Nathschläger, P: Mitternachtsdom / Großdruck

Der Mitternachtsdom von Peter Nathschläger ist ein in vielerlei Hinsicht wuchtiger und erschütternder Roman: die sich aus der Handlung ergebende Konsequenz, mit der die Themen Freundschaft, Liebe und Tod abgehandelt werden ebenso, wie die rein emotionelle Ebene der Geschichte.

Ein junger Mann, zerrissen von den Anforderungen seiner religiös verblendeten Mutter einerseits und seinen Anforderungen an sich selbst und seinem tief empfundenen Wunsch, einfach jung sein zu können, verunglückt bei einer Großveranstaltung am Dachstein, einem hochalpinen Gebirge in Österreich.

Die darauf folgende Passion, die der schwerverletzte Jungbergführer quer über das Hochgebirge übernimmt wird ebenso getragen von großer Wahrhaftigkeit, Tragik, wie auch von Realismus; das ist ein außergewöhnlicher Balanceakt zwischen irdischer Tragödie und erhebender Spiritualität!

Ein Roman, der mir als Leser Gänsehaut verschafft, ist selten, aber einer, der meine Hände zum Zittern brachte, das gabs noch nie. Die Geschichte der Freunde Andreas und Martin ist so nahe am Leben, dass man sich wünschte, man wäre mit ihnen befreundet. Und deshalb geht mir wohl das Schicksal von Martin so nahe, deswegen dachte ich manchmal, während ich las: Du solltest mein Bruder sein, da wärst du sicher ...
Martins Passion (Und nichts anderes ist das, was er nach dem Unfall macht), führt ihn nicht nur quer über den Dachstein und von einem Bundesland in ein anderes, sie führt ihn auch an sich heran, an sein ureigenes Wesen, seine Träume und Hoffnungen. Und deshalb ist das Ende des Romans ja so zutiefst berührend: Martin findet ganz zum Schluss nicht nur sich selbst, sondern auch zur Essenz des Glaubens. Dafür lässt er aber seinen besten Freund zurück, und das schmerzt tief.