Gefährlich sexy / Crazy in Love Bd.2
Roman
Wenn die Vergangenheit ihren Schatten wirft ...
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Produktinformationen zu „Gefährlich sexy / Crazy in Love Bd.2 “
Wenn die Vergangenheit ihren Schatten wirft ...
Klappentext zu „Gefährlich sexy / Crazy in Love Bd.2 “
Wenn die Vergangenheit ihren Schatten wirft ...Für Dahlia ist der Rocksänger River die große Liebe. Zusammen mit ihm will sie ein neues Leben beginnen. Doch dann wird Dahlia plötzlich von ihrer Vergangenheit eingeholt, und River muss zugeben, dass er ihr etwas verheimlicht hat. Für Dahlia bricht eine Welt zusammen. Sie kann ihm nicht mehr vertrauen. River kämpft um die Beziehung. Er ist sich sicher, dass ihre Liebe alles überstehen kann. Wird es ihm gelingen, ihr Herz zurückzuerobern?
Lese-Probe zu „Gefährlich sexy / Crazy in Love Bd.2 “
Crazy in Love - Gefährlich schön von Kim KarrKapiteltt1
Out of My Head
Oktober 2006
Als ich durch die Tür zum Wohnheim der Studentenverbindung ging, auf der die griechischen Buchstaben für Kappa Sigma standen, kam ich mir vor, als hätte ich gerade ein Filmset betreten. Es war Halloween, alle trugen Verkleidungen, hielten rote Plastikbecher in der Hand und tanzten. Na ja, nicht alle.
Ich traute meinen Augen nicht. In der Mitte des Raums stand eine riesige blaue Eisskulptur, aus der aus zwei Löchern Schnaps floss. Der Typ am Ende des einen Schnapskanals war mein Freund, Ben, und direkt hinter ihm in der Schlange stand meine beste Freundin Aerie. Ich ging nicht oft zu solchen Studentenverbindungspartys, und als ich die beiden so sah, wusste ich auch, warum.
Ich schüttelte den Kopf über die beiden betrunkenen Idioten vor den Schnapslöchern und ging in die Küche, um mir ein Bier zu holen. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, biss Ben gerade in eine Zitronenscheibe, kniff dabei die Augen zusammen und schüttelte sich. Stirnrunzelnd ging ich an einem Pärchen vorbei, das gerade Bierpong spielte. Ich musste lachen. Von den beiden hatte sie eindeutig schon zu viel intus und schaffte es überhaupt nicht mehr, mit dem Ball in die gegnerischen Bierbecher zu treffen.
Als Ben mich bemerkte, lockte er mich verschwörerisch lächelnd mit dem Zeigefinger zu sich her. Er trat durch die Menge auf mich zu und sah mir dabei die ganze Zeit in die Augen. Die Leute wichen zur Seite, um ihm Platt zu machen.
Schließlich stand er mir gegenüber. Seine blauen Augen waren leicht getrübt, die Pupillen geweitet. Er grinste immer noch verschmitzt, was wohl bedeutete, dass er noch einigermaßen klar denken konnte.
... mehr
Ich hob eine Augenbraue und deutete auf die Eisskulptur. »Hey, wie viele Shots aus dem Ding hast du schon gehabt?«
Er sah mich zerstreut an und drehte die Handflächen zur Decke. »Keine Ahnung«, sagte er schulterzuckend.
Dann nahm er mir den Bierbecher aus der Hand und stellte ihn auf den Tisch neben uns. Er legte mir die Arme um die Hüften und zog mich an sich. »Hey, Dahl. Wo warst du so lange?«, fragte er, dabei wanderten seine starken Hände auf meinen Po.
Ich schlang ihm die Arme um den Hals und lehnte seufzend die Stirn an sein Kinn. »Das Fotoshooting hat länger gedauert. Drake hatte so was wie einen Nervenzusammenbruch, weil die Kleider der Models nicht genau das Lila hatten, das er ausgesucht hatte.«
Ben stöhnte, dann beugte er sich zu mir herunter und küsste mich. »Drake ist ein Wichser. Ich hoffe nur für ihn, dass du nächstes Semester einen neuen Job findest. Der Typ kotzt mich langsam richtig an.«
Bei seinen Worten zuckte ich zusammen. Ich lehnte mich zurück, legte ihm die Hände auf die muskulöse Brust und sah ihm in die leicht vernebelten Augen. »Ben, versprich mir, dass du dich von ihm fernhältst.«
»Schon okay. Ich verspreche es.« Er lachte in sich hinein. Sein Atem roch ganz schön nach Alkohol.
Ich seufzte wieder und fuhr ihm mit den Händen durchs Haar.
Er sah mich besorgt an. Dann flüsterte er: »Ist alles okay?«
»Klar. Das falsche Lila ist jetzt wirklich kein Weltuntergang.«
Ben betrachtete mich eingehend und zögerte kurz, bevor er antwortete: »Dahl, du weißt, was ich meine.«
Ich versteifte mich. Mir war klar, worauf er hinauswollte, aber ich hatte keine Lust, jettt über den Todestag meiner Eltern zu sprechen.
»Ben, es geht mir gut. Lass uns einfach Spaß haben, okay?«, murmelte ich. Ich löste mich aus seiner Umarmung, nahm mein Bier und sah mich nach Aerie um.
Ben nickte, und als er mich dabei beobachtete, wie ich den gesamten Inhalt meines Plastikbechers leerte und anfing, auf den Eiswürfeln herumzukauen, kehrte sein verschmitztes Lächeln wieder. Er deutete auf die Eisskulptur in der Mitte des Raums: »Hier lang, Hübsche.«
Nachdem wir unsere Drinks nachgefüllt hatten, blieben wir neben der Schnapsrutsche stehen und beobachteten die Leute. Die Party war jetzt in vollem Gange, und als Ben sich zum wiederholten Male unter das Eisding hängte, entschuldigte ich mich, um auf Toilette zu gehen. Ich schob mich durch das Gedränge und sah mich weiter nach Aerie um. Alle Räume waren brechend voll. Ich lief gegen einen rothaarigen Typen, der mehr als betrunken sein musste, denn er versuchte, mich zu küssen. Ich stieß ihn zurück, und als er über seine eigenen Beine stolperte, musste ich kichern. Auf der Treppe saßen lauter Leute, die entweder soffen, miteinander rummachten oder andere Dinge taten, die ich eigentlich nicht sehen wollte.
Überall roch es nach Alkohol und Schweiß, und auf einmal konnte ich gar nicht schnell genug dort rauskommen. Ich lief zwischen den Leuten die Treppe hinauf und war froh, als ich es endlich zur Toilette geschafft hatte.
Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, dann ging ich in Bens Zimmer, um mir eine kurze Pause zu gönnen. Halloween war für mich immer der schlimmste Tag des Jahres, aber normalerweise half es, mit Freunden zusammen zu sein. Als ich mich auf Bens BeJ setzte, fielen mir die Tickets wieder ein, die er mir am Morgen geschenkt hatte. Ich wusste, er hatte es nur gut gemeint. Es waren Konzertkarten für eine meiner Lieblingsbands, Maroon 5. Er wollte mich damit aufheitern, aber ich brachte es nicht mehr über mich, ins Greek zu gehen.
Seufzend ließ ich mich aufs Bett zurückfallen. Ja, er meinte es gut, und er wollte derjenige sein, der mit mir dorthin zurückging, aber ich würde nie wieder ins Greek gehen. Das hatte ich ihm auch gesagt. Das U2-Konzert war mein letztes Konzert dort gewesen, bevor mein Vater, meine Mutter und meine Tante auf der Rückreise von Mexiko bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen.
Ich weiß nicht, wie lange ich in Bens Zimmer geblieben bin und über meine Eltern nachdachte, bis ich schließlich beschloss, wieder hinunter auf die Party zu gehen. Zuerst ging ich in die Küche, um mir ein neues Bier zu holen, und dann ging ich wieder in den großen Gemeinschaftsraum. Die Lampen waren jetzt alle aus, und überall brannten orangefarbene Kerzen. Schwermütige Musik erfüllte den Raum.
Da fühlte ich einen starken Arm um meine Taille, und als Nächstes knabberte Ben an meinem Ohr. »Wo warst du, Dahl?«
»Bier holen«, antwortete ich, hielt den Plastikbecher in die Luft und wand mich in seinem Griff.
Lautes Geschrei lockte meinen Blick wieder zur Eisskulptur, vor der Aerie gerade wild herumsprang, sich an die Kehle fasste und so tat, als würde sie gerade erdrosselt. Ich stellte meinen Becher ab, nickte mit dem Kopf zu ihr hin und fragte: »Was hat sie getrunken?«
Ben zog mich wieder näher zu sich heran. Er fuhr mir mit seinen langen Fingern unter den Saum meiner schwarzen Leggins, spielte mit der Spitze meines Höschens und flüsterte mir ins Ohr: »Keine Ahnung.« Dann schob er mir ein Bein zwischen die Schenkel und fragte: »Willst du es auch?«
Ich schüttelte den Kopf und antwortete keuchend: »Ich hab Aerie versprochen, mit ihr in die Campus-Bar zu gehen, da spielt so 'ne neue Band. Eine von uns beiden sollte vielleicht einigermaßen nüchtern bleiben - zumindest bis wir dort sind.«
Ben fuhr mit den Fingern den Rand meines Slips entlang; die Fingerspitzen strichen von meinem Hintern zu meinem Hüftknochen. Ehe ich wusste, wie mir geschah, ließ er die Hand vorne in mein Höschen gleiten.
»Komm, lass uns nach oben gehn«, flüsterte er, schob mir die Zunge ins Ohr und rieb seine Hüften an mir.
Ich zog seine Hände aus meiner Leggins und löste mich von ihm. Diese öffentliche Zurschaustellung unserer Leidenschaft musste ich beenden, bevor ich nicht mehr dazu in der Lage war. Ich strich ihm das blonde Haar aus den verführerischen blauen Augen und fragte: »Kommst du?«
Mit einem anzüglichen Grinsen antwortete er: »Ich hoffe doch, meine Schöne!«
Lachend schüttelte ich den Kopf. »Ben Covington, du bist unmöglich.«
Ich legte ihm die Hände in den Nacken, zog seinen Kopf zu mir und küsste ihn.
Ben löste seine Lippen von meinen und raunte mir ins Ohr: »Ab in mein Zimmer, ich will dich.«
Ich lehnte mich zurück und sah sein unwiderstehliches Lächeln. Dann musste ich all meine Willenskraft autt ringen, um eine Entscheidung zu treffen.
Doch noch ehe ich antworten konnte, zog Aerie an meinem Pferdeschwanz. Sie schwankte leicht und lallte: »Da bist du ja! Geht's los?«
Ich löste mich aus Bens Umarmung, zuckte mit den Schultern und hauchte: »Sorry. Andermal?«
Er schnaubte. »Viel Spaß, Miststück«, knurrte er Aerie an.
Das ließ Aerie natürlich nicht auf sich sitzen. Sie schlug ihm mit der flachen Hand gegen die Stirn und witzelte: »Pass auf, was du sagst, Arschloch.« Dann hakte sie sich bei mir unter.
Ich drehte mich noch einmal zu Ben um und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Aerie zog mich bereits mit sich zur Tür, und ich rief ihm noch zu: »Bis nachher.« Lachend ging ich rückwärts und warf ihm eine Kusshand zu.
Ben stand mit den Händen in den Hosentaschen da und biss sich kopfschüttelnd auf die Unterlippe.
Die Nachtluft half, die Hitze, die Ben in mir entfacht hatte, wieder abkühlen zu lassen. Von überall her drangen die Geräusche von Halloween-Partys auf die Straßen des Campus. Ich beäugte Aerie, oder besser gesagt ihr Teufelskostüm. Sie musste schon ziemlich voll gewesen sein, als sie sich die Sachen zusammengestellt hatte, denn ich hätte ihr niemals zugetraut, dass sie so etwas anziehen würde: ein ziemlich kurzes rotes Paillettenkleid, dazu einen Teufelsschwanz, High Heels und die entsprechenden Accessoires. Es sah eher aus wie ein Stripper-Outfit als wie ein Halloween-Kostüm.
Aerie war ganz schön am Taumeln, also hakte ich mich bei ihr unter, damit sie mit ihren High Heels nicht hinfiel. »Du bist ja ziemlich gut unterwegs heute Abend«, lachte ich, obwohl ich ganz genau wusste, dass sie es nicht leiden konnte, wenn ich mich über sie lustig machte, aber das war mir ziemlich egal.
Sie zuckte mit den Schultern, warf ihre schönen, gewellten blonden Haare zurück und steckte sie mit einer Spange fest. Dabei stolperte sie. »Sei nett zu mir«, scherzte sie und hielt sich an meinem Arm fest, während sie ihren Schuh wieder richtete. »Wenigstens bin ich Halloween-tauglich gekleidet!«
Ich hatte Aerie nie erzählt, dass Halloween der Todestag meiner Eltern war. Ben war der Einzige, der wusste, warum ich mich an Halloween nicht verkleidete.
Ich seufzte, legte ihr den Arm um die Schultern und imitierte Vincent Price aus Michael Jacksons Thriller: »Ahhhahahahahaahahahaha! Du weißt doch, wie gern ich aus der Reihe tanze.«
Wir gingen weiter - Aerie in ihren roten High Heels mit Plateausohlen, ich in schwarzen Converse. Sie stolperte schon wieder, nur dass sie diesmal den Schuh verlor. »Aerie, sag mal, meinst du nicht, du hättest zumindest auf die Schuhe verzichten können? Die sind dir doch viel zu groß, du Knalltüte.« Ich drehte mich nach ihrem Schuh um und hob ihn auf. »Welche Größe ist das überhaupt?«, fragte ich und linste hinein.
»Kann dir doch egal sein, du wirst sie sowieso nie tragen, Miss Turnschuh. Das waren die einzigen roten Schuhe, die es noch gab, und dass sie eine Nummer zu groß sind, ist wohl ziemlich egal, wenn sie sonst perfekt zum restlichen Outfit passen«, erklärte sie und riss mir den Schuh aus der Hand. »Es kommt nun mal in allererster Linie aufs Aussehen an. Und wer schön sein will, muss leiden. Ähem ...« Sie räusperte sich mit einem Blick auf meine Schuhe.
Kopfschüttelnd verdrehte ich die Augen. »Wenn du meinst.«
Ich ging etwas langsamer, damit sie mit ihren Schuhen hinterherkam. Dann sagte Aerie in versöhnlicherem Ton: »Danke, dass du mit mir ausgehst. Komm, wir werden es heute ordentlich krachen lassen! Wir machen uns einen richtig tollen Mädelsabend, schließlich habe ich ein gebrochenes Herz, das dringend repariert werden muss.«
Ich lächelte sie an und drückte ihr den Arm. »Süße, ich glaube, mit dem Reparieren hast du schon vor ein paar Stunden angefangen!«
Aerie schlurfte über den Gehweg, aus Angst, ihre Schuhe wieder zu verlieren, und mir war klar, dass dies ein interessanter Abend würde. Aerie, die seit dem ersten Jahr an der Uni meine beste Freundin war, wechselte ihre Freunde nämlich so wie ich meinen Kaffeesirup - das heißt, ziemlich oft.
Sie wollte immer nur das Beste, auch wenn man das bei ihrer momentanen Trunkenheit nicht gedacht hätt e. Ständig strebte sie Perfektion an, nicht nur, was sie selbst anging, sondern auch bei ihren Freunden. Weswegen sie tags zuvor mit ihrem lettten Freund Schluss gemacht hatte. Heute wollte sie sich nach einer neuen Partie umsehen. Ich hingegen freute mich darauf, eine neue Band kennenzulernen.
Copyright © Ullstein TB (Verlag)
Ich hob eine Augenbraue und deutete auf die Eisskulptur. »Hey, wie viele Shots aus dem Ding hast du schon gehabt?«
Er sah mich zerstreut an und drehte die Handflächen zur Decke. »Keine Ahnung«, sagte er schulterzuckend.
Dann nahm er mir den Bierbecher aus der Hand und stellte ihn auf den Tisch neben uns. Er legte mir die Arme um die Hüften und zog mich an sich. »Hey, Dahl. Wo warst du so lange?«, fragte er, dabei wanderten seine starken Hände auf meinen Po.
Ich schlang ihm die Arme um den Hals und lehnte seufzend die Stirn an sein Kinn. »Das Fotoshooting hat länger gedauert. Drake hatte so was wie einen Nervenzusammenbruch, weil die Kleider der Models nicht genau das Lila hatten, das er ausgesucht hatte.«
Ben stöhnte, dann beugte er sich zu mir herunter und küsste mich. »Drake ist ein Wichser. Ich hoffe nur für ihn, dass du nächstes Semester einen neuen Job findest. Der Typ kotzt mich langsam richtig an.«
Bei seinen Worten zuckte ich zusammen. Ich lehnte mich zurück, legte ihm die Hände auf die muskulöse Brust und sah ihm in die leicht vernebelten Augen. »Ben, versprich mir, dass du dich von ihm fernhältst.«
»Schon okay. Ich verspreche es.« Er lachte in sich hinein. Sein Atem roch ganz schön nach Alkohol.
Ich seufzte wieder und fuhr ihm mit den Händen durchs Haar.
Er sah mich besorgt an. Dann flüsterte er: »Ist alles okay?«
»Klar. Das falsche Lila ist jetzt wirklich kein Weltuntergang.«
Ben betrachtete mich eingehend und zögerte kurz, bevor er antwortete: »Dahl, du weißt, was ich meine.«
Ich versteifte mich. Mir war klar, worauf er hinauswollte, aber ich hatte keine Lust, jettt über den Todestag meiner Eltern zu sprechen.
»Ben, es geht mir gut. Lass uns einfach Spaß haben, okay?«, murmelte ich. Ich löste mich aus seiner Umarmung, nahm mein Bier und sah mich nach Aerie um.
Ben nickte, und als er mich dabei beobachtete, wie ich den gesamten Inhalt meines Plastikbechers leerte und anfing, auf den Eiswürfeln herumzukauen, kehrte sein verschmitztes Lächeln wieder. Er deutete auf die Eisskulptur in der Mitte des Raums: »Hier lang, Hübsche.«
Nachdem wir unsere Drinks nachgefüllt hatten, blieben wir neben der Schnapsrutsche stehen und beobachteten die Leute. Die Party war jetzt in vollem Gange, und als Ben sich zum wiederholten Male unter das Eisding hängte, entschuldigte ich mich, um auf Toilette zu gehen. Ich schob mich durch das Gedränge und sah mich weiter nach Aerie um. Alle Räume waren brechend voll. Ich lief gegen einen rothaarigen Typen, der mehr als betrunken sein musste, denn er versuchte, mich zu küssen. Ich stieß ihn zurück, und als er über seine eigenen Beine stolperte, musste ich kichern. Auf der Treppe saßen lauter Leute, die entweder soffen, miteinander rummachten oder andere Dinge taten, die ich eigentlich nicht sehen wollte.
Überall roch es nach Alkohol und Schweiß, und auf einmal konnte ich gar nicht schnell genug dort rauskommen. Ich lief zwischen den Leuten die Treppe hinauf und war froh, als ich es endlich zur Toilette geschafft hatte.
Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, dann ging ich in Bens Zimmer, um mir eine kurze Pause zu gönnen. Halloween war für mich immer der schlimmste Tag des Jahres, aber normalerweise half es, mit Freunden zusammen zu sein. Als ich mich auf Bens BeJ setzte, fielen mir die Tickets wieder ein, die er mir am Morgen geschenkt hatte. Ich wusste, er hatte es nur gut gemeint. Es waren Konzertkarten für eine meiner Lieblingsbands, Maroon 5. Er wollte mich damit aufheitern, aber ich brachte es nicht mehr über mich, ins Greek zu gehen.
Seufzend ließ ich mich aufs Bett zurückfallen. Ja, er meinte es gut, und er wollte derjenige sein, der mit mir dorthin zurückging, aber ich würde nie wieder ins Greek gehen. Das hatte ich ihm auch gesagt. Das U2-Konzert war mein letztes Konzert dort gewesen, bevor mein Vater, meine Mutter und meine Tante auf der Rückreise von Mexiko bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen.
Ich weiß nicht, wie lange ich in Bens Zimmer geblieben bin und über meine Eltern nachdachte, bis ich schließlich beschloss, wieder hinunter auf die Party zu gehen. Zuerst ging ich in die Küche, um mir ein neues Bier zu holen, und dann ging ich wieder in den großen Gemeinschaftsraum. Die Lampen waren jetzt alle aus, und überall brannten orangefarbene Kerzen. Schwermütige Musik erfüllte den Raum.
Da fühlte ich einen starken Arm um meine Taille, und als Nächstes knabberte Ben an meinem Ohr. »Wo warst du, Dahl?«
»Bier holen«, antwortete ich, hielt den Plastikbecher in die Luft und wand mich in seinem Griff.
Lautes Geschrei lockte meinen Blick wieder zur Eisskulptur, vor der Aerie gerade wild herumsprang, sich an die Kehle fasste und so tat, als würde sie gerade erdrosselt. Ich stellte meinen Becher ab, nickte mit dem Kopf zu ihr hin und fragte: »Was hat sie getrunken?«
Ben zog mich wieder näher zu sich heran. Er fuhr mir mit seinen langen Fingern unter den Saum meiner schwarzen Leggins, spielte mit der Spitze meines Höschens und flüsterte mir ins Ohr: »Keine Ahnung.« Dann schob er mir ein Bein zwischen die Schenkel und fragte: »Willst du es auch?«
Ich schüttelte den Kopf und antwortete keuchend: »Ich hab Aerie versprochen, mit ihr in die Campus-Bar zu gehen, da spielt so 'ne neue Band. Eine von uns beiden sollte vielleicht einigermaßen nüchtern bleiben - zumindest bis wir dort sind.«
Ben fuhr mit den Fingern den Rand meines Slips entlang; die Fingerspitzen strichen von meinem Hintern zu meinem Hüftknochen. Ehe ich wusste, wie mir geschah, ließ er die Hand vorne in mein Höschen gleiten.
»Komm, lass uns nach oben gehn«, flüsterte er, schob mir die Zunge ins Ohr und rieb seine Hüften an mir.
Ich zog seine Hände aus meiner Leggins und löste mich von ihm. Diese öffentliche Zurschaustellung unserer Leidenschaft musste ich beenden, bevor ich nicht mehr dazu in der Lage war. Ich strich ihm das blonde Haar aus den verführerischen blauen Augen und fragte: »Kommst du?«
Mit einem anzüglichen Grinsen antwortete er: »Ich hoffe doch, meine Schöne!«
Lachend schüttelte ich den Kopf. »Ben Covington, du bist unmöglich.«
Ich legte ihm die Hände in den Nacken, zog seinen Kopf zu mir und küsste ihn.
Ben löste seine Lippen von meinen und raunte mir ins Ohr: »Ab in mein Zimmer, ich will dich.«
Ich lehnte mich zurück und sah sein unwiderstehliches Lächeln. Dann musste ich all meine Willenskraft autt ringen, um eine Entscheidung zu treffen.
Doch noch ehe ich antworten konnte, zog Aerie an meinem Pferdeschwanz. Sie schwankte leicht und lallte: »Da bist du ja! Geht's los?«
Ich löste mich aus Bens Umarmung, zuckte mit den Schultern und hauchte: »Sorry. Andermal?«
Er schnaubte. »Viel Spaß, Miststück«, knurrte er Aerie an.
Das ließ Aerie natürlich nicht auf sich sitzen. Sie schlug ihm mit der flachen Hand gegen die Stirn und witzelte: »Pass auf, was du sagst, Arschloch.« Dann hakte sie sich bei mir unter.
Ich drehte mich noch einmal zu Ben um und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Aerie zog mich bereits mit sich zur Tür, und ich rief ihm noch zu: »Bis nachher.« Lachend ging ich rückwärts und warf ihm eine Kusshand zu.
Ben stand mit den Händen in den Hosentaschen da und biss sich kopfschüttelnd auf die Unterlippe.
Die Nachtluft half, die Hitze, die Ben in mir entfacht hatte, wieder abkühlen zu lassen. Von überall her drangen die Geräusche von Halloween-Partys auf die Straßen des Campus. Ich beäugte Aerie, oder besser gesagt ihr Teufelskostüm. Sie musste schon ziemlich voll gewesen sein, als sie sich die Sachen zusammengestellt hatte, denn ich hätte ihr niemals zugetraut, dass sie so etwas anziehen würde: ein ziemlich kurzes rotes Paillettenkleid, dazu einen Teufelsschwanz, High Heels und die entsprechenden Accessoires. Es sah eher aus wie ein Stripper-Outfit als wie ein Halloween-Kostüm.
Aerie war ganz schön am Taumeln, also hakte ich mich bei ihr unter, damit sie mit ihren High Heels nicht hinfiel. »Du bist ja ziemlich gut unterwegs heute Abend«, lachte ich, obwohl ich ganz genau wusste, dass sie es nicht leiden konnte, wenn ich mich über sie lustig machte, aber das war mir ziemlich egal.
Sie zuckte mit den Schultern, warf ihre schönen, gewellten blonden Haare zurück und steckte sie mit einer Spange fest. Dabei stolperte sie. »Sei nett zu mir«, scherzte sie und hielt sich an meinem Arm fest, während sie ihren Schuh wieder richtete. »Wenigstens bin ich Halloween-tauglich gekleidet!«
Ich hatte Aerie nie erzählt, dass Halloween der Todestag meiner Eltern war. Ben war der Einzige, der wusste, warum ich mich an Halloween nicht verkleidete.
Ich seufzte, legte ihr den Arm um die Schultern und imitierte Vincent Price aus Michael Jacksons Thriller: »Ahhhahahahahaahahahaha! Du weißt doch, wie gern ich aus der Reihe tanze.«
Wir gingen weiter - Aerie in ihren roten High Heels mit Plateausohlen, ich in schwarzen Converse. Sie stolperte schon wieder, nur dass sie diesmal den Schuh verlor. »Aerie, sag mal, meinst du nicht, du hättest zumindest auf die Schuhe verzichten können? Die sind dir doch viel zu groß, du Knalltüte.« Ich drehte mich nach ihrem Schuh um und hob ihn auf. »Welche Größe ist das überhaupt?«, fragte ich und linste hinein.
»Kann dir doch egal sein, du wirst sie sowieso nie tragen, Miss Turnschuh. Das waren die einzigen roten Schuhe, die es noch gab, und dass sie eine Nummer zu groß sind, ist wohl ziemlich egal, wenn sie sonst perfekt zum restlichen Outfit passen«, erklärte sie und riss mir den Schuh aus der Hand. »Es kommt nun mal in allererster Linie aufs Aussehen an. Und wer schön sein will, muss leiden. Ähem ...« Sie räusperte sich mit einem Blick auf meine Schuhe.
Kopfschüttelnd verdrehte ich die Augen. »Wenn du meinst.«
Ich ging etwas langsamer, damit sie mit ihren Schuhen hinterherkam. Dann sagte Aerie in versöhnlicherem Ton: »Danke, dass du mit mir ausgehst. Komm, wir werden es heute ordentlich krachen lassen! Wir machen uns einen richtig tollen Mädelsabend, schließlich habe ich ein gebrochenes Herz, das dringend repariert werden muss.«
Ich lächelte sie an und drückte ihr den Arm. »Süße, ich glaube, mit dem Reparieren hast du schon vor ein paar Stunden angefangen!«
Aerie schlurfte über den Gehweg, aus Angst, ihre Schuhe wieder zu verlieren, und mir war klar, dass dies ein interessanter Abend würde. Aerie, die seit dem ersten Jahr an der Uni meine beste Freundin war, wechselte ihre Freunde nämlich so wie ich meinen Kaffeesirup - das heißt, ziemlich oft.
Sie wollte immer nur das Beste, auch wenn man das bei ihrer momentanen Trunkenheit nicht gedacht hätt e. Ständig strebte sie Perfektion an, nicht nur, was sie selbst anging, sondern auch bei ihren Freunden. Weswegen sie tags zuvor mit ihrem lettten Freund Schluss gemacht hatte. Heute wollte sie sich nach einer neuen Partie umsehen. Ich hingegen freute mich darauf, eine neue Band kennenzulernen.
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Autoren-Porträt von Kim Karr
Karr, KimKim Karr hat drei große Leidenschaften: Bücher, Hüte und ihre Familie. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren vier Kindern lebt sie in Florida. Mit der Crazy in Love -Serie gelang ihr der internationale Durchbruch als Autorin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kim Karr
- 2014, 384 Seiten, Maße: 13,6 x 20,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Uta Hege
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548286240
- ISBN-13: 9783548286242
- Erscheinungsdatum: 06.02.2014
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