Der Hals lügt nie
Vom erhöhten Zeitaufwand für die ''Instandhaltung'' über das Verschwinden der Bikinifigur bis hin zur Notwendigkeit der Lesebrille - entwaffnend offen, sehr persönlich und äußerst humorvoll macht Nora Ephron Mut zu einem anderen Lebensrezept: zum Älterwerden mit Humor. Happy Aging!
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Vom erhöhten Zeitaufwand für die ''Instandhaltung'' über das Verschwinden der Bikinifigur bis hin zur Notwendigkeit der Lesebrille - entwaffnend offen, sehr persönlich und äußerst humorvoll macht Nora Ephron Mut zu einem anderen Lebensrezept: zum Älterwerden mit Humor. Happy Aging!
Entwaffnend offen, sehr pers nlich und anschaulich - und u erst humorvoll! - schreibt Nora Ephron ber ihr Leben als Frau in den besten Jahren: ber den erh hten Zeitaufwand f r die "Instandhaltung" - bis zum Verschwinden der Bikinifigur, ber Freundschaften und Kinder, ber Sex und Partnerschaft, ber die Notwenigkeit der Lesebrille und ber den Tod von Freunden. In kurze Kapitel handlich verpackt, geht sie leichte und auch sehr ernste Themen an und kann dabei aus einem reichen Schatz eigener Erfahrungen sch pfen. W hrend Dutzende von Sachb chern mit erhobenem Zeigefinger von der Wichtigkeit sprechen, das Altsein jung zu lernen, und der Anti-Aging-Markt spezielle Mittelchen f r Menschen ber f nfzig anpreist, macht Nora Ephron einfach Mut zu einem anderen Lebensrezept: zum lterwerden mit Humor. Ein k stliches Buch, voll im Trend und mit Bestsellerpotenzial. - Happy Aging!
"Man kann nie genug schwarze Rollkragenpullover haben, denn der Hals l gt nie!" - Nora Ephrons harte Wahrheiten und humorvolle Gedanken bers lterwerden
"Lesen bringt Freude. Lesen ist alles. Aber meine F higkeit, etwas in die Hand zu nehmen und zu lesen, h ngt nun davon ab, wo sich meine Lesebrille befindet." - Silvia Kuttny-Walsers Lieblingswahrheit (Verlegerin des Limes Verlags).
"Die harten Wahrheiten und witzigen Gedanken in diesem Buch sparen die Eitelkeit des Publikums und der Autorin selbst nicht aus, aber sie sind Heilsalbe f r so manche Wunde. Und viele von Ephrons Einsichten kommen uns sehr gelegen. Es leuchtet ein: M nner kommen und gehen, aber unsere K rper bleiben!" - New York Times
"Der denkbar beste Girlfriend s Guide to Aging - f r alle Leserinnen, die nicht einfach nur weitermachen, sondern mit Verve weiterleben, ja weiter genie en wollen - danke, Nora!" - New York Post
"W hrend sich die Zeichen des Alterns mehren, bestreitet Ephron die Konsequenzen, die blicherweise daraus gezogen werden: ein intelligenter, lebensfroher und unterhaltsamer Anschauungsunterricht, der sich selbst nicht immer gar so ernst nimmt!" - Publishers Weekly
Der Halslügt nie von Nora Ephron
LESEPROBE
Der Halslügt nie
Mein Halsgefällt mir nicht. Echt nicht. Wenn Sie meinen Hals sehen könnten, würde erIhnen vielleicht auch nicht gefallen, aber Sie wären wahrscheinlich zu höflich,um sich etwas anmerken zu lassen. Und wenn ich dieses Thema Ihnen gegenüber erwähnenwürde - so in der Art von »Ich fin de meinen Halsschrecklich« -, dann würden Sie zweifellos etwas Nettes darauf erwidern, wie zumBeispiel »Ich weiß nicht, was Sie meinen«. Sie würden natürlich lügen, aber dasverzeihe ich Ihnen. Ich gebe ständig solche Lügen von mir - vor allemFreundinnen gegenüber, die mir erzählen, sie seien beunruhigt, weil sieTränensäcke unter den Augen hätten, Hängebacken, Falten oder Fettröllchen umdie Taille, und ob ich fände, sie sollten sich die Augen oder das Gesichtliften lassen? Oder Botox spritzen? Oder Fettabsaugen lassen? Meiner Erfahrung nach ist der Satz »Ich weiß nicht, was dumeinst« ein Code für »Ich kann sehen, wie du das meinst, aber wenn du glaubst,mir meine ehrliche Meinung entlocken zu können, hast du dich geschnitten«. Esist einfach zu gefährlich, sich zu solchen Themen aufrichtig zu äußern, und daswissen wir alle. Wenn ich nämlich antworten würde: »Ja, ich kann gut verstehen,wie du das meinst«, geht meine Freundin vielleicht hin und lässt sich zumBeispiel die Augen machen. Dann geht etwas schief, und am Ende gehört sie zuden Leuten, von denen man in den Klatschzeitschriften liest, dass sie ihrenSchönheitschirurgen verklagen, weil sie nie wieder die Augen schließen können.Außerdem wäre alles meine Schuld, ein Umstand, auf den ich besondersempfindlich reagiere, da ich zum Beispiel einer meiner Freundinnen nieverziehen habe, dass sie mir 1976 ausgeredet hat, eine ziemlich gute Wohnung ander East Seventy-Fifth Street zu kaufen.
Manchmalgehe ich mit meinen Freundinnen Mittagessen, und wenn ich mich dann am Tisch umschaue,stelle ich fest, dass wir alle Rollkragenpullover tragen. Manchmal haben wirauch alle Schals umgelegt wie Katharine Hepburn in Am Goldenen See. Manchmaltragen wir auch alle Stehkragen und sehen aus wie die weiße Version derchinesischen Damen aus dem Buch Töchter des Himmels. Es ist komisch undtraurig zugleich, denn wir gehen alle nicht neurotisch mit unserem Alter um.Keine von uns macht sich jünger, als sie ist, und wir ziehen uns auch nicht zujugendlich an. Wir sehen alle gut aus für unser Alter. Abgesehen von unserenHälsen.
Oh, dieHälse! Es gibt Hühnerhälse. Es gibt Truthahnhälse. Es gibt Elefantenhälse. Esgibt dünne Hälse und dicke Hälse, faltige Hälse und Hälse mit Jahresringen,schwabbelige Hälse und fleckige Hälse. Es gibt Hälse, die eine erstaunliche Kombinationaus all dem oben Genannten sind. Laut meiner Hautärztin verabschiedet sich der Halsmit dreiundvierzig, und daran lässt sich nichts ändern. Aufs Gesicht kann manMake-up schmieren und Abdeckstift unter die Augen, und die Haare kann manfärben. In die Falten kann man Collagen, Botox und Restylane spritzen, aber abgesehen von einer Operation gibtes nichts, was man gegen einen faltigen Hals unternehmen kann. Den Hals kannman nicht austricksen. Unser Gesicht ist die Lüge, der Hals ist die Wahrheit.Man muss einen Mammutbaum aufschneiden, um zu sehen, wie alt er ist. Dasbräuchte man nicht, wenn er einen Hals hätte.
Meineeigene Konfrontation mit meinem Hals begann, kurz bevor ich dreiundvierzigwurde. Ich hatte mich einer Operation unterzogen, die eine schreckliche Narbedirekt über dem Schlüsselbein hinterlassen hatte. Es war vor allem deshalbschockierend, weil ich dadurch lernte, dass noch lange nicht jeder berühmteArzt seine Schnitte auch wieder gut zunähen kann. Auch wenn Sie sonst nichts ausdieser Story lernen, merken Sie sich eins: Lassen Sie sich nie an irgendeinemTeil Ihres Körpers operieren, ohne einen plastischen Chirurgen zu bitten,während der Operation ein Auge auf das Geschehen zu halten. Denn selbst, wennSie wegen etwas Ernstem oder potentiell Lebensbedrohlichem operiert werden,selbst wenn Sie aufrichtig glauben, Ihre Gesundheit sei wichtiger als alle Eitelkeit,selbst wenn Sie nach der Operation aufwachen und über die Maßen begeistertsind, weil es kein Krebs war, selbst, wenn Sie dankbar sind, noch am Leben zusein und ewige Freude darüber geloben, weiter auf dem Planeten Erde weilen zu dürfen,selbst wenn Sie versprechen, sich nie wieder über etwas zu beklagen - es kommtdoch unweigerlich der Tag, und zwar schneller, als Sie sich vorstellen können,an dem Sie in den Spiegel blicken und denken: »Ich finde diese Narbegrauenhaft.« Vorausgesetzt natürlich, Sie blicken in den Spiegel.
Das ist einweiteres Phänomen, das mir mit zunehmendem Alter aufgefallen ist: Ich versuche,so wenig wie möglich in Spiegel zu blicken. Wenn ich an einem Spiegelvorbeikomme, wende ich den Blick ab. Wenn ich doch einmal hineinblicken muss,blinzele ich, um schnell die Augen schließen zu können, falls ich wirklichschlimm aussehe. Und wenn die Beleuchtung gut ist (wobei ich hoffe, dass esnicht daran liegt), tue ich häufig, was so viele Frauen in meinem Alter tun,wenn sie vor einem Spiegel stehen: Ich ziehe vorsichtig die Haut an meinem Halszurück und sehe mir wehmütig eine jüngere Ausgabe meiner selbst an. (Mir ist übrigensnoch etwas aufgefallen: Wenn Sie wegen Ihres Halses wirklich richtigeDepressionen bekommen möchten, dann setzen Sie sich hinten im Auto direkthinter den Fahrer und betrachten Sie sich im Rückspiegel. Ich weiß zwar nichtwarum, aber wenn es um den Hals geht, gibt es keine schlimmeren Spiegel alsRückspiegel. Es ist eins der faszinierenden Rätsel des modernen Lebens, ebensowie die Tatsache, warum kaltes Wasser im Badezimmer kälter ist als kaltesWasser in der Küche.)
Aber zurückzu meinem Hals. Ich weiß, was Sie jetzt denken: Warum geht sie denn nicht zueinem plastischen Chirurgen? Ich sage Ihnen, warum nicht. Wenn Sie zu einemplastischen Chirurgen gehen und zu ihm sagen: »Ich möchte, dass Sie nur meinenHals in Ordnung bringen«, wird er Ihnen antworten, dass er das ohne ein Face-Lifting nicht kann. Und das ist die Wahrheit. Erversucht nicht, Ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen, sondern es hängteinfach alles zusammen. Wenn Sie die Haut am Hals straffer machen, müssen Sieauch das Gesicht straffen. Ich will mir aber nicht das Gesicht liften lassen.Wenn ich eine Kuh wäre und ein rundes, dickes Gesicht hätte, würde ich in den saurenApfel beißen, weil Kühe für so etwas die perfekten Kandidaten sind. Aber ichbin leider eine Ziege, und am Ende sähe mein Hals zwar ohne Frage besser aus,aber meine Gesichtshaut wäre zum Zerreißen gespannt. Also betrachte ich mich liebermit halbgeschlossenen Augen im Spiegel, als einer fremden Persongegenüberzustehen, die verdächtig nach einem zu straff gespannten Trommelfell aussieht.
Gelegentlichlese ich mal ein Buch übers Alter, und die Verfasser schreiben meistens, wiegroßartig es sei, alt zu sein. Es sei großartig, weise und abgeklärt zu sein;es sei großartig, an einem Punkt angelangt zu sein, wo man versteht, was imLeben wirklich wichtig ist. Ich kann Leute, die so etwas behaupten, nichtausstehen. Was denken sie sich dabei? Haben sie keine Hälse? Sind sie es nicht leid,sich ständig geschickt anzuziehen? Macht es ihnen nichts aus, neunzig Prozentder Kleidungsstücke, die sie normalerweise kaufen würden, wegen ihresAusschnittes auszusortieren? Ich bedauere unendlich - sogar noch mehr, als dieWohnung auf der East Seventy-fifth Street nichtgekauft zu haben, mehr noch als meine schlimmste romantische Katastrophe -,dass ich in meiner Jugend nicht ständig liebevoll auf meinen Hals geblickt habe.Damals wäre mir nie in den Sinn gekommen, dankbar für ihn zu sein. Und ichhätte mir im Traum nicht vorstellen können, dass ich mich eines Tages nach demfrüheren Zustand eines Körperteils sehnen würde, den ich für absolutselbstverständlich hielt.
Natürlichstimmt es, dass ich weise und abgeklärt bin, seit ich älter bin. Und es stimmtauch, dass ich verstehe, was im Leben wirklich wichtig ist. Aber wissen Siewas? Wirklich wichtig ist mein Hals.
© LimesVerlag
Übersetzung:Theda Krohm-Linke
- Autor: Nora Ephron
- 2007, 1, 188 Seiten, Maße: 11,5 x 18 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Krohm-Linke, Theda
- Übersetzer: Theda Krohm-Linke
- Verlag: Limes
- ISBN-10:
- ISBN-13: 2000000013312
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