Das Herz bleibt immer jung
Emilie Fontane. Biographie
Die bahnbrechende Edition des Ehebriefwechsels hat das Interesse eines breiten Publikums an Schicksal und Persönlichkeit Emilie Fontanes geb. Rouanet-Kummer (1824-1902) geweckt. Bisher vor allem als Ehefrau, Mutter mehrerer Kinder und Kopistin im...
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Produktinformationen zu „Das Herz bleibt immer jung “
Klappentext zu „Das Herz bleibt immer jung “
Die bahnbrechende Edition des Ehebriefwechsels hat das Interesse eines breiten Publikums an Schicksal und Persönlichkeit Emilie Fontanes geb. Rouanet-Kummer (1824-1902) geweckt. Bisher vor allem als Ehefrau, Mutter mehrerer Kinder und Kopistin im "Schriftstellerladen" ihres Mannes wahrgenommen, tritt sie jetzt aus dem Schatten und gewinnt Tiefenschärfe und Plastizität. Mit geübter Hand und kundigem Blick führt uns der Biograph durch das Auf und Ab dieses romanhaften Lebens. Aus der Grunderfahrung einer unbehüteten Kindheit und einer ziellosen Jugend entsteht in der jungen Frau das unabweisbare Verlangen nach Sicherheit und familiärer Geborgenheit. Aber gerade das kann ihr der mittellose Journalist und Literat Fontane nicht bieten. Die nach langer Verlobungszeit geschlossene Ehe beschert ihr auf Jahre ein unstetes Leben am Rande der Armut. Erst mit der Stabilisierung von Fontanes schriftstellerischer Existenz entspannt sich die familiäre Situation in materieller und emotionaler Hinsicht. Trotz aller Schicksalsschläge wächst die Gewißheit, ein bevorzugtes Leben zu führen. Auf eindrucksvolle Weise gelingt es Gotthard Erler, dieses Schicksal von seinen eigenen Antrieben her zu erzählen, ohne daß ihm die dominante Fontanesche Sicht den Blick verstellte. Der Anhang enthält den Beginn einer als "Jugendnovelle" bezeichneten Autobiographie sowie unbekannte Briefe an die wichtigsten Korrespondenzpartnerinnen, in denen die Heldin dieses Lebensromans so spontan wie unmittelbar zu Wort kommt. Die detailfreudige Biographie erzählt ein so ungewöhnliches wie charakteristisches Frauenschicksal und zieht uns als spannender Familienroman und plastisches Zeitbild in ihren Bann. Aus unsicheren Verhältnissen stammend und ohne den Schutz eines intakten familiären Umfelds aufgewachsen, besteht Emilie Fontane an der Seite ihres Schriftsteller-Mannes ein abenteuerliche Leben voller Höhen und Tiefen. Mit ihrem lebhaften Naturell gewinnt sie stets aufs neue Freundinnen und Freunde, die ihr
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in zahlreichen Krisen beistehen und manchen Schicksalsschlag überwinden helfen. Schließlich ist die unerschütterliche Liebe zu ihrem Mann das Fundament eines Lebens, das sie immer mehr zu schätzen weiß. Die Geschichte dieser bemerkenswerten Frau eröffnet faszinierende Innenansichten, die Mitlebenden und Nachwelt für gewöhnlich verschlossen sind. "Meine Gott, wie verwöhnt ist man doch in geistiger Beziehung! ... Und das Schlimmste ist der Mangel an geistiger Freiheit! Jedes Kunsturteil muß erst verbrieft und versiegelt sein, oft durch Größen, die auch nichts wissen." Emilie Fontane an ihren Mann, 16. Juni 1884
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Lese-Probe zu „Das Herz bleibt immer jung “
"Dreitreppen-Klause hoch im Johanniterhause" Die Fontanes leben nicht mehr in der beschaulichen preußischen Residenz. Sie sind jetzt Mieter in der hektischen Hauptstadt des Deutschen Kaiserreiches und damit wehrlose Objekte von Immobilien- und Terrain-Spekulanten, die das rasante Wachstum Berlins schamlos zu nutzen wissen; allein 1871 nimmt die Zahl der Einwohner um 55 000 zu. Die Macher der sogenannten "Gründerjahre", mit äußerem Glanz und innerer Fragwürdigkeit, kennen keine moralischen Skrupel, und ihr Tanz um das Goldene Kalb artet in eine Orgie um Aktien und Grundbesitz aus: günstig erwerben und mit großem Gewinn veräußern. Auch das ansehnliche Eckhaus in der Königgrätzer Straße 25, in dem die Fontanes seit 1863 wohnen, gerät in den Strudel: Bankier F. A. Hackel kauft es dem Ziegeleibesitzer Fritze aus Glindow mit Wirkung vom September 1872 ab, und die Mieten werden sich mindestens verdoppeln. Das bedeutet erneut Umzug, und es soll nach den zahlreichen Übungen davor der letzte werden. Als ginge es ihn nichts weiter an, teilt Fontane Mathilde von Rohr am 30. März 1872 mit: "Meine Frau ist jetzt vor allem in Wohnungsnöten." Kurz vor dem "Ziehtag" rekapituliert er in Dankbarkeit die neun Jahre in der alten Wohnung: "Es waren wie die besten so auch die interessantesten Jahre meines Lebens. Drei Kriege und welche! Alles an den Fenstern vorüber, Dänen, Kroaten, Turkos. Dazu Reisen kreuz und quer und selbst eine romantische Gefangenschaft." Aber er muß auch eingestehen, daß das Haus völlig heruntergekommen und selbst die "Ordnungsliebe, auch der wirtschaftlichsten Frau" - Kompliment für Emilie - nicht imstande sei, ein solches Domizil in Schuß zu halten ("der Hof sieht aus, als könne er das ganze Geheimrats- Viertel mit Typhus versorgen"). Fontane sagt: "Wir freuen uns auf den Wechsel der Szene." Emilie hat, so scheint es, den neuen Ort der Handlung ermittelt: Potsdamer Straße 134 c, drei Treppen links; vier Zimmer mit Küche und Kammer; 70 Reichstaler, später,
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nach der Währungsumstellung, 210 Mark im Quartal, ohne Steigerung bis 1898. Was freilich den Zustand der neuen Unterkunft angeht, so gerät Emilie zunächst vom Regen in die Traufe. Friedrich Fontane hat das Chaos beschrieben: "Seit Jahren aufgespeicherter Schmutz starrte den Ankömmlingen entgegen. Aber die schlimmste Hinterlassenschaft barg jener eigentümliche Schlafraum, der, Alkoven genannt, in alten Gebäuden die Verbindung zwischen den Vorder- und Hinterstuben herstellte. Hier wimmelte es nur so von Ungetier, hier feierte die Bettwanze ungestörte, ewige Brautnacht. In allen Fugen und Ritzen war es lebendig. An den Wänden, in herabhängenden Fetzen vielfach überklebter Tapeten hatten sie seit Äonen sich ihre Nester gebaut. Dazu gesellten sich, namentlich in der Küche, als ebenbürtige Bundesgenossen die biederen Schwaben [Kakerlaken] in einer kaum übersehbaren Heerschau." Friedrich, damals acht Jahre alt, erinnert sich an die "wahre Sysiphusarbeit", mit der seine Mutter, oft unter verzweifelten Tränenausbrüchen, diesen "Kampf gegen den ´Feind im Hause´" schließlich gewinnt und, beraten von Richard Lucae, dem Direktor der Bauakademie, durch bauliche Veränderungen behagliche Räume herrichtet. Dabei steht Emilie, die ein wenig abergläubisch ist und sich von Träumen und bedrohlichen Ereignissen leicht beeindrucken läßt, unter einem schockierenden Erlebnis. Als die Vorbesitzerin, eine alte Jüdin, aus der Wohnung verschwindet, zischt sie Emilie ins Ohr: "Na, Freude soll er hier nicht erleben." Der Vorfall überschattet den Einzug am 3. Oktober 1872, aber da trifft vier Tage später ein Glückwunschbrief aus Dobbertin ein mit dem aufmunternden Satz: "Sie und Ihre liebe Frau bringen Segen in jedes Haus, in der unausgesetzten Tätigkeit und der dankbaren Anerkennung dessen, was Gott Ihnen schenkt." Dieser Zuspruch der Freundin löst den Bann, und Fontane schreibt an die Rohr: "Ein christlicher Segenswunsch wird doch wohl mächtiger sein als ein alter halbversteckter Judenfluch." Das Haus in der Potsdamer Straße, bestehend aus Vorderhaus und zwei Seitenflügeln, war im März 1848 bezugsfertig geworden. Nach mehrfachem Besitzerwechsel hatte es 1866 die Brandenburger Sektion des Johanniterordens erworben. Dessen Erster Sekretär, Karl Herrlich, wohnt dort; er redigiert das "Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg", in dem Fontane mehrfach publiziert. Möglicherweise sind die Fontanes über diese Verbindung auf die Wohnung aufmerksam geworden. In dieser "Dreitreppen-Klause hoch im Johanniterhause" - so heißt es in dem späten Gedicht "Meine Reiselust" - wird Fontane bis zu seinem Tode leben und arbeiten. Die stets über seine Briefe geschriebene Ortsangabe "Potsd. Str. 134.c." soll zu einem Markenzeichen werden. Das Gebäude, 1905 von der "Bazar-Aktiengesellschaft" erworben, wird 1906 abgerissen und durch ein Geschäftshaus für die damals florierende Mode-Zeitschrift ersetzt, das wiederum im zweiten Weltkrieg zerstört wird. Das "Johanniterhaus" mit Fontanes Wohnung lag genau dort, wo im Oktober 2000 am völlig umgestalteten Potsdamer Platz an einem Neubau auf dem Daimler-Chrysler-Gelände eine Erinnerungstafel an den Dichter angebracht wurde - übrigens nach 1899 und 1906 die dritte, diesmal am Standort des ehemaligen Wohnhauses. Emilie kann die Räume erst nach und nach richtig einrichten. Ihr Mann schreibt zwar am 19. Oktober an Ludwig Pietsch, daß es in der neuen Wohnung "zu tagen" beginne und bei seinem nächsten Besuch würde ihm "das bekannte Moselblümchen in regelrechten Gläsern blühn", doch im Tagebuch notiert er: "kaum zu Weihnachten sind wir in Ordnung". Eine Skizze Friedrich Fontanes hat die Raumaufteilung festgehalten, von der Einrichtung weiß man aber so gut wie nichts - mit Ausnahme des Arbeitszimmers, das er ausführlich beschrieben hat. Überdies geben die Blitzlichtaufnahme, die die "Berliner Illustrierte" zum 75. Geburtstag Fontanes am Schreibtisch anfertigen läßt, und ein Aquarell von Marie von Bunsen vom November 1898 einen plastischen Eindruck von diesem Raum. Die Wohnung ist über die Haupt- und eine Hintertreppe (vom Hof her) erreichbar. Wie wichtig der doppelte Zugang sein konnte, belegt das nächtliche Abenteuer vom April 1884, als Emilie und Theodor, aus dem Theater heimkehrend, feststellen, daß sie "Hausschlüssel und Drücker" vergessen haben und sich schließlich mit einem Hackebeil, das sie bei Herrlichs ausleihen, von der Hoftreppe her gewaltsam Zugang verschaffen. Die Fontanes reden häufig davon, daß die Wohnung eigentlich zu klein sei und zu hoch liege. "Aber noch 75 Stufen", seufzt der vom Spaziergang heimkehrende Fontane in seinem Gedicht "Meine Reiselust"; und als ihn ein Besucher nicht angetroffen hat, drückt er brieflich sein Bedauern aus, daß dieser die "unbequemen, mit Eisen beschlagenen drei Treppen" umsonst bewältigt habe. Auch die Toilette auf dem Hof ist keine reine Freude; offenbar ist sie nur auf umständlichem Wege zu erreichen. Fontane schreibt im August 1874 über eine unruhige Nacht; zweimal habe er, den Leuchter in der Hand, die "bekannte Pürschjagd" angetreten. Doch zu einem abermaligen Umzug können sie sich nicht entschließen. Auf die Atlas-Tapeten, mit denen erfolgreichere Schriftsteller-Kollegen ihre Arbeitsräume ausstatten, verzichtet Fontane gern, und in den letzten Lebensjahren, in denen sie von den sozialen Zuständen und den politischen Verhältnissen immer mehr frustriert sind, empfinden sie ihr enges, aber behagliches Domizil als gesicherte Rückzugsstätte. An die Tochter schreibt Fontane am 9. Mai 1897: "Die Welt wird überall roher und gemeiner. Nur Potsdamerstraße 134.c. drei Treppen gibt es noch ein Plätzchen, wo edlere Menschen wohnen ..." Doch dies ist ein Vorgriff; noch sind Emilie und Theodor mit Theo, Mete und Friedel gerade erst eingezogen.
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Autoren-Porträt von Gotthard Erler
Dr. Gotthard Erler, Autor und Herausgeber. Seine jahrzehntelangen Forschungen und vielseitigen Editionen haben an der Verbreitung des Fontane'schen Werks einen hervorragenden Anteil. Zuletzt gab er eine Auswahl aus dem dreibändigen Ehebriefwechsel heraus, erschienen unter dem Titel "Die Zuneigung ist etwas Rätselvolles. Eine Ehe in Briefen" (2018). 2014 erhielt Gotthard Erler das Bundesverdienstkreuz.
Bibliographische Angaben
- Autor: Gotthard Erler
- 2002, 2. Aufl., 460 Seiten, Maße: 13,9 x 22,2 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Aufbau-Verlag
- ISBN-10: 3351029357
- ISBN-13: 9783351029357
- Erscheinungsdatum: 01.01.2002
Rezension zu „Das Herz bleibt immer jung “
»...eindrucksvoll...« Frankfurter Neue Presse 20020418
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