Ciao ciao, Amore
Zwei Romane in einem Band
Zwei Romane, so erfrischend und prickelnd wie ein (oder zwei) Glas Prosecco mit der besten Freundin!
LIEBE KANN SO SCHÖN SEIN: Ilaria und ihre Freundinnen haben genug von untreuen und beziehungsunfähigen Männern. Also gründen sie in...
LIEBE KANN SO SCHÖN SEIN: Ilaria und ihre Freundinnen haben genug von untreuen und beziehungsunfähigen Männern. Also gründen sie in...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Ciao ciao, Amore “
Zwei Romane, so erfrischend und prickelnd wie ein (oder zwei) Glas Prosecco mit der besten Freundin!
LIEBE KANN SO SCHÖN SEIN: Ilaria und ihre Freundinnen haben genug von untreuen und beziehungsunfähigen Männern. Also gründen sie in Rom eine Wohngemeinschaft. Sie wollen endlich das Leben so nehmen, wie es kommt, und die Liebe nach ihren eigenen Regeln genießen ...
PROSECCO ZUM FRÜHSTÜCK: Die junge Journalistin Laura gibt ihrem bindungsunwilligen Geliebten Andrea den Laufpass. Neben dem Trennungskummer macht ihr auch noch eine intrigante Klatschreporterin das Leben schwer. Zum Glück hat Laura ihre beste Freundin, mit der sie schon bald ein Projekt ins Leben ruft, das sie voll und ganz erfüllt. Da klopft auch Andrea wieder leise an die Tür ...
Mitreißend, amüsant und frech bis zur letzten Seite!
LIEBE KANN SO SCHÖN SEIN: Ilaria und ihre Freundinnen haben genug von untreuen und beziehungsunfähigen Männern. Also gründen sie in Rom eine Wohngemeinschaft. Sie wollen endlich das Leben so nehmen, wie es kommt, und die Liebe nach ihren eigenen Regeln genießen ...
PROSECCO ZUM FRÜHSTÜCK: Die junge Journalistin Laura gibt ihrem bindungsunwilligen Geliebten Andrea den Laufpass. Neben dem Trennungskummer macht ihr auch noch eine intrigante Klatschreporterin das Leben schwer. Zum Glück hat Laura ihre beste Freundin, mit der sie schon bald ein Projekt ins Leben ruft, das sie voll und ganz erfüllt. Da klopft auch Andrea wieder leise an die Tür ...
Mitreißend, amüsant und frech bis zur letzten Seite!
Klappentext zu „Ciao ciao, Amore “
Ein Roman, so erfrischend und prickelnd wie ein Glas Prosecco mit der besten Freundin!Die temperamentvolle Journalistin Laura gibt ihrem bindungsunwilligen Geliebten Andrea den Laufpass. Doch die Trennung ist nicht der einzige Kummer, mit dem sie zu kämpfen hat: Denn die intrigante Klatschreporterin Rita Pittaluga verpasst keine Gelegenheit, der schönen und schlagfertigen Laura das Leben schwer zu machen. Zum Glück hat Laura ihre beste Freundin Gaia, die ihr in allen Lebenslagen zur Seite steht, und ihren unerschütterlichen Einfallsreichtum. Und schon bald hat sie ein Projekt ins Leben gerufen, das sie voll und ganz erfüllt. Da klopft auch Andrea wieder leise an die Tür ...
Zwei Romane, so erfrischend und prickelnd wie ein (oder zwei) Glas Prosecco mit der besten Freundin!
LIEBE KANN SO SCHÖN SEIN: Ilaria und ihre Freundinnen haben genug von untreuen und beziehungsunfähigen Männern. Also gründen sie in Rom eine Wohngemeinschaft. Sie wollen endlich das Leben so nehmen, wie es kommt, und die Liebe nach ihren eigenen Regeln genießen ...
PROSECCO ZUM FRÜHSTÜCK: Die junge Journalistin Laura gibt ihrem bindungsunwilligen Geliebten Andrea den Laufpass. Neben dem Trennungskummer macht ihr auch noch eine intrigante Klatschreporterin das Leben schwer. Zum Glück hat Laura ihre beste Freundin, mit der sie schon bald ein Projekt ins Leben ruft, das sie voll und ganz erfüllt. Da klopft auch Andrea wieder leise an die Tür ...
Mitreißend, amüsant und frech bis zur letzten Seite!
"Hinreißend witzig!" Mach mal Pause
"Spritzige Dialoge, knalliges Porträt der Mailänder Medienszene, durch die weibliche Brille betrachtet." Prisma
"Lange hat niemand so pointiert und herzerfrischend über Frauenfreude und Frauenfreundschaft geschrieben!" Il Mattino
LIEBE KANN SO SCHÖN SEIN: Ilaria und ihre Freundinnen haben genug von untreuen und beziehungsunfähigen Männern. Also gründen sie in Rom eine Wohngemeinschaft. Sie wollen endlich das Leben so nehmen, wie es kommt, und die Liebe nach ihren eigenen Regeln genießen ...
PROSECCO ZUM FRÜHSTÜCK: Die junge Journalistin Laura gibt ihrem bindungsunwilligen Geliebten Andrea den Laufpass. Neben dem Trennungskummer macht ihr auch noch eine intrigante Klatschreporterin das Leben schwer. Zum Glück hat Laura ihre beste Freundin, mit der sie schon bald ein Projekt ins Leben ruft, das sie voll und ganz erfüllt. Da klopft auch Andrea wieder leise an die Tür ...
Mitreißend, amüsant und frech bis zur letzten Seite!
"Hinreißend witzig!" Mach mal Pause
"Spritzige Dialoge, knalliges Porträt der Mailänder Medienszene, durch die weibliche Brille betrachtet." Prisma
"Lange hat niemand so pointiert und herzerfrischend über Frauenfreude und Frauenfreundschaft geschrieben!" Il Mattino
Lese-Probe zu „Ciao ciao, Amore “
Subject: Wolke Es ist passiert. Es ist passiert, obwohl ich nach jahrelanger Durststrecke gefühlsmäßig schon fast verkümmert bin (die paar Reinfälle, die ich zwischendurch erlebt habe, zählen nicht). Aber jetzt - ist es tatsächlich passiert: Ich habe mich verliebt.
Es ist ein unglaubliches Gefühl, wie verzaubert, ich schwebe wie auf Wolken, die ganze Welt strahlt mir entgegen, und sogar Turin, das sonst so bedrückend auf mich wirkt, scheint auf einmal voller Leben und voller Möglichkeiten zu stecken. Und vor allem: Ich fühle mich um zwanzig Jahre jünger _ aber gleichzeitig auch ein bisschen verwirrt und durcheinander, eben genau wie damals mit achtzehn, als mir meine Zukunft gewaltig erschien. Vielleicht ein bisschen zu gewaltig. Du kennst mich ja, dem Glücklichsein habe ich noch nie so recht trauen wollen. Was meinst du, was das ist - ein gesundes Gespür für die eigenen Grenzen? Alarmglocken, die losschrillen, wenn ich überzuschnappen drohe? Aber komm, lass uns darüber ein andermal reden, im Moment kann ich überhaupt nicht anders, als dir von den neuesten Entwicklungen zu berichten. Von - IHM.
Vielleicht wird mich dieses Geschenk des Himmels einmal teuer zu stehen kommen, wer weiß. Es ist aber nun mal so schön verpackte ein Traum, sag ich dir! Jetzt behalte ich es erst einmal und lasse es nicht mehr los. Solange die Sache eben anhält. Verdammt, es tut schon weh, so was nur auszusprechen. Na ja - abwarten und Tee trinken, was anderes kann ich vorerst nicht tun! Mit dir an meiner Seite, natürlich.
Erinnerst du dich an unsere Abmachung, dass wir uns per E-Mail über die wichtigsten Ereignisse austauschen würden? Nicht im Traum hätte ich damals gedacht, dass gerade ich dir so einen billigen Aufmacher liefern würde. Das Ganze ist doch eine geradezu perfekte Story für eure Zeitschrift: Die späte Liebe^ Ich könnte platzen, du weißt ja, wie ich mich in so etwas hineinsteigern kann - während du lieber so wenig Gefühl wie möglich investierst, um nur nicht
... mehr
enttäuscht zu werden (wie lang ist es eigentlich her, dass du wirklich verliebt warst, Ilaria?). Was sagst du dazu? Aber zurück zu ihm. Wie du dir sicher schon gedacht hast, ist er natürlich der Falsche.
Verheiratet, und zwar von der Sorte "wenn Sie nicht zufrieden sind, kriegen Sie Ihr Geld zurück oder einen gleichwertigen Ersatz" - aber von Zeit zu Zeit genehmigt Mann sich einen leckeren Happen zum Dessert oder zwischendurch, mit einem Sahnehäubchen obendrauf. Das Merkwürdige daran ist bloß, dass der Typ sich dafür ein üppiges Stück Torte wie mich statt einer leichten Schaumspeise ausgesucht hat: Schließlich lässt sich meine Figur mit deiner lange nicht vergleichen. Was allerdings für ihn spricht. Irgendwer hat doch mal gesagt, dass schöne Frauen was für Männer ohne Fantasie sind^ (Bitte sei jetzt nicht beleidigt!) Apropos, wie geht's dir mit dem unaussprechlichen Franco? Entschuldige, heute bin ich derart egoistisch. Ist bestimmt eine Nebenwirkung des Verliebtseins: Wäre ja auch unvorstellbar, dass irgendwer anders auch nur annähernd so glücklich ist wie ich_ Jetzt reicht's aber! Bevor es endgültig lächerlich wird, kann ich dir noch mitteilen, dass du hochzufrieden mit mir wärst: Ich hab mir Strähnchen färben lassen, ich geb mir viel mehr Mühe mit meinem Outfit, und mit meiner durchgestylten neuen Brille sehe ich aus wie eine intellektuelle Modetussi (ich geb's zu, ich verbringe eine Menge Zeit vor dem Spiegel). Im Großen und Ganzen fühle ich mich nicht schlecht in Form - wie gesagt, im Großen und Ganzen, bzw. was mein Äußeres eben so hergibt (im Vergleich mit dir, zum Beispiel). Aber ich beklage mich nicht, im Gegenteil, ich habe mich noch nie so gut gefühlt. Beinahe - hübsch. Eigentlich richtig schön.
Von alldem mal abgesehen, kann ich mir schon denken, dass du dich freust wie eine Schneekönigin. Du hast nämlich das große Problem, meine arme Ilaria, dass du einfach zu gutmütig bist - was ja an sich niemand denken würde, bei der Aura von Femme fatale, die du ausstrahlst. Du springst vor Glück an die Decke, wenn du erfährst, dass deine allerbeste Freundin, die noch nicht mal sonderlich toll aussieht, sich verliebt hat. Ob die Liebe auf Gegenseitigkeit beruht? Was weiß ich_ Nach dem Sex zu schließen (darüber müsste ich eigentlich einen Extrabrief schreiben, aber das würde am Ende ausarten, und ich wüsste auch nicht recht, wie, über Sex haben wir bisher wenig gesprochen), äh, wo war ich?, ach ja, also nach dem Sex zu schließen, dem Sex mit dem glücklich Verheirateten, muss man wohl zu dem Schluss kommen, glücklich verheiratet hin oder her - die eheliche Gymnastik scheint ihn jedenfalls keineswegs zu befriedigen. Und Körper lügen ja schließlich nicht, also würde ich immerhin die Aussage wagen, dass zwischen uns^ eine rasende gegenseitige Anziehung herrscht. Mal ganz abgesehen von allem anderen, einer großen geistigen Nähe, der Lust, stundenlang miteinander zu reden, zu lachen, den anderen besser kennen zu lernen.
Womit der Kerl mich wirklich um den Finger wickelt, das ist sein Charme. Er ist gebildet, aber kein intellektueller Dummschwätzer, kann total witzig sein - und hat noch dazu dieses markante, sonnengebräunte Gesicht ^ hach_ wenn sich mal so einer in dich verliebte tja, aber genau das ist nun der Wermutstropfen an der ganzen Sache: Wenn du unter "verliebt" den Typ Mann verstehst, von dem in euren Umfragen die Rede ist - also einer, der dich fünfundzwanzigmal am Tag anruft, dir lauter kleine Geschenke macht, sich zu waghalsigen Liebeserklärungen hinreißen lässt oder dem aus Versehen, im Dunkeln, bei Nebel auch mal ein "Ich liebe dich" herausrutscht - dann, ja dann ist er kein bisschen verliebt. Vielleicht ist es ja auch die alte Leier: dass der Gefühlsaufwand und die damit verbundenen Erwartungen in keinem Verhältnis zueinander stehen. Die riesig sind, was mich angeht. Von seiner Seite überwiegt da wahrscheinlich eher das Genussdenken, das kluge Auskosten jedes flüchtigen Moments mit mir, ob nun bei mir zu Hause oder im Motel, wenn ich es nicht geschafft habe, Giacomo bei einer Freundin unterzubringen oder die Oma kommen muss.
Ehrlich gesagt bin ich lieber im Motel als bei mir zu Hause, das macht die Sache nämlich klarer für mich. Superverheirateter vögelt allein erziehende Mutter in Motel am Rande der Stadt. Nein, nein, das hier ist nicht meine gefährliche Tendenz zur Selbsterniedrigung. Diesmal liegst du voll daneben, lass es dir gesagt sein. Die Wahrheit ist, meine liebe Haupt- und Chefredaktionsleiterin, dass es in euren blöden Frauenzeitschriften nie um wirklich ernste und praktische Dinge geht, zum Beispiel darum, dass Motels lange nicht so trostlos sind, wie es immer heißt, manche sind wirklich sehr nett, mit einem Gärtchen direkt vor dem Halbtagsliebesnest, wo der jeweilige treulose Gatte sein Auto abstellen kann, ohne gesehen zu werden. Und die Zimmer sind wirklich schnuckelig, mit Blumenvorhängen wie in good old England, und nachdem man's getan hat, bringen sie einem sogar noch ein Abendessen. Ein ziemlich grausiges, okay, aber immerhin eine warme Mahlzeit. In Zeiten wie diesen nimmt man, was man kriegen kann.
Was soll ich dir noch von ihm erzählen? Dass er natürlich viel mehr verdient als ich und eine gesellschaftliche Spitzenposition hat; und dass neben seiner lieben Ehegattin - so alt wie er, hennagefärbt, auf dem Edelökotrip - daheim auch noch zwei Töchterlein auf ihn warten, Hippies der dritten Generation und weder sonderlich hübsch noch sonderlich hässlich. Nicht viel anders als seine Frau und eben auch ich selbst, wobei der Haken bei mir ist, dass ich natürlich keine alteingesessene Turiner Adelsfamilie im Hintergrund habe und überhaupt so gar nicht vorzeigbar bin - mit meinem Vater, der mal eine Bar hatte, und meiner Mutter, die bei der Post arbeitet. Was ich ihm als klassische Geliebte bieten kann, ist ein klein wenig Jugendlichkeit und die Tatsache, dass ich ein Verhältnis akzeptiere (tue ich das?), das auf glühend heißen und wenig realistischen Treffen beruht (es sei denn, man versteht unter realistisch, fantastischen Sex zu haben, das hängt ganz vom Standpunkt ab). All dem wirst du entnehmen können, dass ich mit meinem Mann für gewisse Stunden keinerlei Gesellschaftsleben habe und Verwandten und Freunden nicht vorgestellt worden bin.
Ach, was ich noch vergessen habe: Er ist vierundfünfzig. Du weißt schon, das typische Alter, in dem die Männer urplötzlich meinen, sie müssten jetzt ihr Leben ändern, weil sie jeden Gedanken ans Älterwerden verjagen möchten. Das Alter, in dem man durch Kompromisse zur Perfektion gelangen kann.
Meine Rolle bei der ganzen Sache: Wie immer nehme ich's von den Armen (mir selber), um den Reichen zu geben (ihm und seiner besseren Hälfte).
Was meinst du, wie viele solcher Schuldnerinnen wird es wohl geben: Ehefrauen, die alles wissen und doch so tun, als wären sie blind? Mit dieser durchaus parteiischen Frage (wäre ja noch schöner, wenn ich jetzt auch noch objektiv sein wollte) lasse ich dich allein. Ich warte auf deine Antwort per Mail, auch wenn ich angesichts der Liebes- und Gefühlsverwirrungen, um die es hier geht, ein raschelndes Briefchen auf rosa Papier vorziehen würde, das nach deinem Parfum duftet.
Sei umarmt, Daria PS: So sehr ich mich auch angestrengt habe, abgehoben und (womöglich) witzig zu klingen, denk immer dran, dass ich hoffnungslos verknallt bin, verletzlich und dünnhäutig gegenüber all deinen Warnungen, vorsichtig zu sein, und jedem deiner berechtigen Zweifel (davon habe ich selbst schon genug!).
Abgesehen davon: Kein Mensch hat etwas von frommen Lügen, was hältst du also davon, das Thema unter seinem zentralen Aspekt zu betrachten? Verliebtsein kann nie schaden, es ist gut für das Seelenleben und für die Haut. (Wie pragmatisch ich doch bin! Zufrieden?) Roberta fährt nach Rom und kriegt gerade noch mal die Kurve Die Hunde-Frau hatte ihr einen bösen Blick zugeworfen, was ihrer sonst so prächtigen Laune einen Dämpfer versetzt hatte. Es bewirkte, dass sie sich nun ordinär und nuttig vorkam, die arme Roberta - wie ein Vorstadt-Busenwunder, dem ein paar kräftige Schläge auf den Hinterkopf nicht schaden könnten, wie Danila sagen würde, Mamas einzige wirklich nette Freundin: kurz, wie eine aufgedonnerte Pute mit stecknadelkopfgroßem Gehirn, sogar noch weniger zu beneiden als die vor Dreck starrende Streunerin da drüben, die sich nur dank ihrer vier räudigen Köter überhaupt auf den Beinen hielt.
Das soll mal einer verstehen: Es reicht also, wenn dich eine Unbekannte schief anschaut, damit ein Tag mit glänzenden Aussichten aus dem Gleichgewicht gerät. Roberta wusste ja, dass sie toll aussah. Sie war ein echtes multimediales Wondergirl, der erstaunlich wohlgeratene Spross einer Mutter von nicht wirklich einwandfreiem Lebenswandel, die in drittklassigen Filmchen mitspielte und zu früh in die Breite gegangen war (bei Dolores war alles den Bach runtergegangen, ihre Liebschaften, die Karriere, die Finanzen und nun auch noch die Figur).
Man konnte es ruhig laut sagen: Das Schicksal hatte Roberta hart geschlagen mit ihrer Mutter. Eine Kindfrau, die nie erwachsen geworden war, psychisch labil und schwer suchtkrank nach einer bunten Mixtur an Wunderpillen, Bachblüten, Elixieren und Essenzen, nicht zu reden von Wahrsagerinnen, Kartenlegern, New-Age-Gurus und anderen Scharlatanen. Chronisch infantil wie sie war, lebte ihre Mutter im ständigen Glauben ans Schicksal und hoffte immer noch auf Lottogewinne, Angebote aus Hollywood aus heiterem Himmel oder Zufallsbegegnungen mit unwahrscheinlich reichen Märchenprinzen ausgerechnet im altersschwachen Fahrstuhl des schäbigen Wohnblocks, in dem sie schon seit einer Ewigkeit wohnte und von besseren Zeiten träumte.
Wie nicht anders zu erwarten, hatte Robertas Erzeuger sich schon aus dem Staub gemacht, bevor sie überhaupt das Licht der Welt erblickte. Eigentlich die idealen Voraussetzungen für eine verkorkste Existenz, an der sich jeder Therapeut die Zähne ausbeißt, aber aus Roberta war wirklich ein Prachtstück geworden: Schon als Kind war sie derart gleichmütig gegenüber dem Gejammer und den nie erfüllten Erwartungen ihrer Mutter, dass sie bald um Klassen reifer war als sie, aber auch reifer als all ihre Freundinnen zusammengerechnet.
Eine clevere, optimistische und praktisch veranlagte Göre, die mit sechsundzwanzig Jahren ein untrügliches Gespür für all den Blödsinn hatte, den die Männer da- herschwafeln konnten, um einen herumzukriegen: Mädchen, du hast ein Riesentalent (sprich: Riesentitten), du musst unbedingt zum Fernsehen/zum Film/Schriftstellerin werden, sei froh, dass du mich getroffen hast, ich bin zufällig Regisseur und/oder Chefredakteur und/oder Programmleiter von dem und dem Verlag ^ Na ja, eben solche, die sowieso immer am längeren Hebel sitzen.
Solche, von denen Dolores sich an der Nase herumführen ließ, seit sie denken konnte.
Körperlich machte Roberta den Eindruck frisch erblühter Jugend, innerlich aber war sie gerissener und abgebrühter als jede Vierzigjährige. Eine Gefahr für die Menschheit, ja, das war sie: kein Vergleich mit all den arbeitswütigen Karrierefrauen um sie herum, und erst recht nicht mit den Freundinnen ihrer Mutter, die immer wieder von neuem sitzen gelassen wurden. Sie dagegen war eine echte Wölfin im Schafspelz _ Aber die Männer sind ja, wie man weiß, ein Haufen Schwachköpfe und gehen immer nur nach dem Äußeren. Die brauchten sie bloß zu sehen, jung und appetitlich wie sie war, um sich Hals über Kopf auf sie zu stürzen. Das Letzte, was sie dachten, war: Die schnapp ich mir im Vorübergehen. Fielen dann natürlich auf die Nase und schauten dumm aus der Wäsche.
Die Streunerin hatte sich die ganze Zeit nicht vom Fleck gerührt und äugte immer noch sarkastisch zu ihr hinüber, klar, die konnte ja auch in aller Gemütsruhe hier herumhängen und musste nicht nach Rom hetzen wie sie, um dort - was überhaupt zu tun? Ein Interview mit irgendeiner Schreckschraube zu führen, die ihr - um im Straßenjargon zu bleiben - so was von am Arsch vorbeiging. Eigentlich sollte sie ja wie elektrisiert sein angesichts dieser Aufgabe, die "für ihr Alter eine große Ehre" war (wie ihr der Direktor von Fashion eingetrichtert hatte, nicht ohne dabei ungeniert ihren Hintern mit den Augen zu verschlingen), aber das Ganze hing ihr jetzt schon zum Hals raus. Alles wie nach Drehbuch: das Interview mit der besagten Schreckschraube, Eloisa Petri, und danach, wo sie schon mal auf Kosten der Redaktion in Rom war, auf einen Sprung bei der RAI vorbei. Vielleicht gelang es ihr ja, irgendjemandem, der was zu sagen hatte, ihre Idee für eine Fernsehshow vorzustellen - unter dem Titel "Geborene Verlierer". Eine Show, die es, wie die abgeklärte Roberta genau wusste, sowieso nie geben würde, weil nämlich an Verlierertypen (siehe Dolores) kein Mangel herrschte. Und wer will sich schon das Abbild der eigenen jämmerlichen Existenz reinziehen? Keiner, natürlich. Aber die kleine Roby mit den niedlichen Sommersprossen auf der Nase würde ihre Pfirsichhaut und ihre festen Kurven spielen lassen und schon einen Gesprächstermin bei dem einschlägigen Abteilungsleiter bekommen, der wie alle Männer in einer solchen Position etwas von einem Schwein hatte (wenn er's nicht hätte, dann würde er wahrscheinlich den Teufel tun, sie überhaupt vorzulassen). Es war wirklich ein mühsames Geschäft, diese ewige Schizophrenie: Ständig musste man so tun, als ob man sich verarschen lässt, und dabei selbst die anderen verarschen, wo es nur geht^ auch ein ganz klein wenig deprimierend, das Ganze. Jedenfalls beschwerte sie sich nie, bei ihr zu Hause gab es den ganzen Tag nichts als Gejammer. Außerdem schlug sie sich im Vergleich zu Dolores definitiv besser. Im Vergleich zu Dolores schlug sich jeder besser. Sogar die Hunde-Frau, die wenigstens nicht wie ihre Mutter einen Hass auf die ganze Welt mit sich herumtrug, eine Wut auf alles, was sich bewegte: Die Hunde-Frau verachtete nur solche arroganten Miststücke wie Roberta, die nicht mal einen halben Euro für sie übrig hatten.
Es war ein schöner, sonniger Septembertag, der eigentlich richtig gut angefangen hatte, aber ein paar kleine Dämpfer hatte es doch gegeben: Da war zum Beispiel der reizende kleine Brief, den sie gerade las, ein falsches Dankesschreiben, das in Wirklichkeit eine wortreiche Beschwerde von einer dahergelaufenen Schnepfe war, die sie endlos lange interviewt hatte und für die sie sich dann den Arsch aufgerissen hatte, um das Machwerk einer Zeitschrift namens Frauen der Zukunft (welcher Zukunft?) anzudrehen. Sollte die Schnepfe sich doch beschweren, wegen der paar lächerlichen Ungenauigkeiten. Klar, die dachte jetzt, dass Roberta eine blutige Anfängerin war, die keine Ahnung von Tuten und Blasen hatte. Dabei hatte sie bloß hier und da einen Satz geändert, um die Schnepfe weniger dämlich erscheinen zu lassen, weniger jämmerlich in ihrem sinnlosen Ehrgeiz. Selber schuld, Roberta - das wird dir eine Lehre sein, dir für andere Leute ein Bein auszureißen.
Meine Güte, selbst wenn die Quoten-Dumpfbacke der Zukunft ihr einen flammenden Dankesbrief geschrieben hätte, was hätte das geändert? Nichts, gar nichts. Tief innen wusste Roberta ganz genau, dass ihre Karriere als Journalistin (die sie nur angetreten hatte, um nicht wie ihre Mutter zu enden) ihr auf absehbare Zeit keine Höhenflüge bescheren würde. Zwei Jahre war sie nun schon im Geschäft, hatte aber das Gefühl, es seien schon achtzehn. Wie alle anderen würde sie immer weiter hecheln, würde diesen albernen Marathonlauf um eine zukünftige Spitzenposition samt Sonderzulagen und Extras zu schaffen versuchen - bis ihr eines Tages klar würde, dass sie zwar nie wirklich hinterherhinkte, aber auch nie ganz vorne dran sein würde. Irgendwann würde sie sich damit zufrieden geben müssen, auf immer nur im besseren Mittelfeld laufen zu können.
Kurz gesagt, es war höchste Zeit für einen Richtungswechsel. Es war ihr zwar gelungen, mit den verschiedensten Zeitschriften zusammenzuarbeiten, aber auch nur, weil sie die (freilich makellos geformte) Stirn dazu besaß - es war nämlich so, dass sie sich eine verdammte Mühe geben musste, um immer wieder in dem Stil zu schreiben, den man von ihr verlangte. Sie hatte weiß Gott kein besonderes Talent dazu, auf Knopfdruck ihre Schreibe anzupassen. Die logische Folge daraus war: Sie musste ihre eigentlichen Begabungen besser ausnützen, die Talente, die ihr Höchstnoten einbrachten. Sie musste endlich damit aufhören, den Quatsch aufzubereiten, den andere von sich gaben, und sich einer wahrhaft kreativen Beschäftigung widmen. Sie könnte zum Beispiel Schriftstellerin werden oder Regie führen (wie ihr lieber Papa, der sich aus dem Staub gemacht hatte). Oder Edel- nutte.
Im Moment saß sie freilich erst im Pendolino nach Rom und wartete, dass er losfuhr. Den Pendolino hatte sie aus Versehen genommen. Er fuhr zehn Minuten vor dem Intercity ab, und am Schalter war keine Schlange gewesen. Dabei hätte sie doch genau wissen müssen, dass ihr im Pendolino immer schlecht wurde. Weiß der Geier warum, aber sie schaffte es einfach nicht immer, allem aus dem Weg zu gehen, was ihr nicht gut tat. Vielleicht war ererbter Masochismus daran schuld? Oder ungelöste Kindheitstraumata?
Verheiratet, und zwar von der Sorte "wenn Sie nicht zufrieden sind, kriegen Sie Ihr Geld zurück oder einen gleichwertigen Ersatz" - aber von Zeit zu Zeit genehmigt Mann sich einen leckeren Happen zum Dessert oder zwischendurch, mit einem Sahnehäubchen obendrauf. Das Merkwürdige daran ist bloß, dass der Typ sich dafür ein üppiges Stück Torte wie mich statt einer leichten Schaumspeise ausgesucht hat: Schließlich lässt sich meine Figur mit deiner lange nicht vergleichen. Was allerdings für ihn spricht. Irgendwer hat doch mal gesagt, dass schöne Frauen was für Männer ohne Fantasie sind^ (Bitte sei jetzt nicht beleidigt!) Apropos, wie geht's dir mit dem unaussprechlichen Franco? Entschuldige, heute bin ich derart egoistisch. Ist bestimmt eine Nebenwirkung des Verliebtseins: Wäre ja auch unvorstellbar, dass irgendwer anders auch nur annähernd so glücklich ist wie ich_ Jetzt reicht's aber! Bevor es endgültig lächerlich wird, kann ich dir noch mitteilen, dass du hochzufrieden mit mir wärst: Ich hab mir Strähnchen färben lassen, ich geb mir viel mehr Mühe mit meinem Outfit, und mit meiner durchgestylten neuen Brille sehe ich aus wie eine intellektuelle Modetussi (ich geb's zu, ich verbringe eine Menge Zeit vor dem Spiegel). Im Großen und Ganzen fühle ich mich nicht schlecht in Form - wie gesagt, im Großen und Ganzen, bzw. was mein Äußeres eben so hergibt (im Vergleich mit dir, zum Beispiel). Aber ich beklage mich nicht, im Gegenteil, ich habe mich noch nie so gut gefühlt. Beinahe - hübsch. Eigentlich richtig schön.
Von alldem mal abgesehen, kann ich mir schon denken, dass du dich freust wie eine Schneekönigin. Du hast nämlich das große Problem, meine arme Ilaria, dass du einfach zu gutmütig bist - was ja an sich niemand denken würde, bei der Aura von Femme fatale, die du ausstrahlst. Du springst vor Glück an die Decke, wenn du erfährst, dass deine allerbeste Freundin, die noch nicht mal sonderlich toll aussieht, sich verliebt hat. Ob die Liebe auf Gegenseitigkeit beruht? Was weiß ich_ Nach dem Sex zu schließen (darüber müsste ich eigentlich einen Extrabrief schreiben, aber das würde am Ende ausarten, und ich wüsste auch nicht recht, wie, über Sex haben wir bisher wenig gesprochen), äh, wo war ich?, ach ja, also nach dem Sex zu schließen, dem Sex mit dem glücklich Verheirateten, muss man wohl zu dem Schluss kommen, glücklich verheiratet hin oder her - die eheliche Gymnastik scheint ihn jedenfalls keineswegs zu befriedigen. Und Körper lügen ja schließlich nicht, also würde ich immerhin die Aussage wagen, dass zwischen uns^ eine rasende gegenseitige Anziehung herrscht. Mal ganz abgesehen von allem anderen, einer großen geistigen Nähe, der Lust, stundenlang miteinander zu reden, zu lachen, den anderen besser kennen zu lernen.
Womit der Kerl mich wirklich um den Finger wickelt, das ist sein Charme. Er ist gebildet, aber kein intellektueller Dummschwätzer, kann total witzig sein - und hat noch dazu dieses markante, sonnengebräunte Gesicht ^ hach_ wenn sich mal so einer in dich verliebte tja, aber genau das ist nun der Wermutstropfen an der ganzen Sache: Wenn du unter "verliebt" den Typ Mann verstehst, von dem in euren Umfragen die Rede ist - also einer, der dich fünfundzwanzigmal am Tag anruft, dir lauter kleine Geschenke macht, sich zu waghalsigen Liebeserklärungen hinreißen lässt oder dem aus Versehen, im Dunkeln, bei Nebel auch mal ein "Ich liebe dich" herausrutscht - dann, ja dann ist er kein bisschen verliebt. Vielleicht ist es ja auch die alte Leier: dass der Gefühlsaufwand und die damit verbundenen Erwartungen in keinem Verhältnis zueinander stehen. Die riesig sind, was mich angeht. Von seiner Seite überwiegt da wahrscheinlich eher das Genussdenken, das kluge Auskosten jedes flüchtigen Moments mit mir, ob nun bei mir zu Hause oder im Motel, wenn ich es nicht geschafft habe, Giacomo bei einer Freundin unterzubringen oder die Oma kommen muss.
Ehrlich gesagt bin ich lieber im Motel als bei mir zu Hause, das macht die Sache nämlich klarer für mich. Superverheirateter vögelt allein erziehende Mutter in Motel am Rande der Stadt. Nein, nein, das hier ist nicht meine gefährliche Tendenz zur Selbsterniedrigung. Diesmal liegst du voll daneben, lass es dir gesagt sein. Die Wahrheit ist, meine liebe Haupt- und Chefredaktionsleiterin, dass es in euren blöden Frauenzeitschriften nie um wirklich ernste und praktische Dinge geht, zum Beispiel darum, dass Motels lange nicht so trostlos sind, wie es immer heißt, manche sind wirklich sehr nett, mit einem Gärtchen direkt vor dem Halbtagsliebesnest, wo der jeweilige treulose Gatte sein Auto abstellen kann, ohne gesehen zu werden. Und die Zimmer sind wirklich schnuckelig, mit Blumenvorhängen wie in good old England, und nachdem man's getan hat, bringen sie einem sogar noch ein Abendessen. Ein ziemlich grausiges, okay, aber immerhin eine warme Mahlzeit. In Zeiten wie diesen nimmt man, was man kriegen kann.
Was soll ich dir noch von ihm erzählen? Dass er natürlich viel mehr verdient als ich und eine gesellschaftliche Spitzenposition hat; und dass neben seiner lieben Ehegattin - so alt wie er, hennagefärbt, auf dem Edelökotrip - daheim auch noch zwei Töchterlein auf ihn warten, Hippies der dritten Generation und weder sonderlich hübsch noch sonderlich hässlich. Nicht viel anders als seine Frau und eben auch ich selbst, wobei der Haken bei mir ist, dass ich natürlich keine alteingesessene Turiner Adelsfamilie im Hintergrund habe und überhaupt so gar nicht vorzeigbar bin - mit meinem Vater, der mal eine Bar hatte, und meiner Mutter, die bei der Post arbeitet. Was ich ihm als klassische Geliebte bieten kann, ist ein klein wenig Jugendlichkeit und die Tatsache, dass ich ein Verhältnis akzeptiere (tue ich das?), das auf glühend heißen und wenig realistischen Treffen beruht (es sei denn, man versteht unter realistisch, fantastischen Sex zu haben, das hängt ganz vom Standpunkt ab). All dem wirst du entnehmen können, dass ich mit meinem Mann für gewisse Stunden keinerlei Gesellschaftsleben habe und Verwandten und Freunden nicht vorgestellt worden bin.
Ach, was ich noch vergessen habe: Er ist vierundfünfzig. Du weißt schon, das typische Alter, in dem die Männer urplötzlich meinen, sie müssten jetzt ihr Leben ändern, weil sie jeden Gedanken ans Älterwerden verjagen möchten. Das Alter, in dem man durch Kompromisse zur Perfektion gelangen kann.
Meine Rolle bei der ganzen Sache: Wie immer nehme ich's von den Armen (mir selber), um den Reichen zu geben (ihm und seiner besseren Hälfte).
Was meinst du, wie viele solcher Schuldnerinnen wird es wohl geben: Ehefrauen, die alles wissen und doch so tun, als wären sie blind? Mit dieser durchaus parteiischen Frage (wäre ja noch schöner, wenn ich jetzt auch noch objektiv sein wollte) lasse ich dich allein. Ich warte auf deine Antwort per Mail, auch wenn ich angesichts der Liebes- und Gefühlsverwirrungen, um die es hier geht, ein raschelndes Briefchen auf rosa Papier vorziehen würde, das nach deinem Parfum duftet.
Sei umarmt, Daria PS: So sehr ich mich auch angestrengt habe, abgehoben und (womöglich) witzig zu klingen, denk immer dran, dass ich hoffnungslos verknallt bin, verletzlich und dünnhäutig gegenüber all deinen Warnungen, vorsichtig zu sein, und jedem deiner berechtigen Zweifel (davon habe ich selbst schon genug!).
Abgesehen davon: Kein Mensch hat etwas von frommen Lügen, was hältst du also davon, das Thema unter seinem zentralen Aspekt zu betrachten? Verliebtsein kann nie schaden, es ist gut für das Seelenleben und für die Haut. (Wie pragmatisch ich doch bin! Zufrieden?) Roberta fährt nach Rom und kriegt gerade noch mal die Kurve Die Hunde-Frau hatte ihr einen bösen Blick zugeworfen, was ihrer sonst so prächtigen Laune einen Dämpfer versetzt hatte. Es bewirkte, dass sie sich nun ordinär und nuttig vorkam, die arme Roberta - wie ein Vorstadt-Busenwunder, dem ein paar kräftige Schläge auf den Hinterkopf nicht schaden könnten, wie Danila sagen würde, Mamas einzige wirklich nette Freundin: kurz, wie eine aufgedonnerte Pute mit stecknadelkopfgroßem Gehirn, sogar noch weniger zu beneiden als die vor Dreck starrende Streunerin da drüben, die sich nur dank ihrer vier räudigen Köter überhaupt auf den Beinen hielt.
Das soll mal einer verstehen: Es reicht also, wenn dich eine Unbekannte schief anschaut, damit ein Tag mit glänzenden Aussichten aus dem Gleichgewicht gerät. Roberta wusste ja, dass sie toll aussah. Sie war ein echtes multimediales Wondergirl, der erstaunlich wohlgeratene Spross einer Mutter von nicht wirklich einwandfreiem Lebenswandel, die in drittklassigen Filmchen mitspielte und zu früh in die Breite gegangen war (bei Dolores war alles den Bach runtergegangen, ihre Liebschaften, die Karriere, die Finanzen und nun auch noch die Figur).
Man konnte es ruhig laut sagen: Das Schicksal hatte Roberta hart geschlagen mit ihrer Mutter. Eine Kindfrau, die nie erwachsen geworden war, psychisch labil und schwer suchtkrank nach einer bunten Mixtur an Wunderpillen, Bachblüten, Elixieren und Essenzen, nicht zu reden von Wahrsagerinnen, Kartenlegern, New-Age-Gurus und anderen Scharlatanen. Chronisch infantil wie sie war, lebte ihre Mutter im ständigen Glauben ans Schicksal und hoffte immer noch auf Lottogewinne, Angebote aus Hollywood aus heiterem Himmel oder Zufallsbegegnungen mit unwahrscheinlich reichen Märchenprinzen ausgerechnet im altersschwachen Fahrstuhl des schäbigen Wohnblocks, in dem sie schon seit einer Ewigkeit wohnte und von besseren Zeiten träumte.
Wie nicht anders zu erwarten, hatte Robertas Erzeuger sich schon aus dem Staub gemacht, bevor sie überhaupt das Licht der Welt erblickte. Eigentlich die idealen Voraussetzungen für eine verkorkste Existenz, an der sich jeder Therapeut die Zähne ausbeißt, aber aus Roberta war wirklich ein Prachtstück geworden: Schon als Kind war sie derart gleichmütig gegenüber dem Gejammer und den nie erfüllten Erwartungen ihrer Mutter, dass sie bald um Klassen reifer war als sie, aber auch reifer als all ihre Freundinnen zusammengerechnet.
Eine clevere, optimistische und praktisch veranlagte Göre, die mit sechsundzwanzig Jahren ein untrügliches Gespür für all den Blödsinn hatte, den die Männer da- herschwafeln konnten, um einen herumzukriegen: Mädchen, du hast ein Riesentalent (sprich: Riesentitten), du musst unbedingt zum Fernsehen/zum Film/Schriftstellerin werden, sei froh, dass du mich getroffen hast, ich bin zufällig Regisseur und/oder Chefredakteur und/oder Programmleiter von dem und dem Verlag ^ Na ja, eben solche, die sowieso immer am längeren Hebel sitzen.
Solche, von denen Dolores sich an der Nase herumführen ließ, seit sie denken konnte.
Körperlich machte Roberta den Eindruck frisch erblühter Jugend, innerlich aber war sie gerissener und abgebrühter als jede Vierzigjährige. Eine Gefahr für die Menschheit, ja, das war sie: kein Vergleich mit all den arbeitswütigen Karrierefrauen um sie herum, und erst recht nicht mit den Freundinnen ihrer Mutter, die immer wieder von neuem sitzen gelassen wurden. Sie dagegen war eine echte Wölfin im Schafspelz _ Aber die Männer sind ja, wie man weiß, ein Haufen Schwachköpfe und gehen immer nur nach dem Äußeren. Die brauchten sie bloß zu sehen, jung und appetitlich wie sie war, um sich Hals über Kopf auf sie zu stürzen. Das Letzte, was sie dachten, war: Die schnapp ich mir im Vorübergehen. Fielen dann natürlich auf die Nase und schauten dumm aus der Wäsche.
Die Streunerin hatte sich die ganze Zeit nicht vom Fleck gerührt und äugte immer noch sarkastisch zu ihr hinüber, klar, die konnte ja auch in aller Gemütsruhe hier herumhängen und musste nicht nach Rom hetzen wie sie, um dort - was überhaupt zu tun? Ein Interview mit irgendeiner Schreckschraube zu führen, die ihr - um im Straßenjargon zu bleiben - so was von am Arsch vorbeiging. Eigentlich sollte sie ja wie elektrisiert sein angesichts dieser Aufgabe, die "für ihr Alter eine große Ehre" war (wie ihr der Direktor von Fashion eingetrichtert hatte, nicht ohne dabei ungeniert ihren Hintern mit den Augen zu verschlingen), aber das Ganze hing ihr jetzt schon zum Hals raus. Alles wie nach Drehbuch: das Interview mit der besagten Schreckschraube, Eloisa Petri, und danach, wo sie schon mal auf Kosten der Redaktion in Rom war, auf einen Sprung bei der RAI vorbei. Vielleicht gelang es ihr ja, irgendjemandem, der was zu sagen hatte, ihre Idee für eine Fernsehshow vorzustellen - unter dem Titel "Geborene Verlierer". Eine Show, die es, wie die abgeklärte Roberta genau wusste, sowieso nie geben würde, weil nämlich an Verlierertypen (siehe Dolores) kein Mangel herrschte. Und wer will sich schon das Abbild der eigenen jämmerlichen Existenz reinziehen? Keiner, natürlich. Aber die kleine Roby mit den niedlichen Sommersprossen auf der Nase würde ihre Pfirsichhaut und ihre festen Kurven spielen lassen und schon einen Gesprächstermin bei dem einschlägigen Abteilungsleiter bekommen, der wie alle Männer in einer solchen Position etwas von einem Schwein hatte (wenn er's nicht hätte, dann würde er wahrscheinlich den Teufel tun, sie überhaupt vorzulassen). Es war wirklich ein mühsames Geschäft, diese ewige Schizophrenie: Ständig musste man so tun, als ob man sich verarschen lässt, und dabei selbst die anderen verarschen, wo es nur geht^ auch ein ganz klein wenig deprimierend, das Ganze. Jedenfalls beschwerte sie sich nie, bei ihr zu Hause gab es den ganzen Tag nichts als Gejammer. Außerdem schlug sie sich im Vergleich zu Dolores definitiv besser. Im Vergleich zu Dolores schlug sich jeder besser. Sogar die Hunde-Frau, die wenigstens nicht wie ihre Mutter einen Hass auf die ganze Welt mit sich herumtrug, eine Wut auf alles, was sich bewegte: Die Hunde-Frau verachtete nur solche arroganten Miststücke wie Roberta, die nicht mal einen halben Euro für sie übrig hatten.
Es war ein schöner, sonniger Septembertag, der eigentlich richtig gut angefangen hatte, aber ein paar kleine Dämpfer hatte es doch gegeben: Da war zum Beispiel der reizende kleine Brief, den sie gerade las, ein falsches Dankesschreiben, das in Wirklichkeit eine wortreiche Beschwerde von einer dahergelaufenen Schnepfe war, die sie endlos lange interviewt hatte und für die sie sich dann den Arsch aufgerissen hatte, um das Machwerk einer Zeitschrift namens Frauen der Zukunft (welcher Zukunft?) anzudrehen. Sollte die Schnepfe sich doch beschweren, wegen der paar lächerlichen Ungenauigkeiten. Klar, die dachte jetzt, dass Roberta eine blutige Anfängerin war, die keine Ahnung von Tuten und Blasen hatte. Dabei hatte sie bloß hier und da einen Satz geändert, um die Schnepfe weniger dämlich erscheinen zu lassen, weniger jämmerlich in ihrem sinnlosen Ehrgeiz. Selber schuld, Roberta - das wird dir eine Lehre sein, dir für andere Leute ein Bein auszureißen.
Meine Güte, selbst wenn die Quoten-Dumpfbacke der Zukunft ihr einen flammenden Dankesbrief geschrieben hätte, was hätte das geändert? Nichts, gar nichts. Tief innen wusste Roberta ganz genau, dass ihre Karriere als Journalistin (die sie nur angetreten hatte, um nicht wie ihre Mutter zu enden) ihr auf absehbare Zeit keine Höhenflüge bescheren würde. Zwei Jahre war sie nun schon im Geschäft, hatte aber das Gefühl, es seien schon achtzehn. Wie alle anderen würde sie immer weiter hecheln, würde diesen albernen Marathonlauf um eine zukünftige Spitzenposition samt Sonderzulagen und Extras zu schaffen versuchen - bis ihr eines Tages klar würde, dass sie zwar nie wirklich hinterherhinkte, aber auch nie ganz vorne dran sein würde. Irgendwann würde sie sich damit zufrieden geben müssen, auf immer nur im besseren Mittelfeld laufen zu können.
Kurz gesagt, es war höchste Zeit für einen Richtungswechsel. Es war ihr zwar gelungen, mit den verschiedensten Zeitschriften zusammenzuarbeiten, aber auch nur, weil sie die (freilich makellos geformte) Stirn dazu besaß - es war nämlich so, dass sie sich eine verdammte Mühe geben musste, um immer wieder in dem Stil zu schreiben, den man von ihr verlangte. Sie hatte weiß Gott kein besonderes Talent dazu, auf Knopfdruck ihre Schreibe anzupassen. Die logische Folge daraus war: Sie musste ihre eigentlichen Begabungen besser ausnützen, die Talente, die ihr Höchstnoten einbrachten. Sie musste endlich damit aufhören, den Quatsch aufzubereiten, den andere von sich gaben, und sich einer wahrhaft kreativen Beschäftigung widmen. Sie könnte zum Beispiel Schriftstellerin werden oder Regie führen (wie ihr lieber Papa, der sich aus dem Staub gemacht hatte). Oder Edel- nutte.
Im Moment saß sie freilich erst im Pendolino nach Rom und wartete, dass er losfuhr. Den Pendolino hatte sie aus Versehen genommen. Er fuhr zehn Minuten vor dem Intercity ab, und am Schalter war keine Schlange gewesen. Dabei hätte sie doch genau wissen müssen, dass ihr im Pendolino immer schlecht wurde. Weiß der Geier warum, aber sie schaffte es einfach nicht immer, allem aus dem Weg zu gehen, was ihr nicht gut tat. Vielleicht war ererbter Masochismus daran schuld? Oder ungelöste Kindheitstraumata?
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Autoren-Porträt von Alessandra Appiano
Alessandra Appiano ist Journalistin und Fernsehautorin. Mit ihrem Romandebüt »Liebe kann so schön sein« stürmte sie auf Anhieb die Bestsellerlisten in Italien.
Bibliographische Angaben
- Autor: Alessandra Appiano
- 2008, 491 Seiten, Maße: 12,6 x 18,4 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Sabine Schulz
- Übersetzer: Sabine Schulz
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442370396
- ISBN-13: 9783442370399
Rezension zu „Ciao ciao, Amore “
"Lange hat niemand so pointiert und herzerfrischend über Frauenfreude und Frauenfreundschaft geschrieben!"
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