Denn die Liebe hört niemals auf
Die schönsten Geschichten aus der Heimat
Freuen Sie sich auf Geschichten aus der Zeit, als unsere Urgroßeltern jung und verliebt waren. Die warmherzigen, witzigen und ergreifenden Heimatgeschichten erzählen, was schon vor hundert Jahren die Macht der Liebe bewirkte.
Die zwei...
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Produktinformationen zu „Denn die Liebe hört niemals auf “
Freuen Sie sich auf Geschichten aus der Zeit, als unsere Urgroßeltern jung und verliebt waren. Die warmherzigen, witzigen und ergreifenden Heimatgeschichten erzählen, was schon vor hundert Jahren die Macht der Liebe bewirkte.
Die zwei Bände
- Das Brautpaar im Backtrog und
- Der Raritätenschrank
Lese-Probe zu „Denn die Liebe hört niemals auf “
Denn die Liebe hört niemals auf von Heinz-Lothar Worm AntOn Abt
Die Glockensprache
„Herr Pfarrer, gebt mir guten Rat!“, sprach die Hinterbauers Wittib (Witwe) eines Tages. Und der Herr Pfarrer gab zur Antwort: „Guter Rat ist teuer; aber weil Ihr’s seid, sollt Ihr ihn umsonst haben.“
„Was soll ich tun, Herr Pfarrer?“, fuhr selbige Wittib fort. „Soll ich den Knecht nehmen, oder soll ich ihn nicht nehmen?“
„Welchen Knecht?“
„Ei, meinen Knecht, den langen Andres!“
„Nun, wenn Ihr den Knecht schon habt, was braucht Ihr Euch dann noch den Kopf zu zerbrechen, ob Ihr ihn nehmen sollt oder nicht?“
„Ach, Herr Pfarrer, Ihr wisst ganz gut, was ich damit meine. Seht, so eine allein stehende Wittib ist doch nur wie ein niedriger Gartenzaun. Über den kann jeder springen. Bedenket das weitläufige Anwesen, und lauter fremde Leute drauf! Knecht und Magd tun, was jedes mag; eine arme schutzlose Frau wird nicht geachtet! Sagt, wie soll ich schwache Person da allein fertig werden?“
Die Wittib griff wegen der aufquellenden Tränen nach einem Zipfel ihrer Schürze.
Der Pfarrer sprach: ja, wenn es so aussieht, dann tät’ ich an Eurer Stelle den Knecht nehmen.“
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Drauf die Wittib: „So habe ich auch schon gemeint. Aber dann denke ich wieder, das Heiraten ist wie ein Lotteriespiel. Da sieht niemand hinein, und selten glückt’s. Mein Seliger ist freilich ein guter Mann gewesen; aber die Männer heutigen Tages sind anderer Art, wollen den Herrn spielen, kommandieren, in die Wirtshäuser laufen. Und die Welt wird ja immer schlechter ... “
Der Pfarrer: „Hm, da kann ich euch nicht Unrecht geben. An Eurer Stelle tät’ ich also den Knecht nicht nehmen.“
Wieder die Wittib: „Wenn ich aber an meine zwei Buben denke, die mir mein Seliger hinterlassen hat, will mir doch gar bänglich ums Herz werden. Die schießen mit jedem Tag mehr in die Höhe, wie der Salat im Sommer, und sind kaum zu bändigen. Denen bin ich allein stehendes Weib nicht Manns genug. Da gehört eine Mannshand hin!“
Und wiederum der Pfarrer: „Ja, da habt Ihr freilich Recht. An Eurer Stelle tät’ ich den Knecht doch nehmen.“
Nun fing dieselbe Wittib laut zu heulen an: „Ach, meine guten, lieben, wilden Buben! Einen Stiefvater soll ich euch ins Haus bringen? Die Schmach soll ich meinen armen Kindern antun? Nein und nimmermehr! Mein Seliger würde sich ja im Grab herumdrehen, wenn ich solches täte ... Und dann die Leute, was würden die reden!“
Drauf abermals der Pfarrer: „Da habt Ihr als wieder Recht. An Eurer Stelle tät’ ich den Knecht doch nicht nehmen.“
Die Wittib aber war noch lange nicht beruhigt. Nachdem sich die bitterste Tränenflut einigermaßen verlaufen hatte, wollte sie mit einem neuen „Aber“ fortfahren, wo rauf sich jedoch der Herr Pfarrer nicht weiter einließ.
Er sprach: „Auf die Weise kommen wir an kein Ziel. Wisst Ihr was? Horchet am nächsten Sonntag genau auf die Kirchenglocken. Und was die euch sagen, das tut!“
Und mit diesem Bescheid ging die Wittib voll großer Erwartung nach Hause. Kaum war am folgenden Sonntag der Gottesdienst beendet, als dieselbe Wittib wieder an des Pfarrers Tür klopfte und schier vor Freude strahlend in die Pfarrstube trat.
„Nun, haben die Glocken gesprochen?“, rief der Pfarrer ihr entgegen.
„Ei, freilich haben sie gesprochen!“
„Und was haben sie gesagt?“
„Nimm den Knecht ... Nimm den Knecht ... Nimm den Knecht – so hat das Glöcklein in einem fort gesagt!“
„Habt Ihr Euch auch nicht verhört?“
„Nein, ganz gewiss nicht, Herr Pfarrer; ich habe es ganz deutlich vernommen, wie das Glöcklein wohl an die zwanzigmal und mehr gerufen hat: Nimm den Knecht ... Nimm den Knecht ... Nimm den Knecht ... “
„Was gedenkt Ihr jetzt zu tun?“
„Natürlich nehme ich ihn nun, denn man darf doch einer Glocke nicht widersprechen.“
Und sie ging hin und nahm den Knecht.
Nach kaum sechs Wochen kam die wieder verehelichte Wittib unter vielen Tränen und schweren Vorwürfen zu dem Herrn Pfarrer. Ein über das andere Mal rief sie: „Ihr habt mir einen schönen Rat gegeben, Ihr! Ja, schönen Rat, schönen Rat!“
Der aber verwies ihr solches streng. „Hab’ ich gesagt: Nimm den Knecht – oder wer hat es gesagt?“
„Die Glocke“, schluchzte das arme Weib, „die Glocke hat’s gesagt, und die Glocke hat gelogen.“
„Nicht die Glocke hat gelogen, sondern Ihr habt Euch selbst betrogen. Ihr solltet hören, was die Glocken sagten, nicht was das einzige Glöcklein spräche, das man beim Erstläuten zieht. Ihr konntet’s aber nicht abwarten, bis man zusammen läutete. Beim Zusammenläuten hättet Ihr eine ganz andere Sprache gehört, denn da hätten die Glocken gesagt: Nimm den Knecht nit – nimm den Knecht nit – nimm den Knecht nit! So Ihr ihn aber einmal genommen habt, vertragt Euch mit ihm und tragt Euer Los in Geduld!“
Merke: Was ein jeder will, das läuten ihm die Glocken.
© Brunnen Verlag
Der Pfarrer: „Hm, da kann ich euch nicht Unrecht geben. An Eurer Stelle tät’ ich also den Knecht nicht nehmen.“
Wieder die Wittib: „Wenn ich aber an meine zwei Buben denke, die mir mein Seliger hinterlassen hat, will mir doch gar bänglich ums Herz werden. Die schießen mit jedem Tag mehr in die Höhe, wie der Salat im Sommer, und sind kaum zu bändigen. Denen bin ich allein stehendes Weib nicht Manns genug. Da gehört eine Mannshand hin!“
Und wiederum der Pfarrer: „Ja, da habt Ihr freilich Recht. An Eurer Stelle tät’ ich den Knecht doch nehmen.“
Nun fing dieselbe Wittib laut zu heulen an: „Ach, meine guten, lieben, wilden Buben! Einen Stiefvater soll ich euch ins Haus bringen? Die Schmach soll ich meinen armen Kindern antun? Nein und nimmermehr! Mein Seliger würde sich ja im Grab herumdrehen, wenn ich solches täte ... Und dann die Leute, was würden die reden!“
Drauf abermals der Pfarrer: „Da habt Ihr als wieder Recht. An Eurer Stelle tät’ ich den Knecht doch nicht nehmen.“
Die Wittib aber war noch lange nicht beruhigt. Nachdem sich die bitterste Tränenflut einigermaßen verlaufen hatte, wollte sie mit einem neuen „Aber“ fortfahren, wo rauf sich jedoch der Herr Pfarrer nicht weiter einließ.
Er sprach: „Auf die Weise kommen wir an kein Ziel. Wisst Ihr was? Horchet am nächsten Sonntag genau auf die Kirchenglocken. Und was die euch sagen, das tut!“
Und mit diesem Bescheid ging die Wittib voll großer Erwartung nach Hause. Kaum war am folgenden Sonntag der Gottesdienst beendet, als dieselbe Wittib wieder an des Pfarrers Tür klopfte und schier vor Freude strahlend in die Pfarrstube trat.
„Nun, haben die Glocken gesprochen?“, rief der Pfarrer ihr entgegen.
„Ei, freilich haben sie gesprochen!“
„Und was haben sie gesagt?“
„Nimm den Knecht ... Nimm den Knecht ... Nimm den Knecht – so hat das Glöcklein in einem fort gesagt!“
„Habt Ihr Euch auch nicht verhört?“
„Nein, ganz gewiss nicht, Herr Pfarrer; ich habe es ganz deutlich vernommen, wie das Glöcklein wohl an die zwanzigmal und mehr gerufen hat: Nimm den Knecht ... Nimm den Knecht ... Nimm den Knecht ... “
„Was gedenkt Ihr jetzt zu tun?“
„Natürlich nehme ich ihn nun, denn man darf doch einer Glocke nicht widersprechen.“
Und sie ging hin und nahm den Knecht.
Nach kaum sechs Wochen kam die wieder verehelichte Wittib unter vielen Tränen und schweren Vorwürfen zu dem Herrn Pfarrer. Ein über das andere Mal rief sie: „Ihr habt mir einen schönen Rat gegeben, Ihr! Ja, schönen Rat, schönen Rat!“
Der aber verwies ihr solches streng. „Hab’ ich gesagt: Nimm den Knecht – oder wer hat es gesagt?“
„Die Glocke“, schluchzte das arme Weib, „die Glocke hat’s gesagt, und die Glocke hat gelogen.“
„Nicht die Glocke hat gelogen, sondern Ihr habt Euch selbst betrogen. Ihr solltet hören, was die Glocken sagten, nicht was das einzige Glöcklein spräche, das man beim Erstläuten zieht. Ihr konntet’s aber nicht abwarten, bis man zusammen läutete. Beim Zusammenläuten hättet Ihr eine ganz andere Sprache gehört, denn da hätten die Glocken gesagt: Nimm den Knecht nit – nimm den Knecht nit – nimm den Knecht nit! So Ihr ihn aber einmal genommen habt, vertragt Euch mit ihm und tragt Euer Los in Geduld!“
Merke: Was ein jeder will, das läuten ihm die Glocken.
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Autoren-Porträt von Heinz-Lothar Worm
Dr. phil. Heinz-Lothar Worm, M.A., Jahrgang 1947, Sonderschullehrer. Leitung des Hüttenberger Heimatmuseums.
Bibliographische Angaben
- Autor: Heinz-Lothar Worm
- 2009, 272 Seiten, Maße: 13,4 x 20,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben von Worm, Heinz-Lothar
- Herausgegeben: Heinz-Lothar Worm
- Verlag: Brunnen-Verlag, Gießen
- ISBN-10: 376551702X
- ISBN-13: 9783765517020
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