Berlin zur Weimarer Zeit
Panorama einer Metropole 1919 - 1933: Ruth Glatzers lässt das Schicksal Berlins und seiner Bewohner in der Weimarer Republik anhand zeitgenössischer Texte wieder lebendig werden. Schriftsteller und Politiker, Journalisten und Künstler, große und »kleine«...
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Produktinformationen zu „Berlin zur Weimarer Zeit “
Panorama einer Metropole 1919 - 1933: Ruth Glatzers lässt das Schicksal Berlins und seiner Bewohner in der Weimarer Republik anhand zeitgenössischer Texte wieder lebendig werden. Schriftsteller und Politiker, Journalisten und Künstler, große und »kleine« Leute berichten von ihren Erlebnissen und Erfahrungen, Hoffnungen und Enttäuschungen in den »Goldenen Zwanzigern«. Das Panorama der Texte reicht von Käthe Kollwitz und Alfred Döblin, über Carl Zuckmayer bis Kurt Tucholsky. »Zweifellos eines der schönsten historischen Lesebücher.« (TZ Müchen)
Klappentext zu „Berlin zur Weimarer Zeit “
Die Metropole Berlin im Glanz und Elend der Weimarer Republik Von 1918 bis 1933 reicht der dritte Band, mit dem Ruth Glatzer das Panorama der Metropole Berlin zeichnet. Sie berichtet über die politischen Unruhen nach dem Ersten Weltkrieg, die wirtschaftlichen Nöte und Entbehrungen der frühen zwanziger Jahre, die Inflation, die administrative Neuordnung der Großstadt, die Stadtentwicklung, Berlins Verwandlung in eine moderne Metropole, die neue Sachlichkeit, die die Stadt fortan nachhaltig prägen soll. Berlin wird zur größten Industriestadt des europäischen Kontinents. Ruth Glatzer führt uns anhand ausgewählter Texte in die Theater, die Ausstellungen, Opern, Konzerte und Kabaretts der »Goldenen Zwanziger Jahre«. Es entsteht die »Symphonie einer Großstadt«. Das Panorama der Texte von Käthe Kollwitz, Alfred Döblin, Carl von Ossietzky, Carl Zuckmayer, Vladimir Nabokov, Erich Kästner, Franz Kafka, Kurt Tucholsky und anderen endet am 30. Januar 1933.
Lese-Probe zu „Berlin zur Weimarer Zeit “
Silvester 19181918 hat den Krieg beendet und die Revolution gebracht. Der entsetzliche, immer unerträglichere Kriegsdruck ist fort und das Atmen ist wieder leichter. Daß wir damit gleich gute Zeiten bekämen, glaubt kein Mensch. Aber der enge Schacht, in dem wir staken, in dem wir uns nicht rühren konnten, ist durchkrochen, wir sehen Licht und atmen Luft.
Käthe Kollwitz, Die Tagebücher
Voller Hoffnung und gespannter Erwartung blicken die Berliner Silvester 1918 auf das erste Friedensjahr. Mehr als vier Jahre Krieg, Not, Entbehrung und tausendfacher Tod liegen hinter ihnen, beendet nicht durch die Einsicht der Herrschenden in die Sinnlosigkeit des Völkermordens, sondern durch die elementare Gewalt einer kriegsmüden Bevölkerung, die im Novembersturm des Jahres 1918 den ausgehöhlten Hohenzollernstaat zum Einsturz bringt. Das alte System, unfähig zu grundlegender Erneuerung, hatte abgewirtschaftet, darin war sich die Mehrheit der Berliner einig. Aber was nun? Bürgerliche Demokratie nach westlichem Vorbild? Räterepublik nach russischem Muster? Über die politische Zukunft des Landes gehen die Meinungen schnell auseinander.
Silvester in Berlin. Demonstrationen von Zehntausenden. Die Luft ist wie elektrisch geladen, eine politische Hochspannung ohnegleichen. Der Boden von Berlin glüht. So ist das alte Jahr zu Ende gegangen: in fiebernder Erregung, und es scheint, als ob man von nichts anderem wüßte als von dem Ernst der Stunde. Aber schon zieht das Konfetti sorgloser Silvesterbrüder seine Schlangen, und lebenshungrige Männer und Mädchen tanzen in das neue Jahr. Die Musik spielt in hunderten von Lokalen. Tänze über Tänze, Walzer, Foxtrott, Onestep, Twostep, und die Beine rasen wie verhext über die Diele, die Röcke fliegen, der Atem jagt. Sektpfropfen knallen (und was für Sekt!), Arme fuchteln begeistert in der Luft, und das Prosit Neujahr klingt über die Straßen, in denen eben noch der Schritt der Demonstranten klang.
Wir wollen nicht moralisieren, aber wir dürfenschon
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sagen: so ein Silvester hat Berlin noch nicht erlebt. Es feiert die Sekunde, die ihm heute gibt, was sie ihm morgen vielleicht nicht mehr gewähren kann, die verlängerte Polizeistunde, die Fessellosigkeit des Worts, das Trinken vor dem Ertrinken. Und wenn der Berliner recht feiern will, muß er tanzen. Und er tanzt. Nie ist in Berlin so viel, so rasend getanzt worden ...
Zwischen Dreivierteltakt und Straßenwirrwarr, zwischen Konfetti und roten Fahnen gleiten die Paare hinüber ins neue Jahr.
Berliner Tageblatt, 1. Januar 1919, 1. Beiblatt
Die Hoffnungen auf ein Ende der Gewalt, auf die Rückkehr zur Normalität erfüllen sich nicht. In den nächsten Wochen und Monaten, bis in den Frühsommer des Jahres 1919 hinein, zieht ein erbitterter Bürgerkrieg seine blutige Spur durch das kriegsgeschwächte Land: in Bremen, im Ruhrgebiet, dann in Mitteldeutschland, schließlich in Bayern entladen sich die sozialen Spannungen in gewaltsamen Konfrontationen.
In Berlin kommt es bereits Anfang Januar zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den politischen Gruppierungen, als die von den "gemäßigten" Sozialdemokraten Ebert und Scheidemann geführte "Regierung der Volksbeauftragten" den Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn für entlassen erklärt. Eichhorn, Mitglied der USPD und durch die Novemberrevolution ins Amt gekommen, wird vorgeworfen, sich mehr um die Bewaffnung der radikalen Kräfte denn um die öffentliche Sicherheit zu sorgen. Aber der Polizeipräsident und seine Anhänger sind nicht gewillt, kampflos das Feld zu räumen. Der Vorstand der Berliner USPD und die Revolutionären Obleute aus den Berliner Großbetrieben rufen zu einer Protestdemonstration in der Siegesallee auf. Auch zwei Vertreter der wenige Tage zuvor gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands, Karl Liebknecht und Wilhelm Pieck, unterzeichnen den Aufruf.
Am nächsten Tag, es ist Sonntag, der 5. Januar, setzen sich riesige Marschkolonnen aus allen Arbeiterv
Zwischen Dreivierteltakt und Straßenwirrwarr, zwischen Konfetti und roten Fahnen gleiten die Paare hinüber ins neue Jahr.
Berliner Tageblatt, 1. Januar 1919, 1. Beiblatt
Die Hoffnungen auf ein Ende der Gewalt, auf die Rückkehr zur Normalität erfüllen sich nicht. In den nächsten Wochen und Monaten, bis in den Frühsommer des Jahres 1919 hinein, zieht ein erbitterter Bürgerkrieg seine blutige Spur durch das kriegsgeschwächte Land: in Bremen, im Ruhrgebiet, dann in Mitteldeutschland, schließlich in Bayern entladen sich die sozialen Spannungen in gewaltsamen Konfrontationen.
In Berlin kommt es bereits Anfang Januar zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den politischen Gruppierungen, als die von den "gemäßigten" Sozialdemokraten Ebert und Scheidemann geführte "Regierung der Volksbeauftragten" den Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn für entlassen erklärt. Eichhorn, Mitglied der USPD und durch die Novemberrevolution ins Amt gekommen, wird vorgeworfen, sich mehr um die Bewaffnung der radikalen Kräfte denn um die öffentliche Sicherheit zu sorgen. Aber der Polizeipräsident und seine Anhänger sind nicht gewillt, kampflos das Feld zu räumen. Der Vorstand der Berliner USPD und die Revolutionären Obleute aus den Berliner Großbetrieben rufen zu einer Protestdemonstration in der Siegesallee auf. Auch zwei Vertreter der wenige Tage zuvor gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands, Karl Liebknecht und Wilhelm Pieck, unterzeichnen den Aufruf.
Am nächsten Tag, es ist Sonntag, der 5. Januar, setzen sich riesige Marschkolonnen aus allen Arbeiterv
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Autoren-Porträt von Ruth Glatzer
1928 geboren, war Ruth Glatzer von 1966 bis 1988 Cheflektorin des Aufbau-Verlags. Sie gilt als eine der besten Kennerinnen der Geschichte Berlins. Von Ruth Glatzer erschienen im Siedler Verlag: "Berlin wird Kaiserstadt" (1993) und "Wihlelminische Berlin" (1997).
Bibliographische Angaben
- Autor: Ruth Glatzer
- 2000, 492 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 14,5 x 22 cm, Leinen, Deutsch
- Hrsg. v. Ruth Glatzer
- Herausgegeben: Ruth Glatzer
- Verlag: Siedler
- ISBN-10: 3886806359
- ISBN-13: 9783886806355
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