Bitterer Frühling
Meine Jugend im Iran der Revolutionszeit
Zwischen Schah und Chomeini: eine bezaubernde Geschichte vom Erwachsenwerden
Roya Hakakian schildert ihre Kindheit und Jugend im Iran der siebziger und frühen achtziger Jahre. Mit den Augen eines optimistischen jungen Mädchens erzählt sie von den...
Roya Hakakian schildert ihre Kindheit und Jugend im Iran der siebziger und frühen achtziger Jahre. Mit den Augen eines optimistischen jungen Mädchens erzählt sie von den...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch (Gebunden)
9.95 €
Produktdetails
Produktinformationen zu „Bitterer Frühling “
Klappentext zu „Bitterer Frühling “
Zwischen Schah und Chomeini: eine bezaubernde Geschichte vom ErwachsenwerdenRoya Hakakian schildert ihre Kindheit und Jugend im Iran der siebziger und frühen achtziger Jahre. Mit den Augen eines optimistischen jungen Mädchens erzählt sie von den Ereignissen der iranischen Revolution, dem Sturz des Schahs und davon, wie die Etablierung des Ayatollah-Regimes ihre Hoffnungen und die einer ganzen Generation junger Iranerinnen und Iraner auf eine bessere und gerechtere Zukunft zunichte machte.
Als Roya Hakakian, jüngstes Kind einer jüdisch-persischen Intellektuellenfamilie, zwölf Jahre alt ist, wird der Iran von einer revolutionären Woge erfasst, die jahrtausendealte persische Monarchie stürzt, Teheran ist zunächst erfüllt von Aufbruchstimmung und Optimismus. Mit offenen Augen geht die junge Roya durch die Straßen ihrer Heimatstadt, erlebt diese Zeit des Umbruchs und versucht, die Ereignisse zu verstehen. Sehr schnell stellt sie fest, dass im Land neue, radikale Stimmen den Ton angeben. Das Konterfei Chomeinis prägt zunehmend das Bild der Stadt, schwarz verhüllte Frauen übernehmen in den Schulen das Kommando und zwingen den Schülerinnen den Schleier auf, die Zensur des Schahs wird durch die Zensur der Ayatollahs ersetzt. Als Roya an der Mauer ihres Hauses ein "verunglücktes Pluszeichen, ein dunkles Reptil mit vier hungrigen Klauen" ein Hakenkreuz und darunter die Aufforderung "Juden raus" entdeckt, wird klar, dass es für die Familie Hakakian im iranischen Gottesstaat keinen Platz mehr gibt.
Wunderbar geschriebenes, sehr literarisches Frauenbuch.
Lese-Probe zu „Bitterer Frühling “
Bitterer Frühling von Roya Hakakian LESEPROBE Historische Vorbemerkung
Im Dezember 1977, bei einem Dinner in Teheran, brachte der amerikanische Präsident Jimmy Carter folgenden Toast auf den iranischen Herrscher Mohammed Reza Schah Pahlewi aus: »Iran, dessen Schicksal der Schah in so bemerkenswerter Weise lenkt, ist eine Insel der Stabilität in einer der unruhigsten Regionen der Welt.«
Tatsächlich herrschte damals eine Zeit des Friedens, und das Land schien unterwegs in eine große Zukunft. Das Wirtschaftswachstum war doppelt so stark wie der Durchschnittswert anderer Dritte-Welt-Länder. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen wuchs, die Zahl der Studenten nahm zu, die allgemeine Lebenserwartung entwickelte sich positiv. Die Standards von Bildung und Gesundheit hatten sich verbessert, die Sterblichkeitsrate sank, Unterernährung, Infektionskrankheiten und Analphabetismus waren auf dem Rückzug.
... mehr
Aber es gab noch ein anderes Iran, in dem die persönlichen und bürgerlichen Freiheiten mit der positiven Gesundheitsentwicklung und dem wirtschaftlichen Wachstum nicht Schritt hielten, in dem politische Parteien verboten waren und keine Meinungsfreiheit existierte. Der Schah wollte im Iran des 20. Jahrhunderts den Glanz des alten Persien neu erstehen lass.. Aber diesem allzu hoch gesteckten Ziel arbeitete sein Geheimdienst SAVAK entgegen, der Schriftsteller, Intellektuelle und politische Aktivisten verfolgte, ins Gefängnis steckte und folterte. Für die gebildeten Teile der Bevölkerung wurde der SAVAK schnell zum Hauptschuldigen ihrer Unzufriedenheit mit dem Schah-Regime.
Aber dieses Missbehagen hatte nicht nur politisch-soziale Gründe. Die iranischen Intellektuellen waren inspiriert von den revolutionären Anfängen der Sowjetunion, vom utopischen Geist ihres nördlichen Nachbarlandes. Während des globalen Kalten Kriegs bezog die Mehrheit der gebildeten Iraner Position gegen den Imperialismus US-amerikanischer Prägung. Und als diese Intellektuellen im Jahr 1978 die flammende Rhetorik eines Geistlichen vernahmen, folgten sie seinem Ruf. Von seinem bescheidenen Exil in Frankreich aus sagte Ajatollah Chomeini der Tyrannei des Schah-Regimes und dem Diktat der Vereinigten Staaten den Kampf an. Den Amerikanern warf er vor, die Souveränität Irans zu untergraben. Immer und immer Wieder betonte er, dass er nicht nach der Macht strebe, sondern nur in seine Heimat, die heilige Stadt Qom, zurückkehren wolle, um sich seinen religiösen Studien zu widmen.
Als der Ajatollah am 1. Februar 1979 in Iran eintraf, wenige Tage, nachdem der Schah das Land verlassen hatte, wurde er als ein politischer Führer empfangen, der Linke und Rechte geeint und Millionen von Iranern dazu gebracht hatte, für das Ende der 2500 Jahre alten Monarchie auf die Straße zu gehen - unter ihnen auch Hunderte jüdische Jugendliche. Gegen den Willen ihrer Ehern schlossen sich diese jüdischen Studenten der Revolution an in der Hoffnung, ungeachtet ihrer Religion als Iraner leben zu können und sich als politische Kraft in den Dienst jenes utopischen Gesellschaftsentwurfs zu stellen, den die Revolution zu verwirklichen versprach.
Am 12. Februar 1979 stieg Ajatollah Chomeini von einem ehrwürdigen Geistlichen zum »Imam« auf, in der schiitischen Tradition nur einen Schritt vom Rang des Propheten entfernt. Er verkündete den endgültigen Sieg der Revolution. Bei den Wahlen im April sprach sich eine überwältigende Mehrheit der Iraner für die Errichtung einer islamischen Republik aus.
Binnen weniger Wochen übersiedelte Chomeini von Qom in die Hauptstadt Teheran, um den Übergang des Landes in eine neue soziale Ordnung persönlich zu dirigieren. Am Ende des zweiten Jahres waren so gut wie alle Versprechungen, die er anfangs gegeben hatte, gebrochen. Sämtliche Untergrundgruppen, die sich mit ihm in einer Koalition zum Sturz des Schah zusammengeschlossen hatten, wurden erneut verboten. Die Kontrolle über alle gesellschaftlichen und politischen Lebensbereiche gelangte in die Hände einer Gruppe junger Radikaler, die sich zur Hisbollah, der Partei Gottes, bekannten.
Die jüdische Gemeinde Irans, mit 100000 Mitgliedern nach Israel die zweitgrößte im Nahen Osten, war wie vor den Kopf gestoßen. Mit der Erklärung des neuen Regimes, Israel sei der größte Feind Irans, lebten antisemitische Ressentiments wieder auf. Obwohl Ajatollah Chomeini in mehreren großen Reden die Juden Irans als Angehörige eines - wie es im heiligen Koran heißt - legitimen »Volkes des Buches« anerkannte, schwanden deren Chancen in Gesellschaft, Wirtschaft und im Bildungsbereich rapide. Viele von ihnen verließen ein Land, dessen jüdische Geschichte einige hundert Jahre älter war als die muslimische. Um die Frauen stand es noch schlechter. Es wurde strafbar, sich in der Öffentlichkeit ohne Schleier zu zeigen. Und die neuen islamischen Bekleidungsvorschriften - neben dem Schleier hatten Frauen ein langes weites Obergewand samt Hose zu tragen - wurden kurz nach dem Sieg der Revolution obligatorisch. Die Frauen verloren das Recht, sich scheiden zu lassen, Abtreibung wurde für illegal erklärt. Und in den meisten technischen Fakultäten sowie in den Rechtsschulen wurden keine Studentinnen mehr zugelassen. Im September 1980, nach der Besetzung der amerikanischen Botschaft in Teheran und der Geiselnahme von zweiundfünfzig amerikanischen Diplomaten, verhängte die Weltgemeinschaft eine Reihe von Sanktionen über Iran. Im selben Monat erklärte Saddam Hussein dem Land den Krieg. Das war der Anfang vom Ende, und das deutlichste Zeichen dafür war der Wechselkurs. Im Jahr 1978 kostete ein Dollar siebzig, im Jahr 1984 mehr als zehntausend Rial.
Es dauerte einige Zeit, bis die Geistlichen ihre Macht gefestigt hatten. Und das Land brauchte eine Weile, bis es an den Rand der Verzweiflung getrieben war. Bis dahin herrschte im ganzen Land und besonders in Teheran eine Ara nie da gewesener Freiheit. Den Bewohnern Teherans ist diese Zeit unmittelbar nach der Revolution als die denkwürdigste Phase ihres Lebens in Erinnerung. In den Geschichtsbüchern wird die iranische Revolution als eine der größten Revolutionen, ja als die letzte große Revolution des 20. Jahrhunderts dargestellt. Sie war aber viel mehr. Für die Kinder jener Ära war 1979 nicht einfach nur ein Jahr im Kalender, sondern eine Liebesgeschichte, die größte Liebe ihres Lebens - und, wie sich herausstellen sollte, auch die grausamste.
Dies ist die Geschichte dieser Liebe. © Dva Verlag
Übersetzung: Rita Seuß
Aber dieses Missbehagen hatte nicht nur politisch-soziale Gründe. Die iranischen Intellektuellen waren inspiriert von den revolutionären Anfängen der Sowjetunion, vom utopischen Geist ihres nördlichen Nachbarlandes. Während des globalen Kalten Kriegs bezog die Mehrheit der gebildeten Iraner Position gegen den Imperialismus US-amerikanischer Prägung. Und als diese Intellektuellen im Jahr 1978 die flammende Rhetorik eines Geistlichen vernahmen, folgten sie seinem Ruf. Von seinem bescheidenen Exil in Frankreich aus sagte Ajatollah Chomeini der Tyrannei des Schah-Regimes und dem Diktat der Vereinigten Staaten den Kampf an. Den Amerikanern warf er vor, die Souveränität Irans zu untergraben. Immer und immer Wieder betonte er, dass er nicht nach der Macht strebe, sondern nur in seine Heimat, die heilige Stadt Qom, zurückkehren wolle, um sich seinen religiösen Studien zu widmen.
Als der Ajatollah am 1. Februar 1979 in Iran eintraf, wenige Tage, nachdem der Schah das Land verlassen hatte, wurde er als ein politischer Führer empfangen, der Linke und Rechte geeint und Millionen von Iranern dazu gebracht hatte, für das Ende der 2500 Jahre alten Monarchie auf die Straße zu gehen - unter ihnen auch Hunderte jüdische Jugendliche. Gegen den Willen ihrer Ehern schlossen sich diese jüdischen Studenten der Revolution an in der Hoffnung, ungeachtet ihrer Religion als Iraner leben zu können und sich als politische Kraft in den Dienst jenes utopischen Gesellschaftsentwurfs zu stellen, den die Revolution zu verwirklichen versprach.
Am 12. Februar 1979 stieg Ajatollah Chomeini von einem ehrwürdigen Geistlichen zum »Imam« auf, in der schiitischen Tradition nur einen Schritt vom Rang des Propheten entfernt. Er verkündete den endgültigen Sieg der Revolution. Bei den Wahlen im April sprach sich eine überwältigende Mehrheit der Iraner für die Errichtung einer islamischen Republik aus.
Binnen weniger Wochen übersiedelte Chomeini von Qom in die Hauptstadt Teheran, um den Übergang des Landes in eine neue soziale Ordnung persönlich zu dirigieren. Am Ende des zweiten Jahres waren so gut wie alle Versprechungen, die er anfangs gegeben hatte, gebrochen. Sämtliche Untergrundgruppen, die sich mit ihm in einer Koalition zum Sturz des Schah zusammengeschlossen hatten, wurden erneut verboten. Die Kontrolle über alle gesellschaftlichen und politischen Lebensbereiche gelangte in die Hände einer Gruppe junger Radikaler, die sich zur Hisbollah, der Partei Gottes, bekannten.
Die jüdische Gemeinde Irans, mit 100000 Mitgliedern nach Israel die zweitgrößte im Nahen Osten, war wie vor den Kopf gestoßen. Mit der Erklärung des neuen Regimes, Israel sei der größte Feind Irans, lebten antisemitische Ressentiments wieder auf. Obwohl Ajatollah Chomeini in mehreren großen Reden die Juden Irans als Angehörige eines - wie es im heiligen Koran heißt - legitimen »Volkes des Buches« anerkannte, schwanden deren Chancen in Gesellschaft, Wirtschaft und im Bildungsbereich rapide. Viele von ihnen verließen ein Land, dessen jüdische Geschichte einige hundert Jahre älter war als die muslimische. Um die Frauen stand es noch schlechter. Es wurde strafbar, sich in der Öffentlichkeit ohne Schleier zu zeigen. Und die neuen islamischen Bekleidungsvorschriften - neben dem Schleier hatten Frauen ein langes weites Obergewand samt Hose zu tragen - wurden kurz nach dem Sieg der Revolution obligatorisch. Die Frauen verloren das Recht, sich scheiden zu lassen, Abtreibung wurde für illegal erklärt. Und in den meisten technischen Fakultäten sowie in den Rechtsschulen wurden keine Studentinnen mehr zugelassen. Im September 1980, nach der Besetzung der amerikanischen Botschaft in Teheran und der Geiselnahme von zweiundfünfzig amerikanischen Diplomaten, verhängte die Weltgemeinschaft eine Reihe von Sanktionen über Iran. Im selben Monat erklärte Saddam Hussein dem Land den Krieg. Das war der Anfang vom Ende, und das deutlichste Zeichen dafür war der Wechselkurs. Im Jahr 1978 kostete ein Dollar siebzig, im Jahr 1984 mehr als zehntausend Rial.
Es dauerte einige Zeit, bis die Geistlichen ihre Macht gefestigt hatten. Und das Land brauchte eine Weile, bis es an den Rand der Verzweiflung getrieben war. Bis dahin herrschte im ganzen Land und besonders in Teheran eine Ara nie da gewesener Freiheit. Den Bewohnern Teherans ist diese Zeit unmittelbar nach der Revolution als die denkwürdigste Phase ihres Lebens in Erinnerung. In den Geschichtsbüchern wird die iranische Revolution als eine der größten Revolutionen, ja als die letzte große Revolution des 20. Jahrhunderts dargestellt. Sie war aber viel mehr. Für die Kinder jener Ära war 1979 nicht einfach nur ein Jahr im Kalender, sondern eine Liebesgeschichte, die größte Liebe ihres Lebens - und, wie sich herausstellen sollte, auch die grausamste.
Dies ist die Geschichte dieser Liebe. © Dva Verlag
Übersetzung: Rita Seuß
... weniger
Autoren-Porträt von Roya Hakakian
Roya Hakakian, geboren 1966, wuchs in einer jüdischen Familie in Teheran auf und erlebte als junges Mädchen die iranische Revolution. Seit 1985 lebt sie in den USA. Sie ist Journalistin und Publizistin und arbeitet für verschiedene amerikanische Fernsehstationen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Roya Hakakian
- 2008, 1, 286 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Rita Seuß
- Verlag: DVA
- ISBN-10: 3421043280
- ISBN-13: 9783421043283
Rezension zu „Bitterer Frühling “
"Ihr Buch vermittelt nicht nur lebensvolle, sondern gelegentlich auch schneidend scharfe Einblicke ins iranisch-jüdische Milieu."
Kommentar zu "Bitterer Frühling"
0 Gebrauchte Artikel zu „Bitterer Frühling“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Bitterer Frühling".
Kommentar verfassen