Das Zeitalter des Undenkbaren
Warum unsere Weltordnung aus den Fugen gerät und wie wir damit umgehen können
Wer an den gewohnten Strukturen seiner Welt festhält, wird mit ihnen untergehen. Hier ist die erste Analyse dessen, was auf uns zukommt.
- Der umfassendste und originellste Ansatz zur Analyse der aktuellen Krise
- Exzellentes Quer-, Vordenker- und Debattenbuch
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Das Zeitalter des Undenkbaren “
Wer an den gewohnten Strukturen seiner Welt festhält, wird mit ihnen untergehen. Hier ist die erste Analyse dessen, was auf uns zukommt.
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Klappentext zu „Das Zeitalter des Undenkbaren “
Wer an den gewohnten Strukturen seiner Welt festhält, wird mit ihnen untergehen. Hier ist die erste Analyse dessen, was auf uns zukommt.Wir stehen am Beginn der dramatischsten Umwälzung im Weltgefüge seit vielen Jahrhunderten. Dieser Wandel wird den kleinsten Winkel unseres Lebens durchdringen, wird auf unser Bankkonto, unseren Arbeitsplatz, unsere Gesundheit, aber auch auf unsere Hoffnungen und Träume übergreifen. "Das Zeitalter des Undenkbaren" zeigt einen Weg auf, wie wir das "Chaos" durch Wachsamkeit, Flexibilität und Klugheit bändigen und somit unbeschadet überstehen können. In einer Epoche bleierner Stagnation versucht die Politik immer noch den neuen Herausforderungen mit alten Rezepten zu begegnen. Ramo macht dagegen an vielen Beispielen klar, was allein uns zukunftsfähig macht: die Fähigkeit, die Routinen zu verlassen und die Ebene zu wechseln. Damit hat es die Hisbollah- egal, wie man sie bewerten mag- geschafft, über 20 Jahre trotz massiver Verfolgung durch Israel zuüberleben. Damit gelang dem Computerspiel-Hersteller Nintendo der Welterfolg mit "Wii", einer neuartigen Spielkonsole, die die Grenze zwischen realer und virtueller Welt aufhebt. "Das Zeitalter des Undenkbaren" ist die eindringliche Aufforderung, alte Strukturen und Denkgewohnheiten loszulassen und den notwendigen Wandel mit Zuversicht mitzugestalten.
Lese-Probe zu „Das Zeitalter des Undenkbaren “
Bildschirmaufteilung Der starke Kaffee mit jenem leicht verbrannten Aroma arabischer Zichorie ist in den zwei Tassen mit Goldrand kalt geworden. Wir sitzen mehr oder weniger schweigend beieinander, jeder in seinen Gedanken verloren, und starren träge auf den stumm geschalteten Fernseher vor uns. Es ist früh im Herbst des Jahres 2008, und die Nachrichten sind voll von der globalen Finanzkrise, selbst auf dem Kanal, den wir sehen - Al-Manar, der Fernsehsender der Hisbollah hier im Libanon. Fuad und ich schweigen beide und bereiten uns auf die Rückkehr in unser jeweiliges Leben vor. Er wird zu seiner Arbeit als Leiter der Abteilung Informationstechnologie bei der Hisbollah zurückkehren, jener Guerilla- und Terrorgruppe, die in ihrem Bereich angeblich "die beste der Welt" ist, wie sich ein israelischer General einmal ausdrückte.
Fuad und ich haben ein langes Gespräch über den Koran geführt, über die besonderen Anforderungen des Märtyrerdaseins, über sein Selbstgefühl als "bereits Toter", der nur noch so lange auf der Erde wandelt und seiner Arbeit nachgeht, bis er - wahrscheinlich in einem ganz bestimmten Augenblick in Tel Aviv - in den Himmel aufsteigt. Wir haben über seine Kinder gesprochen, über seine Brüder und Schwestern. Er hat mir Fragen über China gestellt, das Land, in dem lebe und das er besser verstehen möchte. Ich habe mich mit Fuad getroffen, weil ich in all den Jahren, in denen ich mich schon mit der Hisbollah befasse, stets von ihrer enormen Kreativität und ihrem Erfindungsreichtum fasziniert war. Ihre Besessenheit, unter dem vollen Druck der israelischen Angriffe unentwegt nach neuen Kampf- und Überlebensstrategien zu suchen, erschien mir wie eine Art Hinweisschild, doch habe ich mir stets den Kopf darüber zerbrochen, was genau es bedeutete. Zumindest stand es für eine lange Liste demütigender Niederlagen der israelischen Armee. Im Jahr 2006 beispielsweise hatten weniger als 500 Hisbollah-Kämpfer einem über 30 000 Mann starken israelischen
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Angriff, zu dem auch einer der umfassendsten Luftangriffe in der Geschichte des Nahen Ostens gehörte, die Stirn geboten. Um diese Leistung zu unterstreichen, feuerte die Hisbollah am letzten Tag des Krieges mit großer Geste dieselbe Anzahl an Raketen ab wie am ersten.
Wenn ich verstehen wollte, wie unsere Weltordnung heute funktioniert und sich verändert, musste ich mich mit den Ideen vertraut machen, die Fuad mit sich herumtrug, ganz egal, wie abstoßend sie vielleicht auch sein würden. In gewisser Hinsicht erinnerte mich dieser Erfindungsdrang und die naive Neugier von Kämpfern wie Fuad an Freunde von mir, die große Internetfirmen gegründet hatten oder riesige Hedgefonds managten. Die meisten dieser Leute waren etwa in meinem Alter, also in ihren Dreißigern oder Vierzigern. Diejenigen, die ich in meiner Funktion als Auslandsredakteur der Zeitschrift Time kennenlernte, blieben auch dann noch interessant für mich, als ich dem Journalismus den Rücken kehrte. Ich wollte die Veränderung unserer Welt miterleben, statt sie nur von einem bequemen Redaktionssessel aus zu dokumentieren. Mir wurde klar, dass meine Generation ein Instinkt für Veränderungen auszeichnete, ein besonderes Gespür für große Umbrüche und die Fähigkeit, damit umzugehen. Es war die Generation, die aus dem Internet etwas Nützliches und Revolutionäres entwickelt hatte. In der Finanzwelt hatte sie riesige und unkontrollierbare Firmengebilde aufgetürmt, die Milliardenprofite abwarfen, aber dafür Risiken in Billionenhöhe schufen. Die Hisbollah-Kämpfer erinnerten mich aber auch an andere Freunde, die in China mit aller Kraft daran arbeiteten, eine neue politische und wirtschaftliche Ordnung zu schaffen, welche den unvorhersehbaren Anforderungen konstanter Erneuerung standhielt. Veränderung steht im Mittelpunkt ihrer aller Leben. Sie suchen nach Veränderungsprozessen und beschleunigen diese, wenn sie zu langsam voranschreiten. Sie handeln mit dem Selbstbewusstsein und dem Mut von Menschen, die fest daran glauben, dass ihnen die Geschichte einmal Recht geben wird. Also versuchen sie, uns dem Traum ein wenig näher zu bringen, den sie persönlich für den aufregendsten halten - seien es nun schnelle weltweite Datenverbindungen oder vollkommen neue Regierungsformen. Sie betrachten dies als einen Prozess, in dem die Destabilisierung der bestehenden Ordnung nicht nur notwendig, sondern unvermeidbar ist.
Man wagt zwar nicht, moralische Vergleiche zwischen der Hisbollah und, sagen wir, Google anzustellen, doch kann man bei beiden sehen, was eine gewaltige Energie bewirken kann: Hier das Missverhältnis der 500 Kämpfer gegen 30 000 Soldaten, dort die zwei Universitätsstudenten, die in einem Schlafzimmer das Internet neu erfinden, oder ein paar schlecht beaufsichtigte Rechenkünstler, die finanzielle Neutronenbomben basteln. Diese heißen Zellen der Erneuerung ziehen stets die besten Denker einer Generation an. Die Hedgefonds die Rechengenies, die neuen Technologiefirmen und leider auch dunklere Ecken die Computerspezialisten. "Unser Postfach quillt vor Bewerbungen über", sagte mir Fuad. "Aber natürlich haben einige Leute trotzdem nicht den Mut, sich als Terroristen zur Verfügung zu halten, selbst wenn es darum geht, einer heiligen Sache zu dienen."
Als ich diese Rebellen mit einigen meiner Freunde verglich, Freunden in Schlips und Kragen, die für den Nationalen Sicherheitsrat der US-Armee, IBM oder Time Warner arbeiten, begriff ich, dass diese konservativen Organisationen keine Chance hatten, der Hisbollah auch nur das Wasser zu reichen. Sie waren von oben bis unten, von Jung bis Alt und auf jeder Ebene ihres bürokratischen Wesens in einer überkommenen und starren Weltsicht gefangen. Im Jahr 2008, nur wenige Wochen, nachdem Fuad und ich zusammen die Wirtschaftsnachrichten angesehen hatten, räumte ein verblüffter Alan Greenspan vor dem Kongress ein: "Ich habe einen Fehler entdeckt. Ich weiß nicht, wie gravierend oder beständig er ist. Aber allein die Tatsache bereitet mir seither große Sorgen." Der Kongressabgeordnete, der ihn befragte, wollte daraufhin wissen: "Mit anderen Worten, Sie haben entdeckt, dass Ihre Weltsicht, Ihre Ideologie nicht gestimmt hat. Sie war also falsch?" Greenspan entgegnete: "Absolut. Präzise. Wissen Sie, das ist genau der Grund, warum ich so schockiert war - weil ich nämlich vierzig Jahre oder länger immer wieder ganz eindeutige Beweise dafür erhalten habe, dass alles außergewöhnlich gut funktioniert."
Man musste es vermutlich nicht erst aus Greenspans Mund erfahren, um dies wenigstens zu spüren, gab es doch zuvor schon erste Hinweise auf die zunehmende Orientierungslosigkeit unserer Führer. Wie kann der Präsident der Vereinigten Staaten einen Krieg für gewonnen erklären, nur um danach festzustellen, dass die Gewalt sogar noch zunimmt?
Wenn ich verstehen wollte, wie unsere Weltordnung heute funktioniert und sich verändert, musste ich mich mit den Ideen vertraut machen, die Fuad mit sich herumtrug, ganz egal, wie abstoßend sie vielleicht auch sein würden. In gewisser Hinsicht erinnerte mich dieser Erfindungsdrang und die naive Neugier von Kämpfern wie Fuad an Freunde von mir, die große Internetfirmen gegründet hatten oder riesige Hedgefonds managten. Die meisten dieser Leute waren etwa in meinem Alter, also in ihren Dreißigern oder Vierzigern. Diejenigen, die ich in meiner Funktion als Auslandsredakteur der Zeitschrift Time kennenlernte, blieben auch dann noch interessant für mich, als ich dem Journalismus den Rücken kehrte. Ich wollte die Veränderung unserer Welt miterleben, statt sie nur von einem bequemen Redaktionssessel aus zu dokumentieren. Mir wurde klar, dass meine Generation ein Instinkt für Veränderungen auszeichnete, ein besonderes Gespür für große Umbrüche und die Fähigkeit, damit umzugehen. Es war die Generation, die aus dem Internet etwas Nützliches und Revolutionäres entwickelt hatte. In der Finanzwelt hatte sie riesige und unkontrollierbare Firmengebilde aufgetürmt, die Milliardenprofite abwarfen, aber dafür Risiken in Billionenhöhe schufen. Die Hisbollah-Kämpfer erinnerten mich aber auch an andere Freunde, die in China mit aller Kraft daran arbeiteten, eine neue politische und wirtschaftliche Ordnung zu schaffen, welche den unvorhersehbaren Anforderungen konstanter Erneuerung standhielt. Veränderung steht im Mittelpunkt ihrer aller Leben. Sie suchen nach Veränderungsprozessen und beschleunigen diese, wenn sie zu langsam voranschreiten. Sie handeln mit dem Selbstbewusstsein und dem Mut von Menschen, die fest daran glauben, dass ihnen die Geschichte einmal Recht geben wird. Also versuchen sie, uns dem Traum ein wenig näher zu bringen, den sie persönlich für den aufregendsten halten - seien es nun schnelle weltweite Datenverbindungen oder vollkommen neue Regierungsformen. Sie betrachten dies als einen Prozess, in dem die Destabilisierung der bestehenden Ordnung nicht nur notwendig, sondern unvermeidbar ist.
Man wagt zwar nicht, moralische Vergleiche zwischen der Hisbollah und, sagen wir, Google anzustellen, doch kann man bei beiden sehen, was eine gewaltige Energie bewirken kann: Hier das Missverhältnis der 500 Kämpfer gegen 30 000 Soldaten, dort die zwei Universitätsstudenten, die in einem Schlafzimmer das Internet neu erfinden, oder ein paar schlecht beaufsichtigte Rechenkünstler, die finanzielle Neutronenbomben basteln. Diese heißen Zellen der Erneuerung ziehen stets die besten Denker einer Generation an. Die Hedgefonds die Rechengenies, die neuen Technologiefirmen und leider auch dunklere Ecken die Computerspezialisten. "Unser Postfach quillt vor Bewerbungen über", sagte mir Fuad. "Aber natürlich haben einige Leute trotzdem nicht den Mut, sich als Terroristen zur Verfügung zu halten, selbst wenn es darum geht, einer heiligen Sache zu dienen."
Als ich diese Rebellen mit einigen meiner Freunde verglich, Freunden in Schlips und Kragen, die für den Nationalen Sicherheitsrat der US-Armee, IBM oder Time Warner arbeiten, begriff ich, dass diese konservativen Organisationen keine Chance hatten, der Hisbollah auch nur das Wasser zu reichen. Sie waren von oben bis unten, von Jung bis Alt und auf jeder Ebene ihres bürokratischen Wesens in einer überkommenen und starren Weltsicht gefangen. Im Jahr 2008, nur wenige Wochen, nachdem Fuad und ich zusammen die Wirtschaftsnachrichten angesehen hatten, räumte ein verblüffter Alan Greenspan vor dem Kongress ein: "Ich habe einen Fehler entdeckt. Ich weiß nicht, wie gravierend oder beständig er ist. Aber allein die Tatsache bereitet mir seither große Sorgen." Der Kongressabgeordnete, der ihn befragte, wollte daraufhin wissen: "Mit anderen Worten, Sie haben entdeckt, dass Ihre Weltsicht, Ihre Ideologie nicht gestimmt hat. Sie war also falsch?" Greenspan entgegnete: "Absolut. Präzise. Wissen Sie, das ist genau der Grund, warum ich so schockiert war - weil ich nämlich vierzig Jahre oder länger immer wieder ganz eindeutige Beweise dafür erhalten habe, dass alles außergewöhnlich gut funktioniert."
Man musste es vermutlich nicht erst aus Greenspans Mund erfahren, um dies wenigstens zu spüren, gab es doch zuvor schon erste Hinweise auf die zunehmende Orientierungslosigkeit unserer Führer. Wie kann der Präsident der Vereinigten Staaten einen Krieg für gewonnen erklären, nur um danach festzustellen, dass die Gewalt sogar noch zunimmt?
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Autoren-Porträt von Joshua Cooper Ramo
Joshua Cooper Ramo studierte Wirtschaftswissenschaften und arbeitete dann als Journalist. Nach fünf Jahren bei CNN wurde er der jüngste Chefredakteur des US-Nachrichtenmagazins »Time«, wo er für mehrere seiner Titelgeschichten mit Preisen ausgezeichnet wurde. Heute ist er Managing Director in Henry Kissingers Beraterfirma Kissinger Associates. Ramo lebt in Peking und New York.
Bibliographische Angaben
- Autor: Joshua Cooper Ramo
- 2009, 319 Seiten, Maße: 13,5 x 22,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Henning Dedekind
- Verlag: Riemann
- ISBN-10: 3570500888
- ISBN-13: 9783570500880
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