Der Coach
Eddie Rake heißt der Mann, dem Neely Crenshaw vieles zu verdanken hat: Er trainierte ihn einst an der Highschool. Bald wurde Neely für...
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Eddie Rake heißt der Mann, dem Neely Crenshaw vieles zu verdanken hat: Er trainierte ihn einst an der Highschool. Bald wurde Neely für ein Profiteam entdeckt und als er Messina verließ, nahm er die Hoffnungen seiner Heimatstadt mit. Doch eine Verletzung beendete seine Karriere und seither treibt Neely ziellos durchs Leben. Als er nun nach Messina zurückkehrt, trifft er alte Freunde, Rivalen - und seine erste Liebe. Und er stellt sich endlich den Erinnerungen.
Der Coach von John Grisham
LESEPROBE
DIENSTAG
Die Straße zum Rake Field führte an der Schule entlang, vorbei andem
alten Übungsraum der Kapelle und den Tennisplätzen, durch einenTunnel
aus zwei makellosen Reihen roter und gelber Ahornbäume, die derFanklub
gestiftet und gepflanzt hatte, und schließlich über eine kleineAnhöhe
hinunter auf einen asphaltierten Parkplatz für gut tausend Autos.
Sie endete vor einem gewaltigen Eingangstor aus Backstein undSchmiedeeisen,
dem Vorboten des Rake Field. Jenseits davon umschloss einMaschendrahtzaun
den geheiligten Boden. Freitagabends wartete ganz Messina vor dem
Eingangstor darauf, dass es sich endlich öffnete, um die nichtüberdachten
Tribünen zu stürmen, Ansprüche auf bestimmte Plätze geltend zumachen
und sich voller Aufregung den Ritualen vor dem Spiel zu widmen.Das
schwarz gepflasterte Gelände rund um das Rake Field war immerschon
lange vor dem Eröffnungs-Kickoff vollkommen überfüllt, sodassauswärtige
Besucher auf die Schotterpisten und Seitenwege und dieabgelegeneren
Parkplätze hinter der Schulcafeteria und dem Baseball-Feldausweichen
mussten. Die gegnerischen Fans hatten in Messina viel zu ertragen,
wenn auch längst nicht so viel wie die gegnerischen Teams.
Neely Crenshaw näherte sich dem Rake Field mit gedrosseltem Tempo,
weil er so viele Jahre nicht hier gewesen war und die Erinnerungen
erwartungsgemäß mit Macht auf ihn einstürzten, sobald er dieFlutlichtmasten
des Spielfelds vor sich sah. Langsam ließ er den Wagen zwischenden
herbstlich leuchtenden, rotgelben Ahornbäumen hindurchrollen.Damals,
in Neelys glorreichen Tagen, hatten ihre Stämme gerade mal einenUmfang
von dreißig Zentimetern gehabt, und nun berührten sich hoch überihm
die Äste, und die Blätter fielen wie Schneeflocken herab undbedeckten
die Straße zum Rake Field.
Es war ein später Nachmittag im Oktober, und ein leichter, kühlerNordwind
ging.
Neely hielt in der Nähe des Eingangstors und blickte auf dasSpielfeld.
Seine Bewegungen waren langsam, jeder Gedanke war schwer vonGeräuschen
und Bildern aus einem anderen Leben. Als er noch aktiv gewesenwar,
hatte das Spielfeld keinen Namen gehabt und auch keinen gebraucht.
In Messina war es einfach »das Feld« gewesen. »Die Jungs sindheute
ganz schön früh auf dem Feld«, hieß es damals in den Cafés imZentrum.
»Wann richten wir heute das Feld her?«, fragten die Mitglieder des
Rotary Club. »Rake sagt, wir brauchen neue Zuschauertribünen aufdem
Feld«, wurde bei der Fanklub-Versammlung verkündet. »Rake hält sie
heute aber lange auf dem Feld«, hieß es in den Kneipen im Nordender
Stadt.
Keinem anderen Ort in Messina wurde so viel Respektentgegengebracht
wie dem Feld. Nicht einmal dem Friedhof.
Nach Rakes Abschied hatte man es nach ihm benannt. Neely wardamals
schon lange fort gewesen und hatte nicht vorgehabt zurückzukommen.
Warum er es jetzt tat, war ihm selbst nicht ganz klar. Doch imtiefsten
Innern hatte er immer gewusst, dass der Tag kommen würde, irgendein
Tag in ferner Zukunft, an dem es ihn hierher zurücktreiben würde.
Ihm war klar gewesen, dass Rake einmal sterben würde und dass esdann
natürlich eine Beisetzung geben musste, bei der ihm hundertefrühere
Spieler das letzte Geleit geben würden, alle in das Grün derSpartans
gekleidet und voller Trauer über den Verlust einer zugleichgeliebten
und verhassten Legende. Doch Neely hatte sich geschworen, nie zum
Feld zurückzukehren, so lange Rake noch am Leben war.
Etwas weiter weg, hinter der Gegentribüne, befanden sich diebeiden
Trainingsplätze, von denen einer erleuchtet war. Im ganzenBundesstaat
gab es keine zweite Highschool mit einer so luxuriösen Anlage,aber
es gab auch keine zweite Stadt, die dem American Football sorückhaltlos
verfallen war wie Messina. Neely hörte die Trillerpfeife desCoachs,
das dumpfe Geräusch aufeinander prallender Körper, das Ächzen der
Spieler. Das aktuelle Team der Spartans bereitete sich auf denFreitagabend
vor. Er trat durch das Tor und ging die Tartanbahn entlang, dieselbstverständlich
ebenfalls in Dunkelgrün gehalten war.
In der Endzone war der Rasen so gepflegt, dass er sich zumGolfspielen
geeignet hätte, doch an den Goalposts krochen ein paar wildeTriebe
empor, und in einer Ecke wuchs an einigen Stellen Unkraut.Aufmerksam
geworden, schaute Neely genauer hin und bemerkte schlecht gemähte
Stellen an den Rändern der Bahn. In den glorreichen Tagen hattensich
hier jeden Donnerstagnachmittag dutzende Freiwillige eingefunden,
mit Gartenscheren bewaffnet das Feld durchkämmt und jedemwiderspenstigen
Grashalm den Garaus gemacht.
Doch die glorreichen Tage waren vorbei. Sie waren mit Rakeverschwunden.
Inzwischen spielten in Messina nur noch Normalsterbliche Football,
und die Stadt hatte viel von ihrer Selbstherrlichkeit eingebüßt.(...)
© Heyne Verlag
Übersetzung: Tanja Handels
Autoren-Porträt von John Grisham
JohnGrisham wird 1955 in Jonesboro, Arkansas, als Sohneines kleinen Bauunternehmers geboren. Er studiert Jura an der Universität vonMississippi und wird Anwalt und Strafverteidiger. 1983 wird er ins Parlamentdes Staates Mississippi gewählt. Aus Spaß beginnt er seinen ersten Roman undschreibt ihn jeden Morgen vor der Arbeit in seiner Kanzlei. 1988 erscheint seinerster Gerichstthriller Die Jury mit einer Auflage von 5000 Exemplaren. Mit seinem zweitenRoman Die Firma wird Grishamendgültig zum Bestsellerautor und hängt im Frühjahr 1991 seinen Beruf alsAnwalt und seine politischen Ämter an den Nagel, um nur noch als Schriftstellerzu arbeiten. Ihm gelingt, was noch keinem Autor bisher geglückt ist: er ist mitvier Titeln gleichzeitig in den Bestseller-Listen der New York Times Book Review vertreten, wobei ersowohl die Hardcover- als auch die Paperback-Liste anführte.
Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt der strenggläubige Baptist inOxford, einer Kleinstadt in Tennessee (wo schon William Faulkner lebte).
Interview mitJohn Grisham - Das Gespräch führteChristiane Korff
Ihr neuer Roman spielt in den Siebziger Jahren. SindIhnen die aktuellen Themen ausgegangen?
"Die Liste" ist15 Jahre alt. Ich hatte schon einhundert Seiten - damals schrieb ich noch mitder Hand -, da wurde mein zweiter Roman "Die Firma" plötzlich einRiesenerfolg. Deshalb habe ich gedacht, bleib bei dem Konzept Gerichtsthriller,leg "Die Liste" beiseite. Denn dieses Buch ist kein Anwaltsthriller,sondern es dreht sich um politische Korruption in Ford County,Mississippi.
Dort herrschen mafiöseVerhältnisse: Der Sheriff und andere Politiker werden von einem Familienclangekauft, damit dieser ungehindert seinen dunklen Geschäften wie Prostitution,Waffenschieberei und Drogenhandel nachgehen kann. Ist solch' ein Fall in derRealität vorstellbar?
Absolut. Bestechung hateine lange Tradition in Mississippi. Aber nicht nur dort. Ob in New York oderChicago, überall in unserem Land sieht es nicht anders aus. Reiche Gängster bestechen Politiker, um das zu kriegen, was siewollen.
Stimmen Sie Ihrem amerikanischen Kollegen MichaelMoore zu, dass der Präsident von der amerikanischen Ölindustrie gekauft wurde?
Diese Behauptung scheintmir zu weit zu gehen. Allerdings ist es offensichtlich, dass grosse Ölfirmen Bush unterstützen. Was den Umweltschutzbetrifft hat der Präsident ein schlechtes Ansehen. Ich bin, wie die meistenLeute, die sich für die Umwelt engagieren, angewidert von seiner Politik, weiler Gesetze vernachlässigt zugunsten der Energiekonzerneund Ölfirmen.
Es gibt keinen Zweifeldaran, dass Wal Mart tausende von kleinen Städten inden USA verwüstet hat. Auf der anderen Seite scheint diese Discountkette denLeuten das zu geben, was sie wollen. Mich persönlich stört die zunehmende Zersiedlung des Landes, deshalbversuche ich dies zu verhindern. Wir wollen Autobahnen verhindern, Fastfoodketten, Kraftwerke oder Disney World. Immerhinhaben wir es geschafft, Disney aus Virginia rauszuhalten.
Sie scheinen ja einiges gemein zu haben mit IhrenHelden, die bisweilen wie David gegen Goliath erfolgreich gegen übermächtigeKonzerne kämpfen.
(Grisham lacht): Ich binder David. Schon als junger Anwalt vertrat ich kleine Leute: Arme Leute,Menschen, die von Versicherungsfirmen übers Ohr gehauen wurden. In meinenFällen habe ich gegen riesige Kanzleien gekämpft, die diese Firmen vor Gerichtvertraten. Das habe ich zehn Jahre lang gemacht. In meinen Thrillern lasse ichDavid gegen Goliath kämpfen, weil die Leser einen jungen Mann, der gegenmächtige Konzerne antritt, grundsätzlich symphatischfinden. Solche Helden garantiereneinfachen eine gute Geschichte.
Sie selbst waren demokratischer Abgeordneter inMississippi, von 1983 - 90, warum haben Sie dieses Amt aufgegeben?
Ich bin zweimal gewähltworden. Nach sieben Jahren hatte ich genug von der Politik. Es ist ein frustierender Beruf. Bei jedem Thema musste an meineWiederwahl denken. Als Politiker ist man einfach zu abhängig von deröffentlichen Meinung.
Unterstützen Sie John Kerry?
Sicher. Ich macheWahlkampf für ihn. Ich halte auf Veranstaltungen Reden, um Spendengeldereinzusammeln.
Glauben Sie, dass Kerryeine reelle Chance hat, die Wahlen zu gewinnen?
Er wird gewinnen!
Wie kommen Sie zu dieser felsenfesten Überzeugung?
Zunächst ist Kerry ein stärkerer Kandidat als Al Gore es im Wahlkampf2000 war. Ausserdem ist Bush auf vielen Gebietenangreifbar: wegen steigender Arbeitslosigkeit, der Steuererleichterungen fürWohlhabende und auch wegen seiner Aussenpolitik. Ich wette, Bush wird im November eineNiederlage einkassieren.
In ihrem Thriller "Die Liste" schreibt derProtagonist Willie einen wütenden Kommentar gegen denVietnamkrieg, Motto, "an wie viele Orte der Welt wollen wir unsere Truppennoch schicken, um den Kommunismus zu bekämpfen?" Heute steht der Irakkriegzur Diskussion. War es richtig, dass die Amerikaner in dieses Landeinmarschiert sind?
Auf keinen Fall. Saddamwar eine regionale Plage, doch er stellte keine direkte Bedrohung für dieVereinigten Staaten dar. Es gibt keinen Beweis für eine Verbindung zwischen demIrak und Al-Quaida. Bushs Doktrin der Intervention,alle böse Buben zu eliminieren, ist idiotisch, weil dieser Prozess niemalsenden wird. Wollen wir als Nächstes in Nordkorea oder Afrika einmarschieren?Die Strategie der Achse des Bösen ist vollkommen lächerlich. Man zieht nur inden Krieg wenn man das klare, moralische Mandat hat, sein eigenes Land zuverteidigen. Doch Bush junior war besessen von der Idee, Saddam Hussein zubeseitigen, er wollte die unvollendete Arbeit seines Vaters erledigen. Nach dem11. September standen alle Verbündeten auf unserer Seite. Doch mit dem IrakFeldzug hat der Präsident eine Menge Symphatienverspielt. Die Mehrzahl der Verbündeten denkt, da sind ein Haufen von Idiotenam Werk.
Die islamistischenTerroristen sind keine Armee, die gegen Soldaten kämpfen. Sie führen einenKrieg mit Selbstmordattentätern gegen Zivilisten. Fühlen Sie sich dadurch alsAmerikaner persönlich bedroht?
Nach dem 11. Septemberwar ich in Italien und Frankreich auf einer Promotion Tour, um Bücher zusignieren. Meine europäischen Verlegerhaben mir Bodyguards zur Verfügung gestellt.
Wie bitte?
Sie befürchteten, dassich zum Ziel eines Anschlags werden könnte. Deshalb würde ich zur Zeit auchnicht gern mit Verkehrsmaschinen fliegen.
Zum Glück haben Sie ja einen Privatjet. Sie selbst,das beschreiben Sie in ihrem autobigraphischgefärbten Roman "Die Farm" sind in eher ärmlichen Verhältnissenaufgewachsen. Inzwischen sind Sie Multimillionär. Was bedeutet es für Sie,reich zu sein?
Ich muss mir keine Sorgenmehr über die Zukunft machen und kann meinen Kindern eine gute Ausbildungfinanzieren. Doch auch mit Geld bin ich derselbe geblieben, der ich vor zwanzigJahren war. Ich behandle Menschen nicht anders. Meine grundsätzlichenAuffassungen über Werte haben sich nicht geändert.
Liegt das daran, dass Sie ein gläubiger Baptist sind?
Das hat viel damit zutun. Ich bin ein überzeugter Gläubiger.
Wie Mel Gibson. Wie beurteilen Sie seinen Film"Die Passion Christi"?
Ich habe eine Menge überseinen Film gelesen. Mein Sohn Ty, er ist 22, hat ihnsich angesehen. Der Film muss sehr bewegend sein, manchmal vielleicht zugewalttätig. Aber ich werde ihn mir auf jeden Fall ansehen.
Dieses blutrünstige Machwerk, eine Mischung ausHorror und Splatter ist ziemlich umstritten. Seriösekatholische und evangelische Theologen werfen Gibson vor, er habe die Faktengefälscht. Jüdische Kritiker behaupten, der Film sei antisemitisch. Was sagenSie dazu?
Stellen Sie mir dieseFrage noch einmal, wenn ich den Film gesehen habe. Doch grundsätzlich bewundereich Mel Gibson für seine Überzeugungen, dass er 25 Millionen Dollar in"die Passion Christi" investiert hat und sich dem Druck der Kritiker,auch der jüdischen, widersetzt.
Mel Gibson ist orthodoxer Gläubiger, in Los Angeles hat er eine Kirche errichtenlassen, weil ihm die baptistische Gemeinde vor Ort zu liberal ist. Was heisst es für Sie, Baptist zu sein?
Es bedeutet, dass ich einLeben führe, dass auf moralischen Werten und Glauben basiert. Ich glaube anJesus Christus. Ich glaube an Mitgefühl und Vergebung. Familie und Ehe sind sehr wichtig für mich.
Kommen in Ihren Büchern deshalb keine Sexszenen vor?
(Grisham lacht):Vielleicht gäbe es Sex in meinen Büchern, wenn ich in der Lage wäre, darüber zuschreiben. Aber ernsthaft, sicherlich setzt mir mein Glaube Grenzen in Bezugauf Sex und Gewalt. Ich walze die Vergewaltigungsszene in "Die Liste"nicht aus, dazu besteht auch kein Anlass, jeder weissja was passiert.
Was halten Sie in dem Zusammenhang von Bushs Vorhaben, die Verfassung zu ändern unddie homosexuelle Ehe zu verbieten?
Ich bin der Ansicht, dassdie Rechte eines schwulen Paares geschützt werden sollten. Ich trete für die"Civil Union", die Gleichstellung der homosexuellen Ehe imzivilrechtlichen Sinn, ein. Ich denke eine zivilrechtliche Gemeinschaft bieteteine Menge Schutz für ein schwules Paar, was die Gleichstellung in Bezug aufdas Erbrecht, die Lebensversicherung oder die Haftpflicht betrifft. Doch ichbin gegen die gleichgeschlechtliche Ehe.
Warum? Ist das etwa ihrer Meinung nach "widerdie Natur" - so wie es die Kirche jahrhundertelanggepredigt hat?
Sie stellen mir eineFrage, über die ich bisher noch nicht nachgedacht habe. Nein, ich glaube nicht,dass die Religion die gleichgeschlechtliche Liebe verbietet. Ich hänge einfachder Idee an, dass nur Mann und Frau heiraten sollten und das dieses Konzeptnicht verletzt werden sollte - altmodisch nicht wahr?
Die Fragen stellte Christiane Korff.
- Autor: John Grisham
- 2003, 3, 188 Seiten, Maße: 12,8 x 20 cm, Gebunden, Deutsch
- Aus d. Amerikan. v. Tanja Handels
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453877373
- ISBN-13: 9783453877375
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