Bluthund
Thriller. Deutsche Erstausgabe
'Wenn er dich jagt, wirst du ihn stellen; wenn er dich töten will, wirst du kämpfen Profikiller Columbus hat es nach dem Mord an seinem Vater nach Rom verschlagen. Auch dort erhält er neue Aufträge, und das Leben scheint es gut zu meinen: Er verliebt sich...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Bluthund “
'Wenn er dich jagt, wirst du ihn stellen; wenn er dich töten will, wirst du kämpfen Profikiller Columbus hat es nach dem Mord an seinem Vater nach Rom verschlagen. Auch dort erhält er neue Aufträge, und das Leben scheint es gut zu meinen: Er verliebt sich in eine junge Italienerin. Doch dann wird sein Auftraggeber erschossen, und Columbus erfährt, ein anderer Profi ist auf ihn angesetzt worden. Ein gnadenloses Duell der Killer beginnt.
Klappentext zu „Bluthund “
Wenn er dich jagt, wirst du ihn stellen; wenn er dich töten will, wirst du kämpfen - Profikiller Columbus hat es nach dem Mord an seinem Vater nach Rom verschlagen. Auch dort erhält er neue Aufträge, und das Leben scheint es gut zu meinen: Er verliebt sich in eine junge Italienerin. Doch dann wird sein Auftraggeber erschossen, und Columbus erfährt, ein anderer Profi ist auf ihn angesetzt worden. Ein gnadenloses Duell der Killer beginnt.
Lese-Probe zu „Bluthund “
Bluthund von Derek Haas8
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Ich sitze neben Archibald Grants Bett, als er das Licht einschaltet. Er zuckt nicht zusammen, rutscht nur im Bett hoch und lehnt sich gegen das Kopfbrett. Er gewöhnt sich langsam daran, dass ich an seinem Leben teilnehme.
»Und wenn ich Damenbesuch gehabt hätte?« »Hast du nicht.«
»Wäre aber möglich gewesen. Und du hättest sie zu Tode erschreckt. Dich so anzuschleichen!«
Ich zucke die Achseln. »Der Job ist erledigt.«
»Die Brüder betrachten die Radieschen von unten?« »Kopfschuss. Beide.«
Archibald lächelt breit. »Also gut, schön. Mit solchen Neuigkeiten darfst du mich gerne zu nachtschlafender Zeit wecken.«
»Gib mir den Namen, dann mache ich mich auf den Weg.«
»Ja, ja. Wir haben eine Vereinbarung, und du hast deinen Teil voll und ganz erfüllt. Mach die Schublade in dem Nachtkästchen hier auf.«
Darin liegt ein schwarzer Notizblock, so einer mit Spirale oben. Ich reiche ihn ihm.
» Gib mir die Brille da. «
Ich gehorche, er setzt sich die alte Bifokalbrille auf die Nase und fängt, vor sich hin murmelnd, an, in dem Block zu blättern. »Gut. Ah-ha.« Kopfnickend blättert er weiter. Endlich hält er auf einer Seite inne. »Da ist es. Der Name, nach dem du suchst. Sehen wir mal: Er lautet Alexander Cole-Frett. Bin nicht sicher, wie man das ausspricht. Hier, du kannst die Seite haben.«
Er reißt sie heraus, und ich betrachte den Namen. ALEXANDRE COULFRET. Er kommt mir bekannt vor, aber ich komme nicht drauf, woher.
»Das ist alles, was ich habe, Columbus. Aber das ist der Knabe, der seine Unterschrift unter dein Todesurteil gesetzt hat. Das weiß ich sicher.«
»Hast du eine Ahnung, warum?«
»Keinen Schimmer.« Er zuckt die Achseln und mimt den Einfältigen - sein bewährter Schildkrötenpanzer, sein eingebauter Schutzmechanismus.
Ich falte das Blatt zusammen und stehe auf.
Archibald nimmt die Brille ab und verschränkt die Hände hinter dem Kopf. »Hör mal, war mir ein Vergnügen, mit dir zusammenzuarbeiten. Im Ernst. Sollten wir öfter tun. «
»Alles Gute, Archibald.« Ich bin bereits auf dem Weg nach draußen.
»Columbus?« Er wartet, bis ich mich umgedreht habe. »Erzähl niemandem was von meiner Brille.«
Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Er schlüpft wieder unter die Decke, legt den Kopf aufs Kissen und schließt die Augen.
Coulfret. Coulfret. Wo habe ich den Namen schon einmal gehört? Er ist französisch; ich bin auf der richtigen Spur, aber ich habe Noëls geschäftliche Unternehmungen und seinen Familienstammbaum über Generationen zurück studiert, und der Name tauchte nicht auf. Doch ich weiß, dass ich ihn irgendwoher kenne. Ich weiß es einfach.
Ich sitze in der Hall-Bibliothek an der South Michigan und will gerade Coulfrets Namen in ein Google Suchfenster eintippen, als die erste Kugel meine Seite aufreißt. Es ist ein kleinkalibriges Geschoss, aber verdammt noch mal, es tut weh, als hätte mir jemand einen Hammer gegen den Brustkorb gedonnert.
Die natürliche Reaktion eines Zivilisten, wenn er von einer Kugel getroffen wird, ist, sich zu Boden fallen zu lassen, egal, an welcher Stelle des Körpers die Schusswunde liegt. Das weiß man aus Tausenden von Krimiserien und Filmen, zahllosen Stunden inszenierter Gangsterjagden: Knallt eine Pistole, greift sich das Opfer ans Herz und geht zu Boden wie ein Preisboxer, der zu viele Schläge eingesteckt hat. Aber ein professioneller Killer weiß es besser, weiß, dass man mit einer .zzer Kugel im Körper noch lange leben kann und dass man sich besser nicht fallen lässt, sondern schleunigst das Weite sucht, weg von der Quelle der Kugel.
Ich bin völlig überrumpelt, die einzige kleine Vorwarnung war ein leiser Knall rechts von mir, dann folgte schon der Schlag gegen meine Seite, aber meine Instinkte übernehmen sofort das Kommando. Schreie werden laut, und die Leute stieben davon. Ich tue so, als würde ich fallen, werfe mich dann aber im selben Moment über den Computertisch, als es ein zweites Mal knallt und eine Kugel genau dort in den Boden schlägt, wo der Schütze mich erwartet hat. Doch da verschwinde ich bereits zwischen zwei Reihen von Bücherregalen.
Ein schneller Blick zurück zeigt mir einen schwarzen Haarschopf; es ist Llanos, die Argentinierin, und es ist ihr gelungen, mich anzuschießen, aber ich will verdammt sein, wenn sie es ein zweites Mal schafft.
Ich sitze in der Falle; vor mir ist eine Betonwand, neben mir sind Regale, also ducke ich mich tief und tauche durch die »H«s in der Biographieabteilung, dass es die Bücher wie Schrotkugeln durch die Gegend pfeffert, hechte auf der anderen Seite aus dem Regal und rolle mich ab.
Meine Rippen fühlen sich an, als wollte sie mir jemand herausreißen, ich ringe nach Luft und drücke den Arm fest gegen die Wunde, aber ich bin ziemlich sicher, die Kugel ist im Knochen stecken geblieben und nicht abgeglitten, denn ich spucke kein Blut, jedenfalls noch nicht, und bin bei klarem Verstand. Sonst ist mir vielleicht nicht viel geblieben, aber wenigstens das.
Meine Blicke zucken auf der Suche nach einem Fluchtweg umher, denn eins ist klar: Wenn eine Frau mitten in einer öffentlichen Bibliothek auf einen Mann schießt, lockt das die Cops in Scharen an. Das weiß sie auch, und hier liegt vielleicht mein einziger Vorteil. Sie hat einfach zu wenig Zeit, den Job zu Ende zu bringen, wenn sie selbst entkommen will. Ich entdecke eine Tür mit der Aufschrift »Zutritt nur für Angestellte«, und das ist meine beste Chance, meine einzige Chance, ein Pausen- oder Imbissraum oder etwas Ähnliches, ein Weg nach unten oder oben oder nach draußen.
Ich packe mit der freien Hand ein großes Buch mit einem Bild von Lincoln darauf und werfe es ins Leere, ins Niemandsland, und noch während es durch die Luft fliegt, setze ich mich in Bewegung. Lincoln fängt sich an meiner Stelle eine Kugel ein. Bevor ein zweiter Schuss fällt, habe ich die zehn Schritte zur Tür zurückgelegt, presche hindurch, und eine korpulente Frau, die nach Zigarettenrauch riecht, weicht erschrocken in den schmalen Gang zurück.
»Wo kann man hier rauchen?«, rufe ich ein wenig zu schrill und forme das universelle Raucherzeichen mit Zeige- und Mittelfinger meiner gesunden Hand an den Lippen. Sie ist so überrascht, dass sie einfach wortlos mit einem knubbeligen Finger auf eine Tür am Ende des Gangs deutet.
Zwanzig Meter, dann stürme ich hinaus in die Sonne und die frische Luft und die Freiheit. Meine Seite fühlt sich an, als würde jemand eine Speerspitze darin herumdrehen; meine rechte Hand schaut aus, als hätte ich sie in rote Farbe getaucht.
Die Gasse hinter der Bibliothek führt zur Hauptstraße zurück, wo ein Taxi mit einem mageren weißen Typen am Steuer im Leerlauf am Straßenrand vor sich hin tuckert.
»Raus da!«, schreie ich, während ich die Fahrertür aufreiße, und aus dem Augenwinkel sehe ich Llanos mit erhobener Waffe um die Ecke flitzen. Die Frau hat Nerven, das muss man ihr lassen.
Der Fahrer versucht, sich loszuschnallen, während er die Hände hebt, aber es geht mir nicht schnell genug. Ich zerre ihn heraus auf den Bürgersteig, und gerade als ein Kugelhagel auf die Seite des Taxis prasselt, gleite ich hinters Lenkrad, schiebe den Schalthebel in Fahrstellung und trete das Gaspedal durch bis zum Bodenblech, ohne mich damit aufzuhalten, die Tür zu schließen. Das könnte ich auch gar nicht, selbst wenn ich wollte. Mein linker Arm ist gegen die Wunde gepresst; ich lenke mit der rechten Hand. Die Tür knallt durch die Beschleunigung zu, und der Wagen schießt davon.
Viel Zeit bleibt mir nicht. Mein Blickfeld beginnt an den Rändern bereits zu verschwimmen, als wäre ich in einen Tunnel geraten. Ich muss mir etwas einfallen lassen. Irgendwas.
Ein schneller Blick in den Rückspiegel, verdammt noch mal, diese Llanos-Furie ist vielleicht hartnäckig. Ich bemerke, wie sie sich auf ganz ähnliche Art wie ich ein zweites Taxi angelt und losrast wie ein Löwe auf der Fährte einer verwundeten Antilope. Sie hat einen Wirkungstreffer gelandet, und wie ein Preisboxer, der seinen Gegner in die Seile treibt, wird sie nicht lockerlassen, solange sie im Vorteil ist.
Ich schleudere mit dem Wagen um eine Ecke und muss blinzeln, weil ich anfange, doppelt zu sehen. Wenn ich etwas unternehmen will, muss es bald sein. Ich drohe in die Bewusstlosigkeit abzugleiten, und der Schmerz tobt in meiner Seite, als stünde die Hälfte meines Körpers in Flammen. Bevor Llanos hinter mir um die Kurve biegen kann, trete ich auf die Bremse, dass die Reifen qualmen, lege den Rückwärtsgang ein und gebe Vollgas.
Es gibt nur einen Weg, eine Zielperson sicher und dauerhaft zu beseitigen: durch Kopfschuss. Für ein Auto gilt Ähnliches, und wenn man die Chance hat, seinen Kofferraum für den Motor des Gegners zu opfern, sollte man zugreifen.
Ich kann mich nicht umdrehen, deshalb nehme ich die Rückspiegel zu Hilfe, beiße die Zähne zusammen und hoffe, hoffe, hoffe, dass das Timing stimmt, und in dem Moment, als sie um die Ecke biegt, donnere ich rückwärts mit Volldampf in sie hinein.
Ihre Motorhaube zerknittert wie ein Akkordeon, und das gelbe Taxi bäumt sich auf, bis es sich zu überschlagen droht. Dann knallen die Reifen auf den Asphalt zurück.
Meinen Wagen dreht es ein Stück herum, aber Gott sei Dank bleibt er in der richtigen Richtung stehen. Der Motor brummt noch leise vor sich hin, also schiebe ich den Schalthebel wieder in Fahrtstellung und ruckele los. Der rechte hintere Reifen hat keine Luft mehr, doch die Achse scheint nicht viel abbekommen zu haben, und wenn dieses Taxi mich auch nicht mehr allzu weit tragen wird, es sollte reichen. Ich spähe in den Außenspiegel; Llanos' Wagen ist in der Mitte der Straße liegen geblieben, und Rauch steigt unter der Motorhaube auf wie aus einem Scheiterhaufen. Selbst wenn sie rauskommt, bevor das Ding in die Luft geht, dürfte ich immerhin ihr Selbstvertrauen erschüttert haben. Wenigstens das.
Jetzt, da der Adrenalinschub nachlässt, werde ich müde, so gottverdammt müde, alles geht zäh, als würde ich mich unter Wasser bewegen. Ich muss den richtigen Zug machen, eine Entscheidung treffen. Mit diesem schrottreifen Taxi komme ich nicht mehr weit. Ich brauche Hilfe. Verdammt, ich brauche einen Mittelsmann. Ich muss ...
Ich sitze neben Archibald Grants Bett, als er das Licht einschaltet. Er zuckt nicht zusammen, rutscht nur im Bett hoch und lehnt sich gegen das Kopfbrett. Er gewöhnt sich langsam daran, dass ich an seinem Leben teilnehme.
»Und wenn ich Damenbesuch gehabt hätte?« »Hast du nicht.«
»Wäre aber möglich gewesen. Und du hättest sie zu Tode erschreckt. Dich so anzuschleichen!«
Ich zucke die Achseln. »Der Job ist erledigt.«
»Die Brüder betrachten die Radieschen von unten?« »Kopfschuss. Beide.«
Archibald lächelt breit. »Also gut, schön. Mit solchen Neuigkeiten darfst du mich gerne zu nachtschlafender Zeit wecken.«
»Gib mir den Namen, dann mache ich mich auf den Weg.«
»Ja, ja. Wir haben eine Vereinbarung, und du hast deinen Teil voll und ganz erfüllt. Mach die Schublade in dem Nachtkästchen hier auf.«
Darin liegt ein schwarzer Notizblock, so einer mit Spirale oben. Ich reiche ihn ihm.
» Gib mir die Brille da. «
Ich gehorche, er setzt sich die alte Bifokalbrille auf die Nase und fängt, vor sich hin murmelnd, an, in dem Block zu blättern. »Gut. Ah-ha.« Kopfnickend blättert er weiter. Endlich hält er auf einer Seite inne. »Da ist es. Der Name, nach dem du suchst. Sehen wir mal: Er lautet Alexander Cole-Frett. Bin nicht sicher, wie man das ausspricht. Hier, du kannst die Seite haben.«
Er reißt sie heraus, und ich betrachte den Namen. ALEXANDRE COULFRET. Er kommt mir bekannt vor, aber ich komme nicht drauf, woher.
»Das ist alles, was ich habe, Columbus. Aber das ist der Knabe, der seine Unterschrift unter dein Todesurteil gesetzt hat. Das weiß ich sicher.«
»Hast du eine Ahnung, warum?«
»Keinen Schimmer.« Er zuckt die Achseln und mimt den Einfältigen - sein bewährter Schildkrötenpanzer, sein eingebauter Schutzmechanismus.
Ich falte das Blatt zusammen und stehe auf.
Archibald nimmt die Brille ab und verschränkt die Hände hinter dem Kopf. »Hör mal, war mir ein Vergnügen, mit dir zusammenzuarbeiten. Im Ernst. Sollten wir öfter tun. «
»Alles Gute, Archibald.« Ich bin bereits auf dem Weg nach draußen.
»Columbus?« Er wartet, bis ich mich umgedreht habe. »Erzähl niemandem was von meiner Brille.«
Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Er schlüpft wieder unter die Decke, legt den Kopf aufs Kissen und schließt die Augen.
Coulfret. Coulfret. Wo habe ich den Namen schon einmal gehört? Er ist französisch; ich bin auf der richtigen Spur, aber ich habe Noëls geschäftliche Unternehmungen und seinen Familienstammbaum über Generationen zurück studiert, und der Name tauchte nicht auf. Doch ich weiß, dass ich ihn irgendwoher kenne. Ich weiß es einfach.
Ich sitze in der Hall-Bibliothek an der South Michigan und will gerade Coulfrets Namen in ein Google Suchfenster eintippen, als die erste Kugel meine Seite aufreißt. Es ist ein kleinkalibriges Geschoss, aber verdammt noch mal, es tut weh, als hätte mir jemand einen Hammer gegen den Brustkorb gedonnert.
Die natürliche Reaktion eines Zivilisten, wenn er von einer Kugel getroffen wird, ist, sich zu Boden fallen zu lassen, egal, an welcher Stelle des Körpers die Schusswunde liegt. Das weiß man aus Tausenden von Krimiserien und Filmen, zahllosen Stunden inszenierter Gangsterjagden: Knallt eine Pistole, greift sich das Opfer ans Herz und geht zu Boden wie ein Preisboxer, der zu viele Schläge eingesteckt hat. Aber ein professioneller Killer weiß es besser, weiß, dass man mit einer .zzer Kugel im Körper noch lange leben kann und dass man sich besser nicht fallen lässt, sondern schleunigst das Weite sucht, weg von der Quelle der Kugel.
Ich bin völlig überrumpelt, die einzige kleine Vorwarnung war ein leiser Knall rechts von mir, dann folgte schon der Schlag gegen meine Seite, aber meine Instinkte übernehmen sofort das Kommando. Schreie werden laut, und die Leute stieben davon. Ich tue so, als würde ich fallen, werfe mich dann aber im selben Moment über den Computertisch, als es ein zweites Mal knallt und eine Kugel genau dort in den Boden schlägt, wo der Schütze mich erwartet hat. Doch da verschwinde ich bereits zwischen zwei Reihen von Bücherregalen.
Ein schneller Blick zurück zeigt mir einen schwarzen Haarschopf; es ist Llanos, die Argentinierin, und es ist ihr gelungen, mich anzuschießen, aber ich will verdammt sein, wenn sie es ein zweites Mal schafft.
Ich sitze in der Falle; vor mir ist eine Betonwand, neben mir sind Regale, also ducke ich mich tief und tauche durch die »H«s in der Biographieabteilung, dass es die Bücher wie Schrotkugeln durch die Gegend pfeffert, hechte auf der anderen Seite aus dem Regal und rolle mich ab.
Meine Rippen fühlen sich an, als wollte sie mir jemand herausreißen, ich ringe nach Luft und drücke den Arm fest gegen die Wunde, aber ich bin ziemlich sicher, die Kugel ist im Knochen stecken geblieben und nicht abgeglitten, denn ich spucke kein Blut, jedenfalls noch nicht, und bin bei klarem Verstand. Sonst ist mir vielleicht nicht viel geblieben, aber wenigstens das.
Meine Blicke zucken auf der Suche nach einem Fluchtweg umher, denn eins ist klar: Wenn eine Frau mitten in einer öffentlichen Bibliothek auf einen Mann schießt, lockt das die Cops in Scharen an. Das weiß sie auch, und hier liegt vielleicht mein einziger Vorteil. Sie hat einfach zu wenig Zeit, den Job zu Ende zu bringen, wenn sie selbst entkommen will. Ich entdecke eine Tür mit der Aufschrift »Zutritt nur für Angestellte«, und das ist meine beste Chance, meine einzige Chance, ein Pausen- oder Imbissraum oder etwas Ähnliches, ein Weg nach unten oder oben oder nach draußen.
Ich packe mit der freien Hand ein großes Buch mit einem Bild von Lincoln darauf und werfe es ins Leere, ins Niemandsland, und noch während es durch die Luft fliegt, setze ich mich in Bewegung. Lincoln fängt sich an meiner Stelle eine Kugel ein. Bevor ein zweiter Schuss fällt, habe ich die zehn Schritte zur Tür zurückgelegt, presche hindurch, und eine korpulente Frau, die nach Zigarettenrauch riecht, weicht erschrocken in den schmalen Gang zurück.
»Wo kann man hier rauchen?«, rufe ich ein wenig zu schrill und forme das universelle Raucherzeichen mit Zeige- und Mittelfinger meiner gesunden Hand an den Lippen. Sie ist so überrascht, dass sie einfach wortlos mit einem knubbeligen Finger auf eine Tür am Ende des Gangs deutet.
Zwanzig Meter, dann stürme ich hinaus in die Sonne und die frische Luft und die Freiheit. Meine Seite fühlt sich an, als würde jemand eine Speerspitze darin herumdrehen; meine rechte Hand schaut aus, als hätte ich sie in rote Farbe getaucht.
Die Gasse hinter der Bibliothek führt zur Hauptstraße zurück, wo ein Taxi mit einem mageren weißen Typen am Steuer im Leerlauf am Straßenrand vor sich hin tuckert.
»Raus da!«, schreie ich, während ich die Fahrertür aufreiße, und aus dem Augenwinkel sehe ich Llanos mit erhobener Waffe um die Ecke flitzen. Die Frau hat Nerven, das muss man ihr lassen.
Der Fahrer versucht, sich loszuschnallen, während er die Hände hebt, aber es geht mir nicht schnell genug. Ich zerre ihn heraus auf den Bürgersteig, und gerade als ein Kugelhagel auf die Seite des Taxis prasselt, gleite ich hinters Lenkrad, schiebe den Schalthebel in Fahrstellung und trete das Gaspedal durch bis zum Bodenblech, ohne mich damit aufzuhalten, die Tür zu schließen. Das könnte ich auch gar nicht, selbst wenn ich wollte. Mein linker Arm ist gegen die Wunde gepresst; ich lenke mit der rechten Hand. Die Tür knallt durch die Beschleunigung zu, und der Wagen schießt davon.
Viel Zeit bleibt mir nicht. Mein Blickfeld beginnt an den Rändern bereits zu verschwimmen, als wäre ich in einen Tunnel geraten. Ich muss mir etwas einfallen lassen. Irgendwas.
Ein schneller Blick in den Rückspiegel, verdammt noch mal, diese Llanos-Furie ist vielleicht hartnäckig. Ich bemerke, wie sie sich auf ganz ähnliche Art wie ich ein zweites Taxi angelt und losrast wie ein Löwe auf der Fährte einer verwundeten Antilope. Sie hat einen Wirkungstreffer gelandet, und wie ein Preisboxer, der seinen Gegner in die Seile treibt, wird sie nicht lockerlassen, solange sie im Vorteil ist.
Ich schleudere mit dem Wagen um eine Ecke und muss blinzeln, weil ich anfange, doppelt zu sehen. Wenn ich etwas unternehmen will, muss es bald sein. Ich drohe in die Bewusstlosigkeit abzugleiten, und der Schmerz tobt in meiner Seite, als stünde die Hälfte meines Körpers in Flammen. Bevor Llanos hinter mir um die Kurve biegen kann, trete ich auf die Bremse, dass die Reifen qualmen, lege den Rückwärtsgang ein und gebe Vollgas.
Es gibt nur einen Weg, eine Zielperson sicher und dauerhaft zu beseitigen: durch Kopfschuss. Für ein Auto gilt Ähnliches, und wenn man die Chance hat, seinen Kofferraum für den Motor des Gegners zu opfern, sollte man zugreifen.
Ich kann mich nicht umdrehen, deshalb nehme ich die Rückspiegel zu Hilfe, beiße die Zähne zusammen und hoffe, hoffe, hoffe, dass das Timing stimmt, und in dem Moment, als sie um die Ecke biegt, donnere ich rückwärts mit Volldampf in sie hinein.
Ihre Motorhaube zerknittert wie ein Akkordeon, und das gelbe Taxi bäumt sich auf, bis es sich zu überschlagen droht. Dann knallen die Reifen auf den Asphalt zurück.
Meinen Wagen dreht es ein Stück herum, aber Gott sei Dank bleibt er in der richtigen Richtung stehen. Der Motor brummt noch leise vor sich hin, also schiebe ich den Schalthebel wieder in Fahrtstellung und ruckele los. Der rechte hintere Reifen hat keine Luft mehr, doch die Achse scheint nicht viel abbekommen zu haben, und wenn dieses Taxi mich auch nicht mehr allzu weit tragen wird, es sollte reichen. Ich spähe in den Außenspiegel; Llanos' Wagen ist in der Mitte der Straße liegen geblieben, und Rauch steigt unter der Motorhaube auf wie aus einem Scheiterhaufen. Selbst wenn sie rauskommt, bevor das Ding in die Luft geht, dürfte ich immerhin ihr Selbstvertrauen erschüttert haben. Wenigstens das.
Jetzt, da der Adrenalinschub nachlässt, werde ich müde, so gottverdammt müde, alles geht zäh, als würde ich mich unter Wasser bewegen. Ich muss den richtigen Zug machen, eine Entscheidung treffen. Mit diesem schrottreifen Taxi komme ich nicht mehr weit. Ich brauche Hilfe. Verdammt, ich brauche einen Mittelsmann. Ich muss ...
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Autoren-Porträt von Derek Haas
Derek Haas ist erfolgreicher Hollywood-Drebuchautor.
Bibliographische Angaben
- Autor: Derek Haas
- 2011, 304 Seiten, Maße: 12,1 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Friedrich, Peter
- Übersetzer: Peter Friedrich
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548282180
- ISBN-13: 9783548282183
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