Der letzte Bruder
Roman
Zwei Kinder auf der Suche nach Geborgenheit und Glück
Die junge Autorin Nathacha Appanah wird in ihrer Wahlheimat Frankreich seit Jahren von Kritik und Publikum gefeiert. Jenseits aller Postkartenidylle zeigen ihre Bücher ein uns unbekanntes...
Die junge Autorin Nathacha Appanah wird in ihrer Wahlheimat Frankreich seit Jahren von Kritik und Publikum gefeiert. Jenseits aller Postkartenidylle zeigen ihre Bücher ein uns unbekanntes...
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Produktinformationen zu „Der letzte Bruder “
Zwei Kinder auf der Suche nach Geborgenheit und Glück
Die junge Autorin Nathacha Appanah wird in ihrer Wahlheimat Frankreich seit Jahren von Kritik und Publikum gefeiert. Jenseits aller Postkartenidylle zeigen ihre Bücher ein uns unbekanntes Mauritius. »Der letzte Bruder« erzählt die Geschichte der Freundschaft zwischen Raj und dem von Geheimnissen umgebenen David.
Der zehnjährige Raj lebt in einem ärmlichen Dorf am Rand der Zuckerrohrplantagen von Mauritius. Nachdem seine beiden Brüder bei einem Unglück ums Leben kommen, ist er allein der Gewalt seines Vaters ausgeliefert. Als er den gleichaltrigen David kennenlernt, scheint es, als habe er endlich wieder einen Freund und Bruder gefunden. David ist mit seiner Familie in einem Gefängnis eingesperrt, in dem Rajs Vater als Aufseher arbeitet. Als ein Zyklon die Insel verwüstet, flieht David zu Raj. Aus Furcht vor Rajs Vater beschließen die beiden Freunde wegzulaufen. So beginnt eine Odyssee durch den Dschungel, die für David tödlich endet. Erst als sich Raj nach Jahren seinen Erinnerungen stellt, erfährt er die wahre Geschichte Davids und seiner Familie.
Die junge Autorin Nathacha Appanah wird in ihrer Wahlheimat Frankreich seit Jahren von Kritik und Publikum gefeiert. Jenseits aller Postkartenidylle zeigen ihre Bücher ein uns unbekanntes Mauritius. »Der letzte Bruder« erzählt die Geschichte der Freundschaft zwischen Raj und dem von Geheimnissen umgebenen David.
Der zehnjährige Raj lebt in einem ärmlichen Dorf am Rand der Zuckerrohrplantagen von Mauritius. Nachdem seine beiden Brüder bei einem Unglück ums Leben kommen, ist er allein der Gewalt seines Vaters ausgeliefert. Als er den gleichaltrigen David kennenlernt, scheint es, als habe er endlich wieder einen Freund und Bruder gefunden. David ist mit seiner Familie in einem Gefängnis eingesperrt, in dem Rajs Vater als Aufseher arbeitet. Als ein Zyklon die Insel verwüstet, flieht David zu Raj. Aus Furcht vor Rajs Vater beschließen die beiden Freunde wegzulaufen. So beginnt eine Odyssee durch den Dschungel, die für David tödlich endet. Erst als sich Raj nach Jahren seinen Erinnerungen stellt, erfährt er die wahre Geschichte Davids und seiner Familie.
Klappentext zu „Der letzte Bruder “
Zwei Kinder auf der Suche nach Geborgenheit und GlückDie junge Autorin Nathacha Appanah wird in ihrer Wahlheimat Frankreich seit Jahren von Kritik und Publikum gefeiert. Jenseits aller Postkartenidylle zeigen ihre Bücher ein uns unbekanntes Mauritius. "Der letzte Bruder" erzählt die Geschichte der Freundschaft zwischen Raj und dem von Geheimnissen umgebenen David.
Der zehnjährige Raj lebt in einem ärmlichen Dorf am Rand der Zuckerrohrplantagen von Mauritius. Nachdem seine beiden Brüder bei einem Unglück ums Leben kommen, ist er allein der Gewalt seines Vaters ausgeliefert. Als er den gleichaltrigen David kennenlernt, scheint es, als habe er endlich wieder einen Freund und Bruder gefunden. David ist mit seiner Familie in einem Gefängnis eingesperrt, in dem Rajs Vater als Aufseher arbeitet. Als ein Zyklon die Insel verwüstet, flieht David zu Raj. Aus Furcht vor Rajs Vater beschließen die beiden Freunde wegzulaufen. So beginnt eine Odyssee durch den Dschungel, die für David tödlichendet. Erst als sich Raj nach Jahren seinen Erinnerungen stellt, erfährt er die wahre Geschichte Davids und seiner Familie.
Lese-Probe zu „Der letzte Bruder “
Gestern habe ich David wiedergesehen. Ich lag in meinem Bett, mein Kopf war leer, mein Körper leicht, nur eine sanfte Schwere zwischen den Augen. Ich weiß nicht, warum ich den Kopf zur Tür wandte, David hatte ja keinen Lärm gemacht, nein, er hatte keinen Lärm gemacht, es war nicht wie früher, wenn er ein wenig schief ging oder lief und ich mich jedes Mal wunderte, wie sein magerer Körper, seine Beine und seine Arme, lang und dünn wie das Schilf am Ufer der Flüsse, und sein Gesicht unter dem wie Wellenschaum weichen, luftigen Haar, wie all das, dieses Zusammenspiel kleiner, sanfter Harmlosigkeiten, so viel Lärm auf dem Boden machen konnte, wenn David unterwegs war.David lehnte am Türrahmen. Er war groß, das überraschte mich. Er trug eines dieser leichten Leinenhemden, die schon von weitem gefallen. Seine Haltung war lässig, ein Fuß locker über den anderen gestellt, die Hände in den Taschen. Ein Lichtschimmer lag auf seinem Haar, und seine Locken glänzten. Ich spürte, dass er sich freute, mich zu sehen, nach all den Jahren. Er lächelte mich an.
Vielleicht merkte ich in genau diesem Augenblick, dass ich träumte. Ich weiß nicht, woher es kommt, dieses Aufzucken des Bewusstseins, und ich frage mich, warum die Wirklichkeit manchmal so in den Traum einbricht. Diesmal war mir dieses verschwommene Gefühl höchst unangenehm, und ich rang darum, mich davon zu überzeugen, dass David tatsächlich da war, dass er ganz einfach geduldig wartete, bis ich aufwachte. Ich sagte mir: He, ich werde ihn ein bisschen aufziehen, ihm etwas sagen wie: Na, du Adonis, du siehst ja aus wie ein Filmschauspieler, doch ich brachte keinen Ton heraus. Mit übermenschlicher Anstrengung versuchte ich, meinen Mund aufzureißen, ich kämpfte und kämpfte, meine Kehle dörrte aus, unglaublich, wie real diese Empfindung war, Luft drang in großen Schlucken in meinen weit geöffneten Mund und trocknete alles aus. Da merkte ich, dass ich gleich aufwachen würde, und ich dachte, wenn ich stillhielte, könnte der
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Traum noch andauern. Also blieb ich in meinem Bett liegen, schloss den Mund und schaute weiter zur Tür, konnte jedoch die Traurigkeit, die schon in mir aufstieg, nicht zurückhalten.
Genau in dem Moment, als der Kummer über mich hereinbrach, kam David näher. Mit einer vollkommen geschmeidigen Bewegung löste er seine Schulter vom Türrahmen, ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen, und trat drei Schritte vor. Ich zählte mit. Drei Schritte. David war groß, stark, erwachsen und schön, bildschön. Jetzt wusste ich endgültig, dass ich träumte und nichts dagegen tun konnte. Das letzte Mal hatte ich ihn gesehen, als er zehn Jahre alt war. Und trotzdem stand mein David jetzt da, vor mir. Eine unglaubliche Zärtlichkeit ging von ihm aus, etwas Unerklärliches, wie ich es in den kostbarsten Momenten meines Lebens gespürt hatte: als ich noch im Norden wohnte, als kleiner Junge, und ich meine beiden Brüder hatte, und auch als ich jene wenigen Sommertage mit ihm verbrachte, im Jahr 1945.
Wie ich so in meinem Bett lag, schämte ich mich ein wenig. Ich war keine Traumgestalt. Für mich hatte es seit David sechzig lange Jahre gegeben, und niedergedrückt auf mein Bett spürte ich jeden einzelnen Tag. In dieser ganzen Zeit hatte ich kein einziges Mal von ihm geträumt. Auch am Anfang, als ich tagtäglich an ihn gedacht hatte und er mir so sehr gefehlt hatte, dass ich hätte heulen können, dass ich hätte sterben können, war er mir nie im Traum erschienen. Wäre er doch nur früher gekommen, als ich noch ein bisschen war wie er, jung und stark. Auch ich hatte früher so dastehen können wie er, mit erhobenem Kopf, die Hände in den Taschen, der Rücken gerade. Auch ich konnte damals den Adonis geben, den Filmschauspieler.
Hätte ich meinen Hals gereckt und mich ein wenig auf die Ellbogen gestützt, hätte ich sein Gesicht besser erkennen können, doch ich traute mich nicht, mich zu rühren. Ich wollte, dass der Traum andauerte, ich wünschte mir, David möge näher kommen. Ich rechnete: Noch zwei Schritte, und er wäre in Reichweite, in Sichtweite. Dann könnte ich ihm endlich in die Augen schauen. Ich könnte aufstehen, ihn freundschaftlich knuffen und ihn in die Arme nehmen, all das blitzschnell, bevor ich aufwachte, so dass ich den Traum gewissermaßen überrumpelt hätte. Ob er wohl noch den abgebrochenen Schneidezahn hatte, den Rest von diesem Zahn, der zu Boden fiel, als ich David beim Flugzeugspielen losließ? Ich hielt ihn in der Waagerechten, er hatte die Hände nach vorn gestreckt. Er schrie und lachte, während ich einige Meter vorwärtsstürmte. Er war federleicht, doch ich stolperte. David lachte noch am Boden, und ich war es, der als Erster sein ramponiertes Lächeln und seine blutigen Lippen bemerkte, doch er lachte immer noch. Er spielte schrecklich gern Flugzeug, wollte gleich weitermachen und hatte keine Zeit, sich zu bemitleiden. Andernfalls hätte er bei allem, was er mit seinen zehn Jahren schon erlebt hatte, wohl von morgens bis abends geweint.
Es heißt, man träume kurz vor dem Tod sonderbare Dinge. Meine Mutter träumte lange Zeit, dass mein Vater ihr in seinem braunen Anzug erschien, fertig, um zur Arbeit zu gehen, und dass er zu ihr sagte, komm mit, ich brauche dich. Im Traum weigerte sich meine Mutter rundheraus und schroff, wie sie mir mit einer Spur von Entsetzen in der Stimme erzählte, sie, die ihm zu seinen Lebzeiten kaum je etwas verweigert hatte. Ich frage mich, ob in der Nacht, als meine Mutter im Schlaf starb, ich frage mich, ob sie es in jener Nacht nicht sattgehabt hatte, Nein zu sagen, und meinem Vater in die Finsternis gefolgt war.
David hingegen sagte nichts, er stand still da und sah mich an, zwischen Schatten und Licht. Der Staub, der in der Morgendämmerung schwebte, erinnerte mich seltsamerweise an Flitterwerk. Es war eigentlich ganz angenehm, ein trauriger und zugleich wohltuender Traum, ein violettes Licht war im Zimmer, und ich sagte mir, jetzt könnte er mich getrost mitnehmen.
Genau in dem Moment, als der Kummer über mich hereinbrach, kam David näher. Mit einer vollkommen geschmeidigen Bewegung löste er seine Schulter vom Türrahmen, ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen, und trat drei Schritte vor. Ich zählte mit. Drei Schritte. David war groß, stark, erwachsen und schön, bildschön. Jetzt wusste ich endgültig, dass ich träumte und nichts dagegen tun konnte. Das letzte Mal hatte ich ihn gesehen, als er zehn Jahre alt war. Und trotzdem stand mein David jetzt da, vor mir. Eine unglaubliche Zärtlichkeit ging von ihm aus, etwas Unerklärliches, wie ich es in den kostbarsten Momenten meines Lebens gespürt hatte: als ich noch im Norden wohnte, als kleiner Junge, und ich meine beiden Brüder hatte, und auch als ich jene wenigen Sommertage mit ihm verbrachte, im Jahr 1945.
Wie ich so in meinem Bett lag, schämte ich mich ein wenig. Ich war keine Traumgestalt. Für mich hatte es seit David sechzig lange Jahre gegeben, und niedergedrückt auf mein Bett spürte ich jeden einzelnen Tag. In dieser ganzen Zeit hatte ich kein einziges Mal von ihm geträumt. Auch am Anfang, als ich tagtäglich an ihn gedacht hatte und er mir so sehr gefehlt hatte, dass ich hätte heulen können, dass ich hätte sterben können, war er mir nie im Traum erschienen. Wäre er doch nur früher gekommen, als ich noch ein bisschen war wie er, jung und stark. Auch ich hatte früher so dastehen können wie er, mit erhobenem Kopf, die Hände in den Taschen, der Rücken gerade. Auch ich konnte damals den Adonis geben, den Filmschauspieler.
Hätte ich meinen Hals gereckt und mich ein wenig auf die Ellbogen gestützt, hätte ich sein Gesicht besser erkennen können, doch ich traute mich nicht, mich zu rühren. Ich wollte, dass der Traum andauerte, ich wünschte mir, David möge näher kommen. Ich rechnete: Noch zwei Schritte, und er wäre in Reichweite, in Sichtweite. Dann könnte ich ihm endlich in die Augen schauen. Ich könnte aufstehen, ihn freundschaftlich knuffen und ihn in die Arme nehmen, all das blitzschnell, bevor ich aufwachte, so dass ich den Traum gewissermaßen überrumpelt hätte. Ob er wohl noch den abgebrochenen Schneidezahn hatte, den Rest von diesem Zahn, der zu Boden fiel, als ich David beim Flugzeugspielen losließ? Ich hielt ihn in der Waagerechten, er hatte die Hände nach vorn gestreckt. Er schrie und lachte, während ich einige Meter vorwärtsstürmte. Er war federleicht, doch ich stolperte. David lachte noch am Boden, und ich war es, der als Erster sein ramponiertes Lächeln und seine blutigen Lippen bemerkte, doch er lachte immer noch. Er spielte schrecklich gern Flugzeug, wollte gleich weitermachen und hatte keine Zeit, sich zu bemitleiden. Andernfalls hätte er bei allem, was er mit seinen zehn Jahren schon erlebt hatte, wohl von morgens bis abends geweint.
Es heißt, man träume kurz vor dem Tod sonderbare Dinge. Meine Mutter träumte lange Zeit, dass mein Vater ihr in seinem braunen Anzug erschien, fertig, um zur Arbeit zu gehen, und dass er zu ihr sagte, komm mit, ich brauche dich. Im Traum weigerte sich meine Mutter rundheraus und schroff, wie sie mir mit einer Spur von Entsetzen in der Stimme erzählte, sie, die ihm zu seinen Lebzeiten kaum je etwas verweigert hatte. Ich frage mich, ob in der Nacht, als meine Mutter im Schlaf starb, ich frage mich, ob sie es in jener Nacht nicht sattgehabt hatte, Nein zu sagen, und meinem Vater in die Finsternis gefolgt war.
David hingegen sagte nichts, er stand still da und sah mich an, zwischen Schatten und Licht. Der Staub, der in der Morgendämmerung schwebte, erinnerte mich seltsamerweise an Flitterwerk. Es war eigentlich ganz angenehm, ein trauriger und zugleich wohltuender Traum, ein violettes Licht war im Zimmer, und ich sagte mir, jetzt könnte er mich getrost mitnehmen.
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Autoren-Porträt von Nathacha Appanah
Nathacha Appanah, geboren 1973 auf Mauritius, lebt heute als Journalistin in Paris.
Bibliographische Angaben
- Autor: Nathacha Appanah
- 2009, 191 Seiten, Maße: 13 x 20,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Krieger, Karin
- Übersetzer: Karin Krieger
- Verlag: Knaus
- ISBN-10: 3813503216
- ISBN-13: 9783813503210
Rezension zu „Der letzte Bruder “
"Nathacha Appanah ist ein in seiner poetischen Intensität wirklich berührender, herzzerreißender Roman über das Versprechen einer Freundschaft gelungen".
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