Der Baader Meinhof Komplex
Stefan Austs Protokoll der Ereignisse zwischen der Erschießung Benno Ohnesorgs im Juni 1967 und dem "Deutschen Herbst" 1977. In der erweiterten 3. Auflage mit vielen neuen Fakten und Fotos.
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Produktinformationen zu „Der Baader Meinhof Komplex “
Stefan Austs Protokoll der Ereignisse zwischen der Erschießung Benno Ohnesorgs im Juni 1967 und dem "Deutschen Herbst" 1977. In der erweiterten 3. Auflage mit vielen neuen Fakten und Fotos.
Klappentext zu „Der Baader Meinhof Komplex “
Vollständig überarbeitet, aktualisiert, erstmals mit Fotos: das Standardwerk über die Geschichte der RAF.Viele neue - oft frappante und mysteriöse - Fakten sind dank Stefan Austs Recherchen ans Tageslicht gekommen. Gab und gibt es ein Interesse staatlicher Instanzen, sie unter Verschluss zu halten? Brisanter denn je: die revidierte Ausgabe 2008, erweitert um über 200 Seiten voller überraschender Informationen aus bislang unzugänglichen Quellen.Der Baader Meinhof Komplex hat Geschichte gemacht, und das nicht nur in der Publizistik. Das Buch hat wie kein anderes das heutige Bild vom Krieg der "Rote Armee Fraktion" gegen den Staat geprägt und tut dies weiterhin, indem es immer wieder frisch gewonnene Erkenntnisse präsentiert. Es ist keine Anklageschrift und kein Plädoyer eines Verteidigers. Es ist auch kein Urteil, weder in juristischer noch in moralischer Hinsicht. Es ist ein Protokoll, eine Chronik der Ereignisse, die ihren Höhepunkt im Deutschen Herbst hatten, in der Ermordung des Arbeitgeber-präsidenten Hanns Martin Schleyer und der Entführung und Befreiung der Passagiere und der Crew der Lufthansa-Maschine "Landshut".
Lese-Probe zu „Der Baader Meinhof Komplex “
Der Baader-Meinhof-Komplex von Stefan AustLESEPROBE
1. Tod in Stammheim
»00.38 Uhr. Hier ist der Deutschlandfunk mit einer wichtigen Nachricht. Die von Terroristen in einer Lufthansa-Boeing entführten 86 Geiseln sind alle glücklich befreit worden. Dies bestätigt ein Sprecher des Bundesinnenministeriums soeben in Bonn. Ein Spezialkommando des Bundesgrenzschutzes hatte um 00.00 Uhr die Aktion auf dem Flughafen von Mogadischu gestartet. Nach den ersten Informationen sollen drei Terroristen getötet worden sein.«
Zwei Minuten später wiederholte das gemeinsame Nachtprogramm der ARD die Meldung im Wortlaut. Es war Dienstag, der 18. Oktober 1977. Im siebten Stock der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim wachte einsam der Justizassistent Hans Rudolf Springer über die Gefangenen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und Irmgard Möller. Er saß in der Wachkabine, getrennt von den Gefangenen durch Wände, Gitter und Türen. Über Fernsehmonitore konnte er den großen Flur vor den Zellen beobachten. Nichts regte sich.
Die Meldung, eingestreut in das nächtliche Musikprogramm, riß Springer vom Stuhl. Er ging in den hinteren Flügel des Zellentrakts und stellte sich vor das Gitter zum Flur. Alles war still. Springer ging zurück in seinen Wachraum und starrte weiter auf die Monitore.
Um 6.30 Uhr wurde der Justizassistent von einem Kollegen abgelöst. Langsam erwachte die Anstalt.
Um 7.15 Uhr traten die Vollzugsbediensteten Miesterfeld, Stapf, Stoll, Griesinger und Hermann ihren Dienst an. Hauptsekretär Klaus Miesterfeld holte bei der Vollzugsdienstleitung die Zellenschlüssel ab und quittierte mit seiner Unterschrift. Dann schaltete er die Alarmanlage aus. Er öffnete die Gittertür zum Zellenflur und zog die Jalousien vor dem Fenster am hinteren Zellenflur
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auf. Licht fiel durch die Glasbausteine. Die Beamten wuchteten gemeinsam die gepolsterten Spanplatten von den Zellentüren, mit Haftanstalt Stuttgart-Stammheim: Ein Denkmal aus Stahl und Beton für die Gründer der RAF.
denen nächtliche Sprechkontakte zwischen den Gefangenen verhindert werden sollten.
Miesterfeld öffnete die Sicherheitsschlösser aller vier Zellen. Um 7.41 Uhr schloß Obersekretär Stoll die Tür zur Nummer 716 auf. Neben ihm stand der Hauptsekretär Willi Stapf. Die beiden Beamten hatten den Frühstückswagen mit Kaffee, Graubrot und einem gekochten Ei in den Trakt geschoben. Ihnen war seltsam zumute. Der Gefangene Raspe stand nicht, wie sonst, an der Tür. Ihre Kollegen, unter ihnen die Vollzugsbeamtin Renate Frede, die während der Nacht im siebten Stock Bereitschaftsdienst gehabt hatte, standen einige Schritte entfernt.
Stoll warf einen Blick in die Zelle und drehte sich abrupt um: »Komm einmal her. Schau mal, da ist was los!«
Die Beamten drängten sich in die Türöffnung. Das Bett Raspes stand wie gewöhnlich quer zum Eingang. Es reichte fast von einer Zellenwand zur anderen. Raspe saß mit ausgestreckten Beinen auf dem Bett. Mit dem Rücken lehnte er an der Treppenhauswand. Sein Kopf war leicht nach rechts gedreht und hing nach unten. Von der linken Schädelseite rann Blut. An der Wand hinter Raspes Kopf war ein Blutfleck. Stoll bemerkte, daß Raspe atmete, und hörte ihn stöhnen. »Mach sofort wieder zu!« ordnete Hauptsekretär Miesterfeld an. Keiner der Justizbeamten hatte die Zelle betreten. Stoll schloß die Tür und verständigte den stellvertretenden Vollzugsdienstleiter Horst Bubeck. Miesterfeld rief das Krankenrevier an.
Die Beamten sprachen leise, damit die Gefangenen in den übrigen Zellen nichts von den Geschehnissen mitbekamen. Kaum drei Minuten später betraten zwei Sanitäter in Begleitung von Amtsinspektor Erich Götz und Hauptsekretär Heinz Münzing den Zellentrakt. Die Tür wurde wieder aufgeschlossen, und die Beamten gingen in Raspes Zelle. »Da liegt eine Pistole!« rief einer der Beamten.
»Der lebt ja noch«, entfuhr es Götz. »Vorsichtshalber nehme ich die Pistole weg.« Mit seinem Taschentuch ergriff er die Waffe vorn am Lauf und zog sie an sich. Miesterfeld holte ein Geschirrtuch und wickelte die Pistole ein. Götz steckte sein Taschentuch weg. Es klebte kein Blut daran.
Später waren sich die Beamten nicht einig, wo die Pistole tatsächlich gelegen hatte. Einer der Sanitäter meinte, sie habe sich auf Raspes geöffneter Hand befunden. Amtsinspektor Götz erinnerte sich dagegen, er habe sie unter der geschlossenen Hand weggezogen. Verwertbare Fingerabdrücke waren nachher nicht mehr festzustellen.
Raspe blutete aus Mund, Ohren und Nase. Er hatte an beiden Augen Blutergüsse, groß wie eine Kinderfaust. Die Sanitäter konnten auf den ersten Blick keine Schußverletzung feststellen. Ohne Raspes Lage zu verändern, alarmierten sie den Notarztwagen.
Gegen 8.00 Uhr traf der Unfallwagen des Roten Kreuzes ein. Zwei Sanitäter hängten Raspe an den Tropf und legten ihn auf eine Trage. Wenig später kam auch der Notarzt. Unter Begleitung von zwei Justizbeamten wurde Raspe zum Katharinenhospital gebracht. Zwei Polizeifahrzeuge fuhren vorweg und machten die Straße frei.
Im Operationssaal war alles vorbereitet. Raspe wurde geröntgt und ärztlich versorgt. Aber alle Hilfe war vergebens. Jan-Carl Raspe starb um 9.40 Uhr.
© Hoffmann und Campe Verlag
denen nächtliche Sprechkontakte zwischen den Gefangenen verhindert werden sollten.
Miesterfeld öffnete die Sicherheitsschlösser aller vier Zellen. Um 7.41 Uhr schloß Obersekretär Stoll die Tür zur Nummer 716 auf. Neben ihm stand der Hauptsekretär Willi Stapf. Die beiden Beamten hatten den Frühstückswagen mit Kaffee, Graubrot und einem gekochten Ei in den Trakt geschoben. Ihnen war seltsam zumute. Der Gefangene Raspe stand nicht, wie sonst, an der Tür. Ihre Kollegen, unter ihnen die Vollzugsbeamtin Renate Frede, die während der Nacht im siebten Stock Bereitschaftsdienst gehabt hatte, standen einige Schritte entfernt.
Stoll warf einen Blick in die Zelle und drehte sich abrupt um: »Komm einmal her. Schau mal, da ist was los!«
Die Beamten drängten sich in die Türöffnung. Das Bett Raspes stand wie gewöhnlich quer zum Eingang. Es reichte fast von einer Zellenwand zur anderen. Raspe saß mit ausgestreckten Beinen auf dem Bett. Mit dem Rücken lehnte er an der Treppenhauswand. Sein Kopf war leicht nach rechts gedreht und hing nach unten. Von der linken Schädelseite rann Blut. An der Wand hinter Raspes Kopf war ein Blutfleck. Stoll bemerkte, daß Raspe atmete, und hörte ihn stöhnen. »Mach sofort wieder zu!« ordnete Hauptsekretär Miesterfeld an. Keiner der Justizbeamten hatte die Zelle betreten. Stoll schloß die Tür und verständigte den stellvertretenden Vollzugsdienstleiter Horst Bubeck. Miesterfeld rief das Krankenrevier an.
Die Beamten sprachen leise, damit die Gefangenen in den übrigen Zellen nichts von den Geschehnissen mitbekamen. Kaum drei Minuten später betraten zwei Sanitäter in Begleitung von Amtsinspektor Erich Götz und Hauptsekretär Heinz Münzing den Zellentrakt. Die Tür wurde wieder aufgeschlossen, und die Beamten gingen in Raspes Zelle. »Da liegt eine Pistole!« rief einer der Beamten.
»Der lebt ja noch«, entfuhr es Götz. »Vorsichtshalber nehme ich die Pistole weg.« Mit seinem Taschentuch ergriff er die Waffe vorn am Lauf und zog sie an sich. Miesterfeld holte ein Geschirrtuch und wickelte die Pistole ein. Götz steckte sein Taschentuch weg. Es klebte kein Blut daran.
Später waren sich die Beamten nicht einig, wo die Pistole tatsächlich gelegen hatte. Einer der Sanitäter meinte, sie habe sich auf Raspes geöffneter Hand befunden. Amtsinspektor Götz erinnerte sich dagegen, er habe sie unter der geschlossenen Hand weggezogen. Verwertbare Fingerabdrücke waren nachher nicht mehr festzustellen.
Raspe blutete aus Mund, Ohren und Nase. Er hatte an beiden Augen Blutergüsse, groß wie eine Kinderfaust. Die Sanitäter konnten auf den ersten Blick keine Schußverletzung feststellen. Ohne Raspes Lage zu verändern, alarmierten sie den Notarztwagen.
Gegen 8.00 Uhr traf der Unfallwagen des Roten Kreuzes ein. Zwei Sanitäter hängten Raspe an den Tropf und legten ihn auf eine Trage. Wenig später kam auch der Notarzt. Unter Begleitung von zwei Justizbeamten wurde Raspe zum Katharinenhospital gebracht. Zwei Polizeifahrzeuge fuhren vorweg und machten die Straße frei.
Im Operationssaal war alles vorbereitet. Raspe wurde geröntgt und ärztlich versorgt. Aber alle Hilfe war vergebens. Jan-Carl Raspe starb um 9.40 Uhr.
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Autoren-Porträt von Stefan Aust
Stefan Aust, geboren 1946, langjähriger Chefredakteur des "Spiegel" und des von ihm mitbegründeten "Spiegel TV Magazins", zuvor unter anderem Mitarbeiter des Norddeutschen Rundfunks, vor allem für "Panorama", ist seit 2009 als Filmproduzent, Medienberater und Teilhaber einer Fernsehproduktionsesellschaft tätig.
Bibliographische Angaben
- Autor: Stefan Aust
- 2008, völlig überarbeitete und ergänzte Neuausgabe, 894 Seiten, 150 Abbildungen, Maße: 14,7 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Hoffmann und Campe
- ISBN-10:
- ISBN-13: 2000000013527
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