"Der Krieg hat uns geprägt", 2 Bde.
Die Generation der Kriegskinder erzählt
Die Generation der Kriegskinder das sind die zwischen 1930 und 1945 Geborenen. Sie gingen durch die Schrecken des Krieges und die Belastungen der Nachkriegszeit mit Bomben, Flucht, Vertreibung, Hunger und dem Verlust...
Die Generation der Kriegskinder das sind die zwischen 1930 und 1945 Geborenen. Sie gingen durch die Schrecken des Krieges und die Belastungen der Nachkriegszeit mit Bomben, Flucht, Vertreibung, Hunger und dem Verlust...
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Produktinformationen zu „"Der Krieg hat uns geprägt", 2 Bde. “
Die Generation der Kriegskinder erzählt
Die Generation der Kriegskinder das sind die zwischen 1930 und 1945 Geborenen. Sie gingen durch die Schrecken des Krieges und die Belastungen der Nachkriegszeit mit Bomben, Flucht, Vertreibung, Hunger und dem Verlust von Angehörigen. Nach dem Krieg halfen sie das Überleben zu organisieren und trugen zum Wiederaufbau bei. Ihre Stimmen wurden lange überhört.
Die Generation der Kriegskinder das sind die zwischen 1930 und 1945 Geborenen. Sie gingen durch die Schrecken des Krieges und die Belastungen der Nachkriegszeit mit Bomben, Flucht, Vertreibung, Hunger und dem Verlust von Angehörigen. Nach dem Krieg halfen sie das Überleben zu organisieren und trugen zum Wiederaufbau bei. Ihre Stimmen wurden lange überhört.
Klappentext zu „"Der Krieg hat uns geprägt", 2 Bde. “
Für ihre Dokumentation der kindlichen Kriegserlebnisse hat Margarete Dörr mehr als 500 Lebensgeschichten in mündlicher und schriftlicher Form gesammelt. Hinzu kommen Tagebücher, Briefe, Fotos und andere persönliche Dokumente. In 22 Kapiteln stellt sie die vielfältigen Aspekte des Lebens von Kindern im und nach dem Zweiten Weltkrieg in deren eigenen Worten dar. Dabei interpretiert und kommentiert sie die Geschichten vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse. Die Schrecken des Krieges sind ebenso Thema wie die nationalsozialistische Erziehung, die Verbrechen des Regimes und der Übergang in eine neue Diktatur in der sowjetisch besetzten Zone. Erstmals kommen auch die donauschwäbischen und russlanddeutschen Kinder in den Blick. Zum Abschluss reflektieren die ehemaligen Kriegskinder, wie der Krieg ihr Leben und ihr Weltbild geprägt hat. Das Buch ist ein Beitrag zum Verständnis nicht nur der Generation, die hier zu Wort kommt. Deutlich wird auch, was deren Prägung für die kulturelle und politische Wirklichkeit unseres Landes bis heute bedeutet.
Lese-Probe zu „"Der Krieg hat uns geprägt", 2 Bde. “
Der Jahrgang 1929 und zum Teil noch der Jahrgang 1930 wurden regul r zur Wehrmacht eingezogen. Hierzu gab es zwei sich scheinbar widersprechende Anweisungen. Martin Bormann ordnete am 27.2.1945 an, den Jahrgang 1929 dem Volkssturm einzugliedern. Generalfeldmarschall Keitel verf gte am 5.3., mit der Dienstverpflichtung des Jahrgangs 1929 zu beginnen. Der scheinbare Widerspruch l st sich, wenn man mit Karl Heinz Jahnke annimmt, dass Bormann diejenigen im Blick hatte, die wegen der N he der Front gar keine regul re Ausbildung mehr bekommen konnten oder zum Milit rdienst ungeeignet waren. Sie sollten, so wie sie waren, dem Volkssturm einverleibt werden. Schon im Januar 1945 war die Entscheidung gefallen, in einer zentralen Aktion 60.000 15-j hrige Jungen f r den Dienst bei den RAD(Reichs arbeitsdienst)-Flakbatterien einzuberufen. In der Anweisung hie es: "Im Gegensatz zur Aktion der Luftwaffenhelfer werden die Jugendlichen nicht notdienstverpflichtet, sondern als RAD-M nner gemustert und einberufen, auch wenn das 16. Lebensjahr noch nicht erreicht sein sollte." Wie sie auf den Kampf eingestimmt wurden, zeigt der Aufruf des Reichsjugendf hrers Arthur Axmann: "Ich wei , dass der Jahrgang 1929 dem Jahrgang 1928 in seiner Entschlossenheit, f r die Freiheit und eine gl ckliche Zukunft zu k mpfen, in nichts nachstehen wird. Der Feind steht in unserer Heimat und bedroht unmittelbar unser Leben. Bevor wir uns vernichten oder knechten lassen, wollen wir z h und beharrlich bis zum endlichen Siege k mpfen." Dass es um "Sein oder Nichtsein" gehe und dass der Endsieg gewiss sei, hatten die meisten dieser Jungen schon lange verinnerlicht.Aus dem Tagebuch von Reinhard Gr per (1929), der mit seiner Klasse von Stuttgart nach Rottweil in die Kinderlandverschickung gekommen war:
"April. (1945) Die Kriegslage: Im Westen: Der Feind steht berall am Rhein. K mpfe im Rothaargebirge. Feindliche Panzerspitzen vor Kassel. Der Feind aus Aschaffenburg geworfen. K mpfe im Odenwald und am
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unteren Neckar.
Im Osten: Kampf in Ostpreu en. Kampf um Danzig, Stettin, K strin, Glogau und Breslau. Schlacht im Raum Strehlen und von Ratibor. K mpfe im slowakischen Erzgebirge bei Neusohl. Russen teilweise an der Grenze der Ostmark. -
Die Lage ist nicht gerade rosig, aber es ist kein Grund da, den Kopf h ngen zu lassen oder gar am deutschen Sieg zu zweifeln."
Aus dem Tagebuch von Karl Heinz Mehler (1929), im KLV-Lager Titisee im Schwarzwald:
"2. IV. 45, Montag. Mittags tummelten wir uns im Gel nde herum. Warfen am Bach auf kleine Schiffchen und trieben lauter so Zeug. Das Wetter geht so. Die Sonne verschwindet nur alle Augenblicke hinter den Wolken. Das Essen ist zur Zeit nicht gerade reichlich. Ja, wir sind halt alle im Wachsen, und da k nnte man essen wie ein Drescher. Aber ich glaube, wir m ssen uns dies Jahr noch auf kleinere Rationen umstellen, denn mit der Ern hrungslage sieht es jetzt nicht mehr so gut aus. Es fehlt berhaupt an vielem. Doch man w rde alles gerne ertragen, wenn man ein gutes Ende voraussehen k nnte, aber zur Zeit tr ben f r uns dunkle Wolken den Himmel. Aber nur Mut, es muss gelingen. Ich wei , dass wir noch an die Front kommen, und ich habe eigentlich keine Angst davor. Wenn ich nur w sste, dass meine Eltern in Sicherheit w ren."
Er schildert dann seine Einberufung, Einkleidung, Ausbildung und den Einsatz:
"Am 17. April 1945 war es dann f r uns Sch ler des Jahrgangs 1929 so weit. Auch wir wurden zum Milit rdienst eingezogen. Zuvor fand in Titisee eine rztliche Untersuchung statt, bei der nur einige etwas schw chliche Sch ler ausgesondert wurden. Von einem, Werner Brehm, habe ich sp ter erfahren, dass er bitterlich geweint hat, denn er wollte unbedingt mit seinen Kameraden in den Krieg ziehen. Der Lagerleiter verabschiedete uns mit den salbungsvollen Worten: ›Nun ziehet dahin und lebet wohl. K mpfet tapfer f r das Vaterland und kehret gesund wieder.‹ ... Als wir in Triberg ankamen, standen die franz sischen Truppen nicht mehr weit davon entfernt. Wir wurden in aller Eile eingekleidet, und zwar erhielten wir eine ungew hnliche olivfarbene Uniform. Vermutlich wurden Restbest nde der ›Organisation Todt‹ f r unsere Einkleidung verwendet. Eine kurze Ausbildung am Karabiner und an der Panzerfaust folgte in Schonach am 20. April 1945, also zu Hitlers Geburtstag, unsere Vereidigung und danach der sofortige Abmarsch in Richtung Bodensee. Die Einheit, zu der wir z hlten, nannte sich HJ-Panzervernichtungsregiment 21-Baden. Sie bestand ausschlie lich aus Jugendlichen unseres Jahrgangs. Au er uns Mittelsch lern geh rten auch viele Jugendliche aus dem Schwarzwald zu diesem ›letzten Aufgebot‹. Die Unteroffiziere und Offiziere waren Wehrmachtsangeh rige, von denen wir nicht wussten, woher sie kamen. Wir folgten ihren Befehlen, so wie wir das gelernt hatten.
Der "Milit rdienst" bestand dann im Requirieren von Fahrr dern, und am 29. April wurden sie bei Immenstadt tats chlich auf einer Anh he postiert, von wo aus sie angebliche franz sische Fahrzeuge beschie en sollten. Dabei t teten sie vermutlich einen deutschen Arbeitsdienstmann. Franz sische Fahrzeuge tauchten nicht auf.
In Blaichach sahen sie auch freigelassene H ftlinge in ihren gestreiften Anz gen. Dass dort ein KZ gewesen war, erfuhr Karl Heinz erst lange nach dem Krieg.
"Gegen 17 Uhr fuhren franz sische Panzersp hwagen in Blaichach ein und begannen, mit Maschinengewehren das Feuer auf das Geb ude zu er ffnen, in dem wir uns befanden. Wahrscheinlich waren sie von den H ftlingen auf diesen Standort aufmerksam gemacht worden. Ich sah, wie ein Offizier durch ein Hinterfenster hechtete und folgte ihm in Panik. Der Spurt ber die hinter dem Haus liegende Wiese in den nahegelegenen Wald brachte mich in Sicherheit."
Dort traf er noch auf drei seiner Kameraden. "Wir waren wahrscheinlich alle dem ›Heldentod‹ sehr nahe gewesen, viel n her, als wir es wahrgenommen haben." Am 1. Mai gerieten sie bei Steibis dann ganz undramatisch in franz sische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst im Fr hjahr 1947 zur ckkehrte.
Aber l ngst nicht alle waren begeistert, als sie einr cken mussten. Die Zeichen der Aufl sung waren un bersehbar. Klaus L. (1929), der zuvor in einem sehr anstrengenden Fabrikeinsatz gewesen war und mit gro er Freude erfahren hatte, dass er am 1. April 1945 seine Lehre als Bankkaufmann beginnen k nne, schreibt:
"Doch die Freude w hrte nicht lange. Am 12. M rz erhielt ich den Einberufungsbefehl vom Wehrmeldeamt Ludwigsburg, einr cken am 29. M rz 1945. An diesem Tag war ich gerade mal 15 Jahre und 4 Monate alt.
So um den 10. bis 22. M rz h rte man ger chteweise, dass die amerikanischen Truppen bei Mannheim stehen sollten. Ich berlegte jetzt hin und her, was ich machen sollte, aber meine Tante Maria sagte zu mir, wenn du nicht gehst, ist das Fahnenflucht, und das wird hart bestraft. Meine Mutter sagte, geh aufs Rathaus und frage, was du machen sollst. Das tat ich dann auch. H tte ich es lieber nicht gemacht, denn dort wollte ich dem Polizeioberleutnant Christian H. klarmachen, dass es doch nichts mehr n tze, wenn ich jetzt noch meinem Einberufungsbefehl Folge leiste. Der aber schrie mich an, hie mich einen Feigling und Vaterlandsverr ter, ich w re am liebsten in den Boden versunken. Ich konnte froh sein, dass er mich nicht gleich einsperrte. So blieb mir nichts anderes brig, als mich auf meine Abreise vorzubereiten ... Im Flur beim Wehrmeldeamt in Ludwigsburg lief mir ein Wehrmachtsunteroffizier ber den Weg, und ich frage ihn nach der RAD-Dienststelle. Er sagte mir, dass die meisten von denen schon get rmt sind und die noch da waren, w ren alle besoffen. Er sagte mir noch, da ist in den n chsten paar Stunden nichts zu machen, die m ssten zuerst ihre R usche ausschlafen.
Was sollte ich nun machen? Im Treppenhaus traf ich dann noch einen lteren Nachbarn aus Bietigheim. Er wurde auch noch einberufen. Er war in Wehrmachtsuniform und fragte mich, was um Himmels willen ich da mache. Ich erkl rte ihm alles, und er sch ttelte nur den Kopf und meinte, am besten w re es, wenn ich mit dem n chsten Zug wieder nach Hause fahre."
Klaus aber hatte Angst vor der Polizei und versuchte, zu Fu nach Hause zu kommen. Er traf unterwegs noch andere Jungen, sie waren zu sieben. Ein Wehrmachtsauto sammelte sie ein und fuhr sie direkt vor die T re des RAD-Lagers in Sulzbach.
Es hing sehr von den rtlichen Parteifunktion ren und den einzelnen Kommandeuren ab, wie ernst sie die Befehle und Anordnungen "von oben" noch nahmen und welches Verantwortungsgef hl sie diesen Kindern gegen ber hatten. Viele von ihnen waren ja selbst V ter und sch pften im allgemeinen Durcheinander ihren Handlungsspielraum zugunsten dieser Kinder voll aus. Am gef rchtetsten war bis zum Ende die SS. Die meisten Jungen versuchten mit allen Mitteln, der Waffen-SS zu entkommen. Diese wiederum bot alles auf, um m glichst viele noch zu rekrutieren, machte regelrecht Jagd auf sie, sammelte sie von der Stra e ein. SS-Werber erschienen in den Schulen und in der Kinderlandverschickung und bten massiven Druck auf die Jungen aus. Es gab eine sichere M glichkeit, der SS zu entgehen, wenn man sich freiwillig rechtzeitig zur Wehrmacht - dabei konnte man die Gattung meist noch selbst w hlen - oder als Bewerber f r die Offizierslaufbahn meldete. Schon 14-J hrige konnten unterschreiben, ohne die Eltern fragen zu m ssen.
Im Osten: Kampf in Ostpreu en. Kampf um Danzig, Stettin, K strin, Glogau und Breslau. Schlacht im Raum Strehlen und von Ratibor. K mpfe im slowakischen Erzgebirge bei Neusohl. Russen teilweise an der Grenze der Ostmark. -
Die Lage ist nicht gerade rosig, aber es ist kein Grund da, den Kopf h ngen zu lassen oder gar am deutschen Sieg zu zweifeln."
Aus dem Tagebuch von Karl Heinz Mehler (1929), im KLV-Lager Titisee im Schwarzwald:
"2. IV. 45, Montag. Mittags tummelten wir uns im Gel nde herum. Warfen am Bach auf kleine Schiffchen und trieben lauter so Zeug. Das Wetter geht so. Die Sonne verschwindet nur alle Augenblicke hinter den Wolken. Das Essen ist zur Zeit nicht gerade reichlich. Ja, wir sind halt alle im Wachsen, und da k nnte man essen wie ein Drescher. Aber ich glaube, wir m ssen uns dies Jahr noch auf kleinere Rationen umstellen, denn mit der Ern hrungslage sieht es jetzt nicht mehr so gut aus. Es fehlt berhaupt an vielem. Doch man w rde alles gerne ertragen, wenn man ein gutes Ende voraussehen k nnte, aber zur Zeit tr ben f r uns dunkle Wolken den Himmel. Aber nur Mut, es muss gelingen. Ich wei , dass wir noch an die Front kommen, und ich habe eigentlich keine Angst davor. Wenn ich nur w sste, dass meine Eltern in Sicherheit w ren."
Er schildert dann seine Einberufung, Einkleidung, Ausbildung und den Einsatz:
"Am 17. April 1945 war es dann f r uns Sch ler des Jahrgangs 1929 so weit. Auch wir wurden zum Milit rdienst eingezogen. Zuvor fand in Titisee eine rztliche Untersuchung statt, bei der nur einige etwas schw chliche Sch ler ausgesondert wurden. Von einem, Werner Brehm, habe ich sp ter erfahren, dass er bitterlich geweint hat, denn er wollte unbedingt mit seinen Kameraden in den Krieg ziehen. Der Lagerleiter verabschiedete uns mit den salbungsvollen Worten: ›Nun ziehet dahin und lebet wohl. K mpfet tapfer f r das Vaterland und kehret gesund wieder.‹ ... Als wir in Triberg ankamen, standen die franz sischen Truppen nicht mehr weit davon entfernt. Wir wurden in aller Eile eingekleidet, und zwar erhielten wir eine ungew hnliche olivfarbene Uniform. Vermutlich wurden Restbest nde der ›Organisation Todt‹ f r unsere Einkleidung verwendet. Eine kurze Ausbildung am Karabiner und an der Panzerfaust folgte in Schonach am 20. April 1945, also zu Hitlers Geburtstag, unsere Vereidigung und danach der sofortige Abmarsch in Richtung Bodensee. Die Einheit, zu der wir z hlten, nannte sich HJ-Panzervernichtungsregiment 21-Baden. Sie bestand ausschlie lich aus Jugendlichen unseres Jahrgangs. Au er uns Mittelsch lern geh rten auch viele Jugendliche aus dem Schwarzwald zu diesem ›letzten Aufgebot‹. Die Unteroffiziere und Offiziere waren Wehrmachtsangeh rige, von denen wir nicht wussten, woher sie kamen. Wir folgten ihren Befehlen, so wie wir das gelernt hatten.
Der "Milit rdienst" bestand dann im Requirieren von Fahrr dern, und am 29. April wurden sie bei Immenstadt tats chlich auf einer Anh he postiert, von wo aus sie angebliche franz sische Fahrzeuge beschie en sollten. Dabei t teten sie vermutlich einen deutschen Arbeitsdienstmann. Franz sische Fahrzeuge tauchten nicht auf.
In Blaichach sahen sie auch freigelassene H ftlinge in ihren gestreiften Anz gen. Dass dort ein KZ gewesen war, erfuhr Karl Heinz erst lange nach dem Krieg.
"Gegen 17 Uhr fuhren franz sische Panzersp hwagen in Blaichach ein und begannen, mit Maschinengewehren das Feuer auf das Geb ude zu er ffnen, in dem wir uns befanden. Wahrscheinlich waren sie von den H ftlingen auf diesen Standort aufmerksam gemacht worden. Ich sah, wie ein Offizier durch ein Hinterfenster hechtete und folgte ihm in Panik. Der Spurt ber die hinter dem Haus liegende Wiese in den nahegelegenen Wald brachte mich in Sicherheit."
Dort traf er noch auf drei seiner Kameraden. "Wir waren wahrscheinlich alle dem ›Heldentod‹ sehr nahe gewesen, viel n her, als wir es wahrgenommen haben." Am 1. Mai gerieten sie bei Steibis dann ganz undramatisch in franz sische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst im Fr hjahr 1947 zur ckkehrte.
Aber l ngst nicht alle waren begeistert, als sie einr cken mussten. Die Zeichen der Aufl sung waren un bersehbar. Klaus L. (1929), der zuvor in einem sehr anstrengenden Fabrikeinsatz gewesen war und mit gro er Freude erfahren hatte, dass er am 1. April 1945 seine Lehre als Bankkaufmann beginnen k nne, schreibt:
"Doch die Freude w hrte nicht lange. Am 12. M rz erhielt ich den Einberufungsbefehl vom Wehrmeldeamt Ludwigsburg, einr cken am 29. M rz 1945. An diesem Tag war ich gerade mal 15 Jahre und 4 Monate alt.
So um den 10. bis 22. M rz h rte man ger chteweise, dass die amerikanischen Truppen bei Mannheim stehen sollten. Ich berlegte jetzt hin und her, was ich machen sollte, aber meine Tante Maria sagte zu mir, wenn du nicht gehst, ist das Fahnenflucht, und das wird hart bestraft. Meine Mutter sagte, geh aufs Rathaus und frage, was du machen sollst. Das tat ich dann auch. H tte ich es lieber nicht gemacht, denn dort wollte ich dem Polizeioberleutnant Christian H. klarmachen, dass es doch nichts mehr n tze, wenn ich jetzt noch meinem Einberufungsbefehl Folge leiste. Der aber schrie mich an, hie mich einen Feigling und Vaterlandsverr ter, ich w re am liebsten in den Boden versunken. Ich konnte froh sein, dass er mich nicht gleich einsperrte. So blieb mir nichts anderes brig, als mich auf meine Abreise vorzubereiten ... Im Flur beim Wehrmeldeamt in Ludwigsburg lief mir ein Wehrmachtsunteroffizier ber den Weg, und ich frage ihn nach der RAD-Dienststelle. Er sagte mir, dass die meisten von denen schon get rmt sind und die noch da waren, w ren alle besoffen. Er sagte mir noch, da ist in den n chsten paar Stunden nichts zu machen, die m ssten zuerst ihre R usche ausschlafen.
Was sollte ich nun machen? Im Treppenhaus traf ich dann noch einen lteren Nachbarn aus Bietigheim. Er wurde auch noch einberufen. Er war in Wehrmachtsuniform und fragte mich, was um Himmels willen ich da mache. Ich erkl rte ihm alles, und er sch ttelte nur den Kopf und meinte, am besten w re es, wenn ich mit dem n chsten Zug wieder nach Hause fahre."
Klaus aber hatte Angst vor der Polizei und versuchte, zu Fu nach Hause zu kommen. Er traf unterwegs noch andere Jungen, sie waren zu sieben. Ein Wehrmachtsauto sammelte sie ein und fuhr sie direkt vor die T re des RAD-Lagers in Sulzbach.
Es hing sehr von den rtlichen Parteifunktion ren und den einzelnen Kommandeuren ab, wie ernst sie die Befehle und Anordnungen "von oben" noch nahmen und welches Verantwortungsgef hl sie diesen Kindern gegen ber hatten. Viele von ihnen waren ja selbst V ter und sch pften im allgemeinen Durcheinander ihren Handlungsspielraum zugunsten dieser Kinder voll aus. Am gef rchtetsten war bis zum Ende die SS. Die meisten Jungen versuchten mit allen Mitteln, der Waffen-SS zu entkommen. Diese wiederum bot alles auf, um m glichst viele noch zu rekrutieren, machte regelrecht Jagd auf sie, sammelte sie von der Stra e ein. SS-Werber erschienen in den Schulen und in der Kinderlandverschickung und bten massiven Druck auf die Jungen aus. Es gab eine sichere M glichkeit, der SS zu entgehen, wenn man sich freiwillig rechtzeitig zur Wehrmacht - dabei konnte man die Gattung meist noch selbst w hlen - oder als Bewerber f r die Offizierslaufbahn meldete. Schon 14-J hrige konnten unterschreiben, ohne die Eltern fragen zu m ssen.
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Inhaltsverzeichnis zu „"Der Krieg hat uns geprägt", 2 Bde. “
Inhalt Band 1Einleitung 7
Kapitel 1
Der Krieg ein fernes Erdbeben?26
Kapitel 2
Kriegsspiele Kriegshelden 47
Kapitel 3
Fasziniert, indoktriniert. Im Zwiespalt?69
Kapitel 4
Keller, Bunker, Bomben103
Kapitel 5
Tiefflieger, Einsatz unter Bomben und Beschuss, Nachwirkungen des Luftkriegs156
Kapitel 6
Verschickt 190
Kapitel 7
Kindersoldaten 243
Kapitel 8
Kriegsende und Besatzer287
Kapitel 9
Auf der Flucht 344
Kapitel 10
Als Fremde in der Heimat, in Internierungslagern 394
Kapitel 11
Verwaist verloren verschleppt vertrieben 440
Kapitel 12
Ankommen "Flüchtlingskind" Heimat 491
Anmerkungen zu Band 1533
Inhalt Band 2
Kapitel 13
Donauschwaben, Russlanddeutsche7
Kapitel 14
Trümmerkinder und Überlebenshelfer59
Kapitel 15
Wer und wo ist mein Vater?108
Kapitel 16
Von der braunen in die rote Diktatur. Grenzgänger in Deutschland 158
Kapitel 17
Meine Mutter 206
Kapitel 18
"Die Nazis das waren die anderen"? "Täter-Kinder" 234
Kapitel 19
"Volksschädlinge", Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter 297
Kapitel 20
Verfolgt 352
Kapitel 21
Rückschau nach 60 Jahren 397
Kapitel 22
Gelebte Versöhnung 444
Anmerkungen zu Band 2475
Literaturverzeichnis502
Wortlaut des Fragebriefes an die Zeitzeugen 522
Autoren-Porträt von Margarete Dörr
Margarete Dörr, geboren 1928,war Gymnasiallehrerin und Fachleiterin für Geschichte am Seminar für Studienreferendare in Stuttgart und Heilbronn. Zusätzlich hatte sie einen Lehrauftrag für Fachdidaktik an der Universität Stuttgart. Bei Campus erschien von ihr 1998 »>Wer die Zeit nicht miterlebt hat ...< Frauenerfahrungen im Zweiten Weltkrieg und in den Jahren danach«.
Bibliographische Angaben
- Autor: Margarete Dörr
- 2007, 1091 Seiten, 60 Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 17,2 x 24 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593384477
- ISBN-13: 9783593384474
Rezension zu „"Der Krieg hat uns geprägt", 2 Bde. “
06.12.2007, Die ZeitEine Mauer des Schweigens"Ein beklemmendes Manifest wider Krieg und Totalitarismus, das jedes pazifistische Mahnmal ersetzt."
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