Das Magische Auge
Mein Lebensbuch
Brandbomben auf Köln, brennende Nachbarhäuser, und Mutter Helene sagt zum sechsjährigen Sohn: Schau es dir genau an! Und es gab viel zu schauen: erst Herrsching am Ammersee, wohin die Familie flieht, dann das vom Bombenkrieg völlig vernichtete Düren. Aber...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Das Magische Auge “
Klappentext zu „Das Magische Auge “
Brandbomben auf Köln, brennende Nachbarhäuser, und Mutter Helene sagt zum sechsjährigen Sohn: Schau es dir genau an! Und es gab viel zu schauen: erst Herrsching am Ammersee, wohin die Familie flieht, dann das vom Bombenkrieg völlig vernichtete Düren. Aber Kühn belässt es nicht beim Beobachten und Schreiben, er mischt mit: Macht Wahlkampf auf dem platten Land, gründet einen deutsch-türkischen Verein, ist Schöffe am Jugendgericht und Betreuer eines Strafgefangenen, arbeitet in der Drogenhilfe und in einer Gentechnik-Kommission. Zum ersten Mal erzählt der Mann, der in seinen Büchern von so vielen bedeutenden historischen Persönlichkeiten erzählt, von sich selbst und seiner Zeit - auf eine Weise, die jede konventionelle Autobiographik sprengt. Und die das Lebensbuch des Dieter Kühn zu unserem eigenen macht."Je mehr Grün das Magische Auge unseres alten Radios zeigte, desto besser war der Empfang. Jetzt ist Erinnerung auf Empfang gestellt. Das Magische Auge leuchtet."
Dieter Kühn
Lese-Probe zu „Das Magische Auge “
Das magische Auge von Dieter KühnVORSPIEL
Geheimnisvolle Szene: Die Lampe im Wohnzimmer ausgeschaltet, meine Mutter sitzt ganz nah am Radio, ihr markantes Profil schwach betont von grünem Licht, das von münzkleiner Fläche ausgeht, in der Schauseite des Radios - das Magische Auge, die Signalstärke, die Genauigkeit des Empfangs anzeigend mit grünem Doppelfächer. ihr Kopf zusätzlich betont von der Skalenbeleuchtung.
Kleines Aufschrecken, Geste der Abwehr, als ich auf dem Weg zum Klo durchs Wohnzimmer gehe - sicherlich im Nachthemd, im weißen, wie damals üblich, auch bei Buben.
Meine Erinnerung behauptet, ich hätte gleich gewusst, sogleich erfasst, worum es ging: Mutter Helene hört einen ausländischen Sender, einen ›Feindsender‹. im Süden des damaligen »Reichs«, in Bayern, in Herrsching am Ammersee, dürfte es Radio Beromünster gewesen sein. oder konnte dort auch das deutschsprachige Programm der BBC empfangen werden? Wie auch immer: Zu hören war eine Männerstimme, und die sprach deutsch. Nähertretend sah ich auf dem Radio eine zusammengefaltete Decke (das Plaid, wie meine Mutter noch sagte, in der Sprache ihrer Generation und Herkunft); die Abdeckung sollte den Klang dämpfen - der Hausherr, der Vermieter, galt als Nazi, einer der beiden Söhne war Fähnleinführer der Hitlerjugend. Konnte man damals schon Basstöne durch Regler ausfiltern? Über einen Drehkondensator? Auch so ein Wort, das mit der Erinnerung an die Szene auftaucht: der Drehkondensator im Röhrenradio.
... mehr
Nächtliche Szene in beinah magischer Beleuchtung. Und ich mit dabei im Nachthemd, mattgrün angeleuchtet. Wie weit ich eingeweiht wurde, weiß ich nicht mehr; bewahrt blieb das Erinnerungsbild: Meine Mutter dicht vor dem Radio sitzend, das auf einer Kommode stand ... Die Männerstimme im rauschenden, leicht knackenden HörRaum ... Das schwache, in der Erinnerung jedoch intensiv nachleuchtende grüne Licht ...
Ich durfte mithören, bevor ich schließlich zum Klo ging. Was wir aufnahmen: zwei verschiedene Informationen. Für meine Mutter waren es Nachrichten aus einem anderen Land, aus einer anderen Welt, für mich war es die Erfahrung, dass sie Verbotenes, ja Strafbares tat, mitten in der Nacht, das Ohr nah am Lautsprecher hinter der Stofffläche, ihr Profil betont vom grünen Licht des Magischen Auges.
FAMILENGESCHICHTE, GESPRENGT
DEZEMBERHIMMEL im Wintermärz 1987, dem kältesten seit mehreren Jahren, Jahrzehnten. Nach elf Tagen Frost wieder Schneefall: Aus gleichförmigem Grau wird unablässig Schnee herangeblasen, fast waagrecht wirbeln Flocken durch das Waldgrundstück am Hang, weißen Baum um Baum an der Südwestborke ein. Niemand könnte nun ans Eifelhaus heranfahren, ich werde eingeschneit.
Schnee, Wind, Schnee und Wind. Die beiden Militärhubschrauber, die noch am Vortag das Gebiet akustisch weitflächig besetzten, sie werden nicht starten. Die Kampfjets, »Tornados« vor allem, werden nicht in Steinwurfhöhe über das Dach hinwegtosen, in der Tiefflugschneise. Es wird still bleiben, fast totenstill.
Aber dann, die Schneeisolierung durchbrechend, ein Anruf aus Köln: Auflösung des Haushalts von Tante M., bitte kommen, die Bilder, das Silberbesteck abholen. Jähe Konfrontation mit Familiengeschichte. Jedoch mit einer Vorgeschichte.
Anfang der achtziger Jahre fuhr ich mit meinem Vater nach Rheydt (heute eingemeindet von Mönchengladbach), und wir gingen zum Haus seiner Eltern. Eine früher repräsentative Villa der Gründerzeit, das Fassadendekor halb Klassizismus, halb Jugendstil. Dieses Haus war mittlerweile grüngrau und blind geworden, umgeben von Schutt und Müll. in den Tür- und Fensteröffnungen Bretterverschläge, die aufklafften nach langer Einwirkung von Sonne und Regen; so war Einblick möglich ins Treppenhaus.
Eine braungetönte Fotografie hatte mir ersten Einblick vermittelt: Es war einmal ein riesiger, zum Teil holzgetäfelter Zentralraum gewesen, unten hatte auf einem Orientteppich ein Tisch mit Gästebuch gestanden; im ersten Stock ein Glaserker mit Gardinchen und Blumen - hatte von dieser Glaskanzel die Großmutter heruntergeschaut, sobald jemand das Haus betrat?
Dieses Treppenhaus schien nun vollgesogen mit Schwarz - Assoziationen an eine riesige Räucherkammer, in der allerdings keine Schinken aufgehängt waren. Türen, Türrahmen, Geländer hatte man verheizt in offnen Feuern - so erfuhr ich im Haus nebenan, früher Residenz des Bürgermeisters, dann Verwaltungsstelle des Roten Kreuzes. in der Kühn'schen Villa waren zuletzt Penner untergeschlüpft, hatten leere Bierflaschen, Weinflaschen, Konservendosen aus den Fenstern geworfen. Schließlich wurde das Haus geräumt, wurden alle Öffnungen im Erdgeschoss mit Brettern verschlossen. Was mit dem Haus künftig geschehen würde, wusste man nicht in der auskunftsbereiten Dienststelle: Vielleicht würde es abgerissen, vielleicht würde es ein Lager von Rote-Kreuz-Hilfsgütern, vielleicht würde es verkauft. Das Haus als Ensemble von Höhlen, verrottend.
Das Wichtigste, ins Abstrakte gemildert, berichtete ich dem Vater, der im schmalen Areal des ehemaligen Gartens umherging. Dieser Garten war, im Verhältnis zur Größe des Hauses, recht klein gewesen, war aber optisch erweitert worden durch Blumenrabatten und eine künstliche Grotte. Durch ein Hintertürchen war Großvater zur Loge hinübergegangen: Freimaurer Oscar Kühn.
Verpflichtende Werte waren denn auch für den Logenbruder: Toleranz, Würde des Menschen, Hilfsbereitschaft, Vertrauen, waren Brüderlichkeit und Menschenliebe. Mit schwarzem Schurz und weißen Handschuhen mauerte er rituell mit am sinnbildlichen Bauwerk einer Welt, in der alles zum Wohle des Menschen geschieht.
Der Mann und die Frau, die 1903 in dieses Haus einzogen, sie blieben schemenhaft für mich. Die Großeltern begannen erst Konturen anzunehmen, als ich in Köln die Gemälde, die Fotografien, die Dokumente abholte: Erinnerungsstücke, an denen die Haupterben von Tante M. (Witwe des Bruders meines Vaters) nicht interessiert waren. Die hatten andere Probleme. Wem bieten wir die kleinen Pelzmäntel an? Was tun mit den Büchern im Eichenholzregal? Wohin mit dem brokatbezogenen Sofa, das zwei Meter lang, einen Meter tief, einen Meter hoch ist? Die Verstorbene gab Transportprobleme auf, der Zollstock machte sie bewusst, auch probeweises Anheben. Seither sehe ich auch eigenen Besitz zuweilen mit den Augen eines Testamentsvollstreckers.
Auf der Rückfahrt brachte ich Gisela nach Düren; Schneeschauer unterwegs, weitere Schneefälle angekündigt, da wollte sie am nächsten Morgen lieber zu Fuß zur Schule. ich fuhr weiter nach Abenden, trug Bilder und Fotoalben ins Holzhaus, in den »Starenkasten«.
Vollmondlicht auf der Schneedecke, riesige Wolken verdeckten minutenlang den Mond, rückten auseinander, bildeten Wolkentheaterkulissen. ich stellte die Bilder vor den Schranksockel, richtete ein Spotlight auf sie. Zwei Ölbilder im selben Format, nicht signiert, wahrscheinlich Ölskizzen. Auf einem Bild, in großbürgerlichem Ambiente, die Großmutter, auf dem anderen der Großvater.
Oscar Kühn starb bereits 1915, zwanzig Jahre vor meiner Geburt; Großmutter Klara Friederike verschied 1945, da war ich zehn. Mit Bewusstsein habe ich die Großmutter nie gesehen, auch nicht die Eltern meiner Mutter, ich bin großelternlos aufgewachsen.
Der Mann in Schwarz, der vor einem Schreibtisch mit bombastischem Aufbau sitzt, die Frau in Schwarz und Weiß, zeitunglesend in einem Salon: ich schaue sie desinteressiert und interessiert zugleich an. Nur andeutungsweise sind ihre Züge zu erkennen. Aber ich habe in Köln ein großformatiges Porträtgemälde der Großmutter mitgeerbt: sitzt auf einem Kanapee, in schwarzem, mit einigen weißen Spitzen besetztem, dezent ausgeschnittenem Kleid; auf heller Haut ein goldenes Kettenschmuckstück. Diese Frau betrachtend schaue ich in meine grünen Augen, sehe meine Augenbrauen vorgezeichnet in ihren Augenbrauen, und ihre Nase gleicht der Nase meines Vaters.
Diese Frau sehe ich auch, in der lautlosen Totenfeier, auf braunvioletten Fotografien im Album mit Ledereinband: Prägemuster auf der Vorderseite und die verschlungenen Initialen OK. Während Großvater auf mich monolithisch unzugänglich wirkt, im schwarzen Anzug, mit wilhelminischem Schnauzbart, hinter dem Zwicker, mit seiner hohen, durch zurückweichendes Haar betonten Stirn, gewinne ich zur nie gesehenen Großmutter rasch Zutrauen: sie wirkt lebendig, offen, auch verletzlich. Dem Großvater halte ich zugute, dass sein Gesicht mitgeprägt wurde von der Epoche, in der bereits Oberstufenschüler wie gesetzte Herren aussahen, zumindest auf Fotografien - junge Würdenträger.
Was den Unterschied zwischen Großmutter und Großvater betonte: sie wirkt erheblich jünger. Weil ich die »Heiraths-Bescheinigung « mitgeerbt habe, muss ich nicht recherchieren: Als Kaufmann Oscar Kühn 1898 heiratete, war der gebürtige Kölner 39 Jahre alt und katholisch, während Klara Friederike, in Elberfeld geboren, 22 war und evangelisch. Sie war das sechste Kind des Kaufmanns Gustav Schöneberg, wiederum Sohn des Pfarrers Johannes Schöneberg, Jahrgang 1802. Der »Pastur« war von Sprockhövel aus in die Dörfer und zu den Höfen seines Sprengels geritten.
Auf Familienfesten wurde diese Anekdote über ihn erzählt: Bei einem Einbruch im Keller des Pfarrhauses war auch Wein gestohlen worden; als der Herr Pfarrer zu einem Konfirmationsschmaus eingeladen war und den Wein lobte, hieß es hinter vorgehaltenen Händen: Der Pastur süppt seinen eijenen Win.
Auch über Vorväter von Großvater Carl Oscar einige Zeilen. Dessen Vater, so lese ich in ererbten Urkunden, hieß Wilhelm Theodor Kühn, in Düsseldorf geboren, Kürschnermeister. Dessen Vater hieß Wilhelm Gottlieb Kühn, in Königsee geboren, Kürschner. Er war der Erste, der die lokale Familientradition durchbrach und von Thüringen ins Rheinland zog. Dort liierte er sich mit einer jüngeren Frau; Mai 1827 heirateten sie in Düsseldorf, und bereits Ende Juni brachte sie den ersten gemeinsamen Sohn zur Welt, Wilhelm Theodor.
Dessen Großvater war Christoph Nicolaus Kühn, in Königsee geboren, einer (gleichfalls) kleinen und alten Stadt, ein gutes Dutzend Kilometer Luftlinie südlich von Stadtilm, in einer weiten Talmulde des Thüringer Waldes; auch er war Kürschnermeister. Dessen Vater war Johann Balthasar Kühn, in Stadtilm geboren, später wohnhaft in Königsee: Kürschnermeister und Ratskämmerer. Dessen Vater hieß Valentin Kühn, geboren in Stadtilm, ebenfalls Kürschnermeister.
Der Einzige unter den Vorfahren, über den ich ein paar Details weitergeben kann, ist der Kürschner und Ratskämmerer Johann Balthasar. Als ich ein dreiviertel Jahr alt war, erhielt mein Vater ein Schreiben des Evangelisch-Lutherischen Pfarramts zu Königsee. Demnach war im Kirchenbuch zum Sterbeeintrag des Johann Balthasar notiert: »Ein ansehnlicher, geschickter Mann, lebte in uneiniger Ehe«. Also ein Mann von Reputation.
Über die Frau, von der er getrennt lebte, erfahre ich nur: sie starb mit 42 Jahren nach einem »17-wöchigen harten Lager an einem hektischen Fieber«. So der Sterbeeintrag.
Schemenhaft werden Konturen einer Familie erkennbar. Und welche Berufe hatten der Großvater, der Urgroßvater, die Vorfahren des Johann Balthasar Kühn? Sehr wahrscheinlich waren sie auch schon Kürschner. ich werde hier freilich nicht weiter recherchieren, dieses Kapitel soll sich nicht ausweiten zur Kühn-Saga, ich vermerke nur noch: Die Familiengeschichte reicht über Johann Balthasar und Valentin Kühn um weitere Jahrhunderte hinweg. März 1540 setzte der Römische König (und spätere Kaiser) Ferdinand (Bruder und Nachfolger des berühmten Karl V.) einen Akzent in der Familiengeschichte, verlieh Antonius Kühn ein Wappen. War er Hoflieferant, wurde ausgezeichnet für gute Waren? Hatte er, wie viele andere, mitkämpfen müssen gegen die Türken und sich dabei hervorgetan?
Unter den Erbstücken auch ein Halbrelief-Wappen; auf der Rückseite des ovalen Rahmens ist ein Gutachten des Dresdner Heraldischen Instituts aufgeklebt, ausgestellt im Dezember 1909, also wohl angefordert vom Großvater zu Rheydt: Dominierend ein »aus goldnen Flammen wachsendes silbernes Pferd«. Und auf dem weithin üblichen Wappenhelm zwei Büffelhörner. Das Pferd als heraldisches Sinnbild der Freiheit, die Büffelhörner als Zeichen der Streitbarkeit.
Das Familienwappen: hier zeige ich Interesse für etwas, für das sich mein Großvater interessiert haben dürfte; ich trete, wenigstens in dieser Hinsicht, in dessen Fußstapfen. Seine Motivation lag sicherlich im Bürgerstolz - und bei mir? Die Nachbildung des Wappens hänge ich nicht auf, ich sehe darin nur eine Bewusstseins-Markierung: Die Skizze der Familie Kühn erhält zeitliche Tiefendimension, über viereinhalb Jahrhunderte hinweg. Antonius Kühn: Zeitgenosse des Dr. Martin Luther. Meister Antonius, liegt irgendwo ein Bündel Briefe von dir? ich würde sie gern lesen!
Für Valentin Kühn, Kürschnermeister in Stadtilm am Nordosthang des Thüringer Waldes, waren Wörter selbstverständlich, die sein Nachkomme, der (sporadisch) am Nordhang der Eifel lebt, erst einmal zusammenlesen muss, Wörter wie Flaumhaar und Leithaar, Grannenhaar und freie Spitze, wie Haarschlag und Haarstrich, wie Haarstrom und Haarwirbel.
Und Valentin gab Wörter der damaligen Fachsprache weiter an seinen Sohn Johann Balthasar, der wie sein Vater Winterfelle kaufte, Sommerfelle als Ausschuss ablehnte, unreife Felle der Übergangszeiten scheel ansah, denn: unreife Felle sind beim Fuchs grünledrig, beim Maulwurf schwarzledrig, beim Hamster blauledrig.
Und Johann Balthasar gab Wörter der Kürschnersprache weiter an seinen Sohn Christoph Nicolaus, der unreife Felle auch nicht gern verarbeitete, der musige und musrige Felle nicht in seiner Werkstatt haben wollte, nur Felle, die griffig waren.
Und Christoph Nicolaus gab diese und andere Wörter weiter an seinen Sohn Wilhelm Gottlieb, der musrige Felle ebenso ablehnte wie bockige Felle, wie flache oder flattrige Felle, wie hohle Felle, der gar nicht gern hörte, wenn ein Fell knackte, wenn es schnattig war, und Kahlgänger kamen nicht in sein Haus.
Und Wilhelm Gottlieb, nun in Düsseldorf, gab Wörter der Kürschnersprache weiter an seinen Sohn Wilhelm Theodor, der wie seine Vorfahren den Rauch oder die Textur eines Fells mit dem Fingerspitzengefühl des erfahrenen Kürschners ertastete, und er reckte und rupfte Felle, löste Focken aus den Fellen, achtete auf den Grotzen, den Aalstrich der Felle, hielt Nahtverluste möglichst klein.
Keiner der Vorväter in Thüringen hat eine Autobiographie hinterlassen - zumindest liegt mir keine Autobiographie eines der Kürschnermeister vor. Doch es gibt Vorlagen, nach denen sich solch eine Lebensbeschreibung entwerfend rekonstruieren ließe, denn: Es wurden im 18., im 17. Jahrhundert Autobiographien geschrieben nach Mustern, die sich reproduzierten.
So hätte auch ein Valentin Kühn seine Lebensgeschichte eingeleitet mit einem frommen Zitat: Dass denen, die Gott lieben, alles zum Besten gedeihe. Sein gnädiger Gott habe dies wahrgemacht vom Zeitpunkt an, an dem Er ihn, Valentin, aus dem Mutterleib gezogen, bis zum Zeitpunkt, da er anno 1723 in seinem Hause zu Stadtilm unter großen Mühen die Lebensgeschichte niederschreibe. Bei allem Rauben und Morden seiner Zeit, bei allen Pestilenzen und Kriegszügen, bei allen Hochwassern und Feuerbränden das Alter von 58 Jahren erreicht zu haben, dies allein schon bezeuge Gottes Güte. Die Frist, die ihm noch gütig gewährt werde, sie wolle er nutzen, um seinen Kindern zu zeigen, wie ihn der gnädige Gott vor allen Gefahren bewahrt und aus allem Unglück errettet habe; zuweilen stand bereits ein neues Unglück vor der Tür, als das vorherige Unglück soeben das Haus verlassen hatte. Doch wie der Psalmist schrieb: Die Engel des Herrn lagern sich um den, der ihn fürchtet, und sie helfen ihm. Valentin Kühn könnte betont haben: Dass er trotz aller widrigen Umstände, trotz aller Krankheiten, trotz unmittelbarer Gefahren für Leib und Leben zu Wohlstand und Ansehen gekommen sei, dies verpflichte ihn zur Danksagung. So habe er vor Beginn seiner Lebenshistorie in der Stadtkirche ein dankbares Jubilate angestimmt. Und er bittet seine Kinder, die Niederschrift auch als Ermahnung zu lesen, die christlichen Tugenden zu wahren, item die der wahrhaften Zuversicht im Glauben, item die der langmütigen Geduld. Amen. Ende der Vorrede.
Und Ende des Entwurfs. Nach einer solchen Intrada würde sich der Bericht folgerichtig entwickeln zur Sinnfigur des Lebens im Namen des Gottes, der über allem schwebte, mit lenkender Hand.
Auf dem Rückweg von einer (mittlerweile dritten) Polenreise, diesmal im Jahre 1988 (Wroclaw / Breslau, Strzegom / Striegau, Karpacz / Krummhübel) mache ich mit Gisela einen Abstecher nach Stadtilm. Da stellt sich die Frage, was ich in dieser Region der Vorväter erwarte, und ich sage: Grabsteine, Grabplatten.
Kleine Stadt in einer Talsenke: Hügel mit vorwiegend grünen Flanken. Ein Parkplatz am Rathaus, dem früheren Schloss: Renaissance-Elemente. Wir schlendern zur Ilm: enttäuschend schmal. Zudem: Städtchen und Flüsschen sind nicht aufeinanderbezogen, die Ilm fließt unauffällig (wohl auch kaum beachtet) hinter der Stadt vorbei. Als deren Mittelpunkt die alte Kirche, doppeltürmig, mit romanischem Portal: in dieser Stadtkirche werden meine Vorfahren in Gottesdienste gegangen sein, hier wurden sie wohl auch getauft, hier wurden ihre Ehen gesegnet.
Die Kirche ist abgeschlossen. Rundherum nicht ein einziger Grabstein. ich frage einen alten Mann: Ja, der Friedhof ist abgeräumt worden, vor einigen Jahren, auch der Friedhof in der Nähe des ehemaligen Schlosses, es gibt nur noch den neuen Friedhof an der Einfahrt in die Stadt. Keine Steinzeugen also für Wilhelm Gottlieb Kühn, hier geboren, für Johann Balthasar Kühn, hier geboren, für Valentin Kühn, hier geboren. Abgeräumte Vergangenheit, eine stumme Grünfläche mit Kieswegen, die meine langsamen Schritte hörbar machen, Schritte eines Enttäuschten.
in einem Schreibwarenladen in der Nähe der Kirche kaufe ich eine Postkarte, auf der vier Fotos zusammengerückt sind, schwarzweiß. Lieber wäre mir eine Stadtgeschichte gewesen, um das soziale Ambiente der Kürschner kennenzulernen. Zwar habe ich ein Hinweisschild zum Stadtarchiv gesehen, die Bürozeit aber ist abgelaufen, für diesen Tag.
Wir fahren nicht weiter nach Königsee, sind an die Transitroute gebunden. Dennoch haben wir die Autobahn bei Weimar verlassen zu diesem Abstecher. Das könnte schon, wie man zuweilen hört, von Volkspolizei und DDRJustiz als »Grenzverletzung« geahndet werden. Also Rückkehr zur Autobahn.
immerhin: ich war in Stadtilm. Doch vor leergeräumten Flächen sah ich deutlicher nur mich selbst: Jemand, der Beziehungen herzustellen versucht, Verbindungslinien zieht ... Nun hat er das zage Rauschen der Ilm gehört, die auch an Goethes Gartenhaus vorbeimäandert.
Über Generationen hinweg hatte sich der Wohnsitz der Familie Kühn wohl kaum verändert, in Stadtilm so wenig wie im nahen Königsee: Mal ein Haus um einen Anbau erweitert, mal im Haus eine Zwischenwand herausgenommen oder eingesetzt, mal ein Dach neu gedeckt, mal Fenster erneuert, doch was man durch die Fenster sah, es war für Vorvater, Großvater, Vater stets das Gleiche.
Auch die Zahl der Häuser hat sich, zumindest in Friedenszeiten, in Stadtilm wie in Königsee über lange Zeit hinweg nicht geändert: Mal sind ein paar Häuser baufällig geworden oder abgebrannt, mal sind ein paar Häuser neu erbaut worden, doch ihre Zahl ist letztlich gleich geblieben über Generationen hinweg.
Auch der Verlauf der Gassen und Straßen änderte sich nicht in Stadtilm oder Königsee: Generationen von Kühn-Kindern sind durch die selben Gassen und Straßen gegangen, gelaufen; wahrscheinlich hatten Generationen von Kühn-Kindern dieselben Plätze, an denen sie spielten - an der Ilm hier, an der Rinne dort. Bis denn mit Wilhelm aus dem Flüsschen »Ilm« oder dem Bach »Rinne« der Strom wurde, auf dem Schiffe nordwärts glitten oder südwärts kreuzten, südwärts getreidelt wurden - der Rhein als die größte, auch für Kürschner bedeutsame Wasserstraße des Handels.
Dieser Wilhelm Gottlieb Kühn: ihn darf ich nicht bloß erwähnen, ihn muss ich hervorheben. Denn er suchte das Weite - in doppeltem Wortsinn. in der Senke zwischen den Waldhängen komme ich auf keinen grünen Zweig, könnte er sich gesagt haben, hier laufen die Geschäfte immer schlechter, immer weniger Kürschner im Ort, ich werde ihn verlassen. Vielleicht war da auch eine Frau, die ihn von Thüringen ins Rheinland lockte. Jedenfalls, er koppelte sich ab vom Familienverband, der jahrhundertelang im Ort verblieben war, weiterhin ortsgebunden blieb, zog von der Rinne an den Rhein. Gründete dort eine neue Kürschnerei, einen neuen Haushalt, eine neue Familie: Kühns am Rhein.
Und ich wende mich wieder Großmutter Klara Friederike zu - mit grünen Augen schaue ich auf ihre grünen Augen. Scheinbar unbefangen lächelt sie neben dem gestreng blickenden Mann, der ihr fünf Kinder machte - sie sieht fast aus wie seine älteste Tochter.
Während ich (1987) erste Notizen mache über die Großmutter, lehnen die Ölskizzen an der Holzwand, und ich brauche den Kopf nur ein wenig nach rechts zu drehen, um Friederike zu sehen, die, in Seitenansicht gemalt, mitten im Salon sitzt, mit knöchellangem, weitem schwarzen Rock, unter dem sie das linke Bein über das rechte geschlagen hat; hochgeschlossen eine weiße Bluse; sie blickt auf eine zusammengefaltete Zeitung. im Bildvordergrund grüne Portieren, im Türdurchblick gerafft von breiten Bändern. Die gleiche Raffung an roten Portieren des Fensters hinter Friederike; die Gardine, selbstverständlich geschlossen, ist gesättigt mit honiggelbem Licht - vielleicht ist es auch diese warme Tönung, die freundliche Empfindungen weckt für die schöne Großmutter. Vor der gelben Gardine, auf dreibeinigem Abstelltischchen, eine hochragende Stehlampe mit Troddel-Lampenschirm, den zwei Federbüsche überragen wie ein Paradehelm.
Auch Großvater hat, im Komplementärbild, das linke Bein über das rechte geschlagen. Sein Zimmer wirkt wie ein naturalistisches Bühnenbild eines wilhelminischen Salons; auch hier wird dieser Eindruck betont durch grüne Portieren, jeweils gerafft von einem Band mit Quaste. Oscar sitzt vor einem großen Fenster, in der geschlossenen Gardine kaltweißes Vormittagslicht. Betont weiß die Papierfläche, die Großvater in der Linken hält, während die Rechte entspannt von der Seitenlehne herabhängt. Schaut er durch den Zwicker auf einen zufriedenstellenden Geschäftsbericht? Hinter Oscar eine Podestsäule mit dickbauchigem Pflanzenkübel, in dem eine Zimmerpalme wächst.
Über dem Schreibtisch mit Kasten- und Säulchenaufbau ein großformatiges Bild in goldenem Rahmen: Vollmond über bräunlicher Wolkenbank, unter ihr weißgrau Flächiges. Dieses Bild des Malers Johann Jungblut sehe ich wieder auf einer Fotografie der fünfziger Jahre, in unserer damaligen Dürener Wohnung; dieses Bild hing später im Zimmer meines Vaters in Herrsching: Eine Eisfläche, Frauen heben und schleppen Eisblöcke, über ihnen Wolken und Mond.
Von der Schneefläche vor dem Fenster auf den Tisch blickend, sehe ich ein ebenfalls neu geerbtes, für diesen Textabschnitt bereitgelegtes kleines Winterbild in Öl, mit der Signatur: osc. Kühn 1891.
Eine schneebedeckte Dorfkirche mit kurzem Turm vor weißgelbem Abendhimmel; ein großer, kahler Baum am rechten Bildrand; ein Mann mit langem Stock im Schnee, neben ihm, eingemummelt, ein Kind, vor ihm ein fast mannshohes Schneegebüsch und auf der anderen Seite ein Pfarrer mit breitund flachkrempigem Hut, in schwarzem Talar. Man scheint
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main.
Nächtliche Szene in beinah magischer Beleuchtung. Und ich mit dabei im Nachthemd, mattgrün angeleuchtet. Wie weit ich eingeweiht wurde, weiß ich nicht mehr; bewahrt blieb das Erinnerungsbild: Meine Mutter dicht vor dem Radio sitzend, das auf einer Kommode stand ... Die Männerstimme im rauschenden, leicht knackenden HörRaum ... Das schwache, in der Erinnerung jedoch intensiv nachleuchtende grüne Licht ...
Ich durfte mithören, bevor ich schließlich zum Klo ging. Was wir aufnahmen: zwei verschiedene Informationen. Für meine Mutter waren es Nachrichten aus einem anderen Land, aus einer anderen Welt, für mich war es die Erfahrung, dass sie Verbotenes, ja Strafbares tat, mitten in der Nacht, das Ohr nah am Lautsprecher hinter der Stofffläche, ihr Profil betont vom grünen Licht des Magischen Auges.
FAMILENGESCHICHTE, GESPRENGT
DEZEMBERHIMMEL im Wintermärz 1987, dem kältesten seit mehreren Jahren, Jahrzehnten. Nach elf Tagen Frost wieder Schneefall: Aus gleichförmigem Grau wird unablässig Schnee herangeblasen, fast waagrecht wirbeln Flocken durch das Waldgrundstück am Hang, weißen Baum um Baum an der Südwestborke ein. Niemand könnte nun ans Eifelhaus heranfahren, ich werde eingeschneit.
Schnee, Wind, Schnee und Wind. Die beiden Militärhubschrauber, die noch am Vortag das Gebiet akustisch weitflächig besetzten, sie werden nicht starten. Die Kampfjets, »Tornados« vor allem, werden nicht in Steinwurfhöhe über das Dach hinwegtosen, in der Tiefflugschneise. Es wird still bleiben, fast totenstill.
Aber dann, die Schneeisolierung durchbrechend, ein Anruf aus Köln: Auflösung des Haushalts von Tante M., bitte kommen, die Bilder, das Silberbesteck abholen. Jähe Konfrontation mit Familiengeschichte. Jedoch mit einer Vorgeschichte.
Anfang der achtziger Jahre fuhr ich mit meinem Vater nach Rheydt (heute eingemeindet von Mönchengladbach), und wir gingen zum Haus seiner Eltern. Eine früher repräsentative Villa der Gründerzeit, das Fassadendekor halb Klassizismus, halb Jugendstil. Dieses Haus war mittlerweile grüngrau und blind geworden, umgeben von Schutt und Müll. in den Tür- und Fensteröffnungen Bretterverschläge, die aufklafften nach langer Einwirkung von Sonne und Regen; so war Einblick möglich ins Treppenhaus.
Eine braungetönte Fotografie hatte mir ersten Einblick vermittelt: Es war einmal ein riesiger, zum Teil holzgetäfelter Zentralraum gewesen, unten hatte auf einem Orientteppich ein Tisch mit Gästebuch gestanden; im ersten Stock ein Glaserker mit Gardinchen und Blumen - hatte von dieser Glaskanzel die Großmutter heruntergeschaut, sobald jemand das Haus betrat?
Dieses Treppenhaus schien nun vollgesogen mit Schwarz - Assoziationen an eine riesige Räucherkammer, in der allerdings keine Schinken aufgehängt waren. Türen, Türrahmen, Geländer hatte man verheizt in offnen Feuern - so erfuhr ich im Haus nebenan, früher Residenz des Bürgermeisters, dann Verwaltungsstelle des Roten Kreuzes. in der Kühn'schen Villa waren zuletzt Penner untergeschlüpft, hatten leere Bierflaschen, Weinflaschen, Konservendosen aus den Fenstern geworfen. Schließlich wurde das Haus geräumt, wurden alle Öffnungen im Erdgeschoss mit Brettern verschlossen. Was mit dem Haus künftig geschehen würde, wusste man nicht in der auskunftsbereiten Dienststelle: Vielleicht würde es abgerissen, vielleicht würde es ein Lager von Rote-Kreuz-Hilfsgütern, vielleicht würde es verkauft. Das Haus als Ensemble von Höhlen, verrottend.
Das Wichtigste, ins Abstrakte gemildert, berichtete ich dem Vater, der im schmalen Areal des ehemaligen Gartens umherging. Dieser Garten war, im Verhältnis zur Größe des Hauses, recht klein gewesen, war aber optisch erweitert worden durch Blumenrabatten und eine künstliche Grotte. Durch ein Hintertürchen war Großvater zur Loge hinübergegangen: Freimaurer Oscar Kühn.
Verpflichtende Werte waren denn auch für den Logenbruder: Toleranz, Würde des Menschen, Hilfsbereitschaft, Vertrauen, waren Brüderlichkeit und Menschenliebe. Mit schwarzem Schurz und weißen Handschuhen mauerte er rituell mit am sinnbildlichen Bauwerk einer Welt, in der alles zum Wohle des Menschen geschieht.
Der Mann und die Frau, die 1903 in dieses Haus einzogen, sie blieben schemenhaft für mich. Die Großeltern begannen erst Konturen anzunehmen, als ich in Köln die Gemälde, die Fotografien, die Dokumente abholte: Erinnerungsstücke, an denen die Haupterben von Tante M. (Witwe des Bruders meines Vaters) nicht interessiert waren. Die hatten andere Probleme. Wem bieten wir die kleinen Pelzmäntel an? Was tun mit den Büchern im Eichenholzregal? Wohin mit dem brokatbezogenen Sofa, das zwei Meter lang, einen Meter tief, einen Meter hoch ist? Die Verstorbene gab Transportprobleme auf, der Zollstock machte sie bewusst, auch probeweises Anheben. Seither sehe ich auch eigenen Besitz zuweilen mit den Augen eines Testamentsvollstreckers.
Auf der Rückfahrt brachte ich Gisela nach Düren; Schneeschauer unterwegs, weitere Schneefälle angekündigt, da wollte sie am nächsten Morgen lieber zu Fuß zur Schule. ich fuhr weiter nach Abenden, trug Bilder und Fotoalben ins Holzhaus, in den »Starenkasten«.
Vollmondlicht auf der Schneedecke, riesige Wolken verdeckten minutenlang den Mond, rückten auseinander, bildeten Wolkentheaterkulissen. ich stellte die Bilder vor den Schranksockel, richtete ein Spotlight auf sie. Zwei Ölbilder im selben Format, nicht signiert, wahrscheinlich Ölskizzen. Auf einem Bild, in großbürgerlichem Ambiente, die Großmutter, auf dem anderen der Großvater.
Oscar Kühn starb bereits 1915, zwanzig Jahre vor meiner Geburt; Großmutter Klara Friederike verschied 1945, da war ich zehn. Mit Bewusstsein habe ich die Großmutter nie gesehen, auch nicht die Eltern meiner Mutter, ich bin großelternlos aufgewachsen.
Der Mann in Schwarz, der vor einem Schreibtisch mit bombastischem Aufbau sitzt, die Frau in Schwarz und Weiß, zeitunglesend in einem Salon: ich schaue sie desinteressiert und interessiert zugleich an. Nur andeutungsweise sind ihre Züge zu erkennen. Aber ich habe in Köln ein großformatiges Porträtgemälde der Großmutter mitgeerbt: sitzt auf einem Kanapee, in schwarzem, mit einigen weißen Spitzen besetztem, dezent ausgeschnittenem Kleid; auf heller Haut ein goldenes Kettenschmuckstück. Diese Frau betrachtend schaue ich in meine grünen Augen, sehe meine Augenbrauen vorgezeichnet in ihren Augenbrauen, und ihre Nase gleicht der Nase meines Vaters.
Diese Frau sehe ich auch, in der lautlosen Totenfeier, auf braunvioletten Fotografien im Album mit Ledereinband: Prägemuster auf der Vorderseite und die verschlungenen Initialen OK. Während Großvater auf mich monolithisch unzugänglich wirkt, im schwarzen Anzug, mit wilhelminischem Schnauzbart, hinter dem Zwicker, mit seiner hohen, durch zurückweichendes Haar betonten Stirn, gewinne ich zur nie gesehenen Großmutter rasch Zutrauen: sie wirkt lebendig, offen, auch verletzlich. Dem Großvater halte ich zugute, dass sein Gesicht mitgeprägt wurde von der Epoche, in der bereits Oberstufenschüler wie gesetzte Herren aussahen, zumindest auf Fotografien - junge Würdenträger.
Was den Unterschied zwischen Großmutter und Großvater betonte: sie wirkt erheblich jünger. Weil ich die »Heiraths-Bescheinigung « mitgeerbt habe, muss ich nicht recherchieren: Als Kaufmann Oscar Kühn 1898 heiratete, war der gebürtige Kölner 39 Jahre alt und katholisch, während Klara Friederike, in Elberfeld geboren, 22 war und evangelisch. Sie war das sechste Kind des Kaufmanns Gustav Schöneberg, wiederum Sohn des Pfarrers Johannes Schöneberg, Jahrgang 1802. Der »Pastur« war von Sprockhövel aus in die Dörfer und zu den Höfen seines Sprengels geritten.
Auf Familienfesten wurde diese Anekdote über ihn erzählt: Bei einem Einbruch im Keller des Pfarrhauses war auch Wein gestohlen worden; als der Herr Pfarrer zu einem Konfirmationsschmaus eingeladen war und den Wein lobte, hieß es hinter vorgehaltenen Händen: Der Pastur süppt seinen eijenen Win.
Auch über Vorväter von Großvater Carl Oscar einige Zeilen. Dessen Vater, so lese ich in ererbten Urkunden, hieß Wilhelm Theodor Kühn, in Düsseldorf geboren, Kürschnermeister. Dessen Vater hieß Wilhelm Gottlieb Kühn, in Königsee geboren, Kürschner. Er war der Erste, der die lokale Familientradition durchbrach und von Thüringen ins Rheinland zog. Dort liierte er sich mit einer jüngeren Frau; Mai 1827 heirateten sie in Düsseldorf, und bereits Ende Juni brachte sie den ersten gemeinsamen Sohn zur Welt, Wilhelm Theodor.
Dessen Großvater war Christoph Nicolaus Kühn, in Königsee geboren, einer (gleichfalls) kleinen und alten Stadt, ein gutes Dutzend Kilometer Luftlinie südlich von Stadtilm, in einer weiten Talmulde des Thüringer Waldes; auch er war Kürschnermeister. Dessen Vater war Johann Balthasar Kühn, in Stadtilm geboren, später wohnhaft in Königsee: Kürschnermeister und Ratskämmerer. Dessen Vater hieß Valentin Kühn, geboren in Stadtilm, ebenfalls Kürschnermeister.
Der Einzige unter den Vorfahren, über den ich ein paar Details weitergeben kann, ist der Kürschner und Ratskämmerer Johann Balthasar. Als ich ein dreiviertel Jahr alt war, erhielt mein Vater ein Schreiben des Evangelisch-Lutherischen Pfarramts zu Königsee. Demnach war im Kirchenbuch zum Sterbeeintrag des Johann Balthasar notiert: »Ein ansehnlicher, geschickter Mann, lebte in uneiniger Ehe«. Also ein Mann von Reputation.
Über die Frau, von der er getrennt lebte, erfahre ich nur: sie starb mit 42 Jahren nach einem »17-wöchigen harten Lager an einem hektischen Fieber«. So der Sterbeeintrag.
Schemenhaft werden Konturen einer Familie erkennbar. Und welche Berufe hatten der Großvater, der Urgroßvater, die Vorfahren des Johann Balthasar Kühn? Sehr wahrscheinlich waren sie auch schon Kürschner. ich werde hier freilich nicht weiter recherchieren, dieses Kapitel soll sich nicht ausweiten zur Kühn-Saga, ich vermerke nur noch: Die Familiengeschichte reicht über Johann Balthasar und Valentin Kühn um weitere Jahrhunderte hinweg. März 1540 setzte der Römische König (und spätere Kaiser) Ferdinand (Bruder und Nachfolger des berühmten Karl V.) einen Akzent in der Familiengeschichte, verlieh Antonius Kühn ein Wappen. War er Hoflieferant, wurde ausgezeichnet für gute Waren? Hatte er, wie viele andere, mitkämpfen müssen gegen die Türken und sich dabei hervorgetan?
Unter den Erbstücken auch ein Halbrelief-Wappen; auf der Rückseite des ovalen Rahmens ist ein Gutachten des Dresdner Heraldischen Instituts aufgeklebt, ausgestellt im Dezember 1909, also wohl angefordert vom Großvater zu Rheydt: Dominierend ein »aus goldnen Flammen wachsendes silbernes Pferd«. Und auf dem weithin üblichen Wappenhelm zwei Büffelhörner. Das Pferd als heraldisches Sinnbild der Freiheit, die Büffelhörner als Zeichen der Streitbarkeit.
Das Familienwappen: hier zeige ich Interesse für etwas, für das sich mein Großvater interessiert haben dürfte; ich trete, wenigstens in dieser Hinsicht, in dessen Fußstapfen. Seine Motivation lag sicherlich im Bürgerstolz - und bei mir? Die Nachbildung des Wappens hänge ich nicht auf, ich sehe darin nur eine Bewusstseins-Markierung: Die Skizze der Familie Kühn erhält zeitliche Tiefendimension, über viereinhalb Jahrhunderte hinweg. Antonius Kühn: Zeitgenosse des Dr. Martin Luther. Meister Antonius, liegt irgendwo ein Bündel Briefe von dir? ich würde sie gern lesen!
Für Valentin Kühn, Kürschnermeister in Stadtilm am Nordosthang des Thüringer Waldes, waren Wörter selbstverständlich, die sein Nachkomme, der (sporadisch) am Nordhang der Eifel lebt, erst einmal zusammenlesen muss, Wörter wie Flaumhaar und Leithaar, Grannenhaar und freie Spitze, wie Haarschlag und Haarstrich, wie Haarstrom und Haarwirbel.
Und Valentin gab Wörter der damaligen Fachsprache weiter an seinen Sohn Johann Balthasar, der wie sein Vater Winterfelle kaufte, Sommerfelle als Ausschuss ablehnte, unreife Felle der Übergangszeiten scheel ansah, denn: unreife Felle sind beim Fuchs grünledrig, beim Maulwurf schwarzledrig, beim Hamster blauledrig.
Und Johann Balthasar gab Wörter der Kürschnersprache weiter an seinen Sohn Christoph Nicolaus, der unreife Felle auch nicht gern verarbeitete, der musige und musrige Felle nicht in seiner Werkstatt haben wollte, nur Felle, die griffig waren.
Und Christoph Nicolaus gab diese und andere Wörter weiter an seinen Sohn Wilhelm Gottlieb, der musrige Felle ebenso ablehnte wie bockige Felle, wie flache oder flattrige Felle, wie hohle Felle, der gar nicht gern hörte, wenn ein Fell knackte, wenn es schnattig war, und Kahlgänger kamen nicht in sein Haus.
Und Wilhelm Gottlieb, nun in Düsseldorf, gab Wörter der Kürschnersprache weiter an seinen Sohn Wilhelm Theodor, der wie seine Vorfahren den Rauch oder die Textur eines Fells mit dem Fingerspitzengefühl des erfahrenen Kürschners ertastete, und er reckte und rupfte Felle, löste Focken aus den Fellen, achtete auf den Grotzen, den Aalstrich der Felle, hielt Nahtverluste möglichst klein.
Keiner der Vorväter in Thüringen hat eine Autobiographie hinterlassen - zumindest liegt mir keine Autobiographie eines der Kürschnermeister vor. Doch es gibt Vorlagen, nach denen sich solch eine Lebensbeschreibung entwerfend rekonstruieren ließe, denn: Es wurden im 18., im 17. Jahrhundert Autobiographien geschrieben nach Mustern, die sich reproduzierten.
So hätte auch ein Valentin Kühn seine Lebensgeschichte eingeleitet mit einem frommen Zitat: Dass denen, die Gott lieben, alles zum Besten gedeihe. Sein gnädiger Gott habe dies wahrgemacht vom Zeitpunkt an, an dem Er ihn, Valentin, aus dem Mutterleib gezogen, bis zum Zeitpunkt, da er anno 1723 in seinem Hause zu Stadtilm unter großen Mühen die Lebensgeschichte niederschreibe. Bei allem Rauben und Morden seiner Zeit, bei allen Pestilenzen und Kriegszügen, bei allen Hochwassern und Feuerbränden das Alter von 58 Jahren erreicht zu haben, dies allein schon bezeuge Gottes Güte. Die Frist, die ihm noch gütig gewährt werde, sie wolle er nutzen, um seinen Kindern zu zeigen, wie ihn der gnädige Gott vor allen Gefahren bewahrt und aus allem Unglück errettet habe; zuweilen stand bereits ein neues Unglück vor der Tür, als das vorherige Unglück soeben das Haus verlassen hatte. Doch wie der Psalmist schrieb: Die Engel des Herrn lagern sich um den, der ihn fürchtet, und sie helfen ihm. Valentin Kühn könnte betont haben: Dass er trotz aller widrigen Umstände, trotz aller Krankheiten, trotz unmittelbarer Gefahren für Leib und Leben zu Wohlstand und Ansehen gekommen sei, dies verpflichte ihn zur Danksagung. So habe er vor Beginn seiner Lebenshistorie in der Stadtkirche ein dankbares Jubilate angestimmt. Und er bittet seine Kinder, die Niederschrift auch als Ermahnung zu lesen, die christlichen Tugenden zu wahren, item die der wahrhaften Zuversicht im Glauben, item die der langmütigen Geduld. Amen. Ende der Vorrede.
Und Ende des Entwurfs. Nach einer solchen Intrada würde sich der Bericht folgerichtig entwickeln zur Sinnfigur des Lebens im Namen des Gottes, der über allem schwebte, mit lenkender Hand.
Auf dem Rückweg von einer (mittlerweile dritten) Polenreise, diesmal im Jahre 1988 (Wroclaw / Breslau, Strzegom / Striegau, Karpacz / Krummhübel) mache ich mit Gisela einen Abstecher nach Stadtilm. Da stellt sich die Frage, was ich in dieser Region der Vorväter erwarte, und ich sage: Grabsteine, Grabplatten.
Kleine Stadt in einer Talsenke: Hügel mit vorwiegend grünen Flanken. Ein Parkplatz am Rathaus, dem früheren Schloss: Renaissance-Elemente. Wir schlendern zur Ilm: enttäuschend schmal. Zudem: Städtchen und Flüsschen sind nicht aufeinanderbezogen, die Ilm fließt unauffällig (wohl auch kaum beachtet) hinter der Stadt vorbei. Als deren Mittelpunkt die alte Kirche, doppeltürmig, mit romanischem Portal: in dieser Stadtkirche werden meine Vorfahren in Gottesdienste gegangen sein, hier wurden sie wohl auch getauft, hier wurden ihre Ehen gesegnet.
Die Kirche ist abgeschlossen. Rundherum nicht ein einziger Grabstein. ich frage einen alten Mann: Ja, der Friedhof ist abgeräumt worden, vor einigen Jahren, auch der Friedhof in der Nähe des ehemaligen Schlosses, es gibt nur noch den neuen Friedhof an der Einfahrt in die Stadt. Keine Steinzeugen also für Wilhelm Gottlieb Kühn, hier geboren, für Johann Balthasar Kühn, hier geboren, für Valentin Kühn, hier geboren. Abgeräumte Vergangenheit, eine stumme Grünfläche mit Kieswegen, die meine langsamen Schritte hörbar machen, Schritte eines Enttäuschten.
in einem Schreibwarenladen in der Nähe der Kirche kaufe ich eine Postkarte, auf der vier Fotos zusammengerückt sind, schwarzweiß. Lieber wäre mir eine Stadtgeschichte gewesen, um das soziale Ambiente der Kürschner kennenzulernen. Zwar habe ich ein Hinweisschild zum Stadtarchiv gesehen, die Bürozeit aber ist abgelaufen, für diesen Tag.
Wir fahren nicht weiter nach Königsee, sind an die Transitroute gebunden. Dennoch haben wir die Autobahn bei Weimar verlassen zu diesem Abstecher. Das könnte schon, wie man zuweilen hört, von Volkspolizei und DDRJustiz als »Grenzverletzung« geahndet werden. Also Rückkehr zur Autobahn.
immerhin: ich war in Stadtilm. Doch vor leergeräumten Flächen sah ich deutlicher nur mich selbst: Jemand, der Beziehungen herzustellen versucht, Verbindungslinien zieht ... Nun hat er das zage Rauschen der Ilm gehört, die auch an Goethes Gartenhaus vorbeimäandert.
Über Generationen hinweg hatte sich der Wohnsitz der Familie Kühn wohl kaum verändert, in Stadtilm so wenig wie im nahen Königsee: Mal ein Haus um einen Anbau erweitert, mal im Haus eine Zwischenwand herausgenommen oder eingesetzt, mal ein Dach neu gedeckt, mal Fenster erneuert, doch was man durch die Fenster sah, es war für Vorvater, Großvater, Vater stets das Gleiche.
Auch die Zahl der Häuser hat sich, zumindest in Friedenszeiten, in Stadtilm wie in Königsee über lange Zeit hinweg nicht geändert: Mal sind ein paar Häuser baufällig geworden oder abgebrannt, mal sind ein paar Häuser neu erbaut worden, doch ihre Zahl ist letztlich gleich geblieben über Generationen hinweg.
Auch der Verlauf der Gassen und Straßen änderte sich nicht in Stadtilm oder Königsee: Generationen von Kühn-Kindern sind durch die selben Gassen und Straßen gegangen, gelaufen; wahrscheinlich hatten Generationen von Kühn-Kindern dieselben Plätze, an denen sie spielten - an der Ilm hier, an der Rinne dort. Bis denn mit Wilhelm aus dem Flüsschen »Ilm« oder dem Bach »Rinne« der Strom wurde, auf dem Schiffe nordwärts glitten oder südwärts kreuzten, südwärts getreidelt wurden - der Rhein als die größte, auch für Kürschner bedeutsame Wasserstraße des Handels.
Dieser Wilhelm Gottlieb Kühn: ihn darf ich nicht bloß erwähnen, ihn muss ich hervorheben. Denn er suchte das Weite - in doppeltem Wortsinn. in der Senke zwischen den Waldhängen komme ich auf keinen grünen Zweig, könnte er sich gesagt haben, hier laufen die Geschäfte immer schlechter, immer weniger Kürschner im Ort, ich werde ihn verlassen. Vielleicht war da auch eine Frau, die ihn von Thüringen ins Rheinland lockte. Jedenfalls, er koppelte sich ab vom Familienverband, der jahrhundertelang im Ort verblieben war, weiterhin ortsgebunden blieb, zog von der Rinne an den Rhein. Gründete dort eine neue Kürschnerei, einen neuen Haushalt, eine neue Familie: Kühns am Rhein.
Und ich wende mich wieder Großmutter Klara Friederike zu - mit grünen Augen schaue ich auf ihre grünen Augen. Scheinbar unbefangen lächelt sie neben dem gestreng blickenden Mann, der ihr fünf Kinder machte - sie sieht fast aus wie seine älteste Tochter.
Während ich (1987) erste Notizen mache über die Großmutter, lehnen die Ölskizzen an der Holzwand, und ich brauche den Kopf nur ein wenig nach rechts zu drehen, um Friederike zu sehen, die, in Seitenansicht gemalt, mitten im Salon sitzt, mit knöchellangem, weitem schwarzen Rock, unter dem sie das linke Bein über das rechte geschlagen hat; hochgeschlossen eine weiße Bluse; sie blickt auf eine zusammengefaltete Zeitung. im Bildvordergrund grüne Portieren, im Türdurchblick gerafft von breiten Bändern. Die gleiche Raffung an roten Portieren des Fensters hinter Friederike; die Gardine, selbstverständlich geschlossen, ist gesättigt mit honiggelbem Licht - vielleicht ist es auch diese warme Tönung, die freundliche Empfindungen weckt für die schöne Großmutter. Vor der gelben Gardine, auf dreibeinigem Abstelltischchen, eine hochragende Stehlampe mit Troddel-Lampenschirm, den zwei Federbüsche überragen wie ein Paradehelm.
Auch Großvater hat, im Komplementärbild, das linke Bein über das rechte geschlagen. Sein Zimmer wirkt wie ein naturalistisches Bühnenbild eines wilhelminischen Salons; auch hier wird dieser Eindruck betont durch grüne Portieren, jeweils gerafft von einem Band mit Quaste. Oscar sitzt vor einem großen Fenster, in der geschlossenen Gardine kaltweißes Vormittagslicht. Betont weiß die Papierfläche, die Großvater in der Linken hält, während die Rechte entspannt von der Seitenlehne herabhängt. Schaut er durch den Zwicker auf einen zufriedenstellenden Geschäftsbericht? Hinter Oscar eine Podestsäule mit dickbauchigem Pflanzenkübel, in dem eine Zimmerpalme wächst.
Über dem Schreibtisch mit Kasten- und Säulchenaufbau ein großformatiges Bild in goldenem Rahmen: Vollmond über bräunlicher Wolkenbank, unter ihr weißgrau Flächiges. Dieses Bild des Malers Johann Jungblut sehe ich wieder auf einer Fotografie der fünfziger Jahre, in unserer damaligen Dürener Wohnung; dieses Bild hing später im Zimmer meines Vaters in Herrsching: Eine Eisfläche, Frauen heben und schleppen Eisblöcke, über ihnen Wolken und Mond.
Von der Schneefläche vor dem Fenster auf den Tisch blickend, sehe ich ein ebenfalls neu geerbtes, für diesen Textabschnitt bereitgelegtes kleines Winterbild in Öl, mit der Signatur: osc. Kühn 1891.
Eine schneebedeckte Dorfkirche mit kurzem Turm vor weißgelbem Abendhimmel; ein großer, kahler Baum am rechten Bildrand; ein Mann mit langem Stock im Schnee, neben ihm, eingemummelt, ein Kind, vor ihm ein fast mannshohes Schneegebüsch und auf der anderen Seite ein Pfarrer mit breitund flachkrempigem Hut, in schwarzem Talar. Man scheint
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main.
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Autoren-Porträt von Dieter Kühn
Dieter Kühn, geboren 1935, war freier Schriftsteller. Für seine Romane, Biographien, Erzählungen, Kinderbücher, Hör- und Schauspiele ausgezeichnet u. a. mit dem Hermann Hesse-Preis und dem Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er war Stadtschreiber von Bergen-Enkheim und Mainz. 2013 wurde Dieter Kühn mit der Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz geehrt. Dieter Kühn verstarb im Juli 2015 in Brühl bei Köln.
Bibliographische Angaben
- Autor: Dieter Kühn
- 2013, 1280 Seiten, Maße: 14 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: S. Fischer Verlag GmbH
- ISBN-10: 3100415132
- ISBN-13: 9783100415134
- Erscheinungsdatum: 26.09.2013
Rezension zu „Das Magische Auge “
Mit seinem Lebensbuch hat Kühn uns ein Geschenk gemacht, wie wir es nur ganz selten von einem Autor erwarten können. Wolf Scheller Nürnberger Nachrichten 20131119
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