Come and see before the Tourists will do -The Mistery of Transsylvania

Die 1973 in Kronstadt geborenen eineiigen Zwillinge Gert und Uwe Tobias haben mit ihren Eltern schon früh Rumänien verlassen, und doch lebte wie in jeder Flüchtlingsfamilie ein Stück der "alten Heimat" fort. Nach dem Studienabschluß in der Klasse von Walther Dahn in Braunschweig 2002 haben die beiden mit ihren großformatigen Holzdrucken in Köln schnell Aufsehen erregt und daraufhin im letzten Jahr auch das Peter Mertes Stipendium des Bonner Kunstvereins erhalten

Leider ist die Erinnerung nicht aus Zelluloid, wie leicht ließe sich hin- und herspulen. Der Blick zurück muß vieles ausblenden. Davor schieben sich andere Motive, sie klackern ineinander, wie bunte Glassplitter im Kaleidoskop, ein endloses verspieltes Durcheinander: Wenn Gert und Uwe Tobias auf ihre Kindheit schauen, dann sehen die Zwillinge ein fernes Land, und das ist keine Metapher; denn die Siebenbürger Sachsen kamen als Kinder aus Rumänien nach Deutschland. Ihre Heimat ist der Ort, über den nicht nur die Geschichte hinweggegangen ist, sondern auch die Unterhaltungsindustrie. Transsylvanien war das Terrain des Grafen Dracula, und die abgelegenen Wälder und Berge waren unzählige Male die kalte und düstere Kulisse für den Filmgrusel.
Gert und Uwe Tobias, beide Absolventen der Klasse von Walther Dahn in Braunschweig, zeigen in ihrer ersten Einzelschau in der Kölner Galerie Michael Janssen unter dem Titel "The Mystery of Transylvania - Come and see before the Tourists will do"eine Serie von Holzschnitten, die alles das enthalten: Die Folklore der alten Heimat mixen sie mit Gothic-Symbolen; zwischen Trachtenmotive und Touristenkitsch schieben sich Totenschädel; der historische Menschenfresser ist genauso Motiv wie Nachtmützen, traditionelle Ornamente, Matisse-Blumen und Horror-Filmtitel. In ununterscheidbarer Gemeinschaftsarbeit übertrugen die beiden Kölner die kaleidoskopischen Bildfindungen auf Holzplatten, um diese hinterher wie riesige Holzpuzzle zu zersägen. Minutiös wurden von jedem Stock zwei Exemplare gedruckt, die Edition in leuchtenden Tönen war aufwendig, eher eine Art Malerei ohne Pinsel als klassischer Druck. Die 21 dunkel gerahmten Motive sollen bald in einem eigenen Buch erscheinen.
(Frankfurter Allgemeine Zeitung)