Caracol Beach
Roman. Ausgezeichnet mit dem Premio Alfaguara de Novela 1998
Eliseo Alberto, 49, ist gebürtiger Kubaner und lebt in Florida, wo auch Beto Milanes, ein kubanischer Veteran des Angolakrieges, auf einem Autofriedhof den Augenblick des Todes sehnsüchtig erwartet. Eliseos grotesker und poetischer Roman, voller Grauen und...
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Produktinformationen zu „Caracol Beach “
Eliseo Alberto, 49, ist gebürtiger Kubaner und lebt in Florida, wo auch Beto Milanes, ein kubanischer Veteran des Angolakrieges, auf einem Autofriedhof den Augenblick des Todes sehnsüchtig erwartet. Eliseos grotesker und poetischer Roman, voller Grauen und Feinfühligkeit zugleich, wurde mit dem Premio Alfaguara ausgezeichnet.
Lese-Probe zu „Caracol Beach “
Der Soldat dachte gerade, daß Agustin Marquetti aus Havanna, der First-Base-Spieler der Mannschaft von Industriales, ein hervorragender vierter Schlagmann jedes beliebigen Teams der Big Leagues der USA hätte werden können, als ihm ein Ford mit texanischen Nummernschildern die einzige freie Lücke auf dem Parkplatz vor dem "Bastilleo" wegnahm, was er als deutliches Vorzeichen nahender Tragödien wertete. Er stellte den Oldsmobile vor einem Bauplatz ab und ging übelgelaunt auf die Eingangstür zu.Der Fahrer des Ford mit den Nummernschildern aus Texas war ein fetter Cowboy mit einem Gesicht wie ein Halloween Kürbis und so schlechten Manieren, daß er ihm nicht einmal dafür dankte, ihm nicht auf der Stelle mit einem der dort auf der Baustelle gestapelten Furniereisen den Schädel eingeschlagen zu haben, wie es die erste Regung des Soldaten gewesen war. Er ignorierte ihn. Für ein Weilchen."Glück gehabt, du Scheißkerl!"In der Bar war wenig los. Das "La Bastille" war eine der übelsten Kneipen von Caracol Beach, ein armseliges Loch, das von den Underdogs des Badeortes frequentiert wurde, den reinsten Vogelscheuchen, dem einen oder anderen schillernden Transvestiten und vier oder fünf ehemaligen Söldnern, die samstags herkamen, um sich die Leber mit einem Gin zu bombardieren, der eher die Qualität von billigem Rasierwasser hatte, und ihre Herzen hinter ihren Frustrationen zu verbarrikadieren."Hallo, Zack", begrüßte er den Barkeeper."Wir haben dich schon vermißt, Leutnant. Seit du nicht mehr für uns arbeitest, kommst du kaum noch her.""So ist das eben, Zack."Als der Soldat dank der Unterstützung einer Vereinigung ehemaliger Kriegsteilnehmer nach Caracol Beach gezogen war, hatte ihm Madame Brigitte Duhamel, Zacks Mutter, in ihrem Restaurant am Strand Arbeit angeboten. Dafür, daß er beim Bedienen half, durfte er abends in der Küche essen, wo man einen herrlichen Rotbarsch mit Knoblauch briet, und man ließ ihn in einem Verschlag hinter dem Lager hausen. Nach vierzehn Jahren gab er
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den Job auf, weil er eine Fischallergie bekam, doch war der Soldat den Haitianern auf ewig dankbar dafür, daß sie ihm in den schweren Zeiten seines Kreuzwegs zu essen und ein Dach über dem Kopf gegeben hatten."Was trinkst du heute, Leutnant?""Das gleiche Rattengift wie immer. Wie geht's Brigitte?""Geht so, die wird hundert Jahre alt.""Das war vielleicht ein Guß heute, was Zack!"Der Soldat verschanzte sich neben der Registrierkasse. Er trank nie mehr als ein Bier. Als er in Lissabon im Irrenhaus gewesen war, hatte man ihm Tabletten verschrieben, um seine Nerven k.o. zu schlagen, und er hielt sich streng an diese ärztliche Vorschrift. Andere Ratschläge mochte er in den Wind schlagen, wie den, alle sechs Monate in eine psychiatrische Klinik zu gehen und sich einer neurologischen Untersuchung zu unterziehen, doch seine Tabletten nahm er immer, auch in den schlimmsten Krisenzeiten, wenn der Bengaltiger von seiner Wolkenwiese auf den Schrottplatz heruntergesegelt kam. Im "Bastillec" fühlte er sich wohl, weil sich in diesem Affenstall niemand von einem unheilbar Irren stören ließ. Er rückte sich die Pistole am Gürtel zurecht und zündete sich eine Camel an. Das Nikotin beruhigte das Kitzeln seines Zahnfleisches. "Die Musik ist abscheulich", dachte er.Die Musik war abscheulich. Texmex-Musik konnte ihn wahnsinnig machen, und der Hundesohn von einem Cowboy mit seinem Halloween-Kürbiskopf hörte nicht auf, immer neue Platten mit dieser Musik an der Musikbox zu wählen, um damit und mit Gin-Drinks einen schlanken, blondgefärbten Transvestiten anzumachen, der im Lokal umherflatterte wie ein Schmetterling in einem Mondkrater. Im Aufzug des zarten Schmetterlings gab es ein beunruhigendes Detail. Dies waren nicht die roten Stiefel mit den schmalen Absätzen, die die sorgfältig enthaarten Beine noch besser zur Geltung brachten, noch der lederne Minirock, der die Beine bis kurz unterhalb der Hoden hochzog; viel weniger noch der platinfarbene Gürtel, der die Taille einschnürte, noch die Satinbluse mit dem Rückendekollete, noch die Wattekissen, die die Brüste schwellen ließen, noch die glitzernden Ohrringe, und auch nicht die falschen Wimpern, die so übertrieben lang waren, das sie schon als Teil der Verkleidung bezeichnet werden konnten. Das Gewagteste an ihm war ein unschuldiges, unpassendes, beinahe unzeitgemäßes Stück: eine breite Schleife, die sein Haar zusammenhielt wie bei einer Klosterschülerin. Eine blau-weiß-rote Schleife. Eine Provokation. Der Soldat meinte, bei dem Transvestiten eine Abneigung gegenüber dem Dicken aus dem Ford zu bemerken. Der Schmetterling wußte nicht, wo er seine Hände lassen sollte, immerzu rieb er sie gegeneinander. Er nahm sich die Schleife ab und steckte sie wieder auf, eine unnötige Handlung, die seine wachsende Nervosität verriet. Etwas störte ihn an dem Texaner. Vielleicht die obszöne Art, wie er ihm mit spitzem Mund Küsse zuwarf, oder die vulgäre Weise, sich dauernd grundlos an den Hosenschlitz zu fassen. Auf jeden Fall brachte das für den Schwulen mit der Haarschleife langsam das Faß zum Überlaufen, und das lag nicht am Gin."Du Schwein", sagte der Schmetterling und hängte die Schleife an eine Stuhllehne. "Mach's doch mit deiner Großmutter. ""Ah, ziert sich wohl ein bißchen, die Kleine", meinte der Texaner. Der Soldat schluckte seinen Speichel hinunter und erwog, die Situation für sich zu nutzen: den Cowboy zum Mörder zu machen. Dieser Hundesohn konnte ein guter Kandidat sein. Er mußte einen Zwischenfall provozieren. Ihm einen Grund geben. Ihn in den Krieg ziehen, zur Mobilmachung zwingen. Ihn auf kleiner Flamme weichkochen. Ihm vielleicht den Transvestiten ausspannen. Ihm schlicht und einfach den Abend zur Hölle machen, bis er ihn aus Selbstverteidigung umbrachte. Dann käme der Texaner sicher bald wieder auf freien Fuß. Nicht einmal der schlechteste Pflichtanwalt konnte einen so leichten Fall verlieren. Zun zun zun, zun zundambae, hübsches Vögelchen der Morgenröte!Verdammt noch mal, ich krieg' das Lied nicht mehr aus dem Kopf! Zum Teufel mit dem hübschen Vögelchen!Der schlanke, zarte Schmetterling tanzte überaus sinnlich mitten auf der Tanzfläche. Sein schlangengleicher Körper brach sich in den Lichtsplittern, die die winzigen Spiegel der Kugel über der Tanzfläche ausstrahlten. Die Mähne wogte in der Luft. Die Tanzbewegungen paßten nicht zur Musik, sondern folgten einer inneren Melodie, in perfekter Harmonie mit dem Lied des Vögelchens der Morgenröte, das der tätowierte Irre nicht mehr aus seinem Kopf vertreiben konnte. Zun zun zun, zun zundambae hübsches Vögelchen der Morgenröte! Der Transvestit begann sanft die Arme zu bewegen und beschleunigte gleichzeitig seine Tanzschritte, bis er plötzlich die Tanzfläche verließ, die Haarschleife von der Stuhllehne nahm, sich den Haarschweif über die Schulter warf, an die Theke trat und Zack um ein Glas Milch bat.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Eliseo Alberto
- 2000, 318 Seiten, Taschenbuch, Deutsch
- Dtsch. v. Lutz Kliche
- Verlag: DTV
- ISBN-10: 3423242388
- ISBN-13: 9783423242387
Rezension zu „Caracol Beach “
"'Das Leben ist nichts als eine Summe von Zufällen. Von Irrtümern. Hätte Laura nicht vorgeschlagen, Rock 'n' Roll tanzen zu gehen, wo wären dann wohl jetzt ihre beiden Freunde? Überall, außer in ihren Gräbern. Hätte der Cowboy seinen Ford nicht auf dem einzigen freien Parkplatz abgestellt, wäre dann der Königstiger mit seiner Jagd fortgefahren? Mit welcher Geduld webt der Tod das Leichentuch!' Am Abend ihrer Abiturfeier lädt der 18jährige Martin einige Freunde in sein Elternhaus im vornehmen kalifornischen Badeort Caracol Beach ein. Doch schon bald gehen die Biervorräte zur Neige, und Laura, Tom und Martin machen sich im Chevrolet auf, um Nachschub zu holen. Auf ihrem Weg durch die Nacht streifen sie kurz darauf haarscharf den Wagen des verrückten Exil-Kubaners Beto Milanes, schenken diesem Zufall aber zunächst keine Beachtung. Bis Laura die Pistolenmündung des Psychopathen an ihrer Schläfe spürt, als sie vor dem Getränkekiosk auf ihre Schulkameraden wartet. Angstvoll führen die drei Jugendlichen alles aus, was der ehemalige, nach Kriegstraumata durchgedrehte Soldat von ihnen fordert. Und dann schickt er die beiden Jungen los, sich Waffen zu besorgen: Sie sollen ihn umbringen. Sonst wird Laura sterben. Selten gab es in der modernen Literatur Lateinamerikas einen Roman, der Schrecken und Grauen so eindrucksvoll und so eindringlich zu evozieren vermochte: eine Tragödie in Salsaklängen." (Los Angeles Times)Kommentar zu "Caracol Beach"
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