Blutgier / Alex Delaware Bd.21
Auf dem Rückweg von einer Probe verschwinden die Schauspielschüler Dylan Meserve und Michaela Brand spurlos. Drei Tage später werden sie in den Bergen von Malibu schwer traumatisiert aufgefunden. Sie behaupten, entführt und gefoltert worden zu sein. Aber...
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Auf dem Rückweg von einer Probe verschwinden die Schauspielschüler Dylan Meserve und Michaela Brand spurlos. Drei Tage später werden sie in den Bergen von Malibu schwer traumatisiert aufgefunden. Sie behaupten, entführt und gefoltert worden zu sein. Aber die forensischen Untersuchungen belegen, dass die Entführung nur inszeniert war, ein übler PR-Gag - der sich auf böse Weise rächen soll. Denn kurz darauf wird Michaelas Leiche gefunden. Und die junge Frau ist genau so misshandelt worden, wie sie es zuvor geschildert hatte.
Blutgier von Jonathan Kellerman
LESEPROBE
Sie hättebeinahe einen Unschuldigen umgebracht.
Creighton»Charley« Bondurant fuhr vorsichtig, weil sein Leben davonabhing. Der Latigo Cañon war eine nicht enden wollendeAbfolge von Haarnadelkurven, bei denen man sich den Hals verdrehen musste.Charley hatte nichts dafür übrig, wenn die Regierung sich in seine Belangeeinmischte, aber die Geschwindigkeitsbeschränkung von 15 Meilen war völlig inOrdnung.
Er lebtezehn Meilen oberhalb der Kanan DumeRoad auf einem anderthalb Hektar großen Stück Land, einem Überbleibsel derRanch, die zu Coolidges Zeiten seinem Großvater gehört hatte. Die ganzen Araberund Quarter Horses ausTennessee und die Maulesel hatte Grandpa sich gehalten,weil ihm das Feuer der Tiere gefiel. Charley war mit Familien wie seineraufgewachsen. Einfache Rancher, ein paar reiche Leute, die auch noch okaywaren, wenn sie am Wochenende zum Reiten hochkamen. Jetzt gab es nur nochReiche, die so taten als ob.
Charley,der an Diabetes und Rheuma und Depressionen litt, wohnte in einer Hütte mitzwei Zimmern und einem Blick auf eichenbedeckte Hügelkämme und den Ozeandahinter. Achtundsechzig, Junggeselle. In Nächten, wenn die Medikamente sichmit dem Bier vermischten und seine Stimmung sank, beschimpfte er sich alsjämmerliche Figur. An glücklicheren Tagen gab er vor, ein alter Cowboy zu sein.
HeuteMorgen befand er sich irgendwo zwischen diesen Extremen. Seine Fußballen tatenfurchtbar weh. Im letzten Winter waren zwei Pferde gestorben, und er hatte nurnoch drei magere weiße Stuten und einen halb blinden Schäferhund. DieRechnungen für Futter und Heu verschlangen den größten Teil seiner Sozialhilfe.Aber die Nächte waren für Oktober warm gewesen, er hatte keine schlimmen Träumegehabt, und seine Knochen fühlten sich ganz gut an. Das Heu war der Grund dafürgewesen, dass er heute Morgen um sieben aufgestanden war, sich aus dem Bettgerollt, ein paar Schlucke Kaffee getrunken und auf einem süßen Brötchenrumgekaut hatte, sein Blutzucker konnte ihn mal. Eine kleine Auszeit, um dasinnere Leitungssystem zum Laufen zu bringen, und um acht war er angezogen und ließden Pick-up an.
Im Leerlaufrollte er den unbefestigten Weg bis zum Latigo hinunter,sah zweimal in beide Richtungen, rieb sich den Schlaf aus den Augen, legte denersten Gang ein und fuhr bergab. Bis zur Topanga Feed Bin war es eine Fahrt von zwanzig Minuten nach Süden,und er überlegte sich, auf dem Weg am Malibu Stop& Shop anzuhalten und sich ein paar Sechserpacks, eine Dose Skoal und Pringles zu kaufen. Einschöner Morgen, ein toller blauer Himmel mit ganz wenigen Wolken aus dem Osten,und vom Pazifik kam ein frischer Wind. Er schaltete seinen Kassettenrekorderein, hörte Ray Price zu und fuhr so langsam, dass er jederzeit anhalten könnte,falls ein Stück Rotwild auftauchte. Vor Einbruch der Dunkelheit ließen sichnicht allzu viele der lästigen Biester blicken, aber in den Bergen konnte mannie wissen, was plötzlich vor einem auftauchte.
Das nackteMädchen sprang viel schneller vor ihm aus den Büschen als jedes Stück Rotwild.
In ihrenAugen stand nichts als Schrecken, und ihr Mund war so weit aufgerissen, dassCharley geschworen hätte, er könnte ihre Mandeln sehen.
Sie ranntemit wehenden Haaren über die Straße direkt auf seinen Pick-upzu und schwenkte die Arme.
Charleytrat hart aufs Bremspedal und spürte, wie der Pick-upeinen Satz machte, schwankte und ins Schwimmen geriet. Dann unvermittelt dasAusbrechen nach links, direkt auf das ramponierte Schutzgeländer zu, das ihnvon einem dreihundert Meter tiefen Nichts trennte.
Der Wagensauste auf den blauen Himmel zu.
Charleytrat weiter auf die Bremse. Flog weiter in dieselbe Richtung. Sprach seineGebete und öffnete die Fahrertür und bereitete sich darauf vor hinauszuspringen.
Seinverdammtes Hemd verhedderte sich am Türgriff. Er sah die Ewigkeit direkt vorsich. Was für eine blöde Art, sich zu verabschieden!
Währendseine Hände am Stoff des Hemds rissen und seine Lippen gleichzeitig Flüche undDankgebete formulierten, wurde Charleys verkrümmter Körper steif, seine Beineverwandelten sich in Eisenstangen, und sein schmerzender Fuß presste das blödeBremspedal gegen das verdammte Bodenblech.
Der Pick-up behielt seine Richtung bei, schleuderte mit denHinterrädern von links nach rechts, rutschte, verspritzte Schotter.
Erzitterte.Rollte. Stieß gegen das Geländer.
Charleykonnte das Metall knirschen hören.
Der Pick-up blieb stehen.
Charleymachte sein Hemd los und stieg aus. Seine Brust war ihm zu eng, und er bekamkeine Luft in seine Lunge. Wäre das nicht die Krönung des Ganzen: dass er nurdeshalb vom Sturz in den Abgrund verschont geblieben war, um einem Herzinfarktzum Opfer zu fallen.
Er keuchteund schluckte Luft, spürte, wie sein Gesichtsfeld schwarz wurde, und stütztesich gegen den Pick-up. Die Karosserie knarrte, undCharley sprang zurück und hatte wieder das Gefühl zu fallen.
Ein Schreizerschnitt den Morgen. Charley öffnete die Augen, richtete sich auf und sah dasMädchen. Rote Stellen an den Handgelenken und den Knöcheln. Blaue Flecken amHals.
Ein schönerjunger Körper, ihre wohlgeformten Brüste hüpften auf und ab, während sie aufihn zulief - es war eine Sünde, solche Gedanken zu haben, sie war zu Todeerschrocken, aber was konnte einem bei solchen Titten denn noch auffallen?
Sie liefmit weit geöffneten Armen weiter auf Charley zu, als ob sie wollte, dass er siefesthielt.
Aber sieschrie und hatte diesen irren Blick in den Augen, so dass er nicht genauwusste, was er tun sollte.
Das ersteMal seit langem, dass er einer nackten Frau so nahe gekommen war.
Er vergaßdie Titten, an der Situation war nichts sexy. Sie war ein Mädchen, jung genug,um seine Tochter zu sein. Seine Enkelin.
DieseFlecken an ihren Handgelenken und Knöcheln, an ihrem Hals.
Sie schrieerneut.
»Ogottogottogott.«
Jetzt standsie direkt vor ihm, blonde Haare peitschten ihm ins Gesicht. Er konnte ihreAngst riechen. Die Gänse- haut auf ihren hübschen, braun gebrannten Schulternsehen.
»Hilfe!«
Das armeKind zitterte.
Charleynahm sie in die Arme.
© GoldmannVerlag
Übersetzung:Jochen Stremmel
- Autor: Jonathan Kellerman
- 2007, 510 Seiten, Maße: 11,7 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Stremmel, Jochen
- Übersetzer: Jochen Stremmel
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 344246384X
- ISBN-13: 9783442463848
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