Bittere Pillen
Mehr als 10.000 rezeptpflichtige und frei verkäufliche Medikamente, Natur-Heilmittel und Homöopathika in der kritischen Bewertung...
Mehr als 10.000 rezeptpflichtige und frei verkäufliche Medikamente, Natur-Heilmittel und Homöopathika in der kritischen Bewertung u.a.
''Die 1983 erschienene Erstauflage hat beim Publikum wie Luthers Bibelübersetzung eingeschlagen.''
Der Spiegel
BitterePillen von Kurt Langbein,Hans-Peter Martin und Hans Weiss
LESEPROBE
Menschliche Versuchskaninchen
Beim Testen neuer Medikamente sind manche Pharma-Firmennicht zimperlich: Ergebnisse werden verfälscht, Nebenwirkungen verschwiegen.Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen erhalten keine wirksamenMedikamente. Ärzte werden zu Komplizen. Eine Reportage von Hans Weiss.'
Am 22.2.2001 wechselte ich meinen Beruf und wurde vomBuchautor zum Pharma-Consultant. Diese Berufsbezeichnung habe ich erfunden.Bis zu diesem Tag hatte ich noch keine Ahnung von dem neuen Job, danachverhandelte ich mit Klinikchefs darüber, wie viel es kostet, fragwürdigeMedikamentenversuche durchzuführen. Für die Ausübung dieser Tätigkeit mussteich keine einzige Mark, keinen einzigen Schilling investieren. Ich benötigtenur ein wenig Hintergrundwissen über Medikamentenversuche, Einfühlungsvermögenund einen Computer mit Internetanschluss.
Als Pharma-Consultant wollte ich testen, ob Ärzte sich andie ethischen Regeln halten, die der Weltärztebund in der Deklaration vonHelsinki im Oktober 2000 festgelegt hat.2
Diese Deklaration verbietet es, schwere Erkrankungen nur miteinem Placebo, einem Scheinmedikament zu behandeln, wenn es bereits eineerprobte Behandlung gibt. Das gilt ausdrücklich auch für Patienten, die anMedikamentenversuchen teilnehmen.
Erlaubt sind nur Versuche, bei dem eine Gruppe vonPatienten das Testmedikament erhält, die andere Gruppe ein Standardmedikament.Ich hatte Hinweise bekommen, dass Mediziner im Auftrag bekannter Pharmakonzernediese Regeln verletzen. Dem wollte ich nachgehen. Mein Plan war es, Ärzte zufragen, ob sie bereit sind, einen Medikamentenversuch durchzuführen, bei demschwer kranke Patienten nur ein unwirksames Medikament - also ein Placebo -erhalten. Das hieße, dass Ärzte ihre Patienten bewusst unnötig leiden lassen.Als Köder wollte ich das in Westeuropa oder den USA übliche Honorar anbieten.
Schöne Ergebnisse
Die medizinische Fachliteratur verzeichnet Dutzende von gutdokumentierten Fällen, in denen Pharma-Konzerne die Versuchs-Ergebnissemassiv beeinflussten. Angesehene Mediziner behaupten, dass die Kontrolle derFirmen über die Medikamenten-Forschung bereits so weit geht, dass es zu einersystematischen Verzerrung von Ergebnissen kommt. Deshalb seien Angaben überWirksamkeit und Nebenwirkungen generell mit Vorsicht zu genießen.' Wo immermöglich, wird geschönt und manipuliert, was das Zeug hält.' Es steht eben vielGeld auf dem Spiel. Die Entwicklung eines neuen Medikaments ist mit hohenKosten und beträchtlichen Risiken verbunden. Nur jedes fünfte Medikamentschafft es, von der Gesundheitsbehörde genehmigt zu werden.' Nichts fürchtendie Firmen mehr als ein negatives Ergebnis bei einem Medikamenten-Versuch. Denndann wäre die Marktzulassung in Frage gestellt und alle Investitionen wärenumsonst gewesen. Um das zu vermeiden, streben sie die totale Kontrolle überForschung und Forscher an. Wenn eine Firma einen neuen pharmazeutischenWirkstoff beim Patentamt anmeldet, erhält sie einen 20 Jahre andauerndenSchutz vor Konkurrenten. Das allerdings bringt noch kein Geld. Denn schon abdem Zeitpunkt der Anmeldung läuft die Patentuhr - obwohl die Firma jetzt erstmit Versuchen beginnen kann und herausfinden muss, ob das Medikamenttatsächlich wirkt und keine schwer wiegenden Nebenwirkungen hat. Das dauertmeist viele Jahre. Je schneller die Firma es schafft, die notwendigen Wirksamkeits-und Verträglichkeitsbeweise zu liefern und die Zulassung derGesundheitsbehörden zu erhalten, umso mehr Zeit bleibt bis zum Ablauf derPatentfrist.
Ab dem Zeitpunkt der Zulassung sprudeln dann etwa acht biszwölf Jahre lang sagenhafte Gewinne, denn für ein neues Medikament kann jederbeliebige Preis verlangt werden. Nach Ablauf der Patentfrist ist es damitvorbei. Andere Pharma-Firmen können das Medikament nachahmen und über einenbilligeren Preis versuchen, ebenfalls ein Geschäft zu machen. Damit sinkenautomatisch die Gewinne.
Als Pharma-Consultant
Bevor ich Anfang 2001 mit meinem Test beginnen konnte - obÄrzte ohne weiteres bereit sind, im Auftrag von Pharmafirmen unethischeMedikamentenversuche durchzuführen -, musste ich eine Reihe von entscheidendenFragen klären:
Welche Ärzte sollte ich fragen? Sollte ich persönlichauftreten, als Mitarbeiter eines real existierenden Pharmakonzerns? Odersollte ich mein Angebot per E-Mail abschicken? Welche schwere Krankheit solltebehandelt, welches Medikament getestet werden? Und wie viel Geld sollte ich denÄrzten anbieten?
© 2004 by Kiepenheuer & Witsch, Köln
Er ist u.a. Autor der Bestseller Bittere Pillen und Weißbuch Heilung, in dem er sich als ehemaliger Krebspatient mit alternativen Heilungsmethoden und den menschlichen Selbstheilungskräften auseinandersetzt.Dr. jur. Hans-Peter Martin, 1957 in Bregenz/Österreich geboren, ist seit 1986 "Spiegel"-Redakteur. Er ist Korrespondent in Südamerika, lebt aber in Wien.
- Autoren: Kurt Langbein , Hans-peter Martin , Hans Weiss
- 2004, Jubil.-Ausg. d. 76 erg. u. korr. Aufl., 1088 Seiten, Maße: 13,4 x 21,4 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- ISBN-10: 3462034014
- ISBN-13: 9783462034011
"Die 1983 erschienene Erstauflage hat beim Publikum wie Luthers Bibelübersetzung eingeschlagen. ... Das Arzneimittel-Handbuch 'Bittere Pillen' wurde auf Anhieb zum Bestseller - zum Verdruss der Pharma-Lobby, die auf den 'kritischen Ratgeber' heftig, aber hilflos reagierte." (Der Spiegel)
"Die Bibel zur Verhinderung von Arzneimittelmissbrauch - ein Meisterwerk" (Prof. Georges Peters, Der Spiegel)
"Der erste industrieunabhängige Führer durch den Pharma-Dschungel" (natur)
"Ein unverzichtbares Standardwerk für jeden Arzt-Schreibtisch und den Bücherschrank des nichtärztlichen Bundesbürgers." (taz)
"Alternativen aufzuzeigen, diesen Anspruch erfüllt der Ratgeber 'Bittere Pillen' zweifellos am besten." (NDR 1)
"Besser die Pillenbibel auf dem Nachttisch, als unnötige Pillen im Magen" (Der Arzneimittelbrief)
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
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