Das Wasser am Hals oder 20 Sätze über die Trägheit

Tauwetter allerorten. Der Frühling 89 beginnt
Ein einsames Haus in den Auenwiesen vor der Stadt. Darinnen Karl: ein entschlossener Mann mit einem heiklen Auftrag. Der scheint am Morgen dieses Tages bereits so gut wie erledigt und bleibt doch am Ende desselben offen. Außerdem geboten werden Südharzer Küchengespräche und eine Begegnung voller Möglichkeiten hoch da droben im Vogtland. Wechselnde Ebenen, schwankender Grund. Zweisprachige Kommunikation an einem von der Schneeschmelze bedrohten Deich. Wenig Sex, kein Crime. Doch ein Kampf auf Biegen und Brechen im Innern von Karl, den das Wohlwollen des Erzählers durch diesen Tag begleitet, ohne ihn davor bewahren zu können, dass ihm ein Licht aufgeht. Und auch dem Leser dämmert manches, wenn die Wasser steigen. So also beginnt der Frühling 89.

Wenig Sex, kein Crime. Dafür ein klassisches Duell: Auf der einen Seite unser Held, Dr. Karl-Georg Ammer, Anfang 30, Germanist und seit kurzem Lektor eines Verlages für Gegenwartsliteratur. Ihm gegenüber Katharina, eine junge Frau, die sich auf den schwierigen Weg der Selbstsuche begibt. Der Ausgang des Duells scheint klar, denn Katharina ist ja nur die literarische Figur eines Manuskripts, das Karl zu begutachten hat mit der mehr oder minder eindeutigen Vorgabe, es abzulehnen. Das sollte ihm doch wohl nicht schwer fallen?! So schleift Karl munter das Schwert seines Gutachtens, doch je tiefer ihn Katharina in die Auseinandersetzung verwickelt, umso stumpfer wird es ihm erscheinen.
Als entfernte Sekundanten fungieren Karls Frau, derzeit zu Besuch bei den Eltern, und die Mutter des Helden, die ein Erholungsheim für Pädagogen im Vogtland leitet. Außerdem bricht der Damm ausgerechnet vor Karls Tür, was nahe liegt, denn sein Haus steht in den Auenwiesen der Saale, und der Frühling bringt den Schnee gerade jetzt heftig zum Schmelzen. Bliebe noch Christoph, der trinkfreudige Freund und Kollege, zu erwähnen sowie Karls naives Faible für Jazz. Ach ja, und die Physik natürlich mit jenen