Biss in alle Ewigkeit / Garnet Lacey Bd.4
Garnet Lacey und der Vampir ihrer Träume, der gut aussehende Sebastian, stehen kurz davor, einander das Ja-Wort zu geben. Garnet könnte nicht glücklicher sein. Doch dann geht mal wieder alles schief. Die Band, die sie für den Hochzeitsempfang engagiert hat,...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Biss in alle Ewigkeit / Garnet Lacey Bd.4 “
Klappentext zu „Biss in alle Ewigkeit / Garnet Lacey Bd.4 “
Garnet Lacey und der Vampir ihrer Träume, der gut aussehende Sebastian, stehen kurz davor, einander das Ja-Wort zu geben. Garnet könnte nicht glücklicher sein. Doch dann geht mal wieder alles schief. Die Band, die sie für den Hochzeitsempfang engagiert hat, entpuppt sich als Alleinunterhalter mit Akkordeon und Lederhosen. Die Kleider ihrer Brautjungfern wurden vom Schneider versehentlich aus lachsrosa Taft gefertigt. Und zu allem Übel hat es auch noch Sebastians Ex-Geliebte, die Mutter seines untoten Sohns, auf Garnets Leben abgesehen ...
Lese-Probe zu „Biss in alle Ewigkeit / Garnet Lacey Bd.4 “
Biss in alle Ewigkeit von Tate HallawayERSTER ASPEKT:
KONJUNKTION
Schlüsselwörter:
Zusammenkunft, Anfänge
... mehr
Wenn man das erste Mal seinen Verlobten mit zu den Eltern nimmt, ist das immer eine heikle Sache. Aber wenn der auch noch ein Vampir ist ...?
Und dann auch noch diese Verlegenheit, die immer zwischen uns herrscht. Man muss wissen, dass meine Eltern und ich uns sozusagen im Guten einander entfremdet haben. Seit meinem achtzehnten Geburtstag habe ich ihnen eigentlich nichts mehr aus meinem Leben erzählt. Und nun ...
Na, ich will's mal in drei Worten zusammenfassen: ei, ei, ei.
Zu viert saßen wir in einem dunklen Eckchen im Porta Bella's, das kürzlich von einer Lokalzeitung zu einem der romantischsten Restaurants in Madison, Wisconsin, gewählt worden war. Sebastian und ich hockten auf einer schmalen Holzbank, die aus der nächstbesten Kirche hätte stammen können, meine Eltern saßen uns gegenüber. An den Wänden hingen Teppiche in düsteren Farben, und in einem geschliffenen Glas in der Tischmitte flackerte eine Kerze. Kiefernzweige, mit Eiszapfen aus Glas dekoriert, schmückten die dunklen Deckenbalken.
Die Atmosphäre an unserem Tisch war genauso frostig wie die Luft draußen vor der Tür. Eine Kellnerin hatte uns zwar einen Korb mit kross gebackenem Brot und ein Fläschchen Olivenöl mit Knoblauch serviert, aber keiner von uns hatte das bisher angerührt. Stattdessen saßen wir da und starrten in unsere in rotes Leder gebundenen Speisekarten. Hin und wieder linste meine Mutter um ihre Karte herum und fixierte zuerst den Knoblauch und dann Sebastian, als rechnete sie damit, dass er jeden Moment in Flammen aufging.
Ganz ehrlich, ich hatte gar nicht vorgehabt, alles sofort auszuposaunen, als ich ihnen Sebastian vorstellte.
Den ganzen Abend hatte ich über einen Weg gebrütet, wie ich in einer alltäglichen Unterhaltung über die Preise für Hühnerfutter und über die Eierproduktion im Allgemeinen ganz nebenbei einfließen lassen könnte, dass mein Lover einen Blutsaugerhintergrund hat. Aber kaum hatten wir uns vor dem Restaurant getroffen, platzte ich auch schon heraus: „Das ist Sebastian von Traum, mein Verlobter. Er ist ein Vampir."
Meine Mutter meinte daraufhin nur: „Wie interessant." Aber das auf diese für Leute aus Minnesota so typische Weise, die mir unterstellte, ich hätte mir einen fetten Fauxpas geleistet.
Dass die Menschen in Minnesota so höflich sind und nicht sagen, was sie wirklich denken, schiebe ich gern auf das norwegische Erbe dieses Bundesstaates.
Trotzdem war meinem Missgeschick eisiges Schweigen gefolgt. In den letzten zehn Minuten hatte niemand mehr ein Wort gesprochen, und ein Ende war nicht abzusehen.
„Also ...", setzte ich zum Reden an, aber alle taten noch immer so, als wären sie von der Speisekarte vollkommen gefesselt.
Leise seufzend musterte ich meine Eltern und suchte nach einem Thema - egal, welchem -, mit dem ich die Unterhaltung wieder in Gang kriegen konnte. Meine Eltern sind Farmer und gleichzeitig kiffende Hippies. Auch wenn mein Dad inzwischen graues, schütteres Haar hatte, trug er es immer noch lang und zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, der ihm bis zwischen die Schulterblätter reichte. Eine Baseballkappe mit dem Aufdruck irgendeines Lieferanten für organisches Getreide hielt seine kürzeren Haare an den Schläfen davon ab, ihm ins von Sonne, Wind und Wetter gegerbte Gesicht zu fallen. Die Ärmel an seinem schlichten Baumwollhemd hatte er hochgekrempelt, sodass muskulöse Unterarme zum Vorschein kamen, die die eines viel jüngeren Mannes hätten sein können, wären sie nicht mit feinen weißen Härchen überzogen gewesen. Dort, wo andere Leute eine Armbanduhr trugen, fand sich bei ihm ein Bündel bunter Freundschaftsarmbänder.
Mom trug ein handgefärbtes Kleid und eine selbst geflochtene Kette aus Lederschnüren und Perlen, die aus Afrika importiert worden waren. Ihr Kurzhaarschnitt war rein zweckmäßig, aber die Schuhe waren aus italienischem Leder gefertigt. Make-up legte sie fast keines auf, wenn ich mal den hellbraunen Mascara außer Acht ließ, mit dem sie ihre blassblauen Augen betonte - das gleiche Blassblau, das meine Augen auch besessen hatten, bevor die dunkle Göttin Lilith von mir Besitz ergriffen hatte ... Noch so eine Sache, von denen ich meinen Eltern bislang irgendwie noch nichts erzählt hatte.
Zu meinen Augen hatte meine Mutter sich bis jetzt zwar noch nicht geäußert, aber ihr waren meine Haare aufgefallen. Schon als ich mich gestern Abend mit ihnen in ihrem Hotel getroffen hatte, war sie wegen meiner Elfenfrisur außer sich gewesen, bis sie schließlich den Kopf geschüttelt und erklärt hatte: „Dieses Schwarz lässt dich so streng aussehen, Liebes."
Dad hatte dazu angemerkt, dass er mich kaum wiedererkannt und gedacht habe: „Da kommt irgend so ein Hooligan, der Ärger machen will."
Natürlich hätte ich ihnen erklären können, dass das sozusagen meine Tarnung war, weil möglicherweise die Hexenjäger des Vatikans immer noch versuchten, mich umzubringen. Stattdessen verwandelte ich mich wieder in einen rebellischen Teenager und behauptete, dieser Aufzug sei cool.
Man kann sich vorstellen, wie die Unterhaltung von da an weiterging.
Dabei hatte ich wirklich gehofft, es würde heute besser laufen.
„Was machen denn die Packers?", wagte ich einen Vorstoß, der witzig sein sollte. Immerhin war die Frage nach dem Zustand des örtlichen Footballteams - in diesem Fall nach den Green Bay Packers - eine bewährte Eröffnung für eine Unterhaltung. Ich wusste, meine Eltern stehen nicht auf Sport, doch sie hätten die Pointe erkennen und meine Bemühungen zur Kenntnis nehmen sollen, das Gespräch wieder in Gang zu bekommen.
Mein Dad brummte aber nur vor sich hin, und meine Mutter verdrehte die Augen. Wenigstens kam von Sebastian ein flüchtiges Lächeln. Na bitte, wir hätten zum Beispiel darüber reden können, was für ein atemberaubender Typ er war, aber nein, meine Eltern mussten sich ja unbedingt in diese Vampirsache verbeißen.
Mal ehrlich: Soll es tatsächlich Eltern geben, die bei Sinnen sind und die nicht wollen, dass ihre Tochter einen solchen Mann heiratet? Sebastian trug sein schulterlanges schwarzes Haar im Nacken zusammengebunden, und er war frisch rasiert, was für ihn ziemlich ungewöhnlich war. Doch er hatte sich für diesen Abend tatsächlich richtig aufgebrezelt. In seinem grauen Hemd und der schwarzen Hose hätte er eigentlich der Traum aller Eltern sein müssen.
Das mit dem Vampirismus hätte ich eben nicht erwähnen dürfen.
Ich merkte Sebastian an, dass er ein bisschen vor sich hin brütete. Weil er bei Tageslicht unterwegs sein konnte, ging er absolut für einen Menschen durch. Er hasste es, wenn ich das Verlangen verspürte, ihn wegen seiner übernatürlichen Herkunft zu outen. Genau genommen hatten wir uns noch gar nicht richtig darauf geeinigt, ob wir es meinen Eltern überhaupt erzählen sollten. Er fand ja, dass das nur die Leute erfahren sollten, die es unbedingt wissen mussten, und dass es außer uns beiden niemanden etwas anging.
Inzwischen war mir auch klar, warum er das für besser hielt. „Die Linguini schmecken gut", warf ich in die schweigsame Runde.
Ohne von der Speisekarte aufzusehen, fügte Sebastian an: ja, und die Pasta-Gerichte kann ich empfehlen. Das wird alles hier in der Küche frisch hergestellt und zubereitet."
Das war ein ziemlich zurückhaltender Versuch von ihm, mir zu Hilfe zu kommen. Er war noch immer sauer auf mich, aber zumindest wollte er mir zuliebe gegenüber meinen Eltern eine geschlossene Front präsentieren.
„Ich nehme die Ravioli mit Ziegenkäsefüllung", erklärte ich betont gut gelaunt. Wenn ich einfach weiter über ganz normale Sachen redete, würden vielleicht alle vergessen, was mir vorhin rausgerutscht war, und wir könnten einfach noch mal auf Anfang zurückspulen.
Mein Vater schlug die Speisekarte zu und ließ sie auf den Holztisch klatschen. „Also ... Sebastian, richtig?" Sein Tonfall war vorwurfsvoll und voreingenommen. Er drückte die Schultern gegen die harte Rückenlehne der Bank und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und womit bestreiten Sie dann Ihren Lebensunterhalt?"
Das „dann" bedeutete eindeutig so viel wie „wenn Sie schon so ein Freak sind", das konnte ich deutlich heraushören. Ich kaute auf einem Fingernagel und blickte nervös zu Sebastian.
Der klappte ebenfalls seine Speisekarte zusammen und legte sie ordentlich und bedächtig unter den Brotkorb, dann verschränkte er die Hände vor sich auf dem Tisch und beugte sich leicht vor wie ein Manager, der sich anschickt, mit dem großen Deal herauszurücken. „Ich bin Automechaniker."
Mein Dad nickte nachdenklich. „Damit verdient man ganz ordentlich."
Mom war nicht so beeindruckt. „Haben Sie denn ein College besucht, Junge? Bildung spielt in unserer Familie eine wichtige Rolle."
Was natürlich eine nette kleine Spitze gegen mich war. Ich hatte einen Abschluss in Englisch gemacht, aber ich hatte gerade mitten in den langwierigen Vorbereitungen für meinen Master gesteckt, als die Vatikan-Miliz einen Anschlag auf meinen Zirkel verübte und ich untertauchen musste. Ich hatte mir schon immer gedacht, dass meine Eltern von meiner Karriere als Buchhändlerin nicht angetan waren, obwohl ich mittlerweile Chefin des Mercury Crossing war, des wichtigsten okkultistischen Buchladens mit Kräuterecke in ganz Madison.
„Sebastian hat einen Doktortitel, und er gibt an der Uni einen Botanikkurs", ergänzte ich in der Hoffnung, dass meine Eltern sich ihm verbundener fühlten, wenn sie wussten, dass er sich auch für Dinge interessierte, die aus der Erde wuchsen.
„Wenn Sie unterrichten können, warum reparieren Sie dann Autos?" Die Frage kam natürlich von meiner Mutter. Obwohl sie und Dad Farmer waren, ließ sie immer wieder den Snob raushängen, wenn es um Berufsstände ging. Jemand in Anzug und Krawatte war ihr grundsätzlich lieber als jemand im Blaumann.
„Magie", sagte Sebastian lächelnd und nickte dabei. „Alchemie."
Ich liebte ihn für diese Antwort, aber ich sah meinen Eltern an, dass er sie damit nur in Verwirrung gestürzt hatte. Als wir uns das erste Mal begegnet waren, hatte er zu mir genau das Gleiche gesagt, und ich hatte sofort gewusst, dass er damit elementare Magie meinte: Feuer, Luft, Wasser, Erde.
Meine Mom schaute auf der Suche nach einer Übersetzung zu mir, während Dad leise schnaubte, was so viel hieß wie: „Oh ja, völlig abgedreht."
„Nein, ganz ehrlich", erklärte ich. „Der Vergaser saugt Luft an, die Zündkerzen sprühen Funken, also Feuer. Benzin und Stahl stehen für die Erde ..." Ich dankte stumm der Göttin, da in diesem Moment die Kellnerin an unseren Tisch trat und meinen Versuch störte, Sebastians Bemerkung zu erklären.
Mein Vater setzte zum Reden an, und da ich fürchtete, er könnte die Frau wegschicken, um erst noch eine Weile Sebastian in die Mangel zu nehmen, krähte ich dazwischen: „Für mich Ravioli mit Ziegenkäsefüllung!"
„Also wirklich, Garnet", ermahnte mich meine Mutter. „Du musst nicht so schreien, die Frau steht hier bei uns am Tisch."
„Sorry", murmelte ich, während meine Wangen puterrot anliefen. Es war lange her, dass ich mich das letzte Mal wie eine Vierjährige gefühlt hatte.
© 2010 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
Wenn man das erste Mal seinen Verlobten mit zu den Eltern nimmt, ist das immer eine heikle Sache. Aber wenn der auch noch ein Vampir ist ...?
Und dann auch noch diese Verlegenheit, die immer zwischen uns herrscht. Man muss wissen, dass meine Eltern und ich uns sozusagen im Guten einander entfremdet haben. Seit meinem achtzehnten Geburtstag habe ich ihnen eigentlich nichts mehr aus meinem Leben erzählt. Und nun ...
Na, ich will's mal in drei Worten zusammenfassen: ei, ei, ei.
Zu viert saßen wir in einem dunklen Eckchen im Porta Bella's, das kürzlich von einer Lokalzeitung zu einem der romantischsten Restaurants in Madison, Wisconsin, gewählt worden war. Sebastian und ich hockten auf einer schmalen Holzbank, die aus der nächstbesten Kirche hätte stammen können, meine Eltern saßen uns gegenüber. An den Wänden hingen Teppiche in düsteren Farben, und in einem geschliffenen Glas in der Tischmitte flackerte eine Kerze. Kiefernzweige, mit Eiszapfen aus Glas dekoriert, schmückten die dunklen Deckenbalken.
Die Atmosphäre an unserem Tisch war genauso frostig wie die Luft draußen vor der Tür. Eine Kellnerin hatte uns zwar einen Korb mit kross gebackenem Brot und ein Fläschchen Olivenöl mit Knoblauch serviert, aber keiner von uns hatte das bisher angerührt. Stattdessen saßen wir da und starrten in unsere in rotes Leder gebundenen Speisekarten. Hin und wieder linste meine Mutter um ihre Karte herum und fixierte zuerst den Knoblauch und dann Sebastian, als rechnete sie damit, dass er jeden Moment in Flammen aufging.
Ganz ehrlich, ich hatte gar nicht vorgehabt, alles sofort auszuposaunen, als ich ihnen Sebastian vorstellte.
Den ganzen Abend hatte ich über einen Weg gebrütet, wie ich in einer alltäglichen Unterhaltung über die Preise für Hühnerfutter und über die Eierproduktion im Allgemeinen ganz nebenbei einfließen lassen könnte, dass mein Lover einen Blutsaugerhintergrund hat. Aber kaum hatten wir uns vor dem Restaurant getroffen, platzte ich auch schon heraus: „Das ist Sebastian von Traum, mein Verlobter. Er ist ein Vampir."
Meine Mutter meinte daraufhin nur: „Wie interessant." Aber das auf diese für Leute aus Minnesota so typische Weise, die mir unterstellte, ich hätte mir einen fetten Fauxpas geleistet.
Dass die Menschen in Minnesota so höflich sind und nicht sagen, was sie wirklich denken, schiebe ich gern auf das norwegische Erbe dieses Bundesstaates.
Trotzdem war meinem Missgeschick eisiges Schweigen gefolgt. In den letzten zehn Minuten hatte niemand mehr ein Wort gesprochen, und ein Ende war nicht abzusehen.
„Also ...", setzte ich zum Reden an, aber alle taten noch immer so, als wären sie von der Speisekarte vollkommen gefesselt.
Leise seufzend musterte ich meine Eltern und suchte nach einem Thema - egal, welchem -, mit dem ich die Unterhaltung wieder in Gang kriegen konnte. Meine Eltern sind Farmer und gleichzeitig kiffende Hippies. Auch wenn mein Dad inzwischen graues, schütteres Haar hatte, trug er es immer noch lang und zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, der ihm bis zwischen die Schulterblätter reichte. Eine Baseballkappe mit dem Aufdruck irgendeines Lieferanten für organisches Getreide hielt seine kürzeren Haare an den Schläfen davon ab, ihm ins von Sonne, Wind und Wetter gegerbte Gesicht zu fallen. Die Ärmel an seinem schlichten Baumwollhemd hatte er hochgekrempelt, sodass muskulöse Unterarme zum Vorschein kamen, die die eines viel jüngeren Mannes hätten sein können, wären sie nicht mit feinen weißen Härchen überzogen gewesen. Dort, wo andere Leute eine Armbanduhr trugen, fand sich bei ihm ein Bündel bunter Freundschaftsarmbänder.
Mom trug ein handgefärbtes Kleid und eine selbst geflochtene Kette aus Lederschnüren und Perlen, die aus Afrika importiert worden waren. Ihr Kurzhaarschnitt war rein zweckmäßig, aber die Schuhe waren aus italienischem Leder gefertigt. Make-up legte sie fast keines auf, wenn ich mal den hellbraunen Mascara außer Acht ließ, mit dem sie ihre blassblauen Augen betonte - das gleiche Blassblau, das meine Augen auch besessen hatten, bevor die dunkle Göttin Lilith von mir Besitz ergriffen hatte ... Noch so eine Sache, von denen ich meinen Eltern bislang irgendwie noch nichts erzählt hatte.
Zu meinen Augen hatte meine Mutter sich bis jetzt zwar noch nicht geäußert, aber ihr waren meine Haare aufgefallen. Schon als ich mich gestern Abend mit ihnen in ihrem Hotel getroffen hatte, war sie wegen meiner Elfenfrisur außer sich gewesen, bis sie schließlich den Kopf geschüttelt und erklärt hatte: „Dieses Schwarz lässt dich so streng aussehen, Liebes."
Dad hatte dazu angemerkt, dass er mich kaum wiedererkannt und gedacht habe: „Da kommt irgend so ein Hooligan, der Ärger machen will."
Natürlich hätte ich ihnen erklären können, dass das sozusagen meine Tarnung war, weil möglicherweise die Hexenjäger des Vatikans immer noch versuchten, mich umzubringen. Stattdessen verwandelte ich mich wieder in einen rebellischen Teenager und behauptete, dieser Aufzug sei cool.
Man kann sich vorstellen, wie die Unterhaltung von da an weiterging.
Dabei hatte ich wirklich gehofft, es würde heute besser laufen.
„Was machen denn die Packers?", wagte ich einen Vorstoß, der witzig sein sollte. Immerhin war die Frage nach dem Zustand des örtlichen Footballteams - in diesem Fall nach den Green Bay Packers - eine bewährte Eröffnung für eine Unterhaltung. Ich wusste, meine Eltern stehen nicht auf Sport, doch sie hätten die Pointe erkennen und meine Bemühungen zur Kenntnis nehmen sollen, das Gespräch wieder in Gang zu bekommen.
Mein Dad brummte aber nur vor sich hin, und meine Mutter verdrehte die Augen. Wenigstens kam von Sebastian ein flüchtiges Lächeln. Na bitte, wir hätten zum Beispiel darüber reden können, was für ein atemberaubender Typ er war, aber nein, meine Eltern mussten sich ja unbedingt in diese Vampirsache verbeißen.
Mal ehrlich: Soll es tatsächlich Eltern geben, die bei Sinnen sind und die nicht wollen, dass ihre Tochter einen solchen Mann heiratet? Sebastian trug sein schulterlanges schwarzes Haar im Nacken zusammengebunden, und er war frisch rasiert, was für ihn ziemlich ungewöhnlich war. Doch er hatte sich für diesen Abend tatsächlich richtig aufgebrezelt. In seinem grauen Hemd und der schwarzen Hose hätte er eigentlich der Traum aller Eltern sein müssen.
Das mit dem Vampirismus hätte ich eben nicht erwähnen dürfen.
Ich merkte Sebastian an, dass er ein bisschen vor sich hin brütete. Weil er bei Tageslicht unterwegs sein konnte, ging er absolut für einen Menschen durch. Er hasste es, wenn ich das Verlangen verspürte, ihn wegen seiner übernatürlichen Herkunft zu outen. Genau genommen hatten wir uns noch gar nicht richtig darauf geeinigt, ob wir es meinen Eltern überhaupt erzählen sollten. Er fand ja, dass das nur die Leute erfahren sollten, die es unbedingt wissen mussten, und dass es außer uns beiden niemanden etwas anging.
Inzwischen war mir auch klar, warum er das für besser hielt. „Die Linguini schmecken gut", warf ich in die schweigsame Runde.
Ohne von der Speisekarte aufzusehen, fügte Sebastian an: ja, und die Pasta-Gerichte kann ich empfehlen. Das wird alles hier in der Küche frisch hergestellt und zubereitet."
Das war ein ziemlich zurückhaltender Versuch von ihm, mir zu Hilfe zu kommen. Er war noch immer sauer auf mich, aber zumindest wollte er mir zuliebe gegenüber meinen Eltern eine geschlossene Front präsentieren.
„Ich nehme die Ravioli mit Ziegenkäsefüllung", erklärte ich betont gut gelaunt. Wenn ich einfach weiter über ganz normale Sachen redete, würden vielleicht alle vergessen, was mir vorhin rausgerutscht war, und wir könnten einfach noch mal auf Anfang zurückspulen.
Mein Vater schlug die Speisekarte zu und ließ sie auf den Holztisch klatschen. „Also ... Sebastian, richtig?" Sein Tonfall war vorwurfsvoll und voreingenommen. Er drückte die Schultern gegen die harte Rückenlehne der Bank und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und womit bestreiten Sie dann Ihren Lebensunterhalt?"
Das „dann" bedeutete eindeutig so viel wie „wenn Sie schon so ein Freak sind", das konnte ich deutlich heraushören. Ich kaute auf einem Fingernagel und blickte nervös zu Sebastian.
Der klappte ebenfalls seine Speisekarte zusammen und legte sie ordentlich und bedächtig unter den Brotkorb, dann verschränkte er die Hände vor sich auf dem Tisch und beugte sich leicht vor wie ein Manager, der sich anschickt, mit dem großen Deal herauszurücken. „Ich bin Automechaniker."
Mein Dad nickte nachdenklich. „Damit verdient man ganz ordentlich."
Mom war nicht so beeindruckt. „Haben Sie denn ein College besucht, Junge? Bildung spielt in unserer Familie eine wichtige Rolle."
Was natürlich eine nette kleine Spitze gegen mich war. Ich hatte einen Abschluss in Englisch gemacht, aber ich hatte gerade mitten in den langwierigen Vorbereitungen für meinen Master gesteckt, als die Vatikan-Miliz einen Anschlag auf meinen Zirkel verübte und ich untertauchen musste. Ich hatte mir schon immer gedacht, dass meine Eltern von meiner Karriere als Buchhändlerin nicht angetan waren, obwohl ich mittlerweile Chefin des Mercury Crossing war, des wichtigsten okkultistischen Buchladens mit Kräuterecke in ganz Madison.
„Sebastian hat einen Doktortitel, und er gibt an der Uni einen Botanikkurs", ergänzte ich in der Hoffnung, dass meine Eltern sich ihm verbundener fühlten, wenn sie wussten, dass er sich auch für Dinge interessierte, die aus der Erde wuchsen.
„Wenn Sie unterrichten können, warum reparieren Sie dann Autos?" Die Frage kam natürlich von meiner Mutter. Obwohl sie und Dad Farmer waren, ließ sie immer wieder den Snob raushängen, wenn es um Berufsstände ging. Jemand in Anzug und Krawatte war ihr grundsätzlich lieber als jemand im Blaumann.
„Magie", sagte Sebastian lächelnd und nickte dabei. „Alchemie."
Ich liebte ihn für diese Antwort, aber ich sah meinen Eltern an, dass er sie damit nur in Verwirrung gestürzt hatte. Als wir uns das erste Mal begegnet waren, hatte er zu mir genau das Gleiche gesagt, und ich hatte sofort gewusst, dass er damit elementare Magie meinte: Feuer, Luft, Wasser, Erde.
Meine Mom schaute auf der Suche nach einer Übersetzung zu mir, während Dad leise schnaubte, was so viel hieß wie: „Oh ja, völlig abgedreht."
„Nein, ganz ehrlich", erklärte ich. „Der Vergaser saugt Luft an, die Zündkerzen sprühen Funken, also Feuer. Benzin und Stahl stehen für die Erde ..." Ich dankte stumm der Göttin, da in diesem Moment die Kellnerin an unseren Tisch trat und meinen Versuch störte, Sebastians Bemerkung zu erklären.
Mein Vater setzte zum Reden an, und da ich fürchtete, er könnte die Frau wegschicken, um erst noch eine Weile Sebastian in die Mangel zu nehmen, krähte ich dazwischen: „Für mich Ravioli mit Ziegenkäsefüllung!"
„Also wirklich, Garnet", ermahnte mich meine Mutter. „Du musst nicht so schreien, die Frau steht hier bei uns am Tisch."
„Sorry", murmelte ich, während meine Wangen puterrot anliefen. Es war lange her, dass ich mich das letzte Mal wie eine Vierjährige gefühlt hatte.
© 2010 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
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Autoren-Porträt von Tate Hallaway
Tate Hallaway ist Amateur-Astrologin, praktizierende Hexe und Vampir-Fan, seit sie in der Highschool Poppy Z. Brite gelesen hat. Sie lebt in Minnesota.
Bibliographische Angaben
- Autor: Tate Hallaway
- 2010, 328 Seiten, Maße: 12,5 x 18 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Dtsch. v. Ralph Sander
- Übersetzer: Ralph Sander
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 380258287X
- ISBN-13: 9783802582875
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