlich rundlich. Wenn Tipi ihn trotzdem allen attraktiveren Jungs vorzog, so lag das daran, dass er klug und witzig, r cksichtsvoll und hilfsbereit war - und bis ber beide Ohren in sie verliebt!
"K nnen wir dann vielleicht mal zur Sache kommen?", bemerkte sie jetzt und unterbrach das wiehernde Gel chter, das Tobias' Gest ndnis bei den Jungs der Gruppe ausgel st hatte. Tipi hasste es, wenn die anderen Tobias neckten, aber manchmal dachte sie auch, dass er ein bisschen selbst daran schuld war. Eigentlich h tte er mit seinem wirren rotbraunen Haar und seinen sanften nussbraunen Augen sehr gut aussehen k nnen, wenn er den Kochk nsten seiner Mutter nur etwas fter widerstehen w rde!
"Wir wollten doch eigentlich ber das neue St ck sprechen. Hat jemand Vorschl ge?"
Nele meldete sich - und Tobias warf Tipi einen verzweifelten Blick zu. Hoffentlich kam sie jetzt nicht wieder mit "Romeo und Julia". Davon redete sie seit Wochen, und nat rlich tr umte sie davon, die Julia zu spielen. Ihr tats chlicher Vorschlag war dann aber doch etwas durchdachter.
"Also ich hab berlegt: Weil wir mit 'Cats' doch so einen tollen Erfolg hatten - sollten wir es nicht noch mal mit einem Musical versuchen? Ich dachte an 'The Phantom of the Opera'." Seit Nele Austauschsch lerin in Amerika gewesen war, neigte sie dazu, englische Sprachfetzen in ihre Reden einzubauen.
"Gar keine so schlechte Idee", meinte Tipi. "Tobias k nnte das Phantom spielen." Sie war immer auf der Suche nach St cken, deren Held nicht zwangsl ufig gro und schlank sein musste. Au erdem brauchten sie St cke mit m glichst vielen Frauenrollen, weil in der Theater-AG deutlich mehr M dchen mitmachten als Jungen. Tipi meinte sich zu erinnern, dass es im "Phantom" etliche weibliche Rollen gab.
Tobias sch ttelte den Kopf. "Das ist hoffnungslos. Niemand von uns kann gut genug singen."
"Aber wir k nnten es wieder zu einem einfachen B hnenst ck umschreiben!", wandte Lisa ein. "Wie bei 'Cats'. Da musste ich auch nicht singen." Sie klang etwas bedauernd. Lisa hatte in "Katzenjammer" die Hauptrolle gespielt und h tte zu gern einen Song beigesteuert. Der Rest der Welt fand ihre Darbietungen allerdings auch ohne Gesangseinlagen gew hnungsbed rftig.
Tobias schlug die Augen gen Himmel.
"Lisa, das St ck hei t 'Phantom der Oper'. Es spielt also in einem Musiktheater und da wird zwangsl ufig gesungen. Die weibliche Hauptperson ist S ngerin - eine so gute, dass der Geist v llig hin und weg von ihr ist. Das k nnte in dieser Schule allenfalls Anna Lena halbwegs glaubw rdig r berbringen. Und die ist viel zu sch chtern."
Anna Lena, ein stilles M dchen mit Pferdefimmel, fiel bei Karaokeeinlagen auf Partys immer wieder auf. Nach ein paar Alko-Pops traute sie sich an das Mikro und verbl ffte alle Zuh rer durch ihre wundersch ne Stimme. Fr her hatte sie haupts chlich Britney Spears imitiert, aber neuerdings litt sie an permanentem Liebeskummer und sang traurige, kurze Popballaden. Oder sogar Musicals - wenn Anna Lena "Memories" vortrug, kamen sogar Lisa Zweifel an ihrer eigenen Begabung.
Herr K ster sch ttelte ebenfalls den Kopf. "Vergesst es! Aber wenn schon Musical - kennt einer von euch 'My Fair Lady'?"
"Klar! 'Es gr nt so gr n, wenn Spaniens Bl ten bl hen!'" Lisa legte gleich los und alle hielten sich entsetzt die Ohren zu. Als sich die Buhrufe gelegt hatten, sprach Herr K ster weiter.
"Die Vorlage dazu ist ein echtes B hnenst ck von George Bernard Shaw. 'Pygmalion'.Wie w r's, wenn wir uns das mal besorgen?"
Tobias grinste."Also richtig Theater spielen?",fragte er den Lehrer.
Herr K ster lachte. "Warum nicht? Das Kindertheater Weihnachten war ja ganz nett, aber ich finde, wir k nnen auch mal h here Ziele in Angriff nehmen."
Tobias nickte. "Also ich bin dabei! Und es macht garantiert mehr Spa als die Gastrolle in 'Freundschaft - Feindschaft'!"
"Die Eliza Doolittle k nnen wir aber unm glich wieder Lisa spielen lassen!", berlegte Tobias aufgeregt, als er nach der AG mit Tipi die Eisdiele ansteuerte. Wie immer am Nachmittag war es dort brechend voll, die Eisdiele "Monti" war neben dem Hamburgerrestaurant der beliebteste Treffpunkt der Kids in Burgdorf. Selbst im Winter war sie gut besucht und jetzt, im Fr hjahr, wuchs der Appetit auf Eis praktisch t glich. Davon abgesehen bot ein Besuch der Eisdiele Einblicke ins allgemeine Liebesleben: Wenn zwei sich entschlossen, miteinander zu gehen, wurde bei "Monti" ein "Partnereisbecher" bestellt. Auch heute sa Clarissa - absolute Stammkundin des Ladens - mit einem neuen Freund in einer Nische und tauschte ber das Eis hinweg verliebte Blicke.
Das war allerdings keine Sensation, Clarissa wechselte die Freunde wie andere ihre Jeans. Stattdessen war heute das Casting in aller Munde. Fast an jedem Tisch hantierte jemand mit der Zeitung und diskutierte seine Chancen mit Freund oder Freundin.
Nur Anna Lena und ihr Freund Ralf schienen sich ber etwas anderes zu streiten. Jedenfalls r hrte das zierliche dunkelhaarige M dchen nur nerv s in seinem Eisbecher herum und gab kurze, bockige Antworten auf irgendwelche Vorw rfe von Ralf. Tipi betrachtete sie voller Mitgef hl. Sie war vor Anna Lena mit Ralf gegangen und kannte seine Probleme. Anna Lena schlug sich zweifellos damit herum, dass er sie nur als "Vorzeigefreundin" brauchte, aber nicht wirklich etwas f r sie empfand. Gl cklich h ngte sich Tipi bei Tobias ein. Damit hatte sie keine Sorgen mehr. Tobias hatte ihr sogar einen Freundschaftsring zu Weihnachten geschenkt!
"Diesmal bestehe ich darauf, dass wir eine Art Casting machen - und dann spielst du die Eliza!", f hrte Tobias seinen Gedanken weiter aus und sah Tipi dabei verliebt an.
"Ach komm, Nele ist viel h bscher als ich!", zierte sich Tipi. Sie selbst fand sich ziemlich nichtssagend mit ihrem kurzen braunen Haar, das sich keinem Frisurendiktat beugen wollte, sondern immer wirr zu allen Seiten vom Kopf abstand, ihrem schmalen Gesicht und ihren blassgr nen Augen. Busen hatte sie auch noch keinen - und f rchtete in ihren dunkelsten Momenten, dass da wohl auch nicht mehr viel kommen w rde.
"Erstens stimmt das gar nicht, und zweitens ist Eliza auch keine Barbiepuppe, sondern eher eine Stra eng re ...", setzte Tobias an.
"Du findest, ich sehe aus wie eine Stra eng re?", fragte Tipi.
Tobias verdrehte die Augen.
"Tiffany Pirogge, du nervst!", bemerkte auch Mags, Tipis beste Freundin. Sie hatte in einer der Nischen gesessen und wartete offensichtlich auf ihren neuen Freund Tom. Jetzt war sie aufgestanden und winkte Tipi und Tobias an ihren Tisch.
Tipi wunderte sich ein bisschen dar ber, dass sie allein war. Tom versetzte Mags selten, die beiden schwebten noch im Zustand allererster, gr ter Verliebtheit. Tom jedenfalls. Mags wollte es diesmal etwas langsamer angehen lassen. Ihr letzter Freund hatte sie zutiefst entt uscht. Immerhin schien sie ber ihn hinweggekommen zu sein, sonst h tte sie sich nicht in die Eisdiele gewagt. Mags' letzter Freund Tonio war der Sohn des Inhabers.
"Ich hatte gehofft, dass ihr kommt!", erkl rte Mags jetzt fr hlich. Sie war ein lebhaftes M dchen mit streichholzkurzem blonden Haar und strahlend blauen Augen. "Erst mal wegen der Matheaufgabe ... ich krieg sie nicht raus, Tobias, hast du da eine Idee? Und zweitens deshalb ..." Mags wedelte mit der Zeitung. "Das Casting. Meint ihr, ich h tte Chancen?"
Tipi schlug die Augen zur Decke. "Wie kommst du denn da drauf? Bis jetzt wolltest du doch nie ins Fernsehen. Komm, du hasst selbst Karaoke!"
Mags zuckte die Achseln. "Besondere Bedingungen erfordern besondere Anstrengungen. Mein Computer hat gerade den Geist aufgegeben. Und meine Mutter will einen gebraucht kaufen! Stellt euch das vor! Es wird eine hoffnungslos veraltete Kiste! Aber f r einen ordentlichen haben wir kein Geld im Moment. Deshalb dachte ich an die Fernsehrolle. 'Goldstar' zahlt sicher nicht schlecht. Und ich kann ein bisschen singen. Und Rad schlagen!" Mags war neuerdings Cheerleaderin beim rtlichen American-Football-Team. Dort hatte sie auch ihren Freund Tom kennen gelernt. Der gro e rotblonde Junge betrat eben das Lokal und winkte den dreien fr hlich zu.
"Haben wir noch Zeit f r einen Milchshake vor dem Training?", fragte er, nachdem er Mags mit einem kleinen K sschen und die anderen mit einem ungezwungenen "Hi!" begr t hatte. Auch Tom hatte Amerika-Erfahrung.
"Wir sind total fr h dran!", meinte Mags nach einem Blick auf die Uhr. Tom w rde sie gleich mit zum Footballtraining nehmen. "Aber jetzt sagt mal: Hab ich Chancen?"
Sie hielt auch Tom die Zeitung unter die Nase, der sich gleich darin vertiefte. Anscheinend hatte er die Casting-Einladung noch nicht gelesen.
Tobias sah Mags pr fend an. "Warum nicht? Versuch es einfach. Jedenfalls nehmen sie dich garantiert eher als Lisa und Nele."
"Na, so viel besser singt sie nun auch nicht", bemerkte Tipi boshaft. "Sorry, Mags, aber du und die Oper ..."
"Aber sie ist eher der Typ, den sie suchen", meinte Tobias. " berleg mal: Sie wollen ein dreizehnj hriges M dchen. Also soll es auch aussehen wie dreizehn. Lisa und Nele sehen beide lter aus. Und wenn sie eine F nfzehnj hrige suchten, w rden sie eine nehmen - das machte doch alles viel einfacher! Da k nnten sie sogar eine Vollj hrige nehmen, die ein bisschen j nger ausschaut. N , Lisa und Nele haben keine Chance. Aber ob Mags eine hat ... das h ngt wohl vor allem von der Konkurrenz ab. Fast alle Dreizehnj hrigen sehen wie dreizehn aus und sind ... na ja, sagen wir mal fast so s wie Mags und Tipi..." Tobias l chelte seine Freundin an. "Letzten Endes wird die Stimme entscheiden. Sie werden das M dchen nehmen, das am besten singt."
"Mir reicht es jetzt jedenfalls!" Anna Lenas volle, klare Stimme bert nte m helos das sonstige Gemurmel im Raum. Allerdings wurde das M dchen selten so laut. Diesmal schien Ralf den Bogen jedoch berspannt zu haben. Anna Lena sprang so pl tzlich auf, dass ihr Stuhl umfiel, und den Eisbecher fegte sie auch versehentlich vom Tisch. Ralf schaute ihr betreten nach, als sie rausrannte. Gef hlsausbr che waren ihm v llig fremd. Er blieb eigentlich immer gelassen und fast etwas unbeteiligt. Lediglich wenn er sich und seine Pl ne ernstlich bedroht sah, kam Leben in ihn. Aber auch dann schrie er nicht, sondern argumentierte ruhig, aber konsequent. Tipi hatte das damals zum Wahnsinn getrieben. Sie konnte sehr gut verstehen, dass Anna Lena heute auch endlich genug hatte.
"Na, das war es dann wohl mit Ralfs zweiter gro er Liebe", meinte Tobias mit Gem tsruhe. "Aber wenigstens kommt sie von hier aus zu Fu nach Hause und ich muss nicht den Kummerkasten spielen ..."
Anna Lena und Tobias wohnten im gleichen Stadtviertel und nahmen im Anschluss an Partys oft gemeinsam den Bus nach Hause. Dann klagte sie Tobias schon mal ihr Leid ber Ralf. "Hoffentlich macht sie jetzt auch wirklich Ernst und steigert sich nicht wieder in irgendwas mit diesem Pferd hinein ..."
Seit Anna Lena mit Ralf zusammen war, durfte sie das Pferd seiner Schwester Juliane reiten. Ihre bergro e Liebe zu dem Vierbeiner hatte sie bisher davon abgehalten, sich endlich von Ralf zu trennen.
"Aber kommen wir zum Wesentlichen: Erdbeer- oder Nougatbecher, Tipi? Die Matheaufgabe hab ich auch noch nicht, Mags, aber ich maile sie dir nachher."
Mags verdrehte die Augen. "Mailen? Machst du Witze? Ich hab dir doch gerade gesagt, mein Putie ist tot. Ich bin abgeschnitten vom einundzwanzigsten Jahrhundert! Ich bin eine Zeitreisende, gestrandet im Mittelalter! Was mach ich blo , wenn ich diese bl de Rolle nicht kriege?"
Tom lachte. "Du benutzt so lange einfach meinen Laptop!", erkl rte er dann. "Wir holen ihn auf dem R ckweg vom Training, keine Panik. Und sonst: Nat rlich nehmen sie dich! Ich w rde mir blo vorher ein paar Mal diese bl de Sendung angucken. Nur falls sie dich fragen, wie du Bob Ahlers findest ..."
Tipi und Mags kamen am n chsten Morgen ein bisschen eher zur Schule als sonst. Ihre Klasse hatte die Ergebnisse eines Sozialwissenschaftsprojektes in der Pausenhalle ausgestellt, aber jetzt mussten die Plakatw nde wieder abgebaut werden. Tobias und Adelheid, die als vierte in ihrer Arbeitsgruppe mitgemacht hatte, waren schon dabei, die Protokolle und Bilder von den W nden zu nehmen.
"Ich geh mal gerade meine Pickel wegschminken", entschuldigte sich Tipi, nachdem sie die beiden begr t hatte. "Bin gleich wieder da."
Da Tipi sich zu Hause nicht schminken durfte, f hrte sie der erste Weg an jedem Morgen zur M dchentoilette. Rasch fuhr sie mit dem Abdeckstift ber zwei Pickel und suchte anschlie end nach etwas hellgr nem Lidschatten. Aber dann horchte sie auf. Aus einer der Toiletten klang leises Schluchzen. Irgendjemand musste sich hier ausheulen. Das war auch nichts ganz Ungew hnliches auf den M dchenklos der Gesamtschule Burgdorf. Bevor Tipi sich entscheiden konnte, ob sie anklopfte oder nicht, ffnete Anna Lena die T r. Sie sah verquollen und verheult aus, eigentlich so, als h tte sie schon die ganze Nacht geweint und nicht erst jetzt damit angefangen.
"Wasch dich mit m glichst kaltem Wasser und dann helf ich dir mit Puder aus", bot Tipi an.
Anna Lena nickte und unterdr ckte ein weiteres Schluchzen. Dabei spritzte sie sich eiskaltes Wasser ins Gesicht.
"Wegen Ralf?", fragte Tipi. "Hast du Schluss gemacht?"
"Ach, noch nicht so ganz ...", murmelte Anna Lena mit erstickter Stimme. "Aber es wird drauf hinauslaufen. Ich halte das nicht mehr aus. Und mit Juliane streite ich mich auch nur noch. Aber ich liebe ihn doch so sehr!"Tipi runzelte die Stirn. "Wen? Ralf? Also soo verliebt hast du gar nicht ausgesehen."
"Bob Ahlers! Oh Mann, mit dem zusammen spielen zu d rfen!", seufzte das M dchen und knetete ihr lockiges hellblondes Haar in Form, als m sste sie gleich auf die B hne.
"Ja, genau", meinte Tipi gelassen. "Aber in der Serie hei t er Julian. Und dieser Julian studiert Arch ologie und erh lt einen Praktikumsplatz im Steinbruch von Wei enbach. Er kommt also ein paar Wochen hierher und verliebt sich in ein M dchen. Ein ganz junges, sie wollen das j ngere Publikum in Zukunft gezielter ansprechen. Das M dchen singt in einer Sch lerband, sie suchen also eins mit besonders guter Stimme ..."
"Und die gibt's nicht in Berlin oder K ln oder wo diese Produktionsgesellschaft sonst castet?", fragte Nele noch einmal. "Wieso denn in Burgdorf?"
"Aus Kostengr nden, nehme ich mal an", mischte sich Herr K ster ein, der Leiter der AG. Der junge Lehrer hatte sich bisher nicht an der Diskussion beteiligt, sondern aufmerksam die Zeitung studiert. Jetzt schien er mit dem Artikel fertig zu sein. Lisa riss ihm das Blatt buchst blich aus der Hand und vertiefte sich nun ihrerseits in die Lekt re.
"Sie suchen ein M dchen von etwa 13 Jahren und einen Jungen von 14 bis 16", erl uterte Herr K ster. "Wenn sie die aus K ln mitbringen, wird das teuer. So junge Schauspieler brauchen Betreuer, eventuell f llt die Schule aus und sie m ssen Privatlehrer zahlen und, und, und. Wenn sie die Gastrollen aber mit Leuten von hier besetzen, schlagen sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Erst mal kriegen sie Publicity von der Ortspresse ..."
"So was wie 'Lisa Kahlbrunner - der neue Star aus der Provinz!'", stichelte Marco, einer der Klassenclowns. Lisa warf ihm einen Blick zwischen "geschmeichelt" und "beleidigt" zu.
Herr K ster lachte. "Genau", stimmte er zu. "Und zweitens sparen sie Geld. Die jungen Darsteller k nnen zu Hause wohnen, drehen kann man in den Ferien oder einfach nach der Schule - und wenn sie anschlie end wieder in der Versenkung verschwinden, weil es zum Star eben doch nicht reicht, hat man ihnen vielleicht die Tr ume zerst rt, aber nicht gleich die Schulkarriere. Genial, wenn ihr mich fragt. Und? Wer geht nun hin?"
Praktisch alle M dchen und drei der Jungen wollten es versuchen. Tobias z gerte, was alle verwunderte.
"Du nicht, Tobias?", fragte Lisa. "Ich dachte, du wolltest Schauspieler werden."
Tobias schien sich ein bisschen zu winden. "Sicher ...",
gab er zur ck. "Aber ich f rchte ... ich f rchte, ich entspreche u erlich nicht ganz den Erwartungen ..."
Der Junge, den "Goldstar" suchte, sollte den Freund des M dchens und damit den Rivalen von Julian spielen. Und Tobias h tte man kaum abgenommen, dass irgendein M dchen zwischen ihm und einem Sch nling wie Bob Ahlers schwanken k nnte. Er war zweifellos schauspielerisch begabt, aber etwas klein geraten und ziemlich rundlich. Wenn Tipi ihn trotzdem allen attraktiveren Jungs vorzog, so lag das daran, dass er klug und witzig, r cksichtsvoll und hilfsbereit war - und bis ber beide Ohren in sie verliebt!
"K nnen wir dann vielleicht mal zur Sache kommen?", bemerkte sie jetzt und unterbrach das wiehernde Gel chter, das Tobias' Gest ndnis bei den Jungs der Gruppe ausgel st hatte. Tipi hasste es, wenn die anderen Tobias neckten, aber manchmal dachte sie auch, dass er ein bisschen selbst daran schuld war. Eigentlich h tte er mit seinem wirren rotbraunen Haar und seinen sanften nussbraunen Augen sehr gut aussehen k nnen, wenn er den Kochk nsten seiner Mutter nur etwas fter widerstehen w rde!
"Wir wollten doch eigentlich ber das neue St ck sprechen. Hat jemand Vorschl ge?"
Nele meldete sich - und Tobias warf Tipi einen verzweifelten Blick zu. Hoffentlich kam sie jetzt nicht wieder mit "Romeo und Julia". Davon redete sie seit Wochen, und nat rlich tr umte sie davon, die Julia zu spielen. Ihr tats chlicher Vorschlag war dann aber doch etwas durchdachter.
"Also ich hab berlegt: Weil wir mit 'Cats' doch so einen tollen Erfolg hatten - sollten wir es nicht noch mal mit einem Musical versuchen? Ich dachte an 'The Phantom of the Opera'." Seit Nele Austauschsch lerin in Amerika gewesen war, neigte sie dazu, englische Sprachfetzen in ihre Reden einzubauen.
"Gar keine so schlechte Idee", meinte Tipi. "Tobias k nnte das Phantom spielen." Sie war immer auf der Suche nach St cken, deren Held nicht zwangsl ufig gro und schlank sein musste. Au erdem brauchten sie St cke mit m glichst vielen Frauenrollen, weil in der Theater-AG deutlich mehr M dchen mitmachten als Jungen. Tipi meinte sich zu erinnern, dass es im "Phantom" etliche weibliche Rollen gab.
Tobias sch ttelte den Kopf. "Das ist hoffnungslos. Niemand von uns kann gut genug singen."
"Aber wir k nnten es wieder zu einem einfachen B hnenst ck umschreiben!", wandte Lisa ein. "Wie bei 'Cats'. Da musste ich auch nicht singen." Sie klang etwas bedauernd. Lisa hatte in "Katzenjammer" die Hauptrolle gespielt und h tte zu gern einen Song beigesteuert. Der Rest der Welt fand ihre Darbietungen allerdings auch ohne Gesangseinlagen gew hnungsbed rftig.
Tobias schlug die Augen gen Himmel.
"Lisa, das St ck hei t 'Phantom der Oper'. Es spielt also in einem Musiktheater und da wird zwangsl ufig gesungen. Die weibliche Hauptperson ist S ngerin - eine so gute, dass der Geist v llig hin und weg von ihr ist. Das k nnte in dieser Schule allenfalls Anna Lena halbwegs glaubw rdig r berbringen. Und die ist viel zu sch chtern."
Anna Lena, ein stilles M dchen mit Pferdefimmel, fiel bei Karaokeeinlagen auf Partys immer wieder auf. Nach ein paar Alko-Pops traute sie sich an das Mikro und verbl ffte alle Zuh rer durch ihre wundersch ne Stimme. Fr her hatte sie haupts chlich Britney Spears imitiert, aber neuerdings litt sie an permanentem Liebeskummer und sang traurige, kurze Popballaden. Oder sogar Musicals - wenn Anna Lena "Memories" vortrug, kamen sogar Lisa Zweifel an ihrer eigenen Begabung.
Herr K ster sch ttelte ebenfalls den Kopf. "Vergesst es! Aber wenn schon Musical - kennt einer von euch 'My Fair Lady'?"
"Klar! 'Es gr nt so gr n, wenn Spaniens Bl ten bl hen!'" Lisa legte gleich los und alle hielten sich entsetzt die Ohren zu. Als sich die Buhrufe gelegt hatten, sprach Herr K ster weiter.
"Die Vorlage dazu ist ein echtes B hnenst ck von George Bernard Shaw. 'Pygmalion'.Wie w r's, wenn wir uns das mal besorgen?"
Tobias grinste."Also richtig Theater spielen?",fragte er den Lehrer.
Herr K ster lachte. "Warum nicht? Das Kindertheater Weihnachten war ja ganz nett, aber ich finde, wir k nnen auch mal h here Ziele in Angriff nehmen."
Tobias nickte. "Also ich bin dabei! Und es macht garantiert mehr Spa als die Gastrolle in 'Freundschaft - Feindschaft'!"
"Die Eliza Doolittle k nnen wir aber unm glich wieder Lisa spielen lassen!", berlegte Tobias aufgeregt, als er nach der AG mit Tipi die Eisdiele ansteuerte. Wie immer am Nachmittag war es dort brechend voll, die Eisdiele "Monti" war neben dem Hamburgerrestaurant der beliebteste Treffpunkt der Kids in Burgdorf. Selbst im Winter war sie gut besucht und jetzt, im Fr hjahr, wuchs der Appetit auf Eis praktisch t glich. Davon abgesehen bot ein Besuch der Eisdiele Einblicke ins allgemeine Liebesleben: Wenn zwei sich entschlossen, miteinander zu gehen, wurde bei "Monti" ein "Partnereisbecher" bestellt. Auch heute sa Clarissa - absolute Stammkundin des Ladens - mit einem neuen Freund in einer Nische und tauschte ber das Eis hinweg verliebte Blicke.
Das war allerdings keine Sensation, Clarissa wechselte die Freunde wie andere ihre Jeans. Stattdessen war heute das Casting in aller Munde. Fast an jedem Tisch hantierte jemand mit der Zeitung und diskutierte seine Chancen mit Freund oder Freundin.
Nur Anna Lena und ihr Freund Ralf schienen sich ber etwas anderes zu streiten. Jedenfalls r hrte das zierliche dunkelhaarige M dchen nur nerv s in seinem Eisbecher herum und gab kurze, bockige Antworten auf irgendwelche Vorw rfe von Ralf. Tipi betrachtete sie voller Mitgef hl. Sie war vor Anna Lena mit Ralf gegangen und kannte seine Probleme. Anna Lena schlug sich zweifellos damit herum, dass er sie nur als "Vorzeigefreundin" brauchte, aber nicht wirklich etwas f r sie empfand. Gl cklich h ngte sich Tipi bei Tobias ein. Damit hatte sie keine Sorgen mehr. Tobias hatte ihr sogar einen Freundschaftsring zu Weihnachten geschenkt!
"Diesmal bestehe ich darauf, dass wir eine Art Casting machen - und dann spielst du die Eliza!", f hrte Tobias seinen Gedanken weiter aus und sah Tipi dabei verliebt an.
"Ach komm, Nele ist viel h bscher als ich!", zierte sich Tipi. Sie selbst fand sich ziemlich nichtssagend mit ihrem kurzen braunen Haar, das sich keinem Frisurendiktat beugen wollte, sondern immer wirr zu allen Seiten vom Kopf abstand, ihrem schmalen Gesicht und ihren blassgr nen Augen. Busen hatte sie auch noch keinen - und f rchtete in ihren dunkelsten Momenten, dass da wohl auch nicht mehr viel kommen w rde.
"Erstens stimmt das gar nicht, und zweitens ist Eliza auch keine Barbiepuppe, sondern eher eine Stra eng re ...", setzte Tobias an.
"Du findest, ich sehe aus wie eine Stra eng re?", fragte Tipi.
Tobias verdrehte die Augen.
"Tiffany Pirogge, du nervst!", bemerkte auch Mags, Tipis beste Freundin. Sie hatte in einer der Nischen gesessen und wartete offensichtlich auf ihren neuen Freund Tom. Jetzt war sie aufgestanden und winkte Tipi und Tobias an ihren Tisch.
Tipi wunderte sich ein bisschen dar ber, dass sie allein war. Tom versetzte Mags selten, die beiden schwebten noch im Zustand allererster, gr ter Verliebtheit. Tom jedenfalls. Mags wollte es diesmal etwas langsamer angehen lassen. Ihr letzter Freund hatte sie zutiefst entt uscht. Immerhin schien sie ber ihn hinweggekommen zu sein, sonst h tte sie sich nicht in die Eisdiele gewagt. Mags' letzter Freund Tonio war der Sohn des Inhabers.
"Ich hatte gehofft, dass ihr kommt!", erkl rte Mags jetzt fr hlich. Sie war ein lebhaftes M dchen mit streichholzkurzem blonden Haar und strahlend blauen Augen. "Erst mal wegen der Matheaufgabe ... ich krieg sie nicht raus, Tobias, hast du da eine Idee? Und zweitens deshalb ..." Mags wedelte mit der Zeitung. "Das Casting. Meint ihr, ich h tte Chancen?"
Tipi schlug die Augen zur Decke. "Wie kommst du denn da drauf? Bis jetzt wolltest du doch nie ins Fernsehen. Komm, du hasst selbst Karaoke!"
Mags zuckte die Achseln. "Besondere Bedingungen erfordern besondere Anstrengungen. Mein Computer hat gerade den Geist aufgegeben. Und meine Mutter will einen gebraucht kaufen! Stellt euch das vor! Es wird eine hoffnungslos veraltete Kiste! Aber f r einen ordentlichen haben wir kein Geld im Moment. Deshalb dachte ich an die Fernsehrolle. 'Goldstar' zahlt sicher nicht schlecht. Und ich kann ein bisschen singen. Und Rad schlagen!" Mags war neuerdings Cheerleaderin beim rtlichen American-Football-Team. Dort hatte sie auch ihren Freund Tom kennen gelernt. Der gro e rotblonde Junge betrat eben das Lokal und winkte den dreien fr hlich zu.
"Haben wir noch Zeit f r einen Milchshake vor dem Training?", fragte er, nachdem er Mags mit einem kleinen K sschen und die anderen mit einem ungezwungenen "Hi!" begr t hatte. Auch Tom hatte Amerika-Erfahrung.
"Wir sind total fr h dran!", meinte Mags nach einem Blick auf die Uhr. Tom w rde sie gleich mit zum Footballtraining nehmen. "Aber jetzt sagt mal: Hab ich Chancen?"
Sie hielt auch Tom die Zeitung unter die Nase, der sich gleich darin vertiefte. Anscheinend hatte er die Casting-Einladung noch nicht gelesen.
Tobias sah Mags pr fend an. "Warum nicht? Versuch es einfach. Jedenfalls nehmen sie dich garantiert eher als Lisa und Nele."
"Na, so viel besser singt sie nun auch nicht", bemerkte Tipi boshaft. "Sorry, Mags, aber du und die Oper ..."
"Aber sie ist eher der Typ, den sie suchen", meinte Tobias. " berleg mal: Sie wollen ein dreizehnj hriges M dchen. Also soll es auch aussehen wie dreizehn. Lisa und Nele sehen beide lter aus. Und wenn sie eine F nfzehnj hrige suchten, w rden sie eine nehmen - das machte doch alles viel einfacher! Da k nnten sie sogar eine Vollj hrige nehmen, die ein bisschen j nger ausschaut. N , Lisa und Nele haben keine Chance. Aber ob Mags eine hat ... das h ngt wohl vor allem von der Konkurrenz ab. Fast alle Dreizehnj hrigen sehen wie dreizehn aus und sind ... na ja, sagen wir mal fast so s wie Mags und Tipi..." Tobias l chelte seine Freundin an. "Letzten Endes wird die Stimme entscheiden. Sie werden das M dchen nehmen, das am besten singt."
"Mir reicht es jetzt jedenfalls!" Anna Lenas volle, klare Stimme bert nte m helos das sonstige Gemurmel im Raum. Allerdings wurde das M dchen selten so laut. Diesmal schien Ralf den Bogen jedoch berspannt zu haben. Anna Lena sprang so pl tzlich auf, dass ihr Stuhl umfiel, und den Eisbecher fegte sie auch versehentlich vom Tisch. Ralf schaute ihr betreten nach, als sie rausrannte. Gef hlsausbr che waren ihm v llig fremd. Er blieb eigentlich immer gelassen und fast etwas unbeteiligt. Lediglich wenn er sich und seine Pl ne ernstlich bedroht sah, kam Leben in ihn. Aber auch dann schrie er nicht, sondern argumentierte ruhig, aber konsequent. Tipi hatte das damals zum Wahnsinn getrieben. Sie konnte sehr gut verstehen, dass Anna Lena heute auch endlich genug hatte.
"Na, das war es dann wohl mit Ralfs zweiter gro er Liebe", meinte Tobias mit Gem tsruhe. "Aber wenigstens kommt sie von hier aus zu Fu nach Hause und ich muss nicht den Kummerkasten spielen ..."
Anna Lena und Tobias wohnten im gleichen Stadtviertel und nahmen im Anschluss an Partys oft gemeinsam den Bus nach Hause. Dann klagte sie Tobias schon mal ihr Leid ber Ralf. "Hoffentlich macht sie jetzt auch wirklich Ernst und steigert sich nicht wieder in irgendwas mit diesem Pferd hinein ..."
Seit Anna Lena mit Ralf zusammen war, durfte sie das Pferd seiner Schwester Juliane reiten. Ihre bergro e Liebe zu dem Vierbeiner hatte sie bisher davon abgehalten, sich endlich von Ralf zu trennen.
"Aber kommen wir zum Wesentlichen: Erdbeer- oder Nougatbecher, Tipi? Die Matheaufgabe hab ich auch noch nicht, Mags, aber ich maile sie dir nachher."
Mags verdrehte die Augen. "Mailen? Machst du Witze? Ich hab dir doch gerade gesagt, mein Putie ist tot. Ich bin abgeschnitten vom einundzwanzigsten Jahrhundert! Ich bin eine Zeitreisende, gestrandet im Mittelalter! Was mach ich blo , wenn ich diese bl de Rolle nicht kriege?"
Tom lachte. "Du benutzt so lange einfach meinen Laptop!", erkl rte er dann. "Wir holen ihn auf dem R ckweg vom Training, keine Panik. Und sonst: Nat rlich nehmen sie dich! Ich w rde mir blo vorher ein paar Mal diese bl de Sendung angucken. Nur falls sie dich fragen, wie du Bob Ahlers findest ..."
Tipi und Mags kamen am n chsten Morgen ein bisschen eher zur Schule als sonst. Ihre Klasse hatte die Ergebnisse eines Sozialwissenschaftsprojektes in der Pausenhalle ausgestellt, aber jetzt mussten die Plakatw nde wieder abgebaut werden. Tobias und Adelheid, die als vierte in ihrer Arbeitsgruppe mitgemacht hatte, waren schon dabei, die Protokolle und Bilder von den W nden zu nehmen.
"Ich geh mal gerade meine Pickel wegschminken", entschuldigte sich Tipi, nachdem sie die beiden begr t hatte. "Bin gleich wieder da."
Da Tipi sich zu Hause nicht schminken durfte, f hrte sie der erste Weg an jedem Morgen zur M dchentoilette. Rasch fuhr sie mit dem Abdeckstift ber zwei Pickel und suchte anschlie end nach etwas hellgr nem Lidschatten. Aber dann horchte sie auf. Aus einer der Toiletten klang leises Schluchzen. Irgendjemand musste sich hier ausheulen. Das war auch nichts ganz Ungew hnliches auf den M dchenklos der Gesamtschule Burgdorf. Bevor Tipi sich entscheiden konnte, ob sie anklopfte oder nicht, ffnete Anna Lena die T r. Sie sah verquollen und verheult aus, eigentlich so, als h tte sie schon die ganze Nacht geweint und nicht erst jetzt damit angefangen.
"Wasch dich mit m glichst kaltem Wasser und dann helf ich dir mit Puder aus", bot Tipi an.
Anna Lena nickte und unterdr ckte ein weiteres Schluchzen. Dabei spritzte sie sich eiskaltes Wasser ins Gesicht.
"Wegen Ralf?", fragte Tipi. "Hast du Schluss gemacht?"
"Ach, noch nicht so ganz ...", murmelte Anna Lena mit erstickter Stimme. "Aber es wird drauf hinauslaufen. Ich halte das nicht mehr aus. Und mit Juliane streite ich mich auch nur noch. Aber ich liebe ihn doch so sehr!"Tipi runzelte die Stirn. "Wen? Ralf? Also soo verliebt hast du gar nicht ausgesehen."
... weniger
Autoren-Porträt von Leonie Bell
Leonie Bell hat erst Psychologie, dann Gesang studiert. Beidem hat sie jedoch den Rücken gekehrt und arbeitet inzwischen als Lektorin für verschiedene Wissenschaftsverlage. Sie lebt in der Nähe von Münster.
Bibliographische Angaben
- Autor: Leonie Bell
- Altersempfehlung: 12 - 15 Jahre
- 2007, 286 Seiten, Maße: 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: cbt
- ISBN-10: 357030289X
- ISBN-13: 9783570302897
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