Der chinesische Sommer
Roman
Peking im Jahre 1989: Die junge Schriftstellerin Lin Ying wird Zeugin des brutalen Vorgehens des chinesischen Militärs bei der Studentendemonstration auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Als sie Zuflucht und Trost bei ihrem Freund sucht, überrascht sie...
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Produktinformationen zu „Der chinesische Sommer “
Peking im Jahre 1989: Die junge Schriftstellerin Lin Ying wird Zeugin des brutalen Vorgehens des chinesischen Militärs bei der Studentendemonstration auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Als sie Zuflucht und Trost bei ihrem Freund sucht, überrascht sie ihn mit einer anderen im Bett. Einen kurzen Sommer lang lebt Lin die Ideale von Freiheit und freier Liebe - bis sie verhaftet wird. Poetisch und genau beschreibt Hong Ying die Wende zum heutigen China, die vom Aufschrei einer ganzen Generation begleitet wurde.
Klappentext zu „Der chinesische Sommer “
Freie Liebe in unfreien Zeiten China im Juni 1989: Als die Studentendemonstration auf dem Platz des Himmlischen Friedens vom chinesischen Militär brutal niedergeschlagen wird, kann die Dichterin Lin Ying mit letzter Kraft fliehen. Sie sucht Schutz und Trost bei ihrem Freund. Doch nichtsahnend überrascht sie ihn mit einer anderen Frau im Bett. Zweifach betrogen von den Machthabern wie vom Geliebten, beschließt sie, sich zu emanzipieren. Mit einer Gruppe Gleichgesinnter lebt sie die Ideale von Freiheit und freier Liebe - bis sie verhaftet wird.
Poetisch und genau beschreibt Bestsellerautorin Hong Ying (Die chinesische Geliebte) die Wende zum heutigen China, die vom Aufschrei einer ganzen Generation begleitet wurde.
"Das Peking meiner Studienzeit ist mit dem Europa der 60er Jahre vergleichbar. Es war eine Blütezeit für Dichter. Auch wir wollten Liebe statt Krieg. Wir liebten, wen immer wir wollten." Hong Ying
"So genußvoll und frei hat noch niemand über weibliche Sexualität geschrieben." Hörzu über Die chinesische Geliebte
Lese-Probe zu „Der chinesische Sommer “
Während er seinen trüben Gedanken nachhing, hörte er ganz leise Schritte auf der Treppe, die vor seiner Tür innehielten. Hexer und Wühlmaus konnten es nicht sein, die würden seinen Wunsch nach Ruhe nicht mißachten. Julian spitzte die Ohren. Einen Moment lang war es still, dann klopfte es. Er reagierte nicht sofort, sein Herz schlug wild. Er meinte, sie vergessen zu haben, doch in diesem Moment wurde ihm klar, daß das Gegenteil der Fall war. Er hatte sich nach ihr gesehnt, und nun kam sie. Die Tür ging auf. Zuerst sah er nur ihre Hand, um deren Gelenk ein Reif aus grün-rot gemusterter Jade lag. Ihre zarten Finger ruhten auf der Türklinke. Dann erblickte er ihre Füße, die in flachen blausamtenen Schuhen steckten, und endlich kam ihre ganze Gestalt zum Vorschein. Über einer weit geschnittenen Hose trug sie eine kurze enganliegende Bluse. Ihr Haar war zu einem schlichten Zopf geflochten. Sie glich dem Porträt einer Palastdame. Es war eine neue Lin, die da in prächtigem Blau und Türkis zu ihm kam. Sie hatte sich extra für ihn so zurechtgemacht, er war baß erstaunt. Hinter ihren Ponyfransen verbarg sich sicher eine hohe Stirn. Er liebte Frauen, die wie Mama und Tante Virginia eine hohe Stirn hatten. Sie trat ins Zimmer, stellte sich an das Kopfende seines Bettes und schwieg. Julian spürte, wie ihm eine Last von der Brust fiel. Mit einemmal atmete er frei. Sie ging zum Fenster und zog den Vorhang halb zu, damit die Sonne ihn nicht blendete. Julian zeigte sein gewohnt spöttisches Lächeln, während Lin näher kam und zurück lächelte, wie er zufrieden bemerkte. Jetzt, wo sie da war, hatte er keinen Grund mehr zum Trübsinn. Sie setzte sich ans Bett und musterte ihn von oben bis unten. Ihm fiel auf, daß sie ihre Brille in den Fingern hielt. Als er ihr ins Gesicht sah, stand sie plötzlich auf und ging hinüber, um seinen bootsartigen Schreibtisch zu begutachten. Ihm war, als ob ihre Augen feucht wurden. Lin war nicht nur kurz zu Besuch gekommen, das spürte er; sie würde lange
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bleiben. Seine Verletzung war ein guter Vorwand. Sie fuhr ihm über die Stirn, strich an der kleinen Wunde unter dem Mull entlang, bevor sie leise sagte: "Du hast noch ein bißchen Fieber." Julian wollte etwas erwidern, aber Lin legte ihren Finger an seine Lippen, um ihn dann an ihren eigenen Mund zu führen, fast so wie Mama, als sie ihn früher zu Bett brachte. Dann ließ sie die Diener eine Hühnersuppe mit roten Datteln heraufbringen und sah ihm beim Essen zu. Lin bei sich zu haben war so schön. Eigentlich brauchte er gar nicht viel, nur etwas Frieden und Wärme. Er war satt und etwas wirr im Kopf. Erstmals seit Tagen ließ die Anspannung nach, Julian schloß die Augen und sank augenblicklich in einen tiefen und zufriedenen Schlaf.Plötzlich hörte er einen Laut und wachte auf. Lin stand vorm Fenster und wirkte sehr wütend. Ich muß träumen, dachte Julian. Er sammelte sich, bis der Schlaf verflogen war. Es war kein Traum: Lin stand leibhaftig in seinem Zimmer und hielt wütend einige beschriebene Seiten in der Hand. Jetzt fiel ihm ein, daß er vor dem Zusammenstoß mit den Polizisten an seine Mutter geschrieben hatte. Der unfertige Brief hatte auf der Kommode gelegen. Lin fragte mit zitternder Stimme: "Wer ist K?"Julian setzte sich mühevoll im Bett auf, um besser reden zu können. "Das sind private Briefe. Bitte lies sie nicht." Er hielt inne und bemerkte, daß Lin auf seinen Protest nicht reagierte. "Also gut, ich werde es dir verraten: K ist eine Seriennummer." Lin hielt immer noch den Brief in der Hand, sie wollte ihn offenbar um keinen Preis zurücklegen. Ihm war, als könne sie in seinen Augen lesen, was er damit gemeint hatte: "K steht also für die Elf. Deine elfte was? Und wer ist das?" Julian wollte die Situation schnell klären und sagte: "K ist niemand anderes als du." Lin sah nun noch überraschter aus. Sie schaute noch einmal kurz auf den Brief, las eine Zeile und legte ihn wieder auf die Kommode. Ihre Stimme zitterte vor Wut. "Ich? Deine elfte Geliebte? Wir haben schon eine Affäre?" Vor Aufregung brachte sie keinen vollständigen englischen Satz zustande. "Absurd! Unbegreiflich! Lüge!" Julian wurde erst in diesem Moment bewußt, wie sehr sein beiläufig hingeschriebener Satz, er habe schon eine Affäre mit K, Lin getroffen hatte. Jedes seiner banalen Worte hatte ihr einen Stich versetzt. Sie war die elfte, bereits im Alter von siebenundzwanzig Jahren hatte er zehn Frauen verführt! In ihren Augen mußte er absolut schamlos wirken. Allein das Wort "Affäre" ertrug sie nicht, noch schlimmer klang das "schon" in ihren Ohren. Sie war kreidebleich. "Sie und ich haben schon eine Affäre?" Julian gab zu, daß er beim Schreiben etwas übertrieben habe, es sei mit ihm durchgegangen. Er habe seine Mutter lediglich wissen lassen wollen, daß in China alles in Ordnung sei und nach Wunsch verlaufe. Er habe angenommen, daß er innerhalb weniger Tage ans Ziel gelangen werde, zumindest bis der Brief in England eingetroffen sei. "Wenn du jetzt zu mir ins Bett kommst, ist es dann nicht >schon< wahr?" Julian rückte ein Stück beiseite; diese Schocktherapie half für gewöhnlich bei zornigen Frauen. "Sie haben überhaupt kein Schamgefühl!" brüllte sie. Mit sanfter Stimme entgegnete ihr Julian: "Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe. Glaub mir, normalerweise ist das nicht meine Art. Doch bei dir mußte ich einfach alle Scham vergessen." Lin nahm ihre Brille von der Kommode, hielt sie aber noch in der Hand. Ohne ein Wort zu sagen, blickte sie Julian an. Er lächelte verhalten und sagte: "Nummer elf, du bist die letzte. Ich möchte dir beweisen, daß ich der beste und außergewöhnlichste Liebhaber der Welt bin." Doch das war zuviel. Ungestüm senkte sie den Kopf, setzte ihre Brille auf, wandte sich um und verließ sein Zimmer. Alles geschah so schnell, daß er es kaum begriff.
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Autoren-Porträt von Hong Ying
Hong Ying, 1962 in Sichuan geboren, wuchs in den Slums von Chongqing am Rande des Jangtse in China auf. Nach einer Kindheit und Jugend in größter Armut verließ sie mit 18 ihren Heimatort, um in Peking ein neues Leben als Autorin zu beginnen. Angesichts von Repressionen und Zensur wanderte sie 1989 nach aus und kehrte erst kürzlich wieder nach China zurück.
Bibliographische Angaben
- Autor: Hong Ying
- 2005, 231 Seiten, Maße: 11,6 x 19,2 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Chines. v. Karin Hasselblatt
- Übersetzer: Karin Hasselblatt
- Verlag: Aufbau TB
- ISBN-10: 3746620899
- ISBN-13: 9783746620893
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