Das Bibelrätsel
Bestsellerautor H.-C. Huf auf der...
Bestsellerautor H.-C. Huf auf der Suche nach der Wirklichkeit hinter der berühmtesten Erzählung der Welt.
... und die Bibel hat doch Recht?
Das Bibelrätsel von Hans-Christian Huf
LESEPROBE
JesusChristus - Alles bloß ein Irrtum?
DieRealität der Schweißtuch-Abbildungen sah viel dürftiger aus: Das kirchlichanerkannte Veronika-Tuch, das 1527 bei der Plünderung Roms verloren ging unddas später angeblich wieder aufgefunden wurde, trägt keinerlei Bildnis. Auf demviereckigen vergilbten Stück Stoff sind lediglich zwei schwach rostbraune Fleckenzu sehen, angeblich blutiger Schweiß. Heute wird das Tuch, das allerlei Anlasszu kritischen Spekulationen bietet, im Allerheiligsten des Vatikans, derKapelle des Papstes, verwahrt. Bislang haben sich die kirchlichen Behörden aberstandhaft geweigert, Alter und Echtheit dieses Tuches wissenschaftlich prüfenzu lassen. Anders steht es mit dem »Turiner Grabtuch«. Auf einer Fläche von 4,36mal 1,10 Meter ist deutlich das lichtbildartige Ganzkörperbild eines bärtigenMenschen zu erkennen. Im Jahre 1988 erlaubten die katholischen Behörden diewissenschaftliche Untersuchung dieser Reliquie, die seit dem Jahre 1578 in der Kathedralevon Turin aufbewahrt wird und dort vor acht Jahren um Haaresbreite einemGroßfeuer zum Opfer gefallen wäre. Die Untersuchung erfolgte nach allen Regeln wissenschaftlicherKunst und schien zunächst auch die Frage nach der Echtheit ein für alle Mal zubeantworten: Drei Gewebeproben des Materials wurden von drei renommierten, unabhängigenInstituten sorgfältig analysiert. Das Ergebnis dieses Radiokarbon-Tests wareindeutig: Das Leinengewebe war irgendwann zwischen 1260 und 1390 entstanden, alsogut 1300 Jahre nach dem Ableben Jesu! Gleichwohl beendete dasUntersuchungsergebnis die Diskussion um die Echtheit nicht, eher im Gegenteil: EinKirchenbrand im Jahr 1532, bei dem das Tuch durch verschmelzendes Silberempfindlich beschädigt wurde und seitdem auf Fotos die auffälligen weißenFlecken aufweist, wurde dafür verantwortlich gemacht, dass der Radiokarbon-TestMakulatur sei. Der Ruß, der sich auf dem Gewebe festgesetzt habe, so besonders glaubensstarkeKritiker, habe die Ergebnisse der Zeitberechnung verfälscht. Die Antwort der Wissenschaftler,dass eine Fehldatierung um 1300 Jahre nur möglich sei, wenn mindestens 88Prozent der Probenmenge aus purem Ruß bestanden hätte und dass dieLeinwandprobe vor dem Test ausgiebig gereinigt wurde, konnte die Stimmen derSkeptiker aber nicht zum Schweigen bringen. Diese berufen sich unter anderemauf die Ergebnisse einer fragwürdigen Pollenuntersuchung, bei der der Züricher PrivatforscherMax Frei Spuren von Pflanzen aus Palästina und der Gegend um Jerusalem auf demGewebe ausgemacht haben will. Aber selbst wenn sich der Befund von Max Frei, derübrigens die gefälschten Hitler- Tagebücher ebenfalls für echt erklärte, erhärtensollte, so ist mit Blütenpollen zwar auf den Ort der Herstellung und derAufbewahrung des Tuches zu schließen, nicht aber auf dessen Alter. DiePflanzenreste könnten ebenso gut aus dem Mittelalter stammen - und vieleHistoriker sind ohnehin der Meinung, dass das Tuch einst im Orient,wahrscheinlich irgendwo in der heutigen Osttürkei, entstanden sein könnte. Dafürspricht auch die Technik und Webart des Tuches, ein Fischgrätmuster, dasnachweislich schon zur Zeit Christi im syrischen Raum hergestellt sein könnte,das freilich noch sehr viel häufiger im Mittelalter vorkommt, wie Funde derWikingerzeit beweisen. Ganz verwegene Anhänger der Grabtuch-Jesu-Theorie meinensogar, dass beim Prozess der Auferstehung Christi eine so große Zahl vonNeutronen losgeschleudert wurde, dass deswegen die Radiokarbon-Methode gänzlichversagen musste. Solche eher gewagten Hypothesen werden nur noch überboten vondenen, die glauben, das Grabtuch sei in Wirklichkeit das »Krankentuch Jesu«gewesen, will sagen: Das Tuch beweise aufgrund der reichen Blutspuren und des»lebendigen«, keineswegs totenstarren Ausdrucks der Abbildung, dass Jesus seineKreuzigung überlebt habe. Die Lust an solchen Mutmaßungen scheint in dem Maßezuzunehmen, wie das Christentum sich in unserer Gesellschaft von einer gelebtenReligion allmählich in einen abgelegten Mythos verwandelt. Das Turiner Grabtuchwird so zum zündenden Funken für sensationelle, medienwirksame »Entdeckungen«,aber immer weniger eine Sache für ernsthafte Wissenschaftler. Der »letzteSchrei« in Sachen Grabtuch, der unlängst durch die Presse wirbelte: Nicht Jesushabe die Spuren auf dem Tuch hinterlassen, sondern Jakob von Molay, der letzte Großmeisterdes Templerordens, der Anfang des 14. Jahrhunderts aufgrund einer päpstlichenIntrige unter der Folter das Tuch mit seinem Schweiß durchtränkte. Immerhin würdebei dieser Theorie die Radiocarbon-Datierung zutreffen. Es scheint so, als gäbees kaum einen besseren Gegenstand für immer »neue Beweise«, wie sie zuletztwieder Maria Siliato in ihrem Buch Und das Grabtuch ist doch echt vorgelegthat. Dabei gehen die Forscher bei ihren aktuellen Untersuchungen weniger vomTuch selbst aus. Vielmehr gerät die rätselhafte Darstellung in den Fokus derAufmerksamkeit. Die Frage, die bis heute tatsächlich ungelöst ist, richtet sichdarauf, wie die merkwürdige Abbildung überhaupt zustande gekommen sein könnte:Modernste Wissenschaft vermag nämlich bis heute nicht die »Technik« derAbbildung zu erklären. Schweiß und Blut sind da immer noch diewahrscheinlichsten chemischen Substanzen, die über Jahrhunderte ein solchesBild in den Leinenstoff »hineingeätzt« haben könnten. Dagegen allerdingsspricht, dass die Flüssigkeiten offenbar nicht so tief in das Gewebeeingedrungen sind, wie es forensisch zu erwarten wäre - und vor allem: dass dieAbbildung nicht so verzerrt ist, wie es bei einem auf einem dreidimensionalen Körperliegenden Tuch der Fall sein müsste. Die klaren Konturen und die Schärfe derDarstellung machen eher den Eindruck, als sei das Bildnis auf das Tuchprojiziert und irgendwie fotographisch festgehalten worden, ähnlich wie es einVergrößerungsgerät in einem Fotolabor tut. Einige Historiker haben daher den -vergeblichen - Versuch gestartet, den Beweis dafür anzutreten, dassausgefuchste mittelalterliche Fälscher es so weit gebracht haben könnten, mittelsoptisch-chemischer Technik ein Leichentuch Christi zu faken. AndereWissenschaftler wieder wollen statt Blut und Schweiß lediglich Farbspuren entdeckt haben und halten das Ganze für eingeschicktes Kunstwerk, das einem Universalgenie wie Leonardo Da Vincizuzutrauen wäre. Freilich haben sich im Labortest die vermeintlichen Farben längstals wirkliche Blutspuren herausgestellt. Ob das allerdings die von JesusChristus sind, bleibt dahingestellt. Ein Beweis in dieser Richtung würde in derTat die Religion des Christentums schwer erschüttern: Beim heutigen Stand der medizinischenTechnik hätte man mit dem Blut Christi ja sozusagen den Gen-Code Gottes in derHand!
© Econ Verlag
- Autor: Hans-Christian Huf
- 2005, 375 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Maße: 17 x 24,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Hrsg. v. Hans-Christian Huf
- Verlag: ECON
- ISBN-10: 3430148758
- ISBN-13: 9783430148757
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