Der Angriff - Plan of Attack
Er beschreibt zudem, wie kontrovers innerhalb der Bush-Administration über die Frage nach...
Er beschreibt zudem, wie kontrovers innerhalb der Bush-Administration über die Frage nach einem Krieg gegen den Irak gerungen wurde, wie groß die Meinungsunterschiede zwischen Außenminister Colin Powell und Verteidigungsminister Richard Cheney waren.
Außerdem stützt Woodward den Vorwurf, die Regierung habe sich erst nach dem 11.September um die Bekämpfung der Terrororganisation al-Qaida gekümmert, da sie bis dahin nur auf den Sturz Saddam Husseins fixiert gewesen sei.
''Dieses Buch hat das politische Washington im Mark erschüttert. So, als ob eine jener bunkerbrechenden Superbomben des Pentagon die meterdicken Mauern des Schweigens durchschlagen hätte und im Inneren dumpf detoniert wäre.''
Süddeutsche Zeitung
''Wer Woodward gelesen hat, wird glauben, bei Bush und den Seinen dabei gewesen zu sein.''
Die Zeit
''Dichter als Woodward ist der Bush-Regierung bislang keiner gekommen. Noch nie wurde eine historische Epoche in so kurzer Zeit so transparent gemacht.''
Der Tagesspiegel
Der Angriff von Bob Woodward
LESEPROBE
DIENSTAG,der 11. September 2001, begann als einer jener spektakulären vorherbstlichenTage an der Ostküste, sonnig, mit Temperaturen um die 22 Grad, leisem Windhauchund einem strahlend blauen Himmel. Da Präsident George W. Bush an diesem Morgenin Florida war, um für sein Bildungsprogramm zu werben, brauchte seinGeheimdienstchef, CIA-Direktor George J. Tenet, sichnicht an das 8-Uhr-Ritual zu halten, den Präsidenten im Weißen Haus persönlichüber die neuesten und wichtigsten streng geheimen Informationen zuunterrichten, die in dem riesigen Spionageimperium Amerikas eingegangen waren.
Tenet,48, ein stämmiger, lebhafter Sohn griechischer Einwanderer, hielt statt dessengemächlich Frühstück im St. Regis Hotel, dreiHäuserblocks nördlich vom Weißen Haus, zusammen mit dem Mann, der zu seinemAufstieg in die Welt der geheimen Nachrichtenbeschaffung am meisten beigetragenhatte: David L. Boren, ehemaliger demokratischerSenator von Oklahoma. Vor dreizehn Jahren, als Tenetnoch auf der mittleren Ebene im Stab des von Borengeleiteten Geheimdienstausschusses des Senats tätig war, hatten die beiden eineungewöhnlich enge Freundschaft geschlossen. Boren waraufgefallen, daß Tenethervorragende Lageberichte gab, und er hatte ihn vorbei an dienstälterenKollegen zum Direktor des Stabes gemacht, womit er praktisch zu allen geheimenNachrichten Zugang erhielt.
1992 hatte Boren dann dem gewählten Präsidenten Bill Clinton Tenet als Leiter des Übergangs-Geheimdienstteams empfohlen.Im darauffolgenden Jahr wurde Tenetzum Direktor des Geheimdienststabes des Nationalen Sicherheitsrats ernannt, derfür die Koordination aller Geheimdienstangelegenheitenfür das Weiße Haus zuständig war, einschließlich verdeckter Operationen. 1995ernannte Clinton ihn zum stellvertretenden CIA-Direktor, und zwei Jahre späterberief er ihn zum Director of Central Intelligence (DCI), verantwortlich für die Leitung der CIAund die Koordination des riesigen Netzes aller amerikanischenNachrichtendienste.
Tenet,ein Nervenbündel und Workaholic, erlitt als Direktor des Geheimdienststabes desNationalen Sicherheitsrats einen Herzinfarkt. Er konnte launisch sein. InPräsident Clintons zweiter Amtszeit, als er CIA-Direktor war, stürmte er einmalaus einer Besprechung auf Chefebene, an der nicht der Präsident, aber derAußen- und der Verteidigungsminister teilnahmen. Wegen der Besprechung konnteer nicht die Weihnachtsaufführung in der Schule seines Sohnes besuchen, und siewar für sein Gefühl reine Zeitverschwendung. "Scheiße, ich hau ab", hatte er imHinausgehen bemerkt. Seitdem hatte Tenet allerdingsgelernt, sein Temperament zu zügeln. Anfang 2001 rief Borenden gewählten Präsidenten Bush an und drang darauf, Tenet,den er als einen überparteilichen Mann rühmte, als CIA-Direktor im Amt zubelassen. Er empfahl Bush junior, sich bei seinem Vater zu erkundigen. Derehemalige Präsident erklärte ihm: "Nach allem, was ich gehört habe, ist er einguter Kerl." Das galt in der Familie Bush als eine der höchsten Auszeichnungen.Tenet, der ein ausgesprochenes Gespür dafür hat,politische Bündnisse zu pflegen, hatte Bush senior 1991 geholfen, dieumstrittene Nominierung von Robert Gates als CIA-Direktor durchzudrücken, undspäter hatte er sich maßgeblich dafür eingesetzt, die CIA-Zentrale nach Bush zubenennen, der selbst einmal DCI gewesen war. Der ehemalige Präsident sagteseinem Sohn außerdem: Das Wichtigste, was du als Präsident tun wirst, ist, dirjeden Tag die nachrichtendienstliche Lage vortragen zu lassen.
SEIT JENENTAGEN, als er den Stab des Geheimdienstausschusses des Senats leitete, hatte Tenet begriffen, wie wichtig die menschlicheNachrichtenbeschaffung im Spionagegewerbe war, die "human intelligence",kurz HUMINT genannt. In einer Zeit, in der die fernmeldetechnischeNachrichtenbeschaffung ("signals intelligence",kurz SIGINT) - dazu gehören die Telefon-, Fernschreiber- und Funküberwachungund die Codeentschlüsselung -, die Satellitenfotografie und die Radarbildgebung glänzende Durchbrüche erzielten, hatte dieCIA die Bedeutung von HUMINT heruntergestuft. Tenethatte jedoch mehr Geld für die menschliche Nachrichtenbeschaffung und dieAusbildung von Gruppenleitern vorgesehen, jenen Geheimdienstmitarbeitern, die inanderen Ländern undercover Spitzel und Agenten,intern als "Quellen" oder "Mitarbeiter" bezeichnet, anwerben und bezahlen. OhneGruppenleiter - das stand für Tenet fest - würde eskeine menschlichen Quellen geben, die Nachrichten beschafften, keinen Zugang zuden Interna von Regierungen, Oppositionsgruppen oder sonstigen Organisationenin anderen Ländern, kaum Insider-Informationen und kaum Gelegenheiten fürverdeckte Operationen. Und verdeckte Operationen, mit denen Veränderungen inanderen Ländern herbeigeführt wurden, gehörten nach wie vor zumGrundsatzprogramm der Agency, auch wenn sie durch falsche Entscheidungen undverpfuschte Aktionen im Laufe der Jahre in Mißkreditgeraten waren.
Derentscheidende Ansatzpunkt waren die Gruppenleiter. Zu einer Zeit in den 1990erJahren wurden in dem ein Jahr dauernden Intensivprogramm auf der "Farm", einerCIA-Einrichtung auf dem Land in Virginia, nur zwölf Gruppenleiter für dieZukunft ausgebildet. Tenet sorgte dafür, daß im Jahr 2001 zehnmal so viele ausgebildet wurden, einunglaublicher Anstieg. Er sollte der Stärkung von HUMINT dienen und verdeckteOperationen, falls die Genehmigung des Präsidenten vorlag, möglich machen. Dasalles war während der Clinton-Jahre geschehen.
"WORÜBER MACHEN SIE sich in diesenTagen Sorgen?" wollte Boren an jenem Morgen von Tenet wissen. "Bin Laden", erwiderte Tenetund bezog sich damit auf Osama Bin Laden, einen exilierten Saudiaraber, der in Afghanistan lebte und das weltweiteTerrornetz al-Qaida (arabisch für "die Basis")aufgebaut hatte. Er sagte, er sei überzeugt, daß BinLaden etwas Großes vorhabe. "Ach, George!" sagte Boren.Seit zwei Jahren hatte er sich die Sorgen seines Freundes wegen Bin Ladenanhören müssen. Wie kann von einem Privatmann, der nicht über die Mittel einesStaates verfügt, eine solche Gefahr ausgehen? wollte er wissen. "Sie habenkeine Ahnung von den Fähigkeiten und der Tragweite dessen, was die anzetteln",sagte Tenet. Boren warbeunruhigt, denn seiner Meinung nach hatte sein Freund eine krankhafteZwangsvorstellung von diesem Bin Laden entwickelt. Vor beinahe zwei Jahren,unmittelbar vor den Millenniumsfeiern des Jahres 2000, hatte Tenet einen ganz ungewöhnlichen, riskanten Schritt getan:Er hatte Boren davor gewarnt, an Silvester undNeujahr zu reisen oder bei größeren öffentlichen Ereignissen aufzutreten, weiler große Anschläge befürchtete.
Noch vor kurzem hatte Tenet sich Sorgen gemacht, daß eswährend der Unabhängigkeitsfeiern am 4. Juli 2001 zu Anschlägen kommen würde.Er hatte Boren zwar nichts davon gesagt, aber währenddes Sommers waren 34 eigentümliche Mitteilungen zwischen verschiedenen KomplizenBin Ladens aufgefangen worden, in denen es hieß: "Morgen ist die Stunde Null"oder "Es wird etwas Spektakuläres geschehen". Wegen der großen Zahl dieser imAbhörsystem eingegangenen Mitteilungen - viele wurden als Geschwätz abgetan -und der vielen Gefahrenmeldungen war Tenet zurhöchsten Alarmstufe übergegangen. Es sah ganz danach aus, als stünde einAnschlag auf US-Botschaften im Ausland oder auf Ansammlungen amerikanischer Touristenunmittelbar bevor, aber über den Zeitpunkt, den Ort oder die Methode bekamendie Geheimdienste nichts Genaueres heraus. Es war nichts passiert, aber das seidas Problem, das ihm den Schlaf raube, sagte Tenet.
© Deutsche Verlags-Anstalt
Übersetzung: Hans Freundl, Thomas Pfeiffer und Reiner Pfleiderer
- Autor: Bob Woodward
- 2004, 510 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 15 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: DVA
- ISBN-10: 3421057877
- ISBN-13: 9783421057877
"Packende Lektüre." (Neue Zürcher Zeitung)
"Ein Werk, an dem keiner vorbeikommt, der sich ernsthaft mit der Regierung Bush beschäftigt." (Deutschlandfunk)
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