Dein Bild in meinem Herzen
Roman. Deutsche Erstausgabe
Ella lebt als Porträtmalerin in London. Während ihrer Arbeit lässt sie sich ganz auf ihre Modelle ein. Nun soll sie einen Menschen malen, den sie wirklich unsympathisch findet: Nate, den Verlobten ihrer Schwester. Doch im Laufe der...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Dein Bild in meinem Herzen “
Ella lebt als Porträtmalerin in London. Während ihrer Arbeit lässt sie sich ganz auf ihre Modelle ein. Nun soll sie einen Menschen malen, den sie wirklich unsympathisch findet: Nate, den Verlobten ihrer Schwester. Doch im Laufe der Sitzungen gefällt er ihr immer besser.
Klappentext zu „Dein Bild in meinem Herzen “
Eine Liebe, die nicht sein darf.Ella ist eine erfolgreiche Londoner Künstlerin, die sich mit ihren lebendigen Porträts einen Namen gemacht hat. Während der stundenlangen Porträtsitzungen widmet sie sich ganz ihren Modellen, entlockt ihnen Geschichten und fängt ihre Persönlichkeiten auf der Leinwand ein. Nun soll Ella zum ersten Mal einen Menschen malen, den sie wirklich unsympathisch findet: den Verlobten ihrer Schwester. Ihr graut vor der intimen Arbeit, doch wider Erwarten gefällt ihr Nate im Lauf der Sitzungen immer mehr. Zu sehr, wie sie sich irgendwann eingestehen muss. Als dann auch noch ihr Vater auftaucht, der die Familie dreißig Jahre zuvor verlassen hat, gerät Ellas Gefühlsleben endgültig aus dem Lot.
"Ein Buch zum Verlieben - voller Tiefsinn, Wärme und Esprit." Daily Mail
Eine Liebe, die nicht sein darf.
Ella ist eine erfolgreiche Londoner Künstlerin, die sich mit ihren lebendigen Porträts einen Namen gemacht hat. Während der stundenlangen Porträtsitzungen widmet sie sich ganz ihren Modellen, entlockt ihnen Geschichten und fängt ihre Persönlichkeiten auf der Leinwand ein. Nun soll Ella zum ersten Mal einen Menschen malen, den sie wirklich unsympathisch findet: den Verlobten ihrer Schwester. Ihr graut vor der intimen Arbeit, doch wider Erwarten gefällt ihr Nate im Lauf der Sitzungen immer mehr. Zu sehr, wie sie sich irgendwann eingestehen muss. Als dann auch noch ihr Vater auftaucht, der die Familie dreißig Jahre zuvor verlassen hat, gerät Ellas Gefühlsleben endgültig aus dem Lot.
"Ein Buch zum Verlieben - voller Tiefsinn, Wärme und Esprit." Daily Mail
Ella ist eine erfolgreiche Londoner Künstlerin, die sich mit ihren lebendigen Porträts einen Namen gemacht hat. Während der stundenlangen Porträtsitzungen widmet sie sich ganz ihren Modellen, entlockt ihnen Geschichten und fängt ihre Persönlichkeiten auf der Leinwand ein. Nun soll Ella zum ersten Mal einen Menschen malen, den sie wirklich unsympathisch findet: den Verlobten ihrer Schwester. Ihr graut vor der intimen Arbeit, doch wider Erwarten gefällt ihr Nate im Lauf der Sitzungen immer mehr. Zu sehr, wie sie sich irgendwann eingestehen muss. Als dann auch noch ihr Vater auftaucht, der die Familie dreißig Jahre zuvor verlassen hat, gerät Ellas Gefühlsleben endgültig aus dem Lot.
"Ein Buch zum Verlieben - voller Tiefsinn, Wärme und Esprit." Daily Mail
Lese-Probe zu „Dein Bild in meinem Herzen “
Dein Bild in meinem Herzen von Isabel WolffProlog
Richmond, 23. Juli 1986
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«Ella ...? El-la?» Die Stimme meiner Mutter weht die Treppe herauf, wo ich über meinem Skizzenblock sitze und meine Hand mit dem Bleistift flink über das Zeichenpapier huscht. «Wo bist du?» Ich umreiße die Nase etwas klarer und zeichne einen Schatten über die Augenbrauen. «Würdest du mir bitte antworten?» Jetzt zu den Haaren. Ponyfrisur? Aus dem Gesicht gekämmt? Ich erinnere mich nicht. «Gabri-el-la?» Und fragen kann ich nicht. «Bist du in deinem Zimmer, Schatz?» Als ich den leichten Schritt meiner Mutter auf der Treppe höre, streiche ich einen Pony über die Stirn, verschmiere ihn, um ihn dicker zu machen, und schattiere rasch das Kinn. Ich betrachte die Zeichnung und finde, dass sie recht ähnlich ist. Wenigstens glaube ich das. Woher soll ich es wissen? Sein Gesicht ist inzwischen so verschwommen, dass ich es womöglich nur im Traum gesehen habe. Ich schließe die Augen und weiß, es ist kein Traum. Ich kann ihn sehen. Es ist ein strahlender Tag, und ich spüre die Wärme, die vom Pflaster aufsteigt, die Sonne auf meinem Gesicht und seine große, trockene Hand, die meine umfasst. Ich höre das Flatschen meiner Sandalen, die Absätze meiner Mutter klappern, und ich sehe ihren weißen Rock mit den roten Blumen.
Er lächelt auf mich herab. «Bereit, Ella?» Seine Finger schließen sich fester um meine, und ich bin glücklich. «Dann los: eins, zwei, drei ...» Ich werde in die Luft gehoben, und mein Magen dreht sich. «Uiiiiiii ...!», singen die beiden, als ich durch die Luft segele. «Eins, zwei, drei ... und Ella fliegt hoooooch! Uiiiiiiii ...!» Ich höre sie lachen, als ich lande.
«Noch mal!» Ich stampfe mit dem Fuß auf. «Noch mal! Noch mal!»
«Okay. Noch ein Mal ... gaaaanz hoch.» Er packt noch einmal meine Hand. «Bereit, Schatz?»
«Jaaaa!»
«Gut. Also: eins, zwei, drei und ... hooooooch!»
Mein Kopf fliegt nach hinten, und das blaue Himmelsgewölbe schwebt über mir wie eine Glocke. Doch als ich wieder auf dem Boden lande, löst seine Hand sich, und als ich mich nach ihm umdrehe, ist er fort ...
«Da bist du ja», sagt Mum vor der Schlafzimmertür. Ich schaue auf und schiebe rasch die Hand über die Zeichnung. «Würdest du bitte mit Chloë spielen? Sie ist im Spielhaus.»
«Ich ... bin beschäftigt.»
«Bitte, Ella.»
«Ich bin zu alt für das Spielhaus ... Ich bin elf.»
«Ich weiß, Schatz, aber es würde mir helfen, wenn du dich ein Weilchen mit deiner kleinen Schwester befassen würdest, und sie spielt so gern mit dir ...» Meine Mutter schiebt sich eine Strähne ihres weißblonden Haars hinter das Ohr, und ich erschrecke, wie blass und zerbrechlich sie aussieht, wie Porzellan. «Und es wäre mir lieber, wenn du an so einem warmen Tag draußen wärst.» Sie soll wieder runtergehen, doch zu meinem Schrecken kommt sie auf mich zu, den Blick auf den Skizzenblock gerichtet. Ich blättere rasch zu einem leeren Blatt um. «Du zeichnest?» Meine Mutter spricht sanft und leise, wie immer. «Kann ich mal sehen?» Sie streckt die Hand aus.
«Nein ... jetzt nicht.» Hätte ich doch die Zeichnung rausgerissen, bevor sie reinkam.
«Du zeigst mir nie deine Bilder. Lass mich doch mal schauen, Ella.» Sie greift nach dem Block.
«Das ist ... persönlich, Mum ... nicht ...»
Doch sie blättert schon die spiralgebundenen Seiten um. «Was für ein hübscher Fingerhut», murmelt sie. «Und die Efeublätter sind perfekt ... sie schimmern richtig. Das hier von der Kirche ist ausgezeichnet. Die Buntglasfenster waren bestimmt schwierig, aber das hast du toll hingekriegt.» Staunend schüttelt meine Mutter den Kopf und schenkt mir ein Lächeln, doch als sie zur nächsten Zeichnung umblättert, zieht ein Schatten über ihr Gesicht.
Durch das offene Fenster höre ich ein entferntes Flugzeug, das klingt, als würde ein Blatt Papier zerrissen.
«Das ist eine Studie», erkläre ich. «Für ein Porträt.» Mein Puls rast.
«Nun ...» Mum nickt. «Sie ist ... sehr gut.» Mit zitternder Hand schließt sie den Block. «Ich hatte keine Ahnung, dass du so gut zeichnen kannst.» Sie legt den Block zurück auf den Tisch. «Du kannst ... Dinge wirklich gut einfangen », fügt sie leise hinzu. Ein Muskel an ihrem Mundwinkel zuckt, doch dann lächelt sie wieder. «Also ...» Sie klatscht in die Hände. «Wenn du beschäftigt bist, spiele ich mit Chloë, und nachher sehen wir uns zusammen die königliche Hochzeit an. Ich habe den Fernseher schon eingeschaltet, damit wir den Anfang nicht verpassen. Du könntest Fergies Kleid zeichnen.»
Ich zucke die Achseln. «Vielleicht.»
«Wir können ein Sandwich zu Mittag essen, während wir zusehen. Käse und Schinken?» Ich nicke. «Ich könnte auch Coronation Chicken machen, das würde gut passen, nicht wahr?», fügt sie mit plötzlicher Munterkeit hinzu. «Ich rufe dich, wenn's anfängt.» Sie geht zur Tür.
Ich atme tief durch. «Habe ich ihn auch gut eingefangen? », wage ich mich vor. Meine Mutter scheint mich nicht gehört zu haben. «Ist es ihm ähnlich?», hake ich nach. Sie erstarrt. Das Dröhnen des Flugzeugs hat sich in der Stille aufgelöst. «Sieht meine Zeichnung aus wie mein Vater?»
Ich höre sie Luft holen, dann lässt sie die Schultern hängen, und ich sehe plötzlich, wie viel die Schultern eines Menschen ausdrücken können. «Ja», antwortet sie leise.
«Oh. Also ...», sage ich, und sie dreht sich zu mir um. «Das ist gut. Ich habe nämlich das Gefühl, mich nicht mehr besonders gut an ihn zu erinnern. Und ich besitze nicht mal ein Foto von ihm.» Ich höre die Spatzen im Blumenbeet zanken. «Gibt es Fotos von ihm, Mum?»
«Nein», sagt sie ausdruckslos.
«Aber ...» Mein Herz rast. «Warum nicht?»
«Weil ... es ... gibt einfach keine. Es tut mir leid, Ella. Ich weiß, dass das nicht leicht ist. Aber ...» Sie zuckt die Achseln, als wäre sie genauso enttäuscht darüber wie ich. «Ich fürchte, so ... so ist es eben.» Sie unterbricht sich einen Augenblick, wie um sich zu vergewissern, dass das Gespräch zu Ende ist. «Also, möchtest du Tomate in deinem Sandwich? »
«Du musst doch irgendein Foto von ihm haben?»
«Ella ...» Die Stimme meiner Mutter bleibt leise, doch sie hebt sie ohnehin nur selten. «Ich habe dir doch gesagt, dass ich keines habe. Es tut mir leid, Schatz. Jetzt muss ich aber wirklich ...»
«Was ist mit eurer Hochzeit?» Ich stelle mir ein in weißes Leder gebundenes Album vor, in dem meine Eltern auf jedem Foto lächeln, mein Vater dunkel und gutaussehend in Grau, ihr Porzellanpuppengesicht von einem Schleier umflattert.
Sie blinzelt langsam. «Ja, ich hatte einige Fotos, aber ... ich habe sie nicht mehr.»
«Aber es muss welche geben. Ich brauche doch nur eins.» Ich nehme meinen herzförmigen Radiergummi und biege ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. «Ich würde gern ein Foto auf die Anrichte stellen. Da ist ein Silberrahmen, den ich dafür nehmen könnte.»
Sie reißt ihre großen blauen Augen auf. «Aber ... das geht nicht.»
«Oh. Dann kaufe ich einen Rahmen: Ich habe Taschengeld. Ich könnte auch einen basteln. Oder du schenkst mir einen zum Geburtstag.»
«Es geht nicht um den Rahmen, Ella.» Plötzlich wirkt meine Mutter hilflos. «Ich will einfach kein Foto von ihm auf der Anrichte. Und auch sonst nirgends.»
Mein Herz pocht. «Warum nicht?»
«Weil ...» Sie wirft die Hände in die Luft. «Weil er, wie du sehr wohl weißt, Ella, nichts mit unserem Leben zu tun hat, und zwar schon eine ganze Zeit lang, und es wäre sehr verwirrend, besonders für Chloë. Er ist nicht ihr Vater, und Roy gegenüber wäre es auch nicht besonders nett. Roy ist so gut zu dir», fährt sie eilig fort. «Er ist dir wie ein Vater, nicht wahr ... ein wunderbarer Vater.»
«Ja, aber er ist nicht mein richtiger Vater.» Mein Gesicht ist ganz heiß geworden. «Ich habe einen richtigen Vater, Mum, und er heißt John, aber ich weiß nicht, wo er ist und warum ich ihn nie sehe, und auch nicht, warum du nie über ihn sprichst.» Sie hat die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengekniffen, aber ich bin nicht mehr zu bremsen. «Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit ich ... ich weiß nicht mal das. War ich da drei?»
Meine Mutter verschränkt ihre schlanken Arme, und das goldene Armband klimpert leise gegen ihre Uhr. «Du warst fast fünf», antwortet sie leise. «Aber weißt du, Ella, ich würde sagen, dass der, der sich wie ein Vater verhält, der Vater ist, und Roy tut alles, was ein Vater tut, wogegen ... John ... nun ...» Sie lässt den Satz unvollendet.
«Aber ich möchte trotzdem ein Foto von ihm. Ich könnte es hier aufbewahren, in meinem Zimmer, dann müsste kein anderer es sehen, es wäre nur für mich. Gut», füge ich schnell hinzu. «Das wäre dann geklärt.»
Sie seufzt schmerzlich. «Die Fotos sind ... verlorengegangen ...» Sie sieht aus dem Fenster. «... als wir hergezogen sind.» Sie richtet den Blick wieder auf mich. «Wir haben nicht alles mitgenommen.»
Ich starre sie an. «Aber die Fotos hätten wir mitnehmen müssen. Das ist gemein», füge ich zornig hinzu. «Es ist gemein, dass du nicht mal eins für mich aufgehoben hast!» Ich bin aufgesprungen und habe eine Hand auf den Stuhl gelegt, als Stütze gegen den Tumult in meiner Brust. «Und warum sprichst du nicht über ihn? Nie sprichst du über ihn!»
Die blassen Wangen meiner Mutter sind plötzlich rot ... als hätte ich mit einem Pinsel Krapprot daraufgestrichen.
«Es ... ist zu ... schwierig, Ella.»
«Warum?» Ich will schlucken, doch in meiner Kehle steckt ein Messer. «Du sagst immer nur, er hätte nichts mit unserem Leben zu tun, und das wäre auch besser so, aber ich weiß nicht, was passiert ist ...» Tränen der Enttäuschung brennen in meinen Augen. «Oder warum er uns verlassen hat ...» Die Züge meiner Mutter verschwimmen. «Oder ob ich ihn je wiedersehe.» Eine Träne läuft mir über die Wange. «Deswegen ... deswegen ...» Ich werfe mich auf den Boden, greife unter das Bett und ziehe meine Schachtel raus. Sie trägt den Aufdruck Ravel, Mums beste Stiefel waren darin. Ich stehe auf und stelle sie aufs Bett. Meine Mutter betrachtet sie, setzt sich mit einem besorgten Blick auf mich daneben und nimmt den Deckel ab ...
Die erste Zeichnung ist noch recht neu, Bleistift und Tusche mit weißer Pastellfarbe auf Nase, Haar und Wangenknochen. Ich bin zufrieden damit, denn ich habe gerade erst gelernt, wie man Lichtpunkte richtig setzt. Dann nimmt sie drei Bleistiftzeichnungen von ihm heraus, die ich im Frühling gemacht habe. Darauf ist es mir mit sorgfältigen Kreuzschraffierungen gelungen, seinen Augen Tiefe und Ausdruckskraft zu verleihen. Darunter liegen zehn oder zwölf ältere Zeichnungen, auf denen die Proportionen alle falsch sind - sein Mund zu klein oder seine Augenbrauen zu weit auseinander oder die Ohrmuschel zu hoch angesetzt. Dann kommen fünf, die keine Spur von Konturierung aufweisen, sein Gesicht ist darauf flach und rund wie ein Teller. Als Nächstes nimmt Mum ein paar Blätter heraus, auf denen ich meinen Vater mit Filzstiften gemalt habe, mit ihr und mir zusammen vor einem roten Backsteinhaus mit schwarzen Stufen, die zu der dunkelgrünen Haustür führen. Dann kommen einige bunte, mit Plakatfarben gemalte Bilder, auf denen er ein großes blaues Auto fährt. Als Nächstes kommt eine Bastelei, Pfeifenreiniger als Beine, malvenfarbener Filz als Hemd und Hose und Büschel brauner Wollhaare, die mit Klebstoff angeklebt sind. Auf den untersten Blättern ist mein Vater kaum mehr als ein Strichmännchen. Ich habe «dad» daruntergeschrieben, doch auf einem habe ich das erste «d» falsch herum geschrieben, und da steht «bad».
«So viele», murmelt meine Mutter. Sie legt die Bilder wieder in den Schuhkarton und nimmt meine Hand. Als ich mich neben sie setze, höre ich sie schlucken. «Ich hätte es dir erzählen sollen», sagt sie leise. «Aber ich wusste nicht, wie ...»
«Aber ... warum nicht? Und was?»
«Es ... es ... war so schrecklich.» Es quält sie so, dass sich in ihrem Kinn eine Falte bildet. «Ich hatte gehofft, ich könnte damit warten, bis du älter bist ... aber heute ... heute zwingst du mich dazu.» Sie drückt die Fingerspitzen an ihre Lippen und sieht mich an, aber irgendwie weiß ich, dass sie mich gar nicht sieht. «Also gut», flüstert sie, lässt die Hände in den Schoß sinken und atmet tief durch. Und während der Hochzeitsmarsch aus Westminster Abbey heraufdröhnt, spricht sie endlich mit mir über meinen Vater. Als sie mir erzählt, was er getan hat, gerät meine Welt ins Schlingern, als hätte etwas Großes, Schweres sie gerammt.
Wir bleiben eine Weile dort sitzen, und ich stelle ihr einige Fragen. Sie beantwortet sie, und dann stelle ich ihr dieselben Fragen noch einmal. Danach gehen wir runter. Ich hole Chloë aus dem Garten rein, und wir setzen uns vor den Fernseher und sind ganz aufgeregt über Sarah Fergusons bauschiges Seidenkleid mit der fünf Meter langen, mit Bienen bestickten Schleppe. Und am nächsten Tag trage ich meinen Schuhkarton in die Küche, hole die Bilder raus und stopfe sie ganz tief in den Abfalleimer.
1
«Tut mir schrecklich leid», sagte die Rundfunkreporterin Clare am frühen Abend zu mir und fummelte an ihrem kleinen Aufnahmegerät herum. Sie strich sich eine knallrote Haarsträhne hinters Ohr. «Ich muss nur rasch überprüfen, ob ich auch alles drauf habe. Da scheint mir ein kleiner Kobold drin zu sein.»
«Keine Sorge.» Ich warf einen ängstlichen Blick auf die Uhr. Ich musste bald los.
«Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie sich die Zeit nehmen.» Clares perfekt manikürte Finger nahmen die winzigen Batterien heraus. Ich schaute auf meine fleckigen Hände. «Aber für das Radio muss man sehr viel mitschneiden. »
«Natürlich.» Wie alt war sie? Am Anfang war ich unsicher gewesen, denn sie hatte sehr viel Make-up aufgelegt. Fünfunddreißig, entschied ich jetzt, mein Alter. «Ich freue mich, dass ich dabei bin», fügte ich hinzu, als sie die Batterien wieder einlegte und das Gerät schloss.
«Also, ich hatte schon von Ihnen gehört, und dann habe ich letzten Monat den Artikel über Sie in der Times gelesen ...» Ich merkte, wie mein Magen sich verkrampfte. «Und ich fand, Sie wären perfekt für meine Sendung - falls ich das verdammte Ding noch mal ans Laufen kriege ...» Selbst durch die Grundierung konnte ich sehen, wie Clares Wangen rot wurden, als sie auf die Tasten eindrosch. Und wann ist Ihnen klar geworden, dass Sie Malerin werden wollen? «Puh ...» Sie schlug die Hand vor die Brust. «Es ist noch da.» Ich wusste, dass ich Malerin werden wollte, seit ich acht oder neun war ... Sie lächelte. «Ich hatte Sorge, ich hätte es gelöscht.» Ich habe andauernd gezeichnet und gemalt ... Sie drückte auf schnellen Vorlauf, und meine Stimme wurde zu einem Minnie-Mouse-Quietschen, dann spielte sie es wieder mit normaler Geschwindigkeit ab. Malen war in gewisser Weise immer mein ... Trost. «Toll», sagte sie, während ich einen Klecks eingetrocknetes Preußischblau von meiner Malschürze kratzte, die schon ganz steif war von Farbe. «Wir können weitermachen.» Sie schaute auf ihre Uhr. «Haben Sie noch zwanzig Minuten?»
Mich verließ der Mut. Sie war schon seit anderthalb Stunden hier - die hauptsächlich mit müßigem Geplauder und dem Herumhantieren an ihrem Aufnahmegerät vergangen waren. Doch ein Feature in Radio 4 konnte mir mit etwas Glück zu neuen Aufträgen verhelfen, also bezwang ich meine Ungeduld. «Das geht.»
Sie nahm ihr Mikrophon und sah sich im Atelier um. «Das ist bestimmt ein schöner Ort zum Arbeiten.»
«Ja ... Deswegen habe ich das Haus gekauft, wegen dieses geräumigen Dachbodens. Und das Licht ist perfekt - die Fenster gehen nach Nordost.»
«Und die Aussicht ist phantastisch!» Clare lachte. Vor den beiden großen Mansardenfenstern ragte der gigantische rostfarbene Rundbau der Fulham's Imperial Gas Works auf. «Also, ich mag Industriearchitektur», fügte sie rasch hinzu, als hätte sie Sorge, sie könnte mich gekränkt haben.
«Ich auch. Ich finde, Gasometer haben etwas Erhabenes. Auf der anderen Seite ist das alte Kohlekraftwerk an der Lots Road. Also, nein, es ist nicht gerade grün und freundlich, aber ich mag die Gegend, und es gibt viele Künstler und Designer hier, also fühle ich mich zu Hause.»
«Aber es ist fast ein wenig Niemandsland», bemerkte Clare. «Man muss die ganze King's Road runterfahren, um herzukommen.»
«Stimmt. Aber der Fulham Broadway ist nicht weit. Wie auch immer, ich fahre überall mit dem Fahrrad hin.»
«Sehr mutig. Jedenfalls ...» Sie blätterte in ihren Notizen, die auf dem niedrigen Glastisch lagen. «Wo waren wir?» Ich schob den Topf mit den Hyazinthen zur Seite, damit sie mehr Platz hatte. «Wir hatten mit Ihrer Vergangenheit angefangen», sagte sie. «Die Samstage, die Sie als Teenager in der National Gallery verbracht haben, um alte Meister zu kopieren, dann der Grundlagenkurs in der Slade School. Wir haben über die Maler gesprochen, die Sie am meisten bewundern - Rembrandt, Velázquez und Lucian Freud. Ich verehre Lucian Freud.» Sie schauderte leicht vor Bewunderung. «So schön und ... fleischig.»
«Sehr fleischig», pflichtete ich ihr bei.
«Dann kamen wir zu Ihrem großen Durchbruch mit dem BP Portrait Award vor vier Jahren ...»
«Den ich nicht gewonnen habe», unterbrach ich sie. «Ich wurde Zweite. Aber mein Bild wurde auf das Poster für den Wettbewerb gedruckt, und das hat zu mehreren neuen Aufträgen geführt. Was hieß, dass ich das Unterrichten aufgeben und mich ganz dem Malen widmen konnte. Also, ja, das war ein großer Schritt.»
«Und jetzt hat die Duchess of Cornwall Sie bekannt gemacht! »
«Ja, sieht ganz so aus. Ich war ganz begeistert, als die National Portrait Gallery mich gebeten hat, sie zu malen.»
«Und das hat Ihnen hübsche Publicity gebracht.» Ich zuckte zusammen. «Hatten Sie denn schon viele berühmte Modelle?»
Ich schüttelte den Kopf. «Die meisten sind ganz normale Menschen, die Freude daran haben, sich selbst oder jemanden, der ihnen am Herzen liegt, porträtieren zu lassen. Die Übrigen sind entweder Personen des öffentlichen Lebens oder sie haben eine bemerkenswerte Karriere gemacht, an die das Porträt erinnern soll.»
«Wir sprechen also über die Großen und Berühmten.»
Ich zuckte die Achseln. «So könnte man sie nennen ... Professoren und Politiker, Wirtschaftsgrößen, Sänger, Dirigenten, ein paar Schauspieler.»
Clare wies mit einem Nicken auf ein kleines ungerahmtes Bild, das an der Tür hing. «Ich liebe das Bild von David Walliams - wie sein Gesicht aus dem Dunkeln auftaucht.»
«Das ist nicht das fertige Porträt», erklärte ich. «Das hat natürlich er. Dies ist nur eine Vorarbeit, um sicherzugehen, dass die formatfüllende Komposition funktioniert.»
«Es erinnert mich an Caravaggio», sinnierte sie. Ich wünschte, sie käme zum Punkt. «Er sieht ein wenig aus wie der Bacchus ...»
«Es tut mir leid, Clare», unterbrach ich sie. «Aber können wir ...?» Ich nickte in Richtung Diktaphon.
«Oh, ich verplaudere mich, was? Lassen Sie uns weitermachen. » Sie setzte den Kopfhörer auf ihren kupferroten Bubikopf und hielt mir das Mikrophon hin. «Also», sie drückte auf Aufnahme, «warum malen Sie Porträts, Ella, statt, sagen wir, Landschaften?»
«Nun, Landschaftsmalerei ist ein einsames Geschäft», antwortete ich. «Man ist mit sich und der Aussicht allein. Doch beim Porträt hat man es mit einem Gegenüber zu tun, und das hat mich von Anfang an fasziniert.» Clare nickte und lächelte auffordernd. «Ich bin ganz aufgeregt, wenn ich einen Menschen das allererste Mal sehe. Wenn er oder sie vor mir sitzt, nehme ich die Person mit ihrem ganzen Sein in mich auf. Ich studiere die Farbe und die Form der Augen, die Linie der Nase, die Farbe und Textur der Haut, die Umrisse der Lippen. Und nicht zuletzt, wie die Person ist, körperlich.»
«Sie meinen die Körpersprache?»
«Ja. Ich schaue, wie sie den Kopf neigt und lächelt, ob sie mir in die Augen sieht oder den Blick abwendet, ich beobachte, wie sie die Arme oder Beine verschränkt, ob sie richtig auf dem Stuhl sitzt oder vorn auf der Kante hockt oder sich darauf lümmelt. Denn all das verrät mir, was ich über den Menschen wissen muss, um ihn richtig malen zu können.»
«Aber ...» Ein Motorrad bretterte die Straße runter, und Clare wartete, bis der Lärm verklungen war. «Was bedeutet ‹richtig› in diesem Zusammenhang? Dass das Porträt dem Menschen ähnlich sieht?»
«Es sollte aussehen wie der Mensch.» Ich rieb einen chromgrünen Fleck von meinem Handteller. «Aber ein gutes Porträt sollte auch etwas über den Charakter verraten. Es sollte eine äußere und eine innere Ähnlichkeit einfangen. »
«Sie meinen Körper und Seele?»
«Ja. Es sollte den ganzen Menschen zeigen, Körper und Seele.»
Clare warf noch einen Blick in ihre Notizen. «Arbeiten Sie auch mit Fotos?»
«Nein. Ich brauche unbedingt einen lebendigen Menschen vor mir. Ich möchte ihn aus jedem Winkel betrachten und die Beziehung zwischen den einzelnen Teilen des Gesichts ergründen können. Vor allem muss ich sehen, wie das Licht auf den Zügen reflektiert, denn das verrät mir etwas über Formen und Proportionen. Beim Malen geht es darum, das Licht zu sehen. Ich arbeite also nur mit Modellen, und ich brauche sechs Sitzungen à zwei Stunden.»
Clare riss ihre grünen Augen auf. «Das erfordert einiges an Engagement, von beiden Seiten.»
«Ja. Ein Porträt ist ein wichtiges Unterfangen, bei dem der Maler und das Modell zusammenarbeiten - es gibt eine Art von Komplizenschaft.»
Sie hielt das Mikrophon ein wenig näher. «Und öffnen sich Ihre Modelle Ihnen?» Ich antwortete nicht. «Ich meine, Sie sind viele Stunden allein mit einem Menschen. Vertrauen sie sich Ihnen an?»
«Nun ...» Ich wollte nicht sagen, dass meine Modelle mir sogar die außerordentlichsten Dinge anvertrauten. «Manchmal sprechen sie über ihre Ehe oder ihre Beziehung », antwortete ich vorsichtig. «Sie erzählen mir zuweilen sogar von Tragödien und Dingen, die sie bereuen. Aber das, was bei den Sitzungen geschieht, ist für mich nicht nur vertraulich, sondern geradezu heilig.»
«Fast wie eine Beichte?», meinte Clare scherzhaft.
«In gewisser Weise, ja. Eine Porträtsitzung schafft einen ganz besonderen Raum, dem eine gewisse ... Intimität innewohnt. Einen anderen Menschen zu malen ist ein intimer Akt.»
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«Ella ...? El-la?» Die Stimme meiner Mutter weht die Treppe herauf, wo ich über meinem Skizzenblock sitze und meine Hand mit dem Bleistift flink über das Zeichenpapier huscht. «Wo bist du?» Ich umreiße die Nase etwas klarer und zeichne einen Schatten über die Augenbrauen. «Würdest du mir bitte antworten?» Jetzt zu den Haaren. Ponyfrisur? Aus dem Gesicht gekämmt? Ich erinnere mich nicht. «Gabri-el-la?» Und fragen kann ich nicht. «Bist du in deinem Zimmer, Schatz?» Als ich den leichten Schritt meiner Mutter auf der Treppe höre, streiche ich einen Pony über die Stirn, verschmiere ihn, um ihn dicker zu machen, und schattiere rasch das Kinn. Ich betrachte die Zeichnung und finde, dass sie recht ähnlich ist. Wenigstens glaube ich das. Woher soll ich es wissen? Sein Gesicht ist inzwischen so verschwommen, dass ich es womöglich nur im Traum gesehen habe. Ich schließe die Augen und weiß, es ist kein Traum. Ich kann ihn sehen. Es ist ein strahlender Tag, und ich spüre die Wärme, die vom Pflaster aufsteigt, die Sonne auf meinem Gesicht und seine große, trockene Hand, die meine umfasst. Ich höre das Flatschen meiner Sandalen, die Absätze meiner Mutter klappern, und ich sehe ihren weißen Rock mit den roten Blumen.
Er lächelt auf mich herab. «Bereit, Ella?» Seine Finger schließen sich fester um meine, und ich bin glücklich. «Dann los: eins, zwei, drei ...» Ich werde in die Luft gehoben, und mein Magen dreht sich. «Uiiiiiii ...!», singen die beiden, als ich durch die Luft segele. «Eins, zwei, drei ... und Ella fliegt hoooooch! Uiiiiiiii ...!» Ich höre sie lachen, als ich lande.
«Noch mal!» Ich stampfe mit dem Fuß auf. «Noch mal! Noch mal!»
«Okay. Noch ein Mal ... gaaaanz hoch.» Er packt noch einmal meine Hand. «Bereit, Schatz?»
«Jaaaa!»
«Gut. Also: eins, zwei, drei und ... hooooooch!»
Mein Kopf fliegt nach hinten, und das blaue Himmelsgewölbe schwebt über mir wie eine Glocke. Doch als ich wieder auf dem Boden lande, löst seine Hand sich, und als ich mich nach ihm umdrehe, ist er fort ...
«Da bist du ja», sagt Mum vor der Schlafzimmertür. Ich schaue auf und schiebe rasch die Hand über die Zeichnung. «Würdest du bitte mit Chloë spielen? Sie ist im Spielhaus.»
«Ich ... bin beschäftigt.»
«Bitte, Ella.»
«Ich bin zu alt für das Spielhaus ... Ich bin elf.»
«Ich weiß, Schatz, aber es würde mir helfen, wenn du dich ein Weilchen mit deiner kleinen Schwester befassen würdest, und sie spielt so gern mit dir ...» Meine Mutter schiebt sich eine Strähne ihres weißblonden Haars hinter das Ohr, und ich erschrecke, wie blass und zerbrechlich sie aussieht, wie Porzellan. «Und es wäre mir lieber, wenn du an so einem warmen Tag draußen wärst.» Sie soll wieder runtergehen, doch zu meinem Schrecken kommt sie auf mich zu, den Blick auf den Skizzenblock gerichtet. Ich blättere rasch zu einem leeren Blatt um. «Du zeichnest?» Meine Mutter spricht sanft und leise, wie immer. «Kann ich mal sehen?» Sie streckt die Hand aus.
«Nein ... jetzt nicht.» Hätte ich doch die Zeichnung rausgerissen, bevor sie reinkam.
«Du zeigst mir nie deine Bilder. Lass mich doch mal schauen, Ella.» Sie greift nach dem Block.
«Das ist ... persönlich, Mum ... nicht ...»
Doch sie blättert schon die spiralgebundenen Seiten um. «Was für ein hübscher Fingerhut», murmelt sie. «Und die Efeublätter sind perfekt ... sie schimmern richtig. Das hier von der Kirche ist ausgezeichnet. Die Buntglasfenster waren bestimmt schwierig, aber das hast du toll hingekriegt.» Staunend schüttelt meine Mutter den Kopf und schenkt mir ein Lächeln, doch als sie zur nächsten Zeichnung umblättert, zieht ein Schatten über ihr Gesicht.
Durch das offene Fenster höre ich ein entferntes Flugzeug, das klingt, als würde ein Blatt Papier zerrissen.
«Das ist eine Studie», erkläre ich. «Für ein Porträt.» Mein Puls rast.
«Nun ...» Mum nickt. «Sie ist ... sehr gut.» Mit zitternder Hand schließt sie den Block. «Ich hatte keine Ahnung, dass du so gut zeichnen kannst.» Sie legt den Block zurück auf den Tisch. «Du kannst ... Dinge wirklich gut einfangen », fügt sie leise hinzu. Ein Muskel an ihrem Mundwinkel zuckt, doch dann lächelt sie wieder. «Also ...» Sie klatscht in die Hände. «Wenn du beschäftigt bist, spiele ich mit Chloë, und nachher sehen wir uns zusammen die königliche Hochzeit an. Ich habe den Fernseher schon eingeschaltet, damit wir den Anfang nicht verpassen. Du könntest Fergies Kleid zeichnen.»
Ich zucke die Achseln. «Vielleicht.»
«Wir können ein Sandwich zu Mittag essen, während wir zusehen. Käse und Schinken?» Ich nicke. «Ich könnte auch Coronation Chicken machen, das würde gut passen, nicht wahr?», fügt sie mit plötzlicher Munterkeit hinzu. «Ich rufe dich, wenn's anfängt.» Sie geht zur Tür.
Ich atme tief durch. «Habe ich ihn auch gut eingefangen? », wage ich mich vor. Meine Mutter scheint mich nicht gehört zu haben. «Ist es ihm ähnlich?», hake ich nach. Sie erstarrt. Das Dröhnen des Flugzeugs hat sich in der Stille aufgelöst. «Sieht meine Zeichnung aus wie mein Vater?»
Ich höre sie Luft holen, dann lässt sie die Schultern hängen, und ich sehe plötzlich, wie viel die Schultern eines Menschen ausdrücken können. «Ja», antwortet sie leise.
«Oh. Also ...», sage ich, und sie dreht sich zu mir um. «Das ist gut. Ich habe nämlich das Gefühl, mich nicht mehr besonders gut an ihn zu erinnern. Und ich besitze nicht mal ein Foto von ihm.» Ich höre die Spatzen im Blumenbeet zanken. «Gibt es Fotos von ihm, Mum?»
«Nein», sagt sie ausdruckslos.
«Aber ...» Mein Herz rast. «Warum nicht?»
«Weil ... es ... gibt einfach keine. Es tut mir leid, Ella. Ich weiß, dass das nicht leicht ist. Aber ...» Sie zuckt die Achseln, als wäre sie genauso enttäuscht darüber wie ich. «Ich fürchte, so ... so ist es eben.» Sie unterbricht sich einen Augenblick, wie um sich zu vergewissern, dass das Gespräch zu Ende ist. «Also, möchtest du Tomate in deinem Sandwich? »
«Du musst doch irgendein Foto von ihm haben?»
«Ella ...» Die Stimme meiner Mutter bleibt leise, doch sie hebt sie ohnehin nur selten. «Ich habe dir doch gesagt, dass ich keines habe. Es tut mir leid, Schatz. Jetzt muss ich aber wirklich ...»
«Was ist mit eurer Hochzeit?» Ich stelle mir ein in weißes Leder gebundenes Album vor, in dem meine Eltern auf jedem Foto lächeln, mein Vater dunkel und gutaussehend in Grau, ihr Porzellanpuppengesicht von einem Schleier umflattert.
Sie blinzelt langsam. «Ja, ich hatte einige Fotos, aber ... ich habe sie nicht mehr.»
«Aber es muss welche geben. Ich brauche doch nur eins.» Ich nehme meinen herzförmigen Radiergummi und biege ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. «Ich würde gern ein Foto auf die Anrichte stellen. Da ist ein Silberrahmen, den ich dafür nehmen könnte.»
Sie reißt ihre großen blauen Augen auf. «Aber ... das geht nicht.»
«Oh. Dann kaufe ich einen Rahmen: Ich habe Taschengeld. Ich könnte auch einen basteln. Oder du schenkst mir einen zum Geburtstag.»
«Es geht nicht um den Rahmen, Ella.» Plötzlich wirkt meine Mutter hilflos. «Ich will einfach kein Foto von ihm auf der Anrichte. Und auch sonst nirgends.»
Mein Herz pocht. «Warum nicht?»
«Weil ...» Sie wirft die Hände in die Luft. «Weil er, wie du sehr wohl weißt, Ella, nichts mit unserem Leben zu tun hat, und zwar schon eine ganze Zeit lang, und es wäre sehr verwirrend, besonders für Chloë. Er ist nicht ihr Vater, und Roy gegenüber wäre es auch nicht besonders nett. Roy ist so gut zu dir», fährt sie eilig fort. «Er ist dir wie ein Vater, nicht wahr ... ein wunderbarer Vater.»
«Ja, aber er ist nicht mein richtiger Vater.» Mein Gesicht ist ganz heiß geworden. «Ich habe einen richtigen Vater, Mum, und er heißt John, aber ich weiß nicht, wo er ist und warum ich ihn nie sehe, und auch nicht, warum du nie über ihn sprichst.» Sie hat die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengekniffen, aber ich bin nicht mehr zu bremsen. «Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit ich ... ich weiß nicht mal das. War ich da drei?»
Meine Mutter verschränkt ihre schlanken Arme, und das goldene Armband klimpert leise gegen ihre Uhr. «Du warst fast fünf», antwortet sie leise. «Aber weißt du, Ella, ich würde sagen, dass der, der sich wie ein Vater verhält, der Vater ist, und Roy tut alles, was ein Vater tut, wogegen ... John ... nun ...» Sie lässt den Satz unvollendet.
«Aber ich möchte trotzdem ein Foto von ihm. Ich könnte es hier aufbewahren, in meinem Zimmer, dann müsste kein anderer es sehen, es wäre nur für mich. Gut», füge ich schnell hinzu. «Das wäre dann geklärt.»
Sie seufzt schmerzlich. «Die Fotos sind ... verlorengegangen ...» Sie sieht aus dem Fenster. «... als wir hergezogen sind.» Sie richtet den Blick wieder auf mich. «Wir haben nicht alles mitgenommen.»
Ich starre sie an. «Aber die Fotos hätten wir mitnehmen müssen. Das ist gemein», füge ich zornig hinzu. «Es ist gemein, dass du nicht mal eins für mich aufgehoben hast!» Ich bin aufgesprungen und habe eine Hand auf den Stuhl gelegt, als Stütze gegen den Tumult in meiner Brust. «Und warum sprichst du nicht über ihn? Nie sprichst du über ihn!»
Die blassen Wangen meiner Mutter sind plötzlich rot ... als hätte ich mit einem Pinsel Krapprot daraufgestrichen.
«Es ... ist zu ... schwierig, Ella.»
«Warum?» Ich will schlucken, doch in meiner Kehle steckt ein Messer. «Du sagst immer nur, er hätte nichts mit unserem Leben zu tun, und das wäre auch besser so, aber ich weiß nicht, was passiert ist ...» Tränen der Enttäuschung brennen in meinen Augen. «Oder warum er uns verlassen hat ...» Die Züge meiner Mutter verschwimmen. «Oder ob ich ihn je wiedersehe.» Eine Träne läuft mir über die Wange. «Deswegen ... deswegen ...» Ich werfe mich auf den Boden, greife unter das Bett und ziehe meine Schachtel raus. Sie trägt den Aufdruck Ravel, Mums beste Stiefel waren darin. Ich stehe auf und stelle sie aufs Bett. Meine Mutter betrachtet sie, setzt sich mit einem besorgten Blick auf mich daneben und nimmt den Deckel ab ...
Die erste Zeichnung ist noch recht neu, Bleistift und Tusche mit weißer Pastellfarbe auf Nase, Haar und Wangenknochen. Ich bin zufrieden damit, denn ich habe gerade erst gelernt, wie man Lichtpunkte richtig setzt. Dann nimmt sie drei Bleistiftzeichnungen von ihm heraus, die ich im Frühling gemacht habe. Darauf ist es mir mit sorgfältigen Kreuzschraffierungen gelungen, seinen Augen Tiefe und Ausdruckskraft zu verleihen. Darunter liegen zehn oder zwölf ältere Zeichnungen, auf denen die Proportionen alle falsch sind - sein Mund zu klein oder seine Augenbrauen zu weit auseinander oder die Ohrmuschel zu hoch angesetzt. Dann kommen fünf, die keine Spur von Konturierung aufweisen, sein Gesicht ist darauf flach und rund wie ein Teller. Als Nächstes nimmt Mum ein paar Blätter heraus, auf denen ich meinen Vater mit Filzstiften gemalt habe, mit ihr und mir zusammen vor einem roten Backsteinhaus mit schwarzen Stufen, die zu der dunkelgrünen Haustür führen. Dann kommen einige bunte, mit Plakatfarben gemalte Bilder, auf denen er ein großes blaues Auto fährt. Als Nächstes kommt eine Bastelei, Pfeifenreiniger als Beine, malvenfarbener Filz als Hemd und Hose und Büschel brauner Wollhaare, die mit Klebstoff angeklebt sind. Auf den untersten Blättern ist mein Vater kaum mehr als ein Strichmännchen. Ich habe «dad» daruntergeschrieben, doch auf einem habe ich das erste «d» falsch herum geschrieben, und da steht «bad».
«So viele», murmelt meine Mutter. Sie legt die Bilder wieder in den Schuhkarton und nimmt meine Hand. Als ich mich neben sie setze, höre ich sie schlucken. «Ich hätte es dir erzählen sollen», sagt sie leise. «Aber ich wusste nicht, wie ...»
«Aber ... warum nicht? Und was?»
«Es ... es ... war so schrecklich.» Es quält sie so, dass sich in ihrem Kinn eine Falte bildet. «Ich hatte gehofft, ich könnte damit warten, bis du älter bist ... aber heute ... heute zwingst du mich dazu.» Sie drückt die Fingerspitzen an ihre Lippen und sieht mich an, aber irgendwie weiß ich, dass sie mich gar nicht sieht. «Also gut», flüstert sie, lässt die Hände in den Schoß sinken und atmet tief durch. Und während der Hochzeitsmarsch aus Westminster Abbey heraufdröhnt, spricht sie endlich mit mir über meinen Vater. Als sie mir erzählt, was er getan hat, gerät meine Welt ins Schlingern, als hätte etwas Großes, Schweres sie gerammt.
Wir bleiben eine Weile dort sitzen, und ich stelle ihr einige Fragen. Sie beantwortet sie, und dann stelle ich ihr dieselben Fragen noch einmal. Danach gehen wir runter. Ich hole Chloë aus dem Garten rein, und wir setzen uns vor den Fernseher und sind ganz aufgeregt über Sarah Fergusons bauschiges Seidenkleid mit der fünf Meter langen, mit Bienen bestickten Schleppe. Und am nächsten Tag trage ich meinen Schuhkarton in die Küche, hole die Bilder raus und stopfe sie ganz tief in den Abfalleimer.
1
«Tut mir schrecklich leid», sagte die Rundfunkreporterin Clare am frühen Abend zu mir und fummelte an ihrem kleinen Aufnahmegerät herum. Sie strich sich eine knallrote Haarsträhne hinters Ohr. «Ich muss nur rasch überprüfen, ob ich auch alles drauf habe. Da scheint mir ein kleiner Kobold drin zu sein.»
«Keine Sorge.» Ich warf einen ängstlichen Blick auf die Uhr. Ich musste bald los.
«Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie sich die Zeit nehmen.» Clares perfekt manikürte Finger nahmen die winzigen Batterien heraus. Ich schaute auf meine fleckigen Hände. «Aber für das Radio muss man sehr viel mitschneiden. »
«Natürlich.» Wie alt war sie? Am Anfang war ich unsicher gewesen, denn sie hatte sehr viel Make-up aufgelegt. Fünfunddreißig, entschied ich jetzt, mein Alter. «Ich freue mich, dass ich dabei bin», fügte ich hinzu, als sie die Batterien wieder einlegte und das Gerät schloss.
«Also, ich hatte schon von Ihnen gehört, und dann habe ich letzten Monat den Artikel über Sie in der Times gelesen ...» Ich merkte, wie mein Magen sich verkrampfte. «Und ich fand, Sie wären perfekt für meine Sendung - falls ich das verdammte Ding noch mal ans Laufen kriege ...» Selbst durch die Grundierung konnte ich sehen, wie Clares Wangen rot wurden, als sie auf die Tasten eindrosch. Und wann ist Ihnen klar geworden, dass Sie Malerin werden wollen? «Puh ...» Sie schlug die Hand vor die Brust. «Es ist noch da.» Ich wusste, dass ich Malerin werden wollte, seit ich acht oder neun war ... Sie lächelte. «Ich hatte Sorge, ich hätte es gelöscht.» Ich habe andauernd gezeichnet und gemalt ... Sie drückte auf schnellen Vorlauf, und meine Stimme wurde zu einem Minnie-Mouse-Quietschen, dann spielte sie es wieder mit normaler Geschwindigkeit ab. Malen war in gewisser Weise immer mein ... Trost. «Toll», sagte sie, während ich einen Klecks eingetrocknetes Preußischblau von meiner Malschürze kratzte, die schon ganz steif war von Farbe. «Wir können weitermachen.» Sie schaute auf ihre Uhr. «Haben Sie noch zwanzig Minuten?»
Mich verließ der Mut. Sie war schon seit anderthalb Stunden hier - die hauptsächlich mit müßigem Geplauder und dem Herumhantieren an ihrem Aufnahmegerät vergangen waren. Doch ein Feature in Radio 4 konnte mir mit etwas Glück zu neuen Aufträgen verhelfen, also bezwang ich meine Ungeduld. «Das geht.»
Sie nahm ihr Mikrophon und sah sich im Atelier um. «Das ist bestimmt ein schöner Ort zum Arbeiten.»
«Ja ... Deswegen habe ich das Haus gekauft, wegen dieses geräumigen Dachbodens. Und das Licht ist perfekt - die Fenster gehen nach Nordost.»
«Und die Aussicht ist phantastisch!» Clare lachte. Vor den beiden großen Mansardenfenstern ragte der gigantische rostfarbene Rundbau der Fulham's Imperial Gas Works auf. «Also, ich mag Industriearchitektur», fügte sie rasch hinzu, als hätte sie Sorge, sie könnte mich gekränkt haben.
«Ich auch. Ich finde, Gasometer haben etwas Erhabenes. Auf der anderen Seite ist das alte Kohlekraftwerk an der Lots Road. Also, nein, es ist nicht gerade grün und freundlich, aber ich mag die Gegend, und es gibt viele Künstler und Designer hier, also fühle ich mich zu Hause.»
«Aber es ist fast ein wenig Niemandsland», bemerkte Clare. «Man muss die ganze King's Road runterfahren, um herzukommen.»
«Stimmt. Aber der Fulham Broadway ist nicht weit. Wie auch immer, ich fahre überall mit dem Fahrrad hin.»
«Sehr mutig. Jedenfalls ...» Sie blätterte in ihren Notizen, die auf dem niedrigen Glastisch lagen. «Wo waren wir?» Ich schob den Topf mit den Hyazinthen zur Seite, damit sie mehr Platz hatte. «Wir hatten mit Ihrer Vergangenheit angefangen», sagte sie. «Die Samstage, die Sie als Teenager in der National Gallery verbracht haben, um alte Meister zu kopieren, dann der Grundlagenkurs in der Slade School. Wir haben über die Maler gesprochen, die Sie am meisten bewundern - Rembrandt, Velázquez und Lucian Freud. Ich verehre Lucian Freud.» Sie schauderte leicht vor Bewunderung. «So schön und ... fleischig.»
«Sehr fleischig», pflichtete ich ihr bei.
«Dann kamen wir zu Ihrem großen Durchbruch mit dem BP Portrait Award vor vier Jahren ...»
«Den ich nicht gewonnen habe», unterbrach ich sie. «Ich wurde Zweite. Aber mein Bild wurde auf das Poster für den Wettbewerb gedruckt, und das hat zu mehreren neuen Aufträgen geführt. Was hieß, dass ich das Unterrichten aufgeben und mich ganz dem Malen widmen konnte. Also, ja, das war ein großer Schritt.»
«Und jetzt hat die Duchess of Cornwall Sie bekannt gemacht! »
«Ja, sieht ganz so aus. Ich war ganz begeistert, als die National Portrait Gallery mich gebeten hat, sie zu malen.»
«Und das hat Ihnen hübsche Publicity gebracht.» Ich zuckte zusammen. «Hatten Sie denn schon viele berühmte Modelle?»
Ich schüttelte den Kopf. «Die meisten sind ganz normale Menschen, die Freude daran haben, sich selbst oder jemanden, der ihnen am Herzen liegt, porträtieren zu lassen. Die Übrigen sind entweder Personen des öffentlichen Lebens oder sie haben eine bemerkenswerte Karriere gemacht, an die das Porträt erinnern soll.»
«Wir sprechen also über die Großen und Berühmten.»
Ich zuckte die Achseln. «So könnte man sie nennen ... Professoren und Politiker, Wirtschaftsgrößen, Sänger, Dirigenten, ein paar Schauspieler.»
Clare wies mit einem Nicken auf ein kleines ungerahmtes Bild, das an der Tür hing. «Ich liebe das Bild von David Walliams - wie sein Gesicht aus dem Dunkeln auftaucht.»
«Das ist nicht das fertige Porträt», erklärte ich. «Das hat natürlich er. Dies ist nur eine Vorarbeit, um sicherzugehen, dass die formatfüllende Komposition funktioniert.»
«Es erinnert mich an Caravaggio», sinnierte sie. Ich wünschte, sie käme zum Punkt. «Er sieht ein wenig aus wie der Bacchus ...»
«Es tut mir leid, Clare», unterbrach ich sie. «Aber können wir ...?» Ich nickte in Richtung Diktaphon.
«Oh, ich verplaudere mich, was? Lassen Sie uns weitermachen. » Sie setzte den Kopfhörer auf ihren kupferroten Bubikopf und hielt mir das Mikrophon hin. «Also», sie drückte auf Aufnahme, «warum malen Sie Porträts, Ella, statt, sagen wir, Landschaften?»
«Nun, Landschaftsmalerei ist ein einsames Geschäft», antwortete ich. «Man ist mit sich und der Aussicht allein. Doch beim Porträt hat man es mit einem Gegenüber zu tun, und das hat mich von Anfang an fasziniert.» Clare nickte und lächelte auffordernd. «Ich bin ganz aufgeregt, wenn ich einen Menschen das allererste Mal sehe. Wenn er oder sie vor mir sitzt, nehme ich die Person mit ihrem ganzen Sein in mich auf. Ich studiere die Farbe und die Form der Augen, die Linie der Nase, die Farbe und Textur der Haut, die Umrisse der Lippen. Und nicht zuletzt, wie die Person ist, körperlich.»
«Sie meinen die Körpersprache?»
«Ja. Ich schaue, wie sie den Kopf neigt und lächelt, ob sie mir in die Augen sieht oder den Blick abwendet, ich beobachte, wie sie die Arme oder Beine verschränkt, ob sie richtig auf dem Stuhl sitzt oder vorn auf der Kante hockt oder sich darauf lümmelt. Denn all das verrät mir, was ich über den Menschen wissen muss, um ihn richtig malen zu können.»
«Aber ...» Ein Motorrad bretterte die Straße runter, und Clare wartete, bis der Lärm verklungen war. «Was bedeutet ‹richtig› in diesem Zusammenhang? Dass das Porträt dem Menschen ähnlich sieht?»
«Es sollte aussehen wie der Mensch.» Ich rieb einen chromgrünen Fleck von meinem Handteller. «Aber ein gutes Porträt sollte auch etwas über den Charakter verraten. Es sollte eine äußere und eine innere Ähnlichkeit einfangen. »
«Sie meinen Körper und Seele?»
«Ja. Es sollte den ganzen Menschen zeigen, Körper und Seele.»
Clare warf noch einen Blick in ihre Notizen. «Arbeiten Sie auch mit Fotos?»
«Nein. Ich brauche unbedingt einen lebendigen Menschen vor mir. Ich möchte ihn aus jedem Winkel betrachten und die Beziehung zwischen den einzelnen Teilen des Gesichts ergründen können. Vor allem muss ich sehen, wie das Licht auf den Zügen reflektiert, denn das verrät mir etwas über Formen und Proportionen. Beim Malen geht es darum, das Licht zu sehen. Ich arbeite also nur mit Modellen, und ich brauche sechs Sitzungen à zwei Stunden.»
Clare riss ihre grünen Augen auf. «Das erfordert einiges an Engagement, von beiden Seiten.»
«Ja. Ein Porträt ist ein wichtiges Unterfangen, bei dem der Maler und das Modell zusammenarbeiten - es gibt eine Art von Komplizenschaft.»
Sie hielt das Mikrophon ein wenig näher. «Und öffnen sich Ihre Modelle Ihnen?» Ich antwortete nicht. «Ich meine, Sie sind viele Stunden allein mit einem Menschen. Vertrauen sie sich Ihnen an?»
«Nun ...» Ich wollte nicht sagen, dass meine Modelle mir sogar die außerordentlichsten Dinge anvertrauten. «Manchmal sprechen sie über ihre Ehe oder ihre Beziehung », antwortete ich vorsichtig. «Sie erzählen mir zuweilen sogar von Tragödien und Dingen, die sie bereuen. Aber das, was bei den Sitzungen geschieht, ist für mich nicht nur vertraulich, sondern geradezu heilig.»
«Fast wie eine Beichte?», meinte Clare scherzhaft.
«In gewisser Weise, ja. Eine Porträtsitzung schafft einen ganz besonderen Raum, dem eine gewisse ... Intimität innewohnt. Einen anderen Menschen zu malen ist ein intimer Akt.»
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Autoren-Porträt von Isabel Wolff
Wolff, IsabelIsabel Wolff studierte in Cambridge Literatur und arbeitete lange Jahre als Journalistin für die BBC. Sie lebt mit ihrer Familie in London. Ihre Romane wurden in 29 Sprachen übersetzt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Isabel Wolff
- 2012, Neuausg., 432 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Willems, Elvira
- Übersetzer: Elvira Willems
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499259427
- ISBN-13: 9783499259425
- Erscheinungsdatum: 01.12.2012
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