Das grosse Buch vom Weihnachtsfest
Das große Buch zum Weihnachtsfest mit Geschichten und Gedichten von Peter Altenberg über Carl...
Das große Buch zum Weihnachtsfest mit Geschichten und Gedichten von Peter Altenberg über Carl Zuckmayer bis Robert Gernhardt, mit den Weihnachtsklassikern von Goethe bis Theodor Fontane, von Achim von Arnim bis Joseph von Eichendorff, von Heinrich Heine bis Theodor Storm. Und wer neugierig ist auf regionale Weihnachtsbräuche, auf Geschichten über den Weihnachtsbaum, den Adventskalender, Knecht Ruprecht und die Weihnachtskrippe, der wird immer und immer wieder beim Schmökern die wundervolle weihnachtliche Kurzweil genießen können.
Das große Buch vom Weihnachtsfest herausgegeben von Franz-Heinrich Hackel
LESEPROBE
THEODOR FONTANE
Und so kam Heiligabend
Und so kam Heiligabend, und imersten Saale der Bildergalerie waren all unsre Freunde, mit Ausnahme Rubehns, um den brennenden Baum her versammelt. Elimar und Gabler hatten es sich nicht nehmen lassen, auch ihrerseitszu der reichen Bescherung beizusteuern: ein riesiges Puppenhaus, drei Stockhoch, und im Souterrain eine Waschküche mit Herd und Kessel und Rolle. Und zwareine altmodische Rolle mit Steinkasten und Mangelholz. Und sie rolltewirklich. Und es unterlag alsbald keinem Zweifel, daßdas Puppenhaus den Triumph des Abends bildete, und beide Kinder waren selig.Sogar Lydia tat ihre Vornehmheitsallüren beiseit undließ sich von Elimar in die Luft werfen und wieder fangen. Denn er war auchTurner und Akrobat. Und selbst Melanie lachte mit und schien sich des Glücksder andern zu freuen oder es gar zu teilen. Wer aber schärfer zugesehen hätte,der hätte wohl wahrgenommen, daß sie sich bezwang,und mitunter war es, als habe sie geweint. Etwas unendlich Weiches und Wehmütigeslag in dem Ausdruck ihrer Augen, und der Polizeirat sagte zu Duquede: »Sehen Sie, Freund, ist sie nicht schöner denn je?«
»Blaß undangegriffen«, sagte dieser. »Es gibt Leute, die blaßund angegriffen immer schön finden. Ich nicht. Sie wird überhaupt überschätzt,in allem, und am meisten in ihrer Schönheit.«
An den Aufbau schloßsich wie gewöhnlich ein Souper, und man endete mit einem schwedischen Punsch.Alles war heiter und guter Dinge. Melanie belebte sich wieder, gewann auchwieder frischere Farben, und als sie Riekchen undAnastasia, die bis zuletzt geblieben waren, bis an die Treppe geleitete, riefsie dem kleinen Fräulein mit ihrer freundlichen und herzgewinnendenStimme nach: »Und sieh dich vor, Riekchen. Christelsagt mir eben, es glatteist.«Und dabei bückte sie sich über das Geländer und grüßte mit der Hand.
»Oh, ich falle nicht«, rief dieKleine zurück. »Kleine Leute fallen
überhaupt nicht. Und am wenigsten,wenn sie vorn und hinten gut balancieren.«
Aber Melanie hörte nichts mehr vondem, was Riekchen sagte. Der Blick über das Geländerhatte sie schwindlig gemacht, und sie wäre gefallen, wenn sie nicht van der Straaten aufgefangen und in ihr Zimmer zurückgetragenhätte. Er wollte klingeln und nach dem Arzte schicken. Aber sie bat ihn, es zulassen. Es sei nichts, oder doch nichts Ernstes, oder doch nichts, wobei derArzt ihr helfen könne.
Und dann sagte sie, was es sei.
© Hoffmannund Campe Verlag
- Autor: Franz-Heinrich Hackel (Hg.)
- 2006, 1, 315 Seiten, Maße: 15 x 24,7 cm, Deutsch
- Hrsg. v. Franz-Heinrich Hackel
- Herausgegeben: Franz-Heinrich Hackel
- Verlag: Hoffmann und Campe
- ISBN-10: 3455400221
- ISBN-13: 9783455400229
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