Buschgirl
Wie ich unter die Deutschen geriet
Wie ich unter die Deutschen geriet. Die merkwürdigen Erlebnisse einer US-Amerikanerin mit haitianischen Wurzeln. »Erzählen Sie mir doch von Ihrem Leben im Busch.« Dass schwarze Haut bei einigen Deutschen auch im 21. Jahrhundert noch Bilder von Urwald und...
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Buch (Kartoniert)
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Buschgirl “
Wie ich unter die Deutschen geriet. Die merkwürdigen Erlebnisse einer US-Amerikanerin mit haitianischen Wurzeln. »Erzählen Sie mir doch von Ihrem Leben im Busch.« Dass schwarze Haut bei einigen Deutschen auch im 21. Jahrhundert noch Bilder von Urwald und Bastrock weckt, war für Rose-Anne Clermont nicht nur eine amüsante Erfahrung. Die Journalistin erzählt in ihrem Buch von bizarren und erheiternden, aber auch nachdenklich stimmenden Erlebnissen auf dem Weg in ihr deutsches Leben.
Klappentext zu „Buschgirl “
Die aufregenden Erlebnisse einer US-Amerikanerin mit haitianischen Eltern unter Deutschen"Erzählen Sie mir doch von Ihrem Leben im Busch" so sah sich Rose-Anne Clermont, von einem angeheiterten deutschen Herrn traktiert. Damals wusste sie nicht, sollte sie lachen oder weinen, und auch heute noch rufen ihre Erfahrungen als Schwarze in Deutschland eher gemischte Gefühle hervor. "Buschgirl", das Buch über ihre oft merkwürdigen, manchmal bizarren und häufig erheiternden Erlebnisse in Berlin, im Schwarzwald und anderswo, versammelt komische wie nachdenklich stimmende Geschichten aus dem Leben der Autorin als Studentin, Sprachlehrerin und Journalistin. Mal augenzwinkernd, mal betroffen, mal verwundert, mal verärgert beschreibt sie, wie es immer wieder zu Missverständnissen und Besserwissereien kommt.
"Meine Eltern hatten sich, mühevoll genug, an die amerikanische Kultur angepasst und die komischen Fragen nach ihrer Herkunft ertragen, damit es ihren Kindern erspart blieb. Warum ging ich nach Deutschland, wo ich all das noch einmal durchmachen musste?" -- Rose-Anne Clermont
Lese-Probe zu „Buschgirl “
"Maryland, USA, 1989Offenbar ist es meine Lebensaufgabe aufzufallen. Das war nie meine Absicht. Doch als meine Familie New York verließ und in eine ländliche Vorstadt in Maryland zog, entdeckte ich, dass ich von Natur aus etwas Besonderes war: Neugierige Gesichter lugten in die Fenster unseres Hauses, um einen besseren Blick auf uns zu erhaschen, die Autos fuhren langsamer, sogar die Polizei stattete uns einen Besuch ab, als sie uns in unserem Vorgarten sah. Im Nu waren wir Berühmtheiten, und in den ersten Wochen riss der Strom der Groupies nicht ab, die an unsere Tür klopften und uns mit Applepies als neue Nachbarn begrüßten.
Bis dahin hatte es in diesem Viertel noch nie Berühmtheiten gegeben; auch in meiner Schulklasse war ich die einzige oder eine von wenigen. Und diese wenigen stiegen auf der anderen Seite der Route 32 aus dem Schulbus, nicht dort, wo meine Familie unter den gewöhnlich Aussehenden wohnte. Der Busfahrer war anfänglich verwirrt, weil er nicht wusste, warum ichmit den Gewöhnlichenkindern ausstieg, und fragte prompt: 'Bist du sicher, dass du hier aussteigen musst, Kleine?' Doch die Kinder bestätigten ihm laut und unisono, dass ich unter ihnen wohnte, obwohl ich eine Berühmtheit war.
Als ich älter wurde und das Gymnasium besuchte, gab es immer weniger Berühmtheiten in meiner Klasse. Und zu denen wurde mein Kontakt bald flüchtiger. Schließlich beschuldigten sie mich, ich redete und verhielte mich wie die Gewöhnlichen. Es stimmte: Ich wohnte im selben Viertel wie diese, ging mit ihnen zur Schule und versuchte, nicht aufzufallen und mich anzupassen. Doch trotz all meiner Bemühungen konnte niemand darüber hinwegsehen, dass ich ein Star war. Eines Morgens im Geschichtsunterricht wurde das besonders deutlich.
'Abraham Lincoln war ein großer Mann und ein großer Präsident', sagte Mrs. Glib, unsere zierliche rothaarige Lehrerin mit dem leichten Südstaatenakzent, 'und ein vehementer Gegner der Sklaverei.' Dann schaute sie zu mir herüber. 'Nicht wahr,
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Rose-Anne?' Ich erwiderte kurz und einvernehmlich ihren Blick und merkte, wie sich die Augen der Gewöhnlichen auf mich richteten. Wie Paparazzi warteten sie auf meine Reaktion.
'Die heutigen Amerikaner können Präsident Lincoln dankbar dafür sein', fuhr Mrs. Glib fort, 'dass es in unserem Land keine Sklaverei mehr gibt.' Pause, wieder ein Blick in meine Richtung: "Nicht wahr, Rose-Anne?" Ich brachte ein tapferes Nicken zustande.
Mrs. Glib zog ihr winziges, sommersprossiges Näschen kraus und gönnte sich ein zufriedenes Lächeln. 'Wenn ich damals in Amerika gelebt hätte, wäre ich natürlich auch gegen die Sklaverei gewesen. Die Sklaverei ist eine Schande. Sie bringt unsere gesamte Geschichte in Verruf.' Nicht wahr, Rose-Anne?, fragten die Blicke der Gewöhnlichenschüler.
Endlich klingelte es, und die Stunde war zu Ende. Am liebsten hätte ich mir eine große Sonnenbrille aufgesetzt und wäre in der Menge verschwunden. Doch wie jeder Star bezeugen kann: Man tut alles, um nicht gesehen zu werden - und fällt erst recht auf.
Als ich meinem Vater abends berichtete, was ich in 'meiner Yankee-Schule' gelernt hatte, lachte er so heftig, dass ihm die Tränen über das große, runde Gesicht liefen. 'Diese Dummköpfe!', prustete er. 'Was weißt du denn schon über Sklaverei?' Ich zuckte die Schultern. Ja, was wusste ich mehr über Sklaverei als die Gewöhnlichen, die in unserer Straße wohnten? 'Also bitte', schnaubte mein Vater, 'Haiti hat Napoleons Armeen mit Macheten und bloßen Händen besiegt und die Sklaverei abgeschafft - sechzig Jahre bevor die Vereinigten Staaten auf die Idee gekommen sind!' Ich verdrehte die Augen. Nun würde gleich wieder eine Ode an sein Vaterland erklingen. 'Wir, ein Volk, arm, aber stolz, hungrig, aber entschlossen Verzweifelt sann ich auf einen Fluchtplan. Musste der Hund Gassi gehen? Wo war die undichte Stelle in der Wasserleitung, wenn man sie brauchte?' ..."
'Die heutigen Amerikaner können Präsident Lincoln dankbar dafür sein', fuhr Mrs. Glib fort, 'dass es in unserem Land keine Sklaverei mehr gibt.' Pause, wieder ein Blick in meine Richtung: "Nicht wahr, Rose-Anne?" Ich brachte ein tapferes Nicken zustande.
Mrs. Glib zog ihr winziges, sommersprossiges Näschen kraus und gönnte sich ein zufriedenes Lächeln. 'Wenn ich damals in Amerika gelebt hätte, wäre ich natürlich auch gegen die Sklaverei gewesen. Die Sklaverei ist eine Schande. Sie bringt unsere gesamte Geschichte in Verruf.' Nicht wahr, Rose-Anne?, fragten die Blicke der Gewöhnlichenschüler.
Endlich klingelte es, und die Stunde war zu Ende. Am liebsten hätte ich mir eine große Sonnenbrille aufgesetzt und wäre in der Menge verschwunden. Doch wie jeder Star bezeugen kann: Man tut alles, um nicht gesehen zu werden - und fällt erst recht auf.
Als ich meinem Vater abends berichtete, was ich in 'meiner Yankee-Schule' gelernt hatte, lachte er so heftig, dass ihm die Tränen über das große, runde Gesicht liefen. 'Diese Dummköpfe!', prustete er. 'Was weißt du denn schon über Sklaverei?' Ich zuckte die Schultern. Ja, was wusste ich mehr über Sklaverei als die Gewöhnlichen, die in unserer Straße wohnten? 'Also bitte', schnaubte mein Vater, 'Haiti hat Napoleons Armeen mit Macheten und bloßen Händen besiegt und die Sklaverei abgeschafft - sechzig Jahre bevor die Vereinigten Staaten auf die Idee gekommen sind!' Ich verdrehte die Augen. Nun würde gleich wieder eine Ode an sein Vaterland erklingen. 'Wir, ein Volk, arm, aber stolz, hungrig, aber entschlossen Verzweifelt sann ich auf einen Fluchtplan. Musste der Hund Gassi gehen? Wo war die undichte Stelle in der Wasserleitung, wenn man sie brauchte?' ..."
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Autoren-Porträt von Rose-Anne Clermont
Rose-Anne Clermont wurde 1971 als Tochter haitianischer Einwanderer in New York City geboren. Sie kam nach dem Journalismus-Studium an der Columbia University 1998 als Fulbright Fellow nach Berlin und hat u.a. für Spiegel Online, Die Zeit und International Herald Tribune über Integration und Bildung geschrieben. Die Autorin lebt heute mit ihrem deutschen Mann und ihren Kindern in Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Rose-Anne Clermont
- 2010, 1, 220 Seiten, Maße: 12,7 x 20,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Ruschmeier, Sigrid
- Übersetzer: Sigrid Ruschmeier
- Verlag: C. Bertelsmann
- ISBN-10: 3570100421
- ISBN-13: 9783570100424
Rezension zu „Buschgirl “
»Meine Eltern hatten sich, mühevoll genug, an die amerikanische Kultur angepasst und die komischen Fragen nach ihrer Herkunft ertragen, damit es ihren Kindern erspart blieb. Warum ging ich nach Deutschland, wo ich all das noch einmal durchmachen musste?«
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