Papi lernt reiten / Bibi & Tina Bd.3
Bernhard Blocksberg besucht seine Tochter Bibi auf dem Martinshof. Als er von Graf Falko von Falkenstein zur Fuchsjagd eingeladen wird, fühlt er sich sehr geschmeichelt und sagt begeistert zu. Doch jetzt muss er erst einmal reiten lernen! Ob Bibi ihren...
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Produktinformationen zu „Papi lernt reiten / Bibi & Tina Bd.3 “
Bernhard Blocksberg besucht seine Tochter Bibi auf dem Martinshof. Als er von Graf Falko von Falkenstein zur Fuchsjagd eingeladen wird, fühlt er sich sehr geschmeichelt und sagt begeistert zu. Doch jetzt muss er erst einmal reiten lernen! Ob Bibi ihren Vater dabei tatkräftig unterstützen kann?
Klappentext zu „Papi lernt reiten / Bibi & Tina Bd.3 “
Bernhard Blocksberg besucht seine Tochter Bibi auf dem Martinshof. Als er von Graf Falko von Falkenstein zur Fuchsjagd eingeladen wird, fühlt er sich sehr geschmeichelt und sagt begeistert zu. Doch jetzt muss er erst einmal reiten lernen! Ob Bibi ihren Vater dabei tatkräftig unterstützen kann?
Lese-Probe zu „Papi lernt reiten / Bibi & Tina Bd.3 “
Bibi und Tina – Papi lernt Reiten von Theo Schartz Papi kommt! Einige Kilometer entfernt von dem malerischen Städtchen Falkenstein liegt der Reiterhof der Familie Martin, genannt „Martinshof“. Frau Martin, die den Hof zusammen mit ihren Kindern Tina und Holger bewirtschaftet, hat ihn von Graf Falkenstein gepachtet. Der Graf, ein knorriger, meist streng dreinblickender Mann mit Spitzbart und Monokel, bewohnt mit seinem Sohn Alexander und dem Butler Dagobert das Schloss Falkenstein. Es liegt von Wald umgeben auf einem kleinen Hügel. Die Türme des Schlosses sind vom Martinshof aus zu sehen.
Der Martinshof ist ein schöner alter Bauernhof. Er besteht aus zwei Gebäuden: dem einstöckigen Wohnhaus und einer Scheune mit Vorratsräumen und mehreren Ställen. In der Hofmitte befindet sich ein Brunnen, daneben steht eine alte Linde mit einer Sitzbank davor. Auf dieser Bank saß an diesem Morgen Bibi Blocksberg, die kleine Hexe aus Neustadt, reckte sich und streckte sich und atmete mit tiefen Zügen die klare frische Landluft ein. Auf dem Gras der nahen Pferdekoppeln glänzte der Tau, und über dem Wald lichtete sich der Morgennebel. Das würde heute wieder ein schöner Tag werden! Bibi konnte sich nicht erinnern, in ihrem Leben so sonnige und warme Frühlingstage erlebt zu haben. Na, diese Osterferien waren ohnehin etwas Besonderes!
... mehr
Auf Einladung von Tina Martin und ihrer Mutter durfte sie die ganzen Ferien auf dem Martinshof verbringen. Mit vollem Gepäck war sie auf ihrem Hexenbesen Kartoffelbrei angereist und hatte bereits in der ersten Nacht nach ihrer Ankunft ein aufregendes Erlebnis. Sabrina, ihre weiße Lieblingsstute, war Mutter geworden! Das süße kleine Fohlen wurde von Bibi „Felix“ getauft und
entwickelte sich dank ihrer Pflege zu einem stattlichen, kleinen Kerl. Aber auch Robert Eichhorn, der junge Tierarzt, hatte natürlich dazu beigetragen. Mit dem netten Arzt hatte sich Bibi sogleich angefreundet. Sie fand ihn so toll, dass sie später auch Tierärztin werden wollte.
Bibi schrak aus ihren Gedanken hoch. Tierärztin? Das hatte noch Zeit! Jetzt war sie erst ganze dreizehn Jahre alt, befand sich auf dem Martinshof mit den geliebten Pferden und ... und war heute eigentlich mit dem Eiereinsammeln dran. Das war die erste Arbeit, die im Laufe des Tages auf dem Martinshof verrichtet werden musste. Später waren dann die Ställe auszumisten, die Tiere zu füttern und die Pferde zu striegeln. Sie sollten ja ordentlich aussehen, wenn die ersten Reitschüler und Reitschülerinnen eintrafen, um bei Holger Reitstunden zu nehmen. Bibi machte die Arbeit auf dem Hof gern, für sie war es gar keine richtige Arbeit. Arbeit zu Hause in Neustadt dagegen? Igitt! Bibi, könntest du mal? Bibi, würdest du mal? Immer die gleiche Leier!
Bibi schüttelte sich leicht angewidert, sprang von der Bank auf und eilte hinüber zum Hühnerstall. Als sie die Tür öffnete, begrüßte sie ein lautes, aufgeregtes Gackern. Ein paar Hennen, die es besonders eilig hatten, sausten zwischen ihren Beinen hindurch ins Freie.
„Guten Morgen, ihr alten Mistkratzer, ich meine, meine lieben Hühnchen!“, begrüßte Bibi das Federvieh. „Na, habt ihr tüchtig gelegt über Nacht? Das ist recht. Drüben in der Küche warten sie schon auf ihre Frühstückseier.“
Sie ging in die Hocke und beugte sich zu den Nestern hinunter. „Rück mal ein bisschen, Berta!“, befahl sie einer dicken Glucke. „Danke sehr!“ Sie nahm das erste Ei und legte es in ihren Korb. Dann suchte sie alle Nester ab, und allmählich füllte sich der Korb. Als sie bei der Henne Hanna angelangt war, vernahm sie ein leises Piepsen.
„Och! Sind die niedlich!“, entfuhr es ihr. „Du hast ja Nachwuchs bekommen, Hanna! Wie klein deine Küken noch sind, und so nass, und noch so wenig Federn haben sie!“ Aufgeregt begann Hanna zu gackern, Hahn Hubert hüpfte auf einen Balken und krähte Bibi frech an. Bibi musste lachen. „Ist ja schon gut, Hubert“, meinte sie, „ich tue deinen Kinderchen schon nichts. Oh, hoppla!“ Bibi hatte den Korb zu sehr geschlenkert, und eines der noch nestwarmen Eier war zu Boden gefallen. Was nun? Aufputzen? Nein! Schließlich war Bibi Blocksberg eine Hexe und hatte eine Menge Hexsprüche auf Lager. Frau Martin und Robert Eichhorn sahen es nicht besonders gern, wenn Bibi sich mit einem flotten Spruch die Arbeit erleichterte, aber hier im Stall war jetzt ein bisschen Hexen schon angebracht.
„Also, jetzt passt mal auf, ihr Gackerhennen!“, erhob Bibi ihre Stimme. „Eene meene Hackebeil, kaputtes Ei sei wieder heil! Hex-hex!“ Das bekannte Hexgeräusch ertönte. Im Nu war der Schaden behoben, und in dem Korb befand sich wieder ein Ei mehr. Hexsprüche sind eben sehr praktisch, dachte Bibi, und schlenderte mit dem vollen Eierkorb über den Hof in die gemütliche Küche des Wohnhauses. Mit großem Hallo wurde sie empfangen.
„Guten Morgen, Bibi“, ertönte es aus drei Kehlen.
„Guten Morgen, Tina! Guten Morgen, Holger! Guten Morgen, Frau Martin!“, gab Bibi freundlich zurück.
„Du hast ja ganz rote Wangen, Kind!“, sagte Frau Martin schmunzelnd. „Hast du etwa vor dem Eiereinsammeln einen kleinen Waldlauf gemacht? Das ist doch sonst immer Tinas Art, um zu sehen, ob der junge Graf Falkenstein schon munter ist.“
„Bitte, Mutti!“ Tina hatte einen knallroten Kopf bekommen. Immer musste ihre Mutter sie wegen ihrer Freundschaft mit Alexander von Falkenstein aufziehen.
„Nö“, sagte Bibi und stellte den Eierkorb auf den Tisch neben dem Herd, wo das Wasser für die Eier schon kräftig sprudelte. „Aber Hanna hat Junge bekommen und das fand ich schon aufregend.“
„Wie süß!“, entfuhr es Tina. „Pass auf, in ein paar Tagen sind aus den klebrigen Federbüscheln kleine gelbe Wuschelknäue geworden, die auf ihren dünnen Beinchen ihrer Mutter überallhin nachrennen!“
„In ein paar Tagen, ja“, kommentierte Holger und schmierte sich ein Butterbrot. „Aber bis dahin müssen noch etliche Fuhren Mist auf den Haufen gekarrt werden. Übrigens, Tina, du bist heute mit dem Ausmisten dran!“
„Bähhh!“, maulte Tina. „Immer ich!“
„Wieso immer du?“, fragte Holger zurück. „Stimmt ja gar nicht. Gestern war ich dran, vorgestern Bibi ...“
„Jaja, schon recht“, lenkte Tina ein. „Bibilein?“, wandte sie sich dann mit honigsüßer Stimme an ihre Freundin. „Könntest du vielleicht für mich ...? Na ja, du weißt schon!“
„Na klar, kein Problem! Jetzt gleich? Okay. Eene meene ...“
„Nichts da!“, unterbrach sie Frau Martin, die mit der Eieruhr am Herd stand und aufpasste, dass die Eier nicht zu hart wurden. „Kommt nicht in Frage! Wir lassen uns ja gern von dir verwöhnen, Bibi. Aber wenn du wieder daheim in Neustadt bist, will hier keiner mehr arbeiten. Du bist dran, Tina, und damit basta!“
Tina warf ihrer Freundin einen enttäuschten Blick zu, und Bibi zuckte bedauernd mit den Schultern. Wenn Frau Martin ein Machtwort gesprochen hatte, war der Fall erledigt. Überflüssige Diskussionen konnte sie sich nicht leisten, denn die Leitung und Bewirtschaftung des Martinshofes nahm ihre Zeit voll in Anspruch. Vor Jahren war ihr Mann überraschend gestorben, und sie war von da an für den Hof, die Tiere und für ihre beiden Kinder allein verantwortlich. Ein bisschen Strenge konnte deshalb ab und zu nicht schaden.
„Themenwechsel!“, rief Frau Martin. „Die Eier sind fertig! Wer will ein weißes, wer will ein braunes? Ihr braucht es bloß zu sagen. So, und nun guten Appetit.“
Nach ihrem ersten Löffel Ei verzog Tina plötzlich das Gesicht.
„lih! Bäh! Wie schmeckt denn mein Ei?“, rief sie angewidert. „Wie Schwefel! Das ist ja faul. Igitt!“
„Was ist los?“ Frau Martin hatte sich gerade mit ihrem Sohn über die dringenden Reparaturen auf der Pferdekoppel unterhalten. „Ein faules Ei? Ach, was, Tina, ein Huhn legt doch kein faules Ei. Bibi hat die Eier doch vorhin erst ...“
„Entschuldige, Tina“, meldete sich Bibi kleinlaut zu Wort. „Das muss das Heilgehexte sein. Mir ist nämlich im Stall eins runtergefallen und da habe ich ...“
Holger prustete los und lachte aus vollem Hals. „Da hast du dich wohl verhext, was?“
„Hm!“ Bibi nickte und löffelte genüsslich ihr frisches Ei. „Es war vielleicht doch nicht der richtige Spruch. Warte, Tina, ich hole dir ein anderes.“
In diesem Augenblick klingelte das Telefon.
„Lasst mich rangehen“, sagte Frau Martin und stand auf. „Ich bin sowieso mit dem Frühstück schon fertig. Vielleicht ist es Robert oder jemand aus der Stadt. Ja? Martinshof? Oh! Guten Morgen, Frau Blocksberg!“
„Mami!“ Bibi sprang von ihrem Stuhl auf und schluckte hastig den letzten Bissen Brot und den letzten Löffel Ei hinunter.
„Danke, uns geht’s gut!“, sprach Frau Martin in den Hörer. „Alles bestens. Das Wetter ist prächtig, Pferde und Kinder sind wohlauf und gesund ... Sie wollen sicher Bibi sprechen? Die hopst schon ganz aufgeregt neben mir auf und ab ... Hier, Bibi.“
Frau Martin übergab den Hörer.
„Hallo, Mami“, rief Bibi fröhlich in den Hörer. „Ist was passiert, dass du so früh schon anrufst? ... Was?. ... Zu Tante Amanda? Heute schon? ... Und Papi? Was? Der kommt auch mit? Wow! Wahnsinn! ... Na klar, das klappt bestimmt. Ich freu mich schon! Und wie! ... Gut, bis später! Ich mach mir auch vorher noch die Fingernägel sauber und kämme mich. Tschüs, Mami!“
Sie legte den Hörer auf.
„Was ist denn?“, fragte Frau Martin gutmütig. „Du strahlst ja so, Bibi!“
Bibi strahlte wirklich wie ein Honigkuchenpferd. „Papi kommt! Papi kommt!“, rief sie vergnügt. Doch plötzlich wurde ihre Miene ernst. „Frau Martin, könnte Papi hier auf dem Martinshof ein paar Tage wohnen?“, fragte sie vorsichtig.
„Natürlich“, sagte Frau Martin. „Ein Gästebett ist immer frei bei uns.“
„Prima!“, jauchzte Bibi und fiel Frau Martin vor Freude um den Hals. „Wissen Sie, Mami muss zu Tante Amanda, zu einem Hexentreffen. Papi hat aber keine Lust, allein daheim zu bleiben. Außerdem hat er ein paar Tage Urlaub und da nimmt ihn Mami einfach Huckepack, setzt ihn hier ab und fliegt weiter zu Tante Amanda. Auf dem Rückweg macht sie’s dann genau andersrum.“
„Prima, Bibi!“, freute sich Tina mit ihrer Freundin. „Dann lernen wir deinen Vater auch mal kennen. Mit deiner Mutter warst du ja schon letztes Jahr hier, aber dein Papi hat uns noch nicht seine Aufwartung gemacht.“
Frau Martin freute sich auch. „Der Besuch deines Vaters ist auch schon lange überfällig. Für dich ist der Martinshof ja fast schon wie ein zweites Zuhause. Bloß der gute Herr Blocksberg hat den Weg hierher noch nicht gefunden.“
„Na, das wird ja heute anders“, meinte Bibi lachend. „Sie müssen sich nur noch ein wenig gedulden. In zwei Stunden wollen die beiden in Neustadt losfliegen. Wie ich Mama und ihren Besen kenne, braucht sie nicht lange.“
© 2010 (1993) für die Buchausgabe by SchneiderBuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
entwickelte sich dank ihrer Pflege zu einem stattlichen, kleinen Kerl. Aber auch Robert Eichhorn, der junge Tierarzt, hatte natürlich dazu beigetragen. Mit dem netten Arzt hatte sich Bibi sogleich angefreundet. Sie fand ihn so toll, dass sie später auch Tierärztin werden wollte.
Bibi schrak aus ihren Gedanken hoch. Tierärztin? Das hatte noch Zeit! Jetzt war sie erst ganze dreizehn Jahre alt, befand sich auf dem Martinshof mit den geliebten Pferden und ... und war heute eigentlich mit dem Eiereinsammeln dran. Das war die erste Arbeit, die im Laufe des Tages auf dem Martinshof verrichtet werden musste. Später waren dann die Ställe auszumisten, die Tiere zu füttern und die Pferde zu striegeln. Sie sollten ja ordentlich aussehen, wenn die ersten Reitschüler und Reitschülerinnen eintrafen, um bei Holger Reitstunden zu nehmen. Bibi machte die Arbeit auf dem Hof gern, für sie war es gar keine richtige Arbeit. Arbeit zu Hause in Neustadt dagegen? Igitt! Bibi, könntest du mal? Bibi, würdest du mal? Immer die gleiche Leier!
Bibi schüttelte sich leicht angewidert, sprang von der Bank auf und eilte hinüber zum Hühnerstall. Als sie die Tür öffnete, begrüßte sie ein lautes, aufgeregtes Gackern. Ein paar Hennen, die es besonders eilig hatten, sausten zwischen ihren Beinen hindurch ins Freie.
„Guten Morgen, ihr alten Mistkratzer, ich meine, meine lieben Hühnchen!“, begrüßte Bibi das Federvieh. „Na, habt ihr tüchtig gelegt über Nacht? Das ist recht. Drüben in der Küche warten sie schon auf ihre Frühstückseier.“
Sie ging in die Hocke und beugte sich zu den Nestern hinunter. „Rück mal ein bisschen, Berta!“, befahl sie einer dicken Glucke. „Danke sehr!“ Sie nahm das erste Ei und legte es in ihren Korb. Dann suchte sie alle Nester ab, und allmählich füllte sich der Korb. Als sie bei der Henne Hanna angelangt war, vernahm sie ein leises Piepsen.
„Och! Sind die niedlich!“, entfuhr es ihr. „Du hast ja Nachwuchs bekommen, Hanna! Wie klein deine Küken noch sind, und so nass, und noch so wenig Federn haben sie!“ Aufgeregt begann Hanna zu gackern, Hahn Hubert hüpfte auf einen Balken und krähte Bibi frech an. Bibi musste lachen. „Ist ja schon gut, Hubert“, meinte sie, „ich tue deinen Kinderchen schon nichts. Oh, hoppla!“ Bibi hatte den Korb zu sehr geschlenkert, und eines der noch nestwarmen Eier war zu Boden gefallen. Was nun? Aufputzen? Nein! Schließlich war Bibi Blocksberg eine Hexe und hatte eine Menge Hexsprüche auf Lager. Frau Martin und Robert Eichhorn sahen es nicht besonders gern, wenn Bibi sich mit einem flotten Spruch die Arbeit erleichterte, aber hier im Stall war jetzt ein bisschen Hexen schon angebracht.
„Also, jetzt passt mal auf, ihr Gackerhennen!“, erhob Bibi ihre Stimme. „Eene meene Hackebeil, kaputtes Ei sei wieder heil! Hex-hex!“ Das bekannte Hexgeräusch ertönte. Im Nu war der Schaden behoben, und in dem Korb befand sich wieder ein Ei mehr. Hexsprüche sind eben sehr praktisch, dachte Bibi, und schlenderte mit dem vollen Eierkorb über den Hof in die gemütliche Küche des Wohnhauses. Mit großem Hallo wurde sie empfangen.
„Guten Morgen, Bibi“, ertönte es aus drei Kehlen.
„Guten Morgen, Tina! Guten Morgen, Holger! Guten Morgen, Frau Martin!“, gab Bibi freundlich zurück.
„Du hast ja ganz rote Wangen, Kind!“, sagte Frau Martin schmunzelnd. „Hast du etwa vor dem Eiereinsammeln einen kleinen Waldlauf gemacht? Das ist doch sonst immer Tinas Art, um zu sehen, ob der junge Graf Falkenstein schon munter ist.“
„Bitte, Mutti!“ Tina hatte einen knallroten Kopf bekommen. Immer musste ihre Mutter sie wegen ihrer Freundschaft mit Alexander von Falkenstein aufziehen.
„Nö“, sagte Bibi und stellte den Eierkorb auf den Tisch neben dem Herd, wo das Wasser für die Eier schon kräftig sprudelte. „Aber Hanna hat Junge bekommen und das fand ich schon aufregend.“
„Wie süß!“, entfuhr es Tina. „Pass auf, in ein paar Tagen sind aus den klebrigen Federbüscheln kleine gelbe Wuschelknäue geworden, die auf ihren dünnen Beinchen ihrer Mutter überallhin nachrennen!“
„In ein paar Tagen, ja“, kommentierte Holger und schmierte sich ein Butterbrot. „Aber bis dahin müssen noch etliche Fuhren Mist auf den Haufen gekarrt werden. Übrigens, Tina, du bist heute mit dem Ausmisten dran!“
„Bähhh!“, maulte Tina. „Immer ich!“
„Wieso immer du?“, fragte Holger zurück. „Stimmt ja gar nicht. Gestern war ich dran, vorgestern Bibi ...“
„Jaja, schon recht“, lenkte Tina ein. „Bibilein?“, wandte sie sich dann mit honigsüßer Stimme an ihre Freundin. „Könntest du vielleicht für mich ...? Na ja, du weißt schon!“
„Na klar, kein Problem! Jetzt gleich? Okay. Eene meene ...“
„Nichts da!“, unterbrach sie Frau Martin, die mit der Eieruhr am Herd stand und aufpasste, dass die Eier nicht zu hart wurden. „Kommt nicht in Frage! Wir lassen uns ja gern von dir verwöhnen, Bibi. Aber wenn du wieder daheim in Neustadt bist, will hier keiner mehr arbeiten. Du bist dran, Tina, und damit basta!“
Tina warf ihrer Freundin einen enttäuschten Blick zu, und Bibi zuckte bedauernd mit den Schultern. Wenn Frau Martin ein Machtwort gesprochen hatte, war der Fall erledigt. Überflüssige Diskussionen konnte sie sich nicht leisten, denn die Leitung und Bewirtschaftung des Martinshofes nahm ihre Zeit voll in Anspruch. Vor Jahren war ihr Mann überraschend gestorben, und sie war von da an für den Hof, die Tiere und für ihre beiden Kinder allein verantwortlich. Ein bisschen Strenge konnte deshalb ab und zu nicht schaden.
„Themenwechsel!“, rief Frau Martin. „Die Eier sind fertig! Wer will ein weißes, wer will ein braunes? Ihr braucht es bloß zu sagen. So, und nun guten Appetit.“
Nach ihrem ersten Löffel Ei verzog Tina plötzlich das Gesicht.
„lih! Bäh! Wie schmeckt denn mein Ei?“, rief sie angewidert. „Wie Schwefel! Das ist ja faul. Igitt!“
„Was ist los?“ Frau Martin hatte sich gerade mit ihrem Sohn über die dringenden Reparaturen auf der Pferdekoppel unterhalten. „Ein faules Ei? Ach, was, Tina, ein Huhn legt doch kein faules Ei. Bibi hat die Eier doch vorhin erst ...“
„Entschuldige, Tina“, meldete sich Bibi kleinlaut zu Wort. „Das muss das Heilgehexte sein. Mir ist nämlich im Stall eins runtergefallen und da habe ich ...“
Holger prustete los und lachte aus vollem Hals. „Da hast du dich wohl verhext, was?“
„Hm!“ Bibi nickte und löffelte genüsslich ihr frisches Ei. „Es war vielleicht doch nicht der richtige Spruch. Warte, Tina, ich hole dir ein anderes.“
In diesem Augenblick klingelte das Telefon.
„Lasst mich rangehen“, sagte Frau Martin und stand auf. „Ich bin sowieso mit dem Frühstück schon fertig. Vielleicht ist es Robert oder jemand aus der Stadt. Ja? Martinshof? Oh! Guten Morgen, Frau Blocksberg!“
„Mami!“ Bibi sprang von ihrem Stuhl auf und schluckte hastig den letzten Bissen Brot und den letzten Löffel Ei hinunter.
„Danke, uns geht’s gut!“, sprach Frau Martin in den Hörer. „Alles bestens. Das Wetter ist prächtig, Pferde und Kinder sind wohlauf und gesund ... Sie wollen sicher Bibi sprechen? Die hopst schon ganz aufgeregt neben mir auf und ab ... Hier, Bibi.“
Frau Martin übergab den Hörer.
„Hallo, Mami“, rief Bibi fröhlich in den Hörer. „Ist was passiert, dass du so früh schon anrufst? ... Was?. ... Zu Tante Amanda? Heute schon? ... Und Papi? Was? Der kommt auch mit? Wow! Wahnsinn! ... Na klar, das klappt bestimmt. Ich freu mich schon! Und wie! ... Gut, bis später! Ich mach mir auch vorher noch die Fingernägel sauber und kämme mich. Tschüs, Mami!“
Sie legte den Hörer auf.
„Was ist denn?“, fragte Frau Martin gutmütig. „Du strahlst ja so, Bibi!“
Bibi strahlte wirklich wie ein Honigkuchenpferd. „Papi kommt! Papi kommt!“, rief sie vergnügt. Doch plötzlich wurde ihre Miene ernst. „Frau Martin, könnte Papi hier auf dem Martinshof ein paar Tage wohnen?“, fragte sie vorsichtig.
„Natürlich“, sagte Frau Martin. „Ein Gästebett ist immer frei bei uns.“
„Prima!“, jauchzte Bibi und fiel Frau Martin vor Freude um den Hals. „Wissen Sie, Mami muss zu Tante Amanda, zu einem Hexentreffen. Papi hat aber keine Lust, allein daheim zu bleiben. Außerdem hat er ein paar Tage Urlaub und da nimmt ihn Mami einfach Huckepack, setzt ihn hier ab und fliegt weiter zu Tante Amanda. Auf dem Rückweg macht sie’s dann genau andersrum.“
„Prima, Bibi!“, freute sich Tina mit ihrer Freundin. „Dann lernen wir deinen Vater auch mal kennen. Mit deiner Mutter warst du ja schon letztes Jahr hier, aber dein Papi hat uns noch nicht seine Aufwartung gemacht.“
Frau Martin freute sich auch. „Der Besuch deines Vaters ist auch schon lange überfällig. Für dich ist der Martinshof ja fast schon wie ein zweites Zuhause. Bloß der gute Herr Blocksberg hat den Weg hierher noch nicht gefunden.“
„Na, das wird ja heute anders“, meinte Bibi lachend. „Sie müssen sich nur noch ein wenig gedulden. In zwei Stunden wollen die beiden in Neustadt losfliegen. Wie ich Mama und ihren Besen kenne, braucht sie nicht lange.“
© 2010 (1993) für die Buchausgabe by SchneiderBuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
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Bibliographische Angaben
- Autor: Theo Schwartz
- Altersempfehlung: 8 - 99 Jahre
- 2010, 112 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 12,8 x 18,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Nach Ulf Tiehm
- Verlag: Schneiderbuch
- ISBN-10: 3505127566
- ISBN-13: 9783505127564
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