Das blaue Buch
Übergeben an die Zuständigen und zugleich ein Kommentar zu 'Schwarze Fahnen'
Noch einem phantastischeren Buch kann man in der Weltliteratur lange suchen. Es handelt von Gott und der Welt, von Mathematik und von den Frauen, von Botanik und Okkultismus, Sprache und Religion. Unergründlich verschwistern sich in Strindbergs Buch, das er...
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Produktinformationen zu „Das blaue Buch “
Klappentext zu „Das blaue Buch “
Noch einem phantastischeren Buch kann man in der Weltliteratur lange suchen. Es handelt von Gott und der Welt, von Mathematik und von den Frauen, von Botanik und Okkultismus, Sprache und Religion. Unergründlich verschwistern sich in Strindbergs Buch, das er »die Synthese meines Lebens« nennt, Naturalismus und Metaphysik, Empirie und Spekulation. Gewidmet hat er es dem Mystiker Emanuel Swedenborg.*Aber seine kabbalistische Weisheitslehre ist durchschossen von einer erbitterten Zeitkritik. Von einer Seite zur andern wechselt der Tonfall. Man sieht dem Autor zu, wie er grübelt und wütet, sinnt und höhnt. Mit seiner »kontrainduktiven Methode«, die das Verfahren der Surrealisten vorwegnimmt, brüskiert er die moderne Wissenschaft und provoziert nicht nur seine Zeitgenossen, sondern auch den heutigen Leser.*Die plötzlichen Eingebungen, die ihn heimsuchen, entzünden sich an den banalsten Alltagserscheinungen. Die Nummer an einer Straßenbahn, der Flug eines Fischadlers: Alles, was Strindberg beobachtet, kann halluzinatorische Ahnungen bei ihm auslösen. Und so verschwimmt auch vor den Augen des Lesers die Grenze zwischen schlichter Wahrnehmung und mystischer Erfahrung, zwischen Realität und Esoterik.
Velourseinband
Lese-Probe zu „Das blaue Buch “
Das dreizehnte Axiom Euklids zwölftes Axiom lautet bekanntlich: Wenn eine Gerade zwei andere Geraden so trifft, daß die Innenwinkel, die auf derselben Seite liegen, zusammen kleiner sind als zwei rechte, dann sollen diese beiden Geraden, wenn sie ins Unendliche verlängert werden, auf der Seite zusammentreffen, auf der diese Winkel liegen, die zusammen kleiner sind als zwei rechte.
Wenn dies ein selbstverständlicher Satz ist, der weder bewiesen werden kann noch muß, um wieviel klarer ist da nicht das Axiom von der Existenz Gottes?
Wer ein Axiom zu beweisen versucht, gerät in Unsinnigkeiten, deshalb sollen wir nie versuchen, die Existenz Gottes zu beweisen.
Und wer das Selbstverständliche in einem Axiom nicht begreifen kann, der gehört zu den Menschenkindern, denen das Begreifen schwerfällt, und diese Benachteiligten soll man bedauern, aber nicht bestrafen.
Will man nun eine Definition von Gott geben, sagt man zuerst, daß er allmächtig ist; daraus folgt als Korollar, daß er die Gesetze, die er gegeben hat, aufheben kann; da wir aber nicht all seine Gesetze kennen, wissen wir nicht, wann er ein uns unbekanntes Gesetz anwendet oder ein uns bekanntes aufhebt. Was wirWunder nennen,kann also nach strengen Gesetzen zustande kommen, die wir nicht kennen, und wir müssen deshalb angesichts ungewöhnlicher und unerklärlicher Ereignisse darauf achten, daß wir keine Fehlschlüsse ziehen, durch die wir uns das Gelächter und die Verachtung von Mitmenschen einhandeln, denen das Begreifen leichtfällt.
Der Wiedehopf auf Siarö oder Ein ungewöhnlicher Fall Johannes befand sich einmal auf einer Wanderung und kam an einen Wald. In einem alten Baum fand er ein Vogelnest mit sieben Eiern, die denen des Mauerseglers glichen; doch dieser Vogel legt nur drei Eier, also war es nicht sein Nest. Da Johannes ein großer Eierkenner war, sah er bald, daß es das Ei des Wiedehopfes war; und er sagte sich: Der Wiedehopf muß hier in der Nähe sein, obwohl die Bücher behaupten, daß er hier
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nicht vorkomme.
Nach einer Weile hörte er wie erwartet die berühmten upp, upp, upp des Vogels, und da wußte er, daß Upupa da war.
Er versteckte sich hinter einem Stein, und bald sah er den gesprenkelten Vogel mit seinem gelben Kamm.
Als er nach drei Tagen nach Hause kam, erzählte er seinem Lehrer, daß er auf Siarö den Wiedehopf gesehen habe. Der Lehrer glaubte es nicht, sondern forderte Beweise.
- Beweise? Meinst du zwei Zeugen? - Ja! - Gut, ich habe zweimal zwei Zeugen, und die stimmen überein:
Meine zwei Ohren haben ihn gehört, und meine zwei Augen haben ihn gesehen. - Mag sein, aber ich habe ihn nicht gesehen, erwiderte der Lehrer.
Johannes bekam den Namen Meisterlügner, weil er nicht beweisen konnte, daß er da und da den Wiedehopf gesehen hatte. Aber es war gleichwohl eine Tatsache, daß der Wiedehopf dort vorkam, wenn es auch ein ungewöhnlicher Fall war, für diese Gegend.
Schlechte Verdauung Wenn man mehrere große Zahlen addiert, hat man die Schuldigkeit, die Richtigkeit der Rechnung anzuzweifeln.
Um die Probe zu machen, addiert man gewöhnlich noch einmal, aber von unten nach oben. Das ist gesunder Zweifel.
Es gibt einen ungesunden Zweifel, der darin besteht, daß man alles leugnet, was man nicht selbst gesehen und gehört hat. Seine Mitmenschen auf diese Weise als Lügner zu behandeln ist inhuman und vermindert bedenklich das eigene Wissen.
Es gibt aber einen krankhaften Zweifel, der an einen schlechten Magen erinnert; alles wird verschlungen, aber nichts bei sich behalten, alles aufgenommen, aber nichts verarbeitet. Daraus folgen Abmagerung, Marasmus senilis, Schwindsucht und vorzeitiger Tod.
Johannes Damascenus hatte mehrere Perioden gesunden Zweifels, in denen er durch systematisches Leugnen die Glaubenswahrheiten überprüfte. Als er durch Gegenrechnung, die kleinste Quadratwurzel und das Erfüllen der Gleichung durch die richtigen Werte sicher geworden war, da glaubte er. Und seitdem konnten ihn weder Menschenfurcht, Eigennutz, Gelächter oder Drohungen dazu bewegen, seinen teuer erworbenen Glauben zu verleugnen.
Darin hatte er nur recht.
Nach einer Weile hörte er wie erwartet die berühmten upp, upp, upp des Vogels, und da wußte er, daß Upupa da war.
Er versteckte sich hinter einem Stein, und bald sah er den gesprenkelten Vogel mit seinem gelben Kamm.
Als er nach drei Tagen nach Hause kam, erzählte er seinem Lehrer, daß er auf Siarö den Wiedehopf gesehen habe. Der Lehrer glaubte es nicht, sondern forderte Beweise.
- Beweise? Meinst du zwei Zeugen? - Ja! - Gut, ich habe zweimal zwei Zeugen, und die stimmen überein:
Meine zwei Ohren haben ihn gehört, und meine zwei Augen haben ihn gesehen. - Mag sein, aber ich habe ihn nicht gesehen, erwiderte der Lehrer.
Johannes bekam den Namen Meisterlügner, weil er nicht beweisen konnte, daß er da und da den Wiedehopf gesehen hatte. Aber es war gleichwohl eine Tatsache, daß der Wiedehopf dort vorkam, wenn es auch ein ungewöhnlicher Fall war, für diese Gegend.
Schlechte Verdauung Wenn man mehrere große Zahlen addiert, hat man die Schuldigkeit, die Richtigkeit der Rechnung anzuzweifeln.
Um die Probe zu machen, addiert man gewöhnlich noch einmal, aber von unten nach oben. Das ist gesunder Zweifel.
Es gibt einen ungesunden Zweifel, der darin besteht, daß man alles leugnet, was man nicht selbst gesehen und gehört hat. Seine Mitmenschen auf diese Weise als Lügner zu behandeln ist inhuman und vermindert bedenklich das eigene Wissen.
Es gibt aber einen krankhaften Zweifel, der an einen schlechten Magen erinnert; alles wird verschlungen, aber nichts bei sich behalten, alles aufgenommen, aber nichts verarbeitet. Daraus folgen Abmagerung, Marasmus senilis, Schwindsucht und vorzeitiger Tod.
Johannes Damascenus hatte mehrere Perioden gesunden Zweifels, in denen er durch systematisches Leugnen die Glaubenswahrheiten überprüfte. Als er durch Gegenrechnung, die kleinste Quadratwurzel und das Erfüllen der Gleichung durch die richtigen Werte sicher geworden war, da glaubte er. Und seitdem konnten ihn weder Menschenfurcht, Eigennutz, Gelächter oder Drohungen dazu bewegen, seinen teuer erworbenen Glauben zu verleugnen.
Darin hatte er nur recht.
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Autoren-Porträt von August Strindberg
August Strindberg wurde 1849 in Stockholm geboren und starb dort, nach langjährigen Auslandsaufenthalten, 1912. Er hinterließ ein riesiges Werk.
Bibliographische Angaben
- Autor: August Strindberg
- 1994, 1. Auflage, 424 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 13,2 x 22,2 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Angelika Gundlach
- Verlag: AB - Die Andere Bibliothek
- ISBN-10: 3821845627
- ISBN-13: 9783821845623
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