Das Siegel des Templers
Er kniet neben der Leiche eines Tempelritters, Blut befleckt das Messer in seiner Hand. Nie wird Juliana von Ehrenberg dieses Bild vergessen. Es drängt sie nach der Wahrheit. Ihr Vater, der edle Ritter, ein feiger Mörder? Juliana folgt ihm auf dem...
Er kniet neben der Leiche eines Tempelritters, Blut befleckt das Messer in seiner Hand. Nie wird Juliana von Ehrenberg dieses Bild vergessen. Es drängt sie nach der Wahrheit. Ihr Vater, der edle Ritter, ein feiger Mörder? Juliana folgt ihm auf dem heiligen Weg des Jakobus nach Santiago de Compostela und gerät dabei in die größte Verschwörung ihrer Zeit. Unendlich erstreckt sich der staubige Pfad vor Juliana von Ehrenberg der Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Das Grab des Apostels Jakobus ist noch mehr als 800 Kilometer entfernt. Wird sie dort ihren Vater finden? Und die Wahrheit erfahren?
Erst verschwindet Wolf von Neipperg, ihr Freund aus Kindertagen und heimlicher Favorit ihres Herzens. Dann verlässt ihr Vater, Kraft von Ehrenberg, bei Nacht und Nebel die heimatliche Burg. Da gibt es für Juliana kein Halten mehr, und sie folgt dem Vater heimlich nach. Nichts kann sie dazu bewegen, den nachbarlichen Ritter zu ehelichen, nichts sie davon abhalten, die seltsamen Geschehnisse auf der Burg und den heimtückischen Mord an dem Tempelritter Swicker aufzuklären. Verkleidet als Knappe, wandert das Edelfräulein in Begleitung von vier Männern durch Navarra und Kastilien. Doch sind ihre Weggefährten wirklich Pilger auf dem heiligen Weg? Juliana beginnt zu ahnen, dass keiner das ist, was er vorgibt zu sein. Und dass sie nicht die Einzige ist, die ihren Vater einzuholen versucht. Noch weiß Juliana nicht um die geheimen Machenschaften in den Reihen der Templer und um die vertrauliche Mission ihres Vaters. So sehr sie sich auch beeilt sie kann das Rad der Geschichte nicht anhalten.
''Alle Charaktere, bis in die kleinste Nebenfigur, überzeugen als Menschen aus Fleisch und Blut''
Brigitte Extra
Brigitte "Literatur zum darin Versinken!"
Isa Gerck, amazon.de "Die Autorin beweist ein besonderes Geschick beim Beschreiben der Charaktere: Alle, bis in die kleinste Nebenfigur, haben mich als Menschen aus Fleisch und Blut überzeugt."Brigitte extra
DasSiegel des Templers von Ulrike Schweikert
LESEPROBE
DerPyrenäenpass
DerNebel wurde immer dichter, und es begann zu nieseln. Die ersten Stundenwiderstand der Wollstoff ihres Umhanges dem Regen. Kleine Tröpfchen sammeltensich auf der Oberfläche und rannen zwischen den Falten herab, dann jedochbegannen sie, zwischen das Gespinst verfilzter Fäden zu kriechen. Mit jedemSchritt wurde der Mantel schwerer, und Juliana spürte, wie sich dieFeuchtigkeit vom Kopf und den Schultern her auszubreiten begann. Ihre plumpenLederschuhe waren längst durchweicht und gaben bei jedem Schritt einschmatzendes Geräusch von sich. Nachdem sie einige Zeit über sanfte Weidengeschritten war, deren Gras Ziegen kurz gefressen hatten, stieg der Pfad nun wiedersteil bergan. Juliana setzte den Fuß auf und fühlte, wie die Sohlen auf demnassen Gras und dem aufgeweichten Lehm zurückrutschten. Sie schwankte undstützte sich auf ihren Wanderstab, um nicht zu fallen. Es wäre nicht das ersteMal an diesem Tag gewesen, wie die dunklen Abdrücke auf ihrem Umhang zeigten. DieSpitze des glatt geschmirgelten Holzes bohrte sich in den Schlamm. Schweratmend blieb das junge Mädchen stehen. Wasser tropfte vom Rand ihres grauenFilzhutes. Zwischen den Wasserfäden sah sie den immer blasser werdendenBerghang hinauf, bis er sich im Nebel auflöste. Ihr Blick senkte sich zu einerPfütze vor ihren Füßen herab. Trüb spiegelte sich das Mädchengesicht mit denblauen Augen wider. Die feuchten blonden Locken hatten sich aus ihrem Bandgelöst und kringelten sich nun zu beiden Seiten bis auf ihre Schultern herab. Wiedereinmal wunderte sie sich, dass die anderen sich so leicht von ihrer Maskeradetäuschen ließen. »Ritterfräulein Juliana von Ehrenberg«, flüsterte sie in den Nebel,so als müsse sie die Worte hören, um sich zu erinnern, wer sie wirklich war. Ehrenberg.Wie weit hinter ihr lag nun ihre Heimat, die wehrhafte Burg über dem Neckar imReich des deutschen Königs. Es war Sommer gewesen, als sie ihr Heim verlassenhatte, um durch Burgund und Frankreich bis nach Navarra zu wandern, und dannweiter durch Kastilien bis fast ans Ende der Welt: nach San Jacobo inChompostella*. * heute: Santiago deCompostela
Nunhielt in den Bergen bereits der Herbst Einzug, und er schien es sich zurAufgabe zu machen, ihr die Überquerung des Passes so schwer wie nur möglich zumachen. Juliana betrachtete ihren unförmigen Hut im Spiegel zu ihren Füßen undden einfachen, grauen Mantel, den sie sich fest über Hemd und Kittelgeschlungen hatte. Nein, die Kleider passten nicht zu einer edelfreienJungfrau. Aber ein Fräulein hatte nichts auf der Landstraße verloren - zu Fußund allein - und noch weniger auf einem Pfad zum Pass der Pyrenäen! Welch klugeEntscheidung, das Mädchen Juliana von Ehrenberg und den größten Teil ihrerblonden Haarpracht in der Heimat zurückzulassen. Stattdessen hatte sich derKnappe Johannes als Pilger auf den Weg gemacht, um den Spuren des Vaters zufolgen, die nun hinüber nach Hispanien führten. Doch war sie überhaupt noch aufdem richtigen Pfad? Sie lauschte. Nur die Geräusche des Regens und ihr eigenerPulsschlag waren zu hören. Seit den letzten Gehöften am Morgen war Julianakeinem Menschen mehr begegnet. Hatte sie sich verlaufen? Müssten nicht nochandere Pilger unterwegs sein? »Unsinn!«, sagte sie laut, so als würde das Wortdadurch an Überzeugungskraft gewinnen. Ein Schmied hatte ihr gestern im Wirtshausden Weg über den Pass genau beschrieben. Und er musste es wissen. Schließlich warer zweimal über die Berge gewandert: im Frühling, auf dem Hinweg seinerPilgerfahrt, und nun, da er die Muschel von Santiago mit nach Hause brachte, zurück.Aber nicht nur über den Weg hatte er zu dem jungen Burschen Johannesgesprochen, er hatte ihn auch vor den tief hängenden Wolken und demaufziehenden Nebel gewarnt. »Du wärst nicht der Erste, der sich dort obenverirrt!«, sagte der Schmied mit düsterer Stimme und rollte mit den Augen. »DieWolken ziehen rasch, und schon sieht man nicht mehr die Hand vor Augen. Und eswird kalt! Ganz gleich ob es hier unten Frühling oder Sommer ist - auf der Höhemusst du mit allem rechnen. Schnee und Eis können ganz plötzlich hereinbrechen,und dann gnade dir Gott! Wenn du dich nicht in einem plötzlichen Abgrund zuTode stürzt, dann wirst du erfrieren oder so lange umherirren, bis dich dieErschöpfung zu Boden drückt.« »Nun erschrecke unseren jungen Burschen nichtso!«, mischte sich Bruder Rupert ein und rutschte auf der Bank näher an Julianaheran. Der Pilger im braunen Gewand eines Bettelmönchs reiste nun schon seitsie den Rhein überquert hatte in ihrer Gesellschaft. Der Zufall hatte siezusammengeführt und seitdem nicht wieder getrennt. Der Mönch war zwar nurmittelgroß, hatte aber muskulöse Arme und Beine und wirkte sehr kräftig. Seindunkelbraunes Haar war kurz geschnitten, allerdings ohne die übliche Tonsur derOrdensbrüder. Der Bart und die dunklen Augenbrauen verliehen ihm etwasFinsteres. Die Narbe am Hals, die sich in einer weißen Linie vom linken Ohr biszum Adamsapfel zog, und in deren Nähe kein Barthaar mehr wachsen wollte, ließihn ein wenig unheimlich erscheinen. Oder lag es an dem durchdringenden Blick,mit dem er seine Mitmenschen zu fixieren pflegte? Der Schmied zog eine beleidigteMiene, erhob sich und setzte sich zu einer anderen Gruppe Pilger, wo er seinedüsteren Warnungen wiederholte. Er ließ den Blick über die Runde der ärmlich gekleidetenMänner wandern. Sie lauschten ihm gebannt und schüttelten besorgt die Köpfe. Gernnahm der Schmied einen Krug Bier zum Dank für seine hilfreichen Auskünfte und zeigtestolz seine Pilgermuschel, die er sich an den Umhang geheftet hatte. »Wartetlieber einen Tag länger, bis das Wetter zuverlässig erscheint. Santiago läufteuch nicht davon.« Sein Bild stand Juliana wieder klar vor Augen, als einprasselndes Geräusch sie zusammenschrecken ließ. Kleine, weiße Körner schlugenauf Hut und Schulter und sprangen über Gräser und Steine. Hagel! Der Schmiedhatte nicht übertrieben. Juliana hastete zu einem Steinhaufen und kauerte sichin eine kleine Höhlung, dem einzigen Schutz, den es hier oben gab. Die letzten Bäumehatte sie längst schon unter sich zurückgelassen. Sollte sie umkehren? Zum Dorfzurückwandern und auf die anderen Pilger warten? Nein, sie musste weiter. Derheilige Jakobus lief ihr nicht davon und auch nicht seine Kathedrale, da hatteder Schmied sicher Recht, aber sie musste sich eilen, wenn sie dem Vater näherkommen wollte. Vielleicht würde es bei ihrer Mission gerade auf diesen einenTag ankommen! Wer konnte das schon sagen. Am Abend vorher hatten Juliana,der Bettelmönch Rupert und eine Gruppe weiterer Pilger Saint Jean Pied de Portdurch das Tor am höchsten Punkt der Stadt betreten. Dicht aneinander gedrängtrahmten Häuser die Gasse, die steil zum Ufer des Flusses Nive hinunterführte.Links ragte die Burg auf, die die Pyrenäenstadt bewachte. Die Bürger wiesen denPilgern den Weg zur Kirche, die unten am Ufer stand, Gotteshaus war und Spital,aber auch ein Teil der Stadtbefestigung. Unter dem Kirchturm hindurch führteder Weg wieder aus der ummauerten Stadt hinaus, über eine Brücke und dann durchdie Vorstadt der Handwerker in die Berge hinein. »Dann wollen wir abwarten, wiedas Wetter morgen wird«, sagte der Bettelmönch, bevor er sich auf sein Lagerbettete. »Wenn der Wirt mit seiner düsteren Vorhersage Recht behält, solltenwir im Schutz dieser Mauern bleiben.« Juliana nickte, obwohl sie nichtvorhatte, sich von den Warnungen schrecken zu lassen. So schlimm konnte esnicht werden. Es war erst September! Was konnten die Berge schon für siebereithalten? Ein wenig Wind und Regen? Das hatte sie auf ihrer Wanderungbereits viele Tage erduldet! Vielleicht war es ganz gut, wenn die Furcht dieanderen Pilger hier im Spital zurückhielt. Sie würde sich vor allem BruderRuperts gern entledigen. Der Mönch kam ihr seltsam vor. Seine Gesellschaft wurdeihr mit jedem Tag mehr zur Umklammerung, die ihr die Luft zum Atmen nahm. Esschien ihr, als würde sein Blick ihr überallhin folgen. Warum? Sie wusste esnicht, doch ganz gleich, was der Grund für sein Verhalten war, Juliana würde demnun ein Ende setzen. Noch vor dem ersten Schimmer des Morgens schlich sie aus derKirche und zum Tor hinüber. Ein Wächter hielt seine Hände über eineKohlenpfanne. Sie bat ihn höflich, das Türlein zu öffnen. Er brummte nurunwillig und war nicht bereit, seinen Platz in der Wärme zu verlassen. Ersteine Kupfermünze in seiner Hand überredete ihn, den Riegel zurückzuschieben. »Monjeune homme, il me semble que tu es pressé d arriver àSaint-Jacques-de-Compostelle?« - Junger Mann, mir scheint, du hast es sehreilig nach Santiago de Compostela zu kommen. Ja, sie hatte es eilig! Julianadankte dem Wächter und schlüpfte hinaus. »Warte nur, die Berge werden deinenÜbermut schon kühlen «, rief er ihr noch nach. Hastig rückte das MädchenLeinenrucksack und Pilgertasche zurecht, überquerte die Brücke und durchschrittdie Gasse der Handwerker, deren Werkstätten zu dieser Stunde noch geschlossen waren.»Junger Mann«, hatte der Wächter sie genannt, und wieder einmal war Julianafroh, dass ihre Verkleidung nicht auffiel. Ein Mädchen, allein in der Wildnis,das war undenkbar. (...)
©Blanvalet Verlag
1966 in Schwäbisch Hall geboren, schlägt Ulrike Schweikertzunächst eine ganz andere Richtung ein als die frühe schriftstellerischeKarriere. Ihr Interesse gilt den Naturwissenschaften. Nach dem Abitur schließtsich eine Banklehre in Stuttgart an, später die Arbeit als Wertpapierhändlerin.Unzufrieden mit dieser Berufsentscheidung, beginnt sie zu schreiben und zuzeichnen. Es entstehen Reisereportagen, Kurzgeschichten, Gedichte, Aquarelle.Schließlich steigt sie aus dem Bankgeschäft aus und schreibt sich für denStudiengang Geologie ein. Sie arbeitet weiter an den ersten Romanen, für diesie aber zunächst keine Verlage gewinnen kann.
Sie belegt den Aufbaustudiengang Journalismus und sammelterste Erfahrungen in Lokalzeitungen und beim Rundfunk. Der Durchbruch kommt2000, als sich der Verlag DroemerKnaur entscheidet, "Die Tochter desSalzsieders" zu veröffentlichen. Das Rezept, Historisches aus ihrer Heimatstadtmit spannender Unterhaltung zu verbinden, geht auf. Mit dem folgenden Roman,"Die Hexe und die Heilige", wird sie hauptberufliche Schriftstellerin. Unterdem Pseudonym Rike Speemann veröffentlicht sie zudem Krimi- undFantasygeschichten. Von Michael Endes ehemaligem Lektor wird sie dafürgeworben, bei den "Legenden von Phantásien" mitzuwirken, einem Romanprojekt mitzwölf Schriftstellern, die sich an die Gesetzmäßigkeiten aus der "UnendlichenGeschichte" halten müssen. Zusätzlich hat sie die Theaterfassungen einigerihrer Romane kreiert und deren Inszenierung begleitet. Seit 2003 sind weitereRomane verschiedener Genres erschienen, zuletzt "Das Siegel der Templers" - einMittelalterroman, in dem sich die junge Heldin auf den Jakobsweg begibt, umeiner groß angelegten Verschwörung auf die Spur zu kommen.
Ulrike Schweikert lebt mit ihrem Mann in der Nähe vonStuttgart.
Interviewmit Ulrike Schweikert
Siehaben an anderer Stelle schon einmal Auskunft darüber gegeben, wie es dazu kam,dass der Jakobsweg und der Templer-Order der Stoff Ihres neuen Buches wurden.Eher widerwillig begleiteten Sie Ihre Mutter, bis es in einer Kirche amPilgerweg so einen magischen Moment gab. Was ist da passiert?
Wir besuchten mit der ganzen Gruppe das romanische Kloster in Roncesvalles, das die erste Zuflucht früher war und auchnoch heute für die Pilger ist, die den Pass der Pyrenäen überquert haben. Esist auch noch heute eine beeindruckende Anlage. Unser Guide hat viel gezeigtund erzählt, dann stand der Besuch im Museum an. Ich hatte genug von den vielenJahreszahlen und den Leuten um mich und blieb alleine in der Kapelle zurück. Eswurde still im Kreuzgang und in der Grabkapelle, die einst als Kapitelsaaldiente. Die Zeit schien hier still gestanden zu haben. Es war mir, als könneich es spüren, wie es hier früher war. Der Ort faszinierte mich zunehmend. Ichbegann, erst vor mich hinzusummen und dann zu singen. Die Akustik dieses altenGewölbes ließ meine Stimme wie die eines gregorianischen Chores klingen. Ichbemerkte, dass ich den Pilgerchor aus Tannhäuser sang. Plötzlich wusste ich,dass ich einen Roman schreiben muss, der hier auf dem Pilgerweg spielt, zueiner Zeit, da das Kloster noch eines der mächtigsten am Weg war.
JulianasVater wird des Mordes an einem Tempelritter bezichtigt und tritt zur Sühne einePilgerreise nach Santiago de Compostela an, dorthin,wo die Gebeine des Apostels Jakobus liegen sollen. Juliana beschließt, ihm zufolgen und seine Unschuld zu beweisen. Was bedeutete es damals, als Frau einesolche Reise anzutreten - wenn auch verkleidet als Knappe?
Pilgern war damals lebensgefährlich! Wer eine solche Reise antrat, wusstenicht, ob er lebend zurückkommen würde. Eine Frau konnte und durfte nur mit demVater, dem Bruder oder dem Ehemann reisen - da war eine Pilgerreise keineAusnahme. Eine Frau alleine war eine Hure - oder wurde zu einer. Eine Rückkehrin ihre alte Stellung war nicht möglich. Für Juliana ist die Verkleidung alsodie einzige Möglichkeit unbelästigt zu reisen. Die Reise selbst war hart undentbehrungsreich, die Straßen schlecht, die Unterkünfte voller Ungeziefer unddas Essen karg. Sie hatten ja kein Geld, sich welches zu kaufen. Meistversorgten Klöster die Pilger. Viele wurden krank oder kamen bei Überfällen umsLeben. Es war schon ein großes Wagnis, sich auf solch eine Reise einzulassen.
Juliana kommtin Nordspanien einer Verschwörung auf die Spur, die die Dimensionen Ihrerfrüheren Romane sprengt. Verraten Sie ein wenig, worum es geht? WurdenSchwäbisch-Hall und Ihre anderen Handlungsorte zu eng für den Romanstoff?
Hall ist schön, und ich liebe meine Heimatstadt. Sicher gibt es dort nochGeschichten, aber nun reizt mich auch "die weite Welt" - vor allem, wenn es dieVerbindung mit der Heimat gibt. In diesem Fall die Reise des fränkischenRitterfräuleins. Ich bin mit meinem Stoff aber nicht nur weitergegangen, weiles in Hall zu eng wurde. Die Geschichte der Templer - und vor allem ihrmysteriöses Ende - hat mich schon lange fasziniert, und als ich dann auf demPilgerweg immer wieder auf ihre Spuren stieß, musste ich dieses Buch schreiben!Es geht um Macht. Erst war der Orden perfekt, um die Pilger im Heiligen Land zuschützen und gegen die Sarazenen zu kämpfen. Man konnte seine jüngeren Söhneunterbringen, die die heimatlichen Burgen nicht erbten. Aber dann ging dasHeilige Land verloren und damit ihre Aufgabe (außer noch am Pilgerweg nachSantiago). Sie wurden zu reich und zu mächtig, und der Französische König sahsie als Bedrohung. Deshalb ersann er diese Intrige, die Templer zu vernichten.So etwas Großes, in dieser Perfektion geplant, gab es bis dahin in derGeschichte nicht.
Der Templer-Ordenverschwand plötzlich im Jahr 1307. Konnten Sie bei Ihren Recherchen dem Rätseldieses Verschwindens auf die Spur kommen?
Aber ja. Die Taten des Französischen Königs sindüberliefert. Das Gerücht, dass Templer mit dem legendären Schatz entkamen undden Orden über Jahrhunderte heimlich weiterführten, spielt in meinem Romankeine Rolle. Mir ging es um die historischen Tatsachen.
In IhrerMittelalterwelt begegnet man Begriffen wie "Beize", "Infirmarius"oder "Surkot". Woher beziehen Sie IhrHintergrundwissen über diese Zeit?
Das lässtsich nicht so einfach beantworten - oder doch? Recherche heißt das Zauberwort.Viel Arbeit in Archiven, im Internet, in Bibliotheken. Ich beschäftige michintensiv mit allen Themen, die in meinen Büchern vorkommen. D.h. für das Siegeldes Templers habe ich mich auch mit der Beizjagd beschäftigt und bin dabei zumBeispiel auf ein sehr informatives und spannendes Buch gestoßen: "Der wildeFalk ist mein Gesell".
Ich hängeimmer einen Auszug aus der verwendeten Literatur an meine Romane an, so dassder interessierte Leser, wenn er möchte, sich weiter mit einem Themabeschäftigen kann. Manche Themen und Begriffe sind nur für ein Buch wichtig, umandere kommt man bei keinem historischen Roman herum. Beispielsweise Kleidung,Rüstung, Waffen, aber auch die Mahlzeiten dieser Zeit. Hierfür habe ich einKochbuch des Mittelalters. Inzwischen habe ich mir schon ein eigenes Archiv mitBüchern und Computertabellen zusammengestellt, auf das ich immer wiederzurückgreife. Und wenn etwas fehlt, dann muss ich eben suchen. Detektivarbeitist ein großer Teil meiner Recherchen, bevor ich überhaupt die erste Seiteschreiben kann. Und da geht es natürlich nicht nur um die politische Lagedieser Zeit, die Sozialgeschichte und das Alltagsleben zu rekonstruieren, ist besonderszeitaufwändig.
Nebenhistorischen Romanen schreiben Sie auch Fantasy undJugendbücher. Geht es in der kommenden Zeit weiter mit dieser "Mischung"?
Ja, ich brauche die Abwechslung. Wenn ich ein Jahr intensiv in derVergangenheit unterwegs war, dann tut es mir gut, danach an einem Krimi oder einemFantasyroman zu schreiben. Es ist inzwischen einwenig schwierig geworden, allen Genres gerecht zu werden, ohne dass zwischenzwei Büchern in diesem Bereich zu lange Lücken entstehen - vielleicht ist deshalbauch mein tägliches Arbeitspensum ständig gestiegen? Ein Zwölfstundentag istbei mir inzwischen eher die Regel geworden. Vielleicht muss ich irgendwann ineinem Bereich kürzer treten, aber ich werde ganz sicher alle zwei Jahre einengroßen historischen Roman herausbringen und dazwischen einen Jugendroman -historisch oder Fantasy.
Geradehat sich auch Hape Kerkeling auf ganz andere Weisemit dem Jakobsweg beschäftigt und ein Buch verfasst. Habe Sie es schon gelesen?Was halten Sie davon?
Nein, ich habedas Buch nicht gelesen und kann daher nichts dazu sagen. Es zeigt aber, dassder Jakobsweg nichts von seiner Faszination verloren hat, ja, dass seineBeliebtheit noch immer steigt. Mit hat von den Erfahrungsberichten überPilgerreisen das Buch von Carmen Rohrbach besonders gut gefallen. Vielleichtauch, weil mir die Naturbeschreibungen als Gegengewicht zu den Kirchen undKlöstern so nahe sind.
DieFragen stellte Henrik Flor, Literaturtest.
- Autor: Ulrike Schweikert
- 2006, 2. Aufl., 603 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3764501995
- ISBN-13: 9783764501990
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Das Siegel des Templers".
Kommentar verfassen