Die 4. Frau / Der Club der Ermittlerinnen Bd.4
Lieutenant Lindsay Boxer steht unter Anklage: Selbst von zwei Kugeln getroffen, hat sie in Notwehr eine jugendliche Mörderin erschossen. Auf der Flucht vor der Hetzkampagne der Presse zieht Lindsay Boxer sich ins idyllische Half Moon Bay zurück. Als dort...
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Lieutenant Lindsay Boxer steht unter Anklage: Selbst von zwei Kugeln getroffen, hat sie in Notwehr eine jugendliche Mörderin erschossen. Auf der Flucht vor der Hetzkampagne der Presse zieht Lindsay Boxer sich ins idyllische Half Moon Bay zurück. Als dort ein Mord geschieht und alles auf einen Serientäter deutet, setzt sich ein Alptraum nahtlos fort, der Lindsay seit ihrem allerersten Mordfall nie mehr losgelassen hat.
Lieutenant Lindsay Boxer steht unter Anklage: Selbst von zwei Kugeln getroffen, hat sie in Notwehr eine jugendliche Mörderin erschossen. Auf der Flucht vor der Hetzkampagne der Presse zieht Lindsay Boxer sich ins idyllische Half Moon Bay zurück. Als dort ein Mord geschieht und alles auf einen Serientäter deutet, setzt sich ein Alptraum nahtlos fort, der Lindsay seit ihrem allerersten Mordfall nie mehr losgelassen hat ...
Chicago Tribune "Suspense vom Feinsten!"Observer
Die4. Frau von JamesPatterson
LESEPROBE
Keinen kümmerts
Es war kurz vor vier Uhr morgens an einemWerktag. Meine Gedanken überschlugen sich, noch ehe Jacobi das Steuer herumrissund unseren Wagen vor dem Lorenzo zum Stehen brachte, einem schmierigen»Touristenhotel«, wo man die Zimmer stundenweise mieten konnte. Es lag in einerder miesesten Ecken des Tenderloin Districts von San Francisco, wo selbst dieSonne sich kaum über die Straße traut. Drei Streifenwagen parkten schon amBordstein, und Conklin, der erste Polizeibeamte am Tatort, sicherte gerade denBereich um den Eingang mit Absperrband, assistiert von einem zweiten Officer,Les Arou. »Was liegt an?«, fragte ich Conklin und Arou. »Männlicher Weißer,Lieutenant«, antwortete Conklin. »Noch keine zwanzig. Augen wieTischtennisbälle, gegrillt wie ein Spanferkel. Keine Anzeichen von gewaltsamemEindringen. Opfer liegt in der Badewanne, genau wie letztes Mal.« Der Gestankvon Urin und Erbrochenem schlug uns entgegen, als ich mit Jacobi das Hotelbetrat. Hier gab es keine Pagen. Und auch keine Aufzüge und keinenZimmerservice. Ein paar Kreaturen der Nacht wichen zurück und verschmolzen mitder Dunkelheit, bis auf eine junge Prostituierte mit aschgrauer Haut, dieJacobi zur Seite zog. »Geben Sie mir zwanzig Dollar«, hörte ich sie sagen. »Ichhab das Nummernschild gesehen.« Jacobi blätterte einen Zehner hin und bekamdafür einen Zettel. Dann nahm er sich den Nachtportier vor und fragte ihn überdas Opfer aus. Hatte der Gast das Zimmer mit jemandem geteilt? Hatte er eineKreditkarte? War er süchtig? Im Treppenhaus umkurvte ich einen Junkie und ginghinauf in den ersten Stock. Die Tür von Zimmer 21 stand offen, bewacht voneinem jungen Streifenpolizisten. »n Abend, Lieutenant Boxer.« »Es ist früherMorgen, Keresty.« »Ja, Maam«, sagte er, während er mich in seine Liste eintrugund mir dann das Klemmbrett zum Unterschreiben hinhielt. In dem gut zwölfQuadratmeter großen Zimmer war es noch dunkler als auf dem Flur. Die Sicherungwar rausgeflogen, und im Schein der Straßenlaternen wirkten die zerschlissenenGardinen vor dem Fenster gespenstisch. In meinem Kopf begann es schon zuarbeiten; ich versuchte herauszufinden, was Beweismittel waren und was nicht, undmöglichst nicht auf Erstere zu treten. Es gab einfach zu viel Gerümpel hier undzu wenig Licht. Ich ließ den Lichtkegel meiner Taschenlampe über dieCrack-Röhrchen am Boden gleiten, über die Matratze mit den eingetrocknetenBlutflecken, die Haufen von übel riechendem Abfall und die im Zimmerverstreuten Kleidungsstücke. In der Ecke war eine Art Küchenzeile. DieKochplatte war noch warm, und in der Spüle lagen Drogenutensilien. Die Luft imBad war zum Schneiden. Mit dem Lichtstrahl folgte ich dem Verlängerungskabel,das sich von der Steckdose neben dem Waschbecken über die verstopfteKloschüssel zur Badewanne hin schlängelte. Mein Magen krampfte sich zusammen,als das Gesicht des toten Jungen im Lichtkegel der Lampe auftauchte. Er warnackt, ein magerer Blondschopf mit haarloser Brust, in halb sitzender Position,die Augen aus den Höhlen getreten, Schaum vor dem Mund und um die Nasenlöcher.Das Elektrokabel endete in einem altmodischen Toaster, der unter der Oberflächedes Badewassers schimmerte. »Scheiße«, sagte ich, als Jacobi das Bad betrat.»Da haben wirs mal wieder.« »Na, dem ist der Toast aber nicht gut bekommen«,meinte Jacobi. Als Leiterin der Mordkommission sollte ich mich eigentlich nichtmehr mit der praktischen Ermittlungsarbeit abgeben. Aber in Momenten wie diesemkonnte ich einfach nicht die Finger davon lassen. Ein weiterer Jugendlicher wardurch einen Stromschlag getötet worden - aber warum? War er das zufällige Opfereines Gewalttäters, oder gab es persönliche Motive? Vor meinem inneren Auge sahich den Jungen im Todeskampf um sich schlagen, als der Strom durch seinenKörper schoss und sein Herz versagen ließ. Auf dem gesprungenen Fliesenbodenstand das Wasser knöcheltief; schon spürte ich, wie meine Hosenbeine sich damitvoll saugten. Ich hob einen Fuß und stieß mit der Schuhspitze die Badezimmertürzu. Ich wusste ganz genau, was ich da zu sehen kriegen würde. Die Tür gab einhohes, näselndes Quietschen von sich; wahrscheinlich waren die Angeln noch niegeölt worden. Zwei Worte waren an die Tür gesprayt worden. Und zum zweiten Malinnerhalb weniger Wochen fragte ich mich, was um alles in der Welt sie zubedeuten hatten.
»KEINEN KÜMMERTS«
© Limes Verlag
Übersetzung: Andreas Jäger
- Autor: James Patterson
- 2007, 379 Seiten, Maße: 12,5 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung:Jäger, Andreas
- Übersetzer: Andreas Jäger
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442367565
- ISBN-13: 9783442367566
- Erscheinungsdatum: 09.10.2007
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